Saaten des Glücks - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Saaten des Glücks E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

'Das Glück ist wie ein Ball, dem man nachläuft, gerade wenn man ihn aufheben will, stößt man ihn mit dem Fuß unwillkürlich wieder an., um weiter hinterherlaufen zu können! Durch diesen Lauf fühlt man sich angespornt; gerade in dieser Suche, diesem inneren Schwung, das Ziel zu erreichen, findet man in Wirklichkeit das Glück.Ist das Erwünschte einmal erlangt, so fühlt man sich zuerst glücklich, aber gleich danach spürt man eine Leere, dann muss man etwas anderes suchen, und man ist trotzdem nie befriedigt. Was soll man also tun? Sucht nach dem, was am entferntesten und am unerreichbarsten erscheint, nämlich Vollkommenheit, Unendlichkeit, Ewigkeit. Alles Übrige - Erkenntnis, Reichtum, Macht, Liebe - werdet ihr auf dem Weg dahin finden. Ja, ihr werdet alles erhalten, sogar ohne darum zu bitten.' Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Kurzbeschreibung

»Das Glück ist wie ein Ball, dem man nachläuft. Gerade, wenn man ihn erreicht hat, stößt man ihn mit dem Fuß wieder an… um weiter hinterherlaufen zu können! Denn in diesem Lauf fühlt man sich angespornt, gerade in dieser Suche, diesem Streben, das Ziel zu erreichen, liegt das Glück.

Wenn man das Erwünschte erreicht hat, fühlt man sich natürlich zuerst glücklich, spürt aber gleich danach wieder eine Leere. Dann muss man etwas anderes suchen und ist trotzdem nie zufrieden. Was soll man also tun? Sucht nach dem, was am entferntesten und am unerreichbarsten erscheint, nämlich Vollkommenheit, Unendlichkeit und Ewigkeit. Auf dem Weg dorthin werdet ihr dann auch alles Übrige finden: Erkenntnis, Reichtum, Macht, Liebe… Ja, ihr bekommt sie, ohne danach zu fragen.«

Omraam Mikhaël Aïvanhov

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Das Glück ist eine Gabe, die gepflegt werden muss

Kapitel 2: Vergnügen ist noch kein Glück

Kapitel 3: Nur die richtige Arbeit macht glücklich

Kapitel 4: Die Philosophie der Anstrengung

Kapitel 5: Licht ist das, was glücklich macht

Kapitel 6: Der Sinn des Lebens

Kapitel 7: Frieden und Glück

Kapitel 8: Seid »lebendig«, um glücklich zu sein!

Kapitel 9: Erhebt euch über die Lebensbedingungen!

Kapitel 10: Entwickelt eure Sensibilität für die göttliche Welt

Kapitel 11: Das Land Kanaan

Kapitel 12: Der Geist steht über den Gesetzen des Schicksals

Kapitel 13: Sucht das Glück in den höheren Regionen!

Kapitel 14: Die Suche nach Glück ist die Suche nach Gott

Kapitel 15: Für Selbstsüchtige gibt es kein Glück

Kapitel 16: Gebt, ohne etwas dafür zu erwarten!

Kapitel 17: Liebt, ohne Gegenliebe zu verlangen!

Kapitel 18: Von der Nützlichkeit der Feinde

Kapitel 19: Der Garten von Seele und Geist

Kapitel 20: Die Vereinigung auf höherer Ebene

Kapitel 21: Wir sind die Schöpfer unserer Zukunft

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Kapitel 1: Das Glück ist eine Gabe, die gepflegt werden muss

Die Menschen werden mit bestimmten Sehnsüchten geboren: Sie wollen lieben und geliebt werden, sie wollen schöpferisch sein, sie streben nach Erkenntnis – und die Verwirklichung dieser Sehnsüchte nennen sie Glück. Um diese Sehnsüchte aber zu verwirklichen, müssen sie ihre angeborenen Anlagen ständig erweitern, denn der Wunsch allein reicht nicht aus, um das Gewünschte zu erlangen. Die Menschen möchten lieben und geliebt werden, aber sie sind allein und enttäuscht. Sie möchten verstehen, aber sie bleiben beschränkt und verwirrt. Sie möchten schöpferisch sein, aber sie bringen nur Missgebilde zustande. Die Verwirklichung all dieser Sehnsüchte benötigt eine lange Vorbereitung unter der Leitung eines Lehrers, der uns auf dem Weg zur wirklichen Liebe und zum wahren Verständnis, zum wahrhaftigen Schaffen anleitet.1

