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Was verraten die Katakomben von Paris über die Vergangenheit der Seine-Metropole? Wie versank die Grauner Kirche im Reschensee? Wer lebte wirklich im Draculaschloss Bran? Welche Magie liegt über den malerischen Palästen von Sintra? Und was verbirgt der Berg der Kreuze in Litauen? Reisen Sie mit uns zu den bekanntesten Dark Places in Europa und erfahren Sie alles über ihre Geheimnisse. Eindrucksvoll bebildert, kurzweilig erzählt.
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Seitenzahl: 200
JULIA SCHATTAUER
AUF DEN SPUREN VON SAGEN, MYTHEN UND VERBRECHEN
MYSTISCHE WÄLDER & WIESEN
1 Wistman’s Wood
2 Wallfahrtsort Gschnaidt
3 Dark Hedges
4 Spukdorf Pluckley
5 Burg Houska
6 Schloss Bran
7 Hoia Baciu
8 Pobiti Kamani
9 Brocéliande
10 Burg Čachtice
11 Krzywy Las
12 Sacro Bosco
13 Montpelier Hill
14 Die Feengrotten bei Vallorbe
15 Schloss Dragsholm
16 Die Paläste von Sintra
17 Die Pyramiden von Visoko
18 Die Pyramide von Rapa
19 Autofriedhof Kyrkö Mosse
20 Dolmen D27
21 Geisterkirche Luková
22 Rold Skov
23 Nebelwald Fanal
24 Olympische Bobbahn Sarajevo
25 Schloss Sababurg
Special: Europas beste Gruselhotels
GEHEIMNISVOLLE STÄDTE
26 Craco
27 Die Katakomben von Rabat
28 Katakomben von Paris
29 Tower of London
30 Highgate Cemetery
31 Doel
32 Oxford Castle & Prison
33 Yerebatan-Zisterne
34 Lukiškės Prison 2.0 Vilnius
35 Die Wiener Friedhöfe
36 Das Kolosseum in Rom
37 Der Prager Golem
38 Zugarramurdi
39 Die verbotene Stadt Wünsdorf
40 Edinburgh Castle
41 Die Kapuzinergruft von Palermo
42 Beinhaus Sedlec
43 Akershus
44 Die falschen Katakomben von Salzburg
45 Drachenstadt Ljubljana
46 Die Sassi di Matera
47 Kapuzinergruft Brno
48 Château de Brissac
49 Bock-Kasematten
50 Das Kloster Chiajna
Special: Europas beste Gruselmuseen
UNERGRÜNDLICHES WASSER
51 Der Tollund-Mann
52 Die Trelleborg
53 Der Höhlensee von Tapolca
54 Steilneset Memorial
55 Giant’s Causeway
56 Prora
57 Kaali-Krater
58 Silfra-Spalte
59 Der Kirchturm im Reschensee
60 Die Maunsell Sea Forts
61 Dunnottar Castle
62 Loch Ness
63 Haludovo Palace Hotel
64 Der Strand von Navagio
65 Christus der Abgründe
66 Cascata delle Marmore
67 Comer See
68 Die Lagune von Venedig
69 Bleder See
70 Mont Saint-Michel
71 Spinalonga
72 Casa Winter in Cofete
73 Río Tinto
74 Eisriesenwelt Werfen
75 Krka-Nationalpark
Special: Europas Ungeheuer
SAGENHAFTE BERGE
76 Kjeragbolten
77 Dimmuborgir
78 Vulkan Hekla
79 Tara Hill
80 Busludscha-Denkmal
81 Cliffs of Moher
82 Salina Turda
83 Schloss Moosham
84 Stonehenge
85 Đavolja varoš
86 Dramatisches Ronda
87 Pompeji
88 Teufelsbrücke
89 Santuario de la Virgen de la Balma
90 Matterhorn
91 Burg Predjama
92 Der Berg der Kreuze
93 Sokrates’ Gefängnis
94 Caminito del Rey
95 Giger in Greyerz
96 Die verfluchten Berge
97 Diablak
98 Glastonbury Tor
99 Donnersberg
100 Corfe Castle
Special: In der Unterwelt
Register
Impressum / Bildnachweis
Burg Bran ist Vorbild für Bram Stokers Roman »Dracula«.
