Rosa Frühling in Montreal - Wolfgang Schorat - E-Book

Rosa Frühling in Montreal E-Book

Wolfgang Schorat

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Beschreibung

In Montreal bekommt Wolf Zebra einen Telefonanruf, der für jemand anderen gedacht war...Thelma ist am Telefon. Beide treffen sich einige Tage später auf dem Place des Arts. Thelma ist eine umwerfende, schöne Frau,eine Afro-Kanadierin. Es entfaltet sich eine erst heitere, dann eine berauschende, dann eine mit voller Mystik verwobene, erotische Elektrifizierung... Wolf Zebra erlebt zum ersten und bis jetzt zum letzten Mal, dass diese so wundervolle Frau mit all ihren Lippen küssen und schmusen kann. Beide sind jung und feiern ihre erotische Freude. Ich beschreibe hier eine erotische Erfahrung mit einer göttlichen Seele, die einen braunen Haut hat: eine Afrikanerin ? Diese pure Erotik, die hier beschrieben wird, basiert nicht auf Sucht. Die Kunst ist es, trotz der Abhängigkeit unabhängig zu sein. Trotz eigener Teilnahme und Verwicklung frei zu bleiben. Hier wird die heilige Erotik gelebt. Das Tao der Liebe erfahren. Tantra wird realisiert. Es ist für alle, die noch wissen, dass Erotik dem Göttlichen entspringt und heilig ist, solange sie nicht zur Sucht, zur Perversion und Gier ausartet.  ...und woher kommt dann die Sucht, die Perversion und die Gier ?  Wolf Schorat

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Was ist Elektrizität?

Morgens

mit Hochspannungaufstehen,mit Widerstand zur Arbeit gehen,den ganzen Taggegen den Strom schwimmen,geladen nach Hause kommen,an die Dose fassen,einen gewischt kriegen.

Das ist Elektrizität!

Für Thelma…

irgendwo in Montreal.

Sie war die einzige Frau

in meinem bis jetzt 46-Jährigen Leben,

die mit all ihren Lippen küssen konnte.

Ein Segen für die menschliche Entwicklung.

Nochmals Dank Thelma…

für deine Küsse.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Rosa Würdigung für Thelma.

16. Mai 1985

Vorwort

Am 8. Juni 1966 wanderte ich nach Kanada aus - als damals 19-Jähriger. Ich war schon eingezogen bei der globalen Irrenanstalt-Militär: Bundeswehr. Das göttliche Kanada nahm mich auf… Nochmals Danke Kanada! Durch meine Verweigerung, mich zum Töten ausbilden zu lassen, erlebte ich in Kanada das Leben - für das ich lebte, die Liebe - für die ich lebe… auch die erotische Liebe. Das globale Idiotentum - Militär - muss von der Erde verschwinden. Diese politische Irrenanstalt verseucht das Leben, verbraucht gigantische Mengen an Lebenskraft und Gelder, die für viel wichtigere Zwecke gebraucht werden - bei jedem Volk, in jedem Land der Erde. Kriegsdienstverweigerung darf nicht nur von der männlichen Seite gemacht werden - auch die Frauen, die jungen Mädchen, die mit ihren Geliebten sind, die zum Töten ausgebildet werden sollen, sie alle müssen sich dagegen wehren - gegen das Inhumane, denn kein Land der Erde ist Human, solange es noch Militär gibt. Das Leben, das ich hier beschreibe, ist genau konträr zu dem, was mir dieses Idiotentum - Militär - einkommandieren will. Darum rufe ich hier noch einmal alle Jugendlichen dieser Welt auf: Habt einfach mehr Mut zur globalen Kriegsdienstverweigerung!

Dieses Büchlein erfüllt aber erst seinen Zweck, wenn es in sämtliche Sprachen dieser Welt übersetzt wurde. Insbesondere in den Ländern, in denen sogar Kriegsdienstverweigerung verboten ist und bestraft wird.

