Schicksalsjahr 1989 - Irmgard Dietzel - E-Book

Schicksalsjahr 1989 E-Book

Irmgard Dietzel

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Beschreibung

Welch ein Jahr! Veränderungen, Aufregungen rundum in der DDR! Wie bekommen Bewohner im ländlichen Bereich davon etwas mit? Dazu Probleme mit der behinderten Tochter! Wie wird sie sich entwickeln in dieser schwierigen Zeit? Authentische Aufzeichnungen zeugen von Ereignissen hindurch das Jahr 1989, das schließlich zur Einheit Deutschlands führt. Die Tochter wird ihre Eltern verlassen und nach Westdeutschland gehen.

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Seitenzahl: 57

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Inhalt

Vorwort

13.01.1989 – Aufbruch

Mirjams erneuter Start

Stigmen

Gewissheit

Koordinaten

Fixpunkt Glaube

Intelligenz – Herzensbildung

07.03.1989 – Mirjams Intelligenz

12.03.1989 – Sonntagmorgen

Bestandsaufnahme

16.03.1989 – Unruhe

22.03.1989 – Mirjams Besuch

24.03.1989 – Karfreitag

27.03.1989 – Ostergedanken

28.03.1989 – Mirjam von Magdala

02.04.1989 – Enttäuschte Hoffnungen

15.04.1989 – Es reicht

Gebete

18.04.1989 – Im Clubkino

Michail Gorbatschow

20.04.1989 – Licht am Horizont

06.05.1989 – Eine lange Nacht

20.05.1989 – Jugendweihe

23.05.1989 – Provokation

Absetzbewegung

04.06.1989 – Orgelkonzert

08.06.1989 – Besuch im Krankenhaus

Juni 1989 – Seminar für Lehrer

Seligpreisungen

Juli 1989 – Gemeinsames Training

Juli/August 1989 – Sommerferien

August 1989 – Sotschi

Schuljahresbeginn

September 1989 – eine wichtige Konferenz

Oktober 1989 – Mirjam und Rudolf

Oktober 1989 – Herbstferien

04.11.1989 – In Berlin

10.11.1989 – Kalt erwischt!

15./16.12. 1989 – Parteitag der CDU

Weihnachten 1989 – Neuorientierung

Aufbruch ins Ungewisse

Vorwort

Beim Blättern im Tagebuch fällt das Jahr 1989 durch besonders häufige Eintragungen ins Auge.

Zwei rote Fäden sind deutlich erkennbar.

Da ist einerseits die Entwicklung der behinderten Tochter, die zum wiederholten Mal mit einer Berufsausbildung zu scheitern droht. Das Mädchen – Stimmungsbarometer der Eltern, die stets gehbare Wege für sie suchen.

Andererseits bahnen sich im vierzigsten Jahr des Bestehens der DDR gravierende Veränderungen an, die schließlich auf ein Ende des Regimes hinführen.

Ein kleines Dorf im südlichen Brandenburg, weitab von Berlin und Leipzig – den Hochburgen der aktiven Bürgerbewegung.

Wie nehmen die Dorfbewohner derartig tief

greifende Einschnitte in den damaligen DDR-Alltag wahr?

Die Autoren, beide Lehrer für Naturwissenschaften, sehr an kulturellen Geschehnissen interessiert. Sie besuchen möglichst oft das Senftenberger Theater wie auch das Clubkino des kleinen sächsischen Städtchens in der Nähe.

Die aktuellen. Inhalte der Theaterstücke und Filme mit außerordentlich kritischen Akzenten lassen aufhorchen!

Das Anliegen dieses Buches ist es, den Leser teilnehmen zu lassen, wie die Autoren dieses brisante Jahr 1989 erlebten. Ein Schicksalsjahr!

Die Tochter wird schließlich ihre Heimat in Richtung Westdeutschland verlassen!

Die DDR-weit um sich greifende Bürgerbewegung führt zur Wende – zur Einheit Deutschlands!

13.01.1989 – Aufbruch

Ein neues Jahr beginnt.

Es brodelt ringsum.

Irgendetwas liegt in der Luft, das nach Veränderung schreit. Dieses Leben in unserer DDR, gespickt voller Ungereimtheiten. Schon länger spricht man von einem sozialistischen Zweiklassenstaat, einerseits die Privilegierten mit Westkontakten, andererseits die übrigen. Daraus ergibt sich ein beträchtliches Neidpotential.

Unsere Probleme jedoch auf ganz anderer Ebene.

Mirjam, einziges Kind, behindert.

Hervorragende schulische Leistungen.

Misserfolge in allen anderen Lebensbereichen.

Eine zerreißende Diskrepanz!.

Mirjams erneuter Start

Mirjam arbeitet seit einiger Zeit im Krankenhaus, will sich als Krankenpflegerin ausbilden lassen. Wie soll das gelingen? Wir versuchen es ihr auszureden nach all den missglückten Versuchen der letzten Jahre.

Seit die Fünfzehnjährige bewusstlos nach kilometer-weitem Jogging gefunden wurde und schließlich in der Charite landete, sind wir unsicher mit unseren Empfehlungen geworden.

Nach fünf Monaten holten wir das Mädchen auf eigene Verantwortung heraus, nachdem sie dort von morgens bis abends mit Tabletten zu einem willenlosen Etwas abgefüllt wurde, um lediglich ihren Bewegungstrieb zu dämpfen.

Bald tauschte sie das übermäßige Joggen gegen Fahrradfahren aus.

Noch gefährlicher und zeitraubender als vorher.

Bis zum heutigen Tage frönt die nun 21jährige diesem Sport, der für sie oberste Priorität besitzt.

Wie wird sich dies mit ihrem neuen Berufswunsch vereinbaren lassen?

Gebet für Mirjam:

Herr, breite Deine schützenden Hände über dieses sonderbare Menschenkind aus! Herr! Es drängt!

Stigmen

Menschen mit Stigmaeffekten – gebrandmarkt, abgelehnt, gemieden.

Mirjam!

Äußerlich kaum auffällig. Doch wohin sie auch kommt – sie fällt auf, fällt heraus.

Unentwegt kreisen unsere Gedanken um sie, bis zum heutigen Tag!

Ganze Bücher kann sie auswendig lernen, doch wo mehrere Menschen im Raum sind, wird sie zu einer kleinen, verängstigten Maus, macht sich möglichst unsichtbar, lässt nichts an sich heran. Warum?

Im Kreise der Familie verhält sie sich annähernd normal, solange alles einigermaßen in geordneten Bahnen läuft.

Welcher kleine Störfaktor in ihrem Hirn?

Wie reparieren, neue Verbindungen anlegen in der komplizierten Sammelstelle Hirn, woraus sich ein anderes Verhältnis zu Menschen entwickeln könnte? Wie Verspannungen lösen, wie unsere Tochter erlösen?

Gibt es da nichts und niemanden, der uns in dieser Misere mit Mirjam raten kann?

Nicht ein hilfreiches Gespräch von kompetenter Stelle, nachdem das Mädchen 13jährig vergewaltigt wurde. Nicht ein Hinweis aus der Charite, nur Tabletten.

Wie heißt die Zauberformel?

Wie könnte ein neuer Start gelingen?

Wir – Lehrer für Naturwissenschaften.

In den fünfziger Jahren von Mendelschen Regeln keine Spur. Erbmasse – nahezu bedeutungslos für die Entwicklung eines Menschen. Lediglich auf das Milieu, den Einfluss aus der Umwelt kommt es an.

Stigmaeffekte – handgemacht, umweltbedingt.

Wir rackern als Lehrer, um möglichst jeden Schüler auf ein bestimmtes Niveau zu bekommen, geben all unsere Kraft und Zeit dafür.

Mit unserem Kind werden wir eines anderen belehrt.

Leistungsmäßig klappt das, doch das Rundherum!

Keine Chance.

Inzwischen hat sich auch in der DDR einiges getan.

Mendelsche Regeln sind wieder in Mode gekommen und damit neue Sichtweisen.

Eines Tages legte unsere damals 17jährige Tochter ein Buch auf den Tisch, das sie im Bücherregal einer Mitschülerin gefunden hatte.

»Kinder, die anders sind« – der Titel dieses Buches.

Kein Zufall, denn wir sprechen häufig mit Mirjam über ihr Fehlverhalten in bestimmten Situationen.

»Seht mal, so bin ich!« schlägt sie das Buch vor uns auf. Wir lesen hastig. Autismus – nie gehört.

Autisten – psychisch bzw. geistig abartig entwickelte Menschen.

Tatsächlich! Sie hat Recht! Unsere Tochter – behindert!

In der Provinz ist jedoch dieses Wissen noch längst nicht angekommen. Kein Arzt weiß darüber Bescheid.

Achselzucken, Lehrerkind, falsche Erziehung!

Wir Eltern aber sind alarmiert.

Geht damit Mirjams Berufswunsch nicht in die völlig falsche Richtung?

Misserfolg vorprogrammiert?

Gewissheit

Nachdem uns die 17jährige Tochter dieses Buch über behinderte Kinder brachte, suchten wir unermüdlich nach einem Arzt in unserer Umgebung, der in Bezug auf Mirjams Verhalten fachspezifisch Auskunft geben kann.

Mirjam war es, welche die Nadel im Heuhaufen fand, eine Ärztin in Dresden.

Unsere Tochter ist etwas Außergewöhnliches!

Im Vorraum der Dresdner Kreuzkirche fiel ihr ein Artikel »Hilfe für Eltern autistischer Kinder« ins Auge. Die beschriebenen Merkmale für Autisten kamen ihr sehr bekannt vor.

Mirjams Stigmen also nicht handgemacht von Lehrereltern durch Verhätscheln etc …

Nein, da steckt mehr dahinter, das hat einen Namen!

Und dann wir drei vor der Ärztin.

Das erste Mal über Autismus aus berufenem Munde.

Ergebnis über Mirjams Befinden:

Autismus hin zum Borderline-Syndrom – Grenzfall. Schwierig für den Umgang mit Menschen, die dafür wenig Verständnis aufbringen können.

Damals war unsere Tochter zwanzig Jahre alt.

Nun – im 21. Jahr – nimmt sie einen neuen Anlauf.

Wie wird sie, werden ihre Mitmenschen, werden wir das verkraften?

Koordinaten

Ein jeder braucht verlässliche Stützpunkte – Koordinaten mit Fixpunkten – Menschen, die maßvolle Anerkennung geben, in allen Situationen helfen, stärken.

Für mich: