Sankt Martin und der Besenbinder - Katharina Kanski - E-Book

Sankt Martin und der Besenbinder E-Book

Katharina Kanski

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Beschreibung

Bebilderte gleichnishafte Erzählung zur Martinszeit für ältere Kinder und Erwachsene: Der Bürgermeister von Gudenrode spielt alljährlich beim Laternenumzug die Rolle des Sankt Martin. Das Theaterstück am Dorfbrunnen zeigt die bekannte Szene zwischen Sankt Martin und dem Bettler, bei welcher der Ritter selbstlos von seinem weißen Ross herab seinen Mantel mit dem Bettler teilt. Am Vortag zu seinem diesjährigen Auftritt wird der Bürgermeister plötzlich auf die Probe gestellt: Er gerät in eine Situation, in der er beweisen muss, ob er zur Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit auch im wirklichen Leben fähig ist.

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Seitenzahl: 39

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Sankt Martin und der Besenbinder

Eine Erzählung zum Martinsfest für ältere Kinder und Erwachsene

Erzählt von Katharina Kanski

Illustriert von Anne C. Wenzel

© 2019 Katharina Kanski

Illustration: Anne C. Wenzel

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-7482-9837-3

Hardcover:

978-3-7482-9838-0

e-Book:

978-3-7482-9839-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

 

SANKT MARTIN UND DER BESENBINDER

Ein armer Besenbinder lebte mit seiner Frau und seinen beiden Kindern, Konrad und Marlene, am Ufer eines breiten Flusses in einer alten Holzhütte. Hinter der Hütte begann ein großer Wald und jenseits des Waldes lag eine Stadt. Einen Tag und eine Nacht dauerte der beschwerliche Weg von ihrer einsamen Behausung bis zu dieser Stadt am anderen Ende des Waldes, denn der Wald war groß und man musste sich mühsam durch dichtes Gestrüpp schlagen, um dorthin zu gelangen.

Es gab aber auch Gudenrode, das Städtchen auf der anderen Uferseite des Flusses. Wenn man hinüber blickte, konnte man den Kirchturm und die Kirchturmuhr zwischen den roten Dächern sehen sowie die Rückwand des Rathauses, welches selbst von dieser Seite aus betrachtet überaus stattlich wirkte. Ein kleiner Park unterhalb dieses Prachtbaus grenzte an das Ufer und es gab einen Anlegesteg für die kleinen Boote der Ortsansässigen, die sich zum Angeln oder einfach nur zum fröhlichen Zeitvertreib – vor allem im Sommer – auf dem Fluss tummelten.

Die Menschen wohnten in Häusern und kleinen Anwesen, die schon im Besitz ihrer Urgroßeltern gewesen waren. Sie pflegten und hegten seit Generationen jeden Stein und Balken dieser Gebäude, hielten gemeinsam die Straßen, Parks und den großen Marktplatz in Ordnung und holten Fachleute für die Instandhaltung der schmucken Kirche und des prächtigen Rathauses.

So war eine ansehnliche Ortschaft entstanden, die von vielen Ausflüglern oder Reisenden gerne besucht wurde, zumal es ein Wirtshaus gab, das durch seine hervorragende Küche, eine sehr zuvorkommende Bewirtung und eine sehr angenehme Atmosphäre weithin bekannt war.

Das Städtchen war tatsächlich im Laufe der Jahrzehnte zu einem Geheimtipp unter Liebhabern für hübsche Ortschaften mit besonderem Charakter geworden! Nicht zuletzt auch durch die idyllische Lage am Fluss!

Viele Menschen in Gudenrode besaßen kleinere oder größere Boote und das ganze Jahr hindurch sah und hörte man Männer an ihren Booten herumwerkeln oder lebhaft gestikulierend über Haus- und Bootsbau diskutieren.

Manchmal kamen auch kleine Ausflugsdampfer und legten am Anlegesteg unterhalb des kleinen Rathausparks an. Dann stiegen Scharen von Menschen aus, liefen neugierig in dem Ort herum, besichtigten die hübsch hergerichteten Häuser und Boote des Städtchens und nach einer Weile tuckerten die Gastschiffe mit den zurückgekehrten Passagieren weiter den Fluss hinauf oder hinunter.

Oft saßen die beiden Kinder des Besenbinders auf ihrer Uferseite und beobachteten sehnsuchtsvoll das bunte Treiben jenseits des Flusses. Sie hätten sich gerne in die Kindergruppen eingereiht, die fröhlich auf dem kleinen Spielplatz im Rathauspark in der Nähe des Anlegesteges spielten. Aber man konnte eben nicht einfach hinüberlaufen.

Außerdem hatten Konrad und Marlene bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen sie mit ihrem Vater nach Gudenrode übersetzen durften, die bittere Erfahrung machen müssen, dass die Kinder dort drüben oft nicht freundlich zu ihnen waren, fortliefen oder seltsame Bemerkungen machten, wenn sie sich dem munteren Spiel anschließen wollten, während der Vater auf dem Markt seine Besen verkaufte.

Neulich hatte ein Junge sogar hinter Konrad hergerufen:

„Dumm wie Stroh, immer so, Reisig im Kopf, nix im Topf!“ und andere Kinder hatten in den Hohngesang mit eingestimmt!

Marlene hatte auch einmal gehört, wie zwei Mädchen tuschelten, als sie auf sie zugehen wollte: „Die Kleider von der sehen aus, wie die Besen, die der Besen-Hansel verkauft!“

Marlene verstand nicht, warum sie dies in so einem abfälligen Ton gesagt hatten, denn sie fand die Besen, die der Vater täglich band, sehr hübsch und wenn ihr Kleid tatsächlich einem dieser Besen ähnelte, war nichts daran auszusetzen – fand sie.

Jeden Tag ging Mutter Martha mit ihren Kindern in den Wald und sie sammelten gemeinsam Reisig für die Besen, die der Vater unermüdlich band.

Wenn in Gudenrode Wochenmarkt war, ruderte der Besenbinder hinüber, seinen alten Kahn bis zum Rand gefüllt mit Besen in verschiedensten Größen und Macharten.

Er hatte eine ganz eigene, kunstvolle Art entwickelt, seinen Reisigbesen ein besonderes Aussehen zu verleihen. Sie waren nicht nur zum Fegen geeignet, nein, Marlene hatte recht: Sie sahen auch wirklich hübsch aus mit ihren Verzierungen im Besenstiel und einem roten Bändchen zum Aufhängen!