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Wie man ein Ideen-Rocker wird! Gute Ideen begeistern - doch wie wird man wirklich kreativ und wie kommt man auf eine zündende Idee? Martin Gaedt beschreibt den Rhythmus, mit dem man Ideen rockt, er erzählt von persönlichen Aha-Erlebnissen und von Misserfolgen. Und er provoziert, denn harmonische Systeme sind dumme Systeme. Kritik, Widerspruch und Neugier sind die Basis für gute Ideen - gepaart mit Humor, Überraschung und Risiko. Das Neue braucht Menschen, die lachend Grenzen überschreiten, fest an ihre Vision glauben und Ideen gegen alle Widerstände durchboxen. Innovation ist Regelbruch!
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Seitenzahl: 349
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Jede einzelne Idee könnte ein Diamant sein.
Martin Gaedt
ROCK YOUR IDEA
Mit Ideen die Welt verändern
Inhalt
Start!
To rock – der Rhythmus
Die unbequeme Gier
Alles geht anders
44 Fragen
Die Welt verändern
Hilfe!
A & O
Nicht drauftreten
Don’t criticize, improve
Sturm im Kopf
Rahmen
Spielfeld
Feuer
Kein Kompromiss
Die einen Knall haben
Risikoappetit
Schließen Sie das Patentamt
Maß
Zutaten
Backe, backe Kuchen
Fluch der Gleichheit
Mitspieler
Mittelpunkt
Überfluss
fremd
Ein frohes neues Jahr
Ja-Sager
Mixen
Wurzel
Papierflieger
Leiser. Lautlos.
Laut. Lachen.
MADNET
Subversiv verknüpft
Vom Problem lösen
Verschwendung
Diamanten
Stöbern im Geröll
Auswahl
Der erste Schritt
Zu früh – zu spät
Beim Schopfe packen
50 000 Puzzleteile
Schliff
Drehbuch
Jetzt
Grenzgänger
Trümmerberg
Beharrliches Vermögen
94. Minute
Gereift
Mehrwert
Schutz
Innovationsverlierer
Werdet nicht wie sie
Plattform-Ökonomie
Rollende Touchpads
Mythos Disruption
74 Fragen
Ideenfitness – Rock Your Idea
Nachwort
Über den Autor
Impressum
Start!
Mit Ideen fängt alles an. Unsere ganze Geschichte besteht aus Ideen, für die sich Menschen eingesetzt, für die sie gekämpft haben und die schließlich umgesetzt wurden. Ideen bereichern unser Leben. Sie sind ein Schatz, und sie sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Alltäglich. Ständig haben Menschen Ideen. Kleine und große. Was ziehe ich heute an? Was kochen wir morgen? Welcher Wein passt zum Gericht? Was hältst du von dieser Farbe? Wäre der Text so verständlicher? Könnte dieses Medikament mehr Menschen von Krebs heilen? Ideen können die Welt verbessern oder verheerende Folgen haben. Es liegt an jedem Menschen, ob Ideen Gutes oder Böses bewirken.
Ideen begeistern mich! Mein Feuer für Neues möchte ich teilen. Genauso wie mein Wissen über Ideen. Ich möchte Ihnen den Rhythmus zeigen, mit dem Sie Ideen rocken. Und ich möchte von der Ideenpraxis berichten. Ich erzähle von meinen Aha-Erlebnissen und auch von meinen Misserfolgen. Ich provoziere, denn harmonische Systeme sind dumme Systeme. Kritik, Widerspruch und Neugier sind die Basis für Ideen, gepaart mit Humor, Überraschung und Risiko. Und Innovation ist Regelbruch. Das Neue braucht Menschen, die lachend Grenzen überschreiten, fest an ihre Vision glauben und Ideen gegen alle Widerstände durchboxen. Im Weg steht dabei häufig das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit und Harmonie, das beharrlich am Bewährten klebt. Setzen wir auf Ideen-Rocker! Lachen wir lauthals über »geht nicht« – die unsinnigste Aussage. Dieselben Leute, die »geht nicht« sagen, nutzen selbstverständlich die Errungenschaften, für die andere Menschen gekämpft haben. Alles, was wir im Alltag verwenden, waren mal verrückte Ideen.
Meine Faszination für gezielte Ideenentwicklung begann 1997, als ich hörte, wie ein Professor der Technischen Universität Berlin pauschal kritisierte: »Die Studierenden von heute haben gar keine Visionen mehr.« Ich fragte ihn, was er denn tue, damit junge Menschen Ideen entwickeln. Er schaute mich entgeistert an: »Wieso ich? Nichts.« Seine tatenlose Kritik löste bei mir und einigen Freunden eine Welle aus. Wir starteten die Seminarreihe Von der Idee zum Projekt. Das las eine Wiener Künstlergruppe, die mit Frauke Hehl und mir die workstation ideenwerkstatt berlin gründete. 1999 professionalisierten Matthias Klopp und ich die Ideenproduktion. Mit der Ideenagentur Knack dieNuss lösten wir Probleme immer anders als von Kunden erwartet. Einer unserer Kunden, Björn Benz, wurde mein neuer Kreativpartner. Wir kreierten Methoden für den Ideenprozess wie Ideen6, die Innovationsschaukel A&O, SUBVERSIV VERKNÜPFT und MADNET, die ich in diesem Buch vorstelle. Wir trainierten Backmittelhersteller, Biochemiker und Stipendiaten der Civil Academy. Mit einer eigenen Idee gründeten wir mit Kathinka Alexandrow Sweet Souvenir und verkauften mehrere Tonnen Fruchtgummis in Form des Brandenburger Tors.
Mehrfach bin ich ins Risiko der Unternehmensgründung gegangen und habe viel Zeit und Geld investiert. Die Frage-Antwort-Plattform askabit wurde vom Wettbewerber gutefrage.net überholt und abgehängt. Die Schüler-Azubi-Community Younect wurde hoch gelobt, gewann Preise, blieb aber wirtschaftlich erfolglos. Wir waren zu früh im Markt, heute sind andere Firmen auf diesem Feld erfolgreich. Meine eigenen Innovationen waren für mich die härtesten Nüsse und ein extremes Ideenfitness-Programm, das ich Ihnen weitergeben möchte. Denn: »Ideen hat man, oder man hat sie nicht« – das ist ein dummer Spruch, er ist hohl und falsch. Jeder Mensch kann seine Ideenfitness trainieren. Ideenerzeugung ist ein Prozess, der über mehrere Stufen führt – wie ein Parcours. Wer den Parcours beherrscht und sich regelmäßig darauf übt, der steigert seine Ideenfitness.
