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Der Kipppunkt ist erreicht: Ein Appell von wütenden Müttern, u.a. Magdalena Neuner, Juliane Köhler und Laura und Armgard Karasek Angesichts fehlender Betreuungsangebote und unterstützender Strukturen ist für viele Mütter die Grenze der Belastbarkeit überschritten. Anne Theiss versammelt in diesem Buch prominente und andere wichtige Stimmen, die fordern, dass wir Mutterschaft neu denken und Familienpolitik reformieren. Mütter in Deutschland waren noch nie so privilegiert wie heute. Das hören junge Frauen, die sich die Frage stellen, ob sie eine Familie gründen sollen, häufig.Doch die Realität heutiger Mütter sieht anders aus: wegbrechende Strukturen in Betreuung, Bildung und gesundheitlicher Versorgung sowie unverändert schwierige Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Unser patriarchales System benachteiligt Frauen und besonders Mütter strukturell. Das geht zu Lasten ihrer Gesundheit, ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit – und ihrer Kinder. Noch immer gilt: Keiner erledigt die Care-Arbeit so oft wie Frauen. Dieses Sachbuch versammelt prominente und andere wichtige Stimmen, die gemeinsam dazu aufrufen, laut zu werden. Es lässt Mütter aus Wirtschaft und Politik, aus Sport, Kultur und sozialen Medien zu Wort kommen. Alleinerziehende Mütter, Frauen, die nach der Geburt ihrer Kinder gegründet haben, pflegende Mütter – und Männer, die zu mehr Solidarität aufrufen. Mit Beiträgen von: - Magdalena Neuner - Mareike Fallwickl - Sigrid Nikutta - Laura und Armgard Karasek - Tillmann Prüfer - Juliane Köhler - Katharina Schulze - Martin Speer & Vincent-Immanuel Herrund anderen.
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Seitenzahl: 292
Veröffentlichungsjahr: 2025
Herausgegeben von Anne Theiss
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Mütter waren noch nie so privilegiert wie heute. Das erzählt man Frauen, die überlegen, ob sie ein Kind bekommen wollen. Doch die Realität sieht anders aus – wegbrechende Strukturen in Betreuung, Bildung und gesundheitlicher Versorgung, unverändert schwierige Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt, und noch immer gilt: Keiner erledigt die Care-Arbeit so oft wie Frauen.
In diesem Buch rufen prominente und andere wichtige Stimmen dazu auf, gemeinsam laut zu werden. Mütter aus Wirtschaft und Politik, aus Sport, Kultur und sozialen Medien. Alleinerziehende Mütter, Frauen, die nach der Geburt ihrer Kinder Unternehmen gegründet haben, pflegende Mütter – und Männer, die mehr Solidarität fordern.
Über die Herausgeberin:
Anne Theiss ist Journalistin und war lange persönliche Referentin von Hubert Burda. Sie ist Mutter zweier Kinder und kennt die Fallstricke des Mutterdaseins aus eigener Erfahrung. Anne Theiss lebt mit ihrer Familie in Tutzing bei München.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de
Motto
Widmung
Vorwort
1. Kapitel
Mareike Fallwickl
2. Kapitel
Fernanda Brandão
3. Kapitel
Laura Karasek & Armgard Seegers-Karasek
4. Kapitel
Tillmann Prüfer
5. Kapitel
Sigrid Nikutta
6. Kapitel
Juliane Köhler
7. Kapitel
Axel Krüger & Graeme C. Lawrence
8. Kapitel
Delia Keller & Esther Konieczny
Familie ist vieles. Oder doch nicht?
Wir brauchen eine care- und zeitpolitische Wende
9. Kapitel
Vincent-Immanuel Herr & Martin Speer
Das Sorgearbeits-Pendel hängt gewaltig schief
Rollenbilder halten sich hartnäckig
Die Ängste der Männer
Male Allyship als Schlüsselkonzept
10. Kapitel
Magdalena Neuner
11. Kapitel
Tanja Pröbstl
12. Kapitel
Sandra Maria Runge
13. Kapitel
Sascia Bailer, Gabi Blum, Marcia Breuer, Ines Doleschal, Delia Keller, Alice Münch, Anna Schölß & Ellen Louise Weise
14. Kapitel
Katharina Schulze
15. Kapitel
Virginia Thrun
16. Kapitel
Simone Brugger
17. Kapitel
Greta Baumeister (Pseudonym)
18. Kapitel
Anna Schmutte
Ein stärkeres Bewusstsein erschwert die Entscheidung
Ich will vielleicht Kinder – aber will ich Mutter werden?
Bin ich gut genug, um Mutter zu werden?
Die Angst vor der Reue blockiert die Entscheidung
Fehlen uns Utopien?
Notwendigkeit oder Privileg?
19. Kapitel
ChatGPT
Gemini
Nachwort
Danksagung
»Ein Kind in die Welt zu setzen, ist der ultimative Akt der Hoffnung.«1
Hannah Arendt
»Motherhood – unmentioned in the histories of conquest and serfdom, wars and treaties, exploration and imperialism – has a history, it has an ideology, it is more fundamental than tribalism or nationalism.«2
Adrienne Rich
»Unsere Mutterschaft, sagen wir uns, ist wie die hässliche, aber moralisch überlegene Karotte aus der Bio-Kiste.«3
Begoña Gómez Urzaiz
»The silence that surrounds mom rage is filled with fear.
This fear gets instilled in us through cultural messaging
that tells us motherhood is just the best.
And if anyone dare disagree?
