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Paris, wir kommen! Aufgeregt begleitet Meg ihren neuen Boss Etienne Gavard in die Stadt der Liebe. Als Dank für ihr Engagement har er ihr etwas unglaublich Verführerisches angeboten: Er will in ihre Garderobe etwas französischen Chic bringen – und in ihr Leben etwas l’amour?
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Seitenzahl: 177
IMPRESSUM
Rendezvous in der Stadt der Liebe erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2009 by Myrna Topol Originaltitel: „The Frenchman’s Plain-Jane Project“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 326 - 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Lydia Roeder
Umschlagsmotive: encrier / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 5/2024
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751529617
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, TIFFANY
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„Oh, da machen Sie sich lieber keine allzu großen Hoffnungen, Mr. Gavard. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Meg sich dazu überreden lässt, wieder für Fieldman’s Furnishing zu arbeiten.“
An diese Worte einer ehemaligen Arbeitskollegin und alten Freundin von Meg Leigthon musste Etienne denken, als er seinen schwarzen Porsche vor dem großen Apartmenthaus einparkte, in dem Meg Leighton wohnte. Etienne war vor zwei Wochen aus Paris nach Chicago gekommen, um das Möbelhaus Fieldman’s Furnishing vor dem Konkurs zu retten. Im Zuge seiner umfangreichen Recherchen hatte er herausgefunden, dass Meg Leighton die engste Mitarbeiterin der damaligen Geschäftsführerin gewesen war und somit diejenige, die ihm bei dieser schwierigen Aufgabe am ehesten würde helfen können.
Etienne Gavard war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er kaufte Firmen auf, die vor der Pleite standen, um sie wieder in florierende Unternehmen zu verwandeln, und das war ihm bisher auch jedes Mal gelungen. Sein Privatleben hingegen war ein regelrechter Scherbenhaufen. Seit jenem Unglückstag im August vor drei Jahren, an dem seine Frau Louisa und ihr ungeborenes Kind bei einem Autounfall starben, hatte Etienne sich vollkommen seiner Firma verschrieben, um dieses Drama zu vergessen. Doch auch wenn er wie ein Besessener arbeitete, es gelang ihm einfach nicht, die Geister der Vergangenheit zu verbannen. Er gab sich nach wie vor die Schuld an diesem Unglück, und je näher Louisas Todestag rückte, desto schlechter fühlte er sich.
Etienne verdrängte die düsteren Gedanken und versuchte sich auf die schwierige Aufgabe zu konzentrieren, die er sich für die nächsten drei Monate vorgenommen hatte. Die Lage von Fieldman’s Furnishing war sehr ernst, doch mit unternehmerischem Geschick und seinem hervorragenden Gespür für Innovationen wollte Etienne es schaffen, die Firma vor der Pleite zu retten. Und je härter er dafür arbeitete, desto besser, denn harte Arbeit war für Etienne das einzig wirksame Mittel, um den Schmerz über Louisas Tod zu betäuben.
Aber er brauchte Hilfe, und zwar von Meg Leighton, denn sie kannte, laut ihrer Freundin Edie, Fieldman’s Furnishing am besten. Der einzige Haken an der Sache war, dass Meg seit über einem Jahr nicht mehr für Fieldman’s arbeitete, doch weshalb sie die Firma verlassen hatte, das hatte Edie ihm nicht sagen wollen.
Etienne ging auf das wenig einladende braune Backsteingebäude mit dem ungepflegten Vorgarten zu. Hier also wohnte die Frau, mit deren Unterstützung er sein Ziel erreichen wollte. Etienne war fest entschlossen, sie für seine Pläne zu gewinnen, denn die Existenz und Zukunft vieler Menschen standen auf dem Spiel, und er würde alles dafür tun, um diese vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes zu bewahren.
