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Waldluft ist wie Medizin zum Atmen, Bäume spenden Kraft. Ein Spaziergang unterm Blätterdach entspannt und wirkt wie ein Kurzurlaub. Lassen Sie sich inspirieren von Walderlebnissen in Deutschland. Vom Darßwald über den Harz bis zu den UNESCO-Hutewäldern am Edersee, vom Schwarzwald bis zu den Nationalparks im Süden. Dieser Reiseführer hat längere und kürzere Touren für jeden Geschmack, mit viel Wissenswertem und besonderen Erlebnistipps.
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Seitenzahl: 190
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Julia Schattauer
Mit Erholungsgarantie
DER NORDEN
SACHSENWALD
1 Friedrichsruh
2 Kletterpark Schnurstracks
3 Eisvogelweg
LÜNEBURGER HEIDE
4 Heidschnuckenweg
5 Lüßwald
6 Wilsede
SPECIAL – BUCHENWÄLDER
DARSS
7 Leuchtturmweg
8 Weststrand
9 Künstlerdorf Ahrenshoop
NATIONALPARK MÜRITZ
10 Müritz-Nationalpark-Weg
11 Alter Buchenwald
12 Land der tausend Seen
DER OSTEN
HARZ
13 Brocken
14 Harzüberquerung
15 Bodetal
16 Hexentanzplatz
17 Rappbodetalspree
18 Teufelsmauer
SÄCHSISCHE SCHWEIZ
19 Bastei
20 Pfaffenstein
21 Malerweg
22 Kirnitzschklamm
23 Festung Königstein
THÜRINGER WALD
24 Rennsteig
25 Urwaldpfade
26 Wartburg
27 Marienglashöhle
SPECIAL – URWÄLDER
SPREEWALD
28 Kahnfahrten
29 Fontaneweg
30 Lehde
31 Kanu-Hochwaldtour
32 Slawenburg Raddusch
33 Luckau
ERZGEBIRGE/VOGTLAND
34 Greifensteine
35 Fichtelberg
36 Kammweg Erzgebirge-Vogtland
37 Drachenhöhle Syrau
DER SÜDEN
BAYERISCHER WALD
38 Goldsteig
39 Großer Arber
40 Höllbachgspreng
41 Kanutour Ilz
SCHWARZWALD
42 Feldberg
43 Schauinsland
44 Triberger Wasserfälle
45 Mummelsee
FICHTELGEBIRGE
46 Schneeberg
47 Fichtelsee
48 Felsenlabyrinth Luisenburg
49 Rudolfstein
FRÄNKISCHE SCHWEIZ
50 Walberla
51 Teufelshöhle Pottenstein
52 Wiesenttal
53 Brauereienweg
SPECIAL – WALDBADEN
SCHWÄBISCHE ALB
54 Blautopf
55 Burg Hohenzollern
56 Bärenhöhle
57 Uracher Wasserfall
BAYERISCHE ALPEN
58 Königssee
59 Zauberwald
60 Eibsee
61 Partnachklamm
RHÖN
62 Der Hochrhöner
63 Milseburg
64 Schwarzes Moor
DER WESTEN
PFÄLZERWALD
65 Dahner Felsenland
66 Burg Berwartstein
67 Deutsche Weinstraße
68 Karlstalschlucht
WESTERWALD
69 Westerwaldsteig
70 Fuchskaute
71 Stöffelpark
72 Westerwälder Seenplatte
EIFEL-VENN
73 Dauner Maare
74 Naturpark Hohes Venn-Eifel
75 Teufelsschlucht
76 Laacher See
SPECIAL – WALDTIERE
TAUNUS
77 Großer Feldberg
78 Limeserlebnispfad Hochtaunus
79 Weiltal
ODENWALD
80 Burg Frankenstein
81 Felsenmeer
82 Margarethenschlucht
83 Nibelungensteig
»FRIEDEN FINDET MAN NUR IN DEN WÄLDERN.«
Michelangelo
Lust auf Wald!
