Roter Frühling 72 - Stefan Schweizer - E-Book

Roter Frühling 72 E-Book

Stefan Schweizer

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Beschreibung

Harald Grass bekämpft als Staatsschutzermittler die RAF. Die Kapitel um Grass stellen seine Auseinandersetzung mit der RAF, das Ringen um sein Privatleben und den Kampf mit seinen Süchten dar. Die RAF-Kapitel schildern auf Basis der historischen Fakten Anschlagsplanungen und Anschlagsdurchführungen. Grass trifft im Romangeschehen direkt auf RAF-Mitglieder. Diese Kapitel erzeugen intensive Spannung und bilden Höhepunkte. Die Erzählweise ist chronologisch. Der historisch kundige Leser erkennt die RAF-Geschichte. Die RAF-Attentate erzeugen nicht nur Thrill, sondern auch Authentizität und Historizität. Grass ist ein Ermittler mit einer dunklen Seite. Er unterschlägt bzw. manipuliert Beweise und foltert Verdächtige. Erschwerend kommt ein Sucht-Problem hinzu. Grass konsumiert Unmengen an Alkohol und Drogen, um zu funktionieren. Der Kampf gegen die RAF wird zu einer Obsession, die ihn ins Verderben stürzt. Die RAF-Protagonisten lehnen sich an den historisch verbürgten Personen an.Alle RAF-Terroristen und historischen Personen, die länger als 10 Jahre tot sind, werden beim Klarnamen genannt (z.B. Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof …). Bei den anderen Terroristen müssen aus Gründen des Persönlichkeitsrechts Namen erfunden werden. Anschläge und Bekennerschreiben sind an den real-historischen Vorkommnissen orientiert, sodass für den Leser ein hoher Wiedererkennungswert vorherrscht. Insofern besitzt der Roman dokumentarischen Charakter, was RAF-Aktivitäten angeht. Die Authentizität wird durch Original-Zitate aus Kommando-Erklärungen, Erklärungen in Gerichtsverhandlungen und überlieferte Dialoge erhöht. Folgende RAF-Protagonisten spielen eine wichtige Rolle: Baader, Ensslin, Meinhof, Raspe, Meins, Mahler.

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STEFAN SCHWEIZER

Roter Frühling 72

– RAF 1.0

STEFAN SCHWEIZER

Roter Frühling 72

– RAF 1.0

45 Jahre Mai-Offensive der RAF!

SWB MEDIA PUBLISHING | KRIMINALROMAN

Personen und Handlung sind teilweise fiktiv.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die über die Grenzen des Urheberrechtsgesetzes hinausgeht, ist unzulässig und strafbar.

Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Speicherung in elektronischen Systemen.

1. Auflage 2017

ISBN 978-3-946686-22-4

© 2017 swb media publishing, Gewerbestraße 2, 71332 Waiblingen

Lektorat: swb media publishing

Titelgestaltung: swb media publishing

Titelfoto: © dpa

Satz: swb media publishing

Druck, Verarbeitung: Rosch-Buch, Scheßlitz

Für den Druck des Buches wurde chlor- und säurefreies Papier verwendet.

www.suedwestbuch.de

PROLOG

Der 27-jährige Benno Ohnesorg verbrachte eine unruhige Nacht vom 1. auf den 2. Juni 1967.

Das Gedankenkarussell drehte sich immer

schneller / schneller / schneller

und wollte nicht anhalten.

Er dachte daran, dass er verheiratet war und an sein noch ungeborenes Kind. Er dachte daran, dass er Lehrer werden wollte – oder eher musste.

Er konnte kaum atmen und lag leblos im Bett. Er spürte seine Frau neben sich. Sie träumte und schlief unruhig.

Benno stand leise auf und ging ans Fenster. Der Blick nach draußen beruhigte ihn nicht. Im Gegenteil. Die Weite des Horizonts ängstigte ihn. Pah, Staatsdiener – dabei wollte er doch ein wahrhafter Künstler werden.

Er dachte an seine Reise nach Nordafrika, Marokko. An den Haschischkuchen, den er dort gegessen hatte. Ihm war speiübel gewesen und er hatte sich übergeben müssen. Das war mehr als Gedankenkino gewesen, das war Sputnik. Wumm, hinauf ins All.

Benno wandte sich vom Fenster ab und setzte sich auf einen einfachen Holzstuhl, der neben dem billigen Schlafzimmerschrank stand. Er war alles andere als einverstanden mit den politischen Verhältnissen in Deutschland. Seine aufrechte Gesinnung als Protestant verbot es ihm, dazu gänzlich zu schweigen. Die Verhältnisse zwangen ihn aber, sich anzupassen.

Er würde bald zum ersten Mal an einer Demonstration teilnehmen. Gegen den iranischen Herrscher, diesen Massenmörder. Benno seufzte gedankenschwer. Benno, Student der Germanistik und Mitglied der Evangelischen Studentengemeinde, alles andere als ein Scharfmacher. Er war nicht einmal ein Mitläufer. Einer, der sich lediglich eine Demonstration anschauen wollte.

Der 2. Juni 1967 war für deutsche Verhältnisse relativ warm. Im Berliner Westteil brodelte es.

Die Studenten waren auf Protest / Krawall / Happening aus.

Endlich sollte mit dem braunen Erbe aufgeräumt werden. Die Weltrevolution lag spürbar in der Luft. Die Opposition der Jungen formierte sich außerhalb des institutionellen Rahmens. Die APO stand in den Startlöchern.

Der iranische Herrscher war zu Gast in der ehemaligen Reichshauptstadt. Für den Westen war er ein willkommener Bündnisgenosse. Die Linken sahen in ihm einen Despoten und Tyrannen, der sein Volk ausblutete. Er war jemand, der dem Imperialismus jede notwendige Gefälligkeit erwies, solange es ihm dabei gut ging. Und das tat es. Da musste man nur die Berichte in den Hochglanzmagazinen lesen und die Bilder bestaunen.

Vor dem Schöneberger Rathaus war am frühen Nachmittag einiges los. Der Herrscher Persiens sollte sich in das Goldene Buch der Stadt Berlin eintragen. Die Gegner hatten sich versammelt. Viele Studenten hatten nichts anderes zu tun. Sie warteten auf die Ankunft des Despoten und seiner Gattin. Endlich sollte es losgehen. Politisierung und der Versuch etwas gegen die tägliche Langeweile zu unternehmen, vermischten sich.

Die Schutzpolizisten klatschten ihre Schlagstöcke rhythmisch auf die Handfläche

klack – klack – klack.

Auch sie warteten darauf, dass etwas passierte. Ihre Vorgesetzten hatten sie scharfgemacht. Mit aller Härte gegen die Krawallbrüder vorgehen, um das internationale Ansehen Deutschlands zu retten. Die Polizisten waren ehemalige Wehrmachtsoffiziere. Sie verstanden sich als paramilitärische Gruppe. Der Feind stand im Osten. Alle, die die Kommunisten unterstützten, mussten bekämpft werden.

