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All die verlorenen Jahre ohne ihn, die verschlungenen Pfade in fernen fremden Zeiten, waren nur erträglich mit der Hoffnung, das Licht am Ende des Tunnels zu erreichen. Überstürzende Ereignisse, zwingen sie immer tiefer in den Sumpf der vergangenen Zeit. Wird es ihr gelingen, endlich aus ihrer verzweifelten Lage zu entkommen? Doch die Rache der Satansbrut, deren Fänge sie eisern um krallen, ist fürchterlich.
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Seitenzahl: 237
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Endlich gelingt es ihr, den Fängen der satanischen Brut zu entfliehen, doch ihre Freiheit sollte nur kurz währen.
Widrige Umstände, zwingen sie, ihre vertraute Welt und ihr Heim wieder zu verlassen.
Ergeben erträgt sie die despotische Unterdrückung und Erniedrigung, neben einem ungeliebten Gatten.
Intrigen, Spott und Hohn, Hass und Verzweiflung bestimmen ihr Dasein.
Ausweglos im 13.Jahrhundert gefangen, von Aufständen, Rebellion und Irrglauben beherrscht …
Nach einem turbulenten Leben,
in selbst gewählter Ruhe und Abgeschiedenheit,
in einem kleinen Harzdörfchen,
widmet sie sich nun ausschließlich ihrem Hobby,
dem Schreiben, fantastischer Abenteuer Romane.
Tor zur Ewigkeit Band 1
Sternenstaub Band 2
Am Rande der Zeit Band 3
Tödliches Verlangen Band 4
Zwischen den Welten Band 5
Der Gesichtslose Band 6
Hinter dem Regenbogen Band 7
Schwarze Sonne Band 8
Die weiße Sklavin Band 9
Satans Erben Band 10
Kap. 1: Die andere Zeit
Kap. 2: Geborgtes Glück
Kap. 3: Missverständnisse
Kap. 4: Ein Windei
Kap. 5: In neuer Liebe erblüht
Kap. 6: Nächtlicher Angriff
Kap. 7: Das Versprechen
Kap. 8: Die andere Welt
Kap. 9: Taubenhaus mit Flügeln
Kap. 10: Kein Störtebecker
Kap. 11: Der Überfall
Kap. 12: Wilde Fantasie
Kap. 13: Hinter dem Horizont
Kap. 14: Himmelsleiter
Kap. 15: Neben der Spur
Kap. 16: Bittersüße Erkenntnis
„Ich ergebe mich kampflos. Mein Leben ist zu Ende ohne dich mein Herz - wenn mir keine Hoffnung mehr bleibt“, stammelte mein Liebster.
Er hatte keine Chance gegen den schwertschwingenden Gegner. Er machte auch keinen Versuch mehr sein Leben zu retten.
„So töte er mich endlich, wozu soll ich noch leben ohne sie,“ murmelte er und beugte sein Haupt, den tödlichen Hieb erwartend.
„Nein!“, schrie ich in höchster Panik und warf mich zwischen die Rivalen. „So soll das Schwert mich treffen und enthaupten“.
Doch ich spürte es nicht auf mich niedersausen.
Stattdessen hörte ich mehrere Schüsse - wie ein Donnerschlag, laut zwischen den Felswänden hallen.
Was war das?
Erschrocken hob ich meinen Blick und sah meinen jungen Gatten tödlich getroffen am Boden liegen.
Ich taumelte ein paar Schritte und fand am Felsen halt, noch hatte ich nicht ganz begriffen was geschehen war.
Erschüttert starrte ich auf den am Boden liegenden, Unbesiegbaren, noch nie hatte ihn ein Säbel oder ein Schwert ernsthaft verletzt, nun aber sah ich frisches Blut aus einer Brustwunde treten.
Aber warum er? Ich müsste an seiner statt am Boden liegen, verwirrt blickte ich mich um und sah Wolfgang vor dem Höhlentor, mit einer Waffe in der Hand.
Wolfgang, mein Ziehsohn war aus der Höhle getreten und erfasste die Situation mit einem Blick, griff nach seinem Colt und schoss zweimal.
„Oh Mann, das war knapp“, rief er und sprang uns mit hastigen Sätzen entgegen.
„Carla, liebste Carla, so sehe ich dich also wieder.
Wer ist der Kerl, der in Faschingskleidung, wie im Mittelalter mit einem Schwert herumfuchtelt und alles niedermetzeln will.
Was ist das für eine Witzfigur?“
„Also ich muss schon sagen, die Szene war Filmreif. Ist das ein echtes Schwert und wollte der euch tatsächlich einen Kopf kürzer machen?“, fragte er staunend.
Langsam erwachte ich aus meiner Benommenheit und fand die Sprache wieder.
„Oh Wolfgang, du hast ihn getötet!“, stammelte ich mit bebender Stimme.
„Ja sollte ich etwa zusehen wie er euch köpft?“
Erschüttert starrte ich auf meinen am Boden liegenden jungen Gatten.
Blut sickerte aus seiner Brust.
„Du hast ihn getötet, Wolfgang“, wiederholte ich und beugte mich fassungslos über ihn, als ich eine warme Hand auf meiner Schulter spürte.
Günter hatte sich wieder gefasst und schritt dem, noch vor wenigen Minuten munter schwertschwingenden Ritter, neugierig entgegen.
„So – das ist also dein neuer Gatte. Ich erinnere dich daran, dass du mit mir verheiratet bist, in vierter Ehe und das schon weit über 30 Jahre - du untreues Weib!“ Knurrte er mit brüchiger Stimme. „Damit allerdings, hatte ich nicht gerechnet, wie bist du nur an den geraten Carla, doch mich überrascht nichts mehr“, ergänzte er und wies auf den am Boden liegenden echten Ritter.
„Oh mein Liebster - so lass dir doch erklären: Ich konnte nicht Anders handeln - die Umstände haben mich gezwungen“, hauchte ich, beschämt den Kopf senkend, „sonst wäre ich niemals aus den Pyrenäen und aus Italien hierher gelangt“.
„Ja, er war ein echter Ritter, ein Bild von einem Kerl.
Ein Edelmann des Mittelalters, herrlich anzuschauen, in seiner farbenprächtigen Kampfausrüstung“, erklärte ich.
Sind hier noch mehr von dieser Sorte in der Nähe? Womöglich ist hier ein ganzes Nest davon“, witzelte Wolfgang.
„Dir scheint, dass alles wie ein lustiger Spaß zu erscheinen, hast du noch immer nicht begriffen, dass du einen Menschen getötet hast?“, fauchte ich.
„Ach Quatsch, - der ist doch nicht tot, das ist nur der Schock, der ihn so erscheinen lässt, ich habe kein wichtiges Organ getroffen, was glaubst du von mir?“
„Kommt, wir müssen ihn schnellstens hinunterbringen und ihn verarzten“, drängte er.
Zu dritt schleppten wir ihn in die Höhle, die uns ins Jahr 1892 beförderte. In aller Eile ging es nun den Berg hinab.
Nach Vier endlosen Jahren sah ich unser Haus wieder.
Oh welch ein ergreifender Anblick, das Ziel meiner Sehnsüchte, endlich zu Hause zu sein.
Doch ich ahnte, dass mein Bleiben nicht endgültig sein würde.
Am Hoftor stand unser treuer Diener Jonny und blickte mir ungläubig entgegen.
„Frau Gräfin ihr lebt?“ Brachte er verwirrt hervor.
„Tragt ihn in meinen O.P.!“, befahl Günter und kramte geschäftig die nötigen Utensilien, für den anstehenden Eingriff zusammen.
Der Verletzte begann sich zu regen. Schon stach die betäubende Nadel in Giesberts Arm und versetzte ihn erneut in einen künstlichen Tiefschlaf.
Ich war wieder bei meinem Liebsten, ein lang vermisstes, warmes Gefühl durchströmte meinen Körper.
Über den Patienten hinweg, sahen wir uns an, hatten nur Blicke für einander, das verloren geglaubte, überwältigende Gefühl, war längst wieder aufgelodert. Der Drang, einander zu berühren, allein zu sein, nur wir beide, war unerträglich.
Unsere Hände berührten sich unausweichlich über dem Kranken, setzten uns in Flammen. Wir mussten uns beherrschen, vernünftig sein, erst muss Giesbert versorgt sein, dann … Wolfgang arbeitete konzentriert.
„Vater, was ist mit dir, träumst du, und du Carla -, reich mir die Tupfer, oder willst du ihn verbluten lassen?
Ach ihr beiden, so etwas wie euch, gibt es kein zweites Mal“, hörten wir von Wolfgang den altbekannten Spruch.
„Na dann geht schon, ihr seid mir eh keine Hilfe, ich werde schon allein fertig“.
„Ich gebe ihm abschließend noch eine Betäubungsration, aber was wird dann mit ihm, wir können ihn nicht ewig im Tiefschlaf halten. Der gehört hier nicht her, sein Körper müsste schon lange zu Staub zerfallen sein“, sinnierte Wolfgang.
Mit einem letzten Blick auf den versorgten Patienten, entfernte ich mich zögernd.
Es drängte mich, all diese vertrauten Räume zu durchstöbern und auf mich einwirken zu lassen. Ich hörte das Günter mir folgte.
Ich spürte seine Arme um mich und mochte schreien vor Seligkeit und übersprudelnden Gefühlen.
Oh welch eine glückliche Fügung, ich durfte bei ihm sein.
Er hob mich auf und trug mich in unser Schlafgemach.
Die Welt versank um uns, alles war wieder da, hatte die Zeit Überdauert. Doch es gab ein Morgen, was soll nun werden?
Die Sonne weckte mich. Ich löste mich behutsam aus seinen Armen. Er lag entspannt in seligem Schlummer - mein Gefährte so vieler Jahre, mein Liebster, mein Leben. Ich zog die Decke über den geliebten Körper und schlich aus dem Raum.
Mein erster Weg führte mich zu dem frisch Operierten.
Ich fand ihn in unruhigen Träumen, gleich würde er die Augen aufschlagen.
Ich setzte mich zu ihm und griff nach seiner Hand, er sollte nicht alleine aufwachen, in einer fremden Umgebung.
Er wirkte so schutzlos, so fremd und fehl am Platz, in dem blitzsauberen, sterilen Raum - mit dem unbekannten Monitor, dem blanken weißen Rollschrank - mit den vielen Schubfächern - den pastellfarbenen Kunststoff - Stühlen.
Und nicht zuletzt dem Spitalbett mit verstellbarem Kopfteil und der drehbaren Ablage für eine bequeme Nahrungsaufnahme.
Meine Augen glitten durch das Zimmer und wanderten zurück zu dem Schlafenden. Aber er schlief ja gar nicht mehr.
Sein Blick erfasste mich, verweilte auf mir und schweifte weiter, erfassten die unbekannten Gegenstände.
Ich sah das plötzliches Entsetzen, ihn erstarren ließ. Seine Augen schienen aus den Höhlen zu quellen. Ein unartikulierter Ton, entrang sich seiner Kehle.
„So beruhige dich doch Giesbert, alles ist gut, du bist in Sicherheit“, murmelte ich und strich ihm besänftigend über die Stirn.
Einem jähen Impuls folgend, wollte er sich abrupt aufrichten, wohl um der fremden Umgebung zu entfliehen, dachte ich und drückte ihn mit sanfter Gewalt in die Kissen.
„Sei vernünftig Junge, du kannst noch nicht aufstehen. Du bist verletzt und frisch operiert, du musst liegen und dich erholen“.
Er begann zu brüllen wie ein verängstigtes Kind.
Der durchdringende Schrei lockte Günter auf den Plan und ließ ihn umgehend handeln. Schon stach die Injektionsnadel in sein Fleisch. Er wird jetzt noch eine Weile Heia machen.
Er ist außer Gefahr. Wir werden ihn jetzt in das behagliche Gästezimmer verfrachten, dort hat er allen Komfort!“
„Aber der ungewohnte Komfort ist es doch, der ihm Furcht einflößt“, gab ich zu bedenken.
„Ach - da muss er durch, mit deiner Hilfe wird er sich schnell einfügen und genesen. So kann er bald wieder seiner Wege ziehen - in seine eigene Zeit. Dann wird er selig sein, wieder gehen zu können, ich selbst werde ihn fortbringen, wenn es so weit ist“.
Ich hingegen, hegte große Zweifel an einem problemlosen Ablauf, äußerte meine Bedenken jedoch nicht. Ich wollte das alles durch eine rosarote Brille sehen, wollte endlich mit meinem Liebsten in meinem Milieu leben.
Mir war klar, dass es keine leichte Aufgabe war, die meiner harrte.
Der nächste Tag bewahrheitete meine Befürchtungen, aber ich sah es als meine Pflicht, ihm beizustehen und alles zu tun, was mir aufgebürdet wurde.
So begab ich mich täglich in aller Frühe in das Gästezimmer, in das wir Giesbert verfrachtet hatten, in den Raum, in dem ich einst selbst so manche Stunde verbracht hatte.
Ein ungutes Gefühl lastete schwer auf mir, wenn ich mich der Tür näherte und den Schlüssel umdrehte.
Ich fand ihn in großer Aufregung vor. Um ihn abzulenken, stellte ich den Fernseher an und versetzte ihn in noch größere Verwirrung, im Glauben, einen heilsamen Schock herbei zu führen.