Geisterhafte Figuren symbolisieren ehemalige Gläubige in Luková.
Der Giant‘s Causeway in Irland hat eine besondere Legende.
Stark umkämpft war Dunnottar Castle in früherer Zeit.
Ein Ausbruch des Vulkans Hekla ist überfällig.
Hunderte krumme Kiefern stehen im polnischen Wald Krzywy Las.
»IN EUROPAS STÄDTEN UND LANDSCHAFTEN LOCKEN ORTE MIT GÄNSEHAUT-GARANTIE.«
Julia Schattauer
Die Burgruine von Corfe Castle steht imposant auf einer Anhöhe.
Verlassene Häuser, Burgen mit grausamer Vergangenheit und Orte, die mit ihren Spukgeschichten wahrlich Haare zu Berge stehen lassen – das Schaurige fasziniert uns Menschen.
Oft fühlen wir uns von Dingen angezogen, die wir nicht vollständig verstehen oder erklären können. Das weckt unsere Neugier und regt die Fantasie an. Von der Faszination der Mythen gepackt verlieren wir uns in märchenhaften Wäldern gleichermaßen wie in den Spukgeschichten alter Schlösser. Das Schaurig-Schöne bringt uns Herausforderungen, wenn wir uns kleinen Mutproben stellen und unsere Grenzen austesten. Indem wir uns dem Gruseligen aussetzen, können wir immer auch ein Stück weit unseren eigenen Ängsten begegnen, sie uns bewusst machen und an ihnen wachsen: Und das kann auf die eine oder andere Art und Weise sogar noch richtig Spaß machen.
Egal ob als Entdecker von Lost Places, Wanderer durch verfluchte Berge oder Fan alter Spukgeschichten: In diesem Buch finden Sie Inspiration für Reiseziele etwas abseits der üblichen Route oder aber einen neuen Blickwinkel auf Orte, die Sie bereits zu kennen glaubten. Entdecken Sie beim nächsten Urlaub Ihr Reiseziel auf eine andere Weise, und lassen Sie sich vom Zauber des Morbiden bezirzen.
Viel Spaß beim Gruseln wünscht
Julia Schattauer
Seltsam gespenstisch muten die unförmigen Bäume von Wistman’s Wood an.
Unter dem Blätterdach der Fantasie und der Legenden
Die Blätter rauschen im Wind, die knorrigen Äste wirken in der Dämmerung wie die Gliedmaßen schauriger Kreaturen. Der Wind pfeift durch die Stämme, und wenn der Nebel über den Waldboden kriecht, ist die Stimmung wie aus einer anderen Welt.
Die Furcht vor dem Wald ist uns in die Wiege gelegt. Dabei ließen Menschen ihrer Fantasie freien Lauf und fanden Erklärungen für tiefdunkle Sümpfe, eigentümlich geformte Baumstämme oder gigantische Felsbrocken. In Sagen und Legenden finden sich Erzählungen von Trollen und Riesen, Feen oder dem Teufel höchstpersönlich. Doch auch reale Gefahren sorgten dafür, dass Menschen tiefe Wälder gerne mieden: Da waren Raubritter und Räuberbanden, grimmige Soldaten oder gar Gräfinnen, die in den Waldgebieten Europas auf Streifzüge gingen und ihre Opfer suchten.
Heute ist der Wald für uns in erster Linie ein Ort der Erholung. Hier können wir fernab der Städte tief durchatmen, dem Wind lauschen und unsere Füße auf den weichen Boden setzen. Die Sonnenstrahlen, die durch die dichten Baumkronen fallen, treffen direkt in unser vom Alltag gestresstes Herz. Doch die besondere Atmosphäre, die schnell ins Schaurige geht, können wir auch heute nicht von uns weisen.
Ob Dracula, Pfähler oder keins von beiden – die trotzige Burg in den Wäldern Transsilvaniens zieht Besucher in den Bann (bran-castle.com).
