Selbstwirksamkeit entfalten - Gabriela von Witzleben - E-Book

Selbstwirksamkeit entfalten E-Book

Gabriela von Witzleben

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Beschreibung

Wie lässt sich Selbstwirksamkeit erfahren und fördern? Dieses Buch leitet die Lesenden körperorientiert durch den persönlichen Selbstbegegnungsprozess. Mittels zahlreicher praktischer Übungen und eigens dafür entwickelten Sounds und Klängen zeigen die Autorin Gabriela von Witzleben und der Komponist Matthias Aeberhard, wie der eigene Körper gezielt zu bestimmten Fragen als Feedbackgeber einbezogen und bewusst genutzt werden kann. Passgenau erfahren die Lesenden, welche Übungen für sie jeweils geeignet sind. Unter Anleitung wird mit dem embodimentalen Navigationsinstrument für jede:n eine maßgeschneiderte Selbstwirksamkeit entworfen. Dafür wird das Ordnungsprinzip der ABS-Logik genutzt – mit den Kernbedürfnissen Autonomie, Beziehung und Sicherheit sowie den Erlebensräumen Bauch, Herz und Kopf (BHK). Das triadische Prinzip schafft die Grundlage für eine gezielte und wirksame Aktivierung des Körpers. Diese ist Voraussetzung, um die eigenen Ziele zu verkörpern und den Dreiklang der Triade im Einklang mit sich selbst zu entfalten. Die 15 Sounddateien werden als Onlinematerial zur Verfügung gestellt. Sie enthalten zu ausgewählten Übungen Audio-Anleitungen und exklusiv improvisierte Musik.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 181

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Gabriela von Witzleben

Selbstwirksamkeitentfalten

Körper, Klang und Stimme mit demtriadischen Prinzip entdecken

Unter Mitwirkung von Matthias Aeberhard

Inkl. 17 Sprach- und Sounddateien zum Download

Wir danken Roger Amrein herzlich für das Studio-Mastering.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

© 2025 Vandenhoeck & Ruprecht, Robert-Bosch-Breite 10, D-37079 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe

(Koninklijke Brill BV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich)

Koninklijke Brill BV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Brill Wageningen Academic, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau und V&R unipress.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Umschlagabbildung: © Gabriela von Witzleben, KI-generiertes Bild

Die Übungen 5, 6, 7, 8 und die Abbildungen 1, 3, 9, 10, 11, 12, 13 sind zuerst erschienen in: Gabriela von Witzleben (2022). Bauch, Herz und Kopf – mehr Lösungskompetenz mit dem triadischen Prinzip. Heidelberg: Carl-Auer. Wiederabdruck mit freundlicher Genehmigung des Carl-Auer-Verlags, Heidelberg.

Satz: SchwabScantechnik, Göttingen

EPUB-Erstellung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com

E-Mail: [email protected]

