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Von Aasgeier bis Zylindervergolder: die dritte Neuauflage von Roland Girtlers Standardwerk zur Gaunersprache. Bei seinen Forschungen in der Welt der Stadtstreicher, Ganoven und Dirnen hörte der Soziologe Roland Girtler seltsame Wörter, die er nicht verstand. Er ging diesen Wörtern nach und fand heraus, dass diese zur alten Gaunersprache, dem Rotwelsch, gehören, die im gesamten deutschsprachigen Raum bis heute verbreitet ist. Das Rotwelsch (rot: mittelhochdeutsch für "listig" und welsch: "falsch reden") ist eine lebende Sprache, die aus langen sprachlichen Traditionen schöpft: Neben mittelhochdeutschen und jiddischen Ausdrücken finden sich Begriffe aus romanischen, slawischen sowie vermehrt aus osteuropäischen Sprachen. Das vorliegende Buch untersucht diese Ausdrücke vor allem aus der Wiener bzw. österreichischen Gaunersprache und stellt sie in Beziehung zum gesamten deutschsprachigen Raum.
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Seitenzahl: 335
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Roland Girtler
Rotwelsch
Die alte Spracheder Gauner, Dirnen und Vagabunden
3. Auflage
Böhlau Verlag Wien Köln Weimar
1. Auflage 1998 © by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co. KG
2., erweiterte Auflage 2010 © by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co. KG
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung: Ansichtskartenmotiv „Wiener Typen: Pülcher“; © WienMuseum
© 2019 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien
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Einbandgestaltung: Michael Haderer, WienEPUB-Produktion: Lumina Datamatics, Griesheim
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com
ISBN 978-3-205-23275-9
Inhalt
Vorbemerkung – Der Schatz einer alten Sprache
Dank an freundliche Leute
I.ROTWELSCH UND DIE GESCHICHTE DER GAUNER, DIRNEN UND VAGABUNDEN
Das Wort »Rotwelsch« – sein Geheimnis und sein Zauber
Die Bedeutung des Jiddischen
Alte Wörterbücher des Rotwelsch
Kultur und Lieder der Vaganten – Der Landfahrer Paracelsus
Die Bewunderung des fahrenden Volkes in Liedern der Studenten
Fahrende Gaukler und Musiker – Das Überleben auf der Straße
Der Werkelmann Franz Schuch und der Grundsatz der Gegenseitigkeit
Die Pilger-Kultur der Bettler, Ganoven und Scheinheiligen
Der Protestantismus zieht seine Netze enger
Typen der Bettler und Ganoven – ihre Tricks
Die Bettler von Graz
Die Bettlerin von Hermannstadt und ihre Verwandlung
Kindererziehung bei Ganoven – Das Erlernen des Gewerbes
»Eheliche« Verhältnisse
Umstürzlerische Vagabunden und Wandergesellen
Wanderarbeiter
Hausierer und Jenische
Eine alte Hausierer- und Gaunersprache in Münster
Die Karrner von Tirol und Jenische in der Schweiz
Die »Kunden« organisieren sich
Die Herberge
Die Rache der Seßhaften
Gefängnisleben
Die stolzen Erben der alten Kultur der Fahrenden
II.DIE SPRACHE
Feldforschung zum Rotwelsch bei Vagabunden, Dirnen und Ganoven
Die Zehn Gebote der Feldforschung
Rotwelsch – die alte Sprache
Die Lebensbereiche des Rotwelsch
Feine Leute, Ganoven und anderes Volk
Arbeiten – die Arbeit der Schinder
Kleidung
Wertgegenstände
Vagabondage, Fortbewegung
Orte der Vagabondage und des Bettelns
Armut und Betteln
Quartier und Wirtshaus
Streiten, andere hereinlegen, ärgern, ängstigen
Helfen, beschützen, freuen
Reden, schreiben, lügen und fälschen
Schimpfwörter
Beschimpfungen und Bedrohungen in einem Frauengefängnis
Nahrung und Alkoholika
Drogen
Körper
Krankheit und Tod
Sexualität, Liebe
Prostitution
Kartenspiele
Verbrechen
Verbrecher, ihre Waffen und Geräte
Arten und Techniken des Verbrechens
Polizei und Verhaftung
Gericht und Verurteilung
Das Gefängnis und seine Kultur
Zeichensprache
Das Eisenbahn-Rotwelsch
Die Kellnersprache
Die Musikantensprache
III.ZINKEN
Zeichen und Zinken von fahrendem Volk und Ganoven
Einleitende Gedanken
Graffiti in Pompeji
Die Gaunerzinken
Moderne Zinken von Gaunern
Graffiti als Hinweise auf Wirtshäuser und ähnliche Stellen
Die Zinken von Bettlern
Graffiti in Gefängniszellen und Karzern
Nachbemerkungen
Abschließende Gedanken zur Kultur der Fahrenden
Literaturverzeichnis
Register der Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden
Bildnachweis
Roland Girtler
Zur dritten Auflage
Mich freut es sehr, dass mein „Rotwelsch“-Buch nun zum dritten Mal aufgelegt wird, denn wie ich höre, fanden und finden auch ehemalige Ganoven durch das Buch Interesse an der Geschichte ihrer Rotwelsch-Wörter. Dafür sei dem Böhlau Verlag und der Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht gedankt. Insbesondere möchte ich auch Frau Dr. Claudia Macho meinen Dank ausdrükken, da sie diese Neuauflage mit Wohlwollen gefördert hat.
Bei meinen Forschungen unter Stadtstreichern, Dirnen, Ganoven u. a. Volk sah ich, dass das Rotwelsch, die alte Sprache der Diebe, Dirnen und Vagabunden, nicht ausgestorben ist und sich stets erneuert. Ich sah, wie wichtig es für Sozial- und Kulturforscher aber auch für Kriminologen ist, ein Gefühl für die Sprache jener Menschen zu entwickeln, die vom „braven“ Bürger als gefährlich, liederlich, faul, sittenlos o. ä. gesehen werden
Die üblichen Studien über kriminelle Randkulturen, wie sie von Kriminalsoziologen, Kriminologen und anderen Experten durchgeführt werden, glänzen zwar durch hervorragende Statistiken und psychologische Erklärungen aller Art, aber in die Tiefe des Lebens und in die Tiefe der Kultur dieser Menschen gelangen sie kaum. Vor Jahren hielt ich in Bremen bei einer Tagung, die von deutschen Kriminologen und Kriminalsoziologen veranstaltet worden war, einen Vortrag über das Rotwelsch, der jedoch bei den anwesenden Damen und Herren wenig Begeisterung hervorrief. Es schien nicht alle zu interessieren, wie wichtig es ist, die Kultur krimineller Gruppen mit ihren Symbolen und Ritualen zu erforschen. Doch Kultur entsteht schließlich überall dort, wo Menschen gemeinsame Ziele, gemeinsame Probleme und gemeinsame Strategien entwickeln, um Erfolge zu erzielen.
Rotwelsch als die klassische Sprache der Gauner, Diebe, Landstreicher und Bettler ist eine spannende Mixtur von Wörtern aus vielen Sprachen, wie der deutschen, der jiddischen, der tschechischen, der italienischen, der Sprache der Roma usw.