„Na, da kommt er ja“, sagte Meg zu ihrem Kater Blitz und trat vom Fenster zurück. „Und Edie hatte recht, er sieht verdammt gut aus.“ Blitz antwortete mit einem breiten Gähnen, das Meg zum Lachen brachte. „Was soll denn das schon wieder heißen, hm? Dass ein Mann wie er nichts Besonderes für uns ist, weil wir jeden Tag Besuch von gut aussehenden Franzosen bekommen?“ Sie ging in die Hocke und kraulte ihren Kater zärtlich hinterm Ohr. „Schön wär’s, nicht wahr? Na ja, mal sehen, was er von uns will.“
Was er von ihr wollte, wusste Meg im Grunde schon, denn gerade eben hatte ihre beste Freundin Edie angerufen und ihr erklärt, wer dieser Mann war: Etienne Gavard kam aus Paris und hatte Fieldman’s Furnishing gekauft, um das Unternehmen zu sanieren. Und nun hoffte er auf Megs Unterstützung, weil sie die Einzige war, die sich in der Unternehmensführung auskannte – oder zumindest ausgekannt hatte, als sie noch dort angestellt gewesen war. Zu Fieldman’s Furnishing zurückzukehren kam für Meg jedoch keinesfalls infrage, nach all dem, was sie dort erlebt hatte.
Meg dachte mit Wehmut an die Zeit zurück, in der sie mit ihrer Chefin Mary Fieldman zusammengearbeitet hatte. Mit sechzehn Jahren hatte Meg eine kaufmännische Lehre bei Fieldman’s begonnen und war im Lauf der Jahre zu Marys engster Mitarbeiterin und Vertrauter geworden. Meg hatte sich bei Fieldman’s Furnishing so wohlgefühlt, dass die Firma sozusagen zu ihrem zweiten Zuhause geworden war. Dann aber war der Moment gekommen, der alles verändert hatte, und an diesen schwarzen Tag in ihrem Leben wollte Meg nicht mehr erinnert werden.
Sie atmete tief durch und wappnete sich innerlich für das Gespräch mit Etienne Gavard. Was auch immer er von ihr wollte und ihr für ihre Hilfe bot, sie würde ihm eindeutig zu verstehen geben, dass sie keinerlei Interesse daran hatte, wieder für Fieldman’s zu arbeiten. Allein der Gedanke an die tiefe Demütigung, die sie durch Marys Sohn, Alan Fieldman, erfahren hatte, verursachte Meg regelrecht Bauchschmerzen. Nein, sie wollte nicht mehr daran denken, wie er ihr im Beisein mehrerer Kollegen den Laufpass gegeben und sie gleichzeitig fristlos entlassen hatte.
Das Läuten an der Tür brachte Meg in die Gegenwart zurück, und als sie Etienne Gavard schließlich gegenüberstand, begann ihr Herz sofort schneller zu schlagen. Er war sehr groß, hatte schwarzes Haar, ein markantes Gesicht mit strahlend blauen Augen und war in der Tat der attraktivste Mann, der ihr je begegnet war.
„Mr. Gavard?“, fragte sie nervös und versuchte dabei, sich nichts von ihrer Aufregung anmerken zu lassen.
„Ja, der bin ich.“ Etienne lächelte, und Meg hatte das Gefühl dahinzuschmelzen. „Sie sehen aus, als hätten Sie mich schon erwartet.“
„Ja, das stimmt“, gab sie zu und war froh, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die bei jeder Gelegenheit gleich rot wurden. „Meine Freundin Edie hat mich vorhin angerufen und mir gesagt, dass Sie auf dem Weg zu mir sind.“
„Dann hat sie Ihnen sicher auch erzählt, aus welchem Grund ich sie aufsuche, nicht wahr?“
Er lächelte erneut, und das Grübchen, das sich dabei auf seiner linken Wange bildete, war so sexy, dass Meg fast weiche Knie bekam. Ein Mann wie er wusste ganz genau, wie er auf Frauen wirkte, und machte sich dies sicher gern auch mal zunutze. Meg hingegen hatte keinen derartigen Trumpf auszuspielen. Sie gehörte leider nicht zu den Frauen, die beim männlichen Geschlecht allzu große Begeisterung hervorriefen. Meg hielt sich selbst für eine graue Maus, und immer wenn sie in den Spiegel sah, fühlte sie sich in ihrer Meinung bestätigt. Sie war nicht gerade schlank, und ihre rechte Wange zierte eine lange Narbe, die noch deutlicher zum Vorschein kam, wenn Meg lächelte. Früher hatte sie sehr unter diesem Makel gelitten, doch im Lauf der Jahre hatte sie gelernt, ihn zu akzeptieren und damit zu leben.