ISBN 978-3-647-99259-4

Inhalt

Einleitung

Die Triade – Grundlagen

Drei Kernbedürfnisse

Die ABS-Logik

Kernbedürfnis Autonomie – Bauch

Kernbedürfnis Beziehung – Herz

Kernbedürfnis Sicherheit – Kopf

Raffinierte Marketingabteilungen

Marketingabteilung 1: Der Bauch

Marketingabteilung 2: Das Herz

Marketingabteilung 3: Der Kopf

Triadische Sicht als Mehrwert

Drei-Farben-Fokus

Wackersteine im Lebensfluss

Psychosomatische Knoten

Selbstvorwürfe im Tarnkleid von Ärger

Fremdvorwürfe und Erwartungen an andere

Triangel im Kopf

Schutzstrategien

Das Geist-in-der-Flasche-Syndrom

Das Herz-unter-der-Bleidecke-Syndrom

Das Verloren-im-Inhalt-Syndrom

Der Körper spricht

Aktivierung der Triade von Bauch, Herz, Kopf

Minimalinvasive Interventionen

W-Intervention

Echtzeitaltertraining-Intervention

Eigene-Version-Intervention

Ein Kernbedürfnis im Fokus

Das 3 × 3 der Triade

Aktiver, interaktiver, reaktiver Pol

Neun Qualitäten entdecken

Rendezvous mit der Stimme

Ja zur eigenen Stimme

Testsätze

Atem- und Stimmübungen

Die Stimme als Türöffner für Bauch, Herz, Kopf

Embodimentale Vokale

Stimmführung mit neun Stärken

Interview Matthias Aeberhard

Die Säulen der Selbstwirksamkeit

Drei Fundamentalwerte

1. Selbstbewusstsein

2. Selbstwert

3. Selbstvertrauen

Drei Operatoren

1. Selbstbehauptung

2. Selbstakzeptanz

3. Selbstsicherheit

Operatoren-Check

ABS-Ressourcensätze

Aktivierung, Etablierung und Gestaltung der Operatoren

Navigationsinstrumente

Aktivierung der Kontext-Triade

Sechs Checkpunkte

Check 1: Selbsterfüllbare Ziele fokussieren

Check 2: Echtzeitaltertraining als Prophylaxe

Check 3: Identitätsstärkung mit der eigenen Version

Check 4: Ressourcensätze zur Schwachstellenanalyse

Check 5: Vereinbarungen mit sich selbst einhalten

Check 6: Der positive blinde Fleck

Super Foods

Super Food 1: Humor und Leichtigkeit

Super Food 2: Fehlerfreundlichkeit

Super Food 3: Akzeptanz statt Verbitterung

Der Lotuseffekt der Fundamentalwerte

Literatur

Über die Autorin, den Komponisten

Verzeichnis der Übungen

Hinweis zum digitalen Material

Einleitung

»Geistige Aktivität in ihren einfachsten und höchsten Ausprägungen ist nicht nur auf das Gehirn, sondern auch auf den restlichen Körper angewiesen. [...] Er ist ein Grundthema für Repräsentationen im Gehirn.«

(Damasio, 2014)

Herzlich willkommen in unserem Buch!

Der Körper ist die Basis dafür, wie wir denken, fühlen und handeln. Wenn wir uns unserer körperlichen Präsenz bewusstwerden und diese gezielt einsetzen, eröffnet sich die Möglichkeit, sowohl unsere Wahrnehmung als auch unser Handeln positiv zu beeinflussen. Doch was geschieht im Falle, dass wir unsere Ziele und Wünsche nicht wie erhofft verwirklichen können? Wenn persönliche Ambitionen und selbstgestellte Herausforderungen nicht umgesetzt werden oder keinen angemessenen Platz in unserem Alltag finden?

Für manche Menschen ist es z. B. ein Problem, Zeitvorgaben einzuhalten, andere denken lange nach, ohne ihre Pläne in die Tat umzusetzen, und wieder andere handeln impulsiv, was sie von ihren ursprünglichen Vorhaben abbringt. Vermutlich gibt es für jeden Menschen etwas, bei dem er sich mehr Wirksamkeit wünscht – sei es das pünktliche Einreichen der Steuererklärung, ein angestrebter Jobwechsel, eine Gehaltsverhandlung oder einfach das rechtzeitige Erscheinen zu den Fußballspielen seiner Kinder.

Wie gelangen wir von der Absicht zur Handlung? Welche Strategien helfen uns dabei, unsere persönlichen Ziele im Alltag zu erreichen? Solche Fragen laden dazu ein, mit einem tieferen Blick auf die eigene Selbstwirksamkeit zu schauen und einen anderen Umgang mit den alltäglichen oder auch außerordentlichen Herausforderungen des Lebens zu entwickeln.

Während die Zeit verfliegt, gewinnen manchmal Anforderungen oder Wünsche an Einfluss, die vorher nicht so drängend erschienen oder auf später verschoben wurden, und andere verschwinden allmählich aus dem Bewusstsein oder verlieren an Relevanz. Oft sind gerade diese verdrängten oder ignorierten Themen mit Gefühlen von Unzufriedenheit, Bedrücktheit oder gar Schuldgefühlen verbunden. Solche Emotionen, ob diffus oder sehr präsent, können zu regelrechten Energieräubern werden. Wenn der nagende Gedanke »Ich sollte unbedingt mal dringend …« in Ihnen herumschwirrt, so wird er vermutlich eher Stress verursachen als Zufriedenheit erzeugen.

