School of Talents 2: Zweite Stunde: Stromausfall! - Silke Schellhammer - E-Book

School of Talents 2: Zweite Stunde: Stromausfall! E-Book

Silke Schellhammer

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Beschreibung

Willkommen in der SCHOOL OF TALENTS! In diesem Internat haben alle fantastische Fähigkeiten. Sie können sich verwandeln, Tiere verstehen, Wasser beherrschen ... so was eben! Band 2: Filmfieber in der SCHOOL OF TALENTS! Das Internat veranstaltet einen Filmwettbewerb und alle setzen ihre phänomenalen Talente ein, um die tollsten Szenen zu drehen. Alvas Freund Jonas will unbedingt gewinnen. Doch seltsame Stromausfälle bringen den großen Premieren-Abend in Gefahr. Wer steckt dahinter? Und kann die geheimnisvolle Anzeigetafel den Freunden dabei helfen, Licht ins Dunkel zu bringen? SCHOOL OF TALENTS Normaler Unterricht? Fehlanzeige! Chaos? An der Tagesordnung! Geheimnisse lüften und Abenteuer erleben? Aber unbedingt! Ein spannendes und lustiges Kinderbuch mit kurzen Kapiteln und vielen Bildern für Mädchen und Jungen ab 8

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Silke Schellhammer

School of Talents

Zweite Stunde: Stromausfall!

Mit Bildern von Simona M. Ceccarelli

Willkommen in der SCHOOL OF TALENTS! In diesem Internat haben alle fantastische Fähigkeiten. Sie können sich verwandeln, Tiere verstehen, Wasser beherrschen ... so was eben!

Alvas neue Schule veranstaltet einen Filmwettbewerb. Alle setzen ihre phänomenalen Talente ein, um die tollsten Szenen zu drehen. Doch seltsame Stromausfälle bringen die große Filmnacht in Gefahr. Kann die rätselhafte Infotafel Alva und ihren Freunden dabei helfen, Licht ins Dunkel zu bringen?

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Leseprobe

Alva lag im Bett und kuschelte sich in ihre Bettdecke. Aufgeregt öffnete sie den Brief von ihrem Bruder, den sie heute Vormittag bekommen hatte. Im Schein der Leselampe faltete sie das Briefpapier auseinander und … starrte überrascht auf das Blatt. War das sein Ernst?

Carlos’ Schrift war nie einfach zu lesen. Aber das hier? Hieroglyphen wären leichter zu entziffern.

Mühsam kämpfte Alva sich durch den Buchstabensalat.

Okay! Das erklärte zumindest dieses Chaos auf dem Blatt. Aber warum schrieb Carlos heimlich?

Grinsend schaute Alva auf und blinzelte ein paar Mal. Dieses Gekrakel war schwer zu lesen, aber die Vorstellung, wie ihr kleiner Bruder ihren Vater zur Verzweiflung brachte, war sehr lustig!

Irritiert hob Alva den Kopf und rümpfte die Nase. Irgendwie stank es in ihrem Zimmer nach Mist. Oh nein, war das etwa ihre Jeans? Das konnte doch gar nicht sein. Sie war heute Nachmittag beim Talenttraining nicht mal im Stall gewesen, sondern nur draußen bei den Koppeln.

Seit ein paar Wochen besuchte Alva die SCHOOL OF TALENTS. Hier hatte jedes Kind eine ungewöhnliche Begabung. Manche konnten sich verwandeln, durch Wände gehen, ihre Körpergröße verändern … so was eben. Alva konnte Tiere reden hören, oder vielleicht auch denken hören. Da war sich niemand wirklich sicher.

Dafür gab es hier das Fach Talenttraining. Dort lernten alle, ihre Fähigkeiten zu steuern, was mal mehr und mal weniger gut funktionierte. Bei Alva eher weniger gut.