Einst bedeckten Lorbeerwälder den Großteil Madeiras. Einen Eindruck bekommt man im Nebel- oder auch Feenwald von Fanal (visitmadeira.com/de/sehenswuerdigkeiten/madeira/nordkueste/porto-moniz/fanal).
Im bewaldeten Park stehen unheimliche Wesen, die Besucher das Fürchten lehren (sacrobosco.eu).
Mitten im Wald rund um Sarajevo fanden erst die Olympischen Spiele statt, später brachte der Krieg sein Unheil (tourismus-sarajevo.de/reiseziele).
Im transsilvanischen Bermuda-Dreieck verschwinden laut Legende immer wieder Tiere und Menschen – im dichten, abgeschiedenen Wald fühlt man sich wahrlich in eine andere Welt versetzt (hoiabaciuforest.com).
Wo Hunde mit rotglühenden Augen durch die Wälder streifen
Von Moos und Flechten überwachsen: die Bäume und Felsen im Wistman´s Wood.
Wistman’s Wood ist ein uralter, verwunschener Wald im Dartmoor National Park in Devon, England. Eingebettet in eine Moorspalte stehen hier mit Flechten und Moos bewachsen Zwergeichen zwischen bizarren Granitfelsen. Die Wurzeln schlängen sich wie pulsierende Adern über den feuchten Waldboden. Die knorrigen Eichen wachsen wild verzweigt gen Himmel und bilden ein dichtes Blätterdach. Das Licht dringt nur spärlich durch die Lücken, und wenn, wie so oft, der Nebel über den Wald zieht, wird es gespenstisch. Der Wald ist seit Jahrhunderten nahezu unverändert und schon immer Schauplatz vieler Legenden. So erzählt man von den wütigen Wish oder Wisht Hounds: Hunden mit rotglühenden Augen und fletschenden Zähnen, die hier im Wald umherstreifen. Begegnen möchte man diesen sicher nicht. Die alten Bäume wirken wie versteinerte Gestalten, die ihre Geheimnisse und Geschichten bewahren. Man braucht nicht sonderlich viel Fantasie, um sich hier Hexenversammlungen vorzustellen. War da drüben im Gebüsch gerade ein rotes Leuchten zu sehen? Typisch für den Wistman’s Wood sind die sogenannten Tors, bizarre Felsformationen, die zwischen den Bäumen aufragen. Diese bizarren Felsblöcke wirken wie Torbögen zu einer anderen Welt. Das Hound Tor ist besonders beeindruckend. Die Felsformation erhebt sich majestätisch über die Landschaft, und von hier aus bietet sich ein atemberaubender Ausblick auf die umliegende Moorlandschaft.
UNTERKUNFT: Das Barnabas House ist ein uriges und gemütliches Bed and Breakfast mit leckerem Frühstück. Frisch gestärkt geht es von hier auf Entdeckungstour. Die Wander- und Radwege, die durch den Dartmoor-Nationalpark führen, sind vor der Haustür.
SEHENSWERT: Grimspound ist eine bronzezeitliche Siedlung, die inmitten der Dartmoor-Landschaft liegt. Hier können die Überreste von uralten Steinhütten erkundet werden, die an dieser Stelle gefunden wurden: eine interessante Zeitreise in längst vergangene Zeiten. Auch sehenswert ist der alte Steinbruch Foggintor Quarry.
INFO:visitdartmoor.co.uk/attraction/wistmans-wood-4barnabas-house.co.uk
Der Wald der tausend Kreuze
Über 3000 Kreuze sollen hier stehen, doch zählen muss man schon selbst.