Dieses Rotwelsch ist eine „wahre Spitzbubensprache“, wie man im 19. Jahrhundert meinte. Sie verdient Beachtung von jedem, der an Sprachforschung interessiert ist, aber auch von jenen, die sich als Soziologen, Kulturanthropologen und Kriminologen mit diversen Randkulturen beschäftigen.
Das Rotwelsch hat auch etwas Poetisches und Heiteres an sich, wie die geneigten Leser dieses Buches merken werden. Sie werden sehen, dass die Gaunersprache stets reich an poetischen Ergüssen war und es auch noch ist.
Die Beschäftigung mit dem Rotwelsch war für mich nicht nur wissenschaftlich spannend, sondern sie brachte mir auch bei einigen ehemaligen Ganoven, Zuhältern und Dirnen großes Ansehen. Dieses vor allem dann, wenn ich ihnen zeigen konnte, dass mit Wörtern, die sie heute noch gebrauchen, wohl eine alte Geschichte verbunden ist. So zum Beispiel dürfte in dem Rotwelsch-Wort Koberin für Bordellwirtin das lateinische Wort copona für Wirtin stecken. Jedenfalls taucht dieses Wort bereits im alten Pompeji auf.
Ich glaube weiterhin, dass mir mit diesem Buch etwas Spannendes gelungen ist, das nicht nur Sprachwissenschaftler, Kultursoziologen und Kriminologen interessieren mag, sondern auch jeden, der Freude an der Geschichte von Wörtern besitzt. Ich will es hoffen.
Wien, im August 2018
Vorbemerkung – Der Schatz einer alten Sprache
Das Buch, das ich hier vorlege, handelt vom Schatz einer alten Sprache, wie sie von Ganoven, Bettlern, Dirnen und fahrendem Volk gesprochen wurde und auch heute noch wird. Schon während früherer Forschungen im Wiener »Milieu« bin ich auf diese Sprache gestoßen. Ich merkte bald, daß Dirnen und Vagabunden Wörter verwenden, die voller Poesie sind, zum Teil weit in das Mittelalter zurückreichen und von »guten Bürgern«, zumindest von den meisten, nicht verstanden werden – und auch nicht verstanden werden sollen.
Diese Sprache wird für gewöhnlich als »Rotwelsch« bezeichnet oder auch als »Gaunersprache«, obwohl sie nicht nur von Ganoven gesprochen wird (dazu später mehr).
Das »Rotwelsch« ist, dies wage ich hier zu behaupten, ein ständiger Jungbrunnen für die deutsche Umgangs-, aber auch Hochsprache. So zum Beispiel gehört das Rotwelsch-Wort für »kleines Gasthaus«, »Beisl«, wie man es in Wien kennt, oder »Baize«, wie man in Norddeutschland dazu sagt, bereits zum Wortschatz des »braven Bürgers«.
All jenen – von ihnen gibt es genügend –, die mir vorwerfen, daß ich mich mit solch verrufener Sprache und ihren verrufenen Sprechern beschäftige, sei vorab gesagt, daß ich mich in der besten Tradition sehe. Zu dieser Tradition gehören honorige Leute wie der Dichter des »Deutschlandliedes« Hoffmann von Fallersleben, der Heidelberger Dichter von Studentenliedern Viktor von Scheffel, die mit der Sprache der »kleinen Leute« sich auseinandersetzenden Gebrüder Grimm und der einem guten Schluck nicht abgeneigte Arzt Theophrastus Bombastus Paracelsus von Hoheim.
Ich lade somit alle Leserinnen und Leser zu einem spannenden Unternehmen ein. Bei diesem geht es mir nicht um ein linguistisches Lehrbuch im üblichen Sinn mit einer komplizierten Lautschrift und komplizierten Analysen, sondern um einen aufregenden Zugang in die Welt einer bunten Sprache.
Ich bin daher bemüht – genauso wie es Miguel de Cervantes in seinem Vorwort zu »Don Quijote« festhält –, »in schlichter Weise, mit bezeichnenden, anständigen und wohlgefügten Worten anmutig dahinzuschreiten« (Cervantes, o. J., S. 13). Übrigens fügt Cervantes dieser Überlegung noch etwas hinzu, das ich jedem Kollegen und jeder Kollegin mitteilen möchte. Er meint, man müsse die Gedanken, ohne sie zu »verwickeln und zu verdunkeln«, zum Verständnis bringen und danach streben, daß »beim Lesen der Schwermütige zum Lachen erregt werde, der Lachlustige noch stärker auflache, der Mann von einfachem Verstande nicht Überdruß empfinde, der Einsichtsvolle die Erfindung bewundere, der sinnig Ernste sie nicht mißachte und der Könner nicht umhin könne, sie zu loben« (Cervantes, o. J., S. 13). In diesem Sinn des großen Cervantes habe ich dieses Buch verfaßt.
Von Anfang an war ich von der Sprache der Fahrenden, dem »Rotwelsch«, mit seinen mittelhochdeutschen, jiddischen, tschechischen und anderen Ausdrücken, fasziniert, und ich beschloß, mich näher damit zu beschäftigen, zumal sich eine Kultur immer erst über die Sprache öffnet. Mit Fragebögen und ähnlichen Mitteln erfährt man hingegen so gut wie nichts über die Geheimnisse, die Rituale und Symbole einer Kultur, speziell einer Randkultur.
Zum Wort »Rotwelsch« sei hier lediglich eingefügt – mehr darüber im nächsten Kapitel –, daß es bereits in Berichten des 13. Jh.s auftaucht. »Rotwelsch« bedeutet soviel wie »falsche« oder »betrügerische Sprache«.
Der »Welsche« ist demnach jemand, der eine andere Sprache spricht und dessen Fremdheit darin besteht, daß man seine Sprache nicht versteht. Neben dem schönen Wort »Rotwelsch« werden noch andere Wörter für die Sprache der Ganoven und Fahrenden verwendet. So spricht man auch vom »Jenischen«. Dieser seit 1714 nachweisbare Ausdruck enthält die zigeunerische Wurzel »dsan«, das heißt soviel wie »wissen«.
Das »Jenische« wäre demnach die »kluge Sprache«. Das entspricht durchaus der Einstellung der Ganoven und überhaupt der Fahrenden, die sich für die »Klugen« halten und die »braven Bürger« als »dumm« ansehen.
Für die Sprache der Fahrenden gibt es außer »Rotwelsch«, Gaunersprache und Sprache der »Jenischen« noch andere farbige Bezeichnungen wie Spitzbubenlatein, Schleifersprache (bezieht sich auf die wandernden Scherenschleifer), Schindersprache, Dirnensprache, Stromersprache (Stromer – der Vagabund), Kundensprache (Kunde – Landstreicher), Kochemersprache (jiddisch »chochom« – klug), Hausierersprache und Händlersprache (vgl. Wolf, 1985, S. 10).