Alva seufzte. In ihrem Zimmer roch es nicht nur nach Bauernhof, es war auch tierisch laut. So laut, dass sie es kaum schaffte, sich auf den Brief zu konzentrieren. Vor ihrem Zimmerfenster tummelten sich jede Menge Tiere in der Dämmerung. Und Alva konnte sie alle verstehen. Sie wusste, dass die Fledermäuse um die Wette flogen, ein Igel vor sich hin jammerte,weil er sich verlaufen hatte, und die Siebenschläfer eine rauschende Party feierten, weil sie den Nussvorrat eines Eichhörnchens gefunden hatten.

Manchmal schaffte es Alva inzwischen mit großer Anstrengung, einzelne Stimmen in ihrem Kopf leiser zu kriegen.

Doch da draußen war einfach zu viel los.

Leider bestand Alvas Mitbewohnerin Friederike darauf, dass das Fenster geöffnet blieb. Alva hörte, wie sie im Nachbarbett eine Seite in ihrem Buch umblätterte und leise vor sich hin kicherte.

„Ist dein Buch lustig?“, fragte Alva. Lachen war sonst eher nicht so Friederikes Ding.

„Hmm“, brummte Friederike statt einer Antwort und zog die Bettdecke über die Schulter.

Alva presste die Lippen aufeinander und bereute, überhaupt etwas gesagt zu haben. Friederikes Brummeln zeigte mehr als deutlich, dass sie keine Lust hatte, sich mit Alva zu unterhalten. Ihre Mitbewohnerin und sie hatten sich von der ersten Minute an nicht leiden können. Deshalb herrschte meistens Funkstille zwischen ihnen.

Alva las ihren Brief weiter.

Onkel Thomas war der Bruder ihrer Mutter, aber auch der Direktor der SCHOOL OF TALENTS. Hier nannten ihn alle Direktor Franzen. Er hatte Alva angeboten, an die Schule zu kommen, damit sie lernen konnte, ihre Fähigkeiten zu steuern.

Alvas Ziel war es, keine Tiere mehr zu hören. Eigentlich hatte sie nur drei Wochen bleiben wollen, doch ein Talent zu beherrschen war ziemlich kniffelig. Also hatte sie verlängert.

Und manchmal war sie sich nicht mehr sicher, ob sie überhaupt wieder gehen wollte. Tagsüber fand sie es ziemlich lustig hier. Doch abends wäre sie viel, viel lieber in ihrem Zimmer zu Hause bei ihrer Familie. Onkel Thomas zählte da nicht wirklich, der war eben eher der Schulleiter.

Trotzdem wollte sie natürlich wissen, was Carlos über ihren Onkel erfahren hatte. Sie suchte die Stelle im Text, um weiterzulesen.

Zack!

Plötzlich ging das Licht aus. Im Zimmer wurde es dunkel.

„Was soll denn das schon wieder?“, murrte Friederike aus dem Nachbarbett.

„Ich war’s nicht!“, beeilte sich Alva zu sagen.

„Hab ich auch nicht behauptet“, antwortete Friederike sofort genervt.

Da hörten sie die Hauslehrerin Frau Molina von draußen rufen: „Mädchen! Mädchen! Kommt bitte alle aus euren Zimmern, aber pronto. Keine Panik! Wir haben nur einen Stromausfall.“

„Wie soll man wegen etwas Panik bekommen, das ständig passiert?“, murmelte Friederike.

Alva gab ihr insgeheim recht. Stromausfälle waren zurzeit fast an der Tagesordnung. Sie hatte sich schon total daran gewöhnt, dass es plötzlich dunkel wurde.

Friederike öffnete die Zimmertür. Das Licht von Frau Molinas Taschenlampe aus dem Flur reichte Alva, um ihren Hoodie am Fußende des Betts zu entdecken. Sie schnappte ihn sich und steckte Carlos’ Brief in die Bauchtasche.

Leises Gemurmel empfing sie auf dem Flur. Alva kannte zwar alle Mädchen aus ihrem Wohnhaus, doch im Dämmerlicht war es schwer, sie zu erkennen.

