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Diese Geschichte wurde entnommen aus dem Band «Samtene Nächte». Verführerisch. «Wir lieben dich sehr», schreiben Susannas Freundinnen zu ihrem Geburtstag und schenken ihr eine Massage. Es ist keine gewöhnliche Massage: Ein Mann wird sie nach der sinnlichen Lehre des Tantra nach Strich und Faden verwöhnen. Doch der Masseur ist ausgerechnet ihr letzter Beinahe-One-Night-Stand – dem sie davonlief, als ihr klar wurde, dass sie keinen Mann für eine Nacht mehr will. In Aveleen Avides prickelnden Erzählungen nehmen sich Frauen, was sie begehren. Diese Geschichte wurde entnommen aus dem Band «Samtene Nächte».
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Seitenzahl: 28
Aveleen Avide
Sinneslust
Susanna war sicherlich keine Frau, die man als langweilig bezeichnet hätte. Liebend gern organisierte sie Partys für Freundinnen oder lud zu leckeren Picknicks ein. Sie hatte auch schon das ein oder andere Mal Liebespaare zusammengeführt. Das lag ihr.
Nur bei ihr selbst blieb keiner mehr hängen, seit sie sich vor knapp fünf Jahren von Berthold getrennt hatte. Eine Zeit, die sie zuerst unglaublich genossen und in der sie sich manchmal auf One-Night-Stands eingelassen hatte. An eine feste Beziehung hatte sie keinen Gedanken verschwendet. Mit der Zeit waren die One-Night-Stands jedoch schal und leer geworden. Bei der Handvoll Sexabenteuer hatte sie immer bei den Männern übernachtet, und als sie morgens bei diesen aufgewacht war, hatte sie es die ersten Male noch aufregend gefunden, aber bei den letzten Malen war in ihr gar kein Gefühl gewesen – nichts. Weder Scham noch Ekel, einfach nur Leere. Kein Nachklang. Keine Aufregung und Freude mehr, so wie anfangs, und langsam war Susanna klargeworden, dass sie das so nicht mehr wollte.
Von Freundinnen wusste sie, dass diese wechselnde Sexpartner – wie es heutzutage hieß – super fanden; nur Sex, keine Verpflichtungen. Keiner mehr, der an einem klebte wie ein Blutegel, und auch nicht das andere Extrem, nämlich dass derjenige flüchtete, sobald frau sich in ihn verliebte. Ein Mann für eine Nacht bot ihnen genau das richtige Mittelding. Es passte in die heutige Zeit, in der keiner mehr bereit war, Kompromisse zu schließen, in der jeder nur noch seine Bedürfnisse befriedigen wollte. Das hatte Susanna sich schon öfter gedacht.
Zu Anfang war es für Susanna aufregend gewesen, wieder begehrt und nicht mehr wie ein Gegenstand behandelt zu werden, so wie Berthold es die letzten Jahre getan hatte. Lebendes Inventar. Zunächst war es ihr damals gar nicht richtig aufgefallen gewesen, dass sie nicht mehr wirklich oft miteinander schliefen, bis auch noch der letzte Rest von Leidenschaft verkümmert war, eingetrocknet wie der Benjamini, den sie schließlich auf den Komposthaufen geworfen hatte. Irgendwann keinen Sex mehr zu haben sei normal in einer Beziehung, hatte Susanna angenommen. Dann hatte er ihr irgendwann gefehlt, immer mehr hatte sie sich danach gesehnt, und zum Schluss wollte sie ihn wiederhaben.
Natürlich war es nicht nur der fehlende Sex gewesen, der das Ende herbeigeführt hatte, darauf hätte man es nicht reduzieren können, nein.
Er war zu einem Nebenprodukt geworden. Der Sex fand nicht mehr statt, weil es in der Beziehung schon länger nicht mehr stimmte. Wie hieß es immer so schön: Große Schwierigkeiten packt man an, die ändert man automatisch, weil man sie ändern muss; es sind die kleinen Dinge des Alltags, die einen zu Fall brachten.
Und so war es letztendlich auch in der Beziehung von Susanna und Berthold gewesen. Viele Kleinigkeiten, die sich zu einem unüberwindlichen Berg aufgetürmt hatten, bis nichts mehr zu retten war und Susanna dies auch definitiv nicht mehr gewollt hatte. Nach ihrer Trennung hatten sie zunächst nichts mehr miteinander zu tun haben