Die festen Schuhe schnüren, den Rucksack schultern und loslaufen! Es muss nicht gleich eine Fernwanderung sein – oft reicht es schon, den Alltag für ein Wochenende beim Wandern hinter sich zu lassen. Ob mit der ganzen Familie durchs dichte Grün entlang der Spreewald-Fließe, ob anspruchsvolle Zwei-Tages-Märsche über die Höhenzüge der deutschen Mittelgebirge oder Streifzüge durch »neue« Urwälder in Bayern – man muss nicht weit reisen, um vielfältige Abenteuer in der Natur zu erleben. In Deutschland hat das Wandern Tradition: Die Romantiker suchten in der Natur ihr Seelenheil und Inspiration, später schwärmten die Wandervögel aus, und noch vor hundert Jahren war der Sonntagsspaziergang feste Gewohnheit. Danach geriet das Wandern etwas aus der Mode. Touren durch Harz oder Hunsrück? Lieber Städtetrip nach Prag oder Paris. Bis Hape Kerkeling kam, der mit seinem Abenteuer am Jakobsweg einen regelrechten Hype auslöste. Wandern entwickelte sich zu einem Synonym moderner Sinnsuche. Auch die Klimakrise sorgt(e) für ein Umdenken. Umweltbewussteres Reisen ist Notwendigkeit und gleichzeitig Trendthema. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie führte dazu, dass wir Deutschland als Reiseziel (wieder-)entdeckten. Das Wandern erlebt seitdem eine Renaissance. Wir besuchen Orte vor der Haustür, die wir bisher links liegen ließen. Ganz oben auf der Liste der neuen Sehnsuchtsziele steht der Wald. In der Natur dürfen wir vergessen, was uns ärgert, dürfen die Alltagssorgen ablegen und für eine Zeit in eine Art Parallelwelt eintauchen. Im Grün der Wälder finden wir Erholung und erleben kleine Abenteuer. In Japan steht das Waldbaden seit Längerem für eine gesunde Freizeitbeschäftigung, doch auch hierzulande gewinnt Shinrin-Yoku Anhänger. Ob nun als geführter Achtsamkeitsausflug mit der Gruppe oder im Selbstversuch: Wir wissen ganz instinktiv, wie gut uns die Zeit im Wald tut. Warum also warten? Ob über Höhen oder durch Flusstäler, zu Burgen oder durch Nationalparks, ob familienweise, solo oder mit dem Lama – in diesem Buch findet jeder die passende Inspiration rund um Wälder, Wandern, Wochenende.
Julia Schattauer
Bismarcks Idyll bei Hamburg
Einst befand sich im Sachsenwald das kaiserliche Jagdrevier Wilhelms I. Hier galten strenge Zugangsbeschränkungen: Das Waldgebiet vor den Toren Hamburgs war nur dem Adel vorbehalten, für das Fußvolk hieß es also: draußen bleiben! Doch die Zeiten haben sich zum Glück geändert.
Im Jahr 1871 schenkte der Kaiser sein Jagdrevier im Sachsenwald Otto von Bismarck. Das war seine Art, dem Reichskanzler für dessen Verdienste um die Reichsgründung zu danken. Bis heute befinden sich Teile des Sachsenwalds im Familienbesitz der Bismarcks. Dank guter Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel nutzen nun aber auch viele Ruhesuchende aus Hamburg das größte geschlossene Waldgebiet Schleswig-Holsteins als Ausflugsziel. Auf 70 Quadratkilometern Fläche gibt es hier Erholung inmitten geschichtsträchtiger Natur. Das Rascheln des Laubes, der Duft des Waldes, einfach für ein paar Stunden den Alltag abschütteln – das funktioniert in dieser Naturoase unweit der Großstadt Hamburg ganz ausgezeichnet. Gleich sechs ausgeschilderte Rundwege führen durch Laub- und Mischwälder mit jahrhundertealten Eichen und Buchen und durch würzig duftende Nadelwaldbestände.