Alle Menschen suchen das Glück, aber sie wissen nicht, wie sie es bekommen können, sie ahnen nicht einmal, dass harte Arbeit und Disziplin dazu erforderlich sind. Da sie auf die Erde gekommen sind, da sie essen, trinken, schlafen, herumschlendern, eine Arbeit verrichten und Kinder haben, glauben sie, automatisch glücklich sein zu müssen. Aber haben die Tiere nicht in etwa dieselben Beschäftigungen? Die bloße Tatsache, dass man auf Erden lebt, genügt nicht, um glücklich zu sein. Es gibt eine bestimmte Anzahl von Dingen, die man tun und andere, die man nicht tun sollte, wenn man glücklich werden will! Das Glück gleicht einer Gabe, die gepflegt werden muss. Solange man das nicht tut, erreicht man nichts. Mit künstlerischen Veranlagungen steht es genauso: Selbst Menschen mit außergewöhnlichen Begabungen für Musik, Malerei, Tanz usw. werden nichts erreichen, wenn sie nicht jeden Tag mit größter Ausdauer ihre Begabungen pflegen.

Wenn ihr nach Glück strebt, bleibt nicht untätig, sondern geht auf die Suche nach den Elementen, die zu diesem Glück beitragen können. Diese Elemente gehören der göttlichen Welt an und wenn ihr sie einmal gefunden habt, werdet ihr die ganze Welt lieben und selbst geliebt werden, ihr werdet alles besser verstehen und ihr werdet die Kraft haben, zu handeln und Dinge zu verwirklichen.

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Anmerkung

1 Siehe Band 207 der Reihe Izvor »Was ist ein spiritueller Meister?

Kapitel 2: Vergnügen ist noch kein Glück

Das Bedürfnis nach Glück ist tief im Menschen verankert, es stimuliert ihn und zeigt ihm den Weg. Seinem Temperament entsprechend stellt er sich dieses Glück in unterschiedlichen Formen vor, meistens aber in Form von Vergnügungen, denn das Glück ist niemals vom Vergnügen getrennt und die meisten Menschen verwechseln die beiden sogar miteinander. Sie bilden sich ein, dass alles, was ihnen attraktiv und sympathisch vorkommt, alles, was ihnen gefällt und sie anlockt, sie glücklich machen wird. Aber das ist nicht so, denn analysiert man einmal, was das Vergnügen wirklich ist, wie und wo man es findet, dann begreift man, dass die Dinge viel komplizierter sind.

Sieht man den Aufwand an Energie, den die Menschen für ihre Vergnügungen aufbringen, dann wird klar, dass die ganze Welt glücklich sein müsste, wenn Glück mit Vergnügungen gleichbedeutend wäre. Das Gegenteil ist eher der Fall. Da, wo die Menschen ihr Vergnügen finden, finden sie auch oft Unglück.

Das Vergnügen ist eine auf den Augenblick beschränkte, angenehme Empfindung und ihr glaubt, ihr würdet glücklich werden, wenn ihr sie nur so lange wie möglich verlängern könntet. Weshalb stimmt das nicht? Weil jene Aktivitäten, die euch rasch und leicht angenehme Empfindungen verschaffen, meistens nicht auf einer höheren Ebene stattfinden; sie betreffen lediglich den physischen Körper, vielleicht das Herz und ein wenig den Intellekt.

Nun kann man aber nicht glücklich werden, wenn man einzig versucht, den physischen Körper, das Herz oder auch den Intellekt zufriedenzustellen, weil dies nur eine teilweise und vorübergehende Erfüllung verschafft. Im Gegensatz zum Vergnügen ist das Glück keine momentane Empfindung und es betrifft den Menschen in seiner Gesamtheit.

