School of Talents 4: Vierte Stunde: Schulfest im Schneckentempo! - Silke Schellhammer - E-Book

School of Talents 4: Vierte Stunde: Schulfest im Schneckentempo! E-Book

Silke Schellhammer

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Beschreibung

Willkommen in der SCHOOL OF TALENTS! In diesem Internat haben alle fantastische Fähigkeiten. Sie können sich verwandeln, Tiere verstehen, Wasser beherrschen ... so was eben! Band 4 der SPIEGEL-Bestseller-Reihe: Das große Schulfest steht kurz bevor! Jonas und sein Vorbereitungsteam wirbeln durch die SCHOOL OF TALENTS, um alles rechtzeitig fertig zu bekommen. Doch auf der Insel passiert Rätselhaftes. Alva könnte schwören, dass sie die langweiligen Unterrichtsstunden von Herrn Bommer schon zum tausendsten Mal erlebt. Warum gibt es in der Mensa jeden Tag Kartoffeln zu essen? Und wieso kommt den Freunden das geheime Gedicht so bekannt vor? Hat das irgendwie mit dem Fest zu tun oder spielt hier ein Talent verrückt? SCHOOL OF TALENTS Normaler Unterricht? Fehlanzeige! Chaos? An der Tagesordnung! Geheimnisse lüften und Abenteuer erleben? Aber unbedingt! Weitere Bände von "School of Talents": Erste Stunde: Tierisch laut! Zweite Stunde: Stromausfall! Dritte Stunde: Monster in Sicht! Vierte Stunde: Schulfest im Schneckentempo! Fünfte Stunde: Klassen treffen! Sechste Stunde: Nebelalarm! Siebte Stunde: Mutprobe! Noch mehr Abenteuer sind in Vorbereitung! Ein spannendes und lustiges Kinderbuch mit kurzen Kapiteln und vielen Bildern für Mädchen und Jungen ab 8

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Silke Schellhammer

School of Talents

Vierte Stunde: Schulfest im Schneckentempo!

Mit Bildern von Simona M. Ceccarelli

Willkommen in der SCHOOL OF TALENTS! In diesem Internat haben alle fantastische Fähigkeiten. Sie können sich verwandeln, Tiere verstehen, Wasser beherrschen ... so was eben!

Das große Schulfest steht kurz bevor! Doch auf der Insel passiert Rätselhaftes. Es gibt jeden Tag Kartoffeln und diese langweilige Schulstunde über Planeten hat Alva sicher schon hundertmal erlebt! Und wieso geht Tills Uhr ständig nach?

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Personenvorstellung

Viten

Eilig hüpfte Alva die Treppe in ihrem Wohnhaus nach unten. Mist! Sie war schon viel zu spät dran. Dabei hatte sie Mala und Lenni versprochen, beim heutigen Fußballtraining zuzuschauen.

Sie rannte den schmalen Gang an der Garderobe vorbei Richtung Haustür. Verdutzt schaute sie über ihre Schulter. Lag da im Postkörbchen nicht ein Umschlag mit der krakeligen Handschrift ihres Bruders? Sie ging die paar Schritte zurück. Und ja, wirklich, der oberste Brief war an sie adressiert. Juhuuu! Post von zu Hause! Freudig schnappte sie sich den Umschlag und spurtete weiter.

Noch im Gehen öffnete sie den Brief, zog ungeduldig das Papier heraus und begann zu lesen.