Eisvogelweg, 8,6 km – der Eisvogelweg passiert die Quelle, die Otto von Bismarck einst entdeckte,www.sachsenwald.de/pdf/Wanderweg_1
Max-Schmeling-Weg, 6,35 km – es geht vorbei am Forsthaus Friedrichsruh, in dem Max Schmeling einst trainerte,www.sachsenwald.de/pdf/Wanderweg_2
Königsweg, 8,9 km – auf der Karte betrachtet, ähnelt der Weg dem Konterfei eines Königs,www.sachsenwald.de/pdf/Wanderweg_3
Kupferweg, 5,5 km – vorbei am Kupferteich und der ursprünglichen Kupfermühle führt der Kupferweg,www.sachsenwald.de/pdf/Wanderweg_4
Riesenbettweg, 11,7 km – auf dem Weg liegt das größte Hügelgrab, auch Riesenbett genannt,www.sachsenwald.de/pdf/Wanderweg_5
Seit der Schenkung an Otto von Bismarck im Jahr 1871 gehört der Sachsenwald der adligen Familie. Der »Eiserne Kanzler« war für die forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes zuständig und erwarb mehrere Anwesen in Friedrichsruh. Nach seiner Entlassung 1890 setzte sich Bismarck in dem kleinen Ort zur Ruhe. Seine Nachfahren leben bis heute auf dem Anwesen in Friedrichsruh. Der Wald ist aber längst nicht mehr nur dem Adel vorbehalten. Besucher können bei Streifzügen die Stille genießen und stoßen dabei immer wieder auf die Spuren des einflussreichen Reichskanzlers, der hier von 1871 bis zu seinem Tod im Juli 1898 lebte. Der Staatsmann verbrachte gerne Zeit im Wald und unternahm regelmäßig morgendliche Ausflüge. Auf einem dieser Spaziergänge soll er die später nach ihm benannte Bismarck-Quelle entdeckt haben. Auch seine letzte Ruhestätte fand der Fürst in der Natur. Bismarck suchte sich seine Begräbnisstätte selbst aus und wählte als Ort für ein Mausoleum seinen Lieblingsplatz mit Blick über Friedrichsruh. Neben der Grabkapelle erinnern der 27 Meter hohe Bismarckturm, die Bismarcksäule, ein Museum und eine Stiftung an den zu Lebzeiten nicht unumstrittenen Politiker. Das Bismarck-Museum wurde von den Nachkommen des Reichskanzlers gegründet und ist vor allem eine Erinnerungsstätte. Die Dauerausstellung der Bismarck-Stiftung im alten Bahnhofsgebäude von Friedrichsruh widmet sich dem prominenten Staatsmann in historischer und politischer Sicht.
TIPPS & INFOS
ANREISE: Der Bahnhof Friedrichsruh wird nur als Bedarfshalt genutzt, es empfiehlt sich die Anreise über die S-Bahn-Station Aumühle. Ein halbstündiger Spaziergang oder der Bus 8883 führen nach Friedrichsruh.
AUSSICHT: Der beste Blick auf die Umgebung bietet sich vom Bismarckturm. Seit 1962 wird das Turminnere als Gemeindebibliothek genutzt. Die Aussichtsplattform ist über die Wendeltreppe und 122 Stufen erreichbar.