Kurz vor der Ankunft des iranischen Herrschers fahren zwei große doppelstöckige Busse vor. Die Demonstranten kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Was soll das denn? Hundert Jubelperser steigen aus. Was wollen die denn hier? Die Perser sind Agenten des iranischen Geheimdienstes. Sie zeigen: Passt auf, gleich gibt’s Ärger. Im Iran haben sie Tausende von Regimegegnern gefoltert und ermordet.

Die Jubelperser beziehen Stellung. Sie sammeln sich vor dem Rathaus. Die Polizei hat ihnen dort eine Fläche freigehalten. Ein Schupo salutiert vor dem Alphageheimdienstmann. Die Iraner halten Jubeltransparente für den Herrscher Irans in die Höhe, die auf langen, soliden Eisenstangen und Holzlatten befestigt sind.

»Hoch lebe unser Kaiser!«, rufen die Perser und schwenken Transparente mit stilisierten Bildern des Herrscherpaars.

»Freiheit für Persien«, antworten die Studenten lautstark.

Zwischen den Iranern und den deutschen Protestierenden gibt es eine acht Meter breite Zone, die von Hamburger Gittern gesichert wird. Die Metallbarrieren sind knapp über einen Meter hoch und rot-weiß gestreift. Plötzlich: Der Herrscher des Irans fährt in einem Mercedes 600 vor, flankiert von Begleitfahrzeugen. Leibwächter führen ihn und seine Frau in das Schöneberger Rathaus. Die Stimmung ist auf dem Siedepunkt. Die Sprechchöre der beiden Gruppen werden lauter und aggressiver.

Die iranischen Geheimagenten springen über die Absperrung und überqueren die neutrale Zone. Sie zücken Totschläger und holen mit den Transparentstangen aus. Die deutschen Demonstranten stecken böse Prügel ein. Die Geheimdienstleute haben das Szenario immer wieder an iranischen Oppositionellen und Gefangenen geübt. Einige waren dabei draufgegangen. Sie gehen brutal vor, ohne Mitleid.

Studenten schreien vor Schmerzen / Studenten bluten / Studenten liegen am Boden.

Die deutsche Polizei unternimmt nichts. Einige Schupos können ihr Grinsen nicht verbergen. Endlich kriegen diese Radikalinskis das, was sie verdienen, nämlich eins aufs Maul. Schließlich setzt sich die Berliner Polizei in Bewegung. Die Polizisten interessieren sich nur für die Gegner des persischen Herrschers. Sie bedrohen sie mit Schlagstöcken. Studenten werden verhaftet und abgeführt. Ihnen werden schwerwiegende Straftatbestände vorgehalten, wie Widerstand gegen die Staatsgewalt. Ein Iraner holt mit seiner Stange aus und lässt sie immer wieder auf den am Boden liegenden jungen Mann niedersausen. Der Student ist verletzt, am Ende. Ein Polizist klopft dem Geheimdienst-Iraner anerkennend auf den Rücken. Die Demonstranten ziehen ab. Für den Moment haben sie genug. Aber sie geben sich nicht geschlagen. Sie sind trotzig wie kleine Kinder, die den Frack vollgekriegt haben.

»Wir treffen uns heute Abend vor der Oper!«, macht die Runde.

Die bundesdeutsche Presse ist begeistert. Schlagzeilen, Neuigkeiten über die linken Chaoten und über anarchische Zustände verkaufen sich gut. Hysterie in der Bevölkerung hilft dem Absatz. Die Journalisten erfahren von den Plänen der Studenten am Abend vor der Oper und teilen das Wissen mit der Staatsmacht. Am Mittag des 2. Juni sagt Bernd Herzl, Leiter der Presse- und Informationsstelle des Senats, einem befreundeten Journalisten: »Na, da können diese linken Studenten sich ja auf etwas gefasst machen: Heute gibt es richtig Dresche.«

Charly Grad nahm am frühen Nachmittag des 2. Juni 1967 einen Schluck starken Filterkaffee. Der Vierziger stand in der kleinen Küche seiner Wohnung und sinnierte. Das Leben war nicht einfach, denn er lebte auf einem schmalen Grat. Als informeller Mitarbeiter – mit dem Tarnnamen Ottfried Wohl – des Ministeriums für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik und Mitglied der Westberliner Polizei lebte er in ständiger Angst, aufzufliegen. Dabei war er vom Kommunismus überzeugt. Genauso verhasst wie die Kapitalisten waren ihm die linken Studenten, die für ihn nichts mit Kommunismus zu tun hatten. Dieses Pack breitete sich wie Parasiten in Westeuropa aus. Die Studentenrevolten halfen aber, den Kapitalismus zu schwächen. Charly streichelte eine seiner Pistolen. Er liebte Waffen. Ein Schluck Kaffee machte ihn noch munterer. Er hatte einen langen Abend vor sich. Dann sollte er das Objekt Berliner Oper sichern und als ziviler Greifer agieren. Manchmal galt es, das Undenkbare zu denken … Denn, was wäre wenn …? Die Stimmung in Westberlin war aggressiv.

… Wie würde sich alles entwickeln, wenn es Verletzte oder gar Tote gab? …

… Würde sich der linke Protest wie ein Flächenbrand über Westdeutschland ausbreiten? …

… Wäre das kapitalistische System dadurch gefährdet? …

Er bedauerte, diese Themen nicht beim letzten Treffen mit seinem Führungsoffizier besprochen zu haben. Charly seufzte. Es musste doch einen Weg geben, die Imperialisten mit ihren eigenen Waffen zu schlagen …

Der Sommerabend des 2. Juni 1967 ist lau. Über 3.000 Berliner haben sich vor der Oper versammelt. Happening, endlich ist was los. Tod der langweiligen Konsumgesellschaft. Berlin ist wieder wichtig. In der Oper wird eine Galaaufführung von Mozarts Zauberflöte gegeben. 400 Demonstranten haben sich unter die Schaulustigen gemischt. Einige haben sich Papiertüten mit Karikaturen des iranischen Kaiserpaars über den Kopf gezogen. Der Herrscher sieht darauf übel aus. Die Atmosphäre vor der Oper heizt sich auf. Plötzlich fährt eine Ente mit ein paar Clowns der Kommune 1, die das Kaiserpaar mit übergestülpten Papiertüten mimen, an den Demonstranten und Schaulustigen vorbei. Grölender Jubel ertönt. Andere Schaulustige schütteln empört den Kopf.

Die Agenten des iranischen Geheimdienstes lassen sich nicht unterkriegen und jubeln. »Hurra«, »Lang lebe der Kaiser«. Die Papiertüten skandieren »Mörder, Mörder«. Iraner und deutsche Studenten beschimpfen sich. Die Perser fackeln nicht lange. Sie schlagen mit Holzknüppeln und Totschlägern kräftig zu.

Die Linken werfen mit

Milchtüten / verfaulten Eiern / Rauchkerzen.

Daraufhin greift die Berliner Polizei ein. Greiftrupps machen Jagd auf die Rädelsführer. Der Gast aus dem Iran fährt vor. Die Stimmung ist auf dem Siedepunkt.

Jetzt fliegen

Eier / Farbbeutel / Steine.

Der Herrscher Persiens hat es eilig. Er flieht vom Wagen in die Oper. Er rettet seinen sündhaft teuren Anzug.

20.04 Uhr: Die Aktion Füchse jagen beginnt. Ohne Vorwarnung springen zivile und uniformierte Polizisten über Absperrgitter, schwingen die Gummiknüppel und schlagen erbarmungslos zu. Mit aller Gewalt treiben sie einen Keil in die Demonstranten. Die Leberwurst-Taktik erklärte Polizeipräsident Dunst später so: »Nehmen wir die Demonstranten als eine prall gefüllte Leberwurst, dann stechen wir mit unseren Männern in die Mitte hinein, damit sie an den Enden auseinander platzt.« Die Demonstranten werden auf einen Polizeikordon zugetrieben. Sie nehmen Reißaus, um sich vor der Polizeidresche zu schützen. Die Polizei teilt tüchtig aus, richtige Koma-Hiebe. Greiftrupps der Polizei preschen vor und schlagen wahllos zu.

Menschen schreien / Köpfe bluten / Verletzte wälzen sich am Boden.

Einige Studenten haben sich in der Krummen Straße in einem Hinterhof verschanzt. Polizisten eilen herbei. Sie haben einen Rädelsführer entdeckt und schlagen ihn nieder. Benno trägt ein rotes Hemd und Sandalen. Er möchte sehen, was mit den Demonstranten passiert. Schockiert wendet er sich ab. Schnell möchte er den Hinterhof verlassen. Doch drei Polizisten stellen ihn. Sie vermuten, dass er sich aus dem Staub machen möchte. Ein Polizist schlägt zu, auf den Hinterkopf. Benno fällt zu Boden. Die zwei anderen Polizisten prügeln weiter. Dann stürzt Charly Grad in Zivil herbei. Der Kriminalobermeister der Politischen Polizei hält seine Waffe in der Hand, den Finger am Abzug der Walther PPK, Kaliber 7,65 mm. Charly schießt Benno aus kurzer Entfernung in den Kopf. Eine Hinrichtung im GESTAPO-Stil.

»Bist du verrückt?«, schreit ein Uniformierter.

»Die ist mir losgegangen«, antwortet Charly ruhig. Ein Obermufti rückt an. Er erkennt den Ernst der Lage.

»Charly, verschwinde nach hinten. Los. Schnell, hau ab!«, befiehlt er.

Alles soll vertuscht werden.

Das war die Explosion, welche die Verhältnisse zum Tanzen brachte. Die Republik war nicht mehr dieselbe. Deutschland stand vor schweren Zeiten. Das Universum des Wohlstands und der friedlichen Demokratie kollabierte. Die bewaffnete, linksradikale Fundamentalopposition war geboren.

KAPITEL 1

»Woran denkst du, Harry?«, fragte Monika Zürn.

Harald Grass blickte schläfrig auf das Neue Schloss. Die Sonne schien frühsommerlich warm und die Natur stand schon in voller Pracht. Auf der Königsstraße herrschte ein reges Treiben. Die Menschen liefen in sommerlicher Kleidung umher und schleppten ihre Einkäufe. Stuttgart galt zwar als Großstadt, besaß aber eher provinziellen Charme.

»An Berlin«, antwortete Harry, »an den armen Teufel, der bei der Demonstration getötet worden ist.«

Monika zog ihre flache Stirn in Falten und spitzte ihren Mund zu einem O. Das verlieh ihr das Aussehen eines kleinen Kindes. Ihren Körper konnte man als zierlich und dennoch kompakt bezeichnen. Sie wirkte sogar ein wenig androgyn, vermochte aber auch die wenigen Rundungen vorteilhaft zur Geltung zu bringen.

»Du meinst die Hinrichtung von Benno Ohnesorg durch dieses Nazi-Polizisten-Schwein«, sagte sie vehement.

»Hm …«

Harry wollte sich nicht mit seiner Freundin streiten. Politisieren schon gar nicht. Er legte den Arm um Monika und zog sie sanft auf die Schlosswiese. Das Gras duftete nach Sommer. Das Plätschern der großen Springbrunnen drang gedämpft an ihr Ohr. Er küsste sie sachte auf ihre schmalen Lippen und sagte:

»Ich liebe dich, Monika …«

Monika kicherte.

»Ich dich auch, glaube ich …«, antwortete sie.

Kinder rannten auf den Wiesen der Schlossanlage. Sie spritzten sich mit dem Wasser der Brunnen nass. Harry küsste Monika erneut. Er sog ihren wunderbaren Duft ein und wünschte sich, dass alles für immer so bleiben mochte, wie es war. Ein wehmütiger Schmerz sagte ihm, dass das nicht sein konnte und durfte. Er war zu etwas Höherem berufen. Er wollte Geschichte schreiben, politische Bedeutung erlangen. Die Dinge lagen nicht so einfach, wie sie schienen. Harry war Mitte 20, Undercoveragent und Agent Provokateur des Landesamts für Verfassungsschutz Baden-Württemberg. Harry war Beamter und Staatsdiener. Seit kurzem arbeitete er als verdeckter Ermittler in der Studentenszene. Dazu hatte er eine Legende und eine konspirative Wohnung erhalten. Demnach hatte er ein kleines Vermögen geerbt und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Monika hatte er gleich zu Beginn seines Auftrags kennengelernt. Seit fünf Monaten war er mit ihr zusammen. Seine Wohnung hatte er nach zwei Monaten wieder aufgegeben, da er bei Monika eingezogen war. Das schien eine perfekte Tarnung zu sein und entsprach seinen sexuellen und menschlichen Bedürfnissen. Harry war allerdings nicht klar, wie er die hauptsächlich auf Lügen basierende Beziehung zu Monika mittelfristig gestalten sollte. Irgendwann einmal musste das Lügengebäude zusammenbrechen, vielleicht wurde er enttarnt oder von seinem Auftrag abgezogen …

