Schulfach Glück - Ernst Fritz-Schubert - E-Book

Schulfach Glück E-Book

Ernst Fritz-Schubert

4,8

Beschreibung

Am wenigsten glücklich sind Kinder beim Zahnarzt - und in der Schule. Ein Heidelberger Oberstudiendirektor hat beschlossen, das an seiner Schule zu ändern. Er führte das Fach "Glück" ein (das sogar als Prüfungsfach im Abi gewählt werden kann) und entwickelte zusammen mit einem Team von Experten einen konkreten Lehrplan. Seitdem hat sich das Schulleben grundlegend geändert. Schülerinnen und Schüler lernen Lebenskompetenz - und sie haben auf einmal Spaß am Lernen: Kreativität entwickeln beim Lösen von Aufgaben, Verantwortung übernehmen, andere Menschen für sich gewinnen und Konflikte lösen, Interessen und Begabungen entdecken und entfalten, Gesundheitsbewusstsein entwickeln ... Nicht nur die Medien sind fasziniert von diesem Modell. Denn es zeigt sehr einfach und eindrücklich: Eine andere Schule ist möglich!

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Ernst Fritz-Schubert

Schulfach Glück

Wie ein neues Fach die Schule verändert

2. Auflage 2008

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2008

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Datenkonvertierung eBook: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book) 978-3-451-33323-1

ISBN (Buch) 978-3-451-29849-3

Geleitwort

Wer die deutsche Schulwirklichkeit kennt, denkt zuerst, dass es sich beim Buch „Schulfach Glück“ von Ernst Fritz-Schubert um eine kurzweilig und mitreißend geschriebene Fiktion aus einer fernen Zukunft handelt. Hören wir nicht täglich, dass es nur um „schneller, höher, weiter“ geht? Zählt letztlich nicht nur das wirtschaftliche Wachstum? Wirkt hier das „Gerede“ vom Glück nicht einfach nur störend? Doch halt! Hat nicht schon Aristoteles gesagt, dass das letzte Ziel des menschlichen Handelns Glück ist? Hat nicht Bundespräsident Horst Köhler seine „Berliner Rede“ 2007 unter das Leitthema „Das Streben der Menschen nach Glück verändert die Welt“ gestellt? Ist das ständige Streben nach immer „Mehr“ an materiellen Gütern vielleicht nur eine epochale Sackgasse? Worum es vielmehr geht, sind Sinn und Menschlichkeit als Quellen für ein glückliches Leben. Fritz-Schuberts Buch – eine Pflichtlektüre für jeden Pädagogen und Schulpolitiker – liefert hier einzigartige Einblicke in ein Schulfach „Glück“, das er mit Erlaubnis des Kultusministeriums Baden Württemberg in der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg einführte. Einzelne bewegen die Welt. Und das Fach Glück wird schon bald Eingang finden in den deutschen Schulalltag. Man wird sich dann wohl eher die Frage stellen, wieso es so lange gedauert hat.

Prof. Dr. Karlheinz Ruckriegel

Fakultät Betriebswirtschaft

Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg

Einleitung

Glück und Schule. Passt das zusammen? Wer Glück und Schule verbinden möchte, geht das Risiko ein, ausgelacht und verspottet zu werden, großmütige Zeitgenossen belassen es vielleicht auch nur bei einem Stirnrunzeln.

Viele Menschen haben an ihre Schulzeit fast nur ungute Erinnerungen. Schulangst hat wohl jeder schon einmal erfahren. Irgendwie muss ich da durchkommen durch dieses Zwangssystem, denken die meisten Schüler. Das gilt übrigens auch für eine stattliche Anzahl von Lehrern. Durchwursteln, überleben, Schule. Aber Glück?

So wundert es nicht, dass zwar in ihrer Bedeutung als wichtigen Lebensraum die Schule gleich hinter der Familie steht, aber auf der Beliebtheitsskala gerade noch vor dem Besuch beim Zahnarzt rangiert.

Eltern fürchten ein eventuelles Versagen ihrer Kinder in der Schule und hoffen nur, dass ihre Sprösslinge unbeschadet durch das System kommen. Kaum einer mag die Schule, aber alle wissen auch, ohne sie geht es nicht.

Die Lehrer fühlen sich durch eine Flut von Vorschriften und ständig wechselnden Bildungsstandards unter Druck, von den Politikern allein gelassen und von der Öffentlichkeit als Ferienmeister, Faulpelze und Besserwisser abgestempelt.

Alles keine guten Voraussetzungen, Glück und Schule irgendwie in Verbindung zu bringen.

Die dringend notwendige Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern – wenn sie denn überhaupt stattfindet – verläuft oft eher verhalten und misstrauisch als kooperativ. Läuft die Schule, ist der Kontakt nicht unbedingt notwendig, es ergibt sich eine Art friedliche Koexistenz. Wehe aber, die Schüler „funktionieren“ nicht, dann hagelt es Vorwürfe. Von der einen Seite werden die angeblich unfähigen oder ungerechten Lehrer, die die Leistungen der Pennäler verkennen und nicht fördern, angegangen. Pauker statt Pädagogen schallt es über den Schulhof.

Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. Nein, es sind die Eltern, die unfähig und überfordert sind und die die notwendigen Voraussetzung nicht geschaffen haben, bei ihnen liegt die Ursache, poltern die Lehrer zurück. Die Schule sei schließlich kein Reparaturbetrieb für die unterlassene Erziehung durch die Familie.

Wo bleiben da die Hauptbetroffenen, die Schüler? Glück? Oder wenigstens ein paar Glücksmomente?

Die gibt es schon. Aber die Glücksmomente in deutschen Schulen beschränken sich bei vielen Schülern nur auf wenige Tage. Auf den ersten Schultag, da gibt es die Zuckertüte und tolle Geschenke. Auf den letzten Schultag, denn dann ist endlich alles vorbei. Glücksmomente erleben die Kinder vor allem dann, wenn der Unterricht ausfällt. Diese Tatsache wird hierzulande allzu gern verharmlost, übrigens nicht nur von den Schülern, sogar von manchen Politikern. „Und trotzdem ist doch aus uns etwas geworden“, kanzelte einst der frühere baden-württembergische Kultusminister Mayer-Vorfelder und Ehrenpräsident des Deutschen Fußballbundes das Thema ab.

Seit Generationen wird über das Bildungssystem diskutiert. Geändert hat sich trotz zahlreicher Pisa-Studien der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development-Report) nicht viel. Andere, vor allem nordeuropäische Länder, haben Deutschland, das Land der Dichter und Denker, nach diesen Untersuchungen längst in die zweite Bildungsliga verdrängt, und das wurmt.

Als erste Reaktion auf die miserablen Ergebnisse der seit dem Jahr 2000 durchgeführten Untersuchungen forderten einige Politiker sogar, aus der Studie einfach auszusteigen. Bildungskritiker verlangen wieder mehr Disziplin und Strenge. Es gibt sogar Stimmen, die nach einer Renaissance der wilden 68er, nach antiautoritärer Pädagogik rufen. Verwegene möchten die Legende Summerhill mit der pädagogischen Lehrfibel ihres Begründers Alexander S. Neill aus der Versenkung holen.

Wir sind aber längst im 21. Jahrhundert angekommen. Gescheiterte Modelle des 20. Jahrhunderts sollten nicht wiederholt werden, und es wird höchste Zeit, in Anlehnung an Hartmut von Hentig, Schule neu zu denken. Das Fach Glück, für das ein Lehrplan und ein Unterrichtskonzept mit vielen externen Dozenten und Lehrern entwickelt wurde, soll dazu einen Impuls geben. Glück macht Schule und Schule macht Glück. Dass das möglich ist, soll dieses Buch zeigen.

Teil I Schulische Wirklichkeit

1. Die Schultüte: Ein Placebo mit Zuckerguss

Alle Kinder freuen sich auf den ersten Schultag. Sie sind aufgeregt. Was auf sie zukommt, kennen sie zwar nicht, aber es ist unheimlich spannend. Der Schulranzen ist das Symbol für die Kleinen, das ihnen zeigt, jetzt gehören sie endlich zu den Großen, weil sie ja lesen, schreiben und rechnen lernen. Er bringt so viel Aufregung, so viel Motivation mit und ist für jeden ABC-Schützen mit heftigen Glücksgefühlen verbunden. Der erste Schritt in die Schule.

Alleine in eine andere Welt zu starten und selbständig zu werden, ist ein wunderbares Gefühl. Die Schultüte mit dem bunten Krepppapier und den vielen Geschenken zeigt den Kleinen, heute an ihrem ersten Schultag sind sie der Star. Fürwahr ein großartiges Erlebnis. Ein Ereignis, das ihnen in der Zeit davor süße Träume beschert, das sie vorher fürchterlich stolz macht. Vorher.

Ich kann mich noch gut an jenen Apriltag 1954 erinnern – damals wurde noch zu Ostern eingeschult – an dem meine Mutter mich im Alter von fünf Jahren, ein Jahr zu früh, in der Domschule in Fulda anmeldete. Mit dieser wahnwitzigen Aktion wollte sie vermeiden, dass ich mit Dieter, dem Sohn ungeliebter Mieter, die uns als Flüchtlinge vom Wohnungsamt zugewiesen worden waren, in eine Klasse komme. Dabei fand ich den Dieter gar nicht so schlimm.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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