SEHENSWERT: Garten der Schmetterlinge: Das Tropenhaus in Friedrichsruh ist mit 80 Prozent Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um die 26 Grad ein Paradies für mehr als 1000 Falter – und für die Besucher, www.gartenderschmetterlinge.de
INFO:www.sachsenwald.de
Es stimmt, unter Bäumen ist der perfekte Ort, um Ruhe zu tanken. Doch manchmal darf es auch ein wenig aufregender sein, dann wird der Wald zum Erlebnisparcours! Wie viel Adrenalin ein Streifzug durchs Grün in die Adern pumpen kann, beweist der Kletterpark Hamburg-Sachsenwald. Hier geht es zwischen Buchen und Eichen hoch hinaus in die Baumkronen. Über wackelige Stufen aufsteigen, von Seil zu Seil hangeln, auf Balken balancieren – in fünf verschiedenen Parcours, die zwischen sechs und 14 Metern Höhe variieren und verschiedene Schwierigkeitsgrade aufweisen, finden Klein und Groß geeignete Geschicklichkeitstests und so manche Mutprobe. Wie wäre es mit Fahrradfahren in 13 Metern Höhe? Oder lieber per Skateboard durch die Baumwipfel? Was ein wenig skurril klingt, macht ganz schön viel Spaß! Besonders aufregend wird es bei den Ziplines und der Free-Fall-Anlage aus 13 Metern Höhe, denn dann kommt Tempo ins Spiel. Zwar rutscht einem das Herz für einen Moment in die Hose, doch der Glückstaumel danach macht die Aufregung wett. Trotz jeder Menge Nervenkitzel kann man sich die ganze Zeit sicher fühlen. Beim Klettern ist man permanent gesichert, sodass ein Umklinken an den einzelnen Stationen entfällt. Also den Mut zusammennehmen und ab nach oben, es lohnt sich! Auch wer sich nicht in die Höhe traut, kann hier eine schöne Zeit verbringen und auf dem Gelände spazieren, picknicken und den anderen zuschauen. Ein Ort für die ganze Familie!
TIPPS & INFOS
SEHENSWERT: Das Eisenbahnmuseum Lokschuppen direkt an den Abstellgleisen der S-Bahn ist ein Ort für Eisenbahn-Nostalgiker, www.vvm-museumsbahn.de
EINKEHR: Das ehemalige Jagdschlösschen Waldesruh am See bietet heute ein edel-rustikales Ambiente. Ob übers Wochenende oder nur für ein Abendessen, www.waldesruh-am-see.de
SPEZIALITÄT: Die Fürstlich von Bismarck’sche Brennerei Schönau GmbH stellt seit über hundert Jahren den »Fürst Bismarck« aus Roggen und Weizen her. In Eschenholzfässern lagert der Kornbrand bis zur endgültigen Reife, www.bismarck.de
INFO:www.schnurstracks-kletterparks.de
»NIRGENDWO SIND DIE SPUREN BISMARCKS SO GREIFBAR WIE IN FRIEDRICHSRUH.«
Einer der schönsten Rundwege durch den Sachsenwald ist der 8,6 Kilometer lange Eisvogelweg. Vom Bahnhof Aumühle geht es über das Wehr des Mühlenteichs vorbei an der Bismarck-Mühle in den Wald. Das malerische Flüsschen Bille begrenzt im Norden den Sachsenwald. Das Billetal ist als Schmelzwasserrinne ein Relikt der letzten Eiszeit. Der Fluss windet sich durch eine unberührte und unter Naturschutz stehende Landschaft. Wählt man den Weg links hinter dem Aumühler Mühlenteich, passiert man zunächst die Bismarck-Quelle und folgt dann dem Hochufer der Bille unter Buchen durch verwunschen wirkende Täler. Verlaufen kann man sich im Wald nicht. Die Wege sind gut ausgeschildert, und der Eisvogelweg verläuft immer parallel zur Bille. Weil die Orientierung so leicht fällt, bleibt umso mehr Zeit, die Natur zu genießen. Ein Rascheln und Flügelschlagen, und schon schwingt sich ein aufgeschreckter Graureiher in die Lüfte. Rund 80 Vogelarten, darunter die Gebirgsstelze und die Wasseramsel, sind an der Bille heimisch. Im Wasser leben 20 teils seltene Fischarten. Selbst die schillernde Blauflügelige Prachtlibelle lässt sich ab und zu am Wasser blicken. Im Totholz der Buchenwälder finden Spechte, Eichhörnchen, Fledermäuse, aber auch Pilzarten und Farne beste Lebensbedingungen. Mal schlängelt eine Blindschleiche rasch unter das schützende Laub, mal quert ein Käfer den Weg. Man kommt aus dem Schauen gar nicht mehr heraus. Doch die Wanderung bietet nicht nur eine ideale Möglichkeit zum Abschalten, sondern auch die beste Gelegenheit, mehr über das Naturschutzgebiet zu erfahren. Auf Informationstafeln, die den Weg säumen, erfährt der Wanderer unter anderem, dass der farbenprächtige Eisvogel dreimal im Jahr in Erdhöhlen am Flussufer brütet. Aus diesem Grund dürfen von März bis August keine Paddelboote, Kajaks oder Kanus auf der Bille fahren. Die letzten zwei Kilometer auf dem Rückweg nach Aumühle geht es unter einer Lindenallee entlang.