Der geheime Auftrag von Harry bestand darin, den Studenten Verbindungen zu schweren Straftaten nachzuweisen oder sie möglicherweise zu verführen, diese Straftaten zu begehen. Dabei sollte er sein Augenmerk auf Vergehen mit Betäubungsmitteln legen. Irgendwann, so die Hoffnung seiner Vorgesetzten, werde sich dann ein Zusammenhang mit einer politischen Dimension ergeben. Das Ziel war die Kriminalisierung linkspolitischer Umtriebe. Wer würde zugeknallten Köpfen lautere Motive für eine Revolution zutrauen? Gesetzlich befand sich der Einsatz von Harry in einem Graubereich. Man konnte argumentieren, dass der Einsatz zur Gefahrenabwehr unabdingbar sei. Worin die Gefahr genau bestand, konnte allerdings niemand sagen. Die Tarnung von Harry war alles andere als perfekt und vielleicht deshalb so überzeugend. Er galt zwar bei den Studenten als Praktiker mit Hauptschulabschluss, als Mann fürs Grobe, dennoch fiel es ihm nicht schwer, sich dem Studentenmilieu intellektuell anzupassen. Harry glänzte praktisch, verstand es aber auch zusehends, sich in die endlosen politischen Diskussionen einzubringen. Dabei galt er als – charismatisch - zielorientiert - energiegeladen, ohne den Anspruch auf Führerschaft zu erheben. Harry war ein attraktiver junger Mann. Er maß knapp 1,80 Meter und besaß einen kompakten Körper. Seine Muskeln waren von Natur aus ausgeprägt, sodass er Respekt einflößend wirkte. Die Augen changierten zwischen Grau und Blau. Harry besaß einen festen Blick, den nichts und niemand leicht irritieren konnten. Das kam ihm bei seiner Ermittlungstätigkeit zugute, denn manchmal konnte ein Blinzeln zum falschen Zeitpunkt über die Glaubwürdigkeit einer Person entscheiden. Das Haar war voll und dicht, die Farbe erinnerte an einen etwas zu lange gelagerten Mosel-Riesling. Nach bürgerlichen Maßstäben trug Harry das Haar zu lang, nämlich bis zum Schulteransatz. Natürlich wusste kaum jemand, dass das Teil seiner Tarnung war. Der Tag ging zur Neige, doch die Sonne strahlte noch mit voller Kraft. Monika sprang voraus wie ein kleines Mädchen. Sie winkte Harry zu. Er sollte zu ihr kommen … Es war ein sexuelles Versprechen. Wenn du mich fängst, dann kriegst du mich … Die Studentin hatte ein einfaches, kindliches Gemüt. Sie war manchmal eigensinnig, was den Umgang mit ihr nicht einfach machte. Sie waren den weiten Weg von der Stuttgarter Innenstadt in den Süden der Stadt gelaufen. Das alte Schützenhaus lag beinahe schon in Stuttgart-Kaltental, eingerahmt von ausgeprägten Waldgebieten. Alte Häuser der Jahrhundertwende zierten die Straßen. Die Sonne tauchte die aus gelben Ziegelsteinen gebauten Häuserzeilen golden.

Monikas Wohngemeinschaft befand sich im Turmgebäude des Alten Schützenhauses. Die Dreizimmerwohnung war groß und geräumig; ein klassischer Altbau der Jahrhundertwende. Monika besaß das kleine Mittelzimmer, welches gegenüber dem Bad und neben der winzigen Küche lag. Monika studierte Deutsch und Geschichte auf Magister ebenso wie ihre Mitbewohner Martin und Rudolf. Das geistes- und sozialwissenschaftliche Studium erfüllte Monika nicht, obwohl ihr der Abschluss Magister Artium die Befriedigung und Illusion von Freiheit vermittelte, nicht unbedingt in den Staatsdienst zu müssen. Monika spürte, dass es noch etwas Höheres geben musste als Studium und Broterwerb. Dabei dachte sie aber nicht an Familie und Kinder. Monika verabscheute geradezu die professorale Strenge und das akademische Gebaren. Academia und die dort üblichen Gepflogenheiten fielen ihr schwer. Auch das Verwenden von fachwissenschaftlichem Vokabular und das Durchdringen komplexer Zusammenhänge bereiteten ihr Mühe.

Monika schloss die alte Turmtür auf. Sie zog Harry hinter sich die alten, knarzenden Treppen hinauf. Im ersten Stock schloss sie die Tür aus Glas und Sperrholz auf. Die Wohnung wurde gelüftet, roch aber noch nach kaltem Rauch. Am großen Spiegel mit Goldrahmen war in der oberen linken Ecke ein Zettel angehängt. Der Spiegel war das Prunkstück des Flurs.

»Sind beim Jazz MuR«

Monika drehte sich herum und schlang ihre Arme leidenschaftlich um Harry. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf den Mund küssen zu können.

»Wir haben die Wohnung ganz alleine für uns …«, flüsterte sie.

Harry schmunzelte und spürte eine leichte Erregung in sich hochsteigen, die er zu unterdrücken versuchte.

»Und das heißt?«, fragte er.

»Das heißt, dass wir die Wohnung für die nächsten paar Stunden zur freien Verfügung haben, ohne gestört zu werden.«

»Ich verstehe nicht ganz«, stichelte Harry, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.

»Na, dann werde ich dir das mal erklären.«

Monika nahm die Hände ihres Geliebten und führte ihn energisch in ihr Zimmer … Martin und Rudolf kamen nach einer Weile nach Hause und waren laut. Sie hatten offensichtlich ganz gut getankt. Das Fenster stand offen und die laue Sommerluft wehte in das Zimmer, in dem es nach dem Austausch menschlicher Körperflüssigkeiten roch. Monika hatte sich sanft an Harry’ Seite geschmiegt und schlief. Harry lag ruhig da und starrte an die orange gestrichene Zimmerdecke. In ihm brodelte es, obwohl er viele Energien verbraucht hatte. Er lag hier in Stuttgart – klein und unbedeutend. Er wollte aber etwas darstellen. Seine Arbeit bedeutete ihm viel, aber er hatte es bisher zu nichts gebracht. Das musste sich ändern, sonst fraß dieser bohrende Schmerz ihn auf. Den Studenten musste er ein großes Ding anhängen. Vielleicht konnte er das Ganze wie gewünscht verbinden: Drogen und Politik. Das würde seine Vorgesetzten begeistern und ihm eine Beförderung und Ansehen einbringen. Da musste doch was zu machen sein. Harry spürte den gleichmäßigen, ruhigen Atem von Monika. Er spürte, dass er sie liebte – aber das reichte ihm nicht, das konnte doch nicht alles sein. Der an ihm nagende Widerspruch zerriss fast seine Brust. Harry seufzte tief.

KAPITEL 2

Ende März 1968 war es kalt und nass. In Schwabing steppte aber der Bär. Die Kneipe war rauchgeschwängert. Die Jukebox spielte neue deutsche Schlager, Jimi Hendrix und die Beatles.

»Wir müssen etwas tun!«, schrie Andreas „Andi“ Baader, um sich verständlich zu machen. »Die Schweine machen uns sonst fertig … Die Nazi-Schweine: Bombardieren Vietnam, als ob es Auschwitz wäre …«

Die Zuhörer am Tisch schauten verständnislos drein, nickten aber. Andi war attraktiv und charismatisch. Er besaß einen wohlgeformten Schädel, ein hübsches, männlich-markantes Gesicht und schwarzes Haar. Die Geheimratsecken waren nicht zu übersehen, schmälerten den angenehmen Gesamteindruck aber kaum. Er war muskulös und besaß einen kräftigen Körperbau. Wie besessen kaute er Kaugummi, während er einen großen Schluck Bier nahm. Die Amphetamine hauten rein. Die Kehle war trocken und musste gespült werden.

