Short-Stories für eilige Teenies - Louis Geras - E-Book

Short-Stories für eilige Teenies E-Book

Louis Geras

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Beschreibung

Die Kurzgeschichtensammlung von Louis Geras behandelt kritisch und aktuell Jugendthemen, wie Cybermobbing, Handysucht, erste Liebe oder falsche Freunde. Die Texte sind provokativ und sollen zum Nachdenken motivieren. Die Protogonisten sind zum Teil Opfer jedoch auch Täter, die mit ihren Handeln und dessen Folgen konfrontiert werden, wobei bewusst auf Schönfärberei und Bagatellisierung verzichtet wurde.

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Louis Geras

Short-Stories für eilige Teenies

Handy

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Handy

Spring

Sie

Kartenhaus - oder der Unterschied zwischen haben und besitzen

Auch ein blindes Huhn… findet hin und wieder ein Korn!

Klick – und du bist tot!

Impressum neobooks

Handy

Hast du es bei dir?

Ganz nah, immer griffbereit?

Fühlst du es auf deiner Haut? Vertraut, wie ein Teil von dir!

Deine Hand tastet danach. Oft, oder gar ständig sind deine Hände auf der Suche danach?

Vor dir auf dem Tisch? Oder – in deiner Hosentasche, in deiner Jackentasche?

Was …… dort ist es nicht !?

Wo ist es?

Such es!!! Schnell !!!

Du schwitzt, weil ein wichtiger Teil von dir verloren gegangen ist.

Shit, wo kann es nur sein? – Wo? Wooo???

Deine Hände fliegen hastig über deine Kleidung, durchwühlen deine Taschen und Säcke. Hektisch, verzweifelt. Dann die Erleichterung.

Ach, da ist es!

Die Hände umklammern es.

Halten sich fest daran.

Spüren die Wärme, die Strahlen.

Du bist nicht allein, jederzeit erreichbar, nicht abgeschnitten vom Leben und Freunden.

Ja? ??? Fühlst du auch so?

Ja, so war ich auch.

Aber jetzt habe ich es geschafft!

Ich klammere mich nicht mehr daran fest.

Es liegt dort - irgendwo. Auf dem Regal, oder in der Schublade. Nicht immer greifbar. Nicht jederzeit, nur wenn es wirklich nötig ist, um mit Freunden,- richtigen, reellen Freunden - kurz zu sprechen. Einen Treffpunkt ausmachen. Auf dem Sportplatz. Im Cafe. Bei McDonald.

Jetzt bin ich wieder frei!

Jetzt …

Aber so war es nicht immer. Ich erzähle es dir. Hör mir einfach zu.

Womit fang ich am besten an? Ach ja, mein Geburtstag!

Mein 13. Geburtstag! Seit Tagen, nein, schon seit Wochen bemühte ich mich meinen Eltern klar zu machen, dass ich ein Handy brauchte. Das ich alt genug war ein Handy zu haben. Alle in der Schule, in meiner Klasse hatten eines. Nur ich, ich ganz allein hatte keines.

Schwerstarbeit!!

Das kannst du mir glauben. Eltern verstehen es einfach nicht! Jeder hat ein Handy! Wirklich! Jeder! Meine Schulfreunde! Alle anderen. Nur ich, ich war ein Außenseiter! Kannst du dir vorstellen, wie es ist keines zu haben? Ohne einem Handy da zu stehen. In der Pause, am Schulhof. Während alle anderen damit schreiben, SMS‘ten, sprachen und ein paar wenige googleten. Nur ich nicht? – Ich stand nur da.

Ohne!

Als wäre ich nackt. Ich konnte mich nicht daran festhalten. Mich rief niemand an. Keiner konnte mir SMS’n.

Ich war ein L O O S E R !!!

Aber das verstanden meine Eltern nicht. Ich wollte nur dieses Handy. Nichts anderes. Keine angesagte Markenkleidung, keine neuen Vans, keinen Burton oder Ed Hardy oder sonst etwas. Nein. Ich tyrannisierte sie förmlich. Stundenlang redete ich auf sie ein. Versuchte ihnen die Wichtigkeit klar zu machen.

Ich hatte förmlich Angst vor diesem Geburtstag! Und dann war er da – dieser Tag, dieser alles entscheidende Tag.

Meine Mutter hatte meinen Lieblingskuchen gebacken. – Schokoladentorte! Mit dreizehn Kerzen darauf. Liebevoll verziert. Aber ich sah es gar nicht. Meine Augen suchten nur nach dem Paket auf dem Tisch. Klein musste das Paket sein. Nicht wie früher, als sie immer größer und noch größer sein sollten.

Nein! – Klein, nicht größer als vielleicht zwanzigmal zwanzig Zentimeter. Aber da lag es nicht! Nur ein flaches , ein wenig zerknittertes Paket, das von meiner Tante stammte, wie ich später erfuhr.

Mein Magen krampfte sich zusammen. Man sah von außen schon, das war sicher ein Kleidungsstück. Das war sicher kein Handy. Sicher - von einem der angesagten Marken – aber ich wollte etwas anderes.

Liebten mich meine Eltern nicht? Verstanden sie denn nicht, wie wichtig es für mich war, endlich dazu zu gehören.

Vielleicht lag es zwischen dem Kleidungsstück. Vielleicht hatten sie es nur versteckt, um mich ein wenig aufzuregen. Vielleicht …

Ich nahm das Paket und riss es auf, achtlos das schöne Papier, die Schleife, die beigelegte Glückwunschkarte auf den Boden werfend.

Ein T-Shirt!

Nur ein T-Shirt! Teuer, ja sicher!

Aber trotzdem nur ein T-Shirt!

Ich saß da, wie gelähmt, den Tränen nahe! Alle meine Hoffnungen waren zerstört, mit einem Schlag vernichtet.

Sie hassten mich! Und ich? Ich hasste sie auch!

In diesem Moment kam mein Vater nach Hause. Von der Arbeit.

So wie immer.

Er begrüßte uns. Seine Tasche für die Jause stellte er auf den Tisch und griff hinein.

So wie immer, holte er die leeren Jausendosen heraus.

Alles - so wie immer. Nur das ich verzweifelt war!

Ich war und blieb ein L O O S E R ein Verlierer!

Er stellte sie zur Seite und dann, als hätte er etwas vergessen, griff er noch einmal hinein.

Nicht so wie immer! Nein, langsamer. So als würde er etwas Zerbrechliches, Wertvolles, Kostbares herausholen. Langsam zog er es heraus. Wie in Zeitlupe schien es mir. Mein Herz schlug wie wild. Meine Hoffnung kehrte zurück.

Er sah mich an.

Er lächelte mich an.

Und mein Herz machte einen Sprung. Ein kleines Paket – nicht größer als zwanzig Mal zwanzig Zentimeter – in seiner Hand. Es war als würde er mir mein Leben zurückgeben. Ich wusste es, bevor ich noch das Papier – welche Farbe hatte es noch einmal? – keine Ahnung.- herunterriss.

Und da lag es vor mir. Schwarz glänzend. Display, Tasten, Speicherkarte etc. Alles war da, sogar ein Headset!

Wenn ich Glück, grenzenloses Glück beschreiben müsste, würde ich dieses Gefühl, das ich damals empfand, beschreiben.

Jetzt endlich gehörte ich dazu. Niemand würde mich noch einen Looser nennen. Niemand!