TIPPS & INFOS
AKTIV: Waldbaden ganz wörtlich genommen: Im Naturfreibad Sachsenwald-Bad Tonteich lassen sich mitten im Wald Bahnen ziehen. Die Anreise zum Freibad ist mit der S-Bahn-Linie 21 in Richtung Aumühle bis zur Station Wohltorf möglich. Den Tonteich erreicht man nach einem kurzen Fußweg von ca. 10 Minuten, www.tonteichbad.de
EINKEHR: Fürst Bismarck Mühle: Die Mühle blickt auf eine mehr als 500 Jahre währende Geschichte zurück. Teile der Grundmauern sind noch heute zu entdecken. Seit der Erbauung im Jahr 1350 wurde die Kornmühle als Herberge genutzt, www.bismarckmuehle.com
SEHENSWERT: Schloss Reinbek überrascht die Besucher mit wunderschöner Renaissance-Architektur. Neben beeindruckenden Räumen gibt es Ausstellungen zu Stadtgeschichte und Kunst, www.schloss-reinbek.de
INFO:www.entdeckerrouten.org/gebiete/sachsenwald
Von violetten Blüten und Urwäldern
Jedes Jahr im Spätsommer wohnt der Lüneburger Heide ein besonderer Zauber inne. Dann verwandelt sich die Landschaft in ein Meer aus Blüten – Lila so weit das Auge reicht. Vor allem in den goldenen Stunden nach Sonnenauf- oder vor Sonnenuntergang erstrahlt der Heideteppich in magischem Glanz.
Zwischen Elbe und Aller erstreckt sich eine der größten und letzten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas. Doch die Lüneburger Heide ist keine natürlich gewachsene Landschaft, sie entstand durch Menschenhand. Früher bedeckten Birken-, Kiefern-, Eichen- und Buchenwälder die Region. Da die Bauern ihr Vieh zum Weiden unter die Bäume trieben, wurde der Wald immer lichter. Für den Ackerbau und die holzintensive Eisenverhüttung rodete man ausgedehnte Gebiete. Es entstanden offene Flächen, auf denen sich die genügsame Besenheide ansiedelte. Im 18. Jahrhundert erstreckten sich solche Heidelandschaften noch über weite Flächen Europas. Als dann die Heidebauernwirtschaft nach und nach aufgegeben wurde, eroberte der Wald große Teile der Landschaft zurück. Heute sind 35 % der hiesigen Naturparkregion wieder von Wald bedeckt.
Heidschnuckenweg, 223 km – der beliebte Wanderweg führt in Nord-Süd-Richtung durch die Lüneburger Heide,www.heidschnuckenweg.de
Heidepanoramaweg, 7,5 km – einer der schönsten Wege durch die Südheide, www.lueneburger-heide.de/natur/artikel/7672
Im Himmelreich, 9,5 km – die mittlere Tour des W23 entlang der Lutter und der Lachte, www.lueneburger-heide.de/natur/etappe/9164
Naturerlebnispfad Südheide – Das Gold der Heide, 6,6 km – entlang des ehemaligen Kieselgur-Abbaugebiets Oberohe durch das »Gold der Heide«, www.lueneburgerheide.de/natur/tour/20619
Urwald im Lüß, 7,2 km – auf schmalen Waldpfaden durch Buchen- und Eichenmischwald, www.lueneburger-heide.de/natur/etappe/9170
»FINDLING, HUTEWALD, HEIDE – DIE LÜNEBURGER HEIDE IST EINE KULTURLANDSCHAFT, DIE ÜBER JAHRTAUSENDE DURCH DEN MENSCHEN GEPRÄGT WURDE.«
Die Heidschnucken sind nicht nur flauschige Zaungäste, sie übernehmen in der Heide einen wichtigen Job. Die genügsame Landschafrasse grast sich durchs Gelände und hält so den Boden für die Besen- und Glockenheide frei. Der nach diesen Heidebewohnern benannte Heidschnuckenweg führt auf 223 Kilometern von Hamburg-Fischbek in der Nordheide bis nach Celle im Süden der Heide. Entlang der Strecke zeigt sich die Vielfalt der Landschaft. Hier lassen sich weitläufige Heideflächen erleben, immer wieder durchzogen von knorrigen Wacholderhainen wie dem Wacholderwald bei Schmarbeck. Der Weg führt durch das Büsenbachtal mit dem sprudelnden Heidebach, durch grüne Kiefernwälder im Tiefental und hinauf auf den Wilseder Berg. Es geht entlang mystischer Moore und durch idyllische Heidedörfer, die mit ihren reetgedeckten Häusern nostalgischen Charme versprühen. Auch wenn die Blütezeit zweifellos das Highlight des Jahres markiert, gibt es auch außerhalb des Spätsommers den Heidezauber zu erleben. Im Winter, wenn der Nebel über die Sträucher zieht und nur vereinzelt Besucher unterwegs sind, zeigt sich die Lüneburger Heide besonders stimmungsvoll. Einzelne Etappen des Fernwanderwegs bieten sich perfekt als Tageswanderungen oder für ein sportliches Wochenende an. Eine der abwechslungsreichsten ist die zweite Etappe von Buchholz in der Nordheide nach Handeloh. Der 15 Kilometer lange Weg bringt Wanderer zunächst direkt in die Hölle. Das tief eingeschnittene, dicht bewaldete Tal ist dunkel, die Ränder fallen steil zur Schlucht ab. Doch kaum hat man die dramatisch-schöne Höllenschlucht verlassen, lichtet sich der Wald und öffnet sich zur typischen Heidelandschaft. Vorbei an schlanken Birken und knorrigen Wacholderstauden führt der Weg hinauf in himmlischere Gefilde auf den Brunsberg. Vom Gipfel zeigen sich das schöne Panorama eines Großteils der Nordheide und das Naturschutzgebiet rund um den Brunsberg. Auf schmalen Pfaden wird der Pferdekopf überwunden, ein Holzsteg, unter dem der Büsenbach sprudelt, leitet den restlichen Weg nach Handeloh ein.
TIPPS & INFOS
SEHENSWERT: Der Heidegarten liegt am Rande des Schneverdinger Landschaftsschutzgebiets in Höpen und zeigt in Schaugärten über 130 verschiedene Heidearten, www.lueneburger-heide.de/natur/sehenswuerdigkeit
AKTIV: Von April bis Oktober besteht die Möglichkeit, an einer geführten Wanderung teilzunehmen durch den Heidegarten und den Höpen, ein Landschaftsschutzgebiet am Stadtrand von Schneverdingen mit allen Facetten der Heide.
EINKEHR: Lüneburg hat nach Madrid die größte Kneipendichte Europas. Im Wasserviertel rund um den Stintmarkt oder in der Kneipenmeile Schröderstraße reihen sich Wirtschaften, Bars und Bistros aneinander.
INFO:www.lueneburg.de;www.heidschnuckenweg.de
7500 Hektar Wald – mit dieser Ausdehung gehört der Lüßwald im Naturpark Südheide zu den größten zusammenhängenden Waldgebieten Deutschlands. Als in der Umgebung die Heideflächen noch bis zum Horizont reichten, stand der Wald hier unangetastet. Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Lüßwald als königlicher Bannforst erwähnt. Die Nutzung als »Köngliche Höltzung« kam der Natur zugute. Das Holzfällen war verboten, sodass sich im urigen Lüßwald bis in unsere Zeit uralte Buchen, Eichen und Douglasien erhalten haben. Heute bildet der Lüßwald in seiner Mischung aus Naturwaldreservat und neuen, forstwirtschaftlich genutzten Flächen ein einzigartiges Ökosystem. Pflanzen, die nicht mehr allzu häufig vorkommen, wie Moosglöckchen oder der Sprossende Bärlapp, sind hier heimisch. Die große Menge an Totholz und alten Bäumen bietet unzähligen Insekten, unter anderem dem Hirschkäfer, aber auch dem Rotwild und scheuen Vogelarten wie dem Schwarzstorch und Sperlingskauz beste Lebensbedingungen. Um Fauna und Flora zu schützen, darf das ausgewiesene Naturwaldreservat nicht betreten werden. In diesem Waldabschnitt wurde seit 1973 jegliche Nutzung eingestellt. Der Wald bleibt seitdem sich selbst überlassen. Doch die Wanderwege im Lüßwald führen direkt am geschützten Bereich entlang. Vom Pfad aus kann man den besonderen Reiz dieses Waldes ganz aus der Nähe erleben.
TIPPS & INFOS
AKTIV: Gleich mehreTouren führen durch das Wandergebiet W8: Die kurze Tour mit 7,2 km ist der Walderlebnispfad »Der Urwald im Lüß«, die mittlere Tour misst 10,8 km, die lange Tour 14,5 km. Ausgangspunkt für die drei Wanderungen ist der Parkplatz Lüßwald an der L280.
AUSSICHT: Vom Haußelberg bei Müden (Örtze) im Naturpark Südheide eröffnet sich ein weiter Panoramablick. Perfekt, um von hier den Sonnenauf- oder -untergang über der Heide zu beobachten.
SPEZIALITÄT: Unbedingt probieren: Den kräftig-würzigen Heidehonig lobten schon die Römer als Delikatesse.
INFO:www.lueneburger-heide.de
Wilsede wirkt wie aus der Zeit gefallen: Heidehöfe mit Fachwerk, Reetdach und gepflasterten Wegen könnten nicht malerischer angelegt sein. Das kleine Heidedörfchen inmitten des Naturparks ist nur mit dem Fahrrad, der Kutsche oder zu Fuß zu erreichen. Von Undeloh oder Niederhaverbeck aus, wo man parken kann, sind es fünf bzw. 3,5 Kilometer bis nach Wilsede. Rund um den Ort führen Wanderwege in die Natur, etwa um den Talkessel Totengrund oder auf den Wilseder Berg, die mit 169 Metern höchste Erhebung der norddeutschen Tiefebene. Von hier aus bietet sich ein schöner Weitblick, bei gutem Wetter sogar bis Hamburg. In der Nähe von Wilsede finden sich heute noch Reste der alten Hutewälder mit betagten Buchen und Eichen. Dank der nahrhaften Bucheckern und Eicheln wurden die Wälder als Waldweiden für das Vieh genutzt. Wer nicht gerade an Sonntagen im Sommer herkommt, kann in der ausgedehnten Natur immer wieder absolute Ruhe und ungestörte Abgeschiedenheit erleben. Nur wenige Straßen und Schienen durchziehen den Naturpark, deshalb finden Erholungssuchende hier eine ideale Kulisse, um stundenlange entspannte Wanderungen fernab der Massen zu unternehmen. Dies ist nicht nur für Spaziergänger schön, die Einsamkeit begünstigt auch das Vorkommen seltener Tierarten wie Kraniche, Fischotter, Seeadler und Schwarzstörche, die besonders empfindlich auf Störungen reagieren.