„Keine bewegt sich!“, rief auf einmal ein Mädchen vor Alva. „Ich glaube, Tabea hat sich verwandelt!“

„In was?“, fragte Alva leise, als plötzlich etwas Kaltes über ihren Fuß kroch. Sie biss sich auf die Zunge, um nicht laut loszukreischen. „Sie tut dir nichts. Das ist Tabea. Sie tut dir nichts“, flüsterte sie leise vor sich hin.

„Iiiiiiih“, gellte ein Schrei etwas weiter hinten durch die Dunkelheit. „Frau Molina, Frau Molina, da war etwas Ekeliges an meinem Bein!“

Alva sah den Schatten eines Mädchens rumhüpfen. Und auch andere unterdrückten erschrockene Laute oder schüttelten sich angeekelt.

„He, bleibt stehen, das ist Tabea“, schimpfte das Mädchen vor Alva.

Am Ende des Gangs schwenkte Frau Molina ihre Taschenlampe wild hin und her.

„Wenn da mal nicht gleich ein Flugzeug landet, hab ich keinen Plan, was sie von uns will“, hörte Alva Mala hinter sich flüstern. Kichernd schob sie sich zu ihrer Freundin durch.

„Silenzio, meine lieben Mädchen“, rief Frau Molina. Das hieß „Ruhe“ und war italienisch. Frau Molina redete ständig in zwei Sprachen. Alva hatte sich daran fast schon gewöhnt. „Niemand tritt auf die Schlange. Nehmt sie bitte hoch!“, befahl die Lehrerin.

„Dazu müssten wir sie erst mal sehen“, brummte Mala.

„Kann sich mal jemand in ein riesiges Glühwürmchen verwandeln?“, rief eines der Mädchen.

Sofort zuckten kleine Funken über den Flur.

„Nein, Martha, nicht!“, hörte man wieder Frau Molinas Stimme. „Keine Feuerbälle schmeißen. Das ist zu gefährlich.“

Mala bückte sich und versuchte, die riesige Schlange hochzuheben, die sich mittlerweile fast durch den ganzen Raum schlängelte. „Meine Güte, Tabea, bist du schwer!“, stöhnte sie.

Alva blieb nichts anderes übrig, als mit anzupacken. Sie fand Schlangen echt unheimlich und hatte Angst vor ihnen. Und obwohl Alva sich ständig sagte, dass das hier keine echte Riesenanakonda war, ekelte sie sich total und hoffte, Tabea würde sich ganz schnell wieder zurückverwandeln.

Da erklang erneut Frau Molinas Stimme. „Ich rufe eure Namen und ihr meldet euch!“, erklärte sie den Schülerinnen auf dem Gang.

„Aber pronto, bitte!“, rief eines der Mädchen. „Tabea wiegt fast eine Tonne!“

„Also, leise sein. Allora, beginnen wir: Mala Bamadio!“

„Hier!“, rief Mala durch den Flur.

„Ist das nicht merkwürdig?“, flüsterte Alva leise in Malas Richtung, während um sie herum „Hier“ gerufen wurde. „Der wie vielte Stromausfall ist das eigentlich?“

„Der vierte in zwei Wochen“, antwortete Mala.

Alva schüttelte den Kopf. „Ist das früher schon passiert?“ Mala war schon viel länger auf der SCHOOL OF TALENTS als Alva.

Anstelle von Mala hörte Alva Lenni, Malas Zimmernachbarin, antworten: „Also ich kann mich nicht erinnern.“

Und auch Mala meinte: „Noch nie, seit ich hier bin.“

„Tabea Reinhard“, rief Frau Molina.

Stille.

„Tabea Reinhard?“, wiederholte die Lehrerin.

„Hier!“, hörte Alva ein Mädchen direkt vor sich rufen.

