Siehe, dein König kommt - Michael Hardt - E-Book

Siehe, dein König kommt E-Book

Michael Hardt

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Beschreibung

Es handelt sich bei diesem Artikel um ein E-Book (Epub-Format), das nur mit elektronischen Medien genutzt werden kann. Keiner der "kleinen Propheten" spricht so viel von dem kommenden Messias wie der junge Prophet Sacharja. Der erste Teil des Buches enthält viele symbolische Hinweise auf Christus. Danach wird es sehr konkret. Sacharja liefert ein beeindruckendes prophetisches Panorama. Unter anderem prophezeit er über: · … den König, der demütig auf einem Esel reitet. · … Christus als Hirten, der von seinem Volk abgelehnt wird. · … den Verrat und Verkauf für 30 Silberstücke. · … die Durchbohrung des Christus. · … über den Sieg und die Herrschaft Christi als König im Friedensreich. Der vorliegende Kommentar konzentriert sich auf Christus, beleuchtet aber gleichzeitig den Hintergrund der manchmal geheimnisvoll erscheinenden Prophezeiungen und ist damit auch eine ausgezeichnete Hilfe, den Propheten Sacharja insgesamt besser zu verstehen. Eine gute verständliche und doch tiefgehende Auslegung, die das Herz jedes gläubigen Lesers erwärmt.

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Mit freundlicher Genehmigung von Christliche Schriftenverbreitung e.V.ISBN Printversion: 978-3-89287-424-9 ISBN E-Book: 978-3-89287-272-6 © 2022 Christliche Schriftenverbreitung e.V. und www.bibelkommentare.deDieser Kommentar ist im Internet veröffentlicht unter: www.bibelkommentare.de/ebooks/uid?cmt.805.epubKontakt: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

Der Mann zwischen den Myrten

Ich komme und werde in deiner Mitte wohnen

Hoherpriester, Spross und Stein

Der goldene Leuchter

Bevor Christus herrschen kann

Priester und König!

Der Zustand des Volkes und Gottes Plan

Gottes Plan: Das Fasten wird zur Freude

Frohlocke laut, Tochter Zion

Der Eckstein und der Pflock

Der Hirte kommt zu seiner Herde

Wolken am Horizont

Sie werden auf mich blicken …

Das Schwert erwacht gegen den Hirten

Das große Finale

Schlusswort

Vorwort

Echte Freude kommt aus der Beschäftigung mit Christus. Bei seiner Geburt verkündigte ein Engel „große Freude“. Als der auferstandene Herr die Schriften öffnete, um das zu zeigen, was Ihn betraf, war das Ergebnis, dass die Herzen brannten! Am Abend seiner Auferstehung „freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen“. Und nachdem die Jünger Ihn bei seiner Himmelfahrt gesehen hatten: „sie kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude“.

Gerade in dieser Hinsicht hat das Buch Sacharja viel zu „bieten“: Es enthält eine Fülle an Zusagen, die sich auf den Herrn Jesus beziehen. Die Beschäftigung damit macht das Herz glücklich.

Die messianischen Vorhersagen sind wie leuchtende Edelsteine. Auf den ersten Blick ist man versucht, sich nur damit zu beschäftigen. Doch bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass diese Edelsteine noch besser wirken, wenn man das Umfeld beachtet, in dem sie präsentiert werden. Aus diesem Grund gehen wir kurz auf jedes Kapitel insgesamt ein, aber mit dem Ziel, dann die Dinge herauszuarbeiten, „die Ihn betreffen“.

Man kann dieses Buch daher unterschiedlich nutzen:

Wem es darum geht, ausgewählte Schönheiten des Herrn Jesus zu entdecken, kann sich gezielt mit der einen oder anderen messianischen Zusage beschäftigen. Die tabellarische Übersicht auf der nächsten Seite will diesen Zugang erleichtern.

Leser, die etwas tiefer gehen möchten, können das Buch als fortlaufenden Kommentar lesen (wobei der Schwerpunkt immer auf den messianischen Verheißungen liegt, der Hintergrund aber jeweils kurz erklärt wird).

Für den eher praxisorientierten Leser, der Impulse für den Alltag sucht, sind zahlreiche Anwendungen auf unser Leben als Christen in separaten Kästen hervorgehoben.

Wenn durch dieses Buch dem einen oder anderen Leser eine Schönheit des Messias, des Herrn Jesus Christus, dadurch wertvoller wird, war es nicht umsonst.

Einleitung

Christus im Propheten Sacharja

Christus ist das eigentliche Thema der biblischen Prophetie. In der Tat: „Diesem geben alle Propheten Zeugnis“ (Apg 10,43). Natürlich handeln weite Teile des prophetischen Wortes von zukünftigen Ereignissen, von Königreichen, Schlachten usw. Aber man wird den eigentlichen Sinn der biblischen Prophetie nur erfassen, wenn man erkennt, dass es um Jesus Christus geht: seine Leiden und die Herrlichkeiten danach (1. Pet 1,11). Es ist auch richtig, dass Prophetie sich mit der Erde und ihrer Zukunft befasst. Aber auch hier ist das eigentliche Thema Christus, denn es geht darum, welche Rolle Er einmal einnehmen wird und dass Er schließlich genau dort geehrt werden wird, wo Er bei seinem ersten Kommen abgelehnt und verworfen wurde.

Im Propheten Sacharja stoßen wir besonders häufig auf Aussagen über Christus. In den ersten Kapiteln sind es eher versteckte Hinweise. Dann, im Verlauf des Buches, tritt der verheißene Messias immer wieder und immer deutlicher hervor. Sacharja teilt uns mehr über Ihn mit als alle anderen kleinen Propheten zusammen. Die wichtigsten messianischen Aussagen Sacharjas sind in der umseitigen Tabelle zusammengefasst.

Wer war Sacharja?

Sacharja lebte und wirkte nach der babylonischen Gefangenschaft. Kores, der persische König, hatte 538 v. Chr. dazu aufgerufen, dass Freiwillige unter den Juden nach Jerusalem zurückkehrten, um den Tempel Gottes wiederaufzubauen. Eine kleine Minderheit von etwa 43 000 Juden war diesem Aufruf gefolgt und hatte bereits mit dem Bau begonnen, dann aber über mehrere Jahre ihre Arbeit niedergelegt – bis zum zweiten Jahr des medo-persischen Königs Darius (Esra 4,24). Das war das Jahr, in dem Sacharja seine erste uns überlieferte Botschaft aussprach (Sach 1,1).

Sacharja muss zu diesem Zeitpunkt (etwa 522 v. Chr., also etwa 16 Jahre nach Ende der babylonischen Gefangenschaft) noch ein relativ junger Mann gewesen sein, denn er wird als „dieser Jüngling“ bezeichnet (Sach 2,8). Wir können also davon ausgehen, dass er in Babylon geboren worden war und dann als junger Mann – vielleicht mit seinen Eltern – an der in Esra 2 erwähnten Reise zurück nach Jerusalem teilgenommen hatte.

Jedenfalls wissen wir aus Esra 5, dass Sacharja – gemeinsam mit dem Propheten Haggai – unter den zurückgekehrten Juden wirkte (V. 1). Offensichtlich geschah das mit guter Auswirkung: Die Arbeit am Haus Gottes wurde wieder aufgenommen, und sie gelang auch, und zwar gerade durch den Dienst Sacharjas und seines Zeitgenossen Haggai (Esra 5,1.2; 6,14). Es ist schön zu sehen, dass diese beiden Propheten so erfolgreich zusammenarbeiteten, obwohl ihr Stil so verschieden war:

Haggai sprach das Gewissen des Überrests an. Er nahm kein Blatt vor den Mund. Er wollte aufrütteln. Mit klaren und sehr direkten Ermahnungen weckte er sie aus ihrer Lethargie: „Richtet euer Herz auf eure Wege“, etc. Darüber hinaus ermutigte er sie, indem er auf die zukünftige Herrlichkeit des Hauses hinwies, an dem sie bauten (Hag 2,9).

Sacharjas Dienst hatte einen ganz anderen Charakter. Er sah Nachtgesichte und schilderte – oft in symbolischer Sprache –, wie Gott sich wieder über Jerusalem erbarmen würde. Dazu sprach er immer wieder von Christus, von seinem Kommen (z.B. Sach 9,9) und Leiden (Sach 11–13) und von seiner heute noch zukünftigen Erscheinung und Herrschaft (Sach 13 und 14).

Die Zeit Sacharjas: kein Mangel an Herausforderungen

Die Art und Weise, in der Propheten über den Herrn Jesus sprachen, hängt oft mit den Umständen derer zusammen, unter denen sie wirkten (denn Prophezeiung soll ja gerade auf den jeweiligen Herzenszustand der Empfänger einwirken). Daher sollten wir uns kurz die Situation des Volkes Gottes zur Zeit Sacharjas vergegenwärtigen.

Zur Zeit Sacharjas gab es viele noch ungelöste Probleme:

Gott erkannte Israel nicht mehr als sein Volk an.

Sie waren Lo-Ammi (Hos 1,9) und hatten keinen König mehr.

Der Thron Gottes stand nicht mehr in Jerusalem. Die „Zeiten der Nationen“ waren angebrochen. Daher richteten Zeitangaben sich nach den Königen der Nationen.

Auch die politische und wirtschaftliche Macht lag nicht in Israel sondern bei den Nationen (zur Zeit bei den Persern).

Die zurückgekehrten Juden waren nur wenige und ihre Geschichte war traurig: Gott hatte sie bestrafen müssen (vgl. Sacharjas erste Botschaft in Kapitel 1,2–6). Zehn Stämme waren in Assyrien und die große Mehrheit der zwei Stämme war in Babylon geblieben.

Auch hatten sie keinen sichtbaren Beweis der Gegenwart Gottes.

Gott hielt zwar immer noch alles in seiner Hand, bewegte sich aber hinter den Kulissen.

In diese Situation hinein spricht Sacharja. Seine Botschaften weisen hin auf die unveränderte Liebe Gottes zu seinem Volk, auf seine Absicht, das Volk zu segnen, und vor allem auf Christus, den Messias. Er wird in diesem Buch unter zahlreichen Bildern vorgestellt. Sacharjas Prophezeiungen machen klar, dass Christus die einzige Hoffnung und die einzige Grundlage für Segen ist.

Einteilung des Buches

Das Buch Sacharja lässt sich leicht in zwei Teile einteilen:

Teil 1: Die Kapitel 1–6 enthalten die acht „Nachtgesichte“. In diesen Visionen war dem jungen Propheten in bildhafter Form etwas von der Herrlichkeit des kommenden Messias und seiner Herrschaft vermittelt worden.

Teil 2: Die Kapitel 7–14 beginnen mit einem einleitenden Teil (Kap. 7 und 8), gefolgt von dem Hauptteil, der zahlreiche und sehr direkte Vorhersagen über Christus enthält: sein Kommen als Mensch, seine Verwerfung, seine Leiden, seinen Sühnungstod und schließlich seine Erscheinung in Macht und Herrlichkeit und sein Friedensreich.

Kapitel

Hinweis auf Christus

Bibelstelle

1

Mann zwischen den Myrten

Sach 1,8.10

2

Ich komme und werde in deiner Mitte wohnen

Sach 2,14

3

Der wahre Hohepriester

Sach 3,8

Mein Knecht, Spross genannt

Sach 3,8

Der Stein – mit sieben Augen

Sach 3,9

4

Der Leuchter

Sach 4,2

Serubbabel

Sach 4,7–10

Der Schlussstein des Tempels

Sach 4,7

5

Die Rolle des Fluches und die Rolle des Gehorsams

Sach 5,1

Bevor Christus seine Herrschaft antritt …

Sach 5,10.11

6

Ein Mann, sein Name ist Spross

Sach 6,12

Er wird den Tempel des Herrn bauen

Sach 6,12

Er wird Herrlichkeit tragen

Sach 6,13

Der Priester auf dem Thron

Sach 6,13

Der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein

Sach 6,13

7

Der Segen kommt nicht durch Verdienst (sondern Christus)

Sach 7

8

Das Fasten wird zur Freude

Sach 8,19

9

Frohlocke laut, dein König wird zu dir kommen

Sach 9,9

Gerecht und ein Retter

Sach 9,9

Demütig und auf einem Esel reitend

Sach 9,9

10

Der Eckstein

Sach 10,4

Der Pflock

Sach 10,4

11

Der Hirte kommt und weidet seine Herde

Sach 11,7

Der Hirte wird abgelehnt

Sach 11,8

Verkauft für 30 Sekel Silber

Sach 11,12

Wirf das Geld dem Töpfer hin

Sach 11,13

12

Und sie werden auf mich blicken

Sach 12,10

Den sie durchstochen haben

Sach 12,10

Christus ist der Herr!

Sach 12,10

Christus der Erstgeborene

Sach 12,10

13

Ein Mann, der das Land bebaut

Sach 13,5

Wunden in den Händen

Sach 13,6

Schwert, erwache gegen meinen Hirten!

Sach 13,7

Der Mann, der Gottes Genosse ist

Sach 13,7

14

Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen

Sach 14,4

Kommen wird der Herr, mein Gott

Sach 14,5

Der Herr wird König sein

Sach 14,9.16

Kapitel

Thema

Teil I

1

Nachtgesicht 1: Mann zwischen den Myrten

2

Nachtgesicht 2: Vier Hörner und vier Schmiede

Nachtgesicht 3: Der Mann mit der Mess-Schnur

3

Nachtgesicht 4: Der Hohepriester Josua bekommt saubere Kleider und den Kopfbund

4

Nachtgesicht 5: Der Leuchter und die beiden Olivenbäume

5

Nachtgesicht 6: Die fliegende Rolle und der Fluch

Nachtgesicht 7: Die Frau in dem Hohlmaß

6

Nachtgesicht 8: Vier Wagen zwischen Bergen aus Erz

Teil II

7

Die Frage mit dem Fasten: Der Zustand des Volkes war schlecht, aber Gottes Segensabsichten stehen fest

Einleitung

zu Teil II

8

9

Christus kommt als König zur Tochter Zion

10

Christus der Eckstein

11

Christus der Hirte – und der Antichrist

12

Christus, der durchbohrt wurde, wird von ihnen gesehen werden

13

Christus und seine Leiden von den Menschen und unter der Vorsehung Gottes

14

Christus – seine Erscheinung in Herrlichkeit und sein Reich

Der Mann zwischen den Myrten

Ein Appell

In Sacharja 1 stoßen wir auf das erste Nachtgesicht des jungen Propheten. Der Hintergrund, den wir in der Einleitung geschildert haben, hilft uns zu verstehen, warum dieses Nachtgesicht, das den Mann zwischen den Myrten vorstellt, so trostreich war. Doch zuerst appelliert Sacharja an das Herz und Gewissen des Volkes (V. 1–6): Sie sollten nicht so handeln, wie es ihre Väter getan hatten, sondern ihre Herzen öffnen für die Botschaft, die Gott an sie richten wollte.

Dann folgt die trostreiche Botschaft über den Mann zwischen den Myrtenbäumen.

Ein wichtiges Jahr

„Am vierundzwanzigsten Tag, im elften Monat, das ist der Monat Schebat, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des Herrn an Sacharja, den Sohn Berekjas, des Sohnes Iddos, den Propheten, indem er sprach …“ (V. 7).

Das zweite Jahr des Königs Darius war äußerst ereignisreich gewesen, besonders was prophetische Mitteilungen anging:

6. Monat, 1. Tag: Haggai spricht seine erste Botschaft aus (Hag 1,1)

6. Monat, 24. Tag: Der Bau des Hauses wird wieder aufgenommen (Hag 1,15)

7. Monat, 21. Tag: die zweite Botschaft Haggais (Hag 2,1)

8. Monat: die erste Botschaft Sacharjas (Sach 1,1)

9. Monat, 20. Tag: die dritte Botschaft Haggais (Hag 2,10)

9. Monat, 24. Tag: die vierte Botschaft Haggais (Hag 2,20)

11. Monat, 24. Tag: die zweite Botschaft Sacharjas (Sach 1,7)

Diese dichte Abfolge von Prophezeiungen gerade im Jahr der Wiederaufnahme der Arbeit zeigt uns, wie wichtig der prophetische Dienst ist. Dazu wird klar, dass die nun folgende Botschaft des Trostes erst ausgesprochen werden konnte, nachdem die Juden ihre Haltung geändert hatten und wieder fleißig ihrer noblen Aufgabe nachgingen.

Die Begegnung im Tal

„Ich schaute in der Nacht, und siehe, ein Mann, der auf einem roten Pferd ritt; und er hielt zwischen den Myrten, die im Talgrund waren, und hinter ihm waren rote, hellrote und weiße Pferde. Und ich sprach: Mein Herr, wer sind diese? Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Ich will dir zeigen, wer diese sind. Und der Mann, der zwischen den Myrten hielt, antwortete und sprach: Diese sind es, die der Herr ausgesandt hat, um die Erde zu durchziehen. Und sie antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt, und sprachen: Wir haben die Erde durchzogen, und siehe, die ganze Erde sitzt still und ist ruhig“ (V. 8–11).

In seinem ersten Nachtgesicht sieht der Prophet einen Mann, der auf dem roten Pferd reitet und dann zwischen Myrten anhält. Ein Blick auf Vers 11 zeigt uns, dass es sich dabei um keinen anderen als den Engel des Herrn handelte. Er wird klar von dem „Engel“ unterschieden, der mit Sacharja redete und bestimmte Erklärungen abgab (V. 9.14). Wir wissen aus anderen Stellen, dass der Herr Jesus vor seiner Menschwerdung verschiedenen Personen als Engel des Herrn erschienen war (s. z. B. 2. Mo 3,2–18; Ri 6,11–22 und 13,3–21). Im Verlauf unseres Abschnitts werden wir mehrere Umstände entdecken, die diese Sichtweise bestärken.

Der Ort, an dem der Reiter anhält, ist interessant: zwischen den Myrten, und zwar im Tal. Myrten sind immergrüne Bäume oder Sträucher, die prächtig blühen und angenehm duften. Sie kommen noch an drei anderen Stellen im Alten Testament vor. Aus diesen Versen können wir die schöne Bedeutung dieser Pflanzen erkennen:

Jesaja teilt uns mit, dass Gott folgende Verheißungen gab: „Ich werde Zedern in die Wüste setzen, Akazien und Myrten und Olivenbäume, werde in die Steppe pflanzen Zypressen“; und: „Statt der Dornsträucher werden Zypressen aufschießen, und statt der Brennnesseln werden Myrten aufschießen. Und es wird dem Herrn zum Ruhm, zu einem ewigen Denkzeichen sein, das nicht ausgerottet wird“ (Jes 41,19 und 55,13). In der ersten Stelle geht es darum, dass diese immergrüne Pflanze einmal wachsen wird, wo es bisher nur Wüste gab. Die zweite Stelle betont den Charakter des Segens im Gegensatz zum Fluch, dessen Folge die Dornen ja waren.

In Nehemia 8 verwenden die Juden unter anderem Myrtenzweige, um das Laubhüttenfest zu feiern, das ja von der Zeit des Segens und der Freude im 1000-jährigen Reich spricht.

Damit wird klar, dass Myrten in der Bibel mit Segen und Wiederherstellung zusammenhängen. Der Umstand, dass der Engel des Herrn erscheint und zwischen den Myrten hält, lässt schon vermuten, dass der junge Prophet mit einer ermutigenden Botschaft rechnen darf. Wir werden sehen, dass das tatsächlich der Fall ist: Sacharja darf „gute Worte, tröstliche Worte“ hören (V. 13).

Allerdings standen diese Myrten „im Talgrund“. Das Wort, das hier benutzt wird, kommt sonst im Alten Testament so nicht vor, bedeutet[1] aber so viel wie „niedriger Punkt“, „Tal“ oder auch „Schatten“, vermutlich deshalb, weil Täler oder niedrig gelegene Orte viel länger im Schatten liegen als Bergspitzen. Die Bedeutung „Tiefe“ oder „tief gelegener Punkt“ wird auch dadurch gestützt, dass ein verwandtes Wort die Tiefe des Meeres bezeichnet (11x im AT, z.B. in 2. Mo 15,5; Ps 69,16; Jona 2,4; Mich 7,19). Das Volk Israel befand sich an einem der Tiefpunkte seiner nationalen Geschichte. Aber der Mann auf dem roten Pferd kommt bis in den Talgrund und bringt gerade dort eine Botschaft des Trostes.

Der Mann ritt auf einem roten Pferd. Pferde stehen in der Bibel für Macht, insbesondere militärische Macht. Viel spricht dafür, in diesen Pferden – wie auch in Kapitel 6,1–8 – ein Bild der vier Weltreiche[2] zu sehen, von denen Daniel schon gesprochen hatte (Dan 2 und 7). Aus der Sicht eines treuen Juden waren diese Weltreiche mehr als nur Störfaktoren. Es waren Mächte, die dem Volk Israel in vieler Hinsicht weit überlegen waren und unter denen es für sie viele Feinde gab. Sie hatten das Heiligtum Gottes und die „Stadt des großen Königs“ zerstört. Aber hier lernen wir die tröstliche Wahrheit, dass selbst diese Weltreiche nicht willkürlich handeln konnten, sondern von Gott gesteuert werden: „Diese sind es, die der Herr ausgesandt hat, um die Erde zu durchziehen“ (V. 10).

Exkurs: Anwendung für Christen

Manchmal erwecken Umstände und Entwicklungen den Eindruck, alles liefe in die falsche Richtung und der Herr kümmere sich nicht darum. Genauso sah es zur Zeit Sacharjas aus (den heidnischen Weltreichen ging es gut, das Volk Gottes befand sich in einer schwierigen Lage).

Aber der Schein trügt. Gott greift oft nicht sofort ein. Er bewegt sich hinter der Szene. Dennoch hält Er die „Zügel“ in seiner Hand.

Bist du „im Tal“, an einem Tiefpunkt? Genau da möchte der Herr uns begegnen und „gütige und tröstliche Worte“ hören lassen. Er blickt „auf den Elenden“ und wohnt „bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen“ (Jes 57,15; 66,2). Das gilt auch heute noch.

Wenn wir Christus in diesem Engel des Herrn entdecken, ergibt sich ein schönes und in der Tat tröstliches Bild: Er hat und behält die Kontrolle über diese Reiche. Er sitzt auf dem roten Pferd, das heißt, Er lenkt und kontrolliert es, und die anderen Pferde folgen. Wenn auch noch mehrere Jahrhunderte vergehen mussten, bevor Er tatsächlich als Messias zu seinem Volk kommen würde (und noch viele Jahrhunderte mehr, bevor Er diese Reiche endgültig richten würde), war Er doch schon jetzt derjenige, der den Lauf der Weltgeschichte kontrollierte.

Die Fürsprache und die Antwort

Allerdings schien es den Nationen sehr gut zu gehen. Sie hatten Ruhe. Sie sagen: „Wir haben die Erde durchzogen, und siehe, die ganze Erde sitzt still und ist ruhig“ (V. 11). Es gab auch nicht das geringste Anzeichen, dass sich an ihrer Machtposition etwas ändern würde. Doch vernimmt Sacharja noch einmal die Stimme des Engels des Herrn:

„Da hob der Engel des Herrn an und sprach: Herr der Heerscharen, wie lange willst du dich nicht über Jerusalem und die Städte Judas erbarmen, auf die du zornig warst diese siebzig Jahre?“ (V. 12).

Hier sehen wir Christus als Fürsprecher. Er verwendet sich bei Gott für das Volk. Natürlich weiß Er, was Gott tun wird und wann, aber Er drückt aus, was die Treuen in Gottes Volk empfinden. Diese Tatsache erinnert uns daran, dass der Herr sich auch für uns verwendet, das heißt, dass Er uns vertritt und unsere Angelegenheiten vor Gott bringt (Röm 8,34 und Heb 7,25).

„Und der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, gute Worte, tröstliche Worte. Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Rufe aus und sprich: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe mit großem Eifer für Jerusalem und für Zion geeifert“ (V. 13.14).

Die Fürsprache des Engels des Herrn bleibt nicht ohne Wirkung. Sacharja hört nun „gute Worte, tröstliche Worte“, das heißt Worte, die die Güte Gottes zeigen und gleichzeitig Trost bringen. Der Engel des Herrn hatte sich an den Herrn der Heerscharen, das heißt an den Gott, dem gewaltige Armeen unterstehen, gewandt, aber die Antwort kam von dem Herrn (Jehova).

Diese Antwort, die zuerst einmal an den Engel gerichtet wurde, der mit Sacharja sprach, zeigt, dass der äußere Anschein der Dinge nur trügen konnte: Es sah so aus, als sei Gott auf der Seite der Nationen. Nun darf Sacharja hören, dass es sich in Wirklichkeit ganz anders verhielt: Für eine Weile ließ Gott diese Weltreiche gewähren (V. 11), aber in Wirklichkeit war Er zornig auf sie gewesen diese 70 Jahre (V. 14.15). Und Jerusalem war Ihm absolut nicht gleichgültig: Er „eiferte mit großem Eifer“ für diese Stadt. Er hatte beschlossen, dass sein Haus dort wieder gebaut werden sollte und die Stadt und das Volk wieder gesegnet werden sollten. Dieses Gesicht von dem Mann zwischen den Myrtenbäumen musste eine gewaltige Ermutigung sein.

Eine Botschaft des Trostes

Diese Tatsache, nämlich dass Gott in Wirklichkeit Erbarmen für Jerusalem hat, aber zornig auf die Nationen ist, ergibt eine gewaltige Schlussfolgerung, die mit dem Wort „darum“ eingeleitet wird.

„Darum, so spricht der Herr: Ich habe mich Jerusalem mit Erbarmen wieder zugewandt; mein Haus, spricht der Herr der Heerscharen, soll darin gebaut und die Mess-Schnur über Jerusalem gezogen werden. Rufe ferner aus und sprich: So spricht der Herr der Heerscharen: Meine Städte sollen noch überfließen von Gutem; und der Herr wird Zion noch trösten und Jerusalem noch erwählen“ (V. 16.17).

Der erste Teil dieser Antwort (V. 16a) bezieht sich auf das, was schon zur Zeit Sacharjas zutraf: Gott hatte sich bereits über Jerusalem erbarmt. Dann folgt der Hinweis auf den Bau seines Hauses und die Mess-Schnur. Einerseits wurde der Bau schon durchgeführt; andererseits wird es einen zukünftigen Bau geben, wo auch die Mess-Schnur, das Zeichen des aufmerksamen Interesses Gottes an diesem Ort, wieder benutzt werden wird (vgl. Hes 40,3 ff.; Off 11,1.2; Sach 4,8–10). Insofern hat Vers 16b eine doppelte Anwendung.

Aber der restliche Teil der Antwort (V. 17) hat eine rein zukunftsbezogene Bedeutung, denn zu Lebzeiten Sacharjas konnte davon, dass Gottes „Städte noch von Gutem überfließen“ würden, nicht die Rede sein. Bevor Gott sein Erbarmen vollständig und endgültig erweisen konnte, musste erst der Messias kommen und leiden und sterben und schließlich von einem (auch heute noch zukünftigen) Überrest des Volkes unter Buße angenommen werden. Diese Auffassung, dass Vers 17 auf die damals noch ferne Zukunft abzielt, wird durch die einleitenden Worte „Rufe ferner aus und sprich“ gestützt. Außerdem ändert sich nun die Ausdrucksweise: Während es in Vers 16 einfach hieß, „soll gebaut werden“, lesen wir in Vers 17 dreimal, dass etwas „noch“ geschehen soll oder wird. Auch dieser Umstand deutet darauf hin, dass es zurzeit zwar noch nicht der Fall war, aber dennoch einmal geschehen würde. Drittens wird es durch den Zusammenhang unterstrichen, denn die Rückkehr aus Babylon kann hier nicht gemeint sein (sie war bereits geschehen) und es ging ja gerade darum, dass die Nationen noch herrschten, dass Jerusalem noch in Trümmern lag und Israel keinen König hatte, sondern den Weltreichen unterstand. Das wird sich erst dann ändern, wenn der „Stein“ aus Daniel 2 das Bild Nebukadnezars schlägt, das heißt, wenn Christus in Macht und Herrlichkeit erscheint. Wenn die Prophetie Ereignisse vorstellt, die noch in ferner Zukunft liegen, dann soll das immer eine Auswirkung in der Gegenwart haben. So auch hier. Die glühenden Voraussagen über den zukünftigen Segen Jerusalems dienen dazu, den Überrest zur Zeit Sacharjas zu ermutigen.

Alle diese Aussagen, ob in Bezug auf Gegenwart oder ferne Zukunft, waren eine Antwort auf die Fürsprache des Mannes zwischen den Myrtenbäumen im Tal. Er war derselbe, der auch heute noch in unsere Umstände hineinkommt und Fürbitte für uns tut – und zwar nicht mehr als Engel des Herrn, sondern als nach vollbrachtem Erlösungswerk verherrlichter Christus zur Rechten Gottes!

Zusammenfassung

Sacharja spricht auffallend oft von Christus. Im ersten Kapitel sieht er Ihn in einem Gesicht als einen Mann, der auf einem roten Pferd reitet und zwischen den Myrten im Tal anhält. Myrten sprechen von Wiederherstellung und Segen. Der Mann ist Christus, der als Engel des Herrn beschrieben wird. Er wendet sich an Gott, und zwar in Fürsprache für Jerusalem. Als Antwort darauf hört Sacharja tröstende Worte. Auch heute noch kommt der Herr Jesus zu uns ins Tal. Er ist unser Fürsprecher, und Gott antwortet mit Trost und Ermutigung.

Fußnoten

[1] Wilson’s Word Studies.

[2] Bzw. die Mächte oder „Geister“, von denen sie angetrieben und geführt werden (s. Fußnote zu Kapitel 6,5 und vgl. Dan 10,13: Offensichtlich stehen hinter den Weltreichen Mächte, die Gott in seiner Vorsehung benutzt).

Ich komme und werde in deiner Mitte wohnen

Das Buch Sacharja enthält außergewöhnlich viele und sehr beeindruckende messianische Prophezeiungen. In den ersten beiden Kapiteln sind die Hinweise auf Christus noch relativ versteckt, aber dennoch vorhanden:

In Kapitel 1 hatte Sacharja den Herrn als den Mann gesehen, der auf einem Pferd ritt und dann zwischen den Myrten hielt, um eine Botschaft des Trostes zu geben.

Am Ende des zweiten Kapitels finden wir Christus als denjenigen, der wieder in der Mitte des Volkes wohnen wird (V. 14).

Doch vorher werden zwei weitere Nachtgesichte vorgestellt:

Zunächst (V. 1–4) sieht der Prophet vier Hörner (die die Macht der Weltreiche symbolisieren) und vier Schmiede (die gekommen waren, die Hörner „niederzuwerfen“). Dieses Gesicht sollte zeigen, dass die feindlichen Weltreiche von Gott benutzt wurden, aber einmal beiseite gesetzt werden würden.

Dann (V. 5–9) folgt das Gesicht von dem Mann mit der Mess-Schnur, der nach Jerusalem ging, um die Ausmaße der Stadt zu messen – ein Bild davon, dass Gott nach wie vor ein großes Interesse and Jerusalem hatte.

Danach folgt der Aufruf an die Tochter Zion, aus Babel zu fliehen und das Versprechen, dass Gott sich um die Nationen kümmern würde: Er würde „seine Hand über sie schwingen“ (nämlich im Gericht) und dafür sorgen, dass das Verhältnis zwischen den Nationen und seinem Volk vollkommen auf den Kopf gestellt werden sollte: „Sie werden denen zum Raub sein, die ihnen dienten“ (V. 13).

Daran schließt sich eine wichtige Verheißung an, in der Christus vorgestellt wird (V. 14).

Ein gewaltiges Versprechen

„Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der Herr“ (V. 14).

Das Wohnen Gottes unter seinem Volk war das große Privileg Israels gewesen – aber erst nach dessen Erlösung aus Ägypten (2. Mo 25,8). Allerdings hatten die Israeliten dieses Vorrecht mit der Wegführung nach Babylon und der Zerstörung des Tempels verloren. Was die Juden in den letzten Jahren gebaut hatten, war „wie nichts“ in ihren Augen (Hag 2,3). Für einige Jahre war es nur eine unfertige Bauruine (Esra 4,24; 5,1). Von einer Wolke der Gegenwart Gottes konnte nicht die Rede sein. Aber der junge Prophet spricht eine herrliche Verheißung aus: „Ich komme und werde in deiner Mitte wohnen“ (Sach 2,14).

Diese Vorhersage Sacharjas war erstens eine gewaltige Ermunterung für die Juden, die sich schon damals in der Zeit der Knechtschaft unter den Persern im Glauben auf diese Zukunft freuen durften. Aber sie lässt – jedenfalls teilweise – auch Anwendungen auf uns heute zu.

Die Zeit der Erfüllung

Wann würde das der Fall sein? Die Verse unmittelbar vor und nach diesem Ausspruch geben Aufschluss über die Abfolge und den Zeitpunkt der Ereignisse[1]:

Es geht um Ereignisse „nach der Herrlichkeit“ (V. 12), das heißt nach der Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit.

Dann wird Christus die Nationen richten („… hat er mich zu den Nationen gesandt …“, V. 12).

Und Israel wird befreit und gesammelt werden (diese Nationen „werden denen zum Raub sein, die ihnen dienten“, V. 13).

Dann wird der Herr unter ihnen wohnen (V. 14).

Und ganze Nationen werden sich Ihm anschließen (V. 15).

Und Gott wird Juda als Erbteil besitzen im heiligen Land (V. 16).

Keines dieser Ereignisse ist bisher eingetroffen, weder durch die Rückkehr des Überrestes aus Babel noch durch die Menschwerdung des Herrn, noch in den Jahrhunderten danach. Zwar ist ein gewisses Gericht über Babylon erfolgt, aber dies kann nicht gemeint sein, denn Sacharja spricht ja gerade von einem Ereignis, das in der Zukunft liegt. Außerdem war Babylon durch die Medo-Perser besiegt worden und nicht Israel „zum Raub“ geworden; und kein Ereignis der Weltgeschichte passt auf die Beschreibung des Kommens des Herrn in Herrlichkeit (Mt 24,27.30.31).