»Das wird was ganz Besonderes!«, nuschelte Gudrun Ensslin. »Wir müssen von der Agitation zur politischen Tat schreiten! Sonst sind wir nichts als dumme Schwätzer, so wie alle anderen auch. Die APO besteht doch nur aus Deppen, die durch verbale Radikalität auffallen.«

Die Pfarrerstochter aus dem Schwäbischen verdrehte die Augen. Sie reagierte anders auf Speed als ihr Liebhaber. Gudrun hatte ein längliches Gesicht mit faszinierenden Augen, die ein wenig irre wirkten. Sie war flachbrüstig und beinahe hager. Ihr war eine sehr starke Energie und eine besondere Aura anzumerken. Gudrun besaß einen unbändigen Ehrgeiz. Wenn sie etwas erreichen wollte, dann konnte sie nichts und niemand daran hindern. Hatte sie sich einmal ein Ziel gesetzt und für richtig erachtet, dann musste sie es erreichen – ganz egal, was es kostete. Tobi Holle nickte nur. Ihn hatte der Joint weggehauen. Der Kunststudent war zu platt vom Haschisch, um sich einzubringen. Paranoid nahm er einen Schluck Bier. Andi plapperte, Gudrun nickte und Gudrun plapperte, während Andi nickte. Manchmal schrien sich Andi und Gudrun gleichzeitig an. Das wirkte beinahe liebevoll. Die Brille hing Tobi schief im Gesicht. Er wirkte wie eine Schießbudenfigur. Der Schauspieler Heinz Knäblein sah besser aus. Er hatte sich lange überlegt, den Trip zu schmeißen, es dann aber gelassen. Er hatte zu viel Angst. Das psychedelische Zeug machte einen fix und fertig. Das war er sowieso.

Fix …

… fertig …

… aus …

… eine Flasche.

Eigentlich wollte er berühmt sein und von Plakatwänden herunter lächeln. Stattdessen trieb er sich mit einer Truppe pseudopolitisierter Volltrottel herum. Das war aber immer noch besser, als zu Hause rumzusitzen und sich von seiner Frau fertigmachen zu lassen. Er nahm einen großen Schluck aus seiner Halben und verkündete:

»Ihr wollt was machen, ich bin dabei.«

»Genau«, pflichtete Andi bei, »das sag’ ich ja. In Frankfurt. Es gibt keinen besseren Platz dafür. Das ist der deutsche Ort des internationalen Finanzkapitals. Hier müssen wir ansetzen.«

»Aber nicht in einer Bank«, widersprach Gudrun leise, die gar nicht mitgekriegt hatte, dass es um die Wahl der Stadt ging.

»Genau. Ein Kaufhaus! Das ist es!«

Tobi war aufgewacht und hatte sich eingebracht. Die Gruppe nickte. Das war der Plan.

»Vorher müssen wir noch bei meinen Eltern vorbei«, schrie Gudrun mit heiserer und schriller Stimme.

Sie wirkte hysterisch.

»Ich muss Andi meinen Eltern vorstellen und vielleicht können wir ein bisschen Kohle auftreiben, für die Sache der Revolution. Sollten meine Alten nichts rausrücken, meine kleine Schwester hat erst vor kurzem Geburtstag gehabt.«

Gudrun grinste bösartig. Ihre kleine Schwester hatte sie noch nie gemocht. Aus den Lautsprecherboxen wummerte Jimi Hendrix’ Hey Joe »Where are you going with that gun in your hand?«

Am 2. April 1968 regnete es in Frankfurt. Die Kälte kroch unangenehm am Körper hoch. Es wurde den ganzen Tag lang nicht hell. Um kurz vor halb sieben herrschte wenig Betrieb auf der Zeil, der Einkaufsstraße in der Mainmetropole. Bereits von außen sah man dem sechsstöckigen Kaufhaus Schneider an, dass es für besser gestellte Kundschaft war. Einige Kunden verließen es kurz vor Ladenschluss mit eleganten Tüten. Feierabendstimmung lag in der Luft. Wenige Meter entfernt richtete Gudrun den Kragen an Andis Schmuddeljacke auf, sodass das Gesicht ein wenig verdeckt wurde. Sie standen hinter einer Mauerecke, um nicht gesehen zu werden.

»Ruhig, Baby, ruhig«, flüsterte sie. Andi atmete tief durch.

»Das ist Aktion, Kätzchen, das ist Politik!«, presste er leise und gestresst zwischen den Lippen hervor.

»Pst, pst«, machte Gudrun und strich Andi sanft über die Wange.

»18.25 Uhr, los geht’s«, ermahnte Andi.

Gudrun und Andi gehen entschlossen los. Andi öffnet die Glastür und hält sie für Gudrun auf. Andi sieht, dass die Rolltreppen schon abgestellt sind, und flucht. Im ersten Stock ist niemand zu sehen. Andi und Gudrun gehen zu den Umkleidekabinen der Damenoberbekleidung. Andi schaut sich um und legt eine präparierte Tüte auf einen Holzwandschrank. Beide atmen tief durch. Sie wollen, dass das Ganze gelingt. Deshalb gehen sie weiter die Rolltreppen nach oben. Im zweiten Stock kriegt Andi einen Riesenschreck. Drei Verkäuferinnen holen ihre Taschen aus einem Fach und starren ihn und Gudrun an. Sie wollen Feierabend machen. Gudruns Gesicht wirkt maskenhaft, das Haar hängt ihr strähnig herunter und die Hosen passen eher zu einem Sit-in, als in ein feines Kaufhaus.

»Gammler sind das«, denkt eine Verkäuferin.

»Die wollen was mitgehen lassen«, sagt sie dann zu ihren Kolleginnen.

Die anderen nicken.

»Jetzt müssen wir warten, bis die mit dem Klauen fertig sind«, fährt sie entnervt fort.

In der Möbelabteilung der dritten Etage schauen sich Andi und Gudrun gehetzt um. Sie suchen ein geeignetes Objekt. Etwas, das schnell und sicher Feuer fängt.

»Da!«, zischt Gudrun und zeigt auf einen altdeutschen Kleiderschrank.

Andi nimmt die Tüte, öffnet die Tür, schiebt sie in den Schrank und schließt hastig die Schranktür.

»Okay, fertig«, befiehlt er.

Andi und Gudrun spurten los. Sie merken, dass die Verkäuferinnen im zweiten Stock ihre Flucht beobachten. Andi ist klar, dass sie prima Zeugen abgeben. Er hat Angst. Gudrun im Nacken zu spüren gibt ihm Kraft und Mut.

Zwei Minuten später: Andi streckt Gudrun das Zigarettenpäckchen mit zitternder Hand hin und nimmt einen tiefen Zug. Sie waren zu Fuß aus dem Einkaufzentrum Frankfurts geflüchtet und standen an einer Straßenbahnhaltestelle.

»Kaufhof und Schneider, wir haben heute Geschichte geschrieben, Baby.«

Andi hat Tränen in den Augen. Er fühlt sich politisch und geschichtlich wichtig. Gudruns Worte trafen seine Stimmung.

Die Journalistin Ulrike Meinhof schrieb wenig später in der Zeitschrift Konkret, dass das Radikale der Kaufhausbrandstiftungen von Frankfurt weniger im Politischen als vielmehr in der Tat des Gesetzesbruchs lag. Sie konnte nicht ahnen, dass Andi und Gudrun sie später auf einem LSD-Trip überreden würden, in den Untergrund zu gehen und bewaffnet zu kämpfen.

KAPITEL 3

Harry war frustriert. Er glaubte nicht mehr an seine Mission. Ja, die Studenten politisierten, ja, die Studenten rauchten Joints. Ein wirklich schwerer Fall von Kriminalisierung politischer Aktivitäten ließ sich daraus kaum basteln. Damit war seine Karriere erstmals auf Eis gelegt. Ganz zu schweigen von politisch-historischer Bedeutsamkeit. Harry zweifelte an sich selbst. Er befand sich in einer Identitätskrise. Harry musste mit seinem Vorgesetzten Werner Traub telefonieren. Dieser Vorgang wiederholte sich jede Woche einmal. Harry wohnte zwar in der Nähe des Landeskriminalamts, es war aber undenkbar dort persönlich vorbeizugehen. Hätte ihn dort einer der ihm bekannten Studenten ein- und ausgehen sehen, so wäre er sofort verbrannt gewesen. Für die Telefonate suchte Harry eine öffentliche Telefonzelle am Marienplatz – im Dritten Reich Platz der SS – auf. Am Marienplatz herrschte mediterrane Betriebsamkeit. Autos fuhren mit heruntergelassenen Fenstern herum. Menschen hockten an den Wirtshaustischen auf den Bürgersteigen und genossen ein kühles Bier oder einen Weißwein. Monika hatte sich mit ihrer besten Freundin Irmgard fürs Kino und die Eisdiele verabredet. Solche Anlässe boten sich immer für konspirative Telefonate mit der Dienststelle an. Harry war überrascht, wie bürgerlich Monika und die Studenten teilweise waren: Kino und Eisdiele. Perfektes Spießertum. Beim letzten Gespräch hatte Traub ihm gesagt, dass er kommende Woche jeden Tag bis zirka 20 Uhr zu erreichen sei. Harry blickte auf die Uhr. 18.59 Uhr. Er nahm einen Schluck aus der kühlen Bierflasche, die er sich an der Eckkneipe gekauft hatte. Die Tarnung war perfekt. Niemand würde den Bullen wittern. Schon gar keinen verdeckten Ermittler des LKA. Langsam schmiss Harry fünf Zehnpfennigstücke in das Münztelefon. Dann drehte er die Wählscheibe. Die Nummer wusste er auswendig. Belastende Materialien durften ihn auf keinen Fall kompromittieren. Die innere Anspannung stieg

tut – tut – tut.

Zu seinem Chef hatte er einen direkten Draht und musste nicht zuerst im Vorzimmer anrufen.

»Traub.«

Traub hatte eine Stimme, die angsteinflößende Autorität ausstrahlte. Harry atmete leise tief durch und versuchte möglichst ruhig zu bleiben.

»Harry hier, ich wollte …«

»Haben Sie etwas Neues herausgefunden?«, schnitt Traub ihm das Wort ab.

»Ich habe herausgefunden, dass führende Studenten der ASTA nächste Woche 50 Gramm Marihuana kaufen.«

»Ich habe Sie gefragt, ob Sie etwas herausgefunden haben«, hakte Traub nach.

Harry schluckte.

»Nein, ich habe nichts über schwerwiegende Vergehen der Studenten gegen das Betäubungsmittelgesetz herausgefunden, die im Zusammenhang mit linkspolitischen Umtrieben stehen.«

Harry deckte mit seiner verschwitzten Hand die Sprechmuschel ab und nahm einen Schluck aus der Bierflasche. Er hatte einen bösen Kloß im Hals und sein Herz schlug verdammt schnell.

»Unser Projekt steckt fest«, stellte Traub sachlich fest. »Wir sollten überlegen, ob eine Fortführung Sinn macht.«

Harry schloss die Augen. Dieses Projekt war seine große Hoffnung auf den Beginn einer glänzenden Karriere gewesen.

Er

schluckte Luft / hyperventilierte / taumelte leicht.

In der Telefonzelle war es stickig, kaum auszuhalten.

»Ich glaube …«

»Mit Glauben kommen wir nicht weiter, Harry. Wir brauchen Fakten, belastbare Beweise, die wir der Öffentlichkeit präsentieren können. Ansonsten ist das Projekt gestorben. Haben Sie das verstanden?«

Harry atmete laaangsam aus.

»Ich werde Ihnen Beweise liefern.«

Er klang entschlossen und siegessicher, obwohl es ihn viel Überwindung kostete. Harry dachte daran, dass das seine letzte Chance war.

»Harry, passen Sie auf, was sie tun. Wir wollen sauber bleiben, nicht dass uns später jemand was anhängen kann.«

»Natürlich. Ich werde nichts Illegales unternehmen.«

»Noch etwas: Ich weiß von Ihrer Liaison mit dieser Studentin, Monika Zürn. Gute Tarnung. Aber vermischen Sie nicht Privates mit Dienstlichem. Das wäre unserer Sache nicht förderlich.«

»Ich habe alles im Griff.«

»Na dann, viel Glück. Nächste Woche sollten Sie es etwas früher versuchen, bis 18 Uhr.«

»Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, Herr Traub.«

Harry legte den Telefonhörer auf. Das Hemd klebte an seinem Körper, obwohl er es über die kurze Hose gezogen hatte. In seinen Jesussandalen bildeten sich Schweißlachen. Harry war, als ob er ersticken müsste und nicht mehr atmen könnte. Er trank einen Schluck Bier und trat ins Freie. Das Gespräch mit Traub verstimmte Harry. Die innere Anspannung wuchs. Er spürte pochende Schmerzen im rechten Schulterbereich. Nach außen wirkte er jedoch ruhig. Er musste dringend was unternehmen, schnell brauchbare Ergebnisse bringen, sonst war er geliefert. Harry dachte an Monika. Sein Lügengebäude konnte er nicht ewig aufrecht halten.

Zwei Tage später saß Harry mit Hardy »Che« Schmelzer in einer Altbauwohnung in der Reinsburgstraße. Der Stuttgarter Westen gehörte damals zu einem der am dichtesten besiedelten Wohngebiete in Westeuropa. Viele studentische Wohngemeinschaften hatten sich hier angesiedelt, da der Wohnraum günstig und die Stadt schnell zu erreichen war. Hardy hatte seine Eltern früh verloren und eine Siebenzimmerwohnung sowie ein kleines Vermögen geerbt. Das Geld war aber bald aufgebraucht. Hardy war schlau genug, die Wohnung zu halten. Er vermietete fünf Zimmer an Studenten. Die Wohngemeinschaft war lebhaft, schlug aber nicht ständig über die Stränge. Hardy bezeichnete sich als Studenten, doch niemand wusste so recht, ob er das tatsächlich war und was er studierte. An der Universität sah man ihn selten und wenn, dann auf Partys. Hardy war ein radikaler Linker, der sich das Anliegen der Weltrevolution auf die Fahnen geschrieben hatte. Er glänzte zwar nicht durch theoretisches Wissen und eine moderne Marxinterpretation, fiel aber durch seinen Verbalradikalismus, Handgreiflichkeiten und seine Erscheinung auf. Mit knapp 1,90 Meter, einer imposanten Brust und starken Armen war Hardy eine beeindruckende Erscheinung. Er trug sein schwarzes, gelocktes Haar bis auf den Rücken. Seine Gesichtszüge wirkten verlebt und Hardys grimmiger und entschlossener Blick konnte einen leicht das Fürchten lehren. Nur diejenigen, die ihn näher kannten, wussten, dass er eine sanfte Seele besaß und nichts Anderes als Aufmerksamkeit und Zuneigung suchte.

