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Diese Geschichte wurde entnommen aus dem Band «