Viele Ideen scheitern daran, dass sie nie umgesetzt werden. Häufig fehlen Mut und Ausdauer, bis zum Ideengipfel zu gehen. Innovationen entstehen nie in einem genialen Moment, sondern jede Neuerung besteht aus vielen Schritten. Günter Faltin spricht davon, dass bis zu 50 000 Informationen verarbeitet werden müssen, ehe eine gute Geschäftsidee verwirklicht ist. Und eines Tages ist man dann am Ziel. Beim Blick zurück staunt man über das Erreichte. Es war doch nur ein Schritt, nur ein Puzzleteil pro Tag! Das kann jeder schaffen, und jeder kann sich darin üben. Wir können alle Ideenfitness trainieren und ein großes Innovationsfeuerwerk entfachen. Deshalb führe ich Sie über den Parcours, aber ich sage nicht, nur dies ist der Weg zur Idee, es geht nur so und so. Mein Buch ist auch kein Katalog von Kreativitätsmethoden, obwohl ich ein paar nenne. So etwas finden Sie in großer Ausführlichkeit anderswo. Mir geht es um etwas anderes: Mein Buch dient Ihrem Ideentraining und Ihrer Inspiration, loszugehen. Die Welt zu rocken!
Erwecken wir gute Ideen zum Leben. Jede Idee ist eine Reise ins Unbekannte, Neue, Unentdeckte. Jede Frage, jede Innovation führt zu neuen Orten, wo vorher niemand war. Es gibt so viel zu entdecken.
To rock – der Rhythmus
Großartige Ideen entstehen nicht nach Rezept. Es gibt keine Zauberformel. Keinen einfachen Trick. Aber es gibt Erfahrungen, wie man Ideen rockt. Ich habe mich lange damit beschäftigt, wie man den Ideenprozess gestalten kann, damit nützliche und schöne Ideen entstehen. Zur Kreativität und Innovation sind bereits viele Methoden im Umlauf. Warum also noch ein Buch?
Ganz einfach: Mir geht es im Kern nicht um Methoden. Denn: Ideen zu rocken ist mehr als eine Methode. Es braucht dafür vor allem himmelhoch jauchzende Begeisterung und hektoliterweise ungestillten Fragen-Durst. Und es braucht Wissen darüber, wie man richtig fragt. Fragen unterscheiden sich nämlich gewaltig. Es gibt offene Fragen »O« genauso wie analytische Fragen »A«. Mit A-Fragen und O-Fragen beginnt der Rhythmus, um Ideen zu rocken. Offenheit, O, gepaart mit Klarheit, A. Für Ideen brauchen Sie das weite Spinnen O ebenso wie die glasklare Kritik A. Das ist kein Entweder-oder. Es ist ein Miteinander und Zusammenspiel. Innovation lebt von der Unterschiedlichkeit von A & O. Daraus entsteht Spannung. Keine Entwicklung ohne A, kein Schritt ohne O. Es ist ein permanenter Prozess, ein schwingendes Pendel vom A zum O zum A zum O. Das Schaukeln bringt die Idee in Schwung. Diese Energie kann die Welt verändern!
Der A & O-Rhythmus bildet den roten Faden durch das Buch. Die A-Schritte analysieren, fokussieren und setzen um. O-Schritte sprengen Freiräume auf und eröffnen brillante Potenziale, Chancen und Gelegenheiten.
Das Ideen-Rocken im Wechsel zwischen A & O ist der Kern des Ideen6-Parcours – das ist ein Modell von Kathinka Alexandrow, Björn Benz und mir. Sie sehen es in der Abbildung. Jede der sechs Phasen Rahmen, Zutaten, Mixen, Diamanten, Schliff und Mehrwert hat A & O-Anteile. Sie befruchten sich gegenseitig. Ideen pendeln hin und her, sie oszillieren: Analyse, Aufgabe und Auswahl, das sind konkrete und zielgerichtete Anteile des Ideenprozesses. Offenheit und Optionen, das sind weite und visionäre Anteile des Ideenprozesses. Beide Pole sind absolut notwendig, sie ergänzen einander.
Die sechs Phasen sind kein Programm zum Abhaken, sondern ein Übungsparcours. Innovation ist kein gradliniger Weg vom Rahmen zum Mehrwert, sondern kurvenreich. Mit Brüchen und Abgründen genauso wie unerwarteten Brücken und Abkürzungen. Ideen sind immer anders. Deshalb gibt es keine Formel. Wenn Sie geübt sind, wissen Sie intuitiv, wo Sie sich im Prozess befinden und was als Nächstes ansteht: zum Beispiel, ob Sie gerade Zutaten für Ideen sammeln oder eine offene Vision äußern sollten oder ob Sie ein klares, messbares Ziel brauchen. Bevor Sie Ihr Ideeninstrument richtig virtuos spielen können, müssen Sie üben. Üben. Üben. Bis Sie ein ideenfitter Profi sind. Dann rocken Sie mit Ihren Ideen die Welt im Rhythmus von A & O.
Wer Innovation will, bringt sich mit Haut und Haaren ein. Gehen Sie »all in« mit Herz und Verstand! Lesen Sie gerne von vorne bis hinten oder steigen Sie mittendrin ins Buch ein. Jeder Schritt im Parcours steht für sich. Aber bevor wir uns im Kapitel »Rahmen« auf den Parcours begeben, geht es jetzt um Ihre Gier nach bisher nicht gestellten Fragen. Denn ohne Fragen kein Ideen-Rocken.
Die unbequeme Gier
Wie viele Fragen stellen Sie pro Tag? Morgens? Mittags? Abends? Ständig? Oder gar nicht? Welche Art von Fragen? Wie wird das Wetter? Was essen wir heute? Kannst du mir bitte helfen? Wie kann ich dich unterstützen? Was bewegt dich? Ist die Welt heute gefährlicher oder friedlicher als früher?
Die Antwort auf die letzte Frage wird Sie überraschen, denn die Menschen werden immer friedlicher. Das ist ein weltweiter Trend. Der Harvard-Professor und Evolutionspsychologe Steven Pinker zeigt, dass die Zahl der Toten durch Kriege, Morde, Folter, Hinrichtungen seit dem Jahr 1300 drastisch gesunken ist. Wir leben heute in der friedlichsten Epoche seit 700 Jahren, vielleicht sogar seit Menschen existieren. Hätten Sie das gedacht? Deckt sich das mit Ihrer Wahrnehmung? Wie erleben Sie die friedlichste aller Zeiten? Pinker wurde um eine Erklärung gebeten, warum viele Menschen vom Ausmaß des Friedens überrascht sind: »Die Welt in den Nachrichten erscheint so, als würde alles nur noch schlimmer. Aber das ist eine Illusion! In den Nachrichten erfahren Sie immer nur von Dingen, die passiert sind. Nie von Dingen, die nicht passiert sind. Die Welt durch die Brille der Medien zu sehen führt systematisch in die Irre.«1 Ähnliche Widersprüche zwischen der Wahrnehmung und den Statistiken finden Sie in deutschen Städten. Während die Zahl der Morde sinkt, fühlen sich viele Menschen bedrohter. Ist Professor Pinker der einzige Verrückte, der eine positive Entwicklung sieht? Charles Kenny, Senior Fellow am Center for Global Development, kommt zu ähnlichen Ergebnissen. »2015 war das beste Jahr in der Geschichte, und 2016 wird noch besser sein. Die Weltbevölkerung ist gebildeter, besser mit Essen versorgt, gesünder, freier und toleranter – und, so sieht es aus, auf dem Weg zu größerem Reichtum.« Nach seiner Zählung gab es 3000 kriminelle Verbrechen weniger als im Jahr zuvor und sogar 600 000 weniger als 1995, also eine Verringerung um 35 Prozent in 20 Jahren.2
Ich liebe Fragen, die zu völlig unerwarteten Ergebnissen führen. Hätte sich Herr Pinker nie gefragt, ob die Zahl der Gewaltverbrechen steigt oder sinkt, dann hätte er nie angefangen, die Sache zu erforschen. Seine Fragestellung war die Grundlage der neuen Erkenntnis. Mit Fragen schauen wir hinter die Kulissen des Offensichtlichen. Neue Antworten sind nicht immer beliebt, denn oft sind sie unbequem. Wer ändert gerne seine Meinung? Wer gibt gerne zu, sich geirrt zu haben? Eine Frage ist der erste Schritt auf der Suche nach neuen Ideen und unbequemen Antworten. Fragen öffnen uns für neues Wissen und für Unbekanntes. Sie bauen auf dem Interesse auf, etwas wissen zu wollen. Bildung und Wissen haben grundsätzlich einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Fragen auch? Etwas wissen zu wollen und immer weiter zu hinterfragen ist häufig nicht willkommen. Viele Menschen fühlen sich durch Fragen persönlich angegriffen, sie fühlen sich hinterfragt und kritisiert. Fragen können daher sogar Streit auslösen. In jedem Fall stören Fragen die Ruhe und Routine. Der Drang, tiefer zu bohren, um mehr zu sehen und Neues zu erkennen, steckt zum Glück tief im Menschen. Fragen bringen Ideen und Veränderung.