Grinsend steckte Alva den Brief zurück in den Umschlag. Ihre Mutter hatte also bemerkt, dass ihr kleiner, süßer Wonneproppen gar nicht so brav war, wie alle gedacht hatten. Wenn Mama wüsste, dass Alvas Bruder schon immer staatenbildende Insekten in seinem Zimmer gezüchtet hatte, würde sie ausflippen. Und falls sie jetzt auch noch sein Böller-betriebenes Geländefahrzeug unterm Bett entdeckte …

Plötzlich tönte eine anklagende Stimme aus der Wiese neben Alva:

„Mamaaaaa, Declivi hat mich angespuckt!“

Und sofort erklang eine zweite, wenig einsichtige Stimme:

„Gar nicht! Ich hab nur geübt!“

Alva beugte sich nach vorne und suchte zwischen den Halmen nach den zankenden Insekten. Sie entdeckte drei Heuschrecken. Eine davon war deutlich größer und offenbar auch vernünftiger. Sie ermahnte gerade die zwei Kleineren:

„Schluss jetzt! Wir üben nicht spucken, sondern zirpen. Lass mal hören, Declivi!“

Manchmal fand Alva es schon ziemlich cool, Tiere zu verstehen. Wie jetzt, als sie die Einzige war, die mitbekam, dass sich Insektenkinder auch stritten. Eine der kleineren Heuschrecken vollführte fast einen Kopfstand und schlug mit den Hinterbeinen gegen ihre Flügel. Dabei entstand ein zögerlich zirpendes Geräusch. Die andere Heuschrecke rief vorlaut:

„Haha! Total schlecht, oder?“

Beleidigt beschwerte sich Declivi:

„Dann mach’s doch besser, du blöde Larve!“

Auf einmal stand Jonas neben Alva. „Na, was berichtet der Wiesenfunk denn heute Spannendes?“, erkundigte er sich.

„Heuschrecken streiten sich und Zirpen ist anstrengender als gedacht“, informierte ihn Alva, während sie sich aufrichtete. Dabei bemerkte sie die hellblauen und lilafarbenen Federn, die aus Jonas’ Haar rausblitzten. „Und bei dir? Immer noch wilde Experimente mit der Frisur?“, fragte sie ihren Freund.

Jonas’ Miene verfinsterte sich augenblicklich. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Und das wird wohl auch so bleiben“, brummte er missmutig.

„Was? Warum?“, wollte Alva wissen und erklärte schnell: „Ich hab den anderen versprochen, heute beim Fußballtraining zuzuschauen. Kannst du’s mir auf dem Weg dahin erzählen?“

Dabei zeigte sie in Richtung des Fußballplatzes hinter der Turnhalle. Jonas nickte zustimmend und Alva kam zu ihrer Frage zurück: „Also, nicht dass ich das hier …“, sie deutete auf Jonas’ Haar, „… nicht total putzig finde. Aber warum wird es so bleiben?“

„Weil ich mein Talent irgendwie überhaupt nicht mehr im Griff habe“, beschwerte sich Jonas, zog sein T-Shirt nach oben und entblößte seinen bunt gefiederten Bauch.

„Komm, das wird schon“, tröstete Alva. Schließlich ging es allen an der SCHOOL OF TALENTS ähnlich. Jedes Kind ärgerte sich hier mal über sein Talent, das einfach nicht so wollte wie man selbst.

Sie gingen weiter. Jonas riss ein paar lange Grashalme aus und fragte schlecht gelaunt: „Hast du schon gehört, wer unser Sonnensystem-Projekt betreut?“

„Nein, wer?“, hakte Alva misstrauisch nach.

Jonas half ihr auf die Sprünge. „Der schlimmste Lehrer des Universums mit der größten Vollklatsche! Na, wer fällt uns da spontan ein?“, fragte er lauernd.

„NEIN!“, rief Alva ungläubig. „Das kann doch nicht sein!“

Und nachdem Jonas nur wütend genickt hatte, vergewisserte sie sich unsicher: „Echt jetzt? Fähnchen-Bommer?“

Jonas brummte: „Träumchen, oder?“

„Warum denn der?“ Alva schüttelte den Kopf. Der unbeliebte Lehrer hatte versucht, Elwin von der Schule werfen zu lassen. Und zwar vollkommen zu Unrecht.

Jonas zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Du kennst ja Direktor Franzen.“

Alva unterdrückte ein kurzes Lachen. Ja, sie kannte den Schulleiter wirklich. Besser, als alle hier vermuten würden. Denn er war ihr Onkel. Lange Zeit hatte sie ihn für eine wortkarge Spaßbremse gehalten. Bis er ihr von seiner Schule erzählt hatte. Und dass er Gedanken lesen konnte. Zuerst fand Alva das viel spannender, als Tiere zu verstehen. Doch wollte man wirklich immer wissen, was andere von einem dachten? Deshalb verstand sie, dass Onkel Thomas seine besondere Fähigkeit lieber geheim hielt. Keines der Kinder an der Schule wusste vom Talent des etwas gefürchteten, aber auch verehrten Schulleiters.

Alva lauschte Jonas, der gerade Direktor Franzens tiefe, ruhige Stimme nachahmte: „Ohne zweite Chancen würden wir niemandem die Möglichkeit zugestehen, Fehler zu machen.“

„Na super, nur weil er der gerechteste Mensch der Welt ist, haben wir jetzt Fähnchen-Bommer an der Backe?“, stöhnte Alva genervt.

Noch bevor Alva und Jonas das Spielfeld sehen konnten, hörten sie bereits lautes Johlen, Rufen und Klatschen.

„Wow! Sogar mit Fans! Seit wann ist Fußball hier soooo wichtig?“, wunderte sich Alva.

Jonas kratzte sich nachdenklich am Kopf. Eine kleine pinke Feder trudelte aus seinem Haar langsam zu Boden. „Immer, wenn es um diesen POKAL geht, drehen sie alle durch!“, erklärte er.

Alva warf ihm einen erstaunten Seitenblick zu. „Und du bist kein Freund des Pokals, weil …?“

„Eigentlich ist er mir egal, aber uns läuft die Zeit davon!“, schimpfte Jonas los.

Alva verstand, was er meinte. Jonas organisierte zusammen mit Ben und Paul das Schulfest. Ein Spektakel, auf das alle Bewohnerinnen und Bewohner der Insel schon gespannt warteten.

Jonas kickte missmutig ein Steinchen vom Weg. „Und jetzt hängt Ben ständig auf dem Fußballfeld rum!“, beschwerte er sich.

„Er ist ja auch der Kapitän der Schulmannschaft, oder?“, vergewisserte sich Alva.

Jonas schnaubte. „Schon, aber das Schulfest findet am Samstag statt und bis zu diesem Fußballspiel ist es noch ewig hin!“, beschwerte er sich.

Alva konnte kaum glauben, dass ein Fußballspiel gegen Kinder einer anderen Schule geplant war. „Wissen die denn über uns Bescheid?“, erkundigte sie sich.

„Nein, wo denkst du hin!“, winkte Jonas entsetzt ab.

Niemand wusste, dass die SCHOOL OF TALENTS keine ganz gewöhnliche Schule war. Hier flogen Kinder durch die Lüfte, sie verwandelten sich in echte Tiere und Monster, oder ihnen wuchsen wie Jonas zwischen den Haaren bunte Federn. Das war alles total in Ordnung. Nur außerhalb der Insel durfte niemand wissen, welche wundersamen Talente es hier gab. Deshalb war Geheimhaltung so wichtig.

Alva deutete im Vorbeigehen auf Malas riesigen Eisberg, der neben der Turnhalle langsam vor sich hin schmolz. „Und wenn plötzlich so was auf dem Spielfeld auftaucht?“

„Da lassen wir Elwin einfach zweimal dagegen pusten, und weg ist er!“, antwortete Jonas grinsend.

Alva stellte sich die entsetzten Gesichter des anderen Fußballteams vor. „Ja, klar! So ein feuerspuckender Drache sorgt ja auch kein bisschen für Aufregung“, entgegnete sie kichernd.

Jonas blickte über seine Schulter nach hinten zum Eisberg und meinte: „Eigentlich schade, dass er so steil ist, sonst könnte man darauf toll rodeln!“

Alva schaute ebenfalls zurück. „Ja, das wäre echt super. Und stell dir mal vor, das Eis hätte auch noch Geschmack. Wie cool wäre das denn?“

Jonas sah sie überrascht von der Seite an. „Berg flacher, Eis mit Geschmack“, wiederholte er langsam und flüsterte: „Das ist genial!“

Er zog einen kleinen, zerknitterten Block und einen Mini-Stummelbleistift aus seiner hinteren Hosentasche und kritzelte schnell etwas darauf.

Alva beobachtete ihn grinsend. „Ist das für das Schulfest? Hab ich dir eine Idee geliefert?“, fragte sie aufgeregt.

Jonas steckte Block und Stift in die Hosentasche zurück und meinte nur: „Vielleicht!“

Inzwischen waren sie am Fußballfeld hinter der Turnhalle angekommen. Die Kinder auf dem Platz trugen rote und blaue Mannschaftsbänder. Frau Lupinski mit Trillerpfeife um den Hals war die Schiedsrichterin.

Alva erspähte Fritzi, ihre Mitbewohnerin. Sie joggte entspannt an der Seitenlinie entlang. Alva winkte ihr scheu zu. Und tatsächlich hob Fritzi ebenfalls kurz die Hand.

Dann spurtete Ben, der in ihrer Mannschaft war, mit dem Ball an ihr vorbei. Er trug auch beim Fußballspiel seine Isolierhandschuhe, da er unfassbar hohe Stromstärken mit seinen Händen produzieren konnte. Fritzi rannte mit nach vorne zum gegnerischen Tor. Dort hüpfte Till aufgeregt hin und her. Er rief Sabita, seiner Abwehrspielerin, etwas zu und deutete nach vorne.

Ben schoss den Ball treffsicher zu einem Jungen mit halblangem blondem Haar und einer Cap.

Sabita rannte auf den Jungen zu. Er umspielte sie blitzschnell und stand plötzlich allein direkt vorm Tor. Till kam ihm entgegen und rief wild Kommandos in seine etwas kopflose Abwehr. Weitere Spielerinnen und Spieler versuchten, dem Jungen den Ball abzunehmen. Doch der war wahnsinnig flink. Alva reckte den Kopf, da sie in dem ganzen Tumult nichts mehr erkennen konnte. Dann erklang ein Schrei: „NEIIINNN!“

Ein lauter Pfiff schrillte über das Feld. Frau Lupinski spurtete zu dem Kinderknäuel, das sich langsam auflöste. Niemand lag am Boden. Keiner war verletzt. Doch der Junge, der kurz davor gewesen war, ein Tor zu schießen, stand mit in die Seiten gestützten Händen da und schrie in den Himmel: „SCHIEBUNG! Du bist sooooo GEMEIN!“

Erst jetzt entdeckte Alva Sabita, die grinsend mit dem Ball in ihren Händen über Tills Tor schwebte. Ein paar Kinder der roten Mannschaft kicherten, was den Jungen nur noch mehr aufregte. „Der wäre reingegangen. Hundertprozentig!“, schimpfte er und stampfte wütend mit dem Fuß auf.

Frau Lupinski zückte die Gelbe Karte und hielt sie dem schwebenden Mädchen entgegen. „Grober Regelverstoß! Handspiel und … unerlaubtes Fliegen!“, erklärte sie und befahl: „Komm sofort runter!“

Sabita landete, ließ den Ball fallen und ging wortlos an dem Jungen vorbei.

„Mach das nicht noch mal“, brüllte er ihr mit hochrotem Kopf hinterher.

„Elfmeter für Team Blau“, entschied Frau Lupinski.

Der Junge lief an, schoss, und Till hielt. Das Publikum applaudierte. Team Rot brach in Jubel aus.

Das Spiel ging weiter. Der Junge dribbelte erneut auf Tills Tor zu. Dieses Mal ließ Sabita sich nicht austricksen und nahm ihm den Ball fair ab. Sie trieb das Leder schnell über das Spielfeld zum gegnerischen Tor. Der Junge raste hinter ihr her, war aber ein bisschen langsamer. Der Abstand zwischen den beiden wuchs. Bevor sie ihm entwischte, griff er nach ihrem Trikot und bremste sie damit ab.