Schließlich standen sie alle, die Vagabunden, die Dirnen, die Scherenschleifer, Handwerksburschen und andere Leute, irgendwie in Verbindung. Man traf sich in den Herbergen, Gefängnissen und auf den Straßen. Das »Rotwelsch«, dies läßt sich behaupten, entstand also vor allem auf den Straßen des Mittelalters.
Ich näherte mich dem »Rotwelsch«, der Sprache der Gauner und des fahrenden Volkes, nicht als jemand, dem es bloß um Wörter und ihre Herkunft geht, sondern als jemand, der mit der Sprache jeweils eine ganze Kultur verbindet. Meine Darstellung des »Rotwelsch« erfolgt daher nicht alphabetisch nach Wörtern, wie es sonst üblich ist, sondern nach einzelnen Lebensbereichen der betreffenden Menschen. Auch wird sie notwendigerweise unvollständig sein, schließlich handelt es sich beim »Rotwelsch« um eine lebendige Sprache mit vielen regionalen Unterschieden, die außerdem dauernden Änderungen und Ergänzungen unterworfen ist. Einige Wörter geraten in Vergessenheit, andere entstehen neu.
Zum ersten, für mich lehrreichen Kontakt mit dem »Rotwelsch« kam es, als ich nach einem Motorradunfall mehrere Monate in der Unfallabteilung der Wiener Universitätsklinik verbringen mußte. Neben mir lag ein damals junger Mann, der gerade dabei war, sich in der Szene der Wiener Halbwelt die ersten Sporen zu verdienen. Ein ihm von einem Konkurrenten verpaßter Herzstich hatte ihn in das Krankenhaus gebracht. Wir wurden zu Freunden, und ich erfuhr durch ihn eine Menge über die Kultur der Ganoven, hörte aber auch Wörter von ihm, die er mir erst in das Hochdeutsche übersetzen mußte. Das waren Ausdrücke aus der Gaunersprache, dem »Rotwelsch«. Einmal meinte er, wenn ich Schwierigkeiten an der Universität hätte, solle ich es ihm sagen (ich machte keinen Gebrauch von diesem Angebot). Der junge Mann übernahm sozusagen den Schutz über mich, und zwar auch gegenüber der Schwester Hermi, einer resoluten Dame. Als sie wieder einmal etwas unfreundlich mir gegenüber war, rief er sie zu sich an das Bett: »Wenn Sie sich weiter so aufführen, dann nehme ich einen Fünfzehner auf mich!« Die Schwester, die das aus dem »Rotwelsch« stammende Wort »Fünfzehner« nicht verstanden hatte, fragte, was das bedeute. Mein Bettnachbar antwortete: »Fünfzehn Jahre Häfen, denn ich haue Ihnen, falls Sie wieder frech sind, die Urinflasche auf den Schädel!« Das Wort Häfen kommt ebenso aus dem »Rotwelsch« und heißt »Gefängnis«. Die Krankenschwester war jedenfalls beeindruckt und ab diesem Zeitpunkt merklich freundlicher zu mir.
Nun begann ich mich für diese sonderbare Sprache der Ganoven zu interessieren. Und als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, brach ich mein Studium der Jurisprudenz, das mir ohnehin nicht behagte, ab und faßte den Entschluß, mich statt dessen den Kulturwissenschaften zu widmen.
Eine besondere Kenntnis des »Rotwelsch« erhielt ich später durch meine Studien bei Wiener Sandlern, den Vagabunden der Großstadt; und schließlich habe ich in meinem Buch über den ehemaligen Ganoven Pepi Taschner, dessen ich hier ehrend gedenken möchte – er starb vor Jahren bei einem Unfall –, ein Vokabular des in Wien gebräuchlichen »Rotwelsch« angefügt.
Auch in meinem Buch über den Wiener »Strich« findet sich ein, allerdings unvollständiges, Vokabular dieser Sprache. Ebenso habe ich in meinem Buch »Randkulturen – Theorie der Unanständigkeit« ein Wörterbuch der Gaunersprache vorgestellt.
In dem hier vorliegenden Buch baue ich wohl auf meinen früheren Forschungen und Arbeiten auf, gehe jedoch über diese hinaus. So versuche ich, das »Rotwelsch«, wie es im gesamten deutschsprachigen Raum in den Kulturen der Ganoven, Vagabunden und Dirnen noch lebendig ist oder beheimatet war, mit seinen wichtigsten Begriffen zu erfassen. Natürlich gibt es starke regionale Unterschiede im »Rotwelsch«, doch gewisse Wörter und Ausdrücke unter Ganoven ähneln einander im gesamten deutschen Sprachgebiet. Dies hängt nicht nur mit den Wurzeln der Sprache zusammen, sondern vor allem auch damit, daß Ganoven weit herumkommen. So waren in den sechziger und siebziger Jahren Wiener Zuhälter am Strich in Hamburg tätig, was wohl bewirkte, daß typisch norddeutsch klingende Bezeichnungen wie »Freier« oder »Polente« im Wienerischen Eingang fanden. Die Wiener Gaunersprache ist in gewisser Hinsicht nur vor dem Hintergrund der deutschen Gaunersprache zu verstehen, insofern ist sie international. Darauf verweist zum Beispiel das Wort »Fleppe«, welches wohl seit alters her in Wien, aber auch in Norddeutschland verwendet wird und soviel wie »Ausweis« bedeutet.
Das »Rotwelsch« oder die Gaunersprache verweisen schlußendlich darauf, daß Randkulturen eine oft lange Geschichte haben, was gerne übersehen wird.
Vor dem eigentlichen Vokabular des »Rotwelsch« möchte ich im folgenden Überlegungen zu den Wurzeln des Wortes »Rotwelsch« einbringen und einen Überblick über die Forschungsgeschichte der deutschen Gaunersprache, aber auch die Geschichte der Fahrenden geben.
Dank an freundliche Leute
Meine Kenntnis der Gaunersprache verhalf mir zu einem ungewöhnlichen Erlebnis: Ich wurde bei einer Gerichtsverhandlung gegen einen Wiener Bordellbesitzer als Sachverständiger beigezogen.
Ich kannte diesen Bordellbesitzer, einen noblen Herrn namens Pepi, schon von früher. Er hatte mich und meine Studenten bisweilen in eines seiner Bordelle eingeladen und uns dort auch großzügig bewirtet (dabei blieb es). Nun war er zu Unrecht, wie es schien, wegen Anstiftung zum Mord angeklagt worden, weil er einem Mann gegenüber angeblich geäußert habe, er solle einen Russen, der sich offensichtlich am Strich etablieren wollte, »umhacken«, was die Polizei mit »erschießen« interpretierte. Der Russe wurde tatsächlich erschossen, und der Bordellbesitzer kam hinter Gitter. Ich wurde nun um ein Gutachten gebeten. In diesem stellte ich fest, daß »umhacken« nicht »töten« heiße, sondern »verprügeln« oder ähnliches. Mein Gutachten wurde bei der Verhandlung verlesen, wobei der Richter meinte, der Bordellbesitzer würde mich wahrscheinlich ins Séparée mit Dirnen einladen. Der Angeklagte erwiderte jedoch empört, daß »der Professor«, also ich, nur aus wissenschaftlichen Gründen und oft in Begleitung von Studenten zu ihm käme. Mein Wissen um Gaunerwörter bewirkte also eine für mich bemerkenswerte Situation, die mir sogar Prestige bei den Menschen am Strich einbrachte.
Dem Herrn Pepi sei hier, wegen seiner Freundlichkeit mir und meinen Studenten und Studentinnen gegenüber, bestens gedankt.
In Verehrung gedankt sei darüber hinaus meiner gütigen Frau Birgitt für ihren Großmut. Sie begleitete mich zu einigen Gesprächen, die ich mit freundlichen Dirnen durchgeführt habe.
Zu Dank verpflichtet bin ich noch vielen Menschen, die mir bei der Erstellung des Vokabulars geholfen haben. So danke ich Roswitha, einer früheren Dirne, die mir gute Tips gab, aber ebenso meinem alten Freund Edi, der sich in der Wiener und Hamburger Prostituiertenszene betätigte, und seiner Gefährtin Ingrid, die sich in der Welt der Dirnen und Zuhälter sehr klug behaupten konnte. Edi und Ingrid führen heute das Leben solider »Landadeliger« auf einem Gut in Oberösterreich.
Sie verschafften mir wirkungsvolle Kontakte.
Dank gebührt hier auch Herrn Richard, der mich und meine Studenten in seinem Nachtklub stets freundlich bewirtet hat.
Eine kleine Episode sei hier eingefügt, die etwas über die Ehre von Edi und Richard aussagt. Diese beiden verschafften mir den Kontakt zu einer Prostituierten im reifen Alter von sechzig Jahren und zu einem ehemaligen »Häfenbruder«, der über Jahre wegen diverser Raufereien am Strich im Gefängnis einsaß. Das Treffen, zu dem mich der überaus eifrige und intelligente Student der Soziologie Justinus Pieper begleitete, fand an einem Samstagabend im Juni 1998 in einem kleinen Animierlokal im 2. Wiener Gemeindebezirk statt. Die beiden Leute warteten bereits auf mich. Sie waren auch gerne bereit, mir einiges über die Gaunersprache und die Sprache auf dem Wiener Strich zu erzählen. Plötzlich beendete die Dame das Gespräch und forderte den Geschäftsführer des Lokals auf, ihr die ihr angeblich für ihr Erscheinen versprochenen 500 Schilling zu zahlen. Dieser erwiderte jedoch, dies erst in zwei Tagen tun zu wollen. Darüber war die Dame dermaßen erbost, daß ich mich genötigt sah, ihr den verlangten Geldbetrag zu bezahlen. Im nachhinein ärgerte ich mich über meine Großzügigkeit, da ich mich hereingelegt fühlte. Als ich ein paar Tage später Herrn Richard in seinem gepflegten Nachtlokal wegen weiterer Gespräche über die Gaunersprache aufsuchte, setzte sich dieser an meinen Tisch und überreichte mir die 500 Schilling mit der Bemerkung, daß es von meiner Gesprächspartnerin nicht fair gewesen sei, das Geld anzunehmen, denn ich sei sein und Edis Gast gewesen, und einen Gast dürfe man nicht derart behandeln.
Bei der Auffindung von Rotwelsch-Wörtern half mir auch Herr Erwin Rimpser, der sich in der Welt der Prostitution bestens auskennt und der mich in einem dunklen Nachtlokal über das Rotwelsch alter Wiener Ganoven aufgeklärt hat. Ihm sei dafür gedankt.
Gedankt sei auch dem früheren Zuhälter und Entfesselungskünstler Freddy Rabak, der in seinem Buch »Blödsinn«, Wien 1996, einige wichtige Gaunerwörter festgehalten und mir auch sonst Spannendes erzählt hat.
Danken möchte ich an dieser Stelle meinem Studienfreund, dem Urgeschichteforscher Hermann Maurer, der mir eine von dem früheren Bauernfänger und Falschspieler Josef Pazdera 1904 verfaßte Handschrift über die Gaunersprache zukommen ließ. Sie leistete mir wahrlich große Dienste.
Freundlicher Dank gilt auch Herrn Rechtsanwalt Mag. Werner Tomanek, der aufgrund seiner beruflichen und auch sonstigen Beziehungen zu einem wahren Meister in der Beherrschung der Gaunersprache wurde, was seine Klienten sehr zu schätzen wissen. Bekannt wurde er durch die erfolgreiche Verteidigung eines prominenten Wiener Musikers, der wegen einer Drogengeschichte vor die Schranken des Gerichtes kam. Herr Magister Tomanek sah das im zweiten Teil aufgestellte Vokabular der Gaunersprache durch und ergänzte es trefflich. Unterstützt wurde er dabei durch seine liebenswürdige Frau Tina, daher sei auch ihr gedankt. Mit beiden verbrachte ich schöne Stunden beim Bier am Wiener Spittelberg, einer ehedem wegen Prostitution und Raufereien berüchtigten Gegend. Aus einem dieser früheren, übel beleumundeten Lokale soll, wie man sich erzählt, Kaiser Joseph II. hinausgeworfen worden sein, nachdem er sich dort inkognito aufgehalten und mit einer Dirne Verbrüderung gefeiert hatte.
Danken will ich schließlich jenen freundlichen Zeitgenossen, die mich mit einer Vielzahl von Wörtern der Gaunersprache beliefert haben. Sie wußten von meinen Absichten, dieses Buch zu schreiben, und unterstützten mich wohlwollend. Wie zum Beispiel Frau Christine Rafaei, Psychotherapeutin und angehende Kulturwissenschafterin. Sie sprach mit Insassinnen eines österreichischen Frauengefängnisses und überreichte mir eine schöne Liste von Rotwelsch-Wörtern, die ich in mein Vokabular einarbeiten konnte. Ihr sei hier gedankt. Ebenso Herrn Dipl.-Ing. Ernst Wimmer aus Ansfelden bei Linz. Er sandte mir die eigenhändige, fein säuberliche Abschrift der Rotwelsch-Wörter, die sein Onkel Dr. Karl Wimmer mit Bleistift auf kleinen Notizzetteln festgehalten hatte. Ein ehemaliger Landstreicher hatte sie ihm im Jahr 1940 beim Militär diktiert. Auch auf sie greife ich hier zurück.
Danken will ich an dieser Stelle auch dem Privatgelehrten Wolfram Stauss aus Bisingen in Schwaben, der mir wunderbares Material über die Sprache von Fahrenden und über andere feine Leute zukommen ließ.
Danken möchte ich auch Herrn J. J. Kariger, einem Schriftsteller in Luxemburg, der mir eine schöne Arbeit über die Sprache der Hausierer in Luxemburg zukommen ließ (s. S. 113).
Zu danken ist auch Herrn Dr. Herrn Bernhard Gamsjäger, einem großen Kenner der Musikantensprache, die mit dem Rotwelschen verwandt ist. Er hat mich auf interessante Aspekte der Musikantensprache hingewiesen.
