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Willkommen in der School of Talents! In diesem Internat haben alle fantastische Fähigkeiten. Sie können sich verwandeln, Tiere verstehen, Wasser beherrschen … so was eben! Band 7 der SPIEGEL-Bestseller-Reihe: Bühne frei für die School of Talents! Alva und ihre Freunde führen ein Theaterstück auf. In der ganzen Schule wird gebastelt, Text gelernt und geprobt. Und nicht nur auf der Bühne ist gerade Mut gefragt. Till hat nämlich ein neues Spiel erfunden und jeden Tag machen mehr Kinder mit. Sie stellen sich gegenseitig spannende Aufgaben, die ihre Talente fordern! Doch plötzlich gibt es Streit auf der Insel. Liegt das etwa an Tills Spiel oder will jemand die Theateraufführung verhindern? SCHOOL OF TALENTS Normaler Unterricht? Fehlanzeige! Chaos? An der Tagesordnung! Geheimnisse lüften und Abenteuer erleben? Aber unbedingt! Weitere Bände von "School of Talents": Erste Stunde: Tierisch laut! Zweite Stunde: Stromausfall! Dritte Stunde: Monster in Sicht! Vierte Stunde: Schulfest im Schneckentempo! Fünfte Stunde: Klassen treffen! Sechste Stunde: Nebelalarm! Noch mehr Abenteuer sind in Vorbereitung! Ein spannendes und lustiges Kinderbuch mit kurzen Kapiteln und vielen Bildern für Mädchen und Jungen ab 8
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Silke Schellhammer
School of Talents
Siebte Stunde: Mutprobe!
Mit Bildern von Simona M. Ceccarelli
Willkommen in der SCHOOL OF TALENTS! In diesem Internat haben alle fantastische Fähigkeiten. Sie können sich verwandeln, Tiere verstehen, Wasser beherrschen ... so was eben!
Bühne frei für Alva und ihre Freunde: Die Schule führt ein Theaterstück auf. Überall wird gebastelt, Text gelernt und geprobt. Und nicht nur auf der Bühne ist gerade Mut gefragt. Till hat nämlich ein neues Spiel erfunden und jeden Tag machen mehr Kinder mit. Sie stellen sich gegenseitig spannende Aufgaben, die ihre Talente fordern! Doch plötzlich gibt es Streit auf der Insel. Liegt das etwa an Tills Spiel oder will jemand die Theateraufführung verhindern?
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„Ist das dein Ernst?“, fragte Till kichernd.
Alva verzog keine Miene und nickte schweigend.
„Mit Klamotten?“, hakte er mit großen Augen nach.
„Ja! Genau so, wie du bist!“
Unglücklich schaute Till zum Springbrunnen, dann wieder zu Alva. „Und in Schuhen?“
„Genau so, wie du bist!“, wiederholte sie und musterte ihn erwartungsvoll.
Ohne weiteren Kommentar drückte Till ihr sein Jo-Jo in die Hand und rannte zum Springbrunnen. Dort schaute er sich kurz um, ob eine Lehrkraft ihn beobachtete, dann sprang er – platsch – in den Brunnen.
„Boah, dieser Pool könnte echt wärmer sein“, japste er, während er die erste Runde im knietiefen Wasser paddelte.
Alva lachte leise vor sich hin, als plötzlich weiße Flöckchen auf sie herabfielen.
Mala stellte sich in Winterjacke, Schal und Bommelmütze neben sie. Über dem Kopf von Alvas Freundin schwebte eine dicke Wolke, aus der Schnee rieselte. „Post für dich“, sagte sie und reichte einen Briefumschlag aus dem kleinen Schneeschauer heraus.
„Der ist feucht“, beschwerte sich Alva und rückte ein Stück ab, weil es ihr aufs T-Shirt schneite.
„Tut mir leid“, antwortete Mala nicht wirklich zerknirscht. „Die Nasenpopel-Prinzessin verlangt das!“
„Na, das ist natürlich was anderes“, räumte Alva nachsichtig ein und fragte: „Treffen wir uns nachher in der Werkstatt?“
Mala nickte. Sie wollten gemeinsam ein neues Puppenhaus für Till bauen. Dessen Talent war es nämlich, zu schrumpfen. Doch das Wieder-groß-Werden klappte nicht immer. Manchmal war er für mehrere Tage klein und lebte dann in einem Puppenhaus, das bei Jonas und ihm im Zimmer stand. Letzte Woche war Till vier Tage am Stück klein geblieben, und dann plötzlich mitten in der Nacht – zack – normale Größe. Sein altes Puppenhaus war mit gigantischem Krachen unter seinem Gewicht zusammengebrochen.