„Oh mein Gott, ich stecke hier in einer anderen, fremden Welt fest und du bist mitten drin, was bist du, eine Hexe, eine Zauberin oder eine Göttin? Oh Heiland, ich bin mit einem überirdischen Wesen vermählt. Vermutlich bist du auch unsterblich, - sag, werden unsere Söhne auch unsterbliche Götter werden?“
„Du fantasierst, mein Lieber, bist noch ein wenig irre im Kopf, schlaf dich gesund, dann wirst du begreifen, was ich dir erklären werde“…
„Dort, - dieses Bild ist zum Leben erwacht, alles bewegt sich wie durch Geisterhand, verschwindet und neue Gestalten erscheinen“, fuhr er auf, „Tiere, Häuser, Bäume, Gärten, alles das entsteht aus einem Bild, ohne dem Pinsel eines Malers.
Wie ist das möglich, sag es mir, wie kann es sein, das aus einem schwarzen Bild, Leben entsteht? Ist das etwa Hexerei.
Werden die Trolle mit ihren teuflischen Gespannen - diesen gespenstischen Zauberwagen, uns jetzt überrollen?
Was hast du da nur fürchterliches zum Leben erweckt?
Oh ja, ich bin bei klarem Verstand, ich sehe alles ganz deutlich! Auf der Stelle wirst du mit mir dieses utopische Land verlassen“, rief er außer sich und presste schmerzhaft meinen Arm.
„Da täuschst du dich, denn hier ist mein zu Hause!“, setzte ich entgegen.
„Aber du bist mit mir verheiratet, bist mein Weib, mit mir wirst du gehen, du hast mir Gehorsam geschworen“.
„Ach, das gilt hier nicht, hier zählen andere Gesetze“, widersprach ich.
„Was hier auch zählen mag, so werde ich niemals ohne dich in unsere Welt zurückgehen!“, trumpfte er auf, erhob sich stöhnend und zerrte an meiner Hand.
„Belästige die Frau nicht, Schurke, du bist hier nur ein geduldeter Gast. Solange du noch nicht fit bist- hast hier gar nichts zu melden!“, hörte ich Wolfgangs dröhnende Stimme hinter mir.
„Wer seid ihr Mann, etwa auch ein Galan oder Liebhaber von meinem Weib oder warum erdreistet ihr euch, mir hinein zu reden - euch einzumischen! Sie ist meine angetraute Gattin, mir hat sie zu folgen“, ereiferte sich Giesbert mit wutverzerrtem Gesicht.
„Aber nicht hier, hast du das noch immer nicht begriffen Bürschchen! Vater, der Typ stellt Ansprüche“, rief Wolfgang aus dem Flur.
„Das ist mein Stiefsohn, ich habe ihn aufgezogen“, beeilte ich mich, zu erklären.
„Ha, - wie kann er dein Sohn sein, du bist doch kaum älter als er“, fauchte Giesbert.
„Du erscheinst doch auch um vieles Jünger, als du an Jahren bist“, warf ich ein.
„Soll das etwa heißen, du bist viel älter, als du mich glauben lasst?“
„Ach ich - ich bin so alt wie es mir gefällt, im Moment bin ich etwa so alt wie du, denke ich, doch das ist unrelevant.
Ich werde dir nun ein nahrhaftes Frühstück bereiten.
Du musst ordentlich essen, damit du bald wieder auf die Beine Kommst. Und du Wolfgang, lässt uns jetzt besser allein, wenn du nur Hohn für ihn übrighast!“
„Ja ich werde eure traute Zweisamkeit nicht stören, wie ich sehe, stehst du auf abschreckende Narbengesichter, wenn ich da an Justin, einen deiner zahlreichen Liebhaber denke, was ist wohl aus Ihm geworden?“
„Sicher lebt er irgendwo in einer anderen Zeit, bis wir irgendwann durch Zufall wieder einmal aufeinander treffen“.
„Zufall? - ich glaube nicht an Zufälle, du weißt doch genau wo du ihn finden kannst, wenn es dich nach einem neuen Abenteuer gelüstet“, bemerkte er zynisch.
„Du bist unverschämt Söhnchen, hast du noch immer nicht deine unangebrachte Eifersucht unter Kontrolle?“, zischte ich wütend, verpasste ihm einen leichten Klaps und drängte ihn in die Diele.
„Es ist doch egal was ich sage, ob ich vor Sehnsucht glühe oder von Hass getrieben, du nimmst mich nicht für voll, spottest meiner Gefühle“.
„So sind wir also schon wieder soweit, du bist unverbesserlich, ich will nicht glauben das alles was du von dir gibst, auch ernst gemeint ist!“, schalt ich ihn und zog die Kammertür hinter mir zu.
Ich wollte mir nicht die kostbare Zeit, die mir vergönnt war, mit Streitigkeiten vermiesen lassen.
Giesbert musste versorgt werden.
Ich freute mich auf meinen Liebsten, konnte nicht erwarten mit ihm allein zu sein.
Wie früher immer, liefen wir Hand in Hand durch die blühenden Wiesen, fanden unsere alten Plätze zum zärtlichen Verweilen wieder.
Berauscht und überwältigt. Die warmen Ströme erfassten und verglühten uns, wir waren Eins, als flöße sein Blut durch meinen Körper.
Unsere unzerstörbare Liebe war wieder voll aufgeflammt, glühte heiß das die Funken stoben. Ein seliges Glücksgefühl, kaum zu beschreiben hüllte uns ein, wieder und wieder schworen wir uns ewige Treue.
Doch unser Glück war nicht ungetrübt, wie würde es weitergehen, wenn Giesbert auf seine Ansprüche beharrte!
Eine Ehe zu dritt?
Giesbert erholte sich überraschend schnell.
Wir waren stets auf der Hut, fühlten uns permanent beobachtet. Ich ging ihm, wenn möglich aus dem Weg, vermied es, mit ihm allein zu sein.
Doch er bedrängte mich, forderte sein vermeintliches Recht, nötigte mich, mit ihm fortzugehen in seine Zeit.
Ich hatte mich schnell an die neue Zeit mit allen Annehmlichkeiten gewöhnt, mochte sie nicht wieder missen.
Mir graute vor dem primitiven Leben des Mittelalters, ohne Bad, Toilette, Kühlschrank und Heizung, den düsteren, stillen, endlosen langen Winterabenden ohne anregende Unterhaltung und Zerstreuung.
Die Männer, Günter und Wolfgang, sahen der Entwicklung ebenso wie ich, mit Unbehagen entgegen.
„Er geht nicht ohne sie!“, hörte ich Wolfgang eines Abends sagen.
Ich hantierte in der Küche mit Töpfen und Pfannen.
Giesbert hockte verstört am Tisch und schaute mir missmutig wie immer bei meiner Tätigkeit zu.
„Ich dulde es nicht länger, das du hier bei dem großen, eingebildeten Kerl, dem allwissenden Heiler, diesem übermenschlichen Hünen, der so erhaben, gleich Gott mit wehenden Fahnen daher schreitet, als Haus – Magd, dienst!“
„Ich glaubte immer, ich wäre - aeh – aber neben dem bin ich nur ein hässlicher Zwerg“, knurrte er verbittert.
„Aber er hat dein Leben gerettet, ohne ihn lägst du auf dem Friedhof - und ein hässlicher Zwerg bist du gewiss nicht, zudem tut es mir gut, mich zu beschäftigen!“, bekräftigte ich meine Worte.
Er schüttelte unwillig den Kopf und fuhr unbeirrt fort.
„Wenn er nicht wäre, wärst du mir nicht davongelaufen und ich hätte ihn nicht bekämpfen müssen. Alles wäre nicht geschehen, nun sitze ich hier fest!
Alles ist hier so anders, so unwirklich, so grell und laut, fremde Stimmen, trommelnder Lärm, bald so wie Musik, dröhnt aus diesem merkwürdigen Kasten da, ich werde wirklich verrückt. Ich kann hier nicht länger sein, wir müssen schnellstens fort, der lange Kerl, der Doktor, wie du ihn nennst, der schaut dich an, als wärst du seine aeh, - was läuft da zwischen Euch, ist er nun dein Geliebter?“
„Er ist in der Tat mein Vertrauter und bester Freund, ihn kenne ich schon viele hundert Jahre, uns verbindet so viel“…
„Genug jetzt!“, unterbrach er mich ärgerlich, packte und schüttelte mich.
„Aber wer wird denn so undankbar sein!“, klang es von der Tür her.
„Wolfgang, begleite ihn auf sein Zimmer. Er ist noch nicht genesen, ist noch wirr im Kopf, redet dummes Zeug!“
„Ich weis was ich sage, noch bin ich klar im Kopf“, begehrte er auf, doch er wurde erbarmungslos von dem um mehr, als eine Haupteslänge größeren Wolfgang gepackt und aus der Küche gezerrt.
„Er wird niemals ohne Sie gehen“, hörte ich ihn wieder einmal sagen. „Wir müssen ihn abholen und einsperren lassen, er hat Wahnvorstellungen, glaubt aus dem 13. Jahrhundert zu kommen, behauptet ein Kreuzritter des Kaisers zu sein und was noch verrückter ist, er behauptet ein Sohn des um 11 Hundert geborenen Georg zu sein, wenn das kein Fall für die Anstalt ist!“
„Wir sollten ihn einweisen, je eher, - desto besser“.
„Ja das sollten wir tun, er lässt uns keine andere Wahl“, bekräftigte Günter.
„Aber das können wir nicht tun, es ist die Wahrheit, alles stimmt was er sagt!“ gab ich zu bedenken.
„Das mag wohl sein, aber wer glaubt ihm, außer uns. Er wird gefährlich und kann uns durch seine Behauptungen in Teufelsküche bringen, wir müssen handeln, dir ist doch längst klar, das er niemals allein gehen wird!“
Ich nickte zustimmend.
„Ich kann gut verstehen, das er nicht alleine gehen mag, ist er doch von derselben Frau besessen wie ich“, fügte er schmunzelnd hinzu.
„Ja, aber hier ist nicht seine Welt, hier ist er auf dem falschen Stern“, nickte Wolfgang abschließend.
Am folgenden Tag schon, wurde der tobende Giesbert unter lautem Protest abgeholt.
Man hüllte ihn in eine Zwangsjacke und führte ihn ab wie einen Verbrecher.
Es war gewiss kein schönes Bild, ihn so zu sehen, mich plagten arge Gewissensbisse, ich fühlte mich mies und schlecht.
Nun war er nicht mehr im unseren Hause, aber es gab ihn trotzdem. Nur zwei Orte weiter vegetierte er, seiner Freiheit beraubt. Doch das war keine befriedigende Basis, für eine Beziehung, zwischen Günter und mir.
Tage hielt ich es aus, die Ungewissheit und mein schlechtes Gewissen, ließen mir keine Ruhe, bis ich mich auf den Weg machte in die etwa 3 Kilometer entfernten Nervenklinik, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen und ein ernstes Gespräch mit dem behandelnden Professor zu führen.
„Sie haben Recht gehandelt“, gnädige Frau, er ist ein typischer Fall für die Psychiatrie, der arme Irre erzählt von Fernsehern, Scheinwerferlicht, Waschmaschinen und Musik aus einem kleinen Kasten!“
„Er spricht von einer bunten Scheibe, welche Schreiben und Rechnen könne und einem Bild das zum Leben erwacht“.
Weiter schildert er den Pflegern und Schwestern seine perfide Situation. Mitleidig lächelnd, nicken sie ihm zu.
„Das alles gibt es dort, wo sie herkommen, guter Mann?“,
fragen sie ihn, gespielt verständnisvoll.
„Nein keineswegs, dort gibt es nichts dergleichen, nein, da hat man kein solches Teufelszeug wie hier!“, ereiferte er sich und schüttelte verneinend den Kopf.
„Aber woher kommt ihr denn guter Mann?“, fragten sie.
„Ich komme direkt aus dem Jahre 1353“, entgegnete Giesbert ungeduldig.
„So - so, aeh, ja ich verstehe“, sagte der Doktor- hinter vorgehaltener Hand, seinen aufkommenden Lachreiz verbergend.
„So verrat er mir doch noch seinen Beruf?“, fuhr er hartnäckig seine Befragung fort.
„Beruf - Beruf, was ist das nur für ein merkwürdiger Begriff.
Ich bin Kreuzritter, ein Vasall des Kaisers. Wenn ich auch zur Zeit nicht so recht weis, wer sich für den Kaiser hält.
Wir leben in einem endlegenden Gebiet, müsst ihr wissen, das Zeitgeschehen erreicht uns nicht!“
„Na jedenfalls seid ihr nicht der Kaiser persönlich, sonst müssten wir euch noch einen Thron besorgen, ha ha“.
„Ihr macht euch über mich lustig, lacht mich aus, das werde ich mir nicht bieten lassen, meine Männer werden euch“…
„Ja ja, eure Truppen, beredet das mit Jesus von Nazareth, der sitzt zwei Zimmer weiter oder, - ach was noch besser wäre – Napoleon, ja wir haben auch einen echten Napoleon in unserem Haus!“, rief er und schickte sich an zu gehen.
„Doch zunächst müsst ihr euch erst ein wenig einleben bei uns, ihr werdet schon sehen, es wird euch hier gefallen, wir haben fesche Krankenschwestern, die euch bedienen, wenn ihr recht artig seid“.
„Krankenschwestern, was soll das heißen, ich bin gesund“, brauste er auf, nur mit größter Mühe sich beherrschend.