TIPPS & INFOS
ANREISE: Bequem und klimafreundlich erreichen Wanderer und Radfahrer die Ausgangspunkte ihrer Touren mit dem Heide-Shuttle. Die kostenlosen Busse verkehren vom 15. Juli bis zum 15. Oktober.
SEHENSWERT: Das Heimatmuseum Dat ole Huus in Bispingen ist eines der ältesten Freilichtmuseen Deutschlands. Das Museum zeigt das Leben der Heidebauern um 1850. Kinder frei, Erwachsene 3 Euro, www.stiftung-naturschutzpark.de
EINKEHR: Die Milchhalle ist die erste Anlaufstelle für eine Stärkung in Wilsede. Hier gibt es Klassiker wie Erbsensuppe, aber auch Spezialitäten wie Heidschnuckenbratwurst.
INFO:www.verein-naturschutzpark.de
Ein Wald wie vor Jahrtausenden
Deutschland ist Buchenland. Vor rund 3000 Jahren bedeckten die Buchenwälder noch weite Teile Europas. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Buche erstreckt sich damals wie heute von den Küsten im Norden über die Mittelgebirge im Herzen Deutschlands bis in höhere Lagen der Alpen im Süden. Von diesem Buchen-Reichtum ist längst nicht mehr viel zu sehen. Schon zu Zeiten Karls des Großen rodete man Wälder im großen Stil. Die industrielle Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert wurde vom Rohstoff Holz befeuert. Doch dann war das Holz auf einmal knapp. Mit schnell wachsenden Nadelbäumen, vor allem Fichten, versuchte man, die unersättliche Nachfrage zu bedienen. Die einst riesigen alten Buchenwälder schrumpften zu kleinen Inseln.
Die Reste wertvoller Wälder
Am 25. Juni 2011 ernannte die UNESCO die wertvollsten der alten Buchenwälder in Deutschland zum Weltnaturerbe. Neben dem etwa 500 Hektar großen Kerngebiet im Nationalpark Jasmund auf Rügen gehören die Buchenwälder in den Nationalparks Kellerwald-Edersee, Hainich, an der Müritz und im Biosphärenreservat Schorfheide-Grumsin zum Erbe-Kollektiv. Gemeinsam mit den bereits 2007 aufgenommenen Wäldern der Karpaten repräsentieren sie das UNESCO-Weltnaturerbe »Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands«. Die geschützten Waldgebiete sind Zeitzeugen, wie die Urwälder in Mitteleuropa einst ausgesehen haben.
Hainsimsen-Buchenwald, Perlgras-Buchenwald, Waldgersten-Buchenwald – Buchenwald ist nicht gleich Buchenwald. Tiefland-Buchenwälder wachsen so nur noch in Deutschland. Genau deshalb vervollständigen die deutschen Gebiete mit ihren Tiefland- und Mittelgebirgsbuchenwäldern die Gebirgsbuchenwälder der Karparten. Gemeinsam spiegeln sie das gesamte Spektrum der europäischen Buchenwälder. Allen ist eines gemeinsam: eine kaum zu bändigende Wildnis, die in unserer zersiedelten Landschaft selten geworden ist. Im Gegensatz zu aufgeforsteten Monokulturen finden sich in naturnahen Buchenwäldern die verschiedenen Altersstufen von Keimlingen bis zum Totholz in direkter Nachbarschaft – die Voraussetzung für Artenvielfalt.
Von den Küsten bis ins Mittelgebirge
Deutschlands nördlichster zusammenhängender Buchenwald erstreckt sich an der Ostseeküste. Im Nationalpark Jasmund auf Rügen dominiert der baltische Waldgersten-Buchenwald. Wegen der unzugänglichen Lage an den Steilhängen wurde der Wald nie forstwirtschaftlich genutzt, ein Glücksfall für Tiere und Pflanzen. Greifvögel wie Wanderfalke und Seeadler, aber auch Wildpflanzen wie der zarte Frauenschuh oder der Riesenschachtelhalm sind in den Buchenwäldern heimisch.