7. Februar 1995 - draußen ist es tiefgrau…

WolfSchorat

Aufgeschrieben vom 16. Mai bis 26. Juni 1985

Rosa Würdigung für Thelma.

Nachdem ich dieses Buch spontan geschrieben hatte, fiel mir jetzt im Dezember 96 noch ein, dass ich die Fähigkeit dieser Frau mit ihren vertikalen Lippen zu saugen, ihren Sauglippen, nicht genug hervorgehoben habe. Die Schmuserei mit ihr war schon ein außergewöhnliches - ein Erlebnis höchster Lust - und extrem selten, denn die Lippen ihrer Rosengarten-Vagina hatten ja die Fähigkeit zu küssen und zu saugen. Ich wurde also zweifach geküsst - mit beiden Mündern sozusagen. So, diese damals junge Frau Thelma saugte sozusagen mit ihrem Sauglustliebesvermögen jeden Tropfen Lichtsamen aus dem Leib. Ein Erlebnis höchster Wertschätzung und zugleich eine vollkommene Hingabe an die Liebe. Jeder stupide Sexgeilgiersuchtzustand ist ja aber immer auch ein ex-zentrisches Verlieren der Harmonie und der eigenen Mitte.

Nur Liebe jedoch lässt eine Rosa-Vagina-Frau ihre angstlose Ganzheit tatsächlich leben. Ein wahrhaftiger Rosa-Frühlings-Genuß!

Dafür danke ich dir Thelma…

16. Mai 1985

In Kanada und weiter noch, in Montreal, und dort in dem suburbanen Stadtteil Dollard des Ormeaux, dort lebten wir in einem einstöckigen Reihenhaus. Wir, das sind Gail, die 21-Jährige Lehrerin, das ist Frances, die 22-Jährige Lehrerin und ich, der 22-Jährige Jungkonstrukteur.

Dollard des Ormeaux ist eine Einfamlienhaus-Urbanisation für Einkommensstärkere. Gepflegte Rasen und Rosenbeete. Zwei Autos in der Garage. Ein extra Hündchen für die Kinder. Menschen ohne Sprachfehler lebten hier. Sie waren nicht auf Geschwätz angewiesen, ihre Tagesabläufe hatten Bedeutung, sie waren vom Geschäftlichen getragen, es ging immer um Evolution, um Weiterbildung. Gedankenaustausch in dieser Nachbarschaft stand im Vordergrund - also eine sehr angenehme Nachbarschaft. Und da jeder genügend finanzielle Mittel zur Verfügung hatte, waren auch die Elementargeister, wie Neid oder Mißgunst, Geschwätz oder Zusammenhanglosigkeit, in dieser Gegend so gut wie unbekannt.

Wir vier lebten schon seit einem Jahr in diesem Reihenhaus. Dort konnte man gut leben. Es war geräumig, man hatte die Küche komplett nach dem neuesten technischen Können eingerichtet, zwei Badezimmer waren auch vorhanden. Und in der Tiefgarage hatte jeder seinen Platz, der im wilden kanadischen Winter morgens das Starten des Wagens garantierte und noch angenehm warm war.

Außerdem herrschte eine gewisse Ungeziertheit über Allem Eine Ungezwungenheit in dieser Umgebung. Insbesondere jetzt, es war Ende April 1970. Die Rotflügel-Blackbirds jubelten ihre Lieder und der Robin hüpfte wieder auf den Wiesen herum, um sich die Würmer herauszuziehen. Mit anderen Worten: Die Sonne hatte in diesem Jahr schon sehr früh für Montreal geschmolzen.

Die drei jungen Lehrerinnen arbeiteten alle für die Valois- Elementarschule. Diese Schule war nur für Lehrer mit einem Special-Bildungsdiplom, denn in der Schule übte man sich in einem damals neuen Lehrverfahren: nämlich die Schule ohne Klassenwände. Das, was die Sanjassinschulen heutzutage auch anbieten und andere, nicht staatlich unterstützte Schulen heute auch anwenden. Diese Valoisschule war aber eine staatliche Schule. Die Kinder konnten, frei nach Interesse, von einer Klasse zur anderen wandern, oder sie taten das auch nicht - je nach Interesse. Jeder einzelne Lehrer war für jeden ankommenden Schüler verantwortlich, wobei letztendlich nicht nur die Schüler selber Spaß an dieser Lehrmethode hatten, sondern auch die Lehrer - und somit glückliche Lehrer und glücklichere Schüler dort anwesend waren, was ja sehr viel bedeutet.

Also waren wir vier in diesem Reihenhaus, das monatlich 270 Dollar kostete, eine markante Gruppe junger Menschen, die ihre persönliche Stilart, insbesondere jetzt im Frühling, in ausschwelgender Komposition des Lebens steigerten.

Ich selbst, als Deutschgeborener, war 1966 nach Kanada emigriert, um meinen Überzeugungen die nötige Blutvollheit, Macht und Kühnheit zu geben - nämlich: niemals Soldat zu werden.

Das, was ich als Kind mehr unbewusst aufgenommen hatte, hatte sofort, als man mich zur Bundeswehr einziehen wollte, sein Licht durch meine Gehirngänge leuchten lassen, indem es ein klares No, ein eindeutiges Pfui, ein unzweideutiges Diplom der Logik darlegte. Und ich als 19-Jähriger übte mich in konsequentem Denken und übereinstimmigem Handeln, indem ich das Land verließ und nach Kanada emigrierte. Das habe ich nie bereut, sondern kann nur Gutes davon berichten.

Ich arbeitete für die Firma Beloit-Sorel-Walmsley, der zweitgrößten Papierwalzenherstellerfirma der Erde. Ich war dort als Konstrukteur beschäftigt. Hatte nun seit meinem 14. Lebensjahr ununterbrochen gearbeitet. Das waren schon acht lange, lehrreiche Jahre, in denen die Fantasie mit technischem Wissen vollgepropft wurde. Nebenbei ging ich abends zur Sir George Universität und studierte Biologie und Botanik - ein Interessengebiet, von dem ich mir, da ich die Bäume, die Gräser, die Tiere, die Wolken und die Menschen lebte und liebte, mehr Einsichten versprach. Und auf der Loyola Universität studierte ich auch in Abendkursen europäische Geschichte, was ich aber schon ein Jahr später aufgab, da all die Heros, die man mir dort versuchte als Heros einzuverleiben - die nach genauerer Betrachtung doch nur die üblichen üblen, gesellschaftlichen, korrupten Generäle oder Massenmörder waren, die ganze Nationen in den Tod laufen ließen und dafür noch Orden bekamen. Geschichte ist für jemanden, der sie nicht bloß unkritisch aufnimmt, als Fakten, die man bei Prüfungen wiedererzählen muss, ein guter Prüfstein, um zu erkennen, ob man selber so ein Lump werden würde, wie die ganzen Menschenschlächter der Nationen. Da waren keine lebensaufbauenden Idole, sondern nur lebenskaputtmachende, die dafür Ländereien und Staatspositionen bekommen hatten.

Auch die Lehrerinnen nahmen alle noch Abendkurse an verschiedenen Universitäten, um dadurch mehr Wissen zu haben - und natürlich die nötigen Diplome, die sich ja auch dann im monatlichen Scheck, den Dollars, bemerkbar machen würden.