In solch einem Szenario fallen gern Redewendungen wie: »Schalt mal den Kopf an!« oder »Hör mehr auf deinen Bauch!« oder »Folge der Stimme deines Herzens!«. Solche Redewendungen deuten darauf hin, dass es sich bei Entscheidungen nicht um rein mentale Angelegenheiten handelt, sondern stets der ganze Körper involviert ist. Und so liegt es nahe, den Körper gezielt und strukturiert in die eigenen Entscheidungsfindungen einzubeziehen.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten mehr Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit in Ihre Anliegen bringen, indem Sie eine neue Form der Selbstbegegnung mit Bauch und Herz und Kopf etablieren. Vielleicht hat Ihr Körper ja ein paar Geheimtipps parat, die Ihre Kognition bislang übersehen hat? Es könnte eine spannende Expedition in die Welt der inneren körperbasierten Erfahrungen werden.

Möchten Sie mehr Selbststeuerung in Ihrem Leben übernehmen und wissen nicht, wo Sie anfangen sollen? Es gibt viele Begriffe, die mit »Selbst« beginnen, und vielleicht haben Sie sich schon mal die ein oder andere der folgenden Fragen gestellt:

Habe ich zu wenig Selbstbewusstsein?

Wie steht es um meinen Selbstwert?

Habe ich ausreichend Selbstvertrauen?

Gibt es ein Problem mit meiner Selbstbehauptung?

Fehlt es mir an Selbstakzeptanz?

Wie stabil ist meine Selbstsicherheit?

Wir schlagen ein Konzept von drei menschlichen Kernbedürfnissen vor, mit welchem das Labyrinth der »Selbst-Begriffe« strukturiert erforscht werden kann: die Kernbedürfnisse nach Autonomie, nach Beziehung, nach Sicherheit (kurz: die ABS-Logik, s. S. 16). Die den Kernbedürfnissen zugeordneten Erlebensräume Bauch, Herz, Kopf (kurz: BHK) erweisen sich als eine verlässliche Navigationshilfe, mit der Sie körperlich erfahren können, welcher der Begriffe in Ihnen einer Stärkung bedarf.

Bauch und Herz und Kopf und damit den ganzen Körper bewusst zu aktivieren, lässt sich mit dem Erlernen eines Tanzes vergleichen: Das Verstehen und Weitergeben von Tanzerfahrungen mittels Beschreibungen und Worten stößt an seine Grenzen. Selbst die einfallsreichste Beschreibung vermag es nicht, die Vielschichtigkeit und die Nuancen eines unmittelbaren körperlichen Erlebens zu vermitteln.

So lädt dieses Buch Sie ein, sich auf eine körperliche Begegnung mit sich selbst einzulassen. Auch wenn Sie die graue Theorie der ABS-Logik verstehen, wird sie nur durch die Aktivierung der Kernbedürfnisse in Ihrem Körper bunt und lebendig, sodass Sie einen unmittelbaren körperbasierten Zugang dazu erhalten.

Damit sich das triadische Prinzip bzw. die darin enthaltene Bauch-Herz-Kopf-Triade (kurz: BHK-Triade) kompetent anwenden lässt, haben wir innovative Vorgehensweisen entwickelt, die das Aktivieren und Erleben der ABS-Logik erleichtern. Mit eigens komponierten Klängen und eingesprochenen Anleitungen wollen wir Ihnen ermöglichen, bestimmte Facetten Ihrer stimmlichen Ausdruckskraft zu entdecken sowie Ihre körperliche Wirksamkeit zu erweitern.

Wie lässt sich dieses Buch als Workbook nutzen?

Es ist für die Selbstanwendung konzipiert: Wählen Sie die für Sie passenden Übungen, Texte, Sounds aus und machen Sie damit mindestens einige interessante Erfahrungen. Genauso gut eignet es sich für den Einsatz in Beratung, Coaching und Therapie: Ihre Klient:innen können mit den Klängen oder Textanleitungen gezielt ihre körpereigenen Ressourcen stärken.