Wer glaubt, das Glück im Vergnügen zu finden, ist mit einem Trinker vergleichbar. Er schenkt sich Wein oder Schnaps ein und empfindet beim Trinken so ein Wohlbehagen, dass er alle Sorgen vergisst und daraus schließt, Trinken sei das Herrlichste auf der Welt. Ja, für ein paar Minuten, sogar für einige Stunden mag das wohl stimmen. Was wird sich aber nach ein paar Jahren daraus ergeben? Leistungsschwäche, die Unfähigkeit, ein ausgeglichenes Familien- und Gemeinschaftsleben zu führen, Verfall und womöglich Verbrechen… Bei vielen Gelegenheiten verhalten sich die Menschen wie die Trinker. Da sie die Dinge im Moment als angenehm empfinden, folgern sie daraus, dies werde ewig so bleiben. Leider müssen sie bald feststellen, dass es zu Verlusten und Schäden gekommen ist und dann leiden sie natürlich.

Das Gleiche geschieht bei Personen, mit denen sie eine Familie gründen, eine Freundschaft schließen oder sich beruflich verbinden wollen. Sie neigen immer dazu, sich nach dem ersten Eindruck des Gefallens oder Missfallens, der Sympathie oder Antipathie zu richten. Sie denken: »Ach! Dieser Mensch ist mir sympathisch«, ohne nachzudenken und der Frage auf den Grund zu gehen. Sie sehen überhaupt nicht, dass sie es in Wirklichkeit mit einem Verbrecher zu tun haben. Andererseits entfernen sie sich von einem anderen, der nicht so freundlich aussieht, obwohl er gut, ehrlich und gerecht ist. Solange man sich an vorübergehenden Eindrücken wie Sympathie und Antipathie orientiert und nicht an der Weisheit, die viel weitsichtiger ist, wird man sich die Finger verbrennen.2

Eingeweihte und Weise machen uns darauf aufmerksam und sagen: »Passt auf, was ihr tut: Wenn der erste Moment der Zufriedenheit einmal vorbei ist, werdet ihr euren Mangel an Klarsicht sehr teuer bezahlen müssen.« Ja, wie viele Dinge sind im ersten Moment sehr angenehm, aber was kommt dann? Für diese paar Minuten, die ab und zu so erfreulich waren, erwarten einen Jahre voller Leid. Aus diesem Grunde sollte man wachsam sein und dem Angenehmen immer ein wenig misstrauen.

Es ist wahr, dass es bestimmte Arten von Vergnügen gibt, die Seele und Geist ernähren, aber meistens bevorzugen die Menschen sie nicht gerade. Sich vom Vergnügen lenken zu lassen, bringt auch Gefahren mit sich, weil das, was einem gefällt, meistens vor allem die Instinkte nährt und nicht die Seele und den Geist. Zum Beweis braucht man sich nur umzuschauen, um festzustellen, wo die Menschen ihr Vergnügen finden: essen, trinken, miteinander schlafen, Geld im Casino verspielen, die Mitmenschen beiseiteschieben, Rache üben usw., es fehlt wirklich nicht an Möglichkeiten. Aber auf welches Ziel steuern sie dabei zu? Sicher nicht auf das Glück, denn Glück ist etwas Weitreichendes, etwas Unendliches, während das Vergnügen lediglich einen sehr begrenzten Bereich im Menschen berührt, den der niederen, egoistischen, begrenzten Natur.

Wenn der Mensch auf Vergnügungen aus ist, denkt er vor allem an sich selbst, denn er selbst ist sein Vergnügen. Er sucht nicht das Vergnügen der anderen, sondern hauptsächlich das eigene. Damit begrenzt und erniedrigt er sich oft selbst, denn um dieses Vergnügen zu erlangen und zu verteidigen, muss er undurchsichtige Methoden anwenden, er wird ungerecht und grausam, und falls er einmal auf sein Vergnügen verzichten muss, macht ihn das reizbar, aggressiv und rachsüchtig. Ist das dann wirklich Glück? Obendrein wird er also auch für die anderen unerträglich und sie werden ihn das sicher spüren lassen.

Damit meine ich natürlich nicht, dass man auf alles Vergnügen und auf alles, was Spaß macht, verzichten soll, denn das wäre töricht. Die Natur selbst treibt die Menschen dazu, das Vergnügen zu suchen, sonst würde das Leben allen Geschmack, allen Sinn verlieren und trüb und eintönig werden. Das Vergnügen beflügelt das Leben, macht es bunt und es geht nicht darum, es zu beseitigen. Nur darf man ihm nicht den wichtigsten Platz einräumen, es nicht als Lebensziel betrachten, sondern man sollte den Hang zum Vergnügen in einer sinnvollen Richtung verwenden.