„Ja, das hat sie“, erwidert Meg und hob entschlossen ihr Kinn an. Sie würde sich nicht von diesem Mann um den Finger wickeln lassen, auch wenn er sich seiner Sache noch so sicher war. „Aber ich fürchte, ich werde Sie enttäuschen müssen. Ich arbeite schon seit über einem Jahr nicht mehr für Fieldman’s Furnishing und kann Ihnen deshalb auch nicht helfen.“
„Nun, der Meinung bin ich nicht, Miss Leighton. Ich glaube schon, dass Sie mir helfen können.“
Sein französischer Akzent und seine dunkle Stimme waren so erotisch, dass auch Meg sich dieser Wirkung kaum entziehen konnte. Und gerade deshalb musste sie ganz besonders auf der Hut sein, denn Etienne Gavard ließ seinen Charme sicher nur deshalb bei ihr spielen, weil er etwas von ihr wollte.
„Ich weiß, es ist schon etwas ungewöhnlich, einfach so bei Ihnen aufzukreuzen“, sagte er unvermittelt, als hätte er ihre innere Abwehr gespürt. „Aber ungewöhnliche Projekte erfordern ebensolche Maßnahmen.“ Wieder schenkte er ihr sein entwaffnendes Lächeln. „Aber darf ich Ihnen das vielleicht woanders als im kalten Treppenhaus erläutern?“
Aha, jetzt will er in meine Wohnung, weil er glaubt, mich so schneller rumzukriegen, dachte Meg leicht ärgerlich und ignorierte sein Bitte. „Es tut mir leid, aber da gibt es nicht viel zu erläutern“, erwiderte sie kühl. „So wie Edie sagte, suchen Sie einen Spezialisten, der sich in Fieldman’s Unternehmensführung auskennt. Und der bin ganz bestimmt nicht ich.“
„Sehen Sie, Miss Leighton, genau das ist der Punkt. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass gerade Sie mir helfen können. Die Lage bei Fieldman’s sieht alles andere als rosig aus, mit anderen Worten, es herrscht totales Chaos. Zahlungen sind in Verzug, die Produktion steht weitgehend still, keinerlei Einkäufe werden getätigt, nichts geht mehr voran. Selbst die banalsten Dinge funktionieren nicht. In den Toiletten und Waschräumen beispielsweise ist die Seife ausgegangen, und keiner scheint zu wissen, wo man welche findet.“
„Im Lager, dritte Reihe rechts, viertes Regal von unten“, antwortete Meg wie aus der Pistole geschossen. „Oder zumindest war sie da zu finden, als ich noch dort war.“
Etienne lächelte triumphierend. „Sehen Sie, genau das habe ich gemeint. So gut wie Sie kennt sich kein anderer bei Fieldman’s aus, und deshalb sind Sie genau die Richtige für mich.“
Meg ärgerte sich nun noch mehr, denn mit ihrer voreiligen Antwort hatte sie sich wohl ein Eigentor geschossen. „Ich kannte mich gut aus, aber ich arbeite ja schon lange nicht mehr dort“, wies sie ihn zurecht. „Wie Edie mir erzählt hat, ist nichts mehr so wie früher, und davon abgesehen glaube ich kaum, dass ich Ihnen eine große Hilfe bin, nur weil ich vielleicht weiß, wo sich die Seife befindet.“
„Also, wenn wir unsere Hände waschen wollen, hilft es uns schon weiter“, versuchte Etienne zu scherzen, um die Atmosphäre etwas aufzulockern. Dann wurde er jedoch wieder ernst. „Aber jetzt mal Spaß beiseite, Miss Leighton. Sie haben recht, ich brauche nicht nur jemanden, der weiß, wo man was im Lager findet, sondern jemanden, der bereit ist, sich mit mir gemeinsam auf dieses Abenteuer einzulassen. Ich brauche einen Assistenten, dem ich voll vertrauen kann und der mir hilft, Fieldman’s Furnishing zu retten und den Angestellten ihre Arbeitsplätze zu erhalten.“
Meg runzelte die Stirn. Wie kam dieser Mann nur darauf, dass gerade sie ihn bei dieser schwierigen Aufgabe unterstützen konnte? Was, in aller Welt, hatte Edie ihm nur über sie erzählt? „Mr. Gavard“, versuchte sie es ihm von Neuem zu erklären. „Ich fürchte, Sie haben ein völlig falsches Bild von mir. Ich habe zwar jahrelang für Mary Fieldman gearbeitet, aber ich war nie mehr als … als …“
„Als was?“, hakte Etienne nach, als sie nicht weitersprach. Er hatte schon bei dem Gespräch mit Edie das Gefühl gehabt, dass Meg nicht freiwillig aus dem Unternehmen ausgeschieden war, und die Tatsache, dass ihre frühere Kollegin ihm nichts darüber hatte sagen wollen, sprach für diese Vermutung. „Warum sind Sie denn so gegen Fieldman’s eingestellt? Gibt es dafür einen besonderen Grund?“
Megs Herz schlug vor Aufregung schneller. Merkte ihr denn sogar ein Fremder an, wie sehr sie dieses Thema immer noch belastete? „Ja, ich habe inzwischen einen anderen Job gefunden“, antwortete sie ausweichend. „Und der macht mir Spaß.“
Etienne zog die Brauen hoch. „Es macht Ihnen Spaß, Obst und Gemüse in Regale einzuräumen, nachdem Sie jahrelang die rechte Hand der Chefin waren?“
Mist, das hat Edie ihm also auch erzählt! dachte Meg verdrossen. „Jawohl, ich mag meinen Job, Mr. Gavard“, gab sie zurück, wobei das glatt gelogen war. „Fieldman’s ist für mich Vergangenheit, und ich denke nicht im Traum daran, je dorthin zurückzukehren.“
Ihre heftige Reaktion schien jedoch genau das Gegenteil dessen zu bewirken, das sie sich erhofft hatte, denn nun musterte Etienne sie so eindringlich, dass ihr die Hitze in die Wangen stieg. Meg glaubte genau zu wissen, was er in ihr sah: eine viel zu große Frau mit viel zu breiten Hüften, einem viel zu breiten Mund und einer Narbe im Gesicht, die nicht zu übersehen war.
„Warum auch immer Sie damals aus dem Unternehmen ausgeschieden sind“, sagte er schließlich nachdenklich, „spielt für mich eine eher untergeordnete Rolle. Ich bin überzeugt davon, dass Sie mir helfen können, Fieldman’s Furnishing zu retten. Und was Sie selbst betrifft – glauben Sie nicht auch, dass es Ihnen sehr viel mehr Befriedigung verschaffen würde, Ihre ehemaligen Kollegen vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren, anstatt Ihre Zeit in einem Obst- und Gemüseladen zu verbringen?“
Meg wusste nun gar nicht mehr, was sie dazu sagen sollte. Offensichtlich merkte Etienne Gavard ihr deutlich an, dass sie ihre jetzige Arbeit hasste. Davon abgesehen hatte sie die Lage bei Fieldman’s gar nicht als so ernst eingeschätzt, wie sie es offensichtlich war. Bei ihren regelmäßigen Treffen mit Edie hatten sie das Thema Fieldman’s Meg zuliebe bisher meistens ausgespart. „Ist es denn tatsächlich schon so schlimm?“, fragte sie verunsichert. „Ich meine, kann es wirklich sein, dass alle ihren Job verlieren?“
„Genauso ist es, sonst wäre ich nicht hier. Ich habe mir bereits ein detailliertes Bild von Mary Fieldmans Unternehmensführung gemacht. Und dabei habe ich herausgefunden, dass Sie, Miss Leighton, ihre persönliche Assistentin und Vertraute waren. Sie hatten Einsicht in die Bücher, wussten über sämtliche verwaltungstechnischen Vorgänge Bescheid und wurden in alle wichtigen Entscheidungen mit einbezogen.“
Meg senkte die Lider, denn es stimmte sie jedes Mal traurig, wenn sie an ihre wunderbare Zeit mit Mary dachte. „Sie haben recht, Mary Fieldman hat mir alles anvertraut, und ihr plötzlicher Tod hat mich damals schwer getroffen.“ Sie sah Etienne wieder an, und Wehmut lag in ihrem Blick. „Mary wusste immer ganz genau, was das Richtige für das Unternehmen war, sie hatte einfach ein Gespür dafür. Der Name Fieldman’s stand für höchste Qualität, und sie konnte ihre Kunden stets überzeugen. Fieldman’s hatte seinen guten Ruf einzig und allein ihr zu verdanken.“