Auch danken will ich Herrn Walter Schwarzmüller aus dem Ennstal. Er machte sich die Mühe, mir Wörter aus der Gefängnissprache aufzuschreiben. Herr Schwarzmüller war wegen Wilderns zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt worden. Ihm verdanke ich auch einige Stücke, die in dem von mir wissenschaftlich geleiteten Wilderermuseum in St. Pankraz auf dem Weg nach Hinterstoder ausgestellt sind. Danken möchte ich auch Herrn Manfred Herma, der mich auf Wörter aus der Wiener Drogenszene aufmerksam gemacht hat.
Ehrend sei hier auch meines Freundes Dr. Robert Geher gedacht, der ein bemerkenswertes Buch über die Wiener Ganoven verfaßt und sich mit dem Vokabular dieser Leute beschäftigt hat. Eine Kugel aus einem Revolver bereitete seinem hoffnungsvollen Leben ein jähes Ende.
I.
Rotwelsch und die Geschichte der Gauner, Dirnen und Vagabunden
Das Wort »Rotwelsch« – sein Geheimnis und sein Zauber
Wie ich oben schon angedeutet habe, ist das Wort »Rotwelsch« die Bezeichnung für die Gaunersprache schlechthin (vgl. Kluge 1901). Der älteste Beleg für dieses Wort findet sich in einem Passional, einem liturgischen heiligen Buch aus dem Jahre 1250, in welchem unter »Rotwelsch« ganz allgemein geheime arglistige Wörter verstanden werden. Die Verwendung dieses Wortes dürfte jedoch um vieles älter sein (a. a. O., S. 1).
Das Wort »rot« hat eine interessante Geschichte. Im Wörterbuch der Brüder Grimm ist zu lesen, daß »rot« ein gemeingermanisches Wort ist. Als Farbe wohnt dem Rot eine tiefe Symbolik inne, es ist Rot, die Farbe des Blutes, das auch zu einer der Farben der Revolutionen, etwa der von 1848, wurde.
Damals dichtete der deutsche Dichter Ferdinand Freiligrath: »Pulver ist schwarz, Blut ist rot, und golden flackert die Flamme.«
Rot hat etwas mit Umstürzlertum, aber auch mit Geheimnis zu tun. Im Mittelalter sah man in roten Haaren und im roten Bart Zeichen der Falschheit. Daher ist »rot« auch im Sinne von »betrügerisch« zu verstehen. Verwandt ist »rot« wahrscheinlich mit dem Wort »Rotte«, womit – wieder nach Grimm – eine Gruppe bzw. Bande von wilden, aber auch von armen, »bösgesinnten« und »verbrecherischen« Leuten verstanden werden kann, die als Landstreicher, Zigeuner oder Räuber herumziehen (Grimm, Bd. 14, S. 1318).
Interessant ist auch, daß im sogenannten »Liber Vagatorum«, dem aus der Zeit des 16. Jahrhunderts stammenden Buch der Vaganten, auf das noch einzugehen sein wird, das Wort »Rotboß« für Bettlerherberge genannt wird. Demnach wird »rot« mit Bettlern, also mit fahrendem Volk, gleichgesetzt. Für Bettler findet sich im »Liber Vagatorum« von 1510 das Wort »rotten« (s. Kluge, 1901, S. 77). Ähnlich gehören wahrscheinlich auch die Wörter »rottig« für dreckig und »rotzeck« – wörtlich »dreckiger Sack« – für »Arschloch« und »Scheißkerl«, wie sie im alten Niederländischen und speziell im Flämischen vorkamen, hierher. Mit derartigen Worten beschimpften die Flamen die Wallonen. Das Wort »rot« stammt demnach möglicherweise aus dem Niederländischen, von wo es, wie es Rosemarie Lühr behauptet, nach Oberdeutschland – vielleicht durch Bettler und Landstreicher selbst – gelangt sein mag (Lühr, 1996, S. 29). Im Wort »Rotwelsch« gesellt sich der Terminus »rot« zum Wort »welsch«, das, wie oben festgehalten, soviel wie »anders reden« bedeutet.
»Rotwelsch« läßt sich also als »betrügerische Sprache« oder als »Sprache des fahrenden Volkes«, zu dem Bettler genauso gehörten wie Dirnen, Handwerksburschen und Ganoven, übersetzen.
Übrigens ist mit dem Wort »Rotwelsch« der Begriff »Kauderwelsch« verwandt, der sich allerdings auf die für die Niederländer unverständliche italienische Händlersprache bezog (vgl. a. a. O., S. 31).
Das Wort »Rotwelsch« hat also vielschichtige Wurzeln vorzuweisen, die in das Mittelhochdeusche und das alte Niederländische zurückreichen und auf eine alte Kultur der Bettler und Vagabunden hinweisen, die im »rotboß«, der Bettlerherberge, auf andere »rottuns« trafen, die allesamt wohl vom guten Bürger als »rottig« – schmutzig – gesehen wurden. Es gibt noch eine andere Erklärung für »rot«, die von Salcia Landmann stammt. Sie meint, »rot« beziehe sich auf die Sitte der Bettler, sich mit blutähnlicher Farbe zu beschmieren, um Aussatzwunden vorzutäuschen (Landmann, 1988, S. 419). Diese Erklärung erscheint mir allerdings als wenig einleuchtend.
Typisch für das Rotwelsch im deutschen Sprachraum ist, daß es sich von der Sprache der »guten Bürger« deutlich abhebt. Es besteht, wie schon angezeigt, neben jiddischen aus mittelhochdeutschen Wörtern, aus Wörtern der Sprache der Zigeuner, die ab dem 15. Jahrhundert durch Europa zogen, aus Wörtern der Nachbarsprachen, wie dem Französischen, Italienischen und Slawischen, und aus zahlreichen Wörtern der Umgangssprachen, also der verschiedenen deutschen Dialekte.
Dazu kommen noch Wortbildungen, mit denen bestimmte Dinge oder ein bestimmtes Tun in witziger und oft auch poetischer Weise umschrieben werden, wie zum Beispiel »Schmuck« oder »Achter« für Handschellen oder »Trittling« für Schuhe. Dieser typische Sprachwitz soll wohl über die zahlreichen Alltagsprobleme hinweghelfen.
In diesem Sinn bezeichnen Wiener Sandler das Abbruchhaus, in dem sie nächtigen, als »Hotel Abbruch«, wodurch sie sich geradezu heiter über ihre oft jammervolle Situation hinwegsetzen. In derselben Weise begegnen sie den Erniedrigungen, denen sie täglich ausgesetzt sind.
Die französischen Wörter im Rotwelsch stammen wahrscheinlich aus der Zeit der Napoleonischen Kriege, als Franzosenheere Deutschland und Österreich durchstreiften. Ein solches aus dem Französischen herleitbares Wort ist das in der Wiener Gaunersprache heute noch vorkommende »Masen« für Wohnung oder Haus. Das französische »maison« ist hier erkennbar. Auch Wörter aus der Studenten- und Soldatensprache sind wohl in Zeiten, als die Landstraßen in Europa sich mit Vaganten aller Art füllten, in das Rotwelsch übergegangen. Zu diesen Vaganten zählten arbeitslose Magistri, verbummelte Studenten, entflohene Soldaten – vor allem in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges –, Spielleute und Gaukler. Sie alle trugen das Ihre zum Rotwelsch der Gauner und Räuberbanden bei. Das Rotwelsch ist demnach eine bunte, lebendige und auch sehr heitere Sprache. Und weil es sich um eine lebende Sprache handelt, die nicht wie das Hochdeutsche schriftlich fixiert ist und keine besonderen starren Regeln kennt, ist sie beständig im Fluß. Daher ist auch das unten angeführte Vokabular notwendigerweise ein unvollständiges, gibt aber dennoch einen Stamm uralter Wörter wieder.
