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Eigentlich hatten sich der Glasmacher Gallus und seine Haushälterin einfach nur ineinander verliebt. Aber Sybilla wollte ihm einfach nicht in dessen ferne Heimat folgen. Dann verschwandt die geheimnissvolle Magie, welche unter dem Glasmacherhaus tief im Berg hauste. Jene Zauberkraft, welche einem solch fürchterlichen Wesen gehörte, dass es nicht nur die magische Welt des Rynestig, sondern auch die Dörfer der Menschen vernichten würde, wäre es einmal den Fesseln entsprungen. Einmal mehr müssen Elfen, Mondwölfe und all die anderen Wesen der anderen Welt zusammenkämpfen. Und nebenbei der Liebe einen Weg bahnen.
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Seitenzahl: 61
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Titelseite
Rynestig
Glaskugelliebe
Kurzgeschichte
Glaskugelliebe - 1
Titel
1.
2.
Impressum
Im Anschluss Leseprobe der Fantasysaga „Rynestig“
© 2016, Margarethe Alb
Autor: Margarethe Alb
Umschlaggestaltung, Illustration: Osanna Stephan
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig.
Kaum hatte ich die letzten Zweige des vom Eis glitzernden Brombeergestrüppes zur Seite geschoben, bimmelten tief in meinem Bauch sämtliche Alarmglocken. Also, die ganz großen, so gewaltig wie jene der Stadtkirche.
Aus den Schloten des Glasmacherhauses kam kein Rauch und ein unheimlicher Schimmer umgab die gesamte Lichtung. Unter meinen Füßen knirschte der allgegenwärtige Frost. Aeolas Anhänger hatten ganze Arbeit geleistet. Der Wald wirkte, als hätte der Winter eine Kuppel aus nordlandkalter Luft über der gesamten Gegend errichtet. Aeola, die weiße Frau dieser Gegend, war zurück unter den Höhnberg gezwungen und wir hatten einige gute Freunde verloren.
Auf meinen Wangen gefroren die Tränen zu glitzernden Eiskristallen. Ich trat näher an das eigentlich gemütliche, an den Rand der Lichtung gekuschelte, einstige Wildhüterhaus. Eine Wand der Trauer traf mich förmlich ins Gesicht, als ich die grün gestrichene Haustür aufstieß. Mir stockte der schon fast gefrorene Atem. Das Haus war eiskalt. Dieses Haus dürfte allerdings niemals eiskalt sein, wurde es doch von jener geheimnisvollen Macht erwärmt, welche tief unten im Berg schlummerte. Ich hob den Blick und da saß Sibilla. Jene Frau, welche die unbekannte Magie hütete. Was die geheimnisvolle Haushälterin des Glasmachers genau war, wusste niemand so recht. Ich hatte Magdalena gelöchert, aber auch diese war ratlos. Sogar die Eheliebste des Stadthauptmannes, Catharina, hatte in ihrer gewaltigen Bibliothek keinen Hinweis gefunden. Einige sprachen davon, dass sich hinter den Hüterinnen mächtige Hexen verbargen. Andere vermuteten, dass auch sie ein elfisches Erbe trugen und wieder andere hielten sie für Scharlatane. Aber all die Spekulationen schrumpften in diesem Moment zu Nichtigkeiten zusammen. Die einst so stolze, kugelrunde und rotbäckige Frau saß inmitten eines Scherbenhaufens. Im wahrsten Wortsinn. Rund um Sibilla herum lagen die Überreste unzähliger Glaskugeln. Sie alle waren zerbrochen und ihre einstmals glänzende Oberfläche war stumpf. Im Arm hielt die Hüterin eine einzelne Kugel, welche nur einen schmalen Riss aufwies und von Spuren ihrer reichlich fließenden Tränen benetzt war.
„Alles ist dahin.“ Sie wiegte sich vor und zurück. Und vor und zurück. Wie ein Grashalm im Wind. Ein geknickter, todunglücklicher Grashalm.
„Wo ist Gallus? Ist ihm etwas zugestoßen?“
„Er ist weg. Einfach nicht mehr da. Sie haben sein gesamtes Werk zerstört.“ Sibilla schaute mich mit ihrem verhärmten Gesicht an. „Sie haben Eis durch den großen Schornstein geblasen und eine Gruppe Nebelmarder hinterher gesandt. Die fürchterlichen Tiere haben alle diese wunderschönen Kugeln platzen lassen.“
„Wo ist Gallus“ Ich hatte meine Stimme erhoben. Die Sorge um den heißblütigen, venezianischen Glasmacher trieb mich an, die unglückliche Sibilla zu schütteln, bis sie mir eine Antwort gegeben hätte.
Diese allerdings, schüttelte resigniert mit dem Kopf.
„Ich habe ihn vertrieben.“ Sie? Nicht die Marder oder unsere kalten Feinde? Sie hob die Schultern, holte tief Luft und begann fast unhörbar leise zu sprechen. „Wir hatten Streit. Er wollte, dass ich ihn begleite. Nun, da das Gleichgewicht wieder hergestellt ist, hat Gallus mich gebeten, ihm nach Venedig zu folgen.“
„Du hast das abgelehnt?“ Ich konnte kaum glauben, was ich hörte. Da bot ein glutäugiger, geheimnisumwitterter Mann ihr an, ihn über das Alpengebirge in das warme Land zu begleiten, und sie wollte lieber auf einem winzigen, angewärmten Fleckchen hocken bleiben. Welches inzwischen gar nicht mehr so warm war. Eher eiskalt.