Für den Überblick und zur besseren Orientierung weisen wir den Körperzentren und den zugehörigen Kernbedürfnissen durchgängig die drei Grundfarben zu: Gelb für Bauch/Autonomie, Rot für Herz/Beziehung, Blau für Kopf/Sicherheit (s. Tabelle 1).

Tabelle 1: Zuordnung der Körperzentren und Kernbedürfnisse

Körperzentrum

Kernbedürfnis

 

 

Bauch

Autonomie

 

 

Herz

Beziehung

 

 

Kopf

Sicherheit

Die Triade – Grundlagen

Der Begriff »Triade« bezeichnet eine Gruppe von drei aufeinander bezogenen Elementen, die zusammen eine Einheit bilden. Die Bauch-Herz-Kopf-Triade (ab jetzt: BHK-Triade) ist ein Ordnungsprinzip und schafft somit eine Struktur in der Auseinandersetzung mit Themen, Anliegen oder Konflikten.

Bei der konkreten Anwendung der BHK-Triade werden die drei Körperzentren nacheinander aktiviert. Dabei öffnen sie sich zu jeweils unterschiedlichen Resonanz- und Erlebensräumen und werden dadurch zu einer Art von Magneten, die die relevanten Informationen zu Themen und Prozessen aus dem Körper an die Oberfläche bringen.

Wenn hier von Aktivierung der BHK-Triade die Rede ist, dann meint das, dass man dazu aufsteht, drei sogenannte Bodenanker im Dreieck am Boden platziert und jede Position einzeln begeht (s. Abbildung 1). Falls Sie das gleich ausprobieren wollen: Gehen Sie direkt zu Übung 5 (S. 46).

Hier zunächst eine kurze Beschreibung der BHK-Triade:

Abbildung 1: Aktivierung der BHK-Triade – Bauch, Herz und Kopf mit Bodenankern als Dreieck gelegt

Die drei Körperzentren Bauch, Herz und Kopf werden personalisiert, d. h., man spricht die Zentren so an, als ob sie eigenständige Personen wären. Dafür wird ein gleichseitiges Dreieck am Boden mit drei Bodenankern (in Form von Filz- oder Pappscheiben oder ähnlichem) ausgelegt. So weist man den Zentren Bauch, Herz und Kopf unterschiedliche Plätze zu, die real begangen werden (s. Abbildung 1).

Dieses triadische Gerüst eignet sich bestens als komplexitätsreduzierende Matrix für eine körperorientierte Persönlichkeitsarbeit und für Verständigungsprozesse sozialer- und innerpsychischer Art. Darüber hinaus bietet dieses Ordnungsprinzip auch eine grundlegende Haltung an, nämlich die drei Zentren als gleichwertige Kompetenzzentren anzuerkennen, jedes für das ihm entsprechende Kernbedürfnis. In einer doch recht »verkopften« Gesellschaft unterstützt dieses Schema dabei, dass auch die anderen beiden Kompetenzen zur Entfaltung kommen und eher ausgeblendete Ressourcen mehr in den Fokus rücken. Dies ist für alltägliche Entscheidungsfindungen ebenso hilfreich wie für die Entwirrung komplexer psychischer oder organisatorischer Problematiken: Die BHK-Triade bietet einen strukturierten Rahmen für jede Art von Prozessarbeit und demonstriert fortwährend die Untrennbarkeit von Körper und Psyche.

In der BHK-Triade kann sich jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad selbst begleiten. Die Übungen sind dementsprechend angelegt. Das triadische Prinzip ist aber auch mit den meisten gängigen Konzepten und Verfahren der Psychotherapie und anderer Bereiche der Beratung kombinierbar, sei es als eigenständige Methode, oder indem es z. B. als ein schnelles und effizientes Verfahren für eine Bestandsaufnahme eingesetzt wird: Wie ist es um den Zustand der drei Ressourcen von Bauch, Herz, Kopf bestellt, und welche Auswirkungen hat das auf die Person? Dazu können dann die Zentren einzeln befragt werden.