Alva deutete auf Malas Schneeschauer. „Werden wir den Winter auch in der Werkstatt haben?“
„Nein!“, antwortete Mala kichernd. „Bis dahin bin ich KEINE Nasenpopel-Prinzessin!“
Elwin und Vincent kamen aus dem Schlösschen und gingen über den Vorplatz. Till drehte inzwischen seine zweite Runde im Springbrunnen.
„Angst vor tiefem Wasser oder bist du jetzt eine Ente?“, rief Vincent vergnügt.
Bevor Till antworten konnte, meldete sich Mala aus ihrem Schneeschauer: „Elwin! Ich hab Post für dich!“
Während Vincent weiterhin Till beobachtete, kam Elwin auf die Mädchen zu.
„Was soll diese persönliche Schlechtwetterfront hier?“, erkundigte er sich und nahm die klamme Postkarte, die Mala ihm reichte.
„Wir spielen Nasenpopel-Adelige“, antwortete Mala.
„Ihr spielt … WAS?“, fragte Elwin überrascht.
Mala versuchte nicht einmal, ihr Entsetzen über seine Unwissenheit zu tarnen. „Du kennst die Nasenpopel-Prinzessin nicht?“
„Und auch nicht den Nasenpopel-Prinzen?“, wollte Alva wissen. „Wo bist du die letzten Tage gewesen?“
„Offenbar nicht in der Nähe irgendeines Rotz-Königs“, maulte Elwin genervt.
„Nasenpopel-Prinzen“, verbesserte Mala streng und bückte sich, um aus den Flöckchen, die sich zu ihren Füßen angesammelt hatten, eine Kugel zu formen. Sie warf den Schneeball in Richtung Elwin, der geschickt auswich.
Kichernd fing Alva an: „Wenn du keine Nasenpopel-Prinzessin sein möchtest, dann …“
„… läufst du die nächsten drei Stunden im Schneegestöber rum“, sagte Mala vergnügt.
Elwin starrte die beiden verständnislos an. „Gehen wir einfach mal davon aus, dass ich keine Ahnung habe, wovon ihr sprecht!“
„Es ist ein Spiel“, erklärte Alva. „Man stellt sich gegenseitig Aufgaben und wer sie nicht erfüllt, ist die Nasenpopel-Prinzessin.“
Till hatte sein Bad inzwischen beendet und kam mit Vincent zu den anderen rüber. „Oder der Nasenpopel-Prinz. Der ich mal ganz sicher NICHT bin“, stellte er fröhlich fest und schüttelte sich wie ein nasser Hund. Die Tropfen flogen in alle Richtungen.
„He, ich werd ja ganz nass“, beschwerte sich Alva und sprang zur Seite.
„Weißt du, wie egal mir das ist?“, fragte Till grinsend.
Elwin drehte sich zu Mala. „Wer verlangt von dir, dass du es drei Stunden schneien lassen sollst?“
„Lenni. Aber das muss richtig angekündigt werden“, antwortete Mala.
„Schon klar“, erwiderte Elwin. „Man muss also sagen: ‚Wenn du keine Nasenpopel-Prinzessin sein willst, dann …‘“
„VORSICHT!“, riefen Mala, Alva und Till wie aus einem Mund.
Elwin schaute sich verblüfft nach einer möglichen Gefahr um.
„Du darfst den Nasenpopel-Schwur nicht einfach so aussprechen“, weihte Alva ihn ein.
„Warum nicht?“ Elwin musterte sie grinsend. „Wachsen mir sonst Popel AUF der Nase?“
„Könnte optisch eine Verbesserung sein“, zog Till ihn auf.
Sofort blitzte Elwin ihn mit gelben Echsenaugen an. Wo andere nur böse schauten, ließ er gern mal eines seiner Monster aufflackern, in die er sich problemlos verwandeln konnte.
„Nein, keine Popel …“, unterbrach Mala die Kabbelei der beiden, „… du spielst das nur mit einem Menschen, dem du so richtig vertraust. Nehmen wir an, deiner wäre Vinci …“
Vincent schaute nicht besonders glücklich. „Will ich das?“, fragte er unsicher.
„Nur so, zur Erklärung“, beruhigte Mala ihn mit wegwerfender Handbewegung. „Dann könntest du ihm einen Nasenpopel-Auftrag geben.“
Elwin schien zu verstehen. „Ahhh! Und wenn er meine Aufgabe erledigt hat, darf er mich herausfordern?“
„Genau! So geht das dann immer hin und her“, stimmte Alva zu.
Vincent musterte sie stirnrunzelnd. „Und man muss JEDE Aufgabe erfüllen?“
Mala, Till und Alva nickten.
„Egal, welche?“
„Ja, eigentlich schon“, antwortete Till.
„Und wenn Alva etwas total Gefährliches von dir verlangt? Mit brennenden Fackeln zu jonglieren oder so?“, mischte sich Elwin ein.
„Das würde sie nicht“, erklärte Till seelenruhig und Alva fügte nickend hinzu: „Ehrensache! Es darf sich niemand wehtun! Und man muss sich gut überlegen, mit wem man spielt.“
„Hmmm“, fing Elwin an und musterte seinen Freund herausfordernd. „Vincent! Wenn du kein Nasenpopel-Prinz sein willst, dann pflückst du mir zehn Gänseblümchen!“
Die Kinder schauten gespannt zu Vincent. Der rührte sich nicht vom Fleck. Es war ihm anzusehen, dass er überlegte, ob er dieses Spiel wirklich mit Elwin wagen sollte. Ein bisschen unberechenbar war sein bester Freund ja schon. Würde er Unmögliches verlangen?
Alva wusste, was in Vincent vorging. Jemandem so viel Macht über sich zu geben, war nicht leicht. Man konnte nur mit einem Menschen spielen, dem man echt vertraute. Als Till ihr das Spiel vor ein paar Tagen vorgeschlagen hatte, hatte sie auch kurz nachdenken müssen. Und das, obwohl sie Till deutlich weniger Gemeinheiten zutraute als Elwin.
Vincent ließ seinen Freund nicht aus den Augen, als er fragte: „Muss ich was sagen, wenn ich annehme?“
Alva schüttelte den Kopf. „Sobald du Elwin zehn Gänseblümchen gibst, seid ihr im Rennen.“
Vincent nickte fast unmerklich. Dann lief er los, um die Blumen zu pflücken.
„Was passiert, wenn eine Aufgabe nicht erfüllt wird?“, wollte Elwin von den anderen wissen.
„Dann gibt es einen neuen Nasenpopel-Prinzen oder eine Prinzessin!“, erklärte Mala.
Till schüttelte unwillig den Kopf. „Aber darum geht es nicht! Eigentlich möchtest du es ja am Laufen halten.“
Elwin biss nachdenklich auf seiner Lippe herum. „Wie einen Ball, den man so oft wie möglich hin- und herwerfen möchte?“, hakte er nach.
„Ja, genau“, stimmte Alva zu. „Den wirfst du auch nicht so, dass ihn dein Partner überhaupt nicht fangen kann.“
„Spielt man das immer nur zu zweit?“, wollte Elwin weiter wissen.
Alle schauten fragend zu Till. Schließlich hatte er das Spiel erfunden. „Da gibt es … keine besonderen Regeln … denke ich“, sagte er zögerlich und kratzte sich nachdenklich an der Stirn.
Inzwischen war Vincent mit seinen zehn Gänseblümchen wieder da. „Okay“, fing er an und überreichte fast feierlich die Blumen. „Ich vertraue dir, El. Wehe, da kommen brennende Fackeln ins Spiel! Dann bin ich raus!“
„Ehrenmann!“, antwortete Elwin und drehte die Stiele der Gänseblümchen aufgeregt in seiner Hand.
Alva begleitete Till zum Wohnhaus der Jungs. „Ich dachte, das wäre ganz erfrischend so?“, zog sie ihn auf.
„Ja, trockene Klamotten werden echt überbewertet“, bemerkte er grinsend, verschwand aber trotzdem im Haus, um sich umzuziehen.
Alva setzte sich auf einen der Findlinge davor. Sie öffnete den immer noch feuchten Briefumschlag, den ihr Mala gegeben hatte. Der Brief war von ihrem Bruder Carlos.
Till kam in trockenen Klamotten wieder nach draußen. „Was liest du da?“
„Einen Brief von meinem Bruder“, antwortete Alva.
„Und? Alles klar zu Hause?“, erkundigte sich Till und setzte sich auf einen Stein neben Alva.
„Ich glaube ja … solange Strubbeline keine Mitschülerin von Carlos ist.“
„Dein Bruder kennt ein Mädchen, das Strubbeline heißt?“
Alva lachte laut auf. „Ich hoffe nicht! Sie wohnt gerade unter seinem Bett. Schätze, sie ist ein Tier.“
Während sie den Brief zusammenfaltete, beschwerte sie sich: „Und ausgerechnet mein Bruder glaubt, hier würde es nicht mit rechten Dingen zugehen!“
„HIER?“, fragte Till übertrieben entsetzt. „Wo nie etwas Ungewöhnliches passiert?“ Er deutete rüber zur Mensa. Dort überreichte Mala, immer noch in Begleitung ihrer Schneewolke, Niklas eine Postkarte. Der freute sich so sehr, dass die Karte in seinen Händen groß wie eine Plakatwand wurde. Gemeinsam lehnten die beiden das riesige Ding gegen die Wand der Mensa. Selbst Sabita, die hoch oben auf ihrem fliegenden Teppich unterwegs war, konnte problemlos erkennen, dass jemand Niklas Grüße aus Zürich geschickt hatte.
Über dem Dach der Mensa spielten Moritz und Amelie in einer schwebenden Luftblase Fangen. In der Nähe der Turnhalle zischten riesige Farb-Fontänen in den Himmel. Kurz darauf kam ein orangefarben schillerndes Mädchen laut schimpfend um die Ecke. Sie stapfte wütend an drei Giraffen vorbei, die mit ihren langen Hälsen versuchten, zwischen ihren eigenen Beinen durchzuschauen. Eine purzelte um und verwandelte sich während der ungewollten Rolle zurück in einen Jungen.
„Stimmt“, gab Alva schmunzelnd zu. „Nichts auf dieser Insel deutet darauf hin, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. Keine Ahnung, was Carlos da meinen könnte!“
Alva und Till wollten sich auf den Weg zur Werkstatt machen, als Simon aus dem Haus kam. Neben ihm flog sein Pullover, den er sonst eher lässig über den Schultern trug. Simon konnte Dinge schweben lassen. Außerdem – aber das war kein Talent, sondern einfach merkwürdig – nannte er alle nur bei ihrem Nachnamen.
„Schröder! Martens! Lungert ihr grundlos hier rum oder wartet ihr, dass der Sinn eures Lebens vorbeikommt?“, zischte Simon und nestelte am Kragen seines blütenweißen Hemdes. Der Pullover sank nach unten. Simon packte ihn, bevor er auf dem Boden aufkam, und warf ihn sich über die Schulter.
„Grundlos“, entschied Till.
„Na, Simon, kleiner Spaziergang mit der Strickware?“, fragte Alva schmunzelnd und bemerkte mit Blick auf das bunte Seidentuch, das Simon kunstvoll drapiert um den Hals trug: „Du hast dich heute aber rausgeputzt!“
„Erstaunlich, dass euch so etwas auffällt“, antwortete Simon und musterte Tills kurze Hose und das T-Shirt verächtlich. „Und ich bin nicht rausgeputzt, sondern dem Anlass entsprechend gekleidet“, erklärte er dann herablassend.
Alva stellte es sich sehr anstrengend vor, alle immer so abschätzig zu behandeln. „Ah, verstehe! Und welchem Anlass entsprechend hast du dich so rausgeputzt?“
„Wie?“, ereiferte sich Simon. „Ihr wisst es nicht?“
Alva warf Till einen fragenden Seitenblick zu. Der zuckte nur mit den Schultern. „Schätze nein.“
„Heute ist der Tag …“, fing Simon an und klang, als würde er gleich den Weltfrieden verkünden, „… an dem SIE kommt!“
Bevor Alva oder Till fragen mussten, wer SIE denn war, redete er schon weiter.
„Frau Soderbergh! Kurt-Hübner-Preisträgerin! Gewinnerin des Glitzernden Vorhangs! Großartigste Regisseurin der Theaterwelt!“
„Okay … Und was macht SIE hier?“, erkundigte sich Till nur mäßig beeindruckt.
„Sie wird uns beim Theater helfen!“, erklärte Simon.
Das neue Projekt der school of talents war ein Theaterstück. Es wurde von den Kindern selbst geschrieben, gespielt und ausgestattet. Alle konnten sich überlegen, wo sie mitarbeiten wollten.
„Eine berühmte Regisseurin soll uns unterrichten? Müssen wir dann schon wieder unsere Talente verstecken?“, fragte Alva. Denn die meisten Kinder mochten es nicht besonders, wenn außerhalb der school of talents jemand von ihren besonderen Fähigkeiten wusste.
Kopfschüttelnd betrachtete Simon die beiden. „Ihr habt keine Ahnung, oder? Frau Soderbergh ist eine ehemalige Talentierte!“
Alva überhörte seine Beleidigung großzügig. „Ach so, ja dann“, lenkte sie ein.
Ehemalige Talentierte waren Erwachsene, deren besondere Begabung verschwunden war. Dies passierte mit fast allen Talenten. Viele Lehrkräfte an der school of talents waren ehemalige Talentierte. Doch eigentlich sprachen sie nie darüber.
Alva dachte an Direktor Franzen und ihr gemeinsames Geheimnis. Niemand an der school of talents wusste, dass er ihr Onkel war und sein Talent einwandfrei funktionierte. Niemand außer Alva und dem Tierarzt Doktor Rössner, der irgendwie alles über den Schulleiter zu wissen schien.
Till musterte Simon skeptisch. „Eine ehemalige Talentierte? Bist du sicher?“
„Herr Willibald hat es in der Theater-AG erzählt.“ Simon wedelte aufgeregt mit den Händen. „Ich muss jetzt aber weiter!“, behauptete er und eilte in Richtung Schlösschen.
„Dann leitet Herr Willibald das Theaterprojekt gar nicht selbst?“, fragte Alva enttäuscht. Sie mochte den Kunstlehrer richtig gern. Er ließ sie alles ausprobieren und gab tolle Tipps. Außerdem sagte er immer: „Zeichnen ist wie Musik, man muss viel üben und manchmal klingt es einfach schief.“ Inzwischen machte der Kunstunterricht Alva richtig Spaß. Deshalb hatte sie sich auch fürs Kulissenbauen eingetragen.
„In welcher Gruppe bist du denn?“, wollte sie von Till wissen.
Ihr Freund rollte die Augen. „Boah, ich fürchte, ich bin mit Mister Seidentuch bei Schreiben und Regie gelandet.“
„Quatsch!“, widersprach Alva sofort. „Der hat sich ganz sicher für Wichtigste Person auf und hinter der Bühne eingetragen!“
Vor der Schule schoss Rodrigo plötzlich im Sturzflug auf Alva und Till zu. „Wann wolltest du mir Bescheid sagen?“, krächzte die Krähe aufgebracht.
Die Kinder duckten sich erschrocken. „Sag mal, steht dir eine Feder quer?“, schnauzte Alva, als sie sich wieder aufrichtete. „Noch so eine Aktion und du bekommst Flugverbot!“
„Ist das Rodrigo?“, fragte Till.
„Ruhe! Wichtige Themen müssen besprochen werden.“ Die Krähe landete und hackte mit dem Schnabel nach Till.
Der wich einen Schritt zurück. „Was hat er denn?“
„Einen Knall“, antwortete Alva, ohne den Vogel aus den Augen zu lassen. Sie konnte alle Tiere sprechen hören. Doch nur mit Rodrigo, der die Menschensprache verstand, konnte sie sich unterhalten. Was nicht immer das reinste Vergnügen war.
Ihr wütender Blick ließ den Vogel ziemlich kalt. „Ihr führt ein Theaterstück auf … ohne MICH?“, motzte er.
„Ähm … Entschuldigung … ich wusste nicht, dass du dich für eine Rolle interessierst“, verteidigte sich Alva.
Till fragte leise dazwischen: „Wie? Er will im Theaterstück mitspielen?“
Bevor Alva ihm antworten konnte, kreischte Rodrigo aufgebracht: „Natürlich! Ich bin umwerfend auf der Bühne!“ Er warf sich in Pose, spreizte einen Flügel ab und zitierte: „,Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage …‘“
Till versuchte, ernst zu bleiben. „Klingt wichtig. Aber alles, was ich höre, ist krah, krah, krah!“
„BANAUSE! Das war Hamlet!“, schnauzte Rodrigo und flatterte beleidigt davon.
„Warum ist er so sauer?“, fragte Till.