Wir laufen Gefahr, dass neue Antworten unsere Vorurteile und Illusionen zerstören. Kommt eine unerwartete Antwort wie zum Beispiel »Es herrscht Frieden auf Erden wie nie zuvor«, wird die eigene Meinung ergänzt und der alte Standpunkt geändert. Warum sollte man an veralteten Meinungen festhalten, wenn man es jetzt besser weiß? Wäre das nicht Zeit- und Energieverschwendung? Tatsächlich werden kreative Menschen so beschrieben, dass sie häufiger als andere ihre Meinung ändern. Sind kreative Menschen unbeständig? Flatterhaft? Wechselwillig? Gar opportunistisch? Pauschale Antworten sind hier sicherlich falsch, da jeder Mensch auf seine Art kreativ sein kann. Doch eins ist klar: Wer viele offene Fragen stellt, wird häufiger vom Ergebnis überrascht. Fragende Menschen bekommen viel häufiger einen Anlass, die Meinung zu ändern. Offene Menschen hören zu. Neue Kenntnisse bereichern das eigene Sortiment der Meinungen. Da kreative Menschen nicht aufhören, Fragen zu stellen, wächst ihre Erkenntnis immer weiter.
Wer nicht fragt, bleibt dumm, das lernte ich schon in der Kindersendung Sesamstraße. Kreative können gar nicht anders. Sie müssen Fragen stellen. Das ist ein wunderschöner innerer »Zwang«. Auch Neugier genannt. Die Gier nach Neuem. Kreative sind gierige Menschen. Gierig nach Wissen, Ideen, anderen Sichtweisen, spannenden Geschichten und neuen Puzzleteilen zum Weltbild. Mehr Fragen, mehr Überraschungen, häufiger neue Meinungen. Zum Beispiel, dass wir in der friedlichsten Zeit der Menschheitsgeschichte leben. Zack. Meinung geändert. Das ist kein Opportunismus, sondern die Bereitschaft zur Veränderung. Mit jeder Frage droht die Gefahr der Überraschung, die Gefahr einer neuen Erkenntnis, die alles auf den Kopf stellt. Und das ist gut so.
Fragende Menschen gelten als unbequem. Unbequeme Menschen stören. Sie haken nach, bis die Neugier gestillt ist. Fragen schaffen Unfrieden. Sie widersprechen. Fragen fordern heraus. Zum Denken. Zum Umdenken. Ohne Fragen steht vieles einfach fest. Klar. Unwidersprochen. Eindeutig. Das ist halt so und so. Ein neugieriges »Warum« wirkt auf So-und-so-Menschen wie Blitz und Donner. »Warum«-Ruhestörer sind unbeliebt. Stellen Sie sich bloß vor, alles wäre ganz anders. Ein Albtraum! Unklarheit? Nein danke, bloß nicht. Viele Menschen wollen Stabilität. Sicherheit, dass alles Bestand hat. In einer Zeit, in der unser Datenberg auf 40 Zettabytes wächst – das ist die 57-fache Menge aller Sandkörner auf Erden – und sich das Weltwissen alle zwei Jahre verdoppelt, ist diese Bestandssicherheit zwangsläufig eine große Illusion. Genau diese Illusion wird durch Fragen zerstört, und das will niemand. Dabei sind Fragen, die auf echtem Interesse basieren, ein großes Geschenk. Interesse ist überhaupt nicht selbstverständlich. Gleichgültigkeit gilt bei vielen Engagierten als das größte Übel unserer Zeit. Interesse hingegen bringt uns weiter. Manche Antworten können sogar Leben retten. Und dank Steven Pinkers Forschung können viele Menschen ruhiger schlafen. Sie wissen nun, dass die Welt sehr friedlich ist. Seine Antworten könnten ein kollektives Wohlbefinden auslösen, Stress mindern und Krankenkassen finanziell entlasten. Dazu müssten wir nur seine revolutionäre Sicht ernst nehmen, um nicht auf die allgegenwärtige Gewalt in den Medien hereinzufallen. Bereit?
Alles geht anders
Der deutsche Film Victoria wurde in einem einzigen Take gedreht. Undenkbar bis dahin. One Take. Gefilmt wurde am 27. April 2014 zwischen 4.30 Uhr und sieben Uhr in der Friedrichstraße in Berlin-Kreuzberg und Mitte. Ohne Pause. Und das Ergebnis wurde unverändert im Kino gezeigt. Kein Schnitt. Was wäre, wenn wir 133 Minuten in one take aufnehmen? »Total hirnrissig«, sagt der Regisseur Sebastian Schipper im Interview. Belohnt wurde das hirnrissige Risiko mit sechs deutschen Filmpreisen und dem Gewinn des Silbernen Bären der Berlinale 2015 für den Kameramann. Victoria ist weltweit der erfolgreichste deutsche Kinofilm seit Lola rennt. Der Erfolg von Victoria ist den beeindruckenden Schauspielern zu verdanken. Die Basis legte der Regisseur mit seiner Rebellion gegen den Stakkatoschnitt, gegen die Gleichmacherei der Filmindustrie durch immer schnellere Schnitte. Und dann kommt einer und macht 133 Minuten keinen einzigen Schnitt. Neu in der Filmgeschichte. Das Brechen von Regeln ist der erste Schritt zur Innovation.3
Gewohnheiten zu hinterfragen bringt Neues in die Welt. Welche Gewohnheiten hinterfragen Sie? Muss das so sein? Geht es anders? Geht es in einem Take? Ist ein Film ohne Schnitt kinotauglich? Wie soll das gehen? Geht es einfacher? Geht es besser? Meistens ist es pure Gewohnheit, warum wir Dinge so tun, wie wir sie tun. Es hat sich bewährt und ist uns vertraut. Die Gewohnheit gilt es zu brechen. Jede Millisekunde wird irgendwo auf der Welt etwas neu und anders vollbracht. Wir bekommen es nur nicht mit. Unser Gehirn ist so sehr mit dem Alltag und den eigenen Gewohnheiten beschäftigt, dass wir gar keinen Platz für Neues lassen. Doch es passiert. Jetzt. Und überall.
Roboter in Australien bauen in 48 Stunden Einfamilienhäuser. In China wird der erste Wolkenkratzer von Robotern hochgezogen. Warum in Australien und China und nicht in Europa? Haben wir kein Interesse daran? Sind wir nicht schnell genug? Oder glauben Sie, dass das nur eine vorübergehende Modeerscheinung bleibt? Drohnen überwachen bereits Baustellen, Stadtplanung und Landwirtschaft. Wann ist Ihre Branche dran? Wie verändert sich Ihr Job durch Drohnen und Roboter? Abläufe in Großprojekten wie Baustellen werden mit fliegenden Kameras deutlich effizienter koordiniert. Das ist keine Zukunftsmusik, diese Drohnen sind bereits im Einsatz. Beim Neubau des Stadions des US-Basketballteams Sacramento Kings dokumentieren autonom fliegende Drohnen den Neubau und zeigen im Minutentakt, ob der Zeitplan eingehalten wird. Die Filmaufnahmen werden in Echtzeit zu 3-D-Bildern, die mit den digitalen Bauplänen des Stadions verglichen werden. Das Programm markiert dann alle Bereiche, die hinter dem Zeitplan liegen. Das ist ein riesiger Fortschritt, denn Fehler und Verzögerungen auf großen, komplexen Baustellen führen zu enormen Mehrkosten.
Und selbst diese große Neuerung, die noch in ihren Kinderschuhen steckt, wirkt klein gegenüber dem »Röntgenblick für jedermann«, wie n-tv.de titelte. Das MIT in Boston forscht an einem Sensor, mit dem man Menschen durch Wände hindurch beobachten und Geräte kontrollieren kann, indem man auf sie zeigt. Klingt das sinnvoll? Verrückt? Beängstigend? Gut oder schlecht? Wer entscheidet, für welche Zwecke Drohnen und Sensoren eingesetzt oder missbraucht werden? Mit Umwelt-Drohnen will die Non-Profit-Organisation BioCarbon pro Jahr eine Milliarde neue Bäume pflanzen. »Das Pflanzen von Bäumen wird so auch in unerreichbaren Gegenden radikal vereinfacht«, schreibt Bart R. auf trendsderzukunft.de. Drohnen könnten zudem die Weltmeere filmen, Wale überwachen und schützen und der Laufpartner der Zukunft werden, damit man nicht mehr alleine durch den Wald joggen muss. Drohnen könnten aber auch auf engstem Raum Spionage betreiben und die eigenen Kinder rund um die Uhr überwachen. Der negativ besetzte Begriff der »Helikoptereltern« würde sich bewahrheiten. Klar ist: Alles geht anders. Wie wir das Neue einsetzen, liegt an uns.
Wie sieht die Versorgung mit gesunden und frischen Lebensmitteln in der Zukunft aus? Lässt sich der Logistikwahnsinn verringern, indem Menschen und Landwirtschaft wieder näher zueinanderfinden?Wie können neun Milliarden Menschen mit frischen und gesunden Lebensmitteln versorgt werden, wenn 2050 etwa vier Fünftel der Menschen in Städten leben?
In Bujama, einer Stadt in Peru nahe Lima, war das Wasser durch Minenabfälle so schlecht, dass eine Landwirtschaft nicht möglich war. Geschaffen wurde ein Gewächshaus mit einer Luftbefeuchtungsanlage, die Wasser aus der Luft zieht. Das saubere Wasser beträufelt die Salatpflanzen. So wird frische Ernährung ohne frisches Grundwasser möglich4. In Japan wurde die erste autonome Gemüsefarm eröffnet. Weltweit wird experimentiert, wie in neuen Wohnanlagen und Wolkenkratzern Obst und Gemüse angebaut werden kann. Vertikale Farmen, Gewächshäuser und Ställe für kleine Nutztiere werden mit Wohnungen in einem Gebäude integriert. Ohne Frost, Hagel oder Dürre sind je nach Gemüsesorte bis zu vier Ernten pro Jahr möglich. Auch Solar- und Windanlagen sowie Wasserfilteranlagen sind Teil des urbanen Ökosystems. Weltweit verschmelzen vertikaler Salat- und Gemüseanbau mit Architektur – wie auch plakativ in dem Namen agritecture.com. Zur Expo 2015 in Mailand entstand ein ganzer vertikaler Wald, ein Hochhaus mit Bäumen bepflanzt. Entwickelt als nachhaltiges Modell für eine Stadt der Zukunft zum Erhalt der Artenvielfalt.5 Die Entwicklung geht weiter. Wie wäre es, urbane vertikale Landwirtschaft mit Altenpflege zu kreuzen? Beim World Architecture Festival 2015 zeigte die Firma Spark ein vertikales Gewächshaus in einem Gemeinschaftshaus für Senioren. Der Obst- und Gemüseanbau dient neben der Selbstversorgung auch dem Verkauf in der Nachbarschaft. Die Gewinne finanzieren die ärztliche Versorgung der Bewohner.6
Wie geht es Ihnen mit all den Neuerungen? Sind Sie skeptisch? Wo soll das bloß hinführen? Oder sind Sie so begeistert wie ich? Ideen bäumen sich gegen die Macht der Gewohnheit auf und widerstehen dem Status quo. Geht tatsächlich alles anders? Wirklich alles? Bleibt nicht das meiste so, wie es ist? Ist es Ihr gutes Recht, dass alles so bleibt, wie es ist? Was bevorzugen Sie? Erwarten Sie Veränderung? Fordern Sie Ihre Gewohnheiten heraus? Oder haben Sie es sich bequem eingerichtet? Wie gehen Sie mit Wandel um? Erwartungsvoll freudig? Oder ängstlich ablehnend? Sind Sie skeptisch oder neugierig? Was stellen Sie noch in Frage?
Fragen können alles verändern. Fragen öffnen. Fragen bohren tiefer und vertiefen Wissen. Fragen gehen auf den Grund und über den Tellerrand des Bekannten hinaus. Sie öffnen den beschränkten Horizont der So-und-so-Vorurteile. Fragen können Meinungen aushebeln. Einfach durch die Kraft der neuen Antwort. Ob das als Gefahr oder Gewinn betrachtet wird, liegt an jedem Menschen selbst. Für mich steht fest: Alles ist anders, wenn man sich vertieft. Fragen führen zu neuen Blickwinkeln und veränderten Einsichten.
44 Fragen
1. Ist Wandel oder Stillstand normal?2. Werden wir durch Veränderung stärker oder durch Kontinuität?3. Gibt es immer eine Lösung?4. Könnte das eigene Zuhause das Krankenhaus der Zukunft sein?5. Was wäre, wenn jeder europäische Schüler ein Jahr in einem anderen Land Europas leben würde?6. Was bedeuten Roboter, die in 48 Stunden ein Haus bauen?7. Werden Manager in der Zukunft Roboter sein?8. Warum bleibt nichts, wie es ist?9. Sind Ideen wie Pizza und Puzzles?10. Kommt der nächste Mark Zuckerberg aus Afrika?11. Was wäre, wenn sich Studenten kein Fach, sondern eine Mission auswählen würden? 12. Wissen Unternehmen, wer sich nicht bei ihnen bewirbt?13. WaBriMiDa?14. Können Künstler mehr Resonanz erzeugen, wenn das Publikum aktiv mitmacht?15. Warum werden Häuser nicht in Fabriken hergestellt und mit dem Cargolifter ausgeliefert?16. Warum sind Supermärkte thematisch sortiert, aber Berufe nach A bis Z?17. Wie verändert man eine Stadt? 18. Wie entwickelt man Strukturen, Organisationen, Städte, Kulturen weiter? 19. Was machen Kfz-Versicherer, wenn es keine Menschen mehr gibt, die Autos aktiv steuern und dafür eine Versicherung brauchen?20. Wieso haben E-Books eine AGB und analoge Bücher nicht?21. Gibt es sichere Jobs?22. Wie entsteht Mut?23. Kann Mut zukünftig versichert werden?24. Wer bewertet das Risiko, nichts zu tun?25. Was ist Risiko?26. Verändert Technologie Bildung oder Bildung Technologie?27. Wie wird Los Angeles wieder eine Stadt der Menschen statt der Parkplätze?28. Sind Sie vorbereitet auf Kunden, die nie offline sind? 29. Ist Innovation mehr als ein Buzzword und ein Mythos?30. Warum gibt es keinen Erfolg über Nacht?31. Wie tragen Ideen zum Stillstand bei?32. Gibt es Genies? Und wenn ja, wie viele?33. Ist Sharing Economy ein Hype oder ein Quantensprung?34. Macht Harmonie dumm?35. Gibt es Neues, oder war alles schon mal da?36. Warum bekommt die Mehrheit GUTER Bewerber Absagen?37. Ist das Neue die Ausnahme oder Neues normal?38. Betrügt uns unser Gehirn?39. Gibt es gute und schlechte Ideen?40. Kann die Wirkung getestet werden?41. Wird die Welt immer friedlicher?42. Glauben Sie, dass jeder Mensch die Welt verändern kann?43. Wenn Sie schlechte Erinnerungen löschen könnten, würden Sie dies tun?44. Wie entwickeln wir eine europäische Willkommenskultur?Welche Frage hat Sie angesprochen oder geärgert? Welche Frage haben Sie sich noch nie gestellt? Welche Frage hat bei Ihnen spontanes Kopfkino ausgelöst? Welche Frage ist Ihnen in Erinnerung geblieben? Es gibt keine guten oder schlechten Fragen. Jede Frage kann etwas in Ihnen anstoßen, Sie anregen oder aufregen. Fragen können sinnlos erscheinen, abstoßen oder zum Nachdenken anregen. Entweder Sie bleiben gleichgültig, oder Sie werden inspiriert. Ohne Fragen keine Veränderung. Sind Sie für Stillstand, stellen Sie einfach keine Fragen. Ohne Fragen erstarren Sie in Ihrer kleinen Welt, Ihrer Weltanschauung und Meinung. Alles passt zusammen. Nichts stört. Erscheint Ihnen das zu langweilig? Dann werden Sie ab sofort Fragen-Aktivistin und Fragen-Aktivist!
Stellen Sie sich vor, Sie würden an jeder roten Ampel, im Stau, beim Warten auf Bus, Bahn und an der Kassenschlange 44 Fragen stellen. Ihre Fragenfitness würde rasant wachsen. Ganz einfach, fast nebenbei. Statt sich an roten Ampeln, in Schlangen und Wartezimmern zu ärgern, stellen Sie lustvoll-freudig 44 Fragen. Das macht nicht nur Spaß, mit etwas Übung kommen Sie auf 440 Fragen pro Tag. Je ideenfitter Sie werden, desto gewöhnlicher werden Fragen für Sie. Selbst wenn 95 Prozent Ihrer Fragen nicht weiterführen und Sackgassen sind, kämen täglich 22 Kracher-Fragen in Ihre Pipeline. Pro Tag! So stoßen Sie Ihre Ideenmaschine an. Aus abgefahrenen Fragen werden ungewöhnliche Ideen. Ideen führen wieder zu neuen Fragen und neuen Antworten.
Jede einzelne Idee könnte ein Diamant sein. Und jede Frage stört den Trott. Jack Foster beschreibt in seinem Buch Einfälle für alle Fälle eindrücklich, wie er sich in ein für ihn völlig neues Thema vertieft. Er hat den Auftrag bekommen, Werbung für Schweinefleisch zu gestalten. Da ihm das Thema völlig fremd ist, besucht er den Schweinebauern und quetscht ihn aus: »Womit werden Ihre Schweine gefüttert? Welche Sorte Schwein halten Sie? Welche Schweinerasse hält ihr Konkurrent? Womit werden die Schweine des Konkurrenten gefüttert? Was ist Speck? Gibt es irgendetwas an Ihrem Speck, was Sie ändern würden, wenn Sie könnten? Warum ist Braten besser als Grillen?« Sechs Seiten voller Fragen. Als der Bauer einwirft, er müsse noch arbeiten, verabschiedet sich Jack Foster mit den Worten: »Bis morgen. Ich komme wieder. Ich habe noch ein paar Fragen.« Er will es wirklich wissen.
Fragen bringen Überraschungen mit sich. »Was wäre, wenn Studierende statt ihres Studienfachs zuerst eine Mission wählen würden?« Mit dieser einen Frage nimmt Fred Swaniker, Gründer der African Leadership Academy, unser Bildungssystem auseinander und setzt es neu zusammen. Zuerst wird die Lebensaufgabe geklärt. Das passende Studienfach folgt der Berufung. Nicht umgekehrt. Wer beispielsweise Lehrer werden möchte, lernt nicht Mathe, Geschichte oder Sport, sondern klärt zuerst die persönliche Mission. Ist es das Ziel, Schüler auf ein selbständiges, erfülltes Leben vorzubereiten? Oder ist Wissensvermittlung der Zweck? Mit welcher Mission wird man ein guter Lehrer? Unser etabliertes System geht stillschweigend davon aus, dass die Mission eines Lehrers schon irgendwie klar wäre. Aber ist das so?Bringen Studierende die Bildungsmission einfach mit? Wann findet die Charakterprüfung eines Lehrers statt? Am Anfang? Am Ende? Oder nie? Verkürzt die Gewissheit einer Mission sogar die Studienzeit? Wie muss sich Bildung ändern, wenn die Menge des Wissens immer schneller wächst? Wie wird die rasante technologische Entwicklung die Hochschulen verändern? Lernen Menschen in der Zukunft über das ganze Leben verteilt? Zu Hause? Am Arbeitsplatz? In Universitäten? Oder werden YouTube-Kanäle die größten Bildungsanbieter?
Statt solche sinnvollen Fragen zu diskutieren und neue Lösungen zu finden, wird in vielen deutschen Medien pauschal die Akademisierung der Gesellschaft beklagt. Die ZEIT fragte im November 2014: »Müssen jetzt alle studieren?« Es entsteht der Eindruck, die große Mehrheit würde bereits studieren. Schauen wir uns die Fakten an. Laut dem letzten offiziellen Zensus von 2011 haben nur 15 Prozent (!) aller 81 Millionen Deutschen einen akademischen Abschluss. Unter den 43 Millionen erwerbstätigen Deutschen ist jeder vierte ein Akademiker. Und 36 Prozent eines Jahrgangs schließen ihr Studium ab. Unter allen Berufstätigen sind also 25 Prozent Akademiker. Die Zahl steigt langsam auf 36 Prozent. Auf Basis der Fakten könnten wir nun eine kontroverse Debatte führen. Ist Akademisierung eine reale Gefahr? Wer gewinnt, wer verliert? Sind Bildung und Weiterbildung das Öl des 21. Jahrhunderts? Sollten wir alle ein Buch pro Tag lesen? Können wir nicht froh sein über jeden Menschen, der studiert und mehr lernen möchte? Die Zahl der Studienanfänger war 2015 zum ersten Mal gleichauf mit der Zahl der Lehrlinge. Da nur zwei Drittel der Studierenden ihr Studium abschließen, könnten schlaue Betriebe auf Hunderttausende Studienabbrecher zugehen und sie als Azubis gewinnen. Die sind dann bereits erfahren und wissen, was sie wollen. Also ran! Wer sagt, dass Azubis direkt aus der Schule kommen müssen? Keiner! Es gibt kein Gesetz dafür. Die ING-DiBa geht bereits einen Schritt weiter und bildet seit Jahren erfolgreich Azubis über 50 Jahre aus. Wer sagt, dass Azubis jung sein müssen? Nur unsere Gewohnheit. Alle Betriebe könnten das mehrfach prämierte Rezept der ING-DiBa kopieren. Keiner macht’s. Wer neue Wege geht, kann sich Bewerber weiterhin aussuchen.
Wo lernen wir, die Welt mit Fragen zu rocken? Es gibt keinen Unterricht für professionelles Fragenstellen. Stillschweigend wird davon ausgegangen, jeder könne Fragen stellen. Einer der größten Irrtümer. Die Qualität von Fragen ist der Ausgangspunkt des ganzen kreativen Prozesses. Gute Fragen zu stellen ist selbstverständlich trainierbar. An die Übung!
Die Welt verändern
»Wir denken immer, wir könnten die Welt mit Antworten verändern. Nein. Mit Fragen verändern wir die Welt«, sagte Götz Werner 2012 im Gespräch mit Fritz Lietsch, Herausgeber des Magazins forum Nachhaltig Wirtschaften. Götz Werner ruft auf zum Denken und Fragenstellen: Was wäre, wenn jeder mit diesen Fragen morgens aufwacht: Was will ich in der Welt erreichen? Was habe ich mir vorgenommen? Er fordert auf: Denken Sie mal umgekehrt. Zum Beispiel so: Nicht wir Erwachsenen bekommen unsere Kinder, sondern die Kinder bekommen uns. Wie würde das unser Miteinander und die Erziehung verändern?7
Mich beschäftigt seit der Europawoche 1998 diese Frage: Was wäre, wenn jeder europäische Schüler ein Jahr bei einer Familie aus einem anderen Land Europas leben würde? Schüleraustausch wäre dann nicht länger ein Privileg der jährlich 12 000 deutschen Schüler, die sich ein Auslandsjahr finanziell leisten können. Alle Schüler Europas hätten persönliche Beziehungen zu Familien und Freunden in Griechenland, Portugal, Polen, Finnland und so weiter. Würde jeder Schüler ins Ausland gehen und würde jede Familie einen fremden Schüler aufnehmen – das entspricht dem Zweck und Urgedanken vom Schüleraustausch –, dann entstünden keine Mehrkosten. Durch die Rotation hätte keine Familie mehr Aufwand. Die Herausforderung bestünde in der Logistik, Organisation und den Sprachen. Fast alle Schüler sprechen zwar Englisch, aber die wenigsten Ungarisch oder Finnisch. Warum der Aufwand? Ich glaube, dass nur die menschliche Begegnung aller Bürger die europäische Idee retten kann. Wir würden die Sorgen, Freuden und Lebensbedingungen mit Menschen in anderen Ländern teilen. Europa verkommt immer mehr zu einem bürokratischen Monster und Selbstbedienungsladen. Ohne persönliche Begegnung auf breiter Basis ändert sich diese negative Entwicklung nicht. Der millionenfache Schüleraustausch würde den Zusammenhalt stärken. Europa wäre wieder eine Herzensangelegenheit. Europa könnte von innen heraus eine Willkommenskultur leben und ausstrahlen.
Eine andere Frage, die mich bewegt: Was wäre, wenn jeder Mensch für seine Träume und Ideen direkt um Unterstützung bitten könnte? Auf einer Plattform teilen Menschen ihre Träume mit, sie erzählen Geschichten von Wünschen und Zielen – privat, ehrenamtlich, beruflich, unternehmerisch. Andere Menschen antworten darauf mit Rat, Tat oder Geld. Ähnlich wie beim Crowdfunding. 34 Milliarden Dollar private Gelder hat die Crowd 2015 in Produkte, Projekte und Start-ups investiert. Kiva.org vermittelt Mikrokredite, um Armut zu bekämpfen. Betterplace.org vermittelt Spenden an Projekte. Studienaktie.org bietet Finanzierung und Mentoring für Menschen mit Bildungsprojekten. MakeSense.org bietet in 146 Ländern Unterstützung für soziale Unternehmer. Die Civil Academy und Ashoka unterstützen soziale Gründer mit Stipendien, damit soziale Ideen marktreif werden. Es gibt so viele Engagierte. Die Zahl der Vereine und Stiftungen wächst. Mir gefällt auch GoFundMe.com, dort spenden Menschen für andere Menschen in Not. Trotz dieser Vielfalt vermisse ich eine Plattform, auf der Menschen mit ihren Geschichten, Träumen, Ideen, Fragen, Wünschen und Lebenszielen im Mittelpunkt stehen – nicht Projekte. Eine Plattform für Was wäre, wenn …, ich wollte schon immer mal …, mein Weltreise-, Ökodorf-, Mobilitätskonzept-, Medizin-Traum. Forscher haben oft noch kein Produkt für ein Crowdfunding, aber eine Vision. Es geht um Inspiration und Unterstützung. Was wäre, wenn Menschen mit ihren Träumen inspirieren und Mitstreiter, Rat, Tat, Stipendien und Spenden gewinnen könnten?
Und in den letzten Jahren beschäftigte mich vor allem die Frage nach dem »Fachkräftemangel«. Über Fachkräftemangel wird lauthals geklagt. Jahrelang war auch ich ein Verfechter des Mangels. Meine Kollegen und ich führten Tausende Gespräche mit Personalverantwortlichen. Unsere Angebote zur Fachkräftegewinnung stießen auf Interesse. Doch kaum waren die Gesprächspartner wieder im Büro, machten alle so weiter wie zuvor. Ich wurde skeptisch. Warum änderte niemand etwas? Warum wird Neues nicht ausprobiert? Ist der öffentlich wirksam inszenierte Aufschrei »Fachkräftemangel« eine faule Ausrede für Personalgewinnung, die im letzten Jahrtausend stehen geblieben ist? Auf langweilige Werbung reagiert niemand. Das gilt für Kunden und Fachkräfte. Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Fachkräfte- und Kundenmangel? Beides liegt am Auftreten des Unternehmens. Erwarten Firmen ernsthaft hoch motivierte Kandidaten auf laaaaaaaaaangweilige, normierte Stellenanzeigen?
Ich stellte fest, dass auf dem Bewerbermarkt einiges im Argen liegt. Warum reagieren Unternehmen genervt, wenn Bewerber nachhaken, ob die Bewerbungsunterlagen angekommen sind? Reagieren diese Betriebe auch genervt auf Kunden? Warum hat der Verband der Deutschen Ingenieure (VDI), ein Verfechter des Fachkräftemangels, jahrelang in seinen Statistiken die Zahl der offenen Stellen mal sieben, die Zahl der arbeitslosen Ingenieure aber nur mal eins gerechnet? Ist das redlich, eine Lüge, Betrug oder Verarschung? Hätte der VDI jahrelang so tricksen müssen, wenn es einen echten Fachkräftemangel gäbe?8
Ein Unternehmen mit weltweit 55 000 Mitarbeitern konnte 300 Ingenieursstellen nicht besetzen. Aber welche Anforderung wurde an die Bewerber gestellt? Zehn Jahre Berufserfahrung. Es fehlten also nicht 300 Ingenieure, sondern 300 Ingenieure, die zehn Jahre Berufserfahrungen hatten und den Arbeitgeber wechseln wollten. Als diese Firma zum ersten Mal 20 Traineestellen für Ingenieure angeboten hat, bekam sie 2000 Bewerbungen. Fachkräftemangel? Da es immer weniger ausgebildete Uhrmacher gibt, fragte sich eine Firma: Wer hat dieselben Fähigkeiten, die Uhrmacher brauchen, nämlich Präzision und Liebe fürs Detail? Zahntechniker! Die Firma stellte Zahntechniker ein und bildete sie zum Uhrmacher fort. Wo ist das Problem? Herrscht Fachkräftemangel oder Ideenmangel? Warum werden naheliegende Potenziale nicht genutzt?
Auf dem Arbeitsmarkt ist alles in Bewegung. Was passiert zum Beispiel zukünftig mit Bauarbeitern, wenn Häuser in Australien und Wolkenkratzer in China viel schneller von Robotern gebaut werden? Was passiert mit Lkw-Fahrern, wenn Lkws autonom und unfallfrei fahren?Was passiert, wenn Batterien den Verbrennungsmotor ablösen? Diese Fragen sind wichtig, denn in Deutschland hängen 750 000 Jobs vom Verbrennungsmotor ab. Jede nicht gestellte Frage verpasst Chancen. Offene Fragen bauen Aussichtsplattformen. Offene Fragen lassen uns die Welt von allen Seiten betrachten. Offene Fragen suchen neue Lösungen und stiften Veränderung. Offene Fragen sind das Salz in der Suppe, sie ärgern den Stillstand und fordern Ideen zum Angriff heraus. Doch das ist nur eine Seite der Medaille.
Hilfe!
Die andere Seite der Medaille sind direkte Fragen. Analytisch, gezielt, konkret. Zum Beispiel um Rat und Unterstützung. Wie in diesem Beispiel: Eine Schülerin wandte sich mit einem Brief an 50 Vorstandsvorsitzende von DAX-Unternehmen. Sie schrieb, dass sie später ein DAX-Unternehmen leiten und, um nach dem Abitur alles richtig zu machen, erfolgreiche Personen nach Ratschlägen zur Berufs- und Studienwahl fragen wolle. Das Ergebnis? Sie bekam nicht nur 45 Antworten, sondern auch Einladungen in die Firmen. Die meisten Menschen helfen gerne, wenn sie ein echtes Interesse an ihrer Person, ihrem Beruf oder ihrem Hobby spüren. In die Lage der Schülerin konnten sich 45 von 50 DAX-Vorständen sofort hineinversetzen, denn sie standen als Schüler vor derselben Frage. Als 2007 die erste MUN-Konferenz, eine studentische Simulation für globale Lösungen mit Teilnehmern aus aller Welt, in Münster stattfand, suchten die Organisatoren einen passenden Schirmherrn. Sie fragten Prof. Klaus Töpfer, damals tätig bei den Vereinten Nationen, im Rat für Nachhaltige Entwicklung und Vizepräsident der Welthungerhilfe. Ein viel beschäftigter Mensch. War es vermessen, ihn zu fragen? Er sagte zu: »Gerne nutze ich die Gelegenheit, an meine Universität zurückzukehren.« Er war Absolvent der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Münster. Bingo. Volltreffer. Jede Universität, jede Schule und jede Kindertagesstätte könnte unter den Ehemaligen prominente Personen finden. Wer hat schon mal in den Namenslisten der letzten Jahrzehnte nachgeschaut? Fragen Sie direkt. Ehemalige werden gerne Ja sagen. Ist doch klar.
Auch ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, um Hilfe zu bitten. Zehn Jahre lang organisierte ich künstlerisch-kreative Wettbewerbe für Schüler und Studenten. Jedes Jahr stand ein anderes Motto im Mittelpunkt wie »Menschenbilder«, »Hoffnung« und »Ganz anders«. Auf konkrete Anfrage gaben die Berliner Jugendsenatorin, der Bischof und der Bundestagspräsident ihren guten Namen als Schirmherren und -frauen. Der Verein Young Life Berlin zahlte die laufenden Kosten und brachte Kontakte, freiwillige Helfer und Räume ein. In den Musik-, Literatur-, Fotografie-Jurys halfen jedes Jahr 40 bis 50 Künstler, Politiker, Pädagogen und Journalisten mit. Warum so viele? Je größer die Jurys waren, umso mehr Multiplikatoren lasen die Texte, sahen die Fotos und Gemälde, hörten die Musik und trugen ihre Eindrücke in die Gesellschaft. Wenn ich bekannte Künstler und Politiker in die Jury einlud, bekam ich nicht nur viele Zusagen, sondern auch begeisterte Ausrufe: »Endlich tut mal jemand was! Danke, dass ich dabei sein darf.« Verteilt über sieben Jahre bekam ich über 300 Zusagen. Ich stelle allen eine ganz konkrete Frage: »Sind Sie am Tag X in der Jury und am Tag Y bei der Preisverleihung dabei?«
Dass man sich nicht scheuen soll, um Hilfe zu bitten, und wie wichtig es ist, die Bitte um Hilfe als konkrete Frage zu formulieren, habe ich bei einer Wanderung im Grand Canyon erlebt. Als Jugendlicher war ich bereits drei Mal den South Kaibab Trail hinunter- und den Bright Angels Trail wieder hochgelaufen. Vom südlichen Rand des Canyons bis zum Fluss durchquert man 1350 Meter Höhenunterschied. Nun wollte ich den Weg mit meiner Frau gehen und ihr die überwältigende Schönheit zeigen. Die Farbenpracht, die Felsformationen, die Ruhe und die Weite sind einmalig. Die Vorfreude war riesig! Einziger Makel: Wir liefen im Hochsommer, da wird von der Wanderung zwischen 10 und 16 Uhr abgeraten. Ausreichend Verpflegung und viel zu trinken hatten wir dabei. In der größten Mittagshitze bei 45 Grad im Schatten kamen wir am Colorado River an. Auf dem Rückweg wurde ich ohne Vorwarnung unendlich müde, kraft- und willenlos, wie ich es noch nie erlebt hatte. Wir wussten, niemand würde nach uns suchen. Seit über zwei Stunden war uns kein Mensch begegnet. Wir mussten irgendwie aus eigener Kraft wieder nach oben kommen. Aber es ging nicht. Ich konnte nicht mehr. Ohne fremde Hilfe würde ich es nicht schaffen. Am Colorado River stand ein Notruf. Auf dem Weg dorthin traf meine Frau drei Männer. Sie erzählte ihnen, wie schlecht es mir ging. Als die Männer mich kurz darauf am Weg sitzen sahen, scherzte ich, dass es zu heiß sei, und bat sie, die Sonne abzuschalten. Sie lachten und liefen weiter. Dass ich der Mann war, der Hilfe brauchte, merkten sie nicht. Da kam meine Frau angerannt und rief ihnen hinterher: »Helft uns bitte! Mein Mann kann nicht mehr. Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Jetzt begriffen sie die Lage und fragten mich, ob mir schwindlig sei. Sie stellten fest, dass mir nicht einfach Flüssigkeit, sondern Elektrolyte fehlten. Ich hatte nämlich aufgrund der Hitze viel mehr Wasser getrunken als bei den Wanderungen zuvor. Dadurch hatte ich zu viele Elektrolyte ausgeschwitzt und ausgespült. Meine Frau hatte weniger getrunken und mehr salzige Cracker gegessen. Glücklicherweise hatten die drei Männer Elektrolyte dabei, die sie ohne zu zögern großzügig mit uns teilten. Tatsächlich war ich nach 30 Minuten wieder fit und konnte den Rückweg bewältigen. Die drei Männer waren für mich Engel und Lebensretter. Meinen Witz mit der Sonne hatten sie nicht als Hilferuf verstanden. Wie auch? Auf die ganz konkrete Frage meiner Frau reagierten sie sofort.
Auch Innovation ist manchmal nur mit Hilfe zu schaffen – zumindest wird sie mit Hilfe leichter. Innovation braucht beides: 44 wilde, offene Fragen. Und gezielte, konkrete Fragen. Brian Chesky, Gründer von Airbnb, erzählt: »Wir haben Menschen wie Mark Zuckerberg und Jeff Bezos gefragt, ob sie uns helfen. Fragt schamlos. Lernt schnell. Die meisten Menschen helfen gerne.«9
A & O
44 weite Fragen öffnen Freiräume für neue Ideen. Punktgenaue, spitze Fragen liefern konkrete Antworten. Weit und spitz – beides gehört untrennbar zur Ideenfitness und Innovation: unendlich viele offene Fragen, die niemand vorher gestellt hat, plus messerscharfe konkrete Fragen, die zur gradlinigen Analyse und direkten Handlung führen. A & O.
Erfolgreiche Innovation besteht immer aus dem explosiven Mix zweier Pole:
• unendlich weite, chaotische Vorstellungskraft, bunte Vielfalt, neugierig fragende Offenheitplus
• gradlinige, kritische Disziplin, klare Entscheidungen und präzise AnalyseOhne O bleiben Ideen blutleere Langweiler. Ohne A bleiben Ideen wirkungsloses Geschwafel. Ideen brauchen A und O. Offene und analytische Fragen. Offenheit und Klarheit. Das Spinnen und die Kritik. Ideenfitte leben in einer scheinbar verkehrten Welt: Strategen spinnen grenzenlos offen, Kreative planen zielstrebig gradlinig:
• A wie Analyse, Aufgabe und Auswahl auf der einen Seite,• O wie Offenheit und Optionen auf der anderen Seite.A & O sind zwei Seiten derselben Medaille. Es ist kein Entweder-oder. Es ist ein Miteinander. Eine wechselseitige Abhängigkeit und ein Zusammenspiel. Die Idee rockt hin und her zwischen A & O. In der griechischen Mythologie hat die Zeit zwei Dimensionen: den ordentlichen Gott Chronos für den stetigen Fluss der Zeit und den chaotischen Gott Kairos für alles, was die Ordnung unvorhergesehen unterbricht. Chronos & Kairos. A & O! Innovation lebt von der Unterschiedlichkeit von A & O. Die A-Schritte analysieren und fokussieren. Die O-Schritte öffnen Potenziale, Chancen und Gelegenheiten.
A wie Analyse steht auch für:
• aktivieren• Aktivität• anpacken• Anstrengung• Antwort• Aufgabe• aufstehen• Ausdauer• Auswahl• Bewertung• Chronos• Controlling• definieren• Disziplin• Drehbuch• Durchblick• Durchhaltevermögen• Experte• fest• festhalten• festlegen• Filter• Fokus• Form• Gewohnheit• Konsequenz• Konzentration• Kriterien• Kritik• Management• messbar• Nüchternheit• Ordnung• Mehrwert• Organisation• Pilotprojekt• Planung• pragmatisch• Projekt• Prototyp• realistisch• Scheuklappen• Schritt für Schritt• Skepsis• sortieren• Spannung• Standpunkte• Steuerung• Sturheit• Teilziel• terminiert• Tradition• Umsetzung• Verantwortung• Vertrauen• wie• Wirkung• Ziel• ZweckO wie Offenheit steht auch für:
• alle Sinne• alles ist möglich• anders• aus dem Rahmen fallen• Begeisterung• Beziehung• Brainstorming• Bodystorming• Chancen• Chaos• Diversität• Entspannung• Fantasie• Fragen• Flow• flüssig• Freiräume• Gelegenheiten• Glaube• Hingabe• Hoffnung• idealistisch• Kairos• Knall• Kreativität• kritikfrei• Kunst• Leidenschaft• Liebe• loslassen• Motivation• Motor• Naivität• Optionen• Originalität• Rausch• Rebellion• Revolution• sammeln• spinnen• Traum• Überraschung• Unbekanntes• Unbequemes• Ungewöhnliches• Unpassendes• Unsinn• unterhaltsam• Unterscheidung• Verschwendung• Vielfalt• Vision• Vorstellungskraft• Wandel• Warum• Weitblick• Weite• Werte• Zufälle