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Beschreibung

Schmerzexpertise in den Feldern der Gesundheitsversorgung  Schmerz ist ein multidimensionales Phänomen und betrifft Menschen aller Altersstufen und Erkrankungen in jedem Stadium ihres Lebenslaufs. Neben den körperbezogenen Faktoren rücken zunehmend psycho-soziale Faktoren in den Fokus der Schmerzexpert_innen. Sie koordinieren den therapeutischen Prozess, beraten die Patient_innen und ihre Zu- und Angehörigen, fördern ihre Lebensqualität und -gestalten maßgeblich ihre gesundheitliche Versorgung. In ihrer spezifischen Nähe zu Menschen mit Schmerz sind sie die professionellen Fachkräfte für Assessment, Diagnostik, Intervention und Evaluation in einem multiprofessionellen Kontext.  Die insgesamt vier Bände zum Thema orientieren sich am Curriculum der European Pain Federation (EFIC) und verknüpfen u.a. mit Case Reports die interdisziplinären Perspektiven mit den praxisorientierten Erkenntnissen der Herausgeber_innen und Autor_innen aus den verschiedenen Feldern der Schmerztherapie.  Band 2: Schmerz systematisch erfassen und begutachten Das Assessment von Schmerzen ist der erste Schritt im therapeutischen Prozess und der zweite Band der Reihe. Wie der erste Band verweist er auf die Komplexität des Schmerzgeschehens und -erlebens und spricht die unterschiedlichen Perspektiven an. Die Autor_innen beleuchten die Formen der Schmerzeinschätzung wie auch die Besonderheiten unterschiedlicher Patient_innengruppen mit ihren beeinflussenden sozialen Faktoren.

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Nadja Nestler

Andre Ewers

(Hrsg.)

Schmerzassessment

Schmerzexpertise nach dem EFIC-Curriculum

unter Mitarbeit von

Stefanie Berger

Ruth Boche

Christine Dunger

Thomas Fischer

Irmela Gnass

Daniel Hausmann

Andrea Kurz

Sarah Löwe

Paul Nilges

Heike Norda

Axel Schäfer

Dagmar Schäfer

Martin W. Schnell

Nadine Schüßler

Meike Schwermann

Erika Sirsch

Schmerzassessment

Nadja Nestler, Andre Ewers (Hrsg.)

Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Gesundheitsberufe

Sophie Karoline Brandt, Bern; Jutta Berding, Osnabrück; Heidi Höppner, Berlin; Heike Kubat, Feldbach; Christiane Mentrup, Zürich; Sascha Sommer, Bochum; Birgit Stubner, Regensburg; Ursula Walkenhorst, Osnabrück; Claudia Winkelmann, Berlin

Nadja Nestler, Ass.-Prof. Dr., Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU), Salzburg

Andre Ewers, Ass.-Prof., Priv.-Doz., Dr., BScN, MScN, Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU), Salzburg und Universitätsklinikum Salzburg

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

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Hogrefe AG

Lektorat Gesundheitsberufe

z.Hd.: Barbara Müller

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

Schweiz

Tel. +41 31 300 45 00

[email protected]

www.hogrefe.ch

Lektorat: Barbara Müller

Herstellung: Daniel Berger

Umschlagabbildung: Yue, Getty Images

Umschlag: Claude Borer, Riehen

Satz: punktgenau GmbH, Bühl

Format: EPUB

1. Auflage 2023

© 2023 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-96215-3)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-76215-9)

ISBN 978-3-456-86215-6

https://doi.org/10.1024/86215-000

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 DefinitionenAndre Ewers

1.1 Historische Entwicklung der SchmerzerfassungAndre Ewers

1.2 Notwendigkeit einer SchmerzerfassungAndre Ewers

1.3 Subjektivität der SchmerzerfassungErika Sirsch

1.3.1 Schmerz – eine subjektive Erfahrung?

1.3.2 Ein kurzer Abriss zur Historie des Schmerzes

1.3.3 Schmerzeinschätzung in der Lebensspanne aus heutiger Perspektive

1.3.4 Fazit

2 Formen des SchmerzassessmentNadja Nestler

2.1 Selbsteinschätzung von SchmerzenDagmar Schäfer

2.1.1 Grundprinzipien

2.1.2 Ablauf einer Selbsteinschätzung

2.1.3 Instrumente zur Selbsteinschätzung

2.1.4 Fazit

2.2 Fremdeinschätzung von SchmerzenStefanie Berger

2.2.1 Schmerz – Selbst- versus Fremdeinschätzung

2.2.2 Besonderheiten der Fremdeinschätzung von Schmerz

2.2.3 Besonderheiten in der Fremdeinschätzung nach Zielgruppen

2.3 Entscheidungsfindung zur Selbst- und FremdeinschätzungErika Sirsch

2.3.1 Selbsteinschätzung versus Fremdeinschätzung von Schmerz

2.3.2 Schmerzeinschätzung bei Menschen mit kognitiven und Bewusstseinsbeeinträchtigungen

2.3.3 Schmerzerfassung als Mittel der Qualitätssicherung

2.3.4 Schmerzerfassung als Teil der pflegerischen Diagnostik

2.3.5 Unterstützung in der Entscheidungsfindung zur Schmerzeinschätzung

2.3.6 Fazit

2.4 Physiotherapeutisches Assessment als Grundlage des SchmerzmanagementsAxel Schäfer und Andrea Kurz

2.4.1 Clinical Reasoning: Der Prozess der therapeutischen Entscheidungsfindung

2.4.2 Hypothesenkategorien

2.4.3 Die physiotherapeutische Diagnose

2.4.4 Ausgewählte Assessments in der Schmerzphysiotherapie

2.4.5 Fazit

3 Personzentrierung in der SchmerzerfassungNadja Nestler

3.1 Soziale und kulturelle FaktorenMartin W. Schnell

3.2 Schmerzassessment bei älteren MenschenThomas Fischer

3.2.1 Schmerzursachen und Schmerzarten im Alter

3.2.2 Alternstypische Multimorbidität und das Schmerzassessment

3.2.3 Schmerzassessment bei Demenz und Delir

3.2.4 Fazit

3.3 Die Bedeutung der Health Literacy und SelbstmanagementfähigkeitenNadja Nestler

3.3.1 Definitionen

3.3.2 Gesundheitskompetenz und Selbstmanagement als Notwendigkeit für die Schmerzerfassung

3.3.3 Implikationen für die Schmerzerfassung

3.3.4 Fazit

3.4 Psychologisch beeinflussende Faktoren im SchmerzassessmentPaul Nilges

3.4.1 Schmerz ist nicht gleich Fieber

3.4.2 Schmerz und Nozizeption

3.4.3 Brauchbare Schmerzmessung: möglich und nötig

3.4.4 Schmerzerfassung aus Sicht der Betroffenen

3.4.5 Fazit

3.5 Schmerzerfassung aus Sicht von Betroffenen mit chronischen SchmerzenHeike Norda

3.5.1 Dokumentation der chronischen Schmerzen

3.5.2 Schmerzerfassung aus Betroffenensicht

3.5.3 Alternative: Aktivitätentagebuch

3.5.4 Zusammenfassung

4 Schmerzerfassung in unterschiedlichen SettingsAndre Ewers

4.1 Schmerzerfassung nach einer OperationIrmela Gnass

4.1.1 Aufklärung zur postoperativen Phase

4.1.2 Schmerzanamnese

4.1.3 Schmerzeinschätzung

4.1.4 Fazit

4.2 Schmerzerfassung auf der IntensivstationIrmela Gnass

4.2.1 Erkenntnisse zur Schmerzeinschätzung

4.2.2 Schmerz und COVID-19

4.2.3 Fazit

4.3 Schmerzerfassung in der ambulanten und stationären LangzeitpflegeRuth Boche und Sarah Löwe

4.3.1 Die Dimension des Pflegeproblems „Schmerz“ ambulant und stationär

4.3.2 Hauptrisikofaktoren zur Schmerzentstehung im ambulanten Setting

4.3.3 Hauptrisikofaktoren zur Schmerzentstehung in der stationären Langzeitpflege

4.3.4 Koordinationsaufgabe im Schmerzassessment

4.3.5 Fazit

4.4 Schmerzerfassung in der Behindertenbetreuung Nadine Schüßler

4.4.1 Wissen, was weh tun könnte

4.4.2 Menschen mit Einschränkungen des Sprachverständnisses, der Lautsprache oder der kognitiven Leistungsfähigkeit

4.4.3 Unterstützte Kommunikation

4.4.4 Fremderfassungsinstrumente

4.4.5 Reflexionsfragen – ein Stück weiter denken?

4.5 Schmerzerfassung in der ambulanten und stationäre PalliativversorgungMeike Schwermann

4.5.1 Chronisch tumorbedingter Schmerz

4.5.2 Das Total-Pain-Modell

4.5.3 Schmerzerfassung

5 Schmerzassessment als HerausforderungNadja Nestler

5.1 Advanced Nursing Practice im Schmerzmanagement Daniel Hausmann

5.2 Bedeutung für die interprofessionelle ZusammenarbeitNadja Nestler

5.2.1 Pflegerisches Schmerzassessment und Pflegediagnose Schmerz

5.2.2 Bedeutung für die interprofessionelle Zusammenarbeit

5.3 Ethik und SchmerzassessmentChristine Dunger

5.3.1 Assessments zur Erfassung und Einschätzung von Schmerz

5.3.2 Bedeutung von Assessments in der Pflegedokumentation

5.3.3 Güte der Entwicklung und Anwendung von Schmerzassessments

Verzeichnis der Herausgeber_innen und Autor_innen

Sachwortverzeichnis

|9|Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

wir freuen uns Ihnen nun den 2. Band der Buchreihe Schmerzexpertise präsentieren zu dürfen.

Dieser Band widmet sich dem ersten Schritt in der pflegerischen Versorgung von Menschen mit Schmerzen – dem Schmerzassessment.

Inzwischen ist es unstrittig, dass ein Schmerzassessment notwendig ist, um eine effektive und effiziente medikamentöse und nicht-medikamentöse Schmerztherapie durchführen zu können. Zumeist wird jedoch die Schmerzerfassung auf die reine Erhebung der Schmerzintensität reduziert und weitere, für eine sinnvolle Erfassung des Phänomens Schmerz, Faktoren werden außen vorgelassen.

Daher soll in diesem Buch ein breiter Fokus eröffnet werden. Es wird zum einen beschrieben, wie eine Schmerzerfassung in Form einer Selbst- oder Fremdeinschätzung erfolgen sollte und wie eine Entscheidungsfindung für eine Form der Schmerzerfassung herbeigeführt werden kann. Darüber hinaus werden aber auch weitere Aspekte, die für die Schmerzerfassung von Bedeutung sein können, beleuchtet.

So gilt es erst einmal zu definieren, was Schmerzerfassung denn eigentlich ist, wie die Erfassung von Schmerz entstanden ist und welche Faktoren aus historischer Sicht zu beachten sind. Des Weiteren beschreiben die in diesen Band einbezogenen Autor_innen, welche Bedeutung sowohl die jeweilige Zielgruppe für die Schmerzerfassung hat als auch das jeweilige Versorgungssetting.

Zum Abschluss werden zudem besondere Herausforderungen für die Schmerzerfassung beschrieben.

Wir hoffen Ihnen mit diesem Buch einen breiten Fokus auf das Thema Schmerzerfassung zu liefern und wünschen Ihnen eine gute Lektüre.

Ass.-Prof. Dr. Nadja Nestler und Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Andre Ewers

|11|1  Definitionen

Andre Ewers

Schmerz ist seit jeher ein weit verbreitetes und auch in der heutigen Zeit noch gravierendes Problem in allen Bereichen des Gesundheitswesens (Deutsches Netzwerk zur Qualitätsentwicklung in der Pflege [DNQP], 2005; 2020). Es betrifft alle sozialen Schichten, zeigt sich bei Menschen jeden Alters und auf allen ökonomischen Ebenen (Crooks, 2002). Schmerz hat, in Abhängigkeit seiner Ausprägungen, Folgen für die Betroffenen, deren Familie und die gesamte Gesellschaft (Brennan et al., 2007).

Dabei ist Schmerz ein komplexes, individuelles Ereignis, welches sich nur subjektiv erfassen lässt. Diese Subjektivität erfordert es, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Schmerz, schon beginnend bei der Schmerzeinschätzung, einhergehen muss mit dem Verständnis, dass nur die Patientin/ der Patient selbst sagen kann, ob und wie stark seine Schmerzen tatsächlich sind. Aus diesem Grund ist die Selbsteinschätzung der Patientinnen und Patienten, sofern möglich, immer einer Fremdeinschätzung durch andere Personen vorzuziehen. In den folgenden Kapiteln werden die Notwendigkeit sowie die historische Entwicklung einer Schmerzerfassung als auch die Notwendigkeit der Beachtung der Subjektivität für die Schmerzerfassung dargestellt und bilden die Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema in den nachfolgenden Buchabschnitten.

Literatur

Brennan, F., Carr, D. B. & Cousins, M. (2007). Pain Management: A Fundamental Human Right. International Anesthesia Research Society, 105(1), 205–221. Crossref

Crooks, L. K. (2002). Assessing Pain and the Joint Commission Pain Standards. Topics in Emergency Medicine, 24(1), 1–9.

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). (2005). Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten oder tumorbedingten chronischen Schmerzen. Entwicklung – Konsentierung – Implementierung. DNQP.

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege. (2020). Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege. DNQP.

|12|1.1  Historische Entwicklung der Schmerzerfassung

Andre Ewers

Um überhaupt Schmerzen erfassen zu können, ist es erforderlich, sich zunächst dem Begriff „Schmerz“ zu nähern und ihn „fassbar“ zu machen. Was ist Schmerz eigentlich? Wie lässt sich Schmerz definieren? Die International Association for the Study of Pain (IASP) hat bereits im Jahr 1979 eine erste Definition zum Schmerz erarbeitet, die in den medizinischen Berufen viele Jahrzehnte Gültigkeit hatte. Schmerz wird dabei definiert als ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebsschädigung verknüpft ist, oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben werden kann („Pain is an unpleasent sensory and emotional experience associated with actual or potential tissue damage, or described in terms of such damage.“ (IASP, 1979, zitiert in Raja et al., 2020). In den letzten Jahren wurde diese Definition zwar nicht als fehlerhaft oder falsch bewertet, jedoch entstand der Wunsch einer Überarbeitung, um weitere wichtige Aspekte einzubinden. Für die aktuelle Überarbeitung der o. g. Definition entstand ein recht umfänglicher Diskurs in der Fachliteratur (Gnass, 2022). Als Auslöser dieses Diskurses beschreibt die IASP, dass mit der Definition aus dem Jahr 1979 „die Gefahr der Fehlinterpretation in dem Maße bestand, dass Kinder, ältere Menschen und andere Gruppen, die sich nicht verbal äußern können […] von der Definition nicht genügend berücksichtigt wurden.“ (Gnass, 2022, S. 13).

Schmerz wird nach der überarbeiteten Definition von der IASP nun definiert als eine unangenehme sensorische Erfahrung, die mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung verbunden ist oder dieser ähnelt („An unpleasant sensory and emotional experience associated with, or resembling that associated with, actual or potential tissue damage“ [IASP, 2021]). Die IASP ergänzt in Anlehnung an die Ausführungen von Raja et al. (2020) ihre Ausführungen um sechs Punkte, die in Anlehnung an die freie Übersetzung von Gnass (2022) wie folgt dargestellt werden können:

Schmerz ist immer eine persönliche Erfahrung, die in unterschiedlichem Maße von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren beeinflusst wird.

Schmerz und Nozizeption sind unterschiedliche Phänomene. Schmerz lässt sich nicht allein aus der Aktivität der sensorischen Neuronen ableiten.

Durch ihre Lebenserfahrungen lernen Individuen das Konzept des Schmerzes

Der Bericht einer Person über eine Erfahrung als Schmerz sollte respektiert werden.

Obwohl Schmerzen in der Regel eine adaptive Funktion haben, können sie negative Auswirkungen auf die Funktion und das soziale und psychische Wohlbefinden haben.

Die verbale Beschreibung ist nur eine von mehreren Verhaltensweisen, um Schmerzen auszudrücken: die Unfähigkeit zu kommunizieren schließt die Möglichkeit nicht aus, dass ein Mensch Schmerzen erlebt.

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Schmerz als eine Erfahrung verstanden, die nur die Patientin bzw. der Patient selbst schildern kann (Noble et al., 2005). Schmerz galt im Gesundheitswesen über viele Jahrzehnte als ein unabänderliches Schicksal im Rahmen von Behandlungen (z. B. nach Operationen) oder im hohen Lebensalter, auch wenn bereits Beecher (1957) die erste Entwicklung mehrdimensionaler Schmerzassessments zeitlich mit dem Beginn der 1950er Jahre einordnet (Steudter & Bischofberger, 2020). In den 1970er Jahren wurden mit der visuellen Analogskala (Huskisson, 1975) oder dem McGill Schmerzfragebogen (Melzak, 1975) zwei Instrumente entwickelt, die spezifisch auf die Schmerzeinschätzung abzielten (Steudter & Bischofberger, 2020). Heute zeigt sich, dass die Verwendung von Instrumenten zur Schmerzeinschätzung nicht singulär, sondern immer in den Kontext |13|der Versorgungssituation einerseits und andererseits „mit der professionellen Haltung gegenüber dem Erleben von Schmerzuständen eingebettet sein muss“ (Steudter & Bischofberger, 2020, S. 417). Anzumerken ist jedoch, dass nicht alle Instrumente auch für jeden Patienten geeignet sind (siehe Kapitel 2.2 und 2.3)

Bis in die 1990er Jahre hinein, wurde in der professionellen Pflege des deutschsprachigen Raums nur vereinzelt über das Thema Schmerzeinschätzung diskutiert. Zumeist erschöpfte sich der Austausch darüber, dass die Patientinnen und Patienten global zu ihren Schmerzen befragt wurden, ohne, dass ein individuelles Schmerzassessment mit einem geeigneten Instrument und einer darauffolgenden individuellen Schmerztherapie tatsächlich durchgeführt wurde. Mit Beginn der 2000er Jahre hat sich die Schmerzerfassung, nicht nur im klinischen Bereich, sondern auch im ambulanten Sektor, positiv verändert. Diese positiven Veränderungen wurden nicht zuletzt durch die ab dem Jahr 2003 vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege initiierten Expertenstandards in der Pflege zum Thema Schmerz und deren stetigen Überarbeitungen vorangetrieben (DNQP, 2005).

Heutzutage stehen den professionell Pflegenden eine Vielzahl an Instrumenten zur Schmerzeinschätzung zur Verfügung. Dabei müssen diese Instrumente bestimmte Eigenschaften erfüllen, sollen sie für den klinischen Einsatz sinnvoll sein (DNQP, 2020, S. 96; Registered Nurses’ Association of Ontario [RNAO], 2013, S. 23):

Das Instrument muss zuverlässig (reliabel) sein, unabhängig von Zeitpunkt, Setting oder der Person, die die Erfassung durchführt.

Das Instrument muss valide sein, also tatsächlich das Phänomen erfassen, welches es zu erfassen vorgibt (in diesem Fall das Phänomen Schmerz).

Das Instrument muss in der Lage sein, klinisch relevante Veränderungen über die Zeit zu erkennen (veränderungssensibel).

Das Instrument muss einfach und schnell in der Anwendung sein, wenig Zeit für die Schulung benötigen sowie einfach durchzuführen und zu bewerten sein (Praktikabilität).

Wenn möglich, sollte das Instrument unterschiedliche Schmerzformen erfassen.

Ebenso sollten nach den Ausführungen des DNQP (2020, S. 97) in Anlehnung an die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. (2017) im Rahmen des Schmerzassessments folgende Punkte berücksichtigt werden:

Informationen zu vorangegangenen Schmerzsituationen, Begleiterkrankungen sowie zur Schmerzmedikation

Nebenwirkungen der Schmerztherapie, die ggf. durch Schmerzmedikamente induziert wurden

Veränderungen im Verhalten oder in Bezug auf die Bewegungsfähigkeit

Unterscheidung zwischen akuten und chronischen Schmerzen

Dimensionen wie die emotionale Komponente, die evaluativ-kognitive sowie weitere Komponenten, in welchen der Schmerz Ausdruck findet

Faktoren, die stabilisierend als auch jene, die destabilisierend auf die Schmerzsituation der jeweiligen Person wirken.

Im Rahmen des postoperativen Schmerzmanagements empfiehlt das DNQP (2020, S. 100) in Anlehnung an die Ausführungen von Chou et al. (2016), folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Beginn und Muster der Schmerzen

Lokalisation

Schmerzqualität

Schmerzintensität

Verschlimmernde und lindernde Faktoren

bisherige Behandlung

Auswirkungen der Schmerzen auf Funktionsfähigkeit, psychischen Stress und Schlaf

mögliche Barrieren für die Schmerzerfassung

|14|Literatur

Beecher, H. (1957). The measurement of Pain – Prototype for the quantitative study of subjective responses. Pharmacological Reviews, 9, 59–209.

Chouc, R., Gordon, D. B., de Leon-Casasola, O. A., Rosenberg, J. M., Bickler, S., Brennan, T., Carter, T., Cassidy, C. L., Chittenden, E. H., Degenhardt, E., Griffith, S., Manworren, R., McCarberg, B., Montgomery, R., Murphy, J., Perkal, M. F., Suresh, S., Sluka, K., Strassels, S., … Wu, C. L. (2016). American Pain Society (APS). Management of postoperative Pain: A Clinical Practice Guideline From the American Pain Society, the American Society of Regional Anesthesia and Pain Medicine, and the American Society of Anesthesiologists’ Committee on Regional Anesthesia, Executive Committee, and Administrative Council. The Journal of Pain, 17(2), 131–157.

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). (2005). Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten oder tumorbedingten chronischen Schmerzen. DNQP.

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). (2020). Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege. DNQP.

Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. (Hrsg.). (2017). Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgiesyndroms. Zugriff am 28. September 2022 unter https://www.awmf.org/up​loads/tx_szleitlinien/145-004p_S3_Fibromyalgie​syndrom_2017-03-abgelaufen.pdf

Gnass, I. (2022). Phänomen Schmerz. In I.Gnass & E.Sirsch, Die Komplexität des Schmerzes – Schmerzexpertise nach dem EFIC-Curriculum (S. 13–18). Hogrefe. Crossref

Huskisson, E. (1975). Measurement of pain. The Lancet, 2, 1127–1131.

International Association for the Study of Pain (IASP). (1979). Report of subcommittee on taxonomy. Pain, 6, 249–252.

International Association for the Study of Pain (IASP) (Eds.). (2021). IASP Terminology – Definition of Pain. Retrieved 09, 28, 2022 from https://www.iasp-pain.org/resources/terminology/?ItemNumber=1698#Pain

Melzack, R. (1975). The McGill Questionnaire: major properties and scoring methods. Pain, 1(3), 277–299. Crossref

Noble, B., Clark, D., Meldrum, M., ten Have, H., Seymour, J., Winslow, M. & Paz, S. (2005). The Measurement of Pain. Journal of Pain and Symptom Management, 29, 14–21. Crossref

Raja, S. N., Carr, D. B., Cohen, M., Finnerup, N. B., Flor, H., Gibson, S., Keefe, F. J., Mogil, J. S., Ringkamp, M., Sluka, K. A., Song, X.-J., Stevens, B., Sullivan, M. D., Tutelman, P. R., Ushida, T. & Vader, K. (2020). The revides International Association for the Study of Pain definition of pain: concepts, challenges, and compromises. Pain, 161, 1976–1982.

Registered Nurses’ Association of Ontario (RNAO). (2013). Assessment and Management of Pain (3rd ed.). Registered Nurses’ Association of Ontario.

Steudter, E. & Bischofberger, I. (2020). Schmerzerfassung – Instrumente und ihr Nutzen für die Pflege. In B.Reuchenbach &C.Mahler (Hrsg.), Pflegebezogene Assessmentinstrumente – Internationales Handbuch für Pflegeforschung und -praxis (S. 417–440). Hogrefe.

|15|1.2  Notwendigkeit einer Schmerzerfassung

Andre Ewers

Die vorangegangenen Ausführungen machen deutlich, dass die Erfassung von Schmerzen als zentrale Grundlage einer suffizienten Schmerzbehandlung gilt. Ohne Berücksichtigung der o. g. Aspekte kommt es für die Patientinnen und Patienten in einem nicht hinzunehmenden Maße zu einer Unter- oder Überversorgung von Schmerzen (DNQP, 2020).

Eine Unterversorgung von Patientinnen und Patienten durch eine fehlende oder mangelhafte Schmerzerfassung zeigt sich in der Regel durch:

fehlende Gabe von Schmerzmitteln im Sinne einer Fehlbehandlung

Gabe von Schmerzmitteln nur bei Bedarf, obwohl eine dauerhafte Medikation zumindest über einen bestimmten Zeitraum oder darüber hinaus angezeigt wäre

Gabe von nicht indizierten Schmerzmedikamenten, die aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung entweder keine oder nur eine geringe Schmerzreduktion hervorrufen

Gabe von zu niedrig dosierten Schmerzmitteln pro Einzeldosis

Gabe von zu niedrig dosierten Schmerzmitteln über einen Zeitraum von 24 Stunden

Eine Überversorgung von Patientinnen und Patienten durch eine fehlende oder mangelhafte Schmerzerfassung zeigt sich in der Regel durch:

Gabe von mehreren, nicht geeigneten Schmerzmitteln, auch wenn die Berechnung der Einzeldosen stimmig ist

Gabe von zu hoch dosierten Schmerzmitteln pro Einzeldosis

Gabe von zu hoch dosierten Schmerzmitteln über einen Zeitraum von 24 Stunden oder länger.

Sowohl bei einer Unter- als auch bei einer Überversorgung von Schmerzen werden die Schmerzen der Patient_innen nicht reduziert und können ggf. noch verstärkt bzw. verlängert werden. Zudem kann es zu verschiedenen Komplikationen auf physischer wie psychischer Ebene kommen (DNQP, 2020).

Die korrekte Nutzung und Anwendung von Assessmentinstrumenten zur Schmerzerfassung ist eine probate Möglichkeit, den o. g. Punkten entgegenzuwirken. Durch eine kompetente und individuelle Schmerzerfassung mit den zur Schmerzsituation und der jeweiligen Person passenden Assessmentinstrumenten erhält das Behandlungsteam alle notwendigen Informationen, um eine suffiziente Behandlung einleiten bzw. anpassen zu können.

Literatur

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege. (2020). Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege. DNQP.

|16|1.3  Subjektivität der Schmerzerfassung

Erika Sirsch

Schmerzen sind so alt wie die Menschheit – und ebenso lange existieren unterschiedliche Deutungen von Schmerzen und die Optionen der Schmerzerfassung. In diesem Kapitel wird auf die unterschiedliche Bedeutung, die Menschen mit Schmerz diesem zuschreiben eingegangen. Die (Be-) Deutung von Schmerzen im geschichtlichen Verlauf werden in diesem Kapitel in den Blick genommen.

1.3.1  Schmerz – eine subjektive Erfahrung?

Heute, im Jahr 2022 verstehen wir Schmerz in einem bio- psycho- sozialen Modell. Schmerz wird multidimensional betrachtet, er kann sich in sensorisch-diskriminativen, affektiv-motivationalen und kognitiv-evaluativen Dimensionen äußern (Melzack & Wall, 1996). Das erlaubt einerseits, Intensität und Lokalisation des Schmerzes wahrzunehmen. Menschen mit Schmerzen können bspw. auf einer Skala von 0 bis 10 angeben, wie stark der Schmerz ist und wo er gespürt wird. Menschen mit Schmerz können andererseits beschreiben, wie ihre Stimmungen und Emotionen beeinflusst sein können, ob Schmerzen als niederschlagend oder als zerstörerisch erlebt werden. Das Erleben und die Auswirkungen von Schmerzen können kognitiv eingeordnet und bewertet werden (Sirsch et al., 2015). Autorinnen und Autoren wie Snow et al. (2004) beschreiben neben diesen drei Dimensionen auch Auswirkung von Schmerz auf das Verhalten als eine vierte, behavioristische Dimension. Alle vier Dimensionen stehen allerdings nicht allein für sich.

Die unterschiedlichen Dimensionen spielen zusammen und bilden so das gesamte Schmerzerleben. Menschen können z. B. bei Kopfschmerz die Schmerzintensität und auch die Lokalisation spüren, die Beeinträchtigung dadurch bewerten Menschen individuell. Das Verhalten kann dadurch beeinflusst und kognitive Leistungen beeinträchtigt sein. Kopfschmerzen können als zermürbend erlebt werden und Folgehandlungen, wie z. B. das Aufsuchen eines verdunkelten Raums oder eine bewusst eingenommene Schonhaltung können das Ergebnis einer kognitiven Bewertung und Ausdruck der Stimmung im Kontext von Schmerz sein. So kann das Schreiben eines komplexen Textes oder das Ablegen einer Prüfung mit starken Kopfschmerzen schwierig bis unmöglich sein, wie stark diese Beeinträchtigung erlebt wird, hängt auch von der Bedeutung ab, die der Mensch mit Schmerz ihm zumisst.

Aufgrund dieser Multidimensionalität und der jeweils unterschiedlich erlebten Situation werden Schmerzen von jeder Person auch individuell interpretiert (Hadjistavropoulos & Craig, 2002). Diesem Umstand trägt auch der Nationale Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege (DNQP, 2020) Rechnung, indem das individuell akzeptable Schmerzmaß als Interventionsgrenze adressiert wird, denn es gibt nicht für alle Menschen mit Schmerzen eine einheitliche verbindliche Interventionsgrenze. Auch bei Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen werden individuell beobachtbare Verhaltensmerkmale zur Einschätzung von möglichen Schmerzen herangezogen, die unterschiedlich ausgeprägt sein könnten (Deutsche Schmerzgesellschaft  & Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. [DZNE], 2017).

Die (Be-)Deutung von Schmerzen für die Gesellschaft und damit für Menschen mit Schmerz veränderte sich allerdings im historischen Verlauf und damit veränderte sich auch die Erfassung von Schmerz.

1.3.2  Ein kurzer Abriss zur Historie des Schmerzes

Die Betrachtung von Schmerz als körperliches und seelisches Phänomen ist nicht neu. Ein, zugegebenermaßen sehr kurzer, Abriss der Histo|17|rie des Schmerzes soll an dieser Stelle Hinweise auf die unterschiedliche Bedeutung im Laufe der Geschichte geben. Bereits in der mesopotamischen Kultur (ab etwa 3.000 v. Chr.) galt, dass Schmerz durch eine Verletzung hervorgerufen aber auch durch einen Dämon verursacht werden konnte (Seidler & Leven, 2003). In sehr traditionellen Volksgemeinschaften kann die Vorstellung von Schmerz, der durch eine höhere Macht verursacht wird, bis heute erhalten sein.

Bereits im „Archaischen Zeitalter“ im antiken Griechenland wurde Schmerz (etwa 800 v. Chr.) anhand von körperlichen, verhaltensbezogenen, seelischen und kognitiven Aspekten bewertet (Bauer, 1996). Auch die Autoren des Corpus Hippocraticum, einer Sammlung von antiken medizinischen Texten, die zwischen dem 6. Jahrhundert v. Chr. und 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden, wurde Schmerz als körperliches und seelisches Phänomen beschrieben. Es wurde dabei eine medizinische Fachsprache verwendet, die aber nicht stringent zwischen einer Beschwerde und einer Erkrankung differenzierte (Bauer, 1996).

In Rom setzte sich durch den Einfluss des griechischen Arztes Galen (ca 129/131 bis ca 200/215 n. Chr.) die Vorstellung einer Diagnostik durch, die auf den Symptomen: Entzündung: Rubor (Rötung), Calor (Überwärmung), Tumor (Schwellung) und Dolor (Schmerz) beruhte und durch die Functio laesa (Funktionseinschränkung) ergänzt wurde. Diese Symptome haben bis heute, mehr als 2000 Jahre später, immer noch Geltung. Mit der Aufnahme von Schmerz (Dolor) in den Kanon der Diagnostik, wurde er als Symptom einer Erkrankung beschrieben. Umgekehrt wurde die Erfassung des Schmerzes damit Teil einer in Anfängen systematischen Diagnostik.

Heilkunst und die damit einhergehende Diagnostik wurden im Mittelalter in Europa über lange Zeit überwiegend durch kundige Angehörige der Geistlichen Orden ausgeübt. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, wie z. B. Hildegard von Bingen, waren dies Männer. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde mit dem Edikt von Clermont (1130) den Ordensleuten die Fokussierung auf ihre geistlichen Bestimmungen verordnet. Mönchsärzten war es jetzt untersagt, sich als praktische Mediziner zu betätigen. Es erfolgte eine stärkere Ausrichtung der Geistlichkeit auf „barmherzige Pflegetätigkeiten“ (Seidler & Leven, 2003, S. 114); diese ging mit der Entwicklung der wissenschaftlichen Ausbildung von Ärzten an medizinischen Fakultäten an den ersten Universitäten, wie bspw. in Bologna und Montpellier zu Beginn des 13. Jahrhunderts einher (Koch, 2008).

Interessanterweise erlebte die (Be-) Deutung von Schmerz hier eine Wandlung. Schmerz als sinnliches oder seelisches Erleben trat in den Hintergrund, denn: „Der christliche Glaube sah den Schmerz als eine Folge der Vertreibung aus dem Paradies, mit der der Mensch den Krankheiten unterworfen wurde. Gott habe dem Menschen die Heilkunde gegeben, damit er den Leidenden wenigstens etwas Erleichterung bieten könne.“ (Brunsch, 2007, S. 331). Schmerzvermeidung und Linderung konnte in einem gottgefälligen Leben gefunden werden. Schmerz galt als Prüfung, die Menschen hatten den Schmerz auszuhalten und zu überstehen (Le Breton, 2003; Sirsch, 2017). Mit einer solchen Deutung trat eine differenzierte Schmerzdiagnostik oder differenzierte Behandlung in den Hintergrund. Dennoch war Schmerzerfassung und -behandlung im Mittelalter bekannt und kam zur Anwendung (Brunsch, 2007).

Im 17. Jahrhundert, nach dem Ende des 30-jährigen Kriegs, verortete Descartes Schmerz in einem Ursache-Wirkung-Prinzip. Er propagierte die Vorstellung, dass Schmerzen exakt zu diagnostizieren und damit messbar sind. Diese Vorstellung der Messbarkeit hat sich zum Teil bis heute erhalten. Die Homepage der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. hat (Stand 30.08.2022) immer noch einen Eintrag zur Schmerzmessung1. Seit Descartes war damit |18|eine mechanistische Deutung des Schmerzes gültig, die bis zum Ende des 20. Jahrhunderts stark auf die körperlichen Aspekte und ein biomedizinisches Paradigma fokussierte. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts verdanken wir allerdings auch Autoren wie Melzack (1999) die Erkenntnis, dass Schmerzen multidimensional sind. Das biopsychosoziale Modell löste damit zum Ende des 20. Jahrhunderts die bis dahin vorherrschende Vorstellung des streng mechanistischen Ursache–Wirkung Prinzips ab. Allerdings ist diese Sicht auf Schmerz auch im Jahr 2022 immer noch verbreitet. So haben Menschen mit Schmerz häufig immer noch den Wunsch nach dem einen Medikament oder der einer Spritze, die umgehend zu einer Schmerzreduktion führen.

1.3.3  Schmerzeinschätzung in der Lebensspanne aus heutiger Perspektive

Schmerzeinschätzung fokussierte lange Zeit auf der Erfassung der Schmerzintensität auskunftsfähiger Personen. Erst in den letzten Jahrzehnten setzte sich die Vorstellung durch, dass auch frühgeborene Säuglinge oder Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Bewusstseinseinschränkungen ebenso unter Schmerzen leiden, wie Menschen in der Mitte des Lebens ohne kognitive Beeinträchtigungen. Gleichzeitig entbrannte eine Diskussion, ob es ohne Angaben zur Intensität überhaupt möglich ist, Schmerz zu erfassen.

Dazu bedurfte es neben einem geeigneten Instrumentarium vor allem auch eine entsprechende Haltung der Mitarbeitenden der Gesundheitsfachberufe, um Schmerzen zu erfassen und Verhalten oder Schmerzzeichen zu interpretieren.

Für Menschen mit Demenz stehen inzwischen Instrumente zur Beobachtung/ Fremdeinschätzung von Schmerzzeichen zur Verfügung (siehe Kap. 2.3) (Deutsche Schmerzgesellschaft & Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V., 2017). Ebenso liegen inzwischen für Kinder und Säuglinge Instrumente zur Schmerzeinschätzung vor und es werden spezifische Kurse für Pflegefachpersonen angeboten (Gnass et al., 2018). Für frühgeborene Kinder ist die Entwicklung geeigneter Konzepte allerdings noch nicht weit gediehen (Blaß, 2018; Schmitt, 2022) (siehe Kapitel 2.3).

Entscheidend für die Initiierung und Durchführung der Schmerzeinschätzung sind aber immer noch die Überzeugungen und Haltungen der agierenden Mitarbeitenden des Gesundheitssystems. Werden die Symptome von Schmerz nicht erkannt und stehen damit als Grundlage für die Schmerzeinschätzung und Behandlung nicht zur Verfügung, ist eine Schmerzbehandlung gar nicht erst nicht denkbar.

1.3.4  Fazit

Das gesellschaftliche Bild von Schmerz definierte über Jahrhunderte auch immer die individuelle Deutung von Schmerz und damit die der Schmerzerfassung. So machte es das mehr als 300 Jahre alte mechanistische Ursache-Wirkung-Prinzip lange Zeit schwierig, „nicht sichtbare Schmerzen“ von „außen“ zu erkennen. Diese Deutung wirkt bis heute nach, indem das Vorhandensein und das Belastungserleben durch Schmerz bei anderen Personen beurteilt wird und häufig noch auf die „Messung“ der Intensität beschränkt ist. In der Begleitung von Menschen mit Schmerz stellt sich immer noch die Frage: Ist das nun „richtiger“ Schmerz, wenn eine Ursache vorgewiesen werden kann oder handelt es sich „nur“ um seelischen Schmerz? Die Deutungshoheit, was denn nun ein „richtiger“ Schmerz ist, haben häufig Dritte – auch professionelle Akteur_innen der Gesundheitsberufe. Sie nehmen Bewertungen zum Schmerz bei anderen Personen vor, z. B., wenn sie der These anhängen: „Der Gute hälts aus und um den Anderen ist es nicht schad.“ Die Bewertungsmaßstäbe von dritten Personen, wie Pflegende, Physiotherapeut_innen oder |19|Ärzt_innen beruhen auf den durch die Gesellschaft definierten Maßstäben, die sich im Laufe der Historie immer wieder verändert haben. Beispielsweise, was Schmerz ist und welche Belastungs- bzw. Toleranzschwelle akzeptabel ist, ob und wie Beobachtungen anwendbar sind.

Die Definitionshoheit, was Schmerz ist und wie er erfahren wird, sollte aufgrund der Multidimensionalität immer bei der Person liegen, die den Schmerz erlebt. Nur der betroffene Mensch kann eine Beschreibung geben oder Verhalten zeigen, das Rückschlüsse auf den Schmerz zulässt.

Denn auch wenn Schmerzen individuell erlebt und interpretiert werden, gilt immer noch der Grundsatz für alle Akteur_innen: „Schmerz ist immer das, was die Person, die ihn spürt, beschreibt und immer präsent, wenn die Person ihn äußert.“ (McCaffery, 1968). Damit wird jede Diskussion, ob Schmerz nun subjektiv oder objektiv erfasst wird, überflüssig, es gilt die Perspektive der Menschen mit Schmerzen.

Literatur

Bauer, A. W. (1996). Zwischen Symbol und Symptom: Der Schmerz und seine Bedeutung in der Antike. Der Schmerz, 10(4), 169–175. Crossref

Blaß, M. (2018). Das Wissen um den Schmerz bei Frühgeborenen. Schmerz und Schmerzmanagement, 2, 11–14.

Brunsch, S. H. (2007). Schmerzmittel im Mittelalter. Der Schmerz, 21(4), 331–338. Crossref

Deutsche Schmerzgesellschaft (DSG) & Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE). (Hrsg.). (2017). Schmerzassessment bei älteren Menschen in der vollstationären Altenhilfe. Verfügbar unter https://www.awmf.org/up​loads/tx_szleitlinien/145-001l_S3_Schmerz​as​sessment-bei-aelteren-Menschen_in-der-voll​stationaeren_Altenhilfe_2018-02_1-abgelaufen.pdf

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). (2020). Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege. DNQP.

Gnass, I., Galeja, H. & Rettig, M. (2018). Fortbildungskurse zum Schmerzmanagement bei Kindern. Schmerz und Schmerzmanagement, 2, 15–18.

Hadjistavropoulos, T. & Craig, K. D. (2002). A theoretical framework for understanding self-report and observational measures of pain: a communications model. Behaviour Research and Therapy, 40(5), 551–570. Crossref

Koch, H.-A. (2008). Die Universität. Geschichte einer Europäischen Institituíon. Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Le Breton, D. (2003). Schmerz. Eine Kulturgeschichte. diaphanes.

McCaffery, M. (1968). Nursing Practice Theories Related to Cognition, Bodily Pain, and Man-environment Interactions. University of California Students Store.

Melzack, R. & Wall, P. (1996). The Challange of Pain. Penguin Books.

Melzack, R. (1999). From the gate to the neuromatrix. Pain, Suppl., 6, S121–S126.

Schmitt, A. (2022). Der Schmerz der Frühgeborenen – Eine pflegewissenschaftliche qualitative Studie zu Schmerz bei Frühgeborenen an der Grenz der Lebensfähigkeit (Unveröffentlichte Dissertation). Philosophisch-Theologisch Hochschule Vallendar.

Seidler, E. & Leven, K.-H. (2003). Geschichte der Medizin und der Pflege (7. Aufl.). Kohlhammer Verlag.

Sirsch, E. (2017). Schmerz im Alter – Zwischen Mythos und multimodaler Therapie. In S.Sailer-Pfister, I.Proft &H.Brandenburg (Hrsg.), Was heißt schon alt?: Theologische, ethische und pflegewissenschaftliche Perspektiven (S. 151–159). Matthias-Grünewald Verlag.

Sirsch, E., Gnass, I. & Fischer, T. (2015). Diagnostik von Schmerzen im Alter: Perspektiven auf ein multidimensionales Phänomen. Der Schmerz, 29(4), 339–348. Crossref

Snow, A. L., O’Malley, K. J., Cody, M., Kunik, M. E., Ashton, C. M., Beck, C., Bruera, E. & Novy, D. (2004). A conceptual model of pain assessment for noncommunicative persons with dementia. Gerontologist, 44(6), 807–817. Crossref

1

https://www.schmerzgesellschaft.de/patienteninfor​mationen/schmerzdiagnostik/messung-der-schmerz​staerke

|21|2  Formen des Schmerzassessment

Nadja Nestler

Schmerzen sind eine Sinneswahrnehmung des Menschen und bedeuten eine Einschränkung in der Lebensqualität. Daher sollten Schmerzen sowohl in einer akuten Situation wie auch bei chronischen Zuständen eingeschätzt werden, um ihre Folgen zu vermeiden (Deutsches Netzwerk zur Qualitätsentwicklung in der Pflege [DNQP], 2020). Nicht erfasste Akutschmerzen können Komplikationen verursachen wie z. B. eine Thrombose aufgrund schmerzbedingter unzureichender Bewegung oder eine Pneumonie durch ungenügendes tiefes Durchatmen (Boche & Nestler, 2021). Dabei besteht die Gefahr einer Chronifizierung der Schmerzen, wenn Schmerzen ausgehalten und nicht ausreichend behandelt werden. Insbesondere starke postoperative Schmerzen können chronisch postoperative Schmerzen verursachen (Pogatzki-Zahn, 2021).

Ebenfalls besteht die Notwendigkeit chronische Schmerzen zu dokumentieren, um deren Ausmaß und die Bedeutung der Schmerzen für die betroffene Person zu erfassen. Daraus können dann entsprechende Therapiemaßnahmen abgeleitet werden. Ebenfalls bedarf es einer Erfassung von Schmerzen, um das durchgeführte interprofessionelle Schmerzmangement evaluieren zu können (DNQP, 2020).

Pflegende haben in der Erfassung von Schmerzen eine zentrale Funktion durch den häufigen Kontakt zu den Menschen mit Schmerzen und der Möglichkeit der Beobachtung in unterschiedlichsten Situationen, die Schmerzen auslösen oder verstärken können. Daher ist eine regelhafte Erfassung von Schmerzen durch Pflegende sinnvoll (DNQP, 2020).

In den folgenden Kapiteln dieses Buchabschnitts werden die Möglichkeiten und auch Grenzen der Schmerzerfassung beschrieben und eingeordnet. Sowohl die Selbst- wie die Fremdeinschätzung von Schmerzen gehört zum pflegerischen Repertoire. Beide Formen des Schmerzassessments werden beschrieben und die Grundprinzipien unter Beachtung beeinflussender Faktoren sowie akuter und chronischer Schmerzen und dem Einfluss einer stabilen oder instabilen Schmerzsituation dargestellt. Sie erhalten ebenfalls Kenntnis zu möglichen Instrumenten der Selbst- und Fremdeinschätzung.

Ein weiteres Kapitel wird sich mit der Entscheidungsfindung zur Selbst- und Fremdeinschätzung befassen, denn in vielen pflegerischen Situationen muss die Entscheidung getroffen werden, ob eine Selbsteinschätzung durch einen Menschen mit Schmerzen erfolgen kann und ob die Aussage der Betroffenen die tatsächliche Schmerzsituation wiedergibt. Daher bedarf es des Wissens und der Fertigkeiten von Pflegenden die möglichen Wege zur Entscheidungsfindung sowie die Hintergründe und Möglichkeiten zu kennen.

Neben den Pflegenden erfassen auch andere Berufsgruppen Schmerzen, die eng mit den betroffenen Menschen zusammenarbeiten. Insbesondere die Physiotherapeut_innen sind |22|hier zu nennen, die eine auf ihre Fragestellungen und Aufgaben fokussierte Schmerzerfassung durchführen. Um die Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede des berufsgruppenspezifischen Schmerzassessments zu kennen und diese für die Versorgung von Menschen mit Schmerzen nutzbar zu machen, beschäftigt sich das letzte Kapitel dieses Buchabschnitts mit dem physiotherapeutischen Schmerzassessment.

Literatur

Boche, R. & Nestler, N. (2021). Pflegerische Aspekte in der Akutschmerztherapie. Pflegerisches Handeln in der Akutschmerztherapie. In S. M.Freys &E.Pogatzki-Zahn (Hrsg.), Akutschmerztherapie in der operativen Medizin (S. 313–314). De Gruyter.

Deutsches Netzwerk zur Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). (2020). Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege. DNQP.

Pogatzki-Zahn, E. (2021). Systemische Schmerztherapie. Grundsätzliche Aspekte einer medikamentösen postoperativen Schmerztherapie. In S. M.Freys &E.Pogatzki-Zahn (Hrsg.), Akutschmerztherapie in der operativen Medizin (S. 39–44). De Gruyter.

2.1  Selbsteinschätzung von Schmerzen

Dagmar Schäfer

In diesem Kapitel geht es um das Thema der Selbsteinschätzung von Schmerzen durch Patient_innen bzw. Bewohner_innen. Zunächst werden die Grundprinzipien der Selbsteinschätzung von Schmerzen erläutert und die in diesem Kontext relevanten Faktoren, die diese beeinflussen, diskutiert. Hierbei werden sowohl akute als auch chronische Schmerzen, stabile und instabile Schmerzsituationen sowie Menschen unterschiedlichen Alters in den Blick genommen. Zudem werden einige Instrumente zur Selbsteinschätzung vorgestellt und deren Anwendungsmöglichkeiten erläutert.

2.1.1  Grundprinzipien

Wie bereits Melzack und Turk (2001) beschrieben haben, umfasst das Schmerzerleben biologische, psychologische und soziokulturelle Aspekte. Schmerz gilt somit als multidimensionales sowie subjektives Phänomen und so kommt der Selbstauskunft allerhöchste Priorität zu (Registered Nurses’ Association of Ontario [RNAO], 2013) und gilt nach heutigem Wissensstand als „Goldstandard“ (Widemann et al., 2019). Damit eine Selbsteinschätzung gelingen kann, ist eine hohe personale Kompetenz als auch Fachkompetenz der Pflegefachpersonen unabdingbar, um den damit verbundenen Herausforderungen in der Praxis gerecht zu werden. So bedarf es einer hohen Sensibilität und Reflexionsfähigkeit der Pflegefachpersonen, da diverse Kontextfaktoren einen Einfluss auf das Schmerzerleben, den Umgang mit Schmerzen und der Schmerzeinschätzung haben. Letztlich handelt es sich bei der Schmerzeinschätzung um die Grundlage für ein gelingendes Schmerzmanagement, weshalb diesem Aspekt eine hohe Aufmerksamkeit zuteilwerden sollte. Im Folgenden |23|werden Aspekte aufgeführt, die einen Einfluss auf das Schmerzerleben und auf die Einschätzung von Schmerzen haben (European Pain Federation [EFIC], 2019):

soziale, psychologische und kulturelle Faktoren

Alter sowie die jeweilige körperliche Aktivität

Sprache (einschließlich des Sprachgebrauchs, welche Bezeichnung für „Schmerz“ steht)

eigene Werte und Überzeugungen

Health Literacy – Gesundheitskompetenz

medizinische Praxis

Patient_innen und ihre Familien (mit ihren jeweiligen Wünschen, Zielen und ihrer jeweiligen Motivation etc.)

Damit die Selbsteinschätzung der Schmerzen seitens der Patient_innen gelingen kann, ist ein bestehendes Vertrauensverhältnis zwischen den Patient_innen und den Pflegefachpersonen