„Nun, mit dem guten Ruf ist es jetzt leider vorbei, dafür hat ihr Sohn Alan gesorgt“, erklärte Etienne trocken. „Haben Sie schon gesehen, was Fieldman’s derzeit im Programm hat?“
Meg schüttelte den Kopf. „Edie hat zwar irgendwann erwähnt, dass es Veränderungen gab, aber so genau hab ich da nicht nachgefragt. Wir sprechen kaum über Fieldman’s, wenn wir uns treffen.“
Etienne öffnete seine Aktentasche und nahm einen Hochglanzkatalog heraus. „Hier, sehen Sie sich das mal an.“
Meg betrachtete die ersten Seiten, dann blätterte sie weiter, und ihre Miene wurde immer finsterer. „Das kann nicht sein Ernst sein, oder? Bunte Igel und Koalabären als Motiv für Polstermöbel? Und kleine Hündchen mit rosa Schleifchen um den Hals? Wer, in aller Welt, soll das denn kaufen?“
„Das habe ich mich auch gefragt. Es scheint Alan Fieldmans ganz persönlicher Geschmack zu sein. Ihre Freundin Edie meinte, er wollte neue Wege gehen und damit verstärkt die jüngere Generation ansprechen.“
Meg runzelte die Stirn. Das sah Alan ähnlich! Er hatte sich schon immer gegen seine Mutter aufgelehnt, und nun, da Mary nicht mehr da war, glaubte er, seine utopischen Ideen in die Tat umsetzen zu können. Schon damals hatte er ständig versucht, Meg im Kampf gegen seine Mutter zu instrumentalisieren, und als das nicht klappte, hatte er sie, Meg, einfach abserviert …
„Helfen Sie mir, Fieldman’s zu retten, Miss Leighton“, holte Etiennes Stimme sie in die Gegenwart zurück. „Ich weiß, dass Sie die Richtige dafür sind.“
Doch sie schüttete erneut den Kopf. „Es tut mir leid, Mr. Gavard. Ich kann Ihnen keine Unterstützung anbieten.“
„Und weshalb nicht?“
Meg atmete tief durch. Es war wohl besser, Etienne Gavard reinen Wein einzuschenken, sonst würde er sie nie in Ruhe lassen. „Ich bin damals nicht freiwillig gegangen, Mr. Gavard. Alan hat mich von einer Minute auf die andere rausgeworfen, und zwar im Beisein etlicher Kollegen. Es gab eine schreckliche Szene, und wie mir da zumute war, können Sie sich sicher vorstellen.“
Etienne erwiderte ihren Blick, und plötzlich rührte sich etwas in seinem Herzen. Sie hatte unglaublich schöne braune Augen – in deren Tiefen er zu versinken schien. „Ja, das kann ich“, antwortete er schnell, um dieses verwirrende Gefühl abzuschütteln. „Aber Edie meinte, Sie seien eine Kämpferin, und genau so jemanden brauche ich.“
Meg lächelte bitter. „Ich habe im Kampf gegen Alan verloren, Mr. Gavard. Sie sind ein erfolgreicher Geschäftsmann, der aus Paris hierhergekommen ist, um eine Firma vor der Pleite zu retten, die kaum noch eine Chance hat. Und Hilfe erhoffen Sie sich dabei ausgerechnet von mir – von einer Frau, die fristlos aus dieser Firma entlassen wurde. Glauben Sie nicht auch, dass Sie damit nur Ihre Zeit und einen Haufen Geld verschwenden?“
„Ganz und gar nicht, Miss Leighton. Es geht hier nicht in erster Linie um den Gewinn, den ich im Erfolgsfall erzielen würde, sondern um das Schicksal dieser Menschen. Menschen, die um ihre Zukunft bangen und die Hoffnung fast verloren haben.“
Nun wurde Meg doch etwas unsicher. Wenn Etienne Gavard tatsächlich davon überzeugt war, dass sie in entscheidender Weise zu Fieldman’s Rettung beitragen konnte, war es dann nicht sogar ihre moralische Pflicht, ihm zu helfen? Würde sie es andernfalls mit ihrem Gewissen vereinbaren können, tatenlos zuzusehen, wie die Firma unterging und ihre ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in die Arbeitslosigkeit abstürzten?
