Sie kennen mich, ich bin ein Menschenfreund - Helmut Wichlatz - E-Book

Sie kennen mich, ich bin ein Menschenfreund E-Book

Helmut Wichlatz

4,9

Beschreibung

Helmut Wichlatz lebt in Erkelenz und schreibt seit Jahren über alles, was beschrieben werden muss. Krimis und andere Geschichten, kommunale Politik und die Sachen, die die Menschen zwischen Ruhr, Schwalm und Maas so veranstalten, wenn man sie lässt. Unter anderem veröffentlicht er auch Kolumnen im Mönchengladbacher Guru Magazin. Das Ergebnis ist dieses Sammelsurium von ebenso tiefsinnigen wie erheiternden und entlarvenden Texten, in dem Sie den Autor als wahrhaften Menschenfreund kennenlernen werden. Der Martenstein vom Niederrhein Krimiautor Kurt Lehmkuhl Der soll sich hier nie wieder blicken lassen Ein Gastwirt aus Erkelenz Helmut ist der Beste Schwager Joachim Schäfer

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Inhalt

Vorwort

Michael Jackson und der BMI für Senioren

Von Jochen lernen heißt siegen lernen

Weihnachten? Nein, danke!

Das neue „Wir-Gefühl 2012“

Von Farben, Formen und dem Lego-Stecksystem

Darf´s auch ein wenig viel mehr sein?

Frühling ist, wenn …

„Was wäre wenn“ für Fortgeschrittene

Verbranntes Fleisch und Abfallprodukte aus der Weltraumforschung

Über den Spagat zwischen Volksverdummung und Lernmotivierung

Kojote Karls Maschinomanie und meine Gattin

Berufsziel C-Promi

Der LP3-Player und andere Errungenschaften der Technik

Unzugängliche Zugangsdaten oder „Tarnen, Täuschen, Verpissen“

Bluse mit Muschi und Bogen

Es gibt nichts Gutes …

Von Lebenskrisen und anderen haarigen Themen

Von schwarzgelben Kennzeichen und anderen Missverständnissen

Von Dipl´s, Doktoren und anderen Fachleuten im Bescheißen

Ach wie schön ist Lummerland – wenn nur die Lummerländer nicht wären

Ein Einwurf zur Bildungsmisere in Deutschland

Von Kirmesbesuchen und den damit verbundenen Männlichkeitsritualen

Von bösen Mädchen und Popeln im Wartezimmer

Mein Sohn, Chuck Norris und ich

„Zieh´ dich aus, wir müssen reden!“

Zappzerapp und weg ist es wieder

Eigentlich wollte ich ja keine Weihnachtskolumne schreiben

Ein fragwürdiges Jahr liegt hinter uns

Guter Rat ist teuer bei Zombieattacken

„# Geh´ mir nicht auf den Sack!“

Frühling ist toll, weil …

Denk nach, auch wenn´s wehtut

Und es war Sommer

Watt ihr Volt!

Deutschland ist Waldmeister!

„Keinen Hugo, der spritzt. Lieber ein Bier!“

Ich nominiere den gesunden Menschenverstand!

„Ich dachte mir, nimm es mit, bevor es einer klaut!“

Ich bin auch Weihnachten scheiße – und stolz darauf!

„Hau bloß ab, du Flitzpiepe!“ oder ein Jahresrückblick

Mit dem geilsten Arsch der Welt bis Aschermittwoch

Von Vaginalmykosen und lallenden Zombies

50 Graustufen der Blödheit

Warum googelst du Arsch eigentlich alles, was ich erzähle?

Mit Jochen beim Chinesen

Von Griechen und Exhibitionisten, die eigentlich nichts zu zeigen haben

Vom Erwachsenwerden und Biertittenshirts

„Ich bin ja kein Nazi, aber …“

Ein Abgesang auf den Sündenbock

Finger weg von meinen Tomaten, du Hobbyfranzose!