Alva musste sich beherrschen, nicht augenblicklich das Vieh in ihren Händen loszulassen. Wenn Tabea dort vorne stand, wen hielten sie dann fest?

Mala bemerkte offenbar ihre Verwunderung. „Emma hat für Tabea geantwortet, du Heldin“, kicherte sie.

„Sicher?“, fragte Alva.

„Ah, schön, die Schlange lässt für sich sprechen. Danke, Emma“, bemerkte auch Frau Molina und rief den nächsten Namen der Liste auf.

„Alva Schröder?“

„Hier!“, sagte Alva laut.

Neben ihr fragte Mala: „Sollten wir für solche Fälle nicht Taschenlampen in unseren Zimmern haben?“

„Schon, aber die meisten waren doch kaputt und mussten repariert werden“, wisperte Lenni.

„Ich habe gehört, dass alle Taschenlampen von der Insel verschwunden sind“, flüsterte eines der anderen Mädchen.

Das alles war irgendwie sehr merkwürdig.

Frau Molina führte die Mädchen über die Treppe nach unten in den Gemeinschaftsraum. Dort warteten schon die anderen, die ihre Zimmer im Erdgeschoss hatten. Alva war froh, als sie endlich die Schlange loslassen konnte. Tabea kroch hinüber zum Sofa und kringelte sich zusammen.

Emma und Pia holten die Kiste mit den Kerzen raus. Alva stellte die Teelichter in kleine Gläser und reichte sie weiter an Mala, die sie anzündete. Pia ließ die Teelichter in den Gläsern durch den Raum fliegen. Nach und nach wurde es heller.

„No, mia cara ragazza! Nicht die Gläser fliegen lassen. Alles schön mit der Hand verteilen“, wurden sie von Frau Molina ermahnt.

Alva fiel ein Mädchen auf, das vor dem Schrank stand und einen flackernden Basketball in den Händen hielt.

„Was macht sie da?“, fragte Alva Mala und reichte ihr die nächste Kerze.

„Nele? Die kann Dinge zum Leuchten bringen“, erklärte Mala und zündete das Teelicht an.

Alva beobachtete Nele. Sie kannte den verzweifelten Ausdruck im Gesicht des Mädchens nur zu gut. Das eigene Talent zu steuern fühlte sich an, wie in einen Apfel zu beißen, der im Wasser schwamm, ohne die Hände zu benutzen. Kaum berührte man ihn, flutschte er weg.

Der Ball in den Händen des Mädchens flackerte stärker, leuchtete für zwei Sekunden hell auf.

„Hey! Nele, du machst uns ja Konkurrenz“, bemerkte Mala lachend.

Das war zu viel Aufmerksamkeit. Sofort wurde der Ball wieder dunkel.

Da schlängelte Tabea herbei und umfasste die Streichholzschachtel mit ihrer Schwanzspitze. Dabei zischelte sie etwas, was sich fast wie „Helfen“ anhörte.

„Es wäre eine große Hilfe, wenn du dich das nächste Mal nicht so schwer machst! Blindschleiche wäre in Ordnung. Oder ein anderes handlicheres Format“, brummte Lenni. Tabea zischte nur.

Am anderen Ende des Tisches jonglierte Martha mit kleinen Feuerbällen. Amelie umschloss die Feuerbälle mit großen Blubbern, die wie Seifenblasen aussahen und schweben konnten.

Fasziniert beobachtete Alva, wie die drei Leuchtkugeln durch den Raum flogen. Es sah wunderschön aus!

Da platzte eine der Blasen direkt über dem Sofa. Der Feuerball fiel nach unten auf zwei Bücher, die in Flammen aufgingen.

„Feuer!“, rief eines der Mädchen. Doch bevor Frau Molina reagieren konnte, hatte Mala eine kleine Wolke losgeschickt, die es über dem Sofa regnen ließ.

„Okay – kein Feuer mehr!“, meldete das Mädchen und begutachtete die durchnässten, angekokelten Bücher.