Shame!«4
Minna Dubin
Für Mütter und Väter der Gegenwart –
und alle, die sich für die fundamentalste aller Fragen interessieren
Wir schreiben das Jahr 2024, und der Leiter des US-amerikanischen Gesundheitsdienstes, Dr. Vivek Murthy, definiert den gegenwärtigen Stress von Eltern als öffentliches Gesundheitsrisiko. In einem in der New York Times erschienenen Artikel erklärt er: »Eltern, die sich an den Rand gedrängt fühlen, verdienen mehr als bloße Plattitüden. Sie brauchen konkrete Unterstützung.«5 Diese aufrüttelnden Worte eines Entscheidungsträgers sind ein Novum. Und auch wenn Murthy »Eltern« schreibt, sind laut Zahlen6 in seinem sowie in unserem Land vor allem Mütter in heterosexuellen Beziehungen erschöpft. Sie risikieren dadurch nicht nur ihre Gesundheit, sondern bekommen auch weniger Kinder, als sie ursprünglich wollten.7 Immer mehr Mütter sprechen öffentlich von ihrem Bereuen, in einer Rolle zu sein, die ihnen schadet. Weil diese nichts mit ihrem vorherigen Leben zu tun hat und sie in Care-Arbeit und, ja, patriarchalischen Strukturen verschwinden, denen sie bis dahin doch noch weitgehend entkommen konnten. Die schlechte Lage der Mutterschaft ist zum Thema geworden.
Aber was ist überhaupt passiert?
Eigentlich nur das 21. Jahrhundert mit all seinen Chancen für Männer UND Frauen. Zugegeben, auch schon im 20. Jahrhundert war die gesellschaftliche Rolle, in die Frauen größtenteils verfielen, sobald sie Mütter wurden, nicht zu ihrem Wohle. Vor allem war sie unvereinbar mit einem fortschrittlichen Leben, zu dem auch damals schon finanzielle Unabhängigkeit, gleichberechtigte Elternschaft, verlässliche Betreuungsinfrastruktur gehörten. Die Jahrzehnte vergingen, aber die Strukturen wurden nicht an weibliche Bedürfnisse angepasst – mit der Folge: Mutterschaft wird weniger attraktiv für junge Frauen, die immer mehr Chancen verlangen.
Wo Freiheit ein Gut ist, muss verhandelt werden, wenn eine Gemeinschaft auf eine individuelle Entscheidung angewiesen ist. Denn das ist sie. Wir mögen noch so sehr darüber diskutieren, ob die Welt noch Kinder verträgt. Sie sind und bleiben unsere Zukunft. Und wer mag sich vorstellen, was mit unseren heutigen Kindern geschieht, wenn es immer weniger nach ihnen gibt? Dieses Buch möchte Mutterschaft auch für sie neu denken, damit wir das Konzept und Menschen nicht weiter verschleißen.
Dafür bringen wir uns einmal schnell auf den aktuellen Stand, wie und warum wir in diese Lage gekommen sind: Vertreterinnen früherer Mütter- und Frauen-Generationen trieben in den letzten Jahrzehnten durchaus die Emanzipation voran, trugen das Bild der unabhängigen Frau in die Mitte der Gesellschaft und prägten damit immer mehr Töchter und Söhne. Aber es fehlte an Masse – und Konsequenz. Bis heute werden Jungen anders geprägt als Mädchen. So arbeiten die Mädchen heute zwar weniger im Haushalt mit als früher, sie werden jedoch immer noch stärker bei Haushaltstätigkeiten miteinbezogen als die Jungen der gleichen Altersgruppe. In der Kindheit und Jugend der heutigen Väter mit minderjährigen Kindern galten noch häufiger tradierte Rollenbilder.8 Was einer der wichtigsten Gründe dafür ist, warum sie in der Mehrheit immer noch große Anhänger des Mikro-Feminismus anstatt des Makro-Feminismus oder gar des Minus-Feminismus sind, was sich auch in Zahlen belegen lässt.9
Wir haben über die Jahre in diesem Land ein bröckeliges Fundament einer modernen Mutter- und Elternschaft aufgebaut, und das auch nur zögerlich, geprägt von Rückschritten. Und es ist deswegen bröckelig, weil Mutterschaft noch immer gleich gedacht wird – in alten Normen, über Schichten und politische Einstellungen hinweg. Modelle der Vergangenheit werden verteidigt, anstatt die Gegenwart anzunehmen und die Zukunft anzugehen.
Warum ich gerade Letzteres glaube? Ich habe auf den Lesungen zu meinem Buch »Die Abwertung der Mütter – wie überholte Familienpolitik uns den Wohlstand kostet« zu viele Zwischenrufe, zu viele gekränkte Stimmen gehört. Ab und an fühlte ich mich wie die Autorin eines Sex-Ratgebers in den 1950er-Jahren. Manche Empörung, die mir entgegenschlug, wäre nur einem solchen »Skandal« gerecht geworden, nicht einem Buch über die Forderung nach einer modernen, freien Mutterschaft und insbesondere der Aufwertung berufstätiger Mütter. Und das forder(t)e ich nicht einfach so, sondern weil der demografische Wandel und der Arbeitskräftemangel genau das mit sich bringen müssen. Zum Vorteil aller. Ich war gelinde ausgedrückt mehr als erstaunt, dass des Deutschen liebstes Kind, der Wohlstand, gerne über Bord geworfen wird, wenn Ernährermodelle dafür infrage gestellt werden müssen oder – »Gott bewahre« – Mutterschaft dafür in einen wirtschaftspolitischen Kontext gesetzt wird.
Ich begegnete im öffentlichen Raum, aber auch im privaten Umfeld zu vielen verschnupften Nasen. Dieser Art von Nasen, die durch keine Krankheit verstopft sind, sondern von Einstellungen und Prägungen, die vermitteln: »Geh besser auf Abstand, Liebes, du bist mir ganz schön auf die Füße getreten!« Die meist im Verschnupften bleiben, um sich mit anderen verschnupften Nasen auszutauschen oder mit spitzen Lippen und hochgezogenen Augenbrauen ganz zu dem Thema zu schweigen. Solches Denken, abhängig von Formen und Normen, nimmt uns Chancen. Heutigen Eltern mit minderjährigen Kindern, aber auch jungen Frauen, die sich das mit der Mutterschaft überlegen.
Auch wenn wir mehr »netzwerken«, uns verbinden, bleiben wir noch zu sehr in unseren Blasen, in denen sich beispielsweise Mütter mit längeren Elternzeiten bestärken, berufstätige Mütter unter berufstätigen Müttern austauschen, die sich auch noch in Teilzeit- und Vollzeit-Blasen aufteilen. In der Realität überwinden wir, sobald wir Mütter werden, immer noch zu wenig Grenzen. Dabei sollte angesichts all der Herausforderungen, vor denen wir stehen, genau das Gegenteil der Fall sein. Sollten Offenheit, Austausch über jegliche Lebensmodelle hinweg die Grundlage für immer mehr Wahlfreiheit zukünftiger (Mütter-)Generationen sein. Damit sie nicht noch ein Problem mehr auf die Schultern gepackt bekommen.
Aufgrund äußerer Umstände wird sich etwas ändern müssen, Mutter- und Elternsein brauchen mehr Aufmerksamkeit. Auch weil Macht damit verbunden ist. Und ich liebe Pathos in diesem Fall viel mehr als den Mythos: Die Freiheit, wie Mutter- und Elternschaft gelebt werden können, sichert nichts Geringeres als die Attraktivität, die Zukunft und den Wohlstand unseres Landes. Und Mutterschaft ist politischer, als wir es gemeinhin denken, ja, auch wahrhaben wollen. Sie darf nicht mehr in allgemeiner Denkstarre die Gemüter bewegen, sondern sollte zu einer Transformation anregen. Denn wenn alles schon immer so war und immer so bleibt, wenn »Wir haben es früher auch geschafft!« ein Credo ist, das alle künftigen Müttergenerationen imaginär in Reih und Glied stehen lässt im Glauben, dass sie dies auch tun wollen und werden, läuten wir eine neue Ära ein, auf die wir kaum stolz sein werden: Es wird genau das Gegenteil des Gewünschten passieren und eine Zeit beginnen, in der Mutterschaft als Lebensmodell immer weniger wählbar wird.
In diesem Buch kommen Frauen wie Männer, Mütter wie Väter zu Wort, mit unterschiedlichen Hintergründen, aus unterschiedlichen Familienmodellen. Sie alle eint der Gedanke, dass es großen Wert hat, über die Bedingungen von Elternschaft zu sprechen. Und dass bei Weitem noch nicht alles dazu gesagt wurde. Sie alle kritisieren und stellen aktuelle Zustände infrage, in vollem Bewusstsein, dass, wer Mutterschaft hierzulande kritisiert, wer sie gar infrage stellt, nicht nur gegen ein Konzept, sondern vor allem gegen einen Mythos kämpft. Aber sie tun dies aus Überzeugung. Mit Mut. Etwas Wut. Und Inspiration.
Als die Schauspielerin Johanna von Koczian im Jahr 1977 den Song Das bisschen Haushalt, sagt mein Mann dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt ins Ohr trällerte, sahen die Zahlen noch etwas höher aus. Aber auch nur etwas. Im 21. Jahrhundert wird in Industrienationen wie Deutschland die Care-Arbeit, die unbezahlte Sorgearbeit, immer noch in größten Teilen von Frauen erledigt.10 Was bedeutet: Frau arbeitet für umme für alle, Mann fürs Geld. Die österreichische Autorin Mareike Fallwickl (40) hat den Zustand der aktuellen Müttergeneration mit minderjährigen Kindern, die zwischen modernen Bedürfnissen und tradierten Rollen bestehen, zum Plot gemacht, und eine der ersten Szenen in ihrem Buch Die Wut, die bleibt geht so:
»›Haben wir kein Salz?‹, sagt Johannes beim Abendessen. (…) Sie erhebt sich, und niemand achtet darauf, weil sie denken: Sie hat es vergessen, sie hat doch gekocht, weil sie denken: Sie ist die Mutter. Sie ist mit drei Schritten vom Abendbrottisch bei der Balkontür, öffnet sie, schaut nicht zurück, macht noch zwei weitere Schritte. Und dann diesen einen.«11
Die Frauenwelt ist eine andere als die Männerwelt. Immer noch. Das wird heutzutage nur jungen Frauen gemeinhin etwas später klar. Wenn Kinder ins Spiel kommen. Wenn aus zwei bis dahin eigenständigen Menschen eine Einheit entsteht. Und diese Einheit aufbricht in Rollen. Das geschieht schneller als geahnt, und das (patriarchale) Gleichgewicht wird wiederhergestellt, indem Frauen nicht finanziell für sich selbst, sondern für die Sicherheit des Mannes vor Sorge sorgen. Bis sie aufwachen, verschwinden und das Konstrukt zerbricht.
»Es ist doch nur für einen Tag …«
»richtige Temperatur für Fläschchen«
»darf man Babyflasche aufwärmen«
»ist Fläschchen von vor 2 Stunden noch genießbar«
Raffael: Hallo, Mama, kannst du heute auf die Kinder aufpassen?
Raffael: Mama? Schläfst du noch?
Raffael: Oma, kannst du heute was mit uns machen, der Papa hat ein wichtiges Meeting, bitte bitte Bussi Bussi Paul, Lenni und Luzia
Raffael: Guten Morgen, Anna, hier ist Raffael,der Papa von Luzia. Ich habe deine Nummer in der Elterngruppe gesucht, du bist ja mit Marlene befreundet, und Luzia geht mit deiner Tochter Elsa in die Kindergartengruppe. Ich wollte fragen, ob du mir aushelfen könntest heute mit den Kleinen? Du bist doch hochschwanger und zu Hause, richtig? Ich brauche dringend am Vormittag eine Betreuung, ich kann meine Termine so kurzfristig nicht verschieben … ich würde dich selbstverständlich dafür bezahlen!
Anna: Was ist passiert? Wo ist Marlene?
Raffael: Alles gut, nur ein organisatorisches Missverständnis.
Anna: Ich rufe sie an.
Raffael: Wenn du nicht den ganzen Tag Zeit hast, dann eventuell bis Mittag?
Raffael: Anna?
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»Babysitterin tageweise«
»Nanny Agentur«
»Kinderbetreuung für einen Tag«
VON: Raffael Siebstätter <[email protected]>
AN: Manuel Herrmann <[email protected]>
Betreff: Präsentation heute
Sehr geehrter Herr Herrmann,
aufgrund unerwarteter Planänderungen liegt meine Verantwortung heute wo–
Als Entwurf gespeichert
VON: Raffael Siebstätter <[email protected]>
AN: Manuel Herrmann <[email protected]>
Betreff: Präsentation heute
Sehr geehrter Herr Herrmann,
heute um 9.30 Uhr findet die große Abschlusspräsentation statt, die ich halten sollte, aber meine Frau h–
Als Entwurf gespeichert
VON: Raffael Siebstätter <[email protected]>
AN: Manuel Herrmann <[email protected]>
Betreff: Präsentation heute
Sehr geehrter Herr Herrmann,
wissen Sie noch, als Sie gesagt haben: Ein Mann nimmt keinen Pflegeurlaub, er heiratet eine Frau? Nun, gestern Abend ist meine –
Als Entwurf gespeichert
VON: Raffael Siebstätter <[email protected]>
AN: Manuel Herrmann <[email protected]>
Betreff: Präsentation heute
Sehr geehrter Herr Herrmann,
ich versuche seit 20 Minuten, eine Mail an Sie zu schreiben, nicht einmal das ist möglich, zuerst hat meine Tochter, die vier Jahre alt ist, einen Wutanfall bekommen, weil wir offenbar ihr Lieblingsmüsli nicht mehr haben, und ist Ihnen klar, wie laut so eine Vierjährige brüllen kann? Dann hat mein Sohn, der zwei Jahre alt ist, mit den Händen Wasser aus der Toilette überall verteilt, beim Aufwischen bin ich nass geworden, sodass ich meine Hose wechseln musste, währenddessen hat mein Kleinster, der acht Monate alt ist, die Flasche mit dem Babypuder aufbekommen und –
Als Entwurf gespeichert
VON: Raffael Siebstätter <[email protected]>
AN: Sabine Efferle <[email protected]>
Betreff: Präsentation heute
Sabine, ich kann heute nicht kommen. Anbei schicke ich euch die Unterlagen, Jonas soll die Präsentation halten. Sag bitte dem Chef Bescheid. Ich melde mich später.
VON: Raffael Siebstätter <[email protected]>
AN: Sabine Efferle <[email protected]>
Betreff: Präsentation heute
Jetzt mit Anhang, sorry.
»Elternforum Bibabutzefrau«
Eingabe: Gesundes Frühstück
Erstes Suchergebnis: Beitrag von SarahsMami_1992: Wir frühstücken gesund!
413 Kommentare
Eure Kinder verweigern Vitaminreiches und möchten lieber Cornflakes, Kakao oder Nutellabrot frühstücken? Der einfache Weg wäre natürlich, dem nachzugeben. Aber denkt daran, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist und ihr eure Kinder in Sachen Essgewohnheiten prägt – für den Rest ihres Lebens! Ihr habt eine große Verantwortung. Damit eure Kinder Freude an Gemüse und Obst finden, habe ich ein paar super Tipps und Rezepte für euch. Meine Kleinen LIEBEN die Gurkenraupe, die ihr ganz einfach nachmachen könnt. Aus Beeren, Mandarinen und Bananenstücken könnt ihr außerdem süße Zwerge zaubern! Ich zeige euch, wie es geht.
Kommentar von Raff007: Hat jemand Kinder, die acht Monate alt sind und noch keine Beerenzwerge essen können? Was gebt ihr ihnen zum Frühstück? Ich habe schon zwei Fläschchen gemacht, die er aber nicht ausgetrunken hat, und er brüllt …
Kommentar von SumSum: Hallo Raff007, versuch es mit Frühstücksbrei, ich mache ihn gern frisch mit Hirseflocken und mit ein bisschen Sahne und Reissirup. Natürlich ohne Zucker!
Kommentar von MissBroccoli: Du kannst Bananen zerdrücken und in einen Waffelteig mischen, dann kleine gesunde Pancakes backen, die sind schön weich und fluffig, und das Baby kann sie selbstständig zerpflücken und genießen.
Kommentar von HannasMama: Gib dir und deinem Baby Zeit herauszufinden, was es gern isst. Kinder spüren sofort, wenn du gestresst bist, und das mögen sie gar nicht!
Kommentar von Wombat1212: Am besten fragst du die Mama.
Eltern-WhatsApp-Gruppe Sonnenscheinkinder
Susanne: Marlene, sag mal, hast du deine zwei kleinen Kinder allein im Auto gelassen?
Susanne: Marlene, ich stehe davor.
Susanne: Und wieso seid ihr so spät dran?
Angelika: Es ist Dezember!!!
Angelika: Das ist unverantwortlich.
Susanne: Vielleicht ist ihr was passiert?
Angelika: Aber das Auto steht auf dem Parkplatz vor dem Kindergarten, oder?
Susanne: Ja.
Angelika: Geh einfach mal rein, bestimmt wurde sie aufgehalten.
Gertraud: Ich hab auch gesehen, dass die Kleinen im Auto sitzen – mit einem iPad!
Angelika: Wie viel Grad hat es???
Susanne: Jetzt geht ein Mann zum Auto …
Gertraud: Wie? Was für ein Mann?
Susanne: Er ist eingestiegen und schaut aufs Handy.
Raffael: Ich war doch nach fünf Minuten wieder da.
Raffael: Ich habe nur Luzia reingebracht.
Susanne: ???
Gertraud: Ist Marlene krank?
Susanne: Es ist total kalt, du kannst die Kinder nicht im Auto lassen!
Raffael: Was soll ich denn machen, einen Zweijährigen und ein Baby im Maxi-Cosi mit hineinschleppen?!
Angelika: Ja.
Susanne: Das machen wir doch auch!
Franziska: Wo ist Marlene?
Gertraud: Ich wusste nicht mal, dass du in dieser Gruppe bist.
Angelika: Findest du es etwa zu anstrengend, deine Kinder im Blick zu behalten?
Raffael: »Hallo, Papa, endlich geht mal jemand ran. Kannst du mir die Mama geben?«
»Die ist in Bad Griesebach auf Kur, Raffael.«
»Was?«
»Wie, was?«
»Aber wann … also, wie lange?«
»Drei Wochen.«
»Sie … okay.«
»Was ist denn?«
»Ich brauche nur … schon gut.«
»Na dann.«
»Du, oder warte, kann ich die Kinder kurz bei dir vorbeibringen? Nur für zwei, drei Stunden. Und nur die Kleinen, Luzia ist im Kindergarten. Ich muss ins Büro für –«
»Papa?«
»Herr Siebstätter? Hier ist Melanie von der Sonnenscheinkinder-Gruppe. Ich kann Ihre Frau nicht erreichen, deshalb musste ich in den Anmeldeformularen nach Ihrer Nummer suchen. Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei der Arbeit? Können Sie mir sagen, wie ich mit Ihrer Frau in Kontakt treten kann?«
»Warum, was ist denn los?«
»Luzia geht es nicht gut, sie müsste bitte abgeholt werden.«
»Ich hab sie doch gerade vorhin erst gebracht!«
»Sie hat sich übergeben.«
»Was?«
»Also, sie hat Würstchen gekotzt. Sie sagt, dass es Würstchen zum Frühstück gab, und zwar ungekocht, direkt aus dem Kühlschrank. Sie wissen ja, was für eine blühende Fantasie Kinder haben.«
»Sie wollte unbe–«
»Jedenfalls wartet sie jetzt hier mit mir im Kindergartenbüro auf Sie.«
»Aber wenn sie gekotzt hat, dann ist ja … also, dann ist alles draußen, oder? Es geht ihr bestimmt gleich besser.«
»Herr Siebstätter, es ist gut möglich, dass es sich um einen Magen-Darm-Virus handelt. Luzias Stirn kommt mir auch ein wenig heiß vor.«
»Ich habe die beiden Kleinen in die Winterjacken und Skihosen gepackt, soeben wieder ausgepackt, und jetzt soll ich sie noch mal komplett anziehen?«
»Wie gesagt, wir warten hier im Büro auf Sie.«
»Wie lang können kleine Kinder im Auto warten«
»Bei 6 Grad«
Signal-Gruppe Manager B
Jonas: Raff, was soll das, wo bist du?
Raffael: Ich kann nicht kommen – ich hab die Unterlagen an Sabine gemailt, hast du sie nicht bekommen?
Jonas: Die Präse ist um 11.
Raffael: Ich weiß.
Jonas: Also, wenn du nicht mindestens mit gebrochenem Genick im Krankenhaus liegst, gibt es echt keinen guten Grund, mich hängen zu lassen.
Jonas: Wir haben drei Monate darauf hingearbeitet.
Raffael: Es ist alles da, du musst es doch nur ablesen und vortragen.
Jonas: Das ist scheiß unkollegial.
Raffael: Immerhin kannst du das ganze Lob einheimsen.
Jonas:WO BIST DU?
Raffael: Ich bin mit drei kleinen Kindern allein, verdammt!
Jonas: Hä, was?
Jonas: Du bist doch gestern schon früher heim deswegen.
Raffael: Ja, weil meine Frau um 17 Uhr diesen Arzttermin hatte. Danach ist sie nicht heimgekommen. Fuck, Jonas, du kannst dir das Chaos hier nicht vorstellen.
Jonas: Ich bitte dich, du sagst doch ständig, das kann nicht so schwer sein.
Jonas: Und dass Marlene sich nicht so anstellen soll.
Jonas: Jetzt antwortest du nicht mal mehr?
Raffael: Sorry, Lenni hat das Babypuder überall verteilt.
Raffael: Überall, der ganze Boden ist voll.
»Elternforum Bibabutzefrau«
Neuer Beitrag von Raff007: Hilfe: Babypuder aufsaugen?
Könnt ihr mir helfen, haben eure Kinder schon mal eine ganze Flasche Babypuder verteilt? Wenn ich versuche, es einzusaugen, staubt es wie verrückt, und wenn ich es nass aufwischen will, wird nur eine weiße Schmiere draus … und ist das giftig, wenn Kinder es einatmen?
»Hallo, ja, ich möchte gern Mittagessen bestellen. Zweimal Nudeln Bolognese, die Kinderportion, und eine Pizza Hawaii, bitte. Groß. Und haben Sie Red Bull? Ich hab nicht so viel geschla… okay, danke. Dreißig Minuten? Das … ja, gut. Danke.«
»Brauchen Zweijährige noch Mittagsschlaf«
»Brauchen Vierjährige noch Mittagsschlaf«
»Trotzphase bei Vierjährigen«
»Jonas? Wie ist die Präse gelaufen?«
»Wie am Schnürchen, Alter. Perfekt. Die haben mir aus der Hand gefressen.«
»Ah, okay, gut. Lenni, nicht so fest auf den Glastisch!«
»Sie haben geklatscht am Ende.«
»Ich bin erleichtert. Luzia, jetzt lass ihn doch auch mal aufs Schaukelpferd.«
»Hat eh keiner nach dir gefragt, war also kein Problem, dass du nicht da warst.«
»Der Chef hat auch nichts gesagt? Lenni, nicht so fest!«
»Nein, zumindest nicht vor den anderen. Der wird sicher morgen mit dir persönlich sprechen wollen.«
»Es ist ein Notfall, was soll ich machen. Paul, gib Luzia die Barbie zurück.«
»Trotzdem solltest du drüber nachdenken, wie du deine Prioritäten setzt, Raff. Sonst befördern sie einen anderen an dir vorbei.«
»Warum gibt es kein Väternetzwerk, Jonas? Seit heute Morgen sind da nur die Frauen. Nur die Mamas, verstehst du? Marlene hat … sie kann sich an so viele andere Mütter wenden. Aber man ist trotzdem ganz … ich hab echt nicht gewusst, dass man so allein ist. Die ist einfach die ganze Zeit allein, jeden Tag.«
»Na ja, also –«
»Nein, im Ernst. Und die Verantwortung! Die ist viel direkter. Ich kann über keine Sekunde meiner Zeit frei entscheiden. Wenn ich nicht aufpasse, also, wenn ich echt nur einen winzigen Augenblick nicht aufpasse – Luzia, nicht so wild!«
»Raff, ich muss jetzt wie–«
»Und ihnen fällt nur Blödsinn ein. Lebensgefährlicher Blödsinn, weißt du? Die könnten jederzeit sterben, weil – Luzia, jetzt pass doch mal auf!«
»Du übertreibst ab–«
»Und es ist so körperlich. Das kannst du dir nicht vorstellen. Sie sind permanent an mir dran, ich kann nicht mal kurz aufs – Lenni, warum ist dein Mund so weiß?«
»Wir gehen jetzt Mittagessen ins Chez Martin, wir hö–«
»Fuck, fuck, fuck!«
»Vergiftungszentrale, guten Tag?«
»Ja, hallo, eine Frage, mein acht Monate alter Sohn hat Sonnenmilch in den Mund bekommen. Ich weiß nicht, wie viel. Ich weiß auch nicht, wie er die Fla–«
»Hat er sich erbrochen?«
»Nein.«
»Ist es eine Sonnenmilch, die Ethanol enthält?«
»Das … Moment. Nein.«
»Von Ethanol könnte er betrunken werden. Für gewöhnlich sorgt Sonnencreme für Magenschmerzen oder Erbrechen. Es kommt dabei auf die Menge an.«
»Es dürfte nicht mehr viel drin sein. Es ist eine alte Flasche vom letzten Sommer, fast leer.«
»Bewahren Sie Ruhe und beobachten Sie ihn. Wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt, kontaktieren Sie einen Arzt.«
»Vergiftungszentrale, guten Tag?«
»Grüß Gott, Entschuldigung, ich hab vorhin schon mal angerufen, jetzt hat mein anderer Sohn Kaffee getrunken … also ein bisschen kalten Kaffee aus meiner Tasse von heute Morgen. Ist das gefährlich?«
»Wie alt ist er denn?«
»Zwei.«
»Gefährlich ist Koffein üblicherweise in einer sehr hohen Dosis. Bei geringeren Mengen kann es zu Gereiztheit und Nervosität führen, eventuell schläft er heute schlecht.«
»Das tut er sowieso. Er hat das meiste gleich wieder ausgespuckt, glaube ich. Ich wollte nur sichergehen.«
»Bewahren Sie Ruhe und beobachten Sie ihn. Wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt, kontaktieren Sie einen Arzt.«
»Vergiftungszentrale, guten Tag?«
»Ja, hallo, ich bin’s noch mal. Mein drittes Kind … also, meine Tochter hat mich angekotzt, von oben bis unten. Sie hat kurz davor Orangensaft getrunken. Kann es sein, dass sie darauf allergisch ist?«
»Ich denke … also, ich glaube, das ist kein Fall für uns.«
»Weil Sie meinten, Erbrechen sei …«
»Vielleicht war es einfach zu viel Saft? Oder sie hat sich einen Virus eingefangen. Kleine Kinder kotzen oft und schnell. Stecken Sie sich halt nicht an.«
»Okay. Ja. Danke.«
»Und sprechen Sie in Zukunft doch zuerst mal mit der Mutter der Kinder, bevor Sie unsere Leitung blockieren.«
»Papa, hier ist noch mal Raffael. Kannst du wenigstens kurz vorbeikommen, damit ich schnell duschen kann? Luzia hat mich …«
»Ich schaue jetzt gleich meine Serie, Raffael.«
»Okay, die könntest du doch auch hier …«
»Ich schaue jeden Tag um 15.25 Uhr meine Serie.«
»Wann ist Mama denn losgefahren? Also, wann sind die drei Wochen um?«
»Ich hab sie gestern zum Bahnhof gebracht.«
»Gut, das … okay.«
»Die Nachbarin bringt mir gleich Kuchen, weil ich doch jetzt ganz allein bin.«
»Das ist sehr nett. Ich bräuchte wirklich nur …«
»Schwarzwälder Kirsch.«
»Wie viel Bildschirmzeit ist okay zwei Jahre«
»Wie viel Bildschirmzeit ist okay vier Jahre«
»Peppa Wutz Altersfreigabe«
Eltern-WhatsApp-Gruppe Sonnenscheinkinder
Angelika: Ihr Lieben, morgen kommt ja der Nikolaus in unsere Kindergartengruppe. Natürlich ohne Krampus, wie besprochen. Wir treffen uns um 16 Uhr vor dem Eingang. Die Salate und Kuchen für das Büfett können schon den ganzen Tag über bei Nicola abgegeben werden.
Susanne: Ich bringe Nudelsalat und Pizzaschnecken!
Gertraud: Ich backe Brownies ohne raffinierten Zucker und ohne Nüsse wegen Simon. Denkt ihr bitte beim Backen an seine Allergie?
Franziska: Ich nehme Papierstrohhalme mit und selbst gebastelte Weihnachtsmützen für alle. Sie werden so süß aussehen!
Raffael: Ist es okay, wenn ich Servietten besorge? Mit Weihnachtsmotiv?
Angelika: Marlene war eigentlich eingeteilt für Cupcakes mit Rentier-Gesichtern.
WhatsApp-Gruppe Die Zerstörer
Chris: Leute, wer heute weniger als fünf Bier trinkt, zahlt für alle hehe
Anton: Bier-Emoji Bier-Emoji
Chris: Endlich Weihnachtsfeierrr
Roman: Ich hab zu meiner Frau gesagt, wir fangen schon um 6 an haha
Anton: Und wo gehst du in Wahrheit hin?
Roman: Aubergine-Emoji Pfirsich-Emoji
Chris: Haha geil
Raffael: Ich kann heute nicht
Anton: Hä was, du kannst doch IMMER?
Roman: Bist du krank oder wie?
Chris: Wer nicht kommt, zahlt für alle hehehe
Raffael: Ich muss mich um meine Kinder kümmern
Roman: Lol
Anton: Kann das nicht wer anders machen?
Anton: Wir haben das seit Wochen geplant!
Chris: Wenn Marlene dich nicht gehen lässt, sag halt, es ist ein Arbeitstermin
Roman: Du bist doch sonst auch immer auf Geschäftsreise
Roman: Also echt fucking immer
Anton: Frag die Oma, ob sie kommt
Chris: Oder eine Tante oder eine Schwester
Anton: Das ist doch nicht deine Aufgabe, du bringst das Geld nach Hause
Roman: Bezahl eine Babysitterin!
Raffael: Jungs, es geht echt nicht. Tut mir leid
Raffael: Marlene hatte doch solche Probleme nach der dritten Geburt, weil es schwerwiegende Komplikationen gab, und war gestern deswegen beim Arzt
Anton: Bring die Kinder halt mit
Chris: Wir geben ihnen ein bisschen Glühwein haha
Anton: Glas-Emoji
Roman: Schlaf-Emoji
Anton: Du hättest Marlene nicht rauslassen sollen
Roman: Ja genau, wenn sie bis zum Arzt gehen konnte, war die Kette zu lang
Chris: Sei nicht so ein Schlappschwanz
Raffael: Charlotte, ist Marlene bei dir? Bitte sag mir kurz Bescheid, ich mach mir Sorgen.
Raffael: Ich weiß, du bist weit weg, aber du bist ihre Schwester, du musst doch irgendwas wissen.
Charlotte: Sie hat dir eh geschrieben, dass sie nicht nach Hause kommt.
Raffael: Das ist alles ein Missverständnis.
Raffael: Ich hab mich heute den ganzen Tag allein um die Kinder gekümmert.
Raffael: Aber morgen muss ich wieder zur Arbeit.
Raffael: Und weißt du überhaupt, wie schwer das ist – ich hab das doch noch nie gemacht! Ich gehe im Chaos unter.
Raffael: Bitte sag mir, wo sie ist.
Charlotte: Mütter haben so was vorher auch nie gemacht, du Depp.
Charlotte: Aber ihr lasst uns einfach allein mit Kindern und Babys und erwartet, dass wir alles wissen und können – als gäbe es ein beschissenes Zauber-Gen, das bei der Geburt auf magische Weise aktiviert wird.
Charlotte: Erinnerst du dich, dass sie das dritte Kind nicht bekommen wollte?
Charlotte: Du hast sie überredet!
Charlotte: Du hast ihr versprochen, dieses Mal gehst du in Elternzeit.
Raffael: Ja, aber dann ging es nicht, weil mein Chef seine Zusage zurückgezogen hat.
Charlotte: Das erzählst du seit bald einem Jahr so.
Charlotte: Und dass ihr ja das Geld braucht.
Charlotte: Weil Marli nichts verdient.
Charlotte: Aber dass sie nichts verdient, ist deine Schuld.
Charlotte: Du hast dich geweigert, die Sorgearbeit mit ihr zu teilen.
Raffael: Du bist unfair, ich hätte es doch gemacht! Wenn ich gekonnt hätte! Mir sind die Hände gebunden, verdammt.
Raffael: Nur deshalb bin ich ständig auf Reisen – weil drei Kinder teuer sind.
Raffael: Das ist auch für mich sehr anstrengend.
Charlotte: Sie weiß jetzt, dass du lügst.
Charlotte: Sie weiß, dass für deine Elternzeit bereits alles vereinbart war.
Charlotte: Dass du einen Rückzieher gemacht hast, als Lenni auf der Welt war.
Charlotte: Und du gesehen hast, wie herausfordernd es ist.
Raffael: Was?
Charlotte: Sie saß gestern sehr lang in diesem Wartezimmer beim Arzt.
Charlotte: Sie saß dort, weil sie Schmerzen hat und es ihr beschissen geht seit dieser schweren Geburt.
Charlotte: Und die Frau von deinem Chef saß da auch.
»Warum vergeht die Zeit mit kleinen Kindern viel langsamer«
»Temperatur Badewanne Kleinkind«
»Rezepte Abendessen Kleinkind«
»Können Kleinkinder Reis kauen«
»Können Kleinkinder an Reis ersticken«
»Wie macht man Kartoffelpüree«
»Vätergruppe«
»Väternetzwerk«
»Wo Hilfe finden als Vater«
»Was kostet eine Haushaltshilfe«
Raffael: Marlene, die Kinder schlafen jetzt. Bitte komm heim. Ich werde nie mehr sagen: Wie sieht es denn hier aus? Und dich nie mehr fragen: Was hast duüberhaupt den ganzen Tag gemacht?
Raffael: Es tut mir leid.
Raffael: Marlene?
Ist vieles schon da? Haben wir es nur verlernt? Fernanda Brandão (41) erfährt auf ihren Reisen zu indigenen Völkern in Brasilien oder im Norden Europas einen anderen Umgang mit Mutterschaft und bleibt davon tief beeindruckt. Auch als sie selbst Mutter wird, bricht sie regelmäßig mit ihrem Partner und ihrer gemeinsamen Tochter zu den Sami auf, dem letzten indigenen Volk Europas. Dessen Selbstbewusstsein sowie Verständnis von Natur und Familie und insbesondere der Umgang mit Kindern lassen sie die hiesigen Zustände hinterfragen. Leben wir Mütter zu isoliert? Ist die gefühlte Einsamkeit eines der größten Probleme moderner Gesellschaft und Mutterschaft? Sie beschäftigt sich schließlich vor allem mit der Ambivalenz von Mutterschaft und ist damit nicht allein. In den letzten Jahren wird immer offener darüber geschrieben und gesprochen. Und dennoch sind wir erst am Anfang der Entwicklung. »Die Ambivalenz zu thematisieren ist gesellschaftlich nach wie vor mit der Gefahr einer moralischen Sanktionierung verbunden«, schreibt die Wissenschaftlerin Eleonora Wicki 12. Über den berühmten Tellerrand hinauszuschauen, das hat Fernanda Brandão gelernt, kann den eigenen Weg verändern. Und vermutlich denken wir bei Tellerrand viel zu sehr an Ländergrenzen, viel zu wenig an die Vergangenheit und die Zukunft. Brandãos Ansatz, Mutterschaft neu zu denken, soll nichts ausschließen, sondern verbinden und ermöglichen. Dadurch entstand auch ihr wichtigster Ratschlag an junge Mütter, der keine To-dos, keine Perfektion (insbesondere nicht in den sozialen Medien) und kein Multitasking beinhaltet.
»Ein System darf uns nicht in die Knie zwingen!«
Wenn man eine Kultur, eine Gesellschaft kennenlernen will, dann schaut man sich am besten an, wie sie mit Kindern und bedürftigen Menschen umgeht.
Seitdem ich Mutter geworden bin, verändert sich mein Blick auf die sozialen Strukturen und auf die Art und Weise, wie wir das Leben von Eltern und Kindern gestalten sollten. Ich stelle vielmehr infrage, warum Systeme so funktionieren, wie sie es derzeit tun. Liegt es an mangelnder Solidarität? An zu wenig Schwesternschaft?
Wenn Eltern ständig durch Existenzängste, Überforderung und Druck an ihre Grenzen gebracht werden, können sie unmöglich gut für die Zukunft ihrer Kinder sorgen. Darunter leidet die Gesellschaft als Ganzes, denn unser Wohlstand und unsere Zukunft hängen von der Stärke unserer Familien ab. Und ein System, das Mütter und Eltern in die Knie zwingt, ist ein System, das seine Perspektiven massiv gefährdet.
Wenn wir eine Gesellschaft schaffen wollen, die wirklich auf die Bedürfnisse ihrer Mitglieder eingeht, dann müssen wir den Mut haben, das bestehende System zu hinterfragen und umzubauen. Es geht nicht nur darum, Eltern zu entlasten – es geht auch darum, eine Kultur der Solidarität und des gegenseitigen Respekts zu schaffen.
Ich beobachte die Realität von Familien und Erziehung in anderen Ländern und stelle viele Unterschiede fest.
Und eins ist gewiss: Kein Volk und kein Staat hat DIE Zauberformel, aber wir können viel voneinander lernen.
Unsere Welt verändert sich schnell, deshalb ist es wichtiger denn je, Verbindungen zu schaffen. Im Kleinen wie im Großen. Ich glaube, wenn wir sie nicht kreieren, läuft die Zukunft darauf hinaus, dass sich die Menschen ihre eigenen, kleinen Welten schaffen. Sie werden versuchen, so weit wie möglich unabhängig von einem Gesamtsystem zu sein. Weil sie dadurch verlässlichere Unterstützung erfahren werden.
Ich selbst wurde in Brasilien geboren. Ab meinem zweiten Lebensjahr war meine Mutter alleinerziehend. Ihr Vorteil war es, dass in meinem Geburtsland häufig noch mehrere Generationen unter einem Dach leben. Aus finanziellen, praktischen, aber auch kulturellen Gründen. Ist eine Frau schwanger, jung und alleinstehend, macht es allein diese Konstellation möglich, dass sie weiterarbeiten und einen Schulabschluss machen kann. Wir bezeichnen die Hilfe durch die Familie und Freunde als »Unterstützungsnetz«. Damit ist auch die tiefe gesellschaftliche Überzeugung gemeint, dass Kinder nicht allein großgezogen werden sollten.
Wie unterschiedlich doch nur jede Kultur das Familienleben in den Alltag integriert. Kennen Sie hierzulande auch diese Orte, die entweder auf Erwachsene oder auf Kinder ausgerichtet sind? Restaurants, Cafés, Flughäfen, Bahnhöfe vermitteln noch zu häufig den Eindruck, Kinder seien nicht existent. Die Verschmelzung der Welten ist zu wenig vorhanden. Dabei hätte es so viele Vorteile, wenn sie verbundener wären. Ja, wenn auch mit mehr Freude und Offenheit darüber gesprochen würde, wie wichtig es ist, Mütter, Väter und ihre Kinder mitzudenken. Noch viel zu häufig verschwinden sie unter einem Mantel der Unsichtbarkeit und sind doch in Wahrheit ein natürlicher und vor allem wichtiger Bestandteil sozialer Gemeinschaften.
Die Vorstellung von einem Dorf voller Ahnen, die mit Liebe, Weisheit und Erfahrung, ohne Wertung und Kritik die Basis eines Lebens darstellen, wird nicht umsonst häufig zitiert. Für Eltern mit kleinen Kindern, insbesondere Mütter kurz nach der Geburt, ist sie lebenswichtig. Diese Vorstellung kenne ich von indigenen Völkern. Ganz gleich, ob im Amazonas-Regenwald oder im nördlichsten Teil unseres Kontinents. Die Samen, das letzte indigene Volk Europas, leben beispielsweise in Lappland, nördlich des Polarkreises. Ihr Gebiet erstreckt sich von Norwegen über Schweden und Finnland bis Russland. Sie sind heute zwar kein Nomaden-Volk mehr, das ausschließlich von den Rentierherden lebt, dennoch ist ihnen die Erhaltung ihrer Sprache, Kultur und Bräuche wichtig. Sie denken anders als wir und lassen sich von den westlich geprägten Strukturen wenig vorschreiben, wenn es um ihre Lebensweise und insbesondere um ihre Familien geht.