Embodiment

Sie werden im Buch häufiger auf den Begriff Embodiment stoßen. Was ist darunter zu verstehen? Das Konzept des Embodiments ist inzwischen in unterschiedlichen Richtungen der Psychologie etabliert und besagt, dass Denken und Emotionen durch das sensorische und motorische System strukturiert werden. Körper und Psyche sind in permanentem Austausch. Eine embodimentale Strukturierung bezieht sich auf die Art und Weise, wie körperliche Empfindungen, Bewegungen und Interaktionen mentale Prozesse und die Selbstwahrnehmung formen.

In diesem Buch verstehen wir unter »embodimental«, dass wir Körper sind und jeder Gedanke, jede Vorstellung im Körper stattfindet. Der Körper wird als Fundament für Gefühle und Vorstellungen angesehen. Die permanente Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche systematisch zu nutzen und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was der eigene Körper zur Verfügung stellen kann, ist das Ziel einer embodimentalen Herangehensweise.

Wer mit dem Konzept Embodiment nicht vertraut ist und sich dafür ausführlicher interessiert, dem sei als Lektüre dieses Buch empfohlen: »Embodiment. Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und Nutzen« (Storch, Cantieni, Hüther u. Tschacher, 2022).

In einem weiteren Buch von Storch und Tschacher »Embodied Communication« (2016) wird anschaulich beschrieben, wie Kommunikation primär im Körper und nicht im Kopf beginnt. Sie zeigen, wie nonverbale Signale, Präsenz und körperliche Erfahrungen eine zentrale Rolle im kommunikativen Prozess spielen, und dass das körperliche Erleben unsere Wahrnehmung und Interpretation von Botschaften beeinflusst. Die Autoren begründen, weshalb ein besseres Verständnis und eine bewusste Einbeziehung dieser körperlichen Dimensionen in die Kommunikation zu effektiveren Interaktionen und einem tieferen Verständnis zwischen Menschen führen.

Das triadische Prinzip (s. nächstes Kapitel) ist ein Verfahren, bei dem es eine – auch sonst ja eigentlich nur gedachte – Trennung von Körper und Psyche nicht gibt. Die permanente Wechselwirkung steht im Vordergrund und geht von der Prämisse aus, dass selbst die klügste Reflexion eines Menschen nicht in einer virtuellen Cloud, sondern in seinem Körper stattfindet. Durch die fokussierte Arbeit mit und an den Zentren Bauch, Herz, Kopf wird die konkrete Verbindung zu den drei Kernbedürfnissen Autonomie, Beziehung, Sicherheit erlebbar.

Drei Kernbedürfnisse

Das triadische Prinzip basiert auf der Idee, dass die Aufteilung des Körpers in die drei Zentren Bauch, Herz, Kopf (BHK) einem natürlichen Ordnungsprinzip folgt, und dass jedes der Körperzentren mit einem der Kernbedürfnisse Autonomie, Beziehung und Sicherheit (ABS) assoziiert ist (s. Abbildung 2).

Abbildung 2: Die Triade der drei ABS-Kernbedürfnisse und die Zuordnung

Zunächst definieren wir die Kernbedürfnisse in aller Kürze wie folgt:

1.Autonomie: das Streben nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.

2.Beziehung: das Streben nach Zugehörigkeit und der Wunsch, Bindung aufzubauen.

3.Sicherheit: das Streben nach Stabilität, Überblick und Vorhersehbarkeit.

Redewendungen, die auf Bauch, Herz oder Kopf verweisen, legen nahe, dass es eine geradezu natürliche Auffassung über die Unterteilung des Körpers in diese drei Regionen gibt. Jeder der drei Regionen werden dem jeweiligen Kernbedürfnis entsprechende spezifische Kompetenzen und Bedürfnisse zugeschrieben.

Das Zentrum Bauch steht für Impulse und Handlungen. »Aus dem Bauch heraus handeln« meint, dass man agiert, ohne länger nachzudenken oder zu planen. Mit dem sogenannten Bauchgefühl versucht man, sich weniger abhängig von äußeren Einflüssen zu machen. Man trifft Entscheidungen eher instinktiv, aufgrund von inneren Stimmen und Werten sowie Erfahrungen, die implizit und unbewusst diese Entscheidungen begünstigen. Gerd Gigerenzer hat in seinem Buch »Bauchentscheidungen« (2008) gut belegt, dass Entscheidungen, die aus dem Bauch heraus getroffen werden, in vielen Situationen genauso effektiv oder sogar effektiver sind als rationale oder analytisch basierte Entscheidungen, da Bauch-Entscheidungen auf Erfahrung und instinktivem Wissen beruhen.

Das Zentrum Herz steht für Beziehung. Ganz gleich, ob es sich um die Beziehung zu einem selbst oder um Beziehungen zu anderen Lebewesen oder zu einem Gegenstand handelt, jede Beziehung geht mit Emotionen einher. Wenn jemand sagt, etwas sei »eine Herzensangelegenheit«, dann ist ein hohes Maß an Gefühl mit im Spiel. So haben Entscheidungen, die aus dem Herzen getroffen werden, immer einen zentralen emotionalen Aspekt.

Das Zentrum Kopf steht für Analyse, Planung und strategische Überlegungen. Es zielt darauf ab, Sicherheit und Klarheit zu gewährleisten bzw. herzustellen. Entscheidungen, die vom Kopf getroffen werden, beruhen auf Daten, Fakten und rationalen Argumenten. Meist scheinen sie »vernünftig« zu sein, doch nicht selten sind es »reine Kopfgeburten«. Das sind jene Entscheidungen, bei denen man besser auch sein Bauchgefühl oder emotionale Aspekte mehr berücksichtigt hätte. Die Aussage, jemand sei ganz und gar kopfgesteuert, verdeutlicht, dass es noch etwas anderes gibt, das unser Handeln lenkt, sonst würde sie sich nicht explizit auf den Kopf beziehen.

Die ABS-Logik

Um die Bedeutung der Kernbedürfnisse Autonomie, Beziehung, Sicherheit (ABS) zu verstehen, ist es essenziell, sie im Kontext der drei Körperzentren, Bauch, Herz und Kopf, sprich der BHK-Triade (s. Abbildung 2) zu betrachten. Es gilt sich immer wieder bewusst zu machen, in welcher Körperregion das jeweilige Kernbedürfnis generiert wird. Auch wenn es prinzipiell im gesamten Körper wirkt, sorgt die Orientierung über seine ursprüngliche Disposition für Klarheit. Indem man Autonomie mit dem Bauch, Beziehung mit dem Herzen und Sicherheit mit dem Kopf verknüpft, lässt sich die Wahrnehmung im jeweiligen Bereich fokussieren. Am besten gelingt das, indem man die BHK-Triade aktiviert (s. Übung 5, S. 46). Dadurch erfasst man die Kernbedürfnisse nicht nur kognitiv, sondern erlebt sie. Es entsteht ein verkörpertes Wissen, das über bloßes Denken hinausgeht und ein tieferes Verständnis für die eigenen inneren Strömungen und deren Einflüsse ermöglicht.

Deshalb ist diese Zuordnung gerade auch für die Selbstreflexion hilfreich: Wenn man unterscheiden kann, in welcher Körperregion welche Reaktionen, Empfindungen oder Spannungen stattfinden, kommt man ihren eigentlichen Ursachen – durch die Exploration der Kernbedürfnisse in der BHK-Triade – besser auf die Spur.

Die ABS-Logik bietet ein strukturiertes Konzept und damit ein Ordnungssystem, das unter anderem die Wechselwirkungen und die gegenseitige Bedingtheit der Kernbedürfnisse Autonomie, Beziehung und Sicherheit beschreibt. Stellen Sie sich dies wie ein Netzwerk vor, in welchem jedes der Kernbedürfnisse in Bezug auf die anderen wirkt und natürlich Veränderungen in einem Bereich direkte Auswirkungen auf die beiden anderen haben kann. Das bedeutet auch, dass das Betonen oder Vernachlässigen eines Kernbedürfnisses die anderen sehr wahrscheinlich beeinflusst. Wenn beispielsweise das Bedürfnis nach Sicherheit übermächtig wird, schränkt dies meist die Autonomie ein und führt zu einem Verlust an Unabhängigkeit, und umgekehrt kann ein starkes Bedürfnis nach Autonomie zu einem Verlust an Sicherheit führen.

Ein wesentlicher Aspekt der ABS-Logik ist ihre komplexitätsreduzierende Funktion. Durch ihre klare dreigliedrige Struktur werden Ursache-Wirkungs-Beziehungen deutlicher, und mit der Aktivierung der BHK-Triade lassen sich innere Prozesse leichter nachvollziehen.

Die Kernbedürfnisse wirken nicht nur als treibende Kräfte, sie fungieren auch als Filter, die unsere Wahrnehmung und unsere Interpretation der Realität beeinflussen. Dies wird durch die zahlreichen Redewendungen deutlich, die sich auf Bauch, Herz und Kopf beziehen. Ein noch weitaus klareres Unterscheidungsvermögen hinsichtlich der spezifischen Kompetenzen der drei Körperzentren wird erreicht, indem die BHK-Triade tatsächlich im Körper aktiviert wird. Die körperliche Erfahrung schafft einen direkten und spontanen Zugang zu den Zentren, wobei es häufig Überraschungsmomente gibt, weil aktuell relevante Informationen unerwartet auftauchen.

Wie lässt sich erklären, dass Sie von einer unerwarteten Einsicht oder einem neuen Gesichtspunkt überrascht werden, der Ihnen bisher unbekannt war oder zumindest nicht im direkten Fokus stand? Unser Körper nimmt ständig erheblich mehr Informationen auf, als uns bewusst ist. Durch die gezielte Aktivierung und Befragung von Bauch, Herz, Kopf können Sie Bereiche in sich erhellen, die normalerweise weniger sichtbar sind, denn die strukturierte Begegnung mit dem eigenen Körper ermöglicht es, dass bekannte Aspekte frisch beleuchtet werden oder neue Betrachtungsweisen in den Fokus rücken. Der fortwährende systemische Perspektivenwechsel lädt auch die Stimmen, Gedanken und Gefühle in uns ein, die sonst weniger Gewicht erhalten oder ignoriert werden.

Abbildung 3: Drei-Zylinder-Motor aus Bauch, Herz und Kopf

Die Kernbedürfnisse resultieren nicht aus einem persönlich erlebten Defizit, sondern stellen gemäß dem triadischen Prinzip grundlegende embodimentale Ressourcen von uns allen dar. Sie sind natürliche Motivatoren, die uns – ob bewusst oder weniger bewusst – lebendig halten und voranbringen. Im übertragenen Sinn könnte man sagen: Die Kernbedürfnisse sind ein embodimentaler Motor mit drei Zylindern, der uns antreibt (s. Abbildung 3). So gesehen sind sie zugleich ein Indikator für Selbstwirksamkeit: Diese ist eingeschränkt, wenn nicht aus den Ressourcen aller drei Zentren geschöpft werden kann. Ist eines der Kernbedürfnisse längerfristig unter- oder überrepräsentiert, d. h. übererfüllt oder im Mangel, führt dies in der Regel zu Dilemmata, Spannungen, Defiziten oder anderen Befindlichkeitseinschränkungen.

Im Folgenden werden die Kernbedürfnisse genauer erläutert:

Kernbedürfnis Autonomie – Bauch

Selbstbestimmung und Präsenz schaffen Raum und erhöhen die Fähigkeit, eigenständige Entscheidungen zu treffen und unabhängig zu agieren. Von daher erweitert eine gefestigte – und das heißt körperbasierte Autonomie den Handlungsspielraum. Die Eigenständigkeit versetzt einen auch in die Lage, angemessen zu handeln, indem man Impulse bewusst aufgreift und auf sie eingeht. Unabhängigkeit und Selbstbestimmung ermöglichen es zudem, Bedürfnisse klar und konsistent zu kommunizieren: Man weiß, was man will, und kann es entschlossen vertreten.

Das Bewusstsein für die eigenen Grenzen und die Fähigkeit, sie zu wahren, sind gute Voraussetzungen, um Präsenz und Wirksamkeit zu etablieren. Das Bedürfnis nach Selbstbestimmung beschränkt sich nicht nur auf den Bauch, in welchem es verankert ist, sondern wirkt sich auf den gesamten Körper aus.

Kernbedürfnis Beziehung – Herz

Das Bedürfnis nach Beziehung ist wesentlich durch Interaktion und emotionalen Austausch mit sich selbst und anderen geprägt. Diese Interaktionen bilden den Kern sozialer Beziehungen. Man kommt in Resonanz mit sich und anderen, wodurch Kontakt entsteht und Kooperation ermöglicht wird.

Als essenzielles Bindemittel in Beziehungen mit sich, mit anderen Personen oder mit Objekten fungieren Gefühle, weil sie einen Bezugsrahmen schaffen. Eine Beziehung kann nur entstehen, wenn es Kontakt gibt und durch Gefühle eine Verbindung hergestellt wird. Ohne emotionale Reaktion ist Beziehung nicht denkbar.

Gefühle helfen auch dabei, sich selbst in einem größeren Kontext zu verorten und eine Beziehung zur Umwelt herzustellen. Die subjektive Wahrnehmung der eigenen Existenz fördert das Selbstverständnis, sich als Bezugspunkt zu erleben. Auf dieser Basis entstehen soziale Interaktionen, und der damit verbundene emotionale Austausch ist wiederum eine Quelle für Selbstakzeptanz.

Kernbedürfnis Sicherheit – Kopf

Sicherheit im Sinne des triadischen Prinzips heißt, dass ein möglichst hoher Grad an Überblick und Orientierung gegeben ist. Das Bedürfnis danach gilt es, durch Beobachtung und Analyse zu erfüllen. Man versucht, Muster und Zusammenhänge zu erkennen sowie Pläne zu entwickeln für mehr Vorhersehbarkeit. Man möchte wissen, was auf einen zukommt. Je besser diese Einschätzungen funktionieren, desto mehr stärkt dies das Vertrauen in die Fähigkeit, sich in der Welt zurechtzufinden. Informationen und Vorstellungen helfen dabei, potenzielle Risiken besser einzuschätzen oder zu vermeiden.

Wie jedoch Informationen bewertet und interpretiert werden, ist höchst subjektiv und kontextabhängig. So ist jede Vorhersage Unwägbarkeiten ausgesetzt und kann sich meist nur begrenzt bewähren. Deshalb wird das Sicherheitserleben durch vertraute Strukturen und Routinen gefördert. Sie bilden einen verlässlichen Rahmen und ein stabiles Fundament, von wo aus Veränderungen und neue Situationen besser verstanden und bewältigt werden können.

Raffinierte Marketingabteilungen

Abbildung 4: Die drei Marketingabteilungen von Bauch, Herz, Kopf

In Abbildung 4 sind Bauch, Herz und Kopf als Team dargestellt. Das ist sozusagen der Idealzustand, dass die verschiedenen Abteilungen oder Stimmen in einem kooperieren, bzw. zusammenarbeiten. Es gibt eine ganze Reihe instruktiver Konzepte, die die unterschiedlichen innerpsychischen Strömungen aufgreifen: Friedemann Schulz von Thun spricht in seinem Buch »Miteinander reden: 3« (1998) vom inneren Team und zeigt, in welcher Weise unterschiedliche innere Stimmen oder Anteile einer Person miteinander kommunizieren und interagieren. Richard Schwartz nennt es »Das System der inneren Familie« (2024). Hierbei geht es ebenfalls um Persönlichkeitsanteile und insbesondere um deren jeweilige Funktionsrolle. Silvia Zanotta gibt in ihrem Buch »Wieder ganz werden: Traumaheilung mit Ego-State-Therapie und Körperwissen« (2023) fundierte Einblicke, wie man mit unterschiedlichen Anteilen arbeiten kann, damit sie nicht im Dauerkonflikt bleiben.