Es klopfte an der Tür.

„Avanti“, antwortete Frau Molina. Die Tür öffnete sich. Ein Lichtstrahl fiel herein, der strahlender war als alle Kerzen im Raum zusammen. Augenblicklich war das ganze Zimmer hell erleuchtet. Die Mädchen mussten die Augen zusammenkneifen, bis sie sich an das blendende Licht gewöhnten.

Dann erkannte Alva Direktor Franzen und neben ihm einen Jungen, der in jeder Hand eine strahlend helle Glühbirne hielt. Und sie flackerten kein bisschen. Alva hörte, wie Nele den Basketball in die Ecke pfefferte. „Wow, wer ist denn die wandelnde Stehlampe?“, erkundigte sich Alva überrascht bei ihren Freundinnen.

„Das ist Ben“, antwortete Mala.

„Nett! Aber warum leuchtet er?“, wollte Alva wissen.

„Er steht unter Strom“, erklärte Lenni.

„Wie praktisch!“, war alles, was Alva dazu einfiel.

„Guten Abend. Ist hier alles in Ordnung?“, erkundigte sich Direktor Franzen. Sein Blick streifte durch den Raum und blieb kurz an Alva hängen. Sofort dachte sie ein lautes und deutliches: „ALLESBESTENS!“

Sie war hier nämlich die Einzige, die wusste, dass der Schulleiter Gedanken lesen konnte. Doch das war ein Geheimnis, genau wie die Tatsache, dass er ihr Onkel war.

Direktor Franzen nickte ihr kaum merklich zu.

Dann unterhielt er sich mit Frau Molina. Ben stand, ohne eine Miene zu verziehen, neben dem Schulleiter und leuchtete.

Nachdem Direktor Franzen und seine wandelnde Stehlampe wieder abgezogen waren, mussten sich die Augen der Mädchen erst wieder an das schummerige Licht der Kerzen gewöhnen.

Mala holte Spielkarten aus dem Schrank. Lenni, Emma und Sabita setzten sich an den Tisch.

„Wir spielen ‚Lügen‘. Möchtest du mitspielen?“, fragte Emma.

„Fangt mal ohne mich an. Ich lese erst noch fertig“, sagte Alva und wedelte mit Carlos’ Brief. Sie machte es sich auf dem Sofa gemütlich und versuchte erneut, die krakelige Schrift zu entziffern.

Glaubte Carlos, sie hätte vergessen, dass er ihr Bruder war? Oder warum schrieb er es in Klammern hinter seinen Namen? Grinsend faltete Alva den Brief zusammen und stellte sich ihren total spießigen Onkel als Vollzeitchaoten vor.

Als sie den Brief wieder in ihre Tasche steckte, bemerkte sie Friederike auf einem der Sofas. Weit weg von allen anderen. Allein. In einem Raum voller Mitschülerinnen hatte sie sich an den einsamsten Ort gesetzt, den es gab. Oh Mann, die ging wirklich jedem Spaß aus dem Weg.

Alva überlegte kurz, zu ihr zu gehen, doch mehr als eine unfreundliche Abfuhr würde sie wahrscheinlich eh nicht bekommen.

„He, Schlafmütze!“, riss Mala sie aus ihren Gedanken. „Machst du in dieser Runde mit?“, fragte sie und wedelte mit dem Kartenstapel.

„Äh, was?“, fragte Alva. Sie verscheuchte die schräge Mitbewohnerin aus ihren Gedanken und antwortete: „Ja, klar!“

Sie spielten noch eine ganze Weile und kurz bevor Lenni sich zum Sieg durchschummeln konnte, flackerten die Lichter auf. Frau Molina klatschte in die Hände und schickte sie alle zurück ins Bett.

Am nächsten Morgen wartete Alva vor dem Haus auf Mala und Lenni, damit sie zusammen zum Frühstück gehen konnten. Die ersten Sonnenstrahlen fielen milchig über das Dach des Wohnhauses. Alva schloss die Augen und hielt ihr Gesicht in die Morgensonne. Sie holte tief Luft. Es roch nach Sommer.