Ich bin dann mal weg

Outtakes

Vorwort

Die folgenden Texte entstanden zwischen 2011 und 2015 für das Mönchengladbacher GURU-Magazin. Einmal im Monat konnte ich mir über was auch immer meine Gedanken machen und das Ergebnis abliefern. Das konnten mal kleine Erlebnisse des Lebens sein oder auch Gedanken zu Entwicklungen in der Gesellschaft. Tatsächlich waren es oft banale Beobachtungen oder Szenen, die sich wirklich so abgespielt haben. Ab und zu ist auch meine Fantasie mit mir durchgegangen oder der alltägliche Wahnsinn in Deutschland zwang mich zu reagieren. So entstand diese Sammlung von Texten, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Ende 2015 habe ich dann nach fast vier Jahren eine kreative Pause eingelegt.

Oktober 2011:

Michael Jackson und der BMI für Senioren

Man merkt ja meistens erst, dass man alt wird, wenn man seinen Kindern Vorschriften macht, die man selbst früher als „spießig“ und auf jeden Fall „ungerecht“ empfunden hätte. Einer dieser Sätze, die den Dinosaurier outen, ist „Mach doch endlich die Musik leiser“. Richtig übel ist das nachgesetzte „Das ist ja kaum auszuhalten“. Und ich muss zugeben, dass mir diese absolut entlarvenden Entgleisungen in letzter Zeit häufiger passieren. Opfer ist mein Sohn. Vielmehr Michael Jackson. Denn den vergöttert mein Spross seit dem Moment, als auf den Nachrichtensendern das Laufband durchs Bild lief, auf dem der Tod des King of Pop mitgeteilt wurde. Als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, mutierte mein Sohnemann augenblicklich zum größten Jacko-Fan aller Zeiten. Und er ist es seitdem geblieben. Wer hätte denn auch ahnen können, dass der weißeste Schwarze der Musikgeschichte neben seinem ohnehin riesigen Fundus an Hits noch nach seinem Tode so viele CDs veröffentlichen und damit das Konfliktpotenzial zwischen mir und meinem Stammhalter so sehr vergrößern würde. Eben! Jetzt steh ich da und ein toter Musiker, den ich mein Leben lang gemieden habe wie die Pest, führt mir vor Augen, dass ich unweigerlich ein „alter Sack“ werde. Und zu allem Überfluss ertappe ich mich auch noch dabei, Melodien wie „Beat it“ oder „Billy Jean“ zu summen. Dabei war mein Plan ein ganz anderer gewesen. Ich hatte mir vorgenommen, meinen Sprössling beizeiten behutsam und kompetent in die Klangwelten der Ramones, der Toten Hosen oder anderer Stromgitarrenhelden einzuführen. Aber die bezeichnet mein Kleiner ja nun aufgrund seines eigenen musikalischen Empfindens größtenteils als „den Krach, den Papa immer hört“. Na danke. Einen weiteren Stoß in Richtung alter Sack verpasste mir meine Tochter neulich am Telefon. Sie hatte extra angerufen, um mir mitzuteilen, dass mein Bauchauflieger, den ich gerne liebevoll als Partyfass bezeichne, kein Grund zur Beunruhigung sei. Denn, so erklärte sie mir zuckersüß, für Menschen in meinem Alter würde schließlich ein ganz anderer Body-Mass-Index gelten. Ältere Männer wie ich müssten quasi aus Gründen des Selbsterhalts mehr Fett einlagern, um dem unaufhörlichen Verfall nicht schutzlos gegenüber zu stehen. Außerdem würde der Bauch super zu meinen grauen Haaren passen. Na prima, danke auch! Dass ich ihren nachgeschobenen Wunsch nach kurzfristiger finanzieller Unterstützung geflissentlich überhört habe, mag an meinem Alter liegen. Man hört halt etwas schlechter als alter Sack.

November 2011:

Von Jochen lernen heißt siegen lernen

Ich habe vier Schwager, einer bekloppter als der andere. Am liebsten ist mir aber Jochen, der jüngste Bruder meiner Frau. Er hat das Down-Syndrom und ist an sich ein ganz pfiffiger Kerl, wenn es drauf ankommt. Über Fußball, „Damen“ und Bay Watch kann man mit ihm immer ein kultiviertes Gespräch führen und darüber hinaus schenkt er mir regelmäßig ein unaufgefordertes und sehr ehrliches „Du bist der Beste“ sowie eine damit einhergehende sehr männliche Umarmung, die auch David Haselnuss himself nicht besser hinbekommen hätte. Irgendwann habe ich mal für mich beschlossen, dass er mich nicht verarschen will und es durchaus ernst meint. Trotzdem denke ich mir oft, dass der Kerl es faustdick hinter den Ohren hat. So hat er zum Beispiel den Mut und geht mit Alltagsproblemen wie der Angst vor Kontrollverlust und Blamage sehr pragmatisch und beneidenswert offensiv um. Ein Beispiel: Wir haben uns mit den letzten warmen Sonnenstrahlen des Herbstes bei Schwiegervater im Garten zum Grillen zusammengerottet. Jochen sitzt schon mit nacktem Oberkörper am Tisch und zerlegt mit chirurgischer Präzision und in Slow Motion sein Würstchen, ganz zufrieden mit sich im hier und jetzt und überhaupt. Da betritt eine Freundin meines Schwiegervaters die Szene und hat, wie es sich in der Generation als ordentlicher Gast gehört, ein schön verpacktes Geschenk dabei. Für die Pflege dieser Tradition habe ich früher meine an sich ziemlich nervige Tante geliebt, aber ich schweife ab. Und das wäre schade, denn jetzt wird es lehrreich. Jochen sieht aus dem Augenwinkel die optische Information „Geschenk“. Er schmeißt den Riemen an und es rattert in seinem Kopf. Was soll das? Er spielt schnell alle Möglichkeiten inklusive Bay Watch und Weihnachten durch, die die Information „Geschenk“ beinhalten könnte – ohne Erfolg. Kurz macht sich Ratlosigkeit breit. Jetzt wird es ihm zu bunt. Beherzt steht er auf, nimmt die Besucherin charmant in den Arm und sagt strahlend: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Schatz!“ Punktlandung, gewonnen, Jackpot. Die Dame freut sich von ganzem Herzen und vor Freude gurrend ob dieser Begrüßung, Jochen bekommt ein Küsschen auf die Backe und kann sich wieder hinsetzen, um die Operation am offenen Würstchen akribisch fortzusetzen, als sei nichts geschehen. Schließlich hat er in seiner Welt aufgeräumt und alles so zugeordnet, dass er es versteht. In solchen Momenten bin ich ziemlich beeindruckt von meinem Schwager und nehme mir vor, mir öfter mal ein Beispiel an ihm zu nehmen. Aber meistens traue ich mich nicht, wenn es drauf ankommt. Und das, wo ich doch „der Beste“ bin.

Dezember 2011:

Weihnachten? Nein danke!

In diesem Jahr muss es einfach mal sein: Ich werde – obwohl Dezember ist und alles danach lechzt – nichts Gutes über Weihnachten schreiben. Ich werde diese Zeilen all jenen widmen, die das Fest der Liebe eher als störend empfinden und am liebsten gleich zu Silvester und dann ins neue Jahr übergehen würden. Wie den Karnevalisten, die sich gerade mal warmgeschunkelt haben und nun schon wieder die Pappnase wegpacken, zwangspausieren und den dreisten Helferlein des Weihnachtsmannes überall auf den Marktplätzen und in den Köpfen der Menschen Platz machen müssen. Oder den Fußballfans, die vor allem dem Christkind die Winterpause richtig übel nehmen. Und das sind nur zwei stellvertretend für viele andere Gruppen!

Dabei startet ja jeder Mensch sehr unbefangen in die Welt der Weihnacht. Als kleines Kind freute ich mich über die Geschenke und den leckeren Geruch. Dann wurde mir die damals schon abenteuerliche These aufgetischt, dass da ein rotgewandeter Bartträger in einem fliegenden Schlitten das ganze Jahr nichts Besseres zu tun hat, als mir und den anderen Milliarden Menschen auf der Welt Geschenke zu machen. Um den Fluss an Geschenken nicht zu gefährden, beschloss ich, das auch zu glauben. Zwangsläufig folgte daraus aber die Frage, weshalb ich selbst irgendwelchen Firlefanz basteln sollte, anstatt wie die anderen auf den fliegenden Geschenke-Bartmann zu setzen. Dann stellte ich fest, dass der Weihnachtsmann wie Opa roch oder aber deshalb lallte, weil Onkel Kurt mal wieder einen über den Durst getrunken hat. Einmal ist der dann samt Geschenkesack und laut grölend in den Weihnachtsbaum gefallen. Spätestens ab dem Moment war Essig mit dem Zauber der Weihnacht. Zumindest war das bei mir so.

Ich habe zum Glück aber meine liebe Familie. Sie lässt mich jedes Jahr erneut die Weihnachtszeit überstehen, indem sie mich durch die Gegend hetzt und teilweise unmögliche Dinge verlangt. So habe ich zum Beispiel vor zwei Jahren den riesigen Weihnachtsbaum mit einem Faden Industriegarn an der Decke festgemacht, weil sein unförmiger Stamm nirgendwo hineinpasste. Einen Zentimeter über dem Boden schwebend und bepackt mit Unmengen glitzernder und auch noch schwerer Sachen hat er tatsächlich bis in den Januar hinein gehalten. Dass ich überhaupt noch einen bekommen hatte, war angesichts der „Auf den letzten Drücker“-Taktik, die wir in Sachen Weihnachten verfolgen, schon ein kleines Wunder. Ebenso weiß mein Sohn nicht, wie haarscharf er an einer Grundausstattung von Hello Kitty vorbeigekommen ist, als meine Göttergattin immerhin schon einen Tag vor Heiligabend auf die glorreiche Idee kam, endlich die Geschenke für unseren jungen Jedi-Krieger zu kaufen und dann im Fachhandel durch leergefegte Regalreihen schlich. Ein anderes Mal hatte ich meine grippekranke Gattin vorsorglich mit einer großzügigen Mischung aus Medizin und Glühwein dermaßen ruhiggestellt, dass sie Heiligabend selig schnarchend auf dem Sofa zubrachte und sich am nächsten Tag an nichts mehr erinnern konnte. Unvergessen auch die signalrote Stoppersocke meines Sohnes, die den Abfluss der Waschmaschine gerade in dem Moment verstopfte, als das Glöckchen zur Bescherung ins Wohnzimmer rief. Die Maschine hatte ich selber angestellt. So jagen sich Katastrophen und Missgeschicke und machen eigentlich jedes Weihnachten zu einem unvergesslichen Fest. Mal sehen, was uns in diesem Jahr widerfährt. Und eigentlich freue ich mich sogar darauf. Aber das gebe ich nicht zu …

Januar 2012:

Von aufblasbaren Schwimmtieren und dem neuen „Wir-Gefühl 2012“

Na endlich, 2011 wird schon bald in der Restmülltonne der Zeit verschwunden sein. Seine Nachwirkungen müssen dies jedoch auch noch. Vornehmlich die Pfunde, die ich mir in der Adventszeit anfuttern musste, um meinen Mitmenschen eine Freude zu machen. Man kennt das ja: Plätzchen hier, gefülltes totes Geflügel dort - und alles schwimmt in dicker brauner Soße oder ist mit Schokolade überzogen. Die Köche und Plätzchenbäcker nötigen einem ihre Delikatessen auf und brechen in weihnachtliche Depressionen aus, wenn man dankend ablehnt. Sie kennen mich, ich bin ein Menschenfreund. Und als solcher kann man nicht oder nur an den falschen Stellen „nein!“ sagen. Wer kann das schon? Ich habe mich also seit Sankt Martin gut geschlagen und mein Tellerchen stets leergegessen, und das mehr als einmal. Anschließend habe ich meiner Gattin angesichts leerer Töpfe und Schüsseln gerne kameradschaftlich auf die Schultern geklopft und betont, dass „wir“ das doch wieder gut hinbekommen hätten. Anfängliches Lob wich schnell einem genervten Augenrollen. Denn das Ergebnis meiner aufopfernden Taten steht mir nicht so gut, meint meine Frau. Und sie weist bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf hin. Zur Untermauerung ihrer Kritik zeigt sie mir in der Stadt jetzt öfter die Kleidungsständer, an denen Sachen hängen, die mehr „X“ als „L“ sind und irgendwie an Schwangerschaftskleidung erinnern. Da ist sie so konsequent wie alle Frauen. Das Thema, das sie neuerdings beschäftigt, ist allgegenwärtig. Und damit sie dabei nicht so alleine ist, drängt sie es in mein Leben, mein Denken, meinen Alltag. Kurz: Sie redet mich dick! Der stete Tropfen, der den Speckstein höhlt. Kein noch so belangloser Dialog kommt jetzt ohne eine Anspielung auf schwere Jungs oder ein dickes Fell aus, welches ich mir zulegen sollte, weil ja schwere Zeiten auf mich zukommen. Aber immerhin würde so klar, dass ich kein Leichtgewicht bin, an dem man so schnell nicht vorbei kommt. Wussten Sie, wie viele Versionen des Themas „Mein Mann ist zu dick“ in einen normalen Tagesablauf passen? Ich auch nicht, und ich will es auch nicht erfahren. Mag sogar sein, dass sie Recht hat. Meine Jeans können ja nicht von heute auf morgen eingelaufen sein.

Also hat meine Gattin beschlossen, dass „wir“ erst einmal gesund leben und auf überflüssige Kalorien verzichten werden. Damit „wir“ ihr nicht ständig mit dem üblichen „Bin ich zu dick? Die Hose kneift! Wo hast du den Rest vom Braten versteckt?“ in den Ohren liegen. Schließlich, so erklärte sie mir, müsse man mit dem Kampf gegen die bösen Kalorien so früh wie möglich beginnen, damit „wir“ in der bunten Sommerhose nicht aussehen wie eines dieser aufblasbaren Schwimmtiere, welche sie durchaus süß findet. Dass sich die bösen Kalorien ihrer Meinung nach neben dem Essen auch im Bier befinden, war mir nicht so klar, als ich vollmundig einwilligte und sogar noch großspurig ein Etappenziel in nicht allzu ferner Zukunft für „unsere“ sichtbaren Erfolge proklamierte. Ab und zu sollte man wirklich zuerst die Klappe halten und in sich gehen, bevor man große Töne spuckt. Jetzt habe ich den Salat. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Scheinbar ist meiner Holden völlig egal, dass „wir“ eine Mindestmenge an Kalorienzufuhr brauchen, um kräftig und angriffslustig zu bleiben. Schließlich will die Sippe vor Gefahren wie tollwütigen Mammuts oder marodierenden Säbelzahntigern beschützt werden. Und wer nimmt sich schwerer Einkäufe wie dem Kasten Bier nun an, wenn „wir“ durch gesundes Essen schwächeln. Meine Holde meint, dass „wir“ ja wegen der bösen Kalorien, die sich darin verstecken, auf absehbare Zeit kein Bier in Kästen mehr zu schleppen brauchen. Vor meinem inneren Auge sehe ich dann ein aufblasbares buntes Schwimmtier, das zufrieden mit einer eiskalten Flasche Bier auf einem Baggersee dümpelt und an dem sich nette und ungeübte Schwimmerinnen festhalten. Vielleicht sollten „wir“ die Diät ohne mich machen …

Februar 2012:

Von Farben, Formen und dem Lego-Stecksystem

Im Internet fand ich neulich ein Schaubild, das mich tatsächlich außerplanmäßig zum Denken angeregt und letztendlich dazu beigetragen hat, dass mir bestimmte Zusammenhänge im teilweise problematischen Umgang von Mann und Frau klar geworden sind. Bis dahin vertrat ich folgende Meinung: Man kann davon ausgehen, dass es sich bei Mann und Frau um zwei völlig verschiedene Betriebssysteme handelt, die sich aber irgendwie ergänzen. Dabei war ich von einer Art Lego-Stecksystem ausgegangen, wobei die Betonung nicht zwangsläufig auf dem „Steck-“ liegt. Doch die Sache geht viel tiefer. Wer sich ein wenig auskennt, weiß, was ich meine: Versuchen Sie mal, einen alten Commodore 64 mit einem modernen Hochleistungsrechner zu vernetzen. Das kommt dem Problem zwischen den Geschlechtern sehr nahe. Dabei möchte ich nicht zwangsläufig behaupten, ich sei die Präzisionsmaschine mit einigen Gibabytes an Speicherkapazität, moderner Grafikkarte und allem Schnickschnack. Von meiner Frau möchte ich das allerdings auch nicht.

Zurück zu dem farbenfrohen Internet-Fund: Zu sehen ist eine Farbskala mit rund 50 verschiedenen Farbabstufungen, wie man sie vom Tapeten- oder Farbengeschäft kennt. Darüber steht sinngemäß „Farben, wie Frauen und Männer sie sehen“. Auf der linken Seite der Skala stehen dazu auch 50 Farbbezeichnungen, auf der rechten sind es gerade einmal sechs oder sieben. Raten Sie mal, welche die weibliche und welche die männliche Seite darstellen soll. Richtig! Dem unüberschaubaren und verwirrenden Informationsangebot an „rosa“, „altrosa“, „rosé“ und „pink“ oder „mint“, „khaki“, „hellgrün“, „petrol“, „smaragdgrün“ oder „lindgrün“ auf der einen Seite steht ein klares „rosa“ und „grün“ auf der anderen (männlichen) Seite gegenüber. Meine Frau, die ich mit dem Bild und meiner vermeintlichen Überlegenheit umgehend konfrontierte, meinte dazu tröstend, dass das nicht schlimm sei. Schließlich würde den Männern ja eine gewisse Farbwahrnehmung durchaus unterstellt. Dadurch, so folgerte sie haarscharf, sei man als Mann doch schon weit über dem Hund angesiedelt, welcher bekanntermaßen die Welt in Schwarzweiß wahrnimmt. Da meine Frau durchaus als eloquent zu bezeichnen ist, erklärte sie mir ohne Luft zu holen, dass das von der Evolution und der jagdgesteuerten Wahrnehmung des Mannes herrühre und wir deshalb auch nichts dafür könnten. „Du fokussierst eben anders“, lautete ihre tröstliche Erklärung. Aha.

Sie kennen mich, ich bin ein Menschenfreund. Deshalb habe ich ihr das auch gerne durchgehen lassen und hätte es beinahe vergessen, wenn wir nicht am gleichen Abend gemeinsam eine Nachrichtensendung im Fernsehen angeschaut hätten. Ich schätze diese sehr, weil die Moderatorin klasse aussieht und sehr beeindruckende … sagen wir „physische Merkmale“ aufweist. Deshalb bin ich auch immer ganz gebannt bei der Sache. Nach den Nachrichten fragte mich meine Gattin dann aber, wie ich denn die Nachricht über unseren Bundespräsidenten und seine derzeitigen Eskapaden beurteilen würde. Fragend schaute ich sie an, denn ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon sie redete. Meine Gattin lächelte daraufhin nachsichtig und erwähnte eben jene „Fokussierung“ noch einmal. Denn während ich meinen Fokus allem Anschein nach ganz auf die Moderatorin gelegt hatte, hatte sie den Lauftext am unteren Bildrand gelesen. Schließlich fragte sie mich, weshalb der mir denn nicht aufgefallen sei, wo ich doch „mit großen Augen“ auf den Bildschirm gestarrt hatte. Da wusste ich dann außer einem wenig überzeugenden „grün!“ auch nichts drauf zu sagen.

März 2012:

Darf´s auch ein wenig viel mehr sein?