Auch davon, dass sich gesamte Nationen dem Herrn anschließen, kann noch nicht die Rede sein. Heute nimmt Gott Einzelne aus den verschiedenen Nationen heraus und fügt sie zur Versammlung hinzu: „ein Volk für seinen Namen“ (Apg 15,14). Micha teilt uns mit, dass einmal ein Zeitpunkt kommen wird, an dem sich tatsächlich ganze Nationen Ihm anschließen werden: „Und viele Nationen werden hingehen und sagen: Kommt und lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln auf seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem“ (Mich 4,2; vgl. Jes 2,2–4 und 60,3.4).

Das Wohnen Gottes unter seinem Volk

Diese Ereignisse zeigen uns, dass Gott einen Plan hat, um das Volk Israel noch zu segnen. Der Auftakt dazu wird die Erscheinung Christi in Herrlichkeit sein. Aber der eigentliche Grund zum Jubeln war weder die Befreiung Israels noch das Gericht über die Feinde, sondern die Aussicht, dass der Herr unter ihnen wohnen würde: „Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der Herr“ (V. 14).

Diese Tatsache, dass der Herr wieder unter seinem Volk wohnen wird, stellt den Wendepunkt in der Geschichte des Volkes dar. Hesekiel gab eine sehr plastische Beschreibung: Er prophezeite, dass die Wolke, das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes (2. Mo 13,21.22; 33,9.10 und 40,34.35), Jerusalem (wenn auch langsam und zögernd) verlassen würde (Hes 9,3; 10,4.18.19, 11,23). Das hat sich bereits erfüllt. Aber dann, am Ende, würde sie doch wieder nach Jerusalem und in den Tempel zurückkehren (Hes 43,2–5; 44,4). Noch heute leben wir in der Zeit zwischen dem Verschwinden und der Rückkehr der Herrlichkeitswolke. In dieser ganzen Zeit seit der Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar ist diese Wolke nur ein einziges Mal gesehen worden: als der Herr Jesus auf dem heiligen Berg vor Petrus, Johannes und Jakobus umgestaltet wurde (Mt 17,5; 2. Pet 1,17). Diese Tatsache zeigt die Verbindung zwischen Christus und der Wolke der Herrlichkeit Gottes.

Erfüllung morgen – Jubel heute

Zeitlich liegt also eine riesige Zeitspanne von über 2 500 Jahren zwischen dieser Botschaft Sacharjas und ihrer Erfüllung. Aber aus Gottes Sicht ist es so sicher und so unmittelbar, dass sie sofort jubeln durften. Zephanja sagt auch: „Juble, Tochter Zion; jauchze, Israel! Freue dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!“ Aber er denkt dabei an den noch zukünftigen Zeitpunkt, wenn sie von ihren Feinden befreit, ihre Gerichte weggenommen sein werden und der Herr in ihrer Mitte wohnen wird (Zeph 3,14.15). Dort ist es also ein Jubel, der dann erfolgen soll, wenn Gott seine Verheißungen bereits wahr gemacht hat. Hier in Sacharja 2 wird der Jubel lange vor dieser Zeit angestimmt. Die Verheißung war noch längst nicht eingetroffen. Dennoch konnte Sacharja schon damals zum Jubel aufrufen.

Ein gereinigtes Land – und endlich schweigt das Fleisch

Dann würde Gott Juda wieder besitzen, und zwar im heiligen Land, und Jerusalem noch erwählen (V. 16). Sacharja und seine jüdischen Zeitgenossen wussten, dass das Land durch den über Jahrhunderte ausgeübten Götzendienst vollkommen verunreinigt worden war (s. dazu Kapitel 3, besonders Vers 9). Aber der Zeitpunkt würde kommen, in dem das Land wieder heilig – Gott geweiht – sein würde.

Exkurs: Ermutigung für Christen

Die Stoßrichtung von Sacharjas Botschaft war, dass Israel eine herrliche Zukunft hat, dass Gott wieder unter ihnen wohnen wird, und dass sie deshalb schon jetzt jubeln und wieder am Haus Gottes bauen sollten. Aber dieselbe Botschaft enthält zugleich eine Menge an Belehrung und Ansporn für Christen:

Wir dürfen heute schon jubeln über das, was Gott noch tun wird (z.B. in der Entrückung, s. 1. Thes 4,18) – und das umso mehr, als es in unserem Fall kein einziges Ereignis gibt, auf das wir vorher noch warten müssten.

Die Hoffnung beflügelt unseren christlichen Dienst. Je mehr wir vor Augen haben, was Gott noch tun wird, desto mehr werden wir die Zeit, die uns zur Verfügung steht, bewusst für Ihn nutzen.

Das Wohnen Gottes unter seinem Volk ist ein riesiges Vorrecht. Christen dürfen das schon heute genießen. Gott wohnt in der Versammlung (1. Kor 3,16; Eph 2,22), und Christus hat da, wo die Voraussetzungen gegeben sind, seine persönliche Gegenwart verheißen (Mt 18,20). Das geschieht ohne sichtbare Zeichen seiner Gegenwart (ähnlich wie man zur Zeit Sacharjas keine Wolke der Herrlichkeit als Beweis der Gegenwart Gottes hatte). Dennoch ist seine persönliche Gegenwart für den Glauben Realität. Bringt uns das noch zum Jubeln?