Joanne, eine Mißdeutung ihr gegenüber ist nicht schwer, war eine 180-Zentimeter-Frau, die auch das dementsprechende Körpergewicht hatte. Sie war rein äußerlich mehr schwabbelig und ihre Figur hatte etwas Lineares an sich. Der Po war so breit wie die Schultern und der Busen eben mit den Oberschenkeln. Dazu hatte sie noch lange glatte Haare, die oft fettig waren, trug eine Brille, mit der sie die Pickel im Gesicht teilweise verdecken konnte. Irgendwie war ihre Figur der Geheimniskrämerei verfallen, man wusste nie, wo sie anfing oder endete. Sie hatte aber eine schon etwas lehrerhafte Stimme, die trotzdem in Momenten Bauchtiefe vermitteln konnte. Ihr Wesen war noch im Bauch gelagert. Ich war friedfertig und interessierte mich für sie so viel, wie Präsident Nixon sich damals für mich interessierte. Aber wir lebten zusammen in dieser sanftmütigen, entspannten Art, die ab und zu bei ihr in kleinen Wutanfällen ausarteten - wenn ich mal wieder anders dachte als sie - oder wenn ich wieder mal die Wohnung aufräumte - und ihr das ein Dorn im Auge war, was mir dann völlig witzlos vorkam, denn wie kann sich jemand darüber aufregen, das jemand sauber macht -Ordnung macht. Aber es war so, sie regte sich darüber auf. Aus Wut, wegen meiner Durchsetzung dieses heretären Aktes, griff sie dann in den Kühlschrank und holte sich eine Flasche Labatts 50 oder eine Flasche Brador Bier heraus und das Bier steigerte dann nur noch ihre Wut. Natürlich half ich dann noch ein bißchen nach -das war das allzu Menschliche in mir. Die anderen zwei versuchten sich dann schon mal als Schlichterinnen - mit wechselseitigem Erfolg. Nicht zu selten endeten sie dann auch in der blöden Schamlosigkeit mir gegenüber, weil sie dann Drei zu Eins, also dem Massengeist unterworfen waren und sich besonders stark und noch blinder vorkamen… Die alte Leier.

Gail hatte, gegenüber Joanne, einen festen Freund, den sie auch bald heiraten wollte. Er war auch Lehrer. Netter Typ. Aber Gail gefiel mir auch sehr gut. Sie war immer freundlich, lächelte und sah auch noch spitzbübisch gesund aus. Ihre Stimme war melodiös und ihr Pagenhaarschnitt passte gut zu ihrem ovalen Gesicht - und mensch, sie hatte wunderschöne Brüste - für spätere Kinder. Sie war eine Ladung ausgewogener Lebensenergie, sie tänzelte sich sozusagen durch‘s Leben. Mit ihr flirtete ich gern -und sie wohl auch mit mir, denn ich selbst war auch nicht aus einem Körper, der gerade aus der Kläranlage gefischt wurde. Ich selbst sah meistens sehr schön und entspannt aus, trotz der vielen Arbeiterei, die man aufgelastet bekam. Und in der Jugend, da ist die Regenerationsfähigkeit eben der Frühling selber. Ja, wir vier waren eigentlich der Frühling selber. Glück war sichtbar, auch wenn‘s mal Reibereien gab.

Ja, Gail gefiel mir sehr gut. Aber ich hatte es ihr nie erzählt. Es blieb ein heimliches, stilles Gefallen, das sich aber auch noch jetzt, in der Erinnerung, als solches öffnet. Ihr Körper sah so bequem aus - zu oft bekam ich einen verschwenderischen Ständer, wenn ich sie anschaute - ohne das sie etwas davon merkte. Sie war eine 22-Jährige, große runde Sonne aus blühenden Blumen, aus üppigem Lächeln - mit sehr viel Wohltat. Ihre Stimme war immer in den höchsten Frequenzen melodisch, aber nie hysterisch klingend, wie so manche nordamerikanischen Weiber - mit ihren Zigaretten im Mundwinkel hängend. Dieser Schund hatte mich nie berührt. Mit ihr konnte man stundenlang lachen, so dass man durch das Lachen sein Wesen besser kennenlernen konnte, denn einige Male waren wir so entspannt zusammen, lagen auf dem Teppich und blödelten, dass sich das Lachen sozusagen verselbstständigte und eine mächtige Energie aus dem Bauch mit dem Lachen verbunden war, so dass man staunend beobachtete, was doch in einem, in diesem Körper, drin war. Über das Lachen ist man auf einmal ein mächtiges Kraftbündel geworden. Wir beide waren dann sogar etwas erschrocken darüber.