Die Reise beginnt in Altusried, einem malerischen Dorf in Bayern, doch der Weg führt schnell in die Abgeschiedenheit. Das Ziel: der Weiler Gschnaidt auf einem bewaldeten Bergrücken. Gleich zwei Kapellen, ein Kreuzweg und ein Gasthaus markieren den kleinen Wallfahrtsort. Der erste Anblick lässt den Besucher ehrfürchtig innehalten. Wie viele Holzkreuze es sind, die sich hier entlang der Pfade im Wald aneinanderreihen, ist schwer zu erfassen. Zahlreiche zeigen verblasste Bilder der Verstorben, die meisten Namen und Geburts- und Sterbedaten. Manche erscheinen nagelneu, andere sind von Wind und Regen verwittert. Mehr als 3000 Kreuze sollen hier stehen, wie viele genau, weiß niemand. Ursprünglich standen die Holzkreuze auf frischen Gräbern. Sobald die eigentlichen Grabsteine aufgestellt wurden, wurden die Holzkreuze überflüssig. Doch das Wegwerfen kam den meisten wie ein Frevel vor, und so begann man damit, die Sterbekreuze neben der Wallfahrtskapelle aufzustellen. Bei einem Spaziergang durch den Wald ist man erfüllt von einer Mischung aus Ehrfurcht und Schauer. Die dichten Nebelschwaden, die durch die Bäume ziehen, das Knarren der Äste und das Rascheln der Blätter verstärken die einzigartige Atmosphäre. Der Legende nach soll hier in Gschnaidt einmal ein armer Einsiedler gelebt haben. Als er verstarb, sollte er unten im Dorf seine letzte Ruhestätte erhalten. Aber die Pferde, die vor den Leichenwagen gespannt waren, zogen den toten Eremiten immer wieder den Berg hinauf. Und so begrub man den frommen Mann dort, wo er lebte und starb, und errichtete auf dessen Grab eine kleine Kapelle, zu der bis heute Wallfahrer pilgern.
SEHENSWERT: Die Gschnaidt-Wallfahrt ist seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der Tradition in dieser Region, auch wenn heutzutage deutlich weniger Pilger kommen als früher. Die beiden Kapellen, die im 18. und 19. Jahrhundert errichtet wurden, laden zur inneren Einkehr ein und erzählen von der tiefen Verbundenheit der Menschen mit diesem mystischen Ort.
ANREISE: Der Kreuzwald an der Kapelle Gschnaidt liegt rund 25 Autominuten von Kempten im Allgäu entfernt. Direkt neben der Wallfahrtskapelle befindet sich das Gasthaus zum Kreuz.
INFO:gschnaidt.de
Die Kingsroad nach Gracehill House
Unheimlich fühlt es sich an, die Allee entlangzugehen
doch im Restaurant des Gracehill House kommt man wieder auf andere Gedanken.
Sie wirken wie der Zugang zur Anderswelt: die Dark Hedges im County Antrim in Nordirland. Die Allee aus knorrigen Buchen ist nicht erst seit ihrem Auftritt als Kingsroad in der Fantasy-Serie »Game of Thrones« bekannt, doch seitdem zieht sie Besucher aus aller Welt in den Bann. Im 18. Jahrhundert pflanzte die Familie Stuart die Bäume auf der Zufahrt zu ihrem Anwesen Gracehill. Bis die Allee ihr heutiges verwunschenes Aussehen erlangte, vergingen allerdings Jahrhunderte. Heute ist die Buchenallee so berühmt, dass reihenweise Reisebusse ankommen. Wer die besondere Atmosphäre der Dark Hedges erleben will, reist besser früh oder aber ziemlich spät an. Das Gracehill House beherbergt ein Restaurant und einen Golfclub. Dort kann man das Auto stehen lassen und zu Fuß den Weg entlang der uralten Buchenallee erkunden. Das Blätterdach erzeugt ein Spiel aus Licht und Schatten und hüllt die Straße in einen geheimnisvollen Schimmer. Man kann förmlich die Jahrhunderte spüren, die diese Buchenallee geprägt haben. Es fehlt nicht viel, und man glaubt, das Hufgeklapper der Kutschpferde zu hören, die hier seinerzeit zum Herrenhaus trabten. So überrascht es nicht, dass sich rund um die Dark Hedges so einige geisterhafte Erzählungen ranken. Etwa von der »Lady in Grey«, die im fahlen Mondschein rastlos umherwandern soll. Das einstige Dienstmädchen des Gracehill House soll unter mysteriösen Umständen in der Nähe der Allee ums Leben gekommen sein.