Ich ergriff ihre freie Hand und zog die traurige Hüterin resolut hoch. Auf einen Esser und Schläfer mehr würde es in unserem Gehöft nun auch nicht mehr ankommen, wimmelte es doch von Baumdryaden, besuchsweise auftauchenden Qualmgeistern, also, besser gesagt, Dämonen und den Mondwölfen. Obwohl die ja gleich nebenan eine ganze Burg ihr Eigen nannten. Seit Neuestem lungerte auch noch mein ungehöriger Vetter Simon in unserer Küche herum. Jedenfalls dann, wenn die Tochter des Oberwolfes zu Gast war. Also fast immer.
Da gab es nur eine kolossale Schwierigkeit. Die Hüterin wollte mir ganz offensichtlich nicht folgen. Ihre Füße stemmten sich mit aller Kraft in den gefrorenen Boden.
„Ich kann nicht gehen. Dieser Platz …“ „Ist eiskalt. Was immer du auch da unten bewacht hast, ist verschwunden.“
Sibilla sank noch etwas weiter in sich zusammen und gab auf. Mehr stolperte sie, als dass sie lief. Aber als wir einige Stunden später das Hoftor aufstießen, hatte sich die tapfere Frau gefangen. Die große Küche schien verlassen. Die Dryaden hatten sich ganz offensichtlich schon für die Nacht in ihre neuen Bäume zurückgezogen und auch die Wölfe glänzten durch ihre Abwesenheit. Die Tür zu den Kammern schwang auf und Magdalena betrat den Raum. Die alte Kräuterfrau, welche gleichzeitig meine Patentante, meine Urgroßmutter und eine mächtige Halbelfe war, zog fragend eine Augenbraue bis hinauf zum Haaransatz. „Was führt dich zu uns, Hüterin?“ Das klang ja nicht gerade freundlich. „Hast du den Glasmacher nun endgültig auf dem Gewissen?“
Das war zuviel. Die totenblasse Frau brach mitten auf dem steinernen Boden zusammen und schluchzte haltlos in ihre blau gefrorenen Hände. „Er ist einfach gegangen. Ohne mich.“ Ich schaute der Pate in die Augen.
„Gallus wollte sie mitnehmen. Sie hat abgelehnt, wollte die Magie beschützen.“
Magdalena verdrehte die Augen. Wie bitte? Die gestrenge Oberelfe?
Dieselbe drehte sich schwungvoll zu der gebrochen wirkenden Hüterin um und fuhr diese an.
„Und du glaubtest, dein unterirdischer Freund braucht dich dringender als der Glasmacher?“
Ich schüttelte den Kopf. „Offensichtlich nicht, denn der scheint ebenso verschwunden zu sein.“
Magdalena erbleichte, raffte die Röcke und trat hektisch ans Fenster. Ganz so, als ob ein großes Unheil aufziehen würde. Am Waldrand erschien just in diesem Moment ein flackernder Lichtschein. Sie wurde geradezu grün im Gesicht und die Anspannung ließ sie ein ganzes Stück wachsen. Was konnte der abgeklärten Elfe solche Angst machen, dass diese fast in einzelne Elfenteilchen zerbröselte? Das Licht wurde immer größer und die Sträucher, welche unsere Wiese begrenzten, schienen im flackernden Schein zu wabern. Ein Häher flog krächzend auf. Eine gewaltige Flamme schien aus dem Wald auf das Gehöft zuzurollen. Magdalena umklammerte das Fensterbrett so sehr, dass das weiß getünchte Holz splitterte. Blut tropfte auf den Boden.
Ich legte der sonst so mutigen Frau eine Hand auf die Schulter und diese zuckte zusammen. Fahrig strich sie sich mit zitternden Fingern eine Strähne ihres vollen Haars aus der Stirn, ohne dabei die Augen von der sichtlich näher kommenden Flammenzunge zu lassen.
Plötzlich lachte sie auf, aber ihr Lachen klang ziemlich blechern. Und befreit.
Aus dem Wald trat eine geballte Ladung Feuerdämonen. Unsere lebenden Fackeln waren eigentlich Dauergäste am Elfentisch. Magdalena sollte daher bei deren Anblick nicht der Angstschweiß ausbrechen.
Allerdings, wenn die Drei flammenderweise zu Hauf aus dem Wald kamen, ergab das im Dunkel der Nacht schon ein äußerst eindrucksvolles Bild und die empfindlichen Baumdryaden zogen sich auch immer schnellstens zurück. Es könnte ja ein Zweiglein ankokeln. Oder so.
Die so unterschiedlichen Männer putzten sich artig die Stiefel ab, löschten ihre Flammen und betraten, über die ganzen Gesichter strahlend, das Haus. Eben jenes verging ihnen aber bei Magdalenas Anblick. Und als sich Sibilla erhob erbleichten die Dämonen sogar. Welch seltener Anblick.
„Was tust du hier, Hüterin?“
Ich erhob mich so schnell ich konnte, stolperte natürlich über meinen Rocksaum und schob die runde Frau hinter mich. „Ich habe sie hergebracht.“
„Das dürfte dann nicht wirklich dein glanzvollster Moment gewesen sein, Margarethe.“
Ich schaute Damian, den Wortführenden, fragend an. Er nickte ernst, während Lohan die Augen zusammenkniff und sich der etwas einfältige Ragnan verzweifelt die Haare raufte.
„Macht euch keine Sorgen, Jungs, das Kind ist schon lange in den Brunnen gefallen, oder sollte ich besser sagen, erloschen?“
„Erkläre dich, Grethe, darüber macht man keine Scherze. Am Allerwenigsten du. Vermutlich hast du damit das Gleichgewicht der Kräfte wieder einmal verschoben. Das lassen sich die Kalten nicht gefallen. Also was ist los?“