Dann war da noch Frances. Sie hatte kastanienkupferrotes, natürliches Haar. Frances hatte eine wunderschöne Figur mit besonders schönen Beinen, die sie auch gern zeigte. Als ich sie vor drei Jahren auf der Mc Donald Universität in Ottawa kennengelernt hatte, war sie eigentlich gar nicht so schön, wie sie heute geworden ist. Damals war sie rau aussehend, die Haare struppig - und sehr depressiv. Sie redete zu oft von Selbstmord. Sie hatte ihr Kind abgegeben, das sie mit 16 bekommen hatte, nachdem sich der Zeuger per Harley Davidson abgesetzt hatte und die Mutter, eine 90%ige altenglische, verschrobene, vom Nationalgeist verkohlte und auch ansonsten gehässige Person, ihr Leben mit dem Baby zu Hause äußerst stinkend gemacht hatte. Die Mutter selbst war noch kein Mensch, sondern erst altenglisches Halbaffentum. Konventionen, gesellschaftliche Vorurteile, eigener Hass und insbesondere eigenes Sich - selbst- nichtleiden -können hatte schon die anderen Kinder in der Familie Hörnen wachsen lassen.

Hier eine kleine Kostprobe dieser Mutter: Sie ist eine geborene Meredith - eine wohlhabende Familie aus Southend on Sea in England. Ihr Vater war der Entwickler der Golf-Moden und hatte es zu Reichtum und Ansehen gebracht. Als er starb waren alleine die Aktien mehr wert, als das Kennedy-Gesamtvermögen. Die Alten kamen einmal nach Kanada und mieteten sich einen Rolls Royce mit Chauffeur für zwei Monate, um sich damit durch Kanada gondeln zu lassen. Einer der Meredith-Familie, die natürlich auch ihr Wappen haben, wurde zur Zeit Henry des Achten enthauptet, weil er mit einer der Frauen dieses Königs geflunkert hatte - das nur für die Tiefe dieser Familie. Jedenfalls war die Mutter aber mit einem Chefingenieur von Rolls Royce, der in Montreal Düsenmotoren entwickelte, verheiratet. Und dieser alte Wohlstand, das Nichtstun, welches zuletzt ja, wenn man keine inneren Ziele anstrebt, nur zur Verblödung - zu einer Verkrüppelung führt, der Snobismus dieser untauglichen Menschen, die nur Langeweile weitergeben, war noch in ihr drin. In ihrem Wesen lebte sie in einer Traumwelt, innerlich mit dem Reichtum verbunden, der aber gar nicht anwesend war, sondern den man abgedreht hatte, weil sie den Normalbürger geheiratet hatte, damals jung und verliebt - könnte man annehmen.

Frances erzählte mir diese Geschichte: An ihrem Geburtstag waren sie in den USA, an einem wunderschönen See in Vermont. Die Mutter ging mit ihr in einen Laden, um ihrer Tochter ein Geschenk zu kaufen. Nachdem sie ihre Tochter gefragt hatte, welcher Pullover ihr denn am besten gefalle, ließ sie den Pullover einpacken - aber nicht für die Tochter, sondern für sich selbst. Und ihrer Tochter kaufte sie dann einen Schal, den nur Schafe getragen hätten.