Hardy war für Harry aus einem ganz besonderen Grund interessant. Er besaß ein starkes Interesse an berauschenden Substanzen jeglicher Art. Hardy rauchte unglaublich viel Dope und ab und zu schmiss er einen Trip. Zudem wusste Hardy immer treffsicher, wo in Stuttgart ein Deal ging und wer was hatte. Obwohl Harry schon länger mit Hardy abhing, hatte er durch ihn keinen vielversprechenden Ansatz für seine Mission gekriegt, nur den üblichen Kleinscheiß. Harry gab aber nicht auf. Obwohl es erst früher Nachmittag und Sommer war, hatte Hardy die Jalousien zu drei Vierteln heruntergelassen, sodass sie Schutz vor interessierten Blicken der Nachbarn boten. Auf einem kleinen Beistelltisch brannten drei Kerzen. Der Schallplattenspieler spielte »It’s all over now« von den Stones. Aus irgendeinem Grund wirkte Hardy angespannt. Und das konnte nicht daran liegen, dass es kein Dope gab. Vor Hardy lagen ungefähr 50 Gramm Gras. Hardy zog an dem fünfblättrigen Monsterjoint und es schien, als ob die Inhalation gar nicht mehr aufhören wollte. Ständig starrte Hardy auf das grüne Telefon, das neben der Matratze auf dem Fußboden stand. Hardy reichte Harry die Tüte weiter und täuschte ein Grinsen vor.

»Das Zeug haut ziiiiiemlich rein«, sagte er, aber sein suchender Blick strafte ihn Lügen.

Harry hatte oft mit Traub über die Verwicklungen seines Einsatzes gesprochen. Beide waren sich einig gewesen, dass zu einer perfekten Tarnung auch illegale Aktivitäten gehörten. Es durfte aber niemand Wind davon bekommen. Das Gras war tatsächlich ganz gut. Harry lauschte den Riffs von Keith Richards. Irgendwas lag in der Luft, er wusste nur noch nicht was.

»Yep«, stimmte er zu »das ist Spitzenzeug.«

Er wartete darauf, dass Hardy mit seinen Connections prahlte, aber der schien mit den Gedanken anderswo zu sein.

»Ich krieg’ nächste Woche ein paar Sunshines, Hammerzeug, direkter US-Import aus San Francisco.«

»Hm …« war alles, was Hardy von sich gab. Sein Interesse war anscheinend entgegen sonstigen Gepflogenheiten mit diesem Gesprächsthema nicht zu wecken. Harry starrte Hardy an. Der starrte zurück. Harry war sich nicht sicher, aber im Halbdunkel schien es, als ob Hardys Arm Einstichstellen aufwies. Harry war mit einem Schlag nüchtern und elektrisiert. Hardy kratzte ausgiebig seinen rechten Unterschenkel. Harrys rechter Zeigefinger zuckte. Das roch doch nach … Das Telefon läutete. Hardy schreckte hoch. Er stand auf, nahm das Telefon vom Boden, öffnete die Tür, setzte sich in den Flur, aber nicht ohne die Tür vorher anzulehnen. Die Mitbewohner waren ausgeflogen. Harry robbte auf dem Teppich zur Tür.

»Klar hab’ ich das Geld für die Schallplatte …«

Harrys Antenne ortete einen Deal. Das bedeutete entweder ein Gramm oder sogar ein Kilogramm! So dämlich konnte doch niemand sein, dass er am Telefon vom Geld für eine Schallplatte sprach.

»Morgen um 12 Uhr am Bismarck-Turm.«

Harry kannte nun den Ort der Übergabe und die Zeit.

»Natürlich weiß ich, dass ihr Scheißrevolutionäre seid und jeden kalt macht, der euch in die Suppe spuckt.«

Bingo, Volltreffer.

Dealer ←→ Revolutionäre

Politik ←→ Drogen

Revolution ←→ Kriminalität

Der Stoff, aus dem seine Träume waren.

»Ich will doch nur mein Aitsch.«

Hardy klang weinerlich. Jackpot! H und Revolution. Harry krabbelte zurück. Er nahm einen Zug von der Tüte und fühlte sich gut. Hardy kam gelöst in das Zimmer zurück. Er hielt zwei Bierflaschen in der Hand und grinste.

»Das Wetter macht einen stechenden Durst«, meinte er mit schneidender Stimme und einem dämlichen Gesichtsausdruck.

Harry nickte. Sie tranken das gut gekühlte Bier. Dann noch eins und noch eins. Hardy rollte einen weiteren Joint. Dann entschuldigte er sich. Harry hatte auf diesen Moment gewartet. Er sprintete zur Matratze und hob sie an. Wieder Jackpot. Unter der Matratze waren 100-Mark-Scheine in Päckchen versteckt. Eine Riesensumme! Es musste sich also um ein Kilogramm Heroin handeln. Harry spurtete zur alten Holzkommode. Unterwäsche – Socken - Halstücher, alles ein wenig vergammelt … In der obersten und der untersten Schublade waren Waffen. Oben ein Revolver, unten eine Pistole. Hardy war ein Revolvermann. Harry nahm die Pistole aus der Schublade und sah, dass sie geladen war. Dann setzte er sich wieder hin und trank, als ob nichts gewesen wäre. Hardy hatte ausgiebig Wasser lassen müssen. Er war bestens drauf. Das Herz von Harry hämmerte laut.

Harry lag mit offenen Augen im Bett und starrte an die Zimmerdecke. Er hörte Monika gleichmäßig atmen. Sie schlief. Er japste nach Luft. Das Atmen nicht vergessen. Wie weit durfte er gehen? Er musste etwas unternehmen. Stillstand konnte er sich nicht leisten. Er hatte eine Mission zu erfüllen. Das Vaterland brauchte ihn. Und vor allem wollte er seiner Bedeutungslosigkeit entfliehen, die ihn zerfraß. Er küsste Monika sachte auf die Stirn. Reichte es ihm denn nicht, jemanden zu lieben und ein ganz normales Leben zu leben? Harry kullerten Tränen über die Wangen. Seine Liebe zu Monika war aufrichtig und tief, aber er brauchte mehr.

Am nächsten Morgen stand Harry früh auf. Vor lauter Aufregung konnte er nichts frühstücken. Er nahm sich den Autoschlüssel von Rudolf, dem WG-Mitbewohner, und fuhr mit dessen grünem VW-Käfer zu einem Secondhandshop. Dort kaufte er eine lächerliche schwarze Lockenperücke, einen blonden Schnauzbart und eine Sonnenbrille, die das Gesicht großzügig bedeckte. Harry fuhr Richtung Kräherwald. Er wusste nicht, wie die Dealer aussahen. Hardy durfte ihn in keinem Fall identifizieren. Die Pistole war tschechischer Herkunft.

Harry war aufgeregt / Das Herz rutschte ihm in die Hose / Seine Nerven spielten verrückt.

Er wusste, wenn er diesen Weg jetzt weiter ging, konnte er nicht mehr umkehren. Als Staatsdiener brach er heilige Eide. Er lief Gefahr, den Beamtenstatus zu verlieren. Harry ermahnte sich. Das durfte keine Rolle spielen. Wer was erreichen wollte, der musste zu außergewöhnlichen Methoden greifen. Was hatte er schon zu verlieren, wo er doch die Welt gewinnen wollte? Harry setzte sich die Perücke auf, klebte den Schnauzer an und platzierte die Sonnenbrille auf seiner Nase. Er überprüfte sein Aussehen im Rückspiegel. Er sah so absurd aus, dass es beinahe schon wieder realistisch war. Nachdem er den Käfer unauffällig in einem Wohngebiet geparkt hatte, legte Harry sich auf die Lauer. Er sah abenteuerlich aus. Er trug ein weißes Hemd, Jeans und eine ärmellose Jeansweste. Er ging glatt als Musiker oder Zuhälter durch. Sein Beobachtungspunkt lag strategisch günstig. Er legte sich flach ins Gras, hinter einen großen Stein, der ihm Deckung gab. Durch das Fernglas suchte er die Zufahrtswege zum Bismarck-Turm ab. Von der Hauptstraße führte ein kleiner Weg zum Parkplatz beim Bismarck-Turm. Nichts zu sehen. Kurz vor 11 Uhr. Harry war sicher, dass die Dealer die Örtlichkeiten vor dem Deal checken würden. Harry wartete eine Viertelstunde. Der Tag war wolkig, aber warm. Er wurde ein bisschen schläfrig. Das gestrige Gras und Bier schafften ihn noch. Außerdem hatte er kaum geschlafen. Ein alter Mann ging auf das um die Jahrhundertwende gebaute Denkmal zu. Der war wohl kaum ein revolutionärer Dealer. Harry suchte die Hauptstraße ab. Nichts Verdächtiges. Hinter der Hauptstraße begann der Wald. Harry suchte und suchte. Plötzlich: Harry sieht durch sein Fernglas zwei dunkelhäutige Männer. Sie halten sich im Schutz der Bäume auf. Einer von ihnen schaut durch ein Fernglas. Die Dealer tragen Sonnenbrillen im Wald. Der mit dem Fernglas sucht das Gebiet um den Bismarck-Turm ab. Harry hat Angst, entdeckt worden zu sein. Er streckt sich flacher auf dem Boden aus, wartet und beobachtet. Nein, sie haben ihn noch nicht entdeckt. Sie sehen südländisch aus. Harry tippt auf Türken oder Griechen.

Sein Herz schlägt schnell

bumm – bumm - bumm.

Was tun? Klar ist, dass er jetzt eine Entscheidung trifft, die für den Rest seines Lebens bedeutend ist. Harry tritt den Rückzug an. Er kriecht im Schutz des nicht gemähten Grases bis zu einer Stelle, die vom Wald aus nicht gesehen werden kann. Dann richtet er sich auf und sprintet Richtung Hauptstraße. Dabei achtet er darauf, nicht ins Blickfeld der beiden Südländer zu geraten. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Für das Vaterland! Für Ruhm! Für die Ehre!

Aber

bumm – bumm - bumm.

Das Adrenalin verleiht ihm Mut und Entschlossenheit. Im Wald begibt Harry sich hinter den Standort der Dealer. Kein Mensch ist zu sehen. Die Natur ist friedlich. Vögel zwitschern. Harry möchte ihnen in den Rücken fallen. Im Schutz der Bäume nähert er sich vorsichtig an. Der Verkehrslärm der Straße schluckt Harrys Bewegungen. Das gibt ihm Schutz und Deckung. Er zieht die Pistole, lädt durch und entsichert sie. Die beiden stehen von Bäumen verdeckt. Er sieht ihre Rücken. Sie tragen Anzüge aus grobem, grauem Stoff. Beide halten Einkaufstüten in der rechten Hand. Der eine sucht nach wie vor unablässig mit dem Fernglas die Gegend um den Bismarck-Turm ab. Er ist der kleinere der beiden, dafür aber kräftiger. Eine Sporttasche steht neben ihm. Das muss der Stoff sein, denkt Harry. Dann geht alles rasend schnell: Harry bewegt sich leise auf die beiden zu. Sie sind fünf Meter von ihm entfernt. Harry springt in die Combat-Stellung.

»Hände hoch, Arschlöcher!«

Er versucht, sicher zu klingen. Die beiden drehen sich um. Langsam, ganz langsam. Das sind Profis, denkt Harry. Er macht sich vor Aufregung beinahe in die Hose. Die Südländer halten die Hände ruhig oben. Sie mustern ihn. Sie rechnen sich ihre Chancen aus: Ist Harry alleine? Macht er einen Fehler?

»Lasst die Tüten fallen!«, befiehlt Harry.

Er hat einen der beiden fest anvisiert. Die zwei Tüten fallen auf den Waldboden.

»So und jetzt darüber.«

Er dirigiert sie zu einem Baum, der weit genug von den Tüten und der Tasche entfernt ist.

»Hände an den Baum und Beine auseinander.«

Widerwillig folgen sie seinen Befehlen. Harry ist erleichtert, dass sie Deutsch verstehen. Er tritt hinter den Kleineren und holt mit der Pistole aus. Der Schlag landet mit einem dumpfen Krachen auf dem Schädel. Der Dealer sackt zusammen und bleibt regungslos liegen.

Der Größere fährt herum und will sich wehren, blickt aber in die Mündung von Harrys Pistole.

»Pssssst, ganz ruhig.«

Harry sieht verwegen aus.

»Für wen arbeitet ihr?«

Der Südländer schweigt. Harry erkennt schnell, da ist nichts zu machen. Entweder er bringt ihn um oder er akzeptiert das Schweigen. Er tritt hinter ihn, holt aus und schlägt auf die Schläfe. Der große Mann sinkt auf den Waldboden. Harry weiß nicht, wie lange die beiden bewusstlos sein werden. Er behält sie im Blick und rennt zu den Tüten und der Tasche. In einer Tüte ist eine abgesägte Schrotflinte, in der anderen eine tschechische Maschinenpistole. Die Typen waren noch gefährlicher, als er gedacht hatte. Schnell öffnet er die Tasche. Zwei große verschweißte Päckchen. Also vermutlich ein Kilogramm H. Harry merkt, dass er am ganzen Körper zittert. Schnell weg. Er rafft die Tüten und die Tasche zusammen und macht sich aus dem Staub.