„Ja ja, wie wir alle hier“, konterte der Doktor und verschloss die Tür hinter sich.
Von ohnmächtiger Wut gepackt, tobte der Eingeschlossene und zertrümmerte in seinem Zorn die Tür und wurde sogleich von zwei kräftigen Wärtern ergriffen und in eine Zwangsjacke gesteckt.
Auf seinen lauten Protest, wurde er von dem Professor zurechtgewiesen.
„Ihr solltet euch Glücklich schätzen, in unserem Hause Aufnahme gefunden zu haben, meine Leute sind Koryphäen auf ihrem Gebiet“.
„Aber ich will nicht untätig den Tag vertrödeln, ich langweile mich tödlich ohne meine Gattin“.
„Aber guter Mann, glaubt ihr, dass dies der rechte Ort für eine gebildete Dame ist, zudem für eine blaublütige Gräfin?“
„Bah, - ich scheint vergessen zu haben, dass ich selbst ein Graf bin!“, polterte er zornbebend.
„Beruhig er sich, er stört den Frieden. Will er lieber wieder die Zwangsjacke spüren oder gar eine Beruhigungsspritze?“
„Nein, nur das nicht, ich füge mich, ich will nur – ach lasst mich einfach in Ruhe“, murmelte er resigniert.
So blieb ihm nichts weiter, als sich wieder zu beruhigen.
„Wie mir scheint, bin ich hier eingesperrt, bin ich euer Gefangener, welcher Schandtaten beschuldigt ihr mich?“
„Oh - Gott bewahre, er ist keineswegs unser Gefangener, er ist lediglich zur Beobachtung hier. Wir müssen seine Daten auswerten, was denkt er nur von uns. Wir sind studierte Ärzte mit Diplomen und Doktorbrief und keine Gefängniswärter!
Genieß er derweilen die Vorzüge in unserer renommierten Einrichtung und nutze die Annehmlichkeiten des Nichtstuns, unserer vortrefflichen Küche, unserer geschulten Fachkräfte und nicht zuletzt die Ehre, von unserem hochgebildeten Professor behandelt zu werden. Darüber hinaus, erhält er eine Sonderbehandlung!“
Er aber, wollte sich nicht beruhigen und zufrieden geben…
„Mit ihm haben wir hier einen tobenden Narren mehr, er ist verkleidet wie um 12 Hundert etwa, wo zum Teufel hat er die seltsamen, stinkenden Lumpen nur her?
Er bildet sich ein, also er behauptet doch allen Ernstes der Sohn von König Georg zu sein, am Anfang hat er mit seinem Degen herumgefuchtelt, so das wir um unser Leben fürchten mussten. Ein Trupp Bewaffneter war von Nöten, um den übergeschnappten Irren Dingfest zu machen und in Zaum zu halten. Wir sahen uns genötigt, ihn erneut in eine Zwangsjacke zu stecken.
Meine Kollegen meinten gar, der gehört in die Gummizelle, aber das habe ich verhindern können“, fügte er redselig hinzu.
Diesen Bericht hatte ich mir erschrocken angehört, ohne eine Zwischenfrage zu stellen, ich war erschüttert und bebte vor unterdrücktem Zorn.
„Ja hohe Dame, so ist der derzeitige Stand der Dinge“, beendete der Professor seinen niederschmetternden Bericht.
Er glaubte also vielmehr, sich in einer fremden Welt zu befinden, als an die Tatsache, in einer anderen Zeit gestrandet zu sein. Diese irrige Vorstellung war ihm suspekt und fand keinen Wiederhall in seiner begrenzten Denkweise, folgerte ich, nach den erschütternden Berichten des Professors und nahm vorerst Abstand davon, ihn aufzusuchen.
Wie sollte ich ihm gegenübertreten, was ihm sagen, wie mich rechtfertigen für dass alles was ihm angetan wurde.
Voller Gewissensbisse machte ich mich auf den Heimweg, ohne ihn gesehen zu haben. Ich konnte es nicht ertragen, ihn wie ein Tier in einem Käfig eingefangen zu sehen.
Wie sollte ich mit diesem Wissen in Frieden mein gewohntes Leben weitenführen. Ich fühlte meine Augen feucht werden und hatte große Eile, diesem Ort zu entkommen.
Unser neugewonnenes Glück war flüchtig, konnte nicht von Dauer sein. Warum muss ich das alles erleben, ist es nicht genug, was ich alles durchstanden habe, die vielen Jahre auf meinen endlosen Irrwegen.
Teufel nochmal, habe ich nicht endlich ein wenig Glück und Ruhe nach den Unbilden der vergangenen Zeit verdient?