SEHENSWERT: In der Erfolgsserie »Game of Thrones« dienen die Dark Hedges als Kulisse für den majestätischen Königsweg in Westeros. In der zweiten Staffel flieht Arya Stark über diese Straße in Richtung Winterfell. Etwa 10 Autominuten von den Dark Hedges entfernt liegt der Ballintoy Harbour. Er wurde ebenfalls als Drehort für »Game of Thrones« genutzt.
AKTIV: Knapp eine Stunde entfernt steht in der Grafschaft Derry in Nordirland mit dem Banagher Glen einer der ältesten Eichenwälder Irlands. Hier bekommt man einen Eindruck davon, wie es einst auf der Grünen Insel ausgesehen hat, bevor großflächig gerodet wurde.
INFO:discovernorthernireland.com/things-to-do/the-dark-hedges-p703291
Wo sich Geister die Klinke in die Hand geben
Pluckleys Friedhof ist atmosphärisch.
Für Fans von Spukgeschichten führt kein Weg an dem kleinen Ort Pluckley in der englischen Grafschaft Kent vorbei. Hier sollen so viele Geister spuken, dass es als das am meisten heimgesuchte Dorf Englands ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen wurde. Wer durch die Screaming Alley läuft oder an der Fright Corner vorbeigeht, wird zwar schon durch die Straßennamen eingestimmt, findet aber eher dörfliche Idylle statt Gruselkulisse. Die normannische Steinkirche, deren älteste Teile aus dem 12. Jahrhundert stammen, ist wohl atmosphärisch, jagt aber Besuchern bei Tageslicht keinen Schauer über den Rücken. Und doch: Die Geschichten, die man sich hier seit Generationen erzählt, machen dann ab der Dämmerung ein wenig nervös … Die Legende vom »Schwarzen Hund von Pluckley« erzählt von einem Geist, der als großer schwarzer Hund im Dorf und in den umliegenden Feldern gesichtet wurde. Man sagt, er sei der Geist eines verstorbenen Stadthalters und bringe Unglück oder kündige den Tod an. An der St. Nicholas’ Church ist eine weinende Dame unterwegs, die tragisch ihr Leben verlor. Eine Adlige, die vor 1000 Jahren gestorben sein soll, irrt auf dem Friedhof umher, eine andere sitzt Pfeife rauchend auf der Pinnock Bridge. Auch ein »Roter Leutnant« soll nachts auf einem Feldweg umherwandern, und sogar eine geisterhafte Pferdekutsche will man hier in Puckley immer wieder sehen. Am gruseligsten geht es in den Dering Woods zu, von allen nur »Screaming Woods« genannt. Hier sollen nachts die Schreie von Menschen zu hören sein, die sich verirrten und nie mehr aus dem Wald hinausfanden.
WISSENSWERT: In den letzten Jahren war Pluckley Schauplatz der kultigen englischen TV-Serie »The Darling Buds of May«. Der Autor H. E. Bates wohnte selbst in der Nähe. Seine Geschichten über die Familie Larkin, die in der Idylle Kents lebt, erfreuen sich großer Beliebtheit. Ein Spaziergang führt zu den wichtigsten Orten der Serie und zum Zuhause des Autors.
UNTERKUNFT: Der uralte Bauernhof Elvey Farm bietet Zimmer. Übernachten sollten aber nur Mutige, denn auch hier soll es spuken. Der einstige Besitzer, der sich auf der Farm erschossen hat, soll hier umgehen.
INFO:pluckley.net/visiting-pluckley; ratedtrips.com/walking/pluckley-and-the-darling-buds-of-may; elveyfarmkent.co.uk
Ob sich hier ein Tor zur Unterwelt befindet?
Eine Barriere zur Unterwelt
Mitten im Gebirgszug der Sudeten, umgeben von dichtem Wald, erhebt sich auf einem Felsen die Burg Houska oder Hauska. Sie liegt an keiner Handelsstraße, diente nicht zur Verteidigung, und in den Jahrhunderten seit ihrer Erbauung war sie nur selten bewohnt. Wieso also wurde die Festung überhaupt errichtet?
Vor dem Bau der Burg im 13. Jahrhundert, so sagt man, sollen immer wieder seltsame Wesen am Himmel zu sehen gewesen sein. Sie waren halb Mensch, halb Tier. Und in den Wäldern der Umgebung fand man des Öfteren Blutspuren. Die Kreaturen kamen, da waren sich die Ortskundigen sicher, aus einem tiefen Loch im Felsen. Denn genau dort befände sich ein Weg in die Unterwelt: eine direkte Verbindung zur Hölle.
Burg Houska wurde also aus keinem geringeren Grund errichtet, als dieses Tor zur Hölle zu verschließen. Sie dient demnach als eine Art Schutzwall zwischen unserer Welt und der des Bösen. Und es scheint zu funktionieren, denn seit dem Bau der Burg wurden keine der Höllenwesen mehr gesichtet.
Im Mittelalter war der Schrecken, der von diesem Loch ausging, noch sehr präsent. So sollen Gefangene die Wahl gehabt haben, entweder zum Tode verurteilt zu werden oder aber hinab in die Tiefe zu steigen. Ein Verurteilter wählte das Ungewisse: Er stieg in die Höhle hinab. Kurz darauf sei ein von Schmerz verzerrter Schrei zu hören gewesen. Als man den Bedauernswerten herauszog, war er um 30 Jahre gealtert. Bald danach verstarb er.
Innenansicht der Burg
»BURG HOUSKA WURDE ALSO AUS KEINEM GERINGEREN GRUND ERRICHTET, ALS DIESES TOR ZUR HÖLLE ZU VERSCHLIEßEN.«
WISSENSWERT: In jüngerer Zeit macht die Burg erneut mit Gerüchten auf sich aufmerksam. Als die Burg im Sudentenland im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten besetzt war, sollen hier grausame Experimente durchgeführt worden sein. Dazu soll man sich der Höllenmächte bedient haben. Auch von Exorzismus ist die Rede. Was wirklich vor sich ging, ist aber nicht bekannt.
ANREISE: Den Weg zur Burg legt man am besten mit dem Auto zurück. Ein paar Minuten Fußweg entfernt befindet sich ein Parkplatz. Die nächste Stadt ist Česká Lípa. Hier gibt es gemütliche Cafés, einen historischen Stadtkern und ein lohnendes Museum über die Geschichte der Region.
INFO:hradhouska.cz; muzeumcl.cz
Wo Vlad Țepeș sein Unwesen trieb … oder nicht
Vorsicht vor Blutsaugern: Eventuell geistert Graf Dracula persönlich hier umher.
»Plötzlich bemerkte ich, dass der Fahrer die Kutsche in einen Hof einer gewaltigen, freilich schon sehr verlassenen Burg lenkte. Aus den hohen schwarzen Fenstern drang kein Lichtstrahl.« So beschrieb der Protagonist Jonathan Harker im Schauerroman »Dracula« den unheilvollen Moment, als sie sich dem Vampirschloss näherten.
Und es stimmt: Auf einem Hügel in den Karpaten in Transsilvanien thronend, umgeben von einer nebelverhangenen Landschaft, erweckt das Schloss Bran den Eindruck, als sei es direkt einer Gruselgeschichte entsprungen.
Die steinernen Wände der Festung scheinen Geheimnisse zu flüstern, während das Licht nur zaghaft durch die schmalen Fensterschlitze dringt. Düstere Gänge, knarrende Treppen und eiskalte Gemächer versetzen Besucher unvermittelt in die richtige Stimmung. In den Ausstellungsräumen lassen sich Artefakte vergangener Jahrhunderte entdecken, die von einer blutigen Geschichte und Grausamkeit zeugen. Prominent hängt das Porträt von Vlad III. Drăculea, besser bekannt als Vlad Țepeș der Pfähler, an der Wand. Dabei hat das historische Vorbild der Romanfigur Schloss Bran wahrscheinlich nie betreten. Beim Anblick der Folterinstrumente im Keller der Burg braucht man nur wenig Fantasie, um sich vorzustellen, welche Schrecken und Grausamkeiten sich mit solchen Instrumenten zugetragen haben. Erbaut wurde das Schloss von den Kronstädter Sachsen, einem deutschen Ritterorden. Ab 1920 ließ Königin Maria von Rumänien Bran zur Sommerresidenz erweitern.
SEHENSWERT: Wer weiter durch Rumänien reist, kann der Burg Poenari in der Region Argeș in den Karpaten einen Besuch abstatten. Die spektakulär auf einem Felsen über einem Fluss gelegene Burg wurde wohl tatsächlich von Vlad Țepeș genutzt. Poenari ist weniger touristisch erschlossen und hat umgeben von wilder Natur mehr von ihrem ursprünglichen Charme behalten.
AKTIV: Der Hoia-Baciu-Wald in der Nähe von Cluj-Napoca, etwas weiter entfernt von Bran, gilt als einer der gruseligsten Wälder der Welt.
INFO:bran-castle.com
Das Bermuda-Dreieck in Rumäniens Wäldern
Er gilt nicht zu Unrecht als einer der gruseligsten Wälder der Welt: Hoia Baciu.
Die Bäume sind dicht beieinander gewachsen, das Licht fällt diffus auf den Waldboden. Die Stille ist nahzu greifbar, wenige Geräusche lassen die Nackenhaare zu Berge stehen. Allein der Name »Transsilvanien« reicht aus, um die inneren Antennen auf Grusel einzustellen. Kaum eine Region Europas ist mehr mit dem Schaurigem verknüpft als die Heimat des sagenumwobenen Graf Dracula in Rumänien. Kein Wunder also, dass auch der transsilvanische Wald Hoia Baciu in der Nähe der Stadt Cluj-Napoca als einer der unheimlichsten der Welt gehandelt wird. Es sind Legenden wie die um einen Schäfer, welcher der Wald die Bezeichnung »europäisches Bermuda-Dreieck« zu verdanken hat: Einst soll ein Hirte mitsamt 200 Tieren hier einfach spurlos verschwunden sein. Weder tot noch lebendig hat man ihn und seine Herde je wieder gesehen. Eine andere Erzählung berichtet von einem Mädchen, das für fünf Jahre im Wald verschollen gewesen sein soll. Als man es fand, trug es dieselben Kleider wie bei seinem Verschwinden, und an die vergangenen fünf Jahre konnte es sich nicht erinnern. An dem schon unheimlich klingenden Teufelssee sollen Geister spuken. Gar von einem Portal in eine andere Dimension ist die Rede. Eine auffällig kreisrunde Lichtung soll angeblich nichts anderes als ein Ufo-Landeplatz sein. Wie auch immer: Hoia Baciu ist ein Ort, der den Herzschlag auf einer Wanderung durch den Wald etwas erhöht. Ob nun Wahrheit oder Fantasie, in den dichten, abgeschiedenen Wäldern fühlt man sich wahrlich in eine andere Welt versetzt und lässt den Alltag schnell hinter sich. Ob aus Angst oder zur Erholung ist ist wohl Typsache.
ANREISE: Wer das Schloss Bran besucht, braucht etwa vier Stunden mit dem Auto zum Hoia Baciu im Nordwesten Rumäniens. Von der Stadt Cluj-Napoca sind es noch rund 15 Kilometer zum Spukwald.
AKTIV: Mutige trauen sich nachts in den Wald. Wer dabei auf Nummer sicher gehen will, der schließt sich am besten einer Gruppe an. Nachtführungen in den Hoia Baciu gibt es zum Beispiel bei Tripadvisor unter den Stichworten »Night Tour Hoia Baciu Forest«.
INFO:hoiabaciuforest.com; tripadvisor.com
Um die ungewöhnlichen Steinformationen ranken sich viele Legenden.
Monströser Steinwald
Die Steine waren ein heiliger Ort im Altertum.
Raschelndes Laub, weicher Waldboden – wer dies bei einem schönen Waldspaziergang erwartet, liegt im Pobiti Kamani falsch. Nicht weit entfernt von der Hafenstadt Varna liegt die einzige Wüste des Landes und darin der sagenumwobene »Steinerne Wald«. Über ein riesiges Areal verteilt ragen in der kargen Landschaft mal vereinzelt, mal irritierend geordnet geheimnisvolle Säulen wie versteinerte Bäume aus dem Boden. Waren hier übernatürliche Kräfte am Werk? Die ungewöhnlichen Steinformationen beschäftigten schon jene Menschen des Altertums, die den Steinwald als einen heiligen Ort behandelten. In die Steinskulpturen interpretierten sie aber auch versteinerte Tiere, Monster und mythische Wesen. Auch heute noch glauben viele an eine besonders starke energetische Kraft, die von den Steinen freigesetzt wird. Wer durch den Pobiti Kamani streift, fühlt sich wie in der Kulisse eines Science-Fiction-Films, so unnatürlich wirken die Steinformationen.
Die Entstehung der Pobiti Kamani bleibt bis heute ein Rätsel. Denn was es genau mit den Felsen auf sich hat, ist noch immer nicht vollends geklärt. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Steinsäulen für die Überreste einer griechischen Stadt gehalten. Heute vermutet man, dass sie sich entweder vor etwa 50 Millionen Jahren als Ablagerungen von Korallen und Algen auf dem Meeresboden ansammelten oder durch die Kombination von Sand, Kalk und Mineralien entstanden. Im Laufe der Zeit könnte die Erosion die umliegenden Schichten abgetragen und die beeindruckenden Steinformationen freigelegt haben.
»DIE UNGEWÖHNLICHEN STEINFORMATIONEN BESCHÄFTIGTEN SCHON JENE MENSCHEN DES ALTERTUMS, DIE DEN STEINWALD ALS EINEN HEILIGEN ORT BEHANDELTEN.«
SEHENSWERT: In der Hafenstadt Varna gibt es viel zu sehen: Das Archäologische Museum, die Römischen Thermen von Odessos oder die Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria sind nur einige der Sehenswürdigkeiten.
ANREISE: Am unkompliziertesten geht es mit dem Auto. Nur etwa 18 Kilometer liegt der Steinerne Wald von Varna entfernt. Wer öffentlich anreist, verbindet eine Busfahrt mit einer kleinen Wanderung: Die Linie 43 fährt vom Stadtzentrum in Varna bis nach Slanchevo. Von dort ist es noch ein Fußweg von etwa drei Kilometern.
INFO:visit.varna.bg/de/stone_forest_2.html
Im Wald von König Artus
Der Wanderweg führt vorbei an den Megalith-Grabanlagen.
König Artus, Zauberer Merlin und die Tafelrunde: Tief im Herzen der Bretagne liegt der zauberhafte Wald Brocéliande, in dem die Artusgeschichten ihren Ursprung nahmen. In den Artusromanen des 12. Jahrhunderts vermischen sich keltische Legenden und die Historie. Hier im Wald Brocéliande, der eigentlich Paimpont heißt, ist man mittendrin. Direkt hinter dem Schloss Comper funkelt dunkel ein See. Der Legende nach hat Merlin seiner geliebten Viviane am Grund des Sees ein Unterwasserschloss aus Kristall errichtet, in dem die Fee den wohl berühmtesten Ritter der Tafelrunde großzog: Lancelot.
Schaurig wird es dann im Val sans Retour, dem Tal ohne Wiederkehr. Hier soll die berüchtigte Morgan le Fay, König Artus’ Gegenspielerin und Halbschwester, nicht nur ihre untreuen Liebhaber gefangen halten haben, sondern generell jene Ritter, die es mit der Treue nicht so genau nahmen. Hier liegt auch der sogenannte Feenspiegel, ein kleiner See, dessen Oberfläche gespenstisch verzerrte Spiegelungen zeigt. Die sagenhaften sieben Schwestern gewähren hier Zugang zur keltischen Anderswelt. Auch Merlins Grab findet sich im nördlichen Teil des von Megalithen übersäten Eichen- und Kiefernwaldes, so sagt es zumindest die Legende. Megalith-Grabanlagen gibt es übrigens so einige im Wald von Brocéliande. Neben dem sogenannten »Grab der Riesen« versprüht der Garten der Mönche, eine Bestattungs- und Kultanlage, die mehr als 3500 Jahre alt ist, schaurige Vibes.
SEHENSWERT: