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Februar 1874: Theodor Fontane und seine Frau Emilie stolpern auf dem Trottoir über die Leiche des Rittmeisters Johann Friedrich von Stepanitz. Gegen den Willen der Kriminalpolizei beginnt Fontane mit eigenen Nachforschungen. Die verzweifelten Liebesbriefe, die sich im Nachlass des Toten finden, deuten auf Eifersucht als Mordmotiv. Doch auch der Bruder des Rittmeisters, ein überall verhasster Publizist, benimmt sich verdächtig. Dann geschieht ein zweiter Mord - mit derselben Waffe ...Weitere Fontane-Krimis in der Reihe: "Altweibersommer. Theodor Fontanes erster Fall", "Hundstage. Theodor Fontane und der Tote im Walzwerk", "Nachsaison. Fontane und die Bettler von Neapel"
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Seitenzahl: 328
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ebook im be.bra verlag, 2015
© der Originalausgabe:
berlin.krimi.verlag im be.bra verlag GmbH
Berlin-Brandenburg, 2015
KulturBrauerei Haus 2
Schönhauser Allee 37, 10435 Berlin
Lektorat: Gabriele Dietz, Berlin
Umschlag: Ansichtssache, Berlin, unter Verwendung eines Gemäldes von Eduard Gärtner, »Der Gendarmenmarkt (Berlin)«, 1857, akg-images, Berlin
(Kunsthandel Seidel u. Sohn KG, Berlin)
ISBN 978-3-8393-6146-7 (epub)
ISBN 978-3-89809-515-0 (print)
www.bebraverlag.de
Kriminalkommissar Aschinger
Herr Bachmann, Verwalter des Gutes der von Stepanitz
Franz Bachmann, sein Sohn
Theodor Fontane, Schriftsteller
Emilie Fontane, seine Frau
Theodor, Mete und Friedrich Fontane, ihre Kinder
Hermann von Mallinckrodt, Abgeordneter der Zentrumspartei
Baron Achim von Mohr und dessen Sohn Achim von Mohr junior
Joseph Maria von Radowitz, hoher Beamter im Auswärtigen Amt
Heinrich von Schleinitz, Königlich Preußischer Generalmajor
Gottlieb Arnulf von Stepanitz, Zuckerrübengutbesitzer bei Küstrin
Annmaria Luisa Josefa von Stepanitz, seine Frau
Johann Friedrich von Stepanitz, Rittmeister a. D., ihr Sohn
Rudolf von Stepanitz, ihr Sohn
Louise von Stepanitz, Ehefrau von Rudolf
Kriminalkommissar Völker, Politische Abteilung
Hermann Freiherr von Wangenheim, Geheimer Regierungsrat, ein Freund Fontanes
Marie von Wangenheim, seine Frau
Kriminalschutzmann Wittlich
Bei Einbruch der Dunkelheit hatte sich der Wind gelegt. Der Schnee fiel nun fast senkrecht und bildete einen dichten Vorhang, durch den nur hier und da der trübe Schein einer Gaslaterne drang. Jedes Geräusch wurde gedämpft, es war beinahe so still wie nachts auf dem Lande.
Theodor Fontane und seine Frau Emilie verließen das Haus ihrer Freunde in der Königin-Augusta-Straße gegen acht. Sie hatten eine Soirée bei den Wangenheims besucht, zu denen der Freiherr und seine Gattin während der Wintermonate bereits für siebzehn Uhr luden, damit ihre Gäste beizeiten wieder aufbrechen konnten. Fontane und Emilie gingen als Erste.
Kaum hatte Fontane seinen Fuß aufs Trottoir gesetzt, zuckte er fröstelnd zusammen. Er schlang seinen Schal enger um den Hals und schlug den Kragen hoch. Emilie hakte sich bei ihm unter, und gemeinsam wandten sie sich nach rechts. Weit und breit war außer ihnen kein Mensch unterwegs. »Seit mehr als zwei Wochen schneit es nun fast ohne Unterlass«, sagte Fontane und drückte den Arm seiner Frau an sich.
»Und halb Berlin liegt mit Influenza im Bett«, fügte Emilie hinzu. »Hüte dich also vor zu langen Spaziergängen.«
»Aber frische Luft ist die beste Medizin.« Fontane wandte seine Aufmerksamkeit einer Gaslaterne auf der gegenüberliegenden Seite des Dammes zu, deren Düsen offenbar verstopft waren, denn das Licht vibrierte hinter den Schnüren aus Schnee; fast war man geneigt zu sagen, es tanze verzweifelt gegen das Verlöschen. Fontanes Blick fuhr den Laternenmast hinab – dann erstarrte er augenblicklich, und seine Finger krallten sich in Emilies Arm. Sie schrie leise auf.
»Aber Théodore!« Wie so oft sprach sie seinen Namen französisch aus, denn das mochte er.
»Dort!« Fontane nickte in Richtung der Gaslaterne. Seine Stimme klang, als habe er eine Halsentzündung, aber das Krächzen war nur eine Folge seines Erschreckens. Emilie schaute hinüber.
»Mein Gott!«, flüsterte sie.
Zu Füßen der Lampe lag ein Mensch.
Das Ehepaar brauchte einige Zeit, um sich zu fassen. Es war unmöglich, den Blick abzuwenden von dem Mann dort drüben, und ebenso unmöglich war es, einen Schritt zu tun. Der Mann lag ausgestreckt auf dem Gehsteig, das Gesicht halb im Schnee versunken; er trug einen schwarzen Mantel, der weiß bestäubt war, schwarze Hosen und schwarze Schuhe. Da er sich nicht rührte, konnte er tot sein, vielleicht aber auch nur bewusstlos. Er war barhäuptig, sein Hut, ebenfalls schwarz, war in den Rinnstein gefallen, und der Schnee setzte alles daran, ihn verschwinden zu lassen. Das Haar des Gestürzten schien hell zu sein, vielleicht blond, aber das war nicht genau zu erkennen.
»Gott, was tun wir?«, fragte Emilie mehr sich selbst als ihren Mann. »Gehen wir zurück zu den Wangenheims? Hammerschmidt ist doch Arzt.«
Fontane nickte.
»Tu das. Ich sehe, ob ich helfen kann.«
»Sei vorsichtig, Théodore!«, beschwor ihn Emilie. Sie entzog ihm ihren Arm und wandte sich dem Haus der Freunde zu. Fontane überquerte die Fahrbahn, ein beklommenes Gefühl in der Brust. Langsam setzte er Schritt vor Schritt, sank bis zum Knöchel ein, spürte seine Füße erkalten. Angst hatte er nicht. Von einem Mann, der auf dem Trottoir zusammengebrochen war, würde kaum eine Gefahr ausgehen. Mitten auf der Fahrbahn warf er einen Blick über die Schulter. Emilie war verschwunden, und die Straße war noch immer menschenleer.
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