Die Bedeutung des Jiddischen
Zwischen dem Rotwelsch und dem Jiddischen bestehen frappierende Ähnlichkeiten. Darauf haben Peter Wehle und Salcia Landmann besonders hingewiesen.
Tatsächlich sind das Jiddische und das Rotwelsch auf deutschem Boden entstanden. Sowohl in grammatikalischer Hinsicht als auch vom Wortschatz her sind beide Sprachen weitgehend deutsch und durchsetzt mit hebräischen und anderen fremden Elementen (Landmann, 1988, S. 414). Zwar meint Salcia Landmann, im Rotwelsch würde mit der deutschen und der hebräischen Sprache bewußt und planmäßig »Schindluder« getrieben, aber andererseits bekundet sie eine gewisse Achtung gegenüber der »Gaunersprache«, wenn sie meint, das Rotwelsch würde an »Verwegenheit, Kühnheit und Eigentümlichkeit das Jiddische tief in den Schatten« stellen (a. a. O.).
Hebräische Wörter sind charakteristisch für das Jiddische und auch für das Rotwelsch. Diese Tatsache faszinierte die Jiddisch-Spezialistin Salcia Landmann und veranlaßte sie, sich näher mit dem Rotwelsch zu beschäftigen. Sie fragte sich zunächst, warum Rotwelsch, die Sprache der Gauner, derart mit jiddischen Wörtern durchsetzt ist. Dabei kam sie zu dem Schluß, daß es die Kontakte zwischen Vagabunden und jüdischen Kaufleuten oder jüdischen Hausierern in den Herbergen waren, die die Fahrenden und Gauner bewogen, jiddische Wörter zu übernehmen. Es gab aber auch berufsmäßige Berührungspunkte zwischen beiden, da Räuber und Gauner in den Herbergen ihr Diebsgut zu verkaufen trachteten. Und daher wandten sie sich an die jüdischen Händler.
Die Beziehung zwischen der Kultur der Gauner und der der Juden wurde schließlich dadurch enger, daß die Juden im Laufe des Mittelalters und der frühen Neuzeit immer schärfer und erbarmungsloser unterdrückt und verfolgt wurden. Ein kleiner Teil der Juden rebellierte gegen eine solche Behandlung durch bewußte Verletzung der Gesetze und schloß sich Räuberbanden an oder gründete selbst welche. Die Juden hatten keinen Grund – so Landmann –, eine Gesellschaftsordnung zu bejahen, von der sie mißachtet wurden (a. a. O., S. 406f.).
Jedenfalls übte das Jiddische offensichtlich eine Faszination auf das fahrende Volk und die Gauner aus, dank dessen sie sich untereinander in einer Art Geheimsprache verständigen konnten, um Polizisten und andere Leute hineinzulegen.
Rotwelsch war und ist also in den sogenannten Randkulturen zu Hause. Dennoch kam und kommt es vor, daß auch »gute Bürger« Interesse an dieser Geheimsprache der Gauner fanden und sogar in dieser Sprache dichteten, wie Hoffmann von Fallersleben (siehe in einem der nächsten Kapitel), oder bloß so schrieben, um von anderen nicht verstanden zu werden. Ein solches Beispiel bringt der Historiker Robert Jütte. Er erzählt vom Tagebuch des angesehenen Stuttgarter Kaufmanns Gottfried Tobias Ritter aus dem Jahre 1784. Dieses Dokument enthält 115 Rotwelsch-Ausdrücke. Ritter schrieb immer dann in einer Art Rotwelsch, wenn er seinem Tagebuch höchst private Dinge mit intimen Details anvertraute. Als Beispiel dient diese Stelle: »Aso schode vors Laile, nafz dajenu genosent, lavoie jodajent, aach Schule geklopft, abermal eitle nafz, nost mer aach uf befihl, aber met eitel Chariro.« Die ungefähre Übersetzung dieser Tagebuchstelle lautet: »Als Narr vors Bett, Küsse genug gegeben, Brust gegriffen, auch unten gereizt, abermals nur Küsse, sie küßt mich auf Befehl, aber nur mit Kälte« (Jütte 1996, S. 136).
Das eheliche Leben des Herrn Kaufmann dürfte nicht gerade erhebend gewesen sein. Seinen Ärger mit der Frau versuchte er durch diese Rotwelsch-Niederschrift vor ungebetenen Lesern, ebenso wie vor der eigenen Frau, geheimzuhalten.
Sicherlich kannte der unglückliche Kaufmann deshalb das Rotwelsch, weil er auf seinen Reisen mit Leuten zu tun hatte, die aus der Szene der Fahrenden und Gauner kamen. Auch der hochangesehene Paracelsus, der um 1520 als eine Art Marktschreier unterwegs war, gebrauchte Rotwelsch-Wörter in seinen Schriften, wie zum Beispiel das Wort »Brief« für »Spielkarte«, ein Wort, das heute noch Wiener Ganoven verwenden.
Alte Wörterbücher des Rotwelsch
Die deutsche Gaunersprache, die auch in die Wiener Gaunersprache eingeflossen ist, fand schon früh nicht nur das Interesse von Kriminalisten, Polizisten, Vögten und anderen Spezialisten, sondern auch das von ehrenwerten Leuten, die ein literarisches und sogar akademisches Vergnügen beim Studium dieser alten Sprache empfanden; als Beispiel sei der Sprachwissenschafter Kluge genannt, von dem eine ganze Sammlung von Rotwelsch-Texten stammt (Kluge, 1901).
Ich habe schon darauf hingewiesen, daß bereits im 13. Jahrhundert die Sprache der Gauner, das Rotwelsch, erwähnt wurde. In der Folge erschienen immer wieder Bücher mit Vokabularien der Gaunersprache, wie die Wiener Bettlerordnung von 1443, deren offensichtlicher Zweck es war, den Organen der öffentlichen Ordnung, also den Vögten und der Polizei, behilflich zu sein, Bettler und Fahrende verstehen und besser kontrollieren zu können. Im Jahr 1488 erschien eine Schrift des Zürcher Ratsherrn Gerold Edlibach mit dem Titel »Hie stat fokabel des rotwelsch«, in welcher neunundfünfzig Rotwelsch-Wörter enthalten sind.
Das vielleicht spannendste Buch zum Thema Rotwelsch dieser Zeit ist das um 1450 veröffentlichte »Baseler Rathsmandat wider die Gilen und Lamen«. Es erzählt von einer gut durchorganisierten Gaunergilde, die sich auf dem Kolenberg bei Basel eingenistet und dort sogar ihre eigene Gerichtsbarkeit ausgeübt hatte.
Der Begriff »Gile« verweist vielleicht auf die Sitte damaliger Bettler, sich die Haut mit Lehm zu beschmieren, um ein gilbes (!), fahles krankes Aussehen vorzutäuschen, das ihnen wohl das Betteln erleichtern sollte (s. Landmann, a. a. O., S. 418f.). Mit Rotwelsch befaßt sich auch Sebastian Brant in seinem 1494 herausgegebenen »Narrenschiff«. In einem speziellen Kapitel zitiert Brant unter der Überschrift »Von Bettlern« eine Reihe von Rotwelsch-Wörtern, mit denen er das Leben der Bettler und Gauner malerisch beschreibt. Es heißt da auszugsweise (in den Klammern sind meine Übersetzungen festgehalten):
»... Da treiben sie ihr Bubenwerk.
Ihr Rotwelsch (!) sie im Terich (im Lande) haben,
Ernährn bequem sich von den Gaben;
Jeder Stabil (Brotsammler) ein Hornlütem (Zuhälterin) hat,
Die foppt (lügt), färbt (betrügt), ditzet (stellt sich krank) durch die Stadt,
Wie sie dem Predger (Bettler) Geld gewinne,
Der lugt, wo sei der Johann grimme (wo der Wein gut sei),
Wo Rübling junen (Würfel spielen) ist recht los;
Hat er besevelt (beschissen) hier und dort,
So schwänzt (macht sich davon) er sich dann wieder fort,
Veralchend (wandernd) über den Breithart (die Heide)
Stiehlt er die Breitfüß (Gänse) und Flughart (Hühner).«
Über die Tricks der Bettler weiß Brant dies zu berichten:
»... Bettler bescheißen jetzt alle Land ...
Der geht auf Krücken im Tageslicht,
enn er alleine ist, braucht er sie nicht;
Dieser kann fallen (wie ein Epileptiker) vor den Leuten,
Daß jedermann möcht auf ihn deuten;
Der borget andern die Kinder ab,
Daß er einen großen Haufen hab,
Belädt einen Esel schwer,
Als wenn er St. Jakobs Pilger wär.
Der geht hinkend, daß er sich muß bücken.
Der bindet sich ein Bein auf Krücken ...«
(Brant, 1494, 1964, S. 223f.)
Die hier angeführten Überlebenstricks sind bisweilen heute noch auf den Straßen zu beobachten.
Das berühmteste Buch, das über die Gaunersprache Auskunft gibt, ist der »Liber Vagatorum«, das Buch der Vaganten, welches angeblich auf in Basel durchgeführten Verhören von Ganoven aufbaut. In diesem Buch findet sich nicht nur ein Vokabular der Gaunersprache, sondern auch eine sehr genaue Darstellung der Strategien und Tricks von Bettlern und Ganoven, um ihr Handwerk wirkungsvoll ausüben zu können. Einige dieser Tricks werden, wie ich selbst erfahren konnte, heute noch angewandt. Der »Liber Vagatorum« erschien erstmals um 1510. Der Ausdruck Vagant ist darin sehr weit gefaßt, denn zu den Vaganten zählten auch die herumziehenden Studenten und Magistri und nicht nur Bettler, Gaukler und Gauner. Dieser »Liber Vagatorum« enthält ein Vokabular des Rotwelsch, das sich fast ausschließlich auf jenes des »Baseler Rathsmandats« stützt. Allerdings wurden einige Wörter falsch abgeschrieben oder falsch verstanden, sodaß der »Liber Vagatorum« gegenüber seinem Vorbild eher eine Verschlechterung darstellt. Aber das »Buch der Vaganten« wurde weithin bekannt. 1528 wurde es, diesmal unter dem deutschen Titel »Von der falschen Bettler und Büberei«, noch einmal herausgegeben, und zwar von keinem Geringeren als von Martin Luther, der gegenüber dem fahrenden Volk, den Bettlern und Gaunern eine gehörige Abneigung gehabt zu haben scheint. Davon kündet die Einleitung, in der Luther unter anderem sinngemäß wünscht, daß dieses »Büchlein« überall bekannt werden solle, damit man sehe, wie der »Teufel« – womit das Volk der Bettler und Gauner gemeint ist – in der Welt »gewaltig« regiere. Dieses »Büchlein«, also der »Liber Vagatorum«, solle helfen, klug zu werden, um sich vor den Vaganten in acht nehmen zu können. Luther wollte also offensichtlich durch diese Schrift über die »Vaganten« dem »guten Bürger« die Augen für die Tricks und die Sprache dieser Leute öffnen. Sein Zorn gegen das fahrende Volk muß beträchtlich gewesen sein, denn er hält auch fest: »Ich bin selbst dieses jahr also beschissen ... von solchen lantstreichern und zungendreschern mer (mehr) denn ich bekennen will.« Luthers Haltung, mit der er vor dem Bettler- und Gauklervolk warnen will, entspricht dem aufkommenden Protestantismus mit seiner Vorstellung von der gottgefälligen Arbeit.
In geradezu romantischer Weise greift über dreihundert Jahre später A. H. Hoffmann von Fallersleben, der Verfasser von Kinderliedern wie »Kuckuck, Kuckuck ruft’s aus dem Wald«, und »Ein Männlein steht im Walde« sowie des »Deutschlandliedes«, auf den »Liber Vagatorum« zurück und bekundet seine Sympathie für das Rotwelsch.
So schreibt Hoffmann in seinem 1854 herausgegebenen »Weimarschen Jahrbuch« unter dem Titel »Rotwelsch« mit einem Wohlgefallen, das auf den alten Freigeist hindeutet, folgendes: »Rotwelsch ist die Sprache der Räuber, Diebe, Gauner, Landstreicher und Bettler. Rot bedeutet im Rotwelsch Bettler ... Diese Sprache ist ein wunderliches Gemisch von Wörtern aus allerlei Sprachen, zumal aus der hebräischen und den romanischen, zu denen noch viele neue selbstgeschaffene deutsche Wörter hinzugekommen sind, so wie alte, mit denen neue Begriffe verbunden werden.« Mit diesen Sätzen beginnt er seine Überlegungen zur Sprache der Ganoven und verweist in der Folge auf frühere Aufzeichnungen darüber. So erfahren wir, daß bereits im 15. Jahrhundert ein Dithmar von Meckebach, »Canonicus und Canzler des Herzogthums Breslau unter Karl IV.«, sich um die Erklärung von Gaunerworten bemühte.
Hoffmann von Fallersleben überlegt weiter: »Dieses Rotwelsch ist ein Mischmasch, ein echtes Kauderwelsch, eine wahre Spitzbubensprache, das kann niemand leugnen, aber es verdient dennoch alle Beachtung von Jedem, der sich für Sprachforschung und Sittengeschichte interessiert.« (Hoffmann von Fallersleben, 1854, S. 328ff.)
Von den Beispielen aus der Gaunersprache, die Hoffmann aus alten Quellen anführt, sind für das Studium der heutigen Gaunersprache vor allem folgende interessant: »Bohnen« für Bleikugel, »Fuchs« für Gold, »Kies« für Silbergeld, »Kohl« für Erzählung, »Lutscher« für Zucker, »schmollen« für scherzen, »tippeln« für gehen und »acheln« für essen.
Seine Betrachtungen über das Rotwelsch verbindet Hoffmann mit einem Gedicht, das er selbst in der Gaunersprache verfaßte (ich komme später noch darauf zurück).
Zwei Jahre später, also 1856, bringt Hoffmann in den »Weimarschen Jahrbüchern« einen vollständigen Abdruck des »Liber Vagatorum«. Auch davon wird noch die Rede sein. So zeigt Hoffmann von Fallersleben deutlich die Verbindung von alter Gaunerkultur und alter Gaunersprache auf.
Ein besonderes Interesse an der Gaunerwelt und deren Sprache hatte allerdings schon vor Hoffmann von Fallersleben im ausgehenden 18. Jahrhundert ein gewisser Jakob Schäffer, der als »erfolgreichster Räuberfänger seiner Zeit« bezeichnet wird und der erste moderne Kriminalist Württembergs gewesen sein soll (siehe dazu auch bei Rothfuss, 1997).
Ich meine daher auch, daß das 1793 anonym erschienene Buch »Abriß des Jauner- und Bettelwesens in Schwaben« von diesem Schäffer stammt. In dem Titel des Buches heißt es lediglich zum Autor, ohne seinen Namen zu nennen: »Von dem Verfasser des Konstanzer Hanß«. Ich wage meine Behauptung, obwohl auch das Buch, das von diesem »Konstanzer Hanß« kündet, anonym erschienen ist. Allerdings stehe ich da in Widerspruch zu dem schwäbischen Schriftsteller Rothfuss, der behauptet, der Verfasser dieses Buches über den »Konstanzer Hanß« und damit auch des »Abrisses des Jauner- und Bettelwesens in Schwaben« sei ein Waisenhauspfarrer, und zwar ein gewisser Johann Ulrich Schöll, gewesen, der gute Kontakte zu dem Konstanzer Hanß gepflogen haben soll (a. a. O., S. 33).
Ich selbst besitze ein Original des Buches »Abriß des Jaunerund Bettelwesens in Schwaben« aus dem Jahre 1793. In diesem vergilbten Buch steht auf der Titelblattseite neben den Worten »von dem Verfasser des Konstanzer Hanß« in alter Schrift und in Klammer gesetzt der Name »G. J. Schäffer« (siehe Abb. 1).
Abb. 1: Das im Besitz des Autors befindliche Exemplar des Werkes »Abriß des Jauner- und Bettelwesens in Schwaben«
Ich bin gewillt anzunehmen, daß der erste Besitzer dieses Buches wohl wußte, daß sich hinter dem »Verfasser des Konstanzer Hanß« der »Räuberfänger« Schäffer verbarg.
Jedenfalls gibt Schäffer in dem genannten »Abriß« eine kriminalsoziologisch und kulturwissenschaftlich höchst bedeutsame und spannende Typologie der Gauner und Bettler sowie einen umfassenden Einblick in ihr Leben samt ihren Gaunereien.
Schäffer war es auch, so ist zu schließen, der in engem Kontakt zu dem berüchtigten Räuber »Konstanzer Hanß« stand. Dieser schwäbische Räuber hieß mit bürgerlichem Namen Johann Baptist Herrenberger, in Räuberkreisen nannte man ihn nach der Herkunft seines Vaters »Konstanzer Hanß«. Dieser Konstanzer Hanß war zu einem wilden Räuberhauptmann im Schwäbischen geworden, der sich vor allem auf das Ausrauben von Pfarrhäusern spezialisiert hatte. Man nahm ihn gefangen, und Schäffer führte als Oberamtmann die Untersuchung gegen ihn. Hanß war geständig, er verriet seine Genossen und erzählte von allerhand Gaunerunterschlüpfen. Ihm war es zu danken, daß ein Brandanschlag auf das Kloster Maria-Einsiedeln verhindert werden konnte. Er zeigte Reue, und Schäffer fand Interesse an diesem Mann, der ihm zu wichtigen Erkenntnissen vom Gaunerleben verhalf. Wahrscheinlich auf Anraten Schäffers verfaßte »Hanß« in der Haft im schwäbischen Sulz ein Wörterbuch der Gaunersprache. Dieses Wörterbuch erschien 1792 als Schrift mit dem Titel »Wahrhafte Entdeckung der Gauner- und Jenischen-Sprache, von dem ehemals berüchtigten Gauner Konstanzer Hanß – Auf Begehren von ihm selbst aufgesetzt und zum Drucke befördert«. Dieses Büchlein, das offensichtlich von Schäffer endredigiert und herausgegeben wurde, war den Kriminalisten Schwabens höchst hilfreich, um den Gaunern, Bettlern und Vaganten auf die Schliche zu kommen. Der Konstanzer Hanß schien geläutert; da er dem Oberamtmann Schäffer von großer Hilfe war, bat dieser den Herzog, den Hanß zu seinem »Hatschier«, seinem Hilfspolizisten, zu machen. Der frühere Räuber wurde dies auch und betätigte sich in der Folge eifrig als Aufdecker von Gaunereien.
In dem Buch vom Konstanzer Hanß wird ein buntes Bild des Rotwelsch gezeichnet. Ein großer Teil der Wörter stammt aus dem Jiddischen; viele Ausdrücke sind ungemein malerisch, sie zeugen vom regen Geist der Ganoven, denen es wohl Spaß machte, Wörter zu erfinden, mit denen sie sich über ihre Welt und die der »braven Bürger« belustigten.
Von den Rotwelsch-Wörtern, die der Konstanzer Hanß festgehalten hat, seien beispielhaft einige hier erwähnt:
einschabern – einbrechen,
Gemsle – Hemd,
Schulfuchser – Schulmeister,
Kies – Silber,
Pilla – Buch,
Sturm-Kitt – Rathaus,
Baiser – Wirt,
Bembel – Bier,
Bommerling – Äpfel,
Fehlinger – falscher Arzt,
Lau – nein,
Klusterey – Kleider,
Galach – Pfarrer,
Hobogen – Rind,
Streifling – ein Paar Strümpfe,
Kesuv – Silber,
Schiankel – Beamter,
Ballar – Dorf,
krank – gefangen sein,
Latsche (ital.) – Milch,
Liranägel – Bohnen,
Stradekehrer – Straßenräuber,
Pfiffes – Handwerksbursche,
Mette – das Bett,
Lupper – Taschenuhr,
Galacha-Kitt – Pfarrhaus,
Fuchs – Gold,
Feberer – Schreiber,
Dust, Gaske – Kirche,
Baiser-Kitt – Wirtshaus,
Karnet – Käse,
Strade – Weg,
Straße,
Kiesle – Beutelschneider,
Tschor-Kitt – Diebsherberge,
Dowre – Tabak,
Spitznase – Gerste,
Bemblet – Schmied,
Sekem – Messer,
Stegem – Sohn, Knabe,
Fladeres – Barbier,
Rost – Eisen,
Mokem – Stadt,
Lek – Gefängnis,
Leham – Brot,
Busa – Grundbirnen (Kartoffeln),
Serf – Feuer,