Neben sich hörte sie den Flügelschlag eines landenden Vogels. Das war sicher Rodrigo, die etwas eigenartige Krähe, die Menschen verstand. Und da Alva Tiere verstand, konnten die beiden sich unterhalten. Was Alva manchmal echt anstrengend fand, denn Rodrigo war keine einfache Krähe.

Und tatsächlich, im nächsten Moment krächzte eine Stimme in Alvas Kopf: „Was ist das eigentlich für ein merkwürdiges Spiel, das ihr zurzeit spielt?“

Alva hörte, wie Rodriguez über den Kiesweg trippelte. „Spiel?“, brummte sie mit geschlossenen Augen.

„Hell, dunkel, hell …“, sagte die Krähe und krächzte laut los. Es klang fast Furcht einflößend, sollte aber ein Lachen sein.

Alva öffnete die Augen und musterte den Vogel.

„Du meinst den Stromausfall? Das ist kein Spiel“, erklärte sie.

„Sondern?“, wollte Rodrigo wissen und hüpfte auf die Rückenlehne der Bank.

„Eher ein Missgeschick. Deshalb gab es vor ein paar Tagen Eis zum Frühstück“, erzählte Alva.

„Habt ihr noch alle Delfine im Becken?“, krächzte Rodrigo kopfschüttelnd.

„Warum denn?“, hakte Alva nach.

„Weil ihr es nachts dunkel macht, esst ihr morgens Eis?“, krakeelte Rodrigo und hüpfte aufgeregt auf und ab.

Alva überlegte noch, wie man der Krähe einen Stromausfall erklären konnte, als sie Mala und Lenni aus dem Wohnhaus kommen sah. Lenni musterte den kreischenden, hüpfenden Vogel. „Wow, wilde Krähe am Morgen“, bemerkte sie grinsend.

„Sag ihm, dass er zu laut ist“, murrte Mala. Sie war morgens selten in Topform.

Doch bevor Alva Rodrigos Lachanfall bremsen konnte, flog er einfach davon.

Alva machte sich mit Mala und Lenni auf den Weg zur Mensa. Als sie durch die Eingangshalle gingen, hörte Alva einige Schüler murren. Einer beschwerte sich lautstark: „Ich dachte, die hätten das Ding repariert!“

Alva blieb wie angewurzelt stehen.

„Was ist los?“, wollte Mala wissen.

Alvas Herz begann, schneller zu schlagen. „Hast du das gerade gehört?“, fragte sie. Eilig bog sie zur Infotafel ab und schaute nach oben.

Und tatsächlich: Die elektronische Anzeigetafel zeigte weder den Stundenplan noch die verschiedenen Freizeitangebote für den Nachmittag an. Bis auf einige Zeilen war sie komplett weiß.

Alva traute ihren Augen kaum. Auf der Infotafel stand wieder ein Gedicht!

Hektisch jagte Alvas Blick über den Text. Sie musste ihn sich merken, bevor er wieder verschwand.

Als Alva die ersten drei Zeilen gelesen hatte, wurde der Bildschirm schwarz. Eine Sekunde später erschien der Essensplan für die Mittagspause.

So ein Mist aber auch! Alva hatte die zweite Hälfte der Botschaft nicht mitbekommen.

Dann bemerkte sie Lenni neben sich.

„Lenni! Hast du den zweiten Teil lesen können?“, fragte Alva aufgeregt. Lenni interessierte sich zwar nicht die Bohne für die Rätsel auf der Tafel, aber im Schnelllesen machte ihr niemand etwas vor.

„Und so manchen Traum zerplatzen.

Nicht auf Gold, Ruhm und Ehre erpicht

die Vision ein besseres Leben verspricht“, sagte Lenni gelangweilt den Rest des Gedichts auf.