Schlechter Sex 3 - Mia Ming - E-Book

Schlechter Sex 3 E-Book

Mia Ming

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Beschreibung

In Schlechter Sex 3 haben die Frauen das letzte Wort und schildern in 33 neuen Geschichten ohne falsche Rücksichtnahme jene sexuellen Begegnungen, die ihnen leider unvergesslich geblieben sind. Sie erzählen von weiteren kleinen und großen Dramen, die sich aus einer spontanen gemeinsamen Nacht entwickeln können, von schlimmeren Stellungsfehlern, groteskeren Fantasien, noch absurderen Leidenschaften, sexuellen Traumwelten und frustrierenden Realitäten. Denn Humor und weibliche Intuition sind die besten Waffen im Umgang mit den Schattenseiten des Liebeslebens. Niemand ist davor gefeit, auf der Suche nach Abenteuern oder der großen Liebe auf Abgründe zu stoßen. So erzählt Rosa (40) von den Problemen, einen Liebhaber loszuwerden, Helene (19) berichtet, dass Männer nicht davor zurückschrecken, eine plötzliche Ohnmacht auszunutzen, und Eva (25) weiß, wie schwierig es sein kann, angesichts von grenzenloser Lächerlichkeit ernst zu bleiben. 33 neue, offene und packende Berichte, die zeigen, wie man diese prekären Situationen mit Ironie, Selbstvertrauen und Verdrängung meistern kann und wie viel Männer noch zu lernen haben.

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Seitenzahl: 288

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Mia Ming

SCHLECHTER SEX 3

33 Frauen berichten über ihre lustigsten, peinlichsten & absurdesten Erlebnisse

Schwarzkopf & Schwarzkopf

Für Tanja, Babette, Sylvia, Flo, Mehmet, Christian und Galindo.

Sex ist nur schmutzig, wenn er richtig gemacht wird.

Woody Allen

Liebe Leserin, lieber Leser,

Schlechter Sex 1« und »Schlechter Sex 2« haben eine Flut von Briefen und E-Mails besonders meiner Leserinnen ausgelöst, die noch immer nicht versiegt ist. Die Zahl der Frauen, die mir ebenfalls ihre Erlebnisse berichten wollten, nahm nicht ab – zu viel war noch nicht erzählt worden. Viele dieser Geschichten finden sich hier im dritten Band. Dafür möchte ich Euch danken.

Wiederum haben die Frauen das Wort, von den Dramen zu berichten, die sich aus einer gemeinsamen Nacht entwickeln können, von Stellungsfehlern, grotesken Fantasien, absurden Leidenschaften, sexuellen Traumwelten und frustrierenden Realitäten. Manche Begegnungen lassen sich nur mit Humor ertragen, denn dieser ist die beste Waffe im Umgang mit den Schattenseiten des Liebeslebens. Niemand ist davor gefeit, auf der Suche nach Abenteuern oder der großen Liebe auf Abgründe zu stoßen.

Ein Liebesakt unter dem Sternenhimmel ist nicht automatisch romantisch und Ausdauer nicht in allen Situationen wünschenswert. Auch beim Dirty Talk macht erst der richtige Ton die Musik. Manchmal ist sogar Bewusstlosigkeit kein Ausweg und selbst guter Sex kann einen schlechten Nachgeschmack hinterlassen, wenn keine Gefühle im Spiel waren.

»Schlechter Sex 2« hat gezeigt, dass Frauen ebenso wenig fehlerfrei sind, wenn es um Sex geht, wie Männer. Doch das männliche Geschlecht gibt sich viel zu häufig mit schlechtem Sex zufrieden. Bei Frauen ist das nicht so.

Dabei ist es so einfach – Sex ist Geben und Nehmen, wer gibt, kriegt meist viel zurück. Daher sollten die Männer beim Lesen gut aufpassen. Denn wieder gibt es einiges über das Labyrinth weiblicher Launen, Wünsche und Bedürfnisse zu erfahren. Und natürlich über das Fehlverhalten und die Orientierungslosigkeit des eigenen Geschlechts.

Viel Vergnügen bei den 33 neuen Geschichten!

Mia Ming

Die 1. Todsünde des Sex: Egoismus

Ach, komm schon!

Susan (26), Kindergärtnerin, Wiesbaden über Simon (27), VWL-Student, Wiesbaden

Mein Leben ist gerade ganz schön langweilig, denke ich, während ich über den chemisch riechenden Krankenhausflur laufe. Wie muss es erst sein, wenn man hier drin eingesperrt ist, vielleicht mit einem Bein in der Schlinge? So wie Simon, der ist schon seit Tagen hier. Eine schreckliche Vorstellung.

Als ich sein Zimmer betrete, liegt er mit dem Gesicht zum Fenster, apathisch starrt er vor sich hin. Irgendetwas verströmt einen abartigen Küchengeruch, der viel schlimmer ist als der Geruch im Flur.

»Hey, Simon!«, rufe ich, bemüht fröhlich. »Wie geht’s?«

Er wendet mir sein Gesicht zu, blass und traurig sieht er aus und sofort tut er mir von ganzem Herzen leid.

»Hallo! Wie schön, dass du kommst! Hast du mir Pizza mitgebracht?«

»Klar.« Ich beuge mich über ihn und gebe ihm einen Begrüßungskuss.

»Bringst du das bitte raus?«, fragt Simon und zeigt auf das unberührte Mittagessenstablett. Seine Stimme ist ekelgeschüttelt. »Was denken die sich dabei bloß?«

Offenbar erwartet er keine Antwort, also greife ich mir das Tablett und bringe es mit lang gestreckten Armen nach draußen, dann reiche ich ihm den Pizza-Karton. Hungrig fällt er darüber her. Seit Simon hier ist, ernährt er sich ausschließlich von Pizza. Liefer-Pizza mag er nicht, also ist er auf Besuch angewiesen.

»Ich bin so froh, dass der Typ neben mir weg ist! Der hat den ganzen Tag seine Frau da sitzen gehabt. Und den Fernseher an. Meist haben sie Werbung gesehen. Werbung für Handyklingeltöne! Ich hätte nie gedacht, dass irgendwer freiwillig so was guckt. Da wirst du wahnsinnig! Da kommt immer so ein ›Fickender Frosch‹, den man aufs Handy bestellen kann; wenn der kam, hat der Typ jedes Mal gelacht und gesagt: ›Hey, guck mal, da ist er wieder!‹«

Ich muss lachen. Ich bin auch froh, dass Simon jetzt allein ist, so kann man sich wenigstens ungestört unterhalten.

»Na, wart erst mal ab, wer jetzt kommt«, sag ich, doch Simon verdreht nur die Augen.

»Komm, setz dich zu mir«, sagt er, und klopft einladend auf die Matratze. Er sieht jetzt schon nicht mehr ganz so blass aus.

»Nee, lass mal«, wehre ich ab, bei aller Liebe, das ist mir echt zu unbequem, da auf seinem Bettrand zu balancieren. »Kommt heut noch wer zu Besuch?«

»Nee, die haben ja alle Wichtigeres zu tun.« Wenn er schmollt, sieht er aus wie ein kleiner Junge. »Und Mama war schon da.« Nun gut, also Mama und ich, wir bilden eine verlässliche Basis. Da soll er sich mal nicht beschweren.

Simon ist mein Exfreund, wir kennen uns seit Kindertagen, waren dreieinhalb Jahre zusammen und sind jetzt befreundet. Unsere Trennung war eine üble Geschichte, Simon wollte sich ausprobieren, mich aber nicht verlieren, also hat er sich heimlich ausprobiert. Solange ich nicht wusste, dass er, wann immer sich eine darauf einließ, Sex mit anderen Frauen hatte, hatte er auch kein schlechtes Gewissen. Und das ging erstaunlich lange gut. Na ja, gut ist was anderes … Als ich jedoch eines Tages durch einen dummen Zufall davon erfuhr, brach nicht nur für mich eine Welt zusammen, auch Simon litt furchtbar. Er gab alles zu – was er sicherlich bis heute bereut –, die eigene Schlechtigkeit ließ ihn in Tränen ausbrechen, er stimmte in meine Beschimpfungen ein und schluchzte, er würde das alles bitte bitte wiedergutmachen wollen. Er tat, als wäre er ebenso Opfer des eigenen Charakters geworden wie ich und das kam ihm wohl auch wirklich so vor.

Also trennten wir uns, doch er rief täglich an, schrieb mir lange, jammervolle Entschuldigungsbriefe und erzählte unseren Freunden, was er für ein Arschloch sei und wie leid ihm das alles tue. Fast erwartete ich, dass ich ihn trösten solle. Die ganze Situation war irgendwie pervers. Ich wollte ihn hassen, beschimpfen, verprügeln … aber beschimpf mal jemanden, der wie ein Häuflein Elend vor dir sitzt und zu allem, was du sagst, nickt. Ich wollte einen Gegner, kein Opfer, denn Opfer war ich selbst. Auch gegen meine Rivalin konnte ich meine Wut nicht richten, denn sie tauchte in einer großen Masse von Namen, Handynummern, Wochenendausflügen und »nur guten Freundinnen« unter. Es ging mir entsetzlich.

Simon erzählte mir immer, dass er ein Einzelfall sei, ganz isoliert zu betrachten und alles andere als repräsentativ und allgemeingültig, da er Angst hatte, er hätte meine Beziehung zu Männern für alle Zeit geschädigt. Als ich dann aber irgendwann wieder einen Freund hatte, war der ihm nicht gut genug, er beäugte ihn misstrauisch und war überaus leicht gegen ihn aufzubringen. Damit ging er mir auf die Nerven, aber Simon meint es eigentlich nur gut. Ich würde nie wieder eine Beziehung mit ihm eingehen, das Thema ist vorbei. Simon ist jetzt mein treuer Freund und immer auf meiner Seite.

»War Tamara da?«, frag ich ihn. Er zieht eine Grimasse.

»Nee! Bloß nicht! Woher weißt du denn davon schon wieder?«

»Über die Buschtrommel. Ist Tamara schon wieder vorbei?«

»Da war doch gar nichts!«

Ach, Simon! Wiesbaden ist jetzt nicht soo groß und wenn er mir mal irgendwas nicht erzählt, hör ich es eh irgendwann über ein oder zwei Ecken. Vor allem jetzt, da ich schon so lange nicht mehr seine Freundin bin.

»Also, da war jetzt nichts Nennenswertes«, ergänzt er und ich grinse. Okay. Seit wir uns vor drei Jahren getrennt haben, hatte Simon keine feste Freundin mehr, nur noch Affären. Manchmal denke ich fast, er hat damals tatsächlich mehr Schaden genommen als ich. Aber es gefällt ihm offenbar so, wie es ist.

»Du siehst gut aus«, sagt Simon. Ich lächle. Komplimente soll man ruhig einfach halten. Und immer raus damit! Viele Männer geben sich so viel Mühe, etwas Originelles zu sagen, dass sie es am Ende versauen, wenn sie nicht schon vorher aufgeben. Dabei haben Komplimente eine so positive Auswirkung. Man sollte viel mehr nette Sachen sagen!

»Danke. Du auch!«, sage ich deshalb, obwohl das eigentlich nicht stimmt. Na ja, schlecht schaut Simon jetzt auch nicht aus, aber schon etwas nach Krankenhaus. Ich mustere meine Schuhe, mein Rock ist verrutscht, das nervt. Aber Röcke führen ein Eigenleben, daran kann man sie nicht hindern, das weiß ich mittlerweile, also versuche ich gar nicht, ihn zurechtzurücken.

»Komm doch mal her«, sagt Simon. »Dann zeig ich dir auch SMS von Tamara.« Ich springe sofort auf. Ich weiß, es ist schäbig, aber ich kann nicht anders, Simon bekommt derart absurde SMS und Mails von Verehrerinnen, ich hätte nie gedacht, dass Mädchen solche Dinge schreiben! Viele schicken ihm Brust- und Muschi-Bilder! Würde ich nie machen so was …

»Zeig her!«, fordere ich und setze mich neben ihn aufs Bett. Er tippt in seinem Handy, dann lässt er mich lesen: »Komm vorbei, jederzeit, ich will dich immer und überall!«

»Langweilig!«, krähe ich, obwohl ich das eigentlich gar nicht finde. Simon sucht eine andere.

»Ich wünschte, du wärst hier! Will dich auf mir, in mir, über mir, unter mir spüren.« Schon besser. Mit Liebe zum Detail! Ich lese weiter, mit schlechtem Gewissen. Bin ich froh, dass ich diese Tamara nicht kenne!

»Und das alles nach nur einem Abend?«, frage ich staunend.

»Ja! Und obwohl ich nicht mal geantwortet hab. Und der Sex war auch total schlecht. Sie sah voll scheiße aus, fast hätte ich nicht gekonnt«, sagt Simon. Knallhart. Ich schüttle mich.

»Du bist echt ein Arschloch, Simon«, sage ich dann und meine es ehrlich.

»Ach was, wir haben uns doch lieb«, sagt mein Ex und schmiegt sich an mich. Ich möchte zurückweichen, doch irgendwie fühlt es sich auch gut an. Allzu viel körperliche Nähe hatte ich nicht in letzter Zeit. Eine kleine Umarmung unter Freunden … doch dann sehe ich, dass Simon eine Erektion hat. Und was für eine! Obwohl er sich seitlich verrenkt und die Decke darübergefaltet hat, kann ich es deutlich erkennen. Er kriegt mit, dass ich es gesehen hab und hält mich fest.

»Ich glaub, das kommt von den Medikamenten«, sagt er spitzbübisch lächelnd. »Ich bin hier so unglaublich rollig! Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Ich werde noch wahnsinnig!«

Ich will aufstehen, doch er hält mich fest.

»Süße, ich bin halt ein Mann, das ist meine Natur. Ich lieg hier ja auch schon seit Tagen …«

Was ist denn das für eine dumme Erklärung?

»Ach, ich dachte schon, das hätte mit mir zu tun!«, schnapp ich. Auch nicht viel besser.

»Doch, doch, natürlich hat das mit dir zu tun. Bitte, geh nicht weg.« Simon streichelt liebevoll über meinen Rücken, dann greift er nach meiner Hand. »Könntest du dich da bitte drum kümmern? Bitte?«, flüstert er beschwörerisch. Er legt meine Hand auf die Beule unter der Decke.

»Spinnst du? Mach doch selbst!«

»Komm bitte, Susan, nur mit der Hand, ist doch nichts dabei.«

Ich bin ein Idiot und wie um das unter Beweis zu stellen, streiche ich mit den Fingerspitzen leicht über der Decke über seinen Schwanz.

»Oh ja«, Simon versteift sich, drückt seinen Unterleib gegen meine Hand. Dann zieht er an der Decke, um sie wegzuziehen.

»Nein, nicht, wenn jemand reinkommt!«

»Hier kommt niemand rein, ganz sicher nicht! Die haben schon alles erledigt. Mach dir keine Gedanken!«

Er zieht die Decke weg und ich schließe die Finger um sein Glied. Keine Ahnung, warum ich das mache. Ich kann Simon einfach nichts abschlagen, das war schon immer so.

»Langsam«, sagt er. »Und jetzt etwas schneller.« Ist ja gut. Folgsam werde ich langsamer und schneller. Ich guck mich dabei schon mal nach einem Handtuch um, ich hab ja sicher gleich den Glibber an den Fingern. Ah, auf dem Nachttisch liegen Papiertücher, gut.

»Mach’s mal ganz kurz mit dem Mund, bitte …«, Simon beginnt zu flehen. Keinerlei Schamgefühl … Er ist so ein Egoist. Und ein Bettler! Bestimmt hat er nur so viele Frauen, weil er so lang und penetrant bettelt, bis sie es nicht mehr aushalten und Ja sagen. Wie ich jetzt, langsam nähere ich mich mit meinem Mund seinem Schwanz. Er riecht unangenehm zitronig, nach Krankenhausseife.

»Ja«, stöhnt Simon. Ich lutsche unmotiviert an ihm, eigentlich wollte ich das ja nicht mehr machen. Er schmeckt auch nach Krankenhausseife. Besser, ich mach jetzt gleich mit der Hand weiter … Da geht die Tür auf und eine weißbekittelte Schwester stampft ins Zimmer, bleibt wie angewurzelt stehen und starrt uns mit offenem Mund an. So etwas sieht sie wohl nicht alle Tage. Mit hochrotem Kopf richte ich mich auf, Simon zieht hektisch die Decke über sich. Keiner sagt etwas.

»Ich geh dann mal«, murmle ich nach Stunden des Schweigens und greife nach meiner Jacke. Stocksteif stakse ich an der Schwester vorbei aus dem Zimmer. Das verzeih ich Simon nie! Den nächsten Krankenbesuch kann er vergessen.

Die 2. Todsünde des Sex: Stumpfheit

Wie der junge ELvis

Magda (29), Kommunikationsleiterin, Erfurt über Nino (23), Praktikant, Erfurt

Hand in Hand laufen wir durch den Regen. Ich schließe die Haustür auf und lachend flüchten wir ins Trockene. Nino küsst mich schon im Hausflur wie ein frisch verliebter Teenager. Leider küsst er wirklich wie ein frisch verliebter Teenager, stürmisch rammt er seine Zunge in meinen Mund. Ich warte einen Anstandsmoment, dann schiebe ich ihn weg und ignoriere den Speichelfaden, der sich dabei von meinem Mund zu seinem zieht.

»Lass uns reingehen«, sage ich und tröste mich damit, dass wir uns ja nicht so viel küssen müssen. Nino sieht aus wie der junge Elvis, und es lässt sich bestimmt noch mehr mit ihm anfangen. Das hoffe ich zumindest. Ich ziehe ihn hinter mir her in meine Wohnung.

»Krass«, sagt er, lässt meine Hand los und läuft wie ein unerzogener Hund durch die Zimmer. Ich überlege, ihn zu bitten, seine Schuhe auszuziehen, das ist mir aber zu doof. Jetzt ist es eh zu spät, zähneknirschend betrachte ich die nassgrauen Fußabdrücke auf meinem Teppich. In der Küche suche ich nach Getränken. Neulich war mein Bruder da und ich habe irgendwo Wein vor ihm versteckt. Ich klettere auf einen Stuhl und suche oben auf den Hängeschränken.

»Was machst du da?«, fragt Nino.

»Ach, nichts«, wehre ich ab, während ich hinter verstaubtem Gerümpel nach den Flaschen fahnde. Dabei schubse ich versehentlich ein verstaubtes Tassenset um, das meine Mutter mir zu Weihnachten geschenkt hat und das dort noch halb eingepackt vor sich hin gammelt. Die Tassen rutschen aus der Packung und fallen nacheinander auf die voll gestellte Ablage, wo sie in tausend Scherben zerspringen.

»Fuck«, sagt Nino, als das Klirren abklingt. Sonderlich geistreich ist er ja nicht. Er steht noch immer in der Küchentür, kratzt sich am Bauch und schaut mich an. Groß und unbeholfen sieht er aus, und sofort vergesse ich, dass ich die Tassen umgeworfen habe und nicht er.

»Kannst du mir vielleicht mal helfen?«, fauche ich ungehalten. Bestürzt geht er in die Hocke und pickt in den Scherben herum. Gleich wird er sich verletzen! Ich springe vom Stuhl, greife nach dem Handfeger und drücke Nino diesen in die Hand. Gut, dass er Schuhe anhat. Während er den Fußboden von den Splittern befreit, suche ich weiter nach Alkohol. Mist, ich hätte auch einfach mal dran denken können, etwas einzukaufen, aber der Regen, und es war ja auch nicht geplant, dass ich die Geburtstagsfeier meiner Schwester mit diesem Nino verlasse, der bestimmt sieben Jahre jünger ist als ich und aussieht wie Elvis. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen.

Ich könnte ihn zur Tankstelle schicken, ist aber ziemlich weit … da fällt mir ein, wo ich die Flaschen versteckt hab! Unterm Bett finde ich Sekt und Wein. Immerhin etwas. Im Wohnzimmer stelle ich Musik an, irgendwas das meine Schwester mir mal aufgenommen hat, es soll ja auch Nino gefallen. Der ist mittlerweile hinter mir hergekommen und zieht an mir. Seine Arme schließen sich fest um mich, es fühlt sich gut an. Er sieht wirklich aus wie Elvis und er riecht auch gut. Schon hatte ich vergessen, wie schlecht er küsst, doch innerhalb weniger Sekunden ist mein Kinn feucht. Verdammt, hätte ich ihn schon auf der Party geküsst, hätte ich ihn niemals mitgenommen! Dann wäre ich jetzt noch da, und meine kleine Schwester wäre nicht wütend auf mich. Aber ich habe ja mal wieder überstürzt gehandelt. Geschenkter Gaul und so. Aber jetzt sind wir hier.

»Komm wir gehen ins Bett«, schlage ich vor. Noch ist ja nicht alles verloren.

Folgsam trottet er hinter mir ins Schlafzimmer. Per Fußtritt fege ich ein paar Slips unters Bett und schiebe die zerknüllte Decke an die Wand. Hätte ich gewusst, dass Besuch kommt, hätte ich vielleicht das Bett gemacht.

»Setz dich«, sage ich freundlich und gehe raus, um Wein zu holen. Als ich zurückkomme, sitzt er in Shorts auf meinem Bett. Also nichts mit Geschenkeauspacken, aber sein Körper gefällt mir, muskulös und … braun? Ob er auf die Sonnenbank geht? Oje. Nee, er war sicher gerade im Urlaub, doch ich frag besser nicht nach. Er gefällt sich offensichtlich auch, selbstbewusst schaut er mir entgegen. Prima, dann können wir uns das Geknutsche vorher sparen! Ich zieh mir in hollywoodreifer Geste mein Kleid über den Kopf, stehe in meiner schönsten Unterwäsche vor ihm und schüttle meine Haare. Gut habe ich das gemacht! Er sitzt auf der Bettkante und ich setze mich auf seine Knie, streichle seinen Rücken, beiße in seinen Hals, während er meinen BH-Verschluss öffnet und meine Hüften umfasst. Er fühlt sich wirklich gut an. Fast bedaure ich, nur zehn Finger und einen Mund zu haben, ich hätte Verwendung für mehr. Wir liegen im Bett und sein Schwanz drückt groß und hart gegen meine Hüfte. Gleich wird er sich auf mich legen und … Jajaja.

Da löst er sich von mir und sagt: » Fessel mich!«

Wie jetzt? Verdutzt schaue ich ihn an. Wieso fesseln? Und wieso ihn? Also mich fesseln würde ich ja noch verstehen, aber ihn? Er ist doch der Mann. Meine Güte, habe ich mir hier etwa irgend so einen Perverso geangelt?

»Muss das sein?«, frage ich. »Können wir nicht einfach ganz normal …?«

»Wer weiß, ob wir uns je wiedersehen!«, argumentiert er wenig romantisch, aber schlagkräftig. Da hat er recht. Na gut, meinetwegen, dann fessle ich ihn halt. Vielleicht ist das ja so eine Generationensache, gerade topmodisch, und die Jungs in seinem Alter lassen sich zum Kennenlernen immer erst mal fesseln? Dann will ich dem auch nicht so altbacken im Wege stehen.

»Aber … vielleicht könntest du ja mich fesseln?«, erkundige ich mich trotzdem. Man kann es ja mal versuchen. Und Fesseln ist schließlich Fesseln, da soll er sich nicht so anstellen! Bestimmt bin ich altmodisch, aber gefesselte Frauen im Bett find ich irgendwie besser als gefesselte Männer.

»Nein«, voller Abscheu schüttelt er den Kopf.

Okay, ist ja schon gut, ich steh ja schon auf und hol etwas … Aus meiner Kommodenschublade krame ich zwei Strumpfhosen, mit denen ich seine Handgelenke an die Pfosten binde, die geradezu prädestiniert für solche Spielchen mein Bett säumen. Ist mir vorher nie aufgefallen! Wind, schnür, knot und fertig. Hm, sieht ja schon ganz lecker aus, wie er da so liegt, vielleicht war das Ganze doch keine so schlechte Idee. Ich stell mich aufs Bett, damit er mich sehen kann und entledige mich lasziv meiner Unterhose. Dann krabble ich zu ihm, knie mich breitbeinig hin, greife nach seinem präparierten Schwanz, senke langsam langsam meinen Unterleib … er windet sich lustvoll unter mir. Langsam langsam lasse ich ihn zwischen meine Beine gleiten … Ja, jetzt …

»Fick mich«, sagt er. Ich stutze. Und dann sagt er es noch mal: »Fick mich!«

Also nee, das finde ich jetzt aber wirklich nicht so sexy. »Fick mich«, sag ich vielleicht, er soll so was nicht sagen. Ich hindere ihn, weitere Unflätigkeiten auszustoßen, indem ich meinen Mund auf seinen drücke. Reptilienhaft schnellt seine Zunge vor und wütet in meinem Mund. Erschreckend! Sogar auf dem Rücken liegend küsst er noch hundsmiserabel. Rechts und links läuft ihm der Sabber aus den Mundwinkeln. Mit einem herzhaften »Igitt« richte ich mich wieder auf.

»Was ist denn?«, fragt sein feuchter Mund. Das weiß ich auch nicht so genau. Noch immer halte ich seinen harten Schwanz in der Hand und kauere über ihm. Eine anstrengende Position. Ich mustere sein Elvisgesicht, seine muskulösen festgebundenen Arme, seinen breiten Brustkorb. Gerade will ich mich auf ihn stürzen, da sagt er wieder, etwas quengelig diesmal: »Fick mich! Los, jetzt fick mich!«

Das ist zu viel, er spinnt wohl, hier so rumzuquengeln. Plötzlich weiß ich, was zu tun ist. Ich greife meine Unterhose, knülle sie zusammen und stopfe sie ihm in den feuchten Mund. Dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin! Nino reißt die Augen auf. Egal, ich richte mein Augenmerk auf seinen Schwanz, der noch immer hart ist, und lasse ihn endlich endlich in mich gleiten.

»Hmpf«, macht er, während ich ihn ficke, »hmpf, hmpf.« Klingt gar nicht schlecht! Ich glaub, er findet’s super.

Als ich fertig bin und ihn von Fessel und Knebel befreit habe, bestätigt er mir das. Sofort will er mich wieder küssen, doch ich wehre ab. Nicht, dass er sich noch in mich verliebt!

Erstaunt schaue ich auf die Uhr, wir waren sehr zeiteffizient, es ist noch richtig früh. Bevor Nino hier einen gemeinsamen Fernsehabend oder so was starten will, sollten wir lieber wieder zu der Party meiner Schwester zurückgehen, ich habe jetzt ein schlechtes Gewissen, weil ich einfach gegangen bin.

»Kommst du noch mal mit zur Party?«, frage ich, als Nino es sich gerade gemütlich machen will.

»Ja, gut«, sagt er. Nichts anderes habe ich erwartet. Mit spitzen Lippen pick ich ihm ein Vogelküsschen auf den Mund, drück ihn noch mal herzlich an mich und suche dann mein Kleid, um mich anzuziehen.

Die 3. Todsünde des Sex: Maßlosigkeit

Sexmachine

Friederike (33), Fotografin, Bern über Roman (35), Barmann, Bern

Selbst beim besten aller One-Night-Stands war ich anschließend irgendwie froh, als es vorüber war. Diese Anspannung! Natürlich ist es auch erregend, dich spontan mit jemandem einzulassen, du weißt nicht genau, was dich erwartet, du musst keine Verpflichtungen eingehen, da beiden Seiten – normalerweise – klar ist, dass es hier zuallererst um Sex geht. Wiedersehen, Liebe, Freundschaft sind nicht unbedingt ausgeschlossen, aber erst mal nicht erforderlich. Aber diese Situation muss man auch zu nutzen wissen und ich bin leider immer viel zu nervös, so dass ich mich nicht wirklich entspannen kann. Eigentlich weiß ich mittlerweile, was ich beim Sex will, stehe mir aber mit meiner Nervosität selbst im Weg.

Leider ist es so einfach, einen One-Night-Stand zu kriegen, alles andere ist bedeutend schwieriger. Da ich nicht gerade herausragend schön bin, sondern eher angestrengtes Mittelmaß, treffe ich oft Männer, die gern mit mir ins Bett gehen wollen, aber höchst selten welche, die mehr wollen. Bevor sich mehr entwickeln könnte oder ich Ansprüche an sie stelle, lassen die Männer mich fallen. Eine Erfahrung, die ich niemandem wünsche und ganz sicher nichts, woran man sich gewöhnen kann. Es tut immer weh.

Meine letzte Affäre hat sich über Monate fast jedes zweite Wochenende mit mir getroffen, wir blieben von Freitagnacht bis Sonntag zusammen, trafen uns bei mir oder ihm zu Hause oder in Hotels, schliefen miteinander, gingen spazieren und essen, er war aufmerksam, liebevoll und bemühte sich um mich. Doch jedes verdammte Mal erhielt ich spätestens montagnachmittags eine SMS, in der er sich für die schöne Zeit bedankte und dann betonte, dass er nichts Festes wolle. Dann meldete er sich bis zum nächsten Wochenende nicht mehr. Was für eine Gemeinheit!

Mag ja sein, dass er nichts Festes wollte, aber so eine schäbige Wegschubs-SMS ist nicht gerade ein charmanter Weg, darauf hinzuweisen. Und immer ungefähr derselbe Wortlaut. Fünf Mal. Ich schrieb meist patzig zurück, dass das schon in Ordnung sei. Und dann wartete ich trotzdem auf seine Meldung. Jedes Mal schwor ich mir, ihn nicht mehr zu treffen, wenn er aber kurz vorm Wochenende wieder schrieb, bin ich doch zu ihm gefahren. Selbst schuld, ich weiß, aber ich dachte, schlimmer kann es nicht werden. Schlimmer wurde es auch nicht, aber es dauerte länger.

Bei meinem letzten One-Night-Stand allerdings lief es anders, ich kam gar nicht einmal dazu, nervös zu sein. Er hieß Roman und arbeitete als Barkeeper. Meine Freundinnen und ich haben alle für ihn geschwärmt, er sah ein bisschen aus wie Robbie Williams, als der noch schlank war, doch er hatte eine Freundin, die immer irgendwann nachts in der Bar auftauchte und dann perfekt frisiert, im kurzen Petticoat am Tresen saß und auf ihn wartete. Als Roman mir eines Abends unaufgefordert einen Cocktail hinstellte und beim Bezahlen einfach abwinkte, war ich vor allen Dingen erstaunt. Mit seiner Freundin war es offensichtlich vorbei! Ich fand es schmeichelhaft, dass er sich für mich interessierte und sofort war ich eine leichte Beute. Als letzter Gast blieb ich an der Theke sitzen und wartete auf Roman, während er die Abrechnung machte.

»Kommst du mit zu mir, Baby?«, fragte er lächelnd und schüttelte sich eine dunkle Haarsträhne aus den Augen. Das war nicht nur wenig subtil, das war gestelzt und etwas albern. Dennoch musste ich an mich halten, um nicht sofort begeistert zu bejahen. Stattdessen blies ich nachdenklich gegen meine Ponyfransen, zählte bis fünf und nickte dann zerstreut. »Warum nicht?«

Innerlich bebend, doch äußerlich kühl und gefasst, stieg ich mit Roman in ein Taxi. Die Fahrt war kurz, nur fünf Minuten später standen wir vor seiner Wohnungstür. Er schloss auf, nahm meine Hand und führte mich durch den dunklen Flur ins Wohnzimmer.

»Ich zünd schnell ein paar Kerzen an und so …«

Weg war er. Ich saß allein im Dunkeln und hörte ihn im Badezimmer planschen. Er ließ sich Zeit, also entzündete ich selbst eine Kerze, die vor mir auf dem Sofatisch stand. Meine Augen, die sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten, konnten einen vollgestellten und mit Dekoartikeln überfrachteten Raum ausmachen. An den Wänden knitterten alle möglichen Poster vor sich hin, ich erkannte Motorräder und Russ-Meyer-Motive. Auf jeder freien Fläche standen staubige Totenköpfe, eingerahmte Fotos und Superheldenfiguren. He-Man und Skeletor sahen mit ernstem Blick von einem kleinen Regal über dem Sofa auf mich herab, die anderen kannte ich nicht. Einige, noch originalverpackt, waren in bunten Pappkartons an die Wände gepinnt, was ich besonders schaurig fand.

Da kam Roman wieder, er hatte nur ein Handtuch um die Hüften geknotet und stellte sich vor mir in Pose. Offenbar verbrachte er viel Zeit im Fitness-Studio und wollte jetzt gelobt werden. Er spannte seine Oberarmmuskeln an, lächelte selbstgefällig und sah mich erwartungsvoll an. Fast hätte ich losgeprustet, tat es aber nicht, sondern lächelte irritiert zurück. Roman wechselte die Pose, stand jetzt mit dem Rücken zu mir und blickte sich neckisch über die Schulter. Was tat er da? War das sein Vorspiel? Er erwartete sein Kompliment, aber das ging mir dann doch zu weit. Als ich nichts sagte, löste er das Handtuch, ließ es zu Boden fallen und trat einen Schritt auf mich zu. Sein Schwanz hing halbsteif in Augenhöhe vor meinem Gesicht. Roman legte seine Hand auf meinen Kopf. »Los, blas ihn!«, sagte er.

In pornofilmreifer Geste baute er sich breitbeinig vor mir auf und stützte die Hände in die Hüften. Ich begann die Spitze seines Glieds mit meiner Zunge zu umkreisen, leckte dann seitlich von der Spitze zur Wurzel und langsam wieder zurück, bevor ich ihn in meinen Mund gleiten lassen wollte. Doch er knurrte ungeduldig: »Los, Baby, das kannst du besser! Nimm ihn in den Mund.« Er hielt meinen Kopf fest, stopfte seinen Schwanz hinein und bewegte ruckartig die Hüften vor und zurück, während er »Ja, so ist es richtig, lutsch ihn, gut machst du das« vor sich hin brummte. Ich würgte, Tränen schossen mir in die Augen, auch regten sich erste Zweifel ob der geistigen Brillanz meines Gespielen. Also befreite ich meinen Kopf aus seinem Griff und schubste ihn von mir. Ich blase gut, da bin ich mir sicher. Und es darf durchaus spielerisch masochistische Formen annehmen, aber das hier war mir doch zu plump. Ich hustete und wischte mir über die verlaufene Schminke, während Roman begütigend meinen Kopf tätschelte. Er sah immer noch gut aus, doch mittlerweile war ich mir nicht mehr so sicher, ob es eine so gute Idee gewesen war, ihn zu begleiten.

Roman beugte sich zu mir und küsste mich, drückte mich nach hinten aufs Sofa, so dass ich auf dem Rücken lag. Er zerrte dabei so heftig an meinem Kleid, dass ich Angst bekam, er könne es zerreißen. Und wie sollte ich dann nach Hause kommen?

»Warte!« Ich zog mich schnell aus, während Roman mich fixierte und dabei seinen Schwanz wichste. Warum gebe ich eigentlich so viel Geld für schöne Unterwäsche aus, sie wird ja doch nie gewürdigt? Ich überlegte, was ich Lustiges sagen könnte, um die Situation ein wenig aufzuheitern, doch mir fiel partout nichts ein.

Sobald ich meine Strumpfhose über die Füße gefriemelt hatte, warf er sich wieder auf mich und wütete mit seiner Zunge in meinem Mund. Er begann, meine Brüste zu kneten, in merkwürdigen kreisenden Bewegungen. Es war unangenehm, also hielt ich ihn davon ab. Er nahm das als Zeichen, dass es jetzt an der Zeit sei, meine Beine zu spreizen und sein Gesicht dazwischenzuwühlen. Ich lag stocksteif da. Er hob noch mal seinen Kopf und zwinkerte mir tatsächlich zu, wie ein 70er-Jahre-Pornostar, dann begann er mich schmatzend und saugend zu bearbeiten. Irritiert und mit leichtem Abscheu ließ ich ihn gewähren – nicht die besten Voraussetzungen. Ich stellte mir vor, wie ich vor meinen Freundinnen sein Zwinkern nachspielen würde. Wir würden uns vor Lachen auf dem Boden wälzen. Doch erst mal war ich hier.

Roman spuckte mehrmals auf seine Hand, im Bemühen, so viel Feuchtigkeit wie nur möglich aufzutragen, dann leckte er an mir, als wäre ich eine Eiswaffel. Von nervöser Neugier ergriffen, wartete ich ab. Was würde geschehen? Es war, als würde Roman absichtlich jeden angenehmen Punkt mit der Zunge auslassen, stattdessen saugte er hingebungsvoll an meinen Schamlippen, so dass ich fast Angst bekam, er könne sie verschlucken. Dabei rieb er seine Stirn schmerzhaft an der Stelle, wo meine Klitoris sich vor lauter Angst möglichst weit zurückgezogen hatte. Und stöhnte übertrieben. Wäre es nicht so unangenehm gewesen, hätte ich mit Sicherheit lachen müssen.

»Hör auf, das reicht«, entfuhr es mir, ich packte seine Schultern und zog an ihm.

»Okay, Baby«, er kam hoch, hockte sich über mich und begann wieder, mir seinen Schwanz in den Mund zu schieben.

»Ja«, keuchte er, »gut machst du das.« Er erinnerte mich an eine wild gewordene Version von Rocco Siffredi, dem ich zwar gerne mal zusehe, wie er Prag, Ibiza oder Moskau penetriert, mit dem ich aber nicht unbedingt selbst das Bett teilen möchte. Schicksalsergeben saugte ich an Roman, doch nur um die Sache abzuschließen, denn mittlerweile reichte mir seine Darbietung. Was würde wohl ein Taxi zu mir nach Hause kosten? Ich fand, wir sollten es jetzt dabei belassen. Doch Roman war anderer Meinung, denn er zog mehrmals seinen Schwanz aus meinem Mund, um ihn mir rechts und links gegen das Gesicht zu klatschen. Beim ersten Mal dachte ich, es wäre ein Versehen, doch es gehörte offenbar zu seinem »Liebesspiel«. So würde das ja nie ein Ende finden. Wie kam ich jetzt schnell hier raus?

»Oh, Baby, du bist so gut. Sag, dass du gefickt werden willst!«, stöhnte er plötzlich und verdrehte wild die Augen. Mir schauderte. Das wollte ich wirklich nicht auch noch erleben. Fieberhaft überlegte ich, was ich für eine schlimme Geschlechtskrankheit anführen könnte und wollte gerade zur Erklärung ansetzen, da klackerte ein Schlüssel in der Wohnungstür. Das Licht im Flur wurde angeschaltet. Starr vor Entsetzen verharrte Roman und glotzte wie ein verängstigtes Kaninchen auf die Zimmertür, die nun geöffnet wurde. Perfekt gestylt blickte uns das Mädchen von der Theke entgegen. Ein paar Sekunden war es sehr ruhig, wir alle drei hielten den Atem an. Dann brüllte Romans Freundin – so deutete ich die Situation zumindest – im selben Moment los, in dem Roman zu einer fieberhaften und lächerlichen Entschuldigungssalve ansetzte.

»Du Schwein!« – »Aber Bianka, es ist nicht so, wie es aussieht« – »Ihr Schweine!« »Ich kenn die da gar nicht!« – »Wer ist die Schlampe?« »Ich weiß nicht, wer die da ist!«

Was für eine Trashveranstaltung! So ging es hin und her und ich mittendrin. Bis hierhin war der Abend doch schon wirklich unangenehm genug gewesen, reichte das nicht? Musste das hier jetzt wirklich auch noch passieren? Ganz vorsichtig griff ich nach meinen verstreuten Klamotten und begann mich anzuziehen. Den Blick hatte ich auf den Boden geheftet, wenn ich die beiden nicht ansah, sahen sie mich vielleicht auch nicht mehr. Ich könnte leise rausschleichen ... endlich raus hier. Doch so einfach war es nicht, der Überraschungsgast sprang mir in den Weg und fing an, wüste Beschimpfungen und Verwünschungen auszustoßen. Ihre Stimme überschlug sich vor Hass, wahrscheinlich würde sie mir gleich an den Hals springen.

»Es tut mir leid, das wollte ich nicht«, sagte ich aufrichtig und dann, ebenfalls ehrliche Worte: »Ich bin ich froh, dass du gekommen bist! Ich will nur noch hier raus!« Bianka stutzte einen Moment, den ich nutzte, um mich an ihr vorbei aus der Tür zu schieben und grußlos zu verschwinden.

Die 4. Todsünde des Sex: Berechnung

Ja, Herrschaftszeiten!

Luise (33), Abteilungsleiterin, München über Manolo (35), Unternehmer, München

Eigentlich wollte ich nicht mitkommen, als mich meine Freundinnen Kathrin und Johanna fragten, ob ich am Freitag nach Dienstschluss auf ein Bier in eine Kneipe in der Nähe unserer Firma mitkommen wolle, anschließend könnten wir dann etwas essen gehen und dann ... na ja, man werde sehen, was anliegt. Die beiden wollten mich aufheitern, mich auf andere Gedanken bringen, und das hatte ich tatsächlich nötig.

Ich hatte eine quälende, langwierige Trennung von meinem Freund hinter mir. Zwei Jahre lang hatten wir zusammengelebt und wollten beide nicht akzeptieren, dass uns unsere Liebe einfach abhanden gekommen war. Mal pathetisch, mal verzweifelt hatten wir immer wieder versucht, unser Verhältnis zu retten, mit neuen Hoffnungen, schmerzlichen Rückschlägen, Wut, Enttäuschungen, gegenseitigen Verletzungen und Demütigungen. Das alles lag nun mehr als ein halbes Jahr zurück, und ich hatte mich in dieser Zeit wie besinnungslos in meine Arbeit gestürzt. Wie meine beiden Freundinnen arbeitete ich in einer Münchener Softwarefirma, und es war mir in diesem halben Jahr sogar gelungen, zur Leiterin meiner Abteilung aufzusteigen, was im Übrigen auch mit einer kleinen Gehaltserhöhung verbunden war. Aber mein Privatleben bestand seither allenfalls aus ein paar Kinobesuchen, allein oder mit einer Freundin. Die meisten meiner Münchener Freunde waren aus dem Bekanntenkreis meines Exfreundes und seit unserer Trennung sah ich sie kaum noch.