Wie soll es nun weitergehen, verdammt - verdammt.
Unschlüssig verhielt ich einen Moment im Park und schaute gedankenverloren die Hausfassade empor.
„Frau Gräfin, wir müssen jetzt fahren“, riss mich unser Diener Jonny aus meinen Grübeleien, „der Herr wird schon ungeduldig warten und mich schelten“, mahnte er und geleitete mich zu der wartenden Kutsche.
„Ach Jonny, wenn das deine einzige Sorge ist“, murmelte ich und ließ mir ergeben die Trittleiter hinaufhelfen.
Die Kutsche ruckte an, die Pferdchen begannen zu traben.
Die Sonne senkte sich bereits und ließ die Obstbäume, die den Weg säumten, in voller Pracht erstrahlen.
Ich lehnte mich aufseufzend in meinem Sitz zurück,. Ach wie schön könnte doch alles sein, wenn uns nicht immer wieder Stolpersteine in den Weg gelegt wurden. Waren es nur Stolpersteine, die uns den Weg versperrten?
Sind nicht riesige Felsen zu überwinden?
Mein Liebster wartete schon ungeduldig auf mich, was kann es schöneres geben, ich sollte für ein paar geliehene Tage oder Wochen meine Sorgen verschieben und das jetzt in vollen Zügen genießen, dachte ich, als wir unser Hoftor passierten.
Er schritt uns aufatmend entgegen und schloss mich überschwänglich in seine Arme.
„Komm meine einzige Liebste, komm in meine Arme, wo du hingehörst“, raunte er mir ins Ohr.
„Wir werden uns nie wieder trennen“.
Schworen wir einander, als wir später erschöpft, aber noch lange nicht gesättigt, engumschlungen die süßen Wellen der Lust, die uns fortschweben ließen, in denen es nichts, als uns gab, genossen.
„Oh wie schön wäre es Liebste, jeden Morgen neben dir aufzuwachen und jeden Abend in deinen Armen einzuschlafen, immer nur wir beide, für alle Ewigkeit“.
Wie köstlich waren diese Stunden täglich aufs Neue.
Dennoch war unser Glück getrübt, ein dunkler Schatten schwebte über uns, hüllte uns ein.
Ich wusste, das wir nur dem Augenblick lebten.
Eine tiefe Schwermut erdrückte mich.
„Du bist nicht mehr wie früher, etwas lastet schwer auf dir, quält dich, wenn ich dir doch helfen könnte, dich von deinen Sorgen befreien, was ist es, das ich tun kann Liebste?“
„Ja ich bin bedrückt, ich glaubte, hoffte endlich Ruhe zu finden nach dieser furchtbaren Zeit. Wo warst du nur in die ganzen Jahre? Warum warst du nicht da, als ich dich so nötig brauchte, warum hast du nicht nach mir gesucht. Alles wäre anders gekommen, soviel Kummer und Leid wäre mir erspart geblieben!“
„Du glaubst ich hätte untätig hier herum gesessen die ganze Zeit, glaubst du das wirklich - kannst du dir nicht denken, das ich alles versucht hatte dich zu finden?
Ich hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, gleichwohl war es mir nicht möglich, denn ich habe Jahre in einem modrigen Kerker verbringen müssen. Dort in diesen verfluchten Bergen, bis mir endlich die Flucht gelang!“
Oh ja, überall habe ich Spuren von dir gefunden, doch ich kam immer zu spät. Du hattest dich in Luft aufgelöst, warst verschwunden.
Der alte Graf, den ich ausfindig gemacht hatte, in dem merkwürdigen Felsenschloss am Fuße der Alpen, redete unverständliches Zeug, von einem Zeitloch, tief unter dem Gemäuer und von einem Urahnen, der dort sein Unwesen treibt“, berichtete er, verständnislos den Kopf schüttelnd.
„So unverständlich das auch klingen mag mein Liebster, ebendort war es, wo die schlimmste Odyssee meines Lebens ihren Lauf nahm“.
Ach, du kannst dir mein Entsetzen nicht vorstellen, als ich mich plötzlich in grauer Vorzeit des Mittelalters, in der Gewalt des Fürsten der Finsternis, wie er selbst sich nannte, befand.
„Giesbert war es damals, der mich schließlich aus den Fängen des tyrannischen Barbaren befreite, ihm verdanke ich, das ich mein restliches Leben nicht in den düsteren Katakomben der Unterwelt, ohne Sonnenlicht, lauen Winden und Vogelgezwitscher fristen müssen“.
„Aber das ist ja alles unglaublich, wie kann es so etwas geben?“