„HEY! LASSDAS“, schrie Sabita, riss sich los und flog ein kleines Stück. Vielleicht war es auch ein echt weiter Sprung. Alva war sich nicht ganz sicher. Doch der Junge brüllte sofort: „DA! Sie macht es schon wieder!“

Frau Lupinski pfiff ab. „Leute! Fair bleiben“, ermahnte die Lehrerin die beiden Krawallnudeln.

„Sagen Sie das ihr!“, beschwerte sich der Junge lautstark. „Sie fliegt die ganze Zeit!“

„Gar nicht!“, verteidigte sich Sabita. „Das kommt dir nur so vor, weil du lahm wie eine Schnecke bist!“

Für diesen Kommentar kassierte sie einen bösen Blick der Lehrerin. „Sabita, du hast schon eine Gelbe Karte“, erinnerte Frau Lupinski sie.

Das Spiel ging weiter. Der Junge verlor erneut einen Zweikampf gegen Sabita. Sie grinste ihn an und streckte, als Frau Lupinski nicht hinschaute, ihre Zeigefinger wie Schneckenfühler am Kopf nach oben.

„Selber Lahmschnecke“, motzte der Junge und kassierte dafür prompt auch eine Gelbe Karte. Wütend kickte er in den Rasen, dass die Erde nur so in alle Richtungen flog.

„Wer ist denn Sabitas Fan?“, wollte Alva von Jonas wissen.

„Das ist Felix. Und der spielt eigentlich echt gut“, erklärte Jonas und applaudierte, da Team Blau ein Tor geschossen hatte.

Verbissen versuchte die rote Mannschaft aufzuholen. Es waren nur noch wenige Minuten zu spielen. Sabita, die eigentlich in der Verteidigung spielte, erkämpfte sich den Ball und raste, ohne nach rechts oder links zu schauen, auf das gegnerische Tor zu. Sie war wirklich sehr schnell.

Felix heftete sich sofort an ihre Fersen. Das Publikum johlte und feuerte beide Teammitglieder an. Alva biss sich vor Spannung auf die Unterlippe.

Lola, die für die blaue Mannschaft im Tor stand, hielt die Hände nach oben und sprang aufgeregt hin und her.

Mit einem großen Sprung trat Felix in Richtung Sabita. Vielleicht wollte er den Ball treffen. Oder ihr doch ein Bein stellen. So genau ließ sich das nicht erkennen. Er grätschte in ihren Lauf, rutschte dabei aus und schlitterte noch ein Stück. Sabita riss es von ihren Beinen. Sie schrie laut auf, während sie fiel.

Entsetzt schlug sich Alva die Hand vor den Mund und murmelte: „Oh nein!“

Unter den Fans wurde es still. Niemand redete. Nichts passierte. Alle starrten auf Sabita, die regungslos auf dem Boden lag. Für einen Moment fühlte es sich an, als würde die Zeit stillstehen.

Erst nach und nach setzte das Gemurmel des Publikums ein. Auf dem Feld kreischte ein Spieler von Team Rot wie eine Sirene: „FOUL! FOUL! FOUL!“ Frau Lupinski spurtete zu der verletzten Schülerin. Doch Ben kniete schon neben Sabita. Alva konnte sehen, dass er mit ihr redete und sie auch antwortete.

Langsam, wie in Zeitlupe, rollte Sabita auf den Rücken. Felix, der ein Stück weiter geschlittert war, rappelte sich hoch. Er schwankte, als würde er gleich wieder umfallen.

„Boah“, entfuhr es Alva, und erst jetzt merkte sie, dass sie vor Schreck die Luft angehalten hatte. Sie atmete prustend aus.

Felix hinkte rüber zu Sabita. Kaum sah Ben ihn heranhumpeln, schrie er: „Du Torfnase! Du hast sie einfach umgemäht!“

Frau Lupinski schickte eines der Kinder los, um die Schulärztin zu holen. Felix humpelte etwas abseits nervös hin und her. Ben raste auf ihn zu. „Blutgrätsche? Ernsthaft? Bläst bei dir der Föhn durch?“, schrie der Kapitän der Mannschaft außer sich. Frau Lupinski warf ihm einen strengen Blick zu. Doch Ben ließ nicht locker. „Ich glaub, es hackt! Wir spielen fair, du Holzfäller!“, schnauzte er weiter.

„Ben, es reicht!“, befahl die Lehrerin. Dann musterte sie Felix und fragte: „Hast du dich verletzt?“

Er schüttelte wortlos den Kopf.

Die meisten Spielerinnen und Spieler blieben in Grüppchen auf dem Feld stehen und unterhielten sich leise. Alva sah, wie Ben erneut auf Felix zustapfte. Zwar hatte er seine Handschuhe noch an, aber er wirkte so wütend, als würde er gleich Funken schlagen. Ben griff Felix am Arm, der erschrocken zusammenzuckte. Oder hatte er doch einen kleinen Stromschlag bekommen?

„Hast du das gesehen?“, fragte sie Jonas neben sich. Er nickte und meinte: „Ja, wahrscheinlich leuchtet Felix gleich wie eine Glühbirne!“ Doch es passierte nichts weiter. Ben redete nur leise auf Felix ein.

Till kam auf Alva und Jonas zu. Ein Stück weiter warf Fritzi Elwin, der mit dem Ballnetz am Spielfeldrand stand, den Fußball zu. Plötzlich breitete sich ein stotterndes Geräusch in Alvas Kopf aus.

Es fühlte sich an, als würde ihr Gehirn stolpern und dann … kurz aussetzen. Sie war wie versteinert. Auch Till sah aus, als verharrte er mitten im Schritt. Der Ball, den Fritzi Elwin zugeworfen hatte, hing regungslos in der Luft. Keines der Kinder um sie herum bewegte sich. Sie waren zu einem Standbild geworden. Innerhalb eines Wimpernschlags verschwand die Starre wieder. Alles war wie immer, und doch kam es Alva so vor, als wäre etwas Merkwürdiges passiert. Sie schauderte leicht und murmelte: „Was war denn das?“

Jonas musterte sie kurz. „Was?“, fragte er.

Alva zeigte auf den Ball, den Elwin inzwischen gefangen hatte. „Ich hätte wetten können, dass der gerade in der Luft stehen geblieben ist“, behauptete sie.

Jonas zuckte nur mit den Schultern. „Kann schon sein“, erklärte er und zeigte auf einen schwarzhaarigen Jungen auf dem Spielfeld. „Wahrscheinlich einer von Simons tollen Streichen. Du weißt doch, der kann Dinge durch Gedankenkraft bewegen“, erinnerte er Alva.

Sie nickte langsam. Konnte Simon wirklich so viele Bewegungen gleichzeitig stoppen? Unsicher schaute sie sich um, bevor Till sie aus ihren Gedanken riss: „Na, worüber grübelst du so angestrengt nach?“

Alva schüttelte den Kopf. „Ach, gar nichts“, antwortete sie. Fritzi ging an ihr vorbei.

„Du hast super gespielt“, lobte Alva.

Ihre Mitbewohnerin blieb stehen und lächelte schüchtern. „Danke!“, antwortete sie, musterte Alva herausfordernd und fragte: „Wie viel Ahnung hast du von Fußball?“

„Keine“, gab Alva lachend zu und deutete auf die vielen Grasflecken auf Fritzis Sporthose. „Aber das sieht nach echt großem Einsatz aus.“

Till musterte Alvas Mitbewohnerin fragend. „Hast du gesehen, ob Felix den Ball gespielt hat?“

Fritzi zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Leider konnte ich das nicht erkennen.“

„Aus keiner Perspektive?“, hakte Alva überrascht nach, denn Fritzi konnte durch die Augen anderer sehen.

„Weißt du, wie es ist, mit sooo vielen Bildern im Kopf Fußball zu spielen?“, murrte ihre Mitbewohnerin.

Alva zählte zusammen. Alle Teammitglieder, das Publikum, Frau Lupinski …

„Unübersichtlich?“, schlug sie vor und fragte: „Wie triffst du bei der Bilderflut überhaupt den Ball?“

„Geht schon“, murmelte Fritzi fahrig. Etwas auf dem Spielfeld schien sie abzulenken. Alva schaute ebenfalls rüber. Eine Frau mit rotem, hochgestecktem Haar beugte sich über Sabita.

„Das ist unsere Schulärztin“, erklärte Till, bevor Alva sich danach erkundigen konnte.

Nach einer kurzen Untersuchung half die Ärztin Sabita auf und führte sie vom Feld. Hinter ihnen humpelte Felix. Mala und Lenni kamen zu den Freunden.

Alva fragte: „Hat Felix sich auch verletzt?“

Ben, der genau in diesem Moment an ihnen vorbeiging, blieb stehen. „Das ist doch total egal! Diese Stinksocke hat unsere beste Spielerin übelst gefoult.“

Jonas legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. „Ja, aber er hat es doch nicht mit Absicht gemacht, oder?“, vergewisserte er sich.

Statt einer Antwort schnaubte Ben nur ungläubig.

Jonas hob auf einmal den Arm und winkte ganz aufgeregt. „Schau mal, Ben, da ist ja Lotte!“, bemerkte er freudig.

Alva sah ein Mädchen mit leuchtend grünem Haar, das ebenfalls grüßend die Hand hob, die Richtung änderte und auf sie zukam.

„Ist mir da was entgangen?“, erkundigte sich Mala überrascht.

„Du meinst, weil hier gerade jemandem so viel Aufregung aus den Poren sprudelt?“, hakte Till lachend nach.

„Ihr seid doof“, zischte Jonas und stupste Ben an. „Sag doch auch mal was!“, flüsterte er, und der andere Schulfestplaner nickte wie auf Knopfdruck und wiederholte: „Ihr seid doof!“

Doch kaum stand Lotte neben den beiden Jungs aus dem Festkomitee, grinsten sie wie Honigkuchenpferde. Ben räusperte sich, kurz bevor er „Hal-lo!“ stammelte. Jonas konzentrierte sich einfach nur darauf, rot und röter zu werden.

„Hi“, grüßte Lotte. Ihre Haut war strahlend blau und ihre Augen leuchteten im gleichen Dunkelgrün wie ihr Haar. Alva versuchte, die Farbwandlerin nicht fasziniert anzustarren. Doch das war fast unmöglich.

Jonas schien sich wieder gefangen zu haben. „Erinnerst du dich an neulich?“, fragte er und machte eine bedeutungsvolle Pause.

Lotte nickte. „Klar! Ich glaube, das funktioniert“, sagte sie nur und lächelte verschwörerisch. „Wie wäre es mit einer Probe?“, fragte sie und griff kurz entschlossen nach Alvas Hand. Die zuckte erschrocken zurück.

Doch Lotte meinte nur: „Alles gut! Es passiert nichts Wildes!“ Dann schloss die Farbwandlerin die Augen und atmete tief durch. Ihr Griff wurde ein bisschen fester, dann wieder lockerer.

„Seht mal“, flüsterte Alva fasziniert und starrte auf ihre Fingerspitzen. Sie guckten zwischen Lottes Händen raus und verfärbten sich langsam.

Die Farbwandlerin ließ sie los. Alvas ganze Hand war dunkelblau und glitzerte.

„Boah, Wahnsinn“, meinte Alva. Es sah toll aus. Sie wurde ganz kribbelig und fragte: „Kannst du auch Muster?“

„Ja klar!“, meinte Lotte lachend und nahm wieder Alvas Hand. Kurze Zeit später schoben sich dunkel- und hellblaue Streifen an ihrem Arm entlang.

Alva zog den Kragen ihres T-Shirts ein Stück weg und sah an ihrem Oberkörper runter.

Wie cool war das denn? Sie war am ganzen Körper gestreift!

Ende der Leseprobe