Also diese Frances war ein sehr belasteter Mensch. Trotzdem, nun Jahre später, fing sie auf einmal an aufzublühen. Sie strahlte nun auch, denn in der Schule hatte sie sehr viel Erfolg. Ihre Schüler machten sich gut und Frances war agil in Problembewältigung. Sie ging bis in die Familie, um dort die Knoten zu lösen. Hatte viele private Gespräche und baute einen Kontakt mit der ganzen Familie auf, was auch zum Programm dieses Special Learn Diploms gehörte. Die Eltern mochten sie - und die Liebe strömte zurück auf sie.

Natürlich versucht ein Mensch, der in jungen Jahren schon so viel Unglück erlebt hat, sich Motive - eigene Sicherheitspläne auszudenken, oder aber es schleichen sich geheime Wünsche ein, die selbst gar nicht ins Bewusstsein schlüpfen, sondern wie Dostojewski geschrieben hatte: so geheim bleiben, dass man sie gar nicht eingesteht. Davon wusste ich natürlich gar nichts, da mein Gemüt damals noch lange entfernt von einem meditativen Gemüt war. Ich flitzte überall herum und war völlig veräußert. Ich liebte die Welt und die Menschen. Möglicherweise trug ich die unsichtbare, berühmte, rosarote Brille.

Frances und ich - Wolf Zebra - wir beide waren ein Liebespaar und machten nun die Phase des Streitens durch. Wir streiteten uns oft. Für den kleinsten Sonnenuntergang oder wegen der schnödesten Epoche. Oftmals wusste keiner, warum überhaupt gestritten wurde. Klar, wir beide waren Kämpfernaturen. Freie. Wir hatten noch keinen Charakter den obligatorischen Panzer der Kultur. Wir hatten auch noch kein festgesetztes Ideenbild, das auf Ideologien aufbaut - nein, wir waren eher freie Wesen. Die Frances und ich lebten zusammen in einem großen Zimmer.

Einer der Gründe waren ihre Erziehungsmiseren in ihrem Köpfchen. Nun schon volljährig, musste sie immer noch vor ihren Eltern verheimlichen, dass wir zusammen lebten. Natürlich spielte ich das Spiel mit und erzählte den Eltern, dass ich woanders lebte. Aber das war natürlich gegen mein Wesen - diese Lügen, diese Unfreie. Das war ein Katalysator für die Streitereien. Ich wollte mit keiner Frau zusammen sein, die einen Wirrkopf hat, die volljährig ist, Lehrerin, die schön aussieht und ihren Eltern immer noch die Abhängigkeit zeigt, indem Sie, Sie anlügen musste. Nur Menschen sind so doof. Im tiefsten Inneren dieser jungen Frau wuchsen aber Wünsche, von dieser Situation sehr weit wegzukommen. Allzu oft stürzen sie sich ja deswegen in die Ehe, die dann im Sumpf der nicht verarbeiteten Vergangenheit eingeht, da die Frau ja sowieso nur von den Eltern weg wollte und den Mann nur - dummerweise - benutzte, um davon wegzukommen. Das ist sehr dumm.

Ein Mensch, der sich so unterdrücken ließ und der so eingezwängt wurde, der wird unweigerlich zu einem Taktiker, zu einem Mathematiker in der Seele - die dadurch dumm wird. Das ursprünglich Freie wird durch freie Taktik vorgetäuscht, ohne das er selber weiß, was da vor sich geht. Das war mir damals alles noch Brachland.

Natürlich geht diese Streiterei nicht so ohne Weiteres an einem vorüber, insbesondere wenn man sehr veräußert lebt und sich damit beschäftigt. Aber die Natur heilt ja mit der Zeit doch schon so manches Wehwehchen.

Ich fing nun an, doch innerliche Konsequenzen zu erarbeiten, weil mir diese Heuchelei der Frances nicht zusagte. Ich fing wieder an, mich für andere Frauen zu öffnen -schließlich war es Frühling.

Glücklicherweise war bei uns im Konstruktionsbüro eine prima Stimmung. Wir waren ein junges, eingespieltes Team, das ich mochte. Da war Bruce Coones, der schon mal eine Platte aufgenommen hatte, der gut Congas spielen konnte und ein Riesenrepertoire von Menschen in Montreal kannte und auch mit jedem gut konnte. Er war eine schillernde Gestalt, trug immer die ausgefallensten Kleidungsstücke von Qualität - und war unser Grafiker. Bruce Coones war auch der Sonnenschein persönlich. Er war unwahrscheinlich hinter Frauen her und bumste so manche Sekretärin im Blaupausenraum während der Mittagspausen.

Als er später heiratete und einen Sohn mit einer schönen Frau hatte, konnte man mit ihm nur noch über und von Gott reden. Also ein sehr, sehr tiefes Suchen wurde in ihm wach. Er war einer der Tänzer in dem Büro. Der andere Tänzer war Herr Filoni, ein Korse - klein, drahtig, kraftvoll und ein prima Mann. Die beiden fingen jeden Freitagnachmittag an, auf den Tischen zu tanzen. Wir machten dann mit, warfen Toilettenpapierrollen herum und verwandelten die angestrengte Aufmerksamkeit einer Arbeitswoche in Losgelöstheit und Feiern. Nie mehr würde ich später jemals wieder solch eine schöne Arbeitsatmosphäre erleben.

Da war noch Richard Tober, ein 30-Jähriger aus Essen, der gelernter Dreher war und sich nun zum Geniekonstrukteur gelebt hatte. Er war das Rückgrat des Konstruktionsbüros. Mit ihm war ich sehr gut befreundet - auch nach der Arbeit. Wir gingen oft Angeln und vieles mehr. Dann arbeitete noch Berry Smith dort, ein für kanadische Verhältnisse - da damals in Kanada noch keine staatlichen Berufsschulen mit deutschem Niveau anwesend waren, ausgezeichneter technischer Zeichner. Allen Pelt, ein kanadischer Jude, 25 Jahre alt, mogelte sich irgendwie durch‘s Leben - ein netter Mensch. Da war noch Rita, die im Blaupausenraum des Öfteren von Bruce Coones gebumst wurde. Sie machte die Blaupausen. Sie würde später Fotomodell werden - sie hatte die Figur dafür.

Dann gab es noch den Ungarn, Laslo, der 58 war und die Pläne auf Fehler prüfte. Den Engländer, Brian, der für elektrische Sachen verantwortlich war und der nicht aus seiner Haut heraus konnte.

Da war noch eine ungarische Frau, Helene, die als Zeichnerin tätig war und sich alleine vorkam. Ja und natürlich der Rest der Riesenfirma…

Aber wir waren da, in diesem Teil der Konstruktionsabteilung, in unserem eigenen Wolkennest…

Mittlerweile kam ich abends auch nun schon sehr müde nach Hause. Ich legte mich dann zur Entspannung auf den Teppich, links und rechts jeweils einen großen Lautsprecher. Und mit voller Power wurde dann Led Zeppelin oder Eric Clapton oder J. J. Cale gehört. Das entspannte. Man tat einfach zuviel. Aber da jeder so wild wühlte, die ganze Umgebung, Nachbarschaft und überhaupt alle, die man kannte, fiel es gar nicht auf - es war normal und nicht krankhaft - Krankhaftes war eben zum Normalen geworden - weil jeder es tat. Natürlich kam dann der Hausmeister, der sechs Häuser weiter lebte, und legte die Beschwerden der Mitbewohner vor, weil man meine Musik bis zu ihm dröhnen hörte. Später erst kaufte ich mir Kopfhörer.

Irgendwie lag eine Veränderung in der Luft. Mit der Frau Frances konnte man auch keine Aussprache halten, dazu war der Wirrkopf viel zu aggressiv und anstatt konstruktiv aufbauend zu denken, wurde dann aus einem Gespräch genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich vorhatte. So hatte ich bald genug von diesen blinden Versuchen, durch Reden mit ihr etwas verbessern zu können…