Wir alle haben Triebe und Begierden, das ist ganz normal, aber das ist kein Grund, uns gehen zu lassen und bloß das zu tun, was uns gefällt. Nicht umsonst hat uns der Himmel mit einem Verstand ausgestattet. Wir müssen Gebrauch davon machen, um uns richtig zu orientieren. Der Mensch ist wie ein Schiff, das auf dem Ozean des Lebens dahinfährt; an Bord dieses Schiffes sind Matrosen, deren Arbeit darin besteht, zum Antrieb Brennstoff in den Kessel zu füllen. Es gibt auch einen Kapitän, der mit Hilfe seines Kompasses den richtigen Kurs einhält. Die Matrosen stellen die Triebe und die Begierden dar; sie sehen nichts, aber sie bringen das Schiff vorwärts. Der Kapitän versinnbildlicht die Intelligenz, die Vernunft, die uns die richtige Richtung gibt und ständig darüber wacht, dass das Schiff weder auf den Klippen zerschellt noch mit einem anderen Schiff zusammenstößt. Leider sind die Schiffe – die mit den Menschen verglichen werden können – oft dem Untergang nahe, weil der Kapitän zugelassen hat, dass die Matrosen machen, was sie wollen!

Wenn ein Mensch das Vergnügen als Richtschnur und als Maßstab nimmt, erwarten ihn die größten Enttäuschungen, weil er nicht sieht, welche Konsequenzen diese Wahl hat, die er gerade trifft. Man muss sich von der Vernunft leiten lassen, denn sie sieht die Folgen jeder eingeschlagenen Richtung voraus und kann euch warnen: »Vorsicht, da wirst du scheitern… Und dort, ja, dort kannst du hingehen!« Unterhält man sich mit den Menschen, so muss man leider feststellen, dass die meisten überzeugt sind, dass keine Entfaltung möglich ist, wenn sie nicht das tun dürfen, was ihnen gefällt. Dafür sind sie bereit, alle Vorschriften zu übertreten, alle Tabus zu verletzen. Sie wollen unbedingt frei sein. Aber was ist das für eine Freiheit? Die Freiheit, Dummheiten zu machen, sich selbst zugrunde zu richten. Befreit man sich vom Licht, vom Verstand und von der Vernunft, um ein paar Momente des Vergnügens zu genießen, wird man unvermeidlich leiden müssen. Man leidet sogar körperlich, man wird krank. Eine Krankheit ist nichts anderes, als das konkrete Sichtbarmachen der Unordnung, die man auf der psychischen Ebene zugelassen hat.

Der Wunsch, alle Vorurteile und Vorschriften einer engstirnigen Moral über den Haufen zu werfen, um endlich zu sich selbst zu kommen, ist an sich nicht schlecht, im Gegenteil. Aber man muss auch wissen, dass über den Gesetzen der menschlichen Moral ewige Gesetze stehen, die von der kosmischen Intelligenz errichtet wurden. Wenn man diese Gesetze übertritt, wird man es, ob man will oder nicht, mit Kummer, Leiden und Krankheit bezahlen müssen.3 Ich sage euch schon lange, wie vorhersehbar es ist, dass wegen der Art und Weise, wie die Menschen von ihrer Freiheit Gebrauch machen, neue, in manchen Fällen unheilbare Krankheiten in der Welt auftreten werden.

Selbstverständlich ist die kosmische Intelligenz nicht so grausam, dass sie jemanden beim kleinsten Fehler sofort zugrunde richtet. Wer es mit dem Genuss von Nahrung, Alkohol, Tabak, Sexualität usw. übertreibt, wird oft erst nach Jahren erkranken. Es ist aber leicht vorauszusehen, dass ihm die Krankheit nicht erspart bleiben wird, wenn er nicht rasch sein Verhalten ändert. Der Organismus eines Menschen, der das Maß überschreitet – auf welchem Gebiet es auch sei – gleicht wurmstichigem Gebälk. Die Zerstörung geschieht nicht über Nacht, erst nach Jahren stürzt das Haus plötzlich ein. Mit vielen Dingen im Leben steht es genauso; und da die Menschen nicht begreifen, wie sich die Gesetze auswirken, weil sie nur eine kurze Zeitspanne betrachten, sagen sie: »Schaut euch diesen Menschen an: Er ist ehrlich, vernünftig und gut, aber wird er nicht dafür belohnt, während ein anderer, ein Gauner, überall Erfolg hat.« Und dann schließen sie daraus, dass es vorteilhafter ist, ein Gauner zu sein. Das ist die Philosophie, die heutzutage weitverbreitet ist – die Leute sehen nicht über ihre Nasenspitze hinaus.