„Was kann ich tun, um Sie zu überzeugen, Miss Leigthon?“, hakte er weiter nach. „Welche Gegenleistung, außer einem attraktiven Gehalt natürlich, kann ich Ihnen bieten?“
Meg war hin- und hergerissen. Einerseits sträubte sie sich dagegen, an den Ort ihrer größten Demütigung zurückzukehren, andererseits aber fiel es ihr unglaublich schwer, Edie und die anderen im Stich zu lassen, wenn die Möglichkeit bestand, dass sie ihnen vielleicht helfen konnte. Von Edie hatte sie erfahren, dass Etienne Gavard sehr erfolgreich war. Er verkörperte all das, was Meg sich für sich selbst schon immer gewünscht hatte: Selbstsicherheit, Durchsetzungsvermögen und Attraktivität. Von der Zusammenarbeit mit einem Mann mit solchen Qualitäten würde sie sicherlich nur profitieren können. Dazu kam, dass sie in ihrem momentanen Job alles andere als glücklich war. Wie gerne hätte sie wieder eine spannende und gut bezahlte Arbeit angenommen, an der sie wachsen und sich persönlich weiterentwickeln konnte. Sollte das, was Etienne Gavard ihr bot, vielleicht die Chance ihres Lebens sein?
Unwillkürlich stellte Meg sich vor, welche Perspektiven sich dadurch für sie eröffnen könnten. Ein solcher Job würde finanzielle Absicherung bedeuten, und diese wäre der Schritt dahin, sich ihren größten Wunsch zu erfüllen: irgendwann ein eigenes Kind zu haben.
„Also gut, ich stelle folgende Bedingungen“, kam es nun wie von selbst aus ihrem Mund. „Ich möchte eine Position innehaben, in der mir niemand außer Ihnen etwas zu sagen hat und die mir auch keiner so leicht streitig machen kann. Das bedeutet, dass ich nicht wie früher nur im Hintergrund arbeiten möchte, sondern ganz auf vorderer Front. Ich will wichtige Entscheidungen treffen können, die meine Kollegen zu respektieren und zu akzeptieren haben. Dabei ist mir allerdings klar, dass ich so weit noch nicht bin. Ich würde sehr viel lernen müssen, und dafür bräuchte ich Ihre Hilfe und professionellen Rat.“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Wären Sie dazu bereit, mir alles beizubringen, was ich können muss, um eine leitende Funktion bei Fieldman’s einzunehmen? Können Sie mir das als Gegenleistung bieten?“
Zu ihrem Erstaunen zögerte Etienne keine Sekunde mit der Antwort. „Selbstverständlich, Miss Leighton. Und es freut mich sehr, dass Sie so viel Motivation und Ehrgeiz zeigen, um sich persönlich zu entwickeln.“
Meg war jedoch immer noch skeptisch. „Und wie wird es weitergehen, wenn Ihre Mission erfüllt ist? Was würde dann aus mir?“
„Das können Sie dann selbst entscheiden. Wenn Fieldman’s wieder auf einer soliden Basis steht und Ihre Ausbildung erfolgreich war, liegt es ganz bei Ihnen, ob Sie bleiben oder lieber einen anderen Job annehmen wollen. Aber eines kann ich Ihnen versichern: Sie werden alles Nötige von mir lernen, und das bei einem sehr attraktiven Gehalt. Sollten Sie dann letztendlich doch nicht bei Fieldman’s bleiben wollen, hätten Sie somit die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“
Tausend Gedanken schossen Meg durch den Kopf, und sie malte sich schon aus, wie schön es wäre, endlich nicht mehr die schüchterne und ungeschickte junge Frau zu sein, die immer nur im Hintergrund agierte, sondern eine selbstbewusste Persönlichkeit, die für ihre Meinung eintrat und für ihre Ziele kämpfte. „Bis wann muss ich mich entscheiden?“, fragte sie schließlich.
Da lächelte Etienne gewinnend. „‚Bis wann muss ich mich entscheiden‘ gefällt mir als Antwort schon viel besser als Ihre ursprüngliche ablehnende Haltung.“
„Sie verfügen eben über eine starke Überzeugungskraft“, erwiderte Meg, wobei sie sich schon wieder ein bisschen ärgerte, weil er nun die Oberhand gewann. „Also, bis wann brauchen Sie nun meine Antwort?“
„Sagen wir, bis morgen?“
„So schnell?“
Etienne nickte. „Die Zeit drängt, und je eher wir mit unserer Arbeit anfangen können, desto besser.“
Meg holte tief Luft. „Also dann … dann entscheide ich mich eben gleich. Ich kann Edie und die anderen nicht einfach so im Stich lassen. Wenn Sie wirklich glauben, dass ich Ihnen helfen kann, das Unternehmen zu retten, dann will ich es versuchen.“