Um richtig zu verstehen, wie sich die Gesetze auswirken, muss man die Menschen und Ereignisse über einen langen Zeitraum beobachten. Die Betrachtung einer kurzen Zeitspanne reicht nicht, um sich ein Urteil zu bilden. Schaut euch zum Beispiel einmal an, was mit ganzen Ländern passiert. Oft kann man erst nach Jahrhunderten verstehen, wie die Zivilisation eines Landes allmählich verfallen ist. Diejenigen, die es miterlebt haben, waren sich dieses Zustandes überhaupt nicht bewusst. Genauso ist es mit den Menschen. Die Konsequenzen ihrer guten oder schlechten Lebensführung werden manchmal nicht in der jetzigen Inkarnation, sondern erst in der nächsten sichtbar.

Ja, leider oder Gott sei Dank besteht das Glück für den Menschen nicht darin, zu tun, was ihm beliebt und wie es ihm gefällt, denn – ich wiederhole es nochmals – Glück ist nicht gleich Vergnügen. Seid also vorsichtig und lasst euch nicht beeinflussen! Viele, für die es normal war, bestimmte Verhaltensregeln einzuhalten, haben dann doch angefangen, sie zu missachten, nur weil andere sagten, das sei doch lächerlicher Unsinn, von dem man sich befreien müsse. Und am Ende hatten sie sich so gründlich davon befreit, dass sie damit auf die Nase gefallen sind.4 Auf solche Weise stürzen sich manche Menschen, die sich für sehr klug halten, nicht nur selbst ins Unglück, sondern ziehen auch noch eine Menge Leichtgläubiger mit hinein. Ihr kennt das Gleichnis von den Blinden aus dem Evangelium. Wenn Blinde andere Blinde führen wollen, dann stürzen sie alle miteinander in den Graben. Nun ist aber eine solche Einstellung weitverbreitet. Es gibt viele Wissenschaftler, Philosophen und Denker, die absurde Sachen sagen und denen trotzdem alle folgen. Aber den Eingeweihten, die wissen, auf welchen Grundlagen das Leben aufgebaut ist, hört kein Mensch zu; man weicht ihnen sogar aus. Weshalb? Die Antwort ist sehr einfach – weil sie die Dinge nicht besonders attraktiv präsentieren. Sie sprechen von Gesetzen, Vernunft, Weisheit, Selbstbeherrschung, sogar von Aufopferung, während die anderen über Begierden, Vergnügungen, Leidenschaften und Genüsse reden, was allen sehr gelegen kommt. Ja, so ist es. Aber das, was euch ein Eingeweihter sagt, zielt auf euer wirkliches Wohlbefinden hin. Vielleicht entspricht es nicht dem, was ihr selbst momentan als euer unmittelbares Wohl betrachtet, aber es ist das, was auf lange Sicht, endgültig und ewig gut für euch ist. Doch ihr seid blind. Ja, die echte Blindheit besteht darin, nur den Augenblick, die sofortige Befriedigung eines Bedürfnisses, eines Triebes zu sehen, statt die in der Ferne liegende Zukunft in Erwägung zu ziehen.

Nun, natürlich sind diese Erklärungen vielleicht nicht für jeden etwas. Dann muss man die Leute ihr Glück eben so suchen lassen, wie sie es verstehen. Ein paar Krümel werden gewiss auch für sie abfallen, die Natur ist ja sehr großzügig. Überall hat sie etwas zum Knabbern gelassen, sogar in den Mülleimern – symbolisch gesprochen. Warum sollte sie diejenigen, die unfähig sind, sich anderswo zu ernähren, verhungern lassen und ihnen die einzige Nahrung, die ihren Appetit anregt, untersagen? Diese Nahrung wird sie zwar krank machen, aber was soll man tun, wenn sie nur das wünschen?

Die anderen, die spüren, dass die ersehnte Fülle, das erstrebte Glück, anderswo zu finden ist und die es auch finden wollen, denen muss geholfen werden. Ihnen muss man sagen: »Das Glück, das wahre Glück ist sehr schwer zu erreichen, aber es ist kein Ding der Unmöglichkeit. Es braucht viel Arbeit, viel Willenskraft und vor allem viel Unterscheidungsvermögen. Man muss begreifen, dass das, was die meisten Menschen als »Glück« bezeichnen, nur aus kleinen Vergnügungen und Befriedigungen besteht, es ist nur scheinbares Glück. Wenn ihr diesen langen und beschwerlichen Weg zum wahren Glück auf euch nehmen wollt und wenn ihr dieses so erlangte Glück den anderen schenken wollt, dann müsst ihr es jenseits der ausgetretenen Pfade und außerhalb des Vergnügens suchen.

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Anmerkungen

2 Siehe Band 239 der Reihe Izvor »Die Liebe ist größer als der Glaube«, Kapitel 10: »Worauf das wahre Vertrauen gründet«.

3 Siehe Band 12 der Reihe Gesamtwerke »Die Gesetze der kosmischen Moral«.

4 Siehe Band 211 der Reihe Izvor »Die Freiheit, Sieg des Geistes«, Kapitel 7: »Sich begrenzen, um sich zu befreien«.

Kapitel 3: Nur die richtige Arbeit macht glücklich

Wo lauert eigentlich für den Alkoholiker die Hauptgefahr? Im Alkohol? Nein, in seinem Kopf. Weshalb? Weil er das Leben hauptsächlich nach der flüchtig empfundenen Lust des Augenblicks beurteilt. Da er sich beim Trinken wohlfühlt, schließt er daraus, dieser Zustand werde andauern, und gerade hier liegt der Irrtum. Im Moment gibt es vielleicht nichts Köstlicheres als das Vergnügen, aber auf die Dauer richtet man sich zugrunde.

Ihr werdet sagen: »Schon gut! Wir haben verstanden, durch das Vergnügen kann kein Glück entstehen, aber wodurch entsteht es dann?« Durch Arbeit. Ja, und ich weiß auch schon, was ihr erwidert: Ihr sagt, man wolle euch jede Freude, jede Befriedigung rauben, eure Arbeit sei schon mühsam genug, ihr würdet ja ohnehin schon dauernd arbeiten und dies mache euch ganz und gar nicht glücklich. Nun, das beweist einfach, dass ihr noch nicht verstanden habt, was die wirkliche Arbeit ist, sonst wüsstet ihr, dass ihr gerade dort das Glück finden werdet.

Vergnügen durch Arbeit zu ersetzen, bedeutet eine gewöhnliche, egoistische Tätigkeit zu ersetzen durch eine Arbeit, die edler, großzügiger ist, unser Bewusstsein erweitert und neue Möglichkeiten eröffnet. Es geht nicht darum, auf das Vergnügen zu verzichten, sondern nur darum, es nicht als Lebensziel in den Vordergrund zu stellen, denn es schwächt uns und macht uns ärmer. Wer das Vergnügen über alles stellt, verhält sich wie ein Mensch, der wegen winterlicher Kälte alle hölzernen Gegenstände seines Hauses – Türen, Fensterrahmen, Stühle, Betten und Schränke – zum Einheizen benutzt. Nach einiger Zeit ist nichts mehr übrig. Genauso steht es mit demjenigen, der sich vom Vergnügen leiten lässt. Durch die verschiedenen Emotionen und Empfindungen werden seine Reserven nach und nach verbraucht. Wer um jeden Preis Vergnügungen sucht, muss im Voraus wissen, womit er zu rechnen hat: mit Verarmung, Verdunkelung und Trübung des Bewusstseins. Er wird die Schätze der Seele und des Geistes nicht kennenlernen können, sondern nur das sehen, was sich in seinem Magen, seinem Bauch und noch tiefer unten abspielt.

Statt das Vergnügen für Zweck und Ziel des Lebens zu halten, sollte man sich vielmehr sagen: »Ich will aus meinem Leben etwas Sinnvolles, Nützliches, Großartiges machen«, und dann das Vergnügen durch Arbeit, das heißt durch ein Ideal ersetzen. Und was ist das für eine Arbeit? Die Arbeit der Sonne. Ich kenne keine Aktivität, die diejenige der Sonne übertrifft. Ständig leuchten, wärmen und beleben ihre Strahlen.5 Diese Arbeit der Sonne haben die Menschen bisher nie besonders geschätzt, weil sie sich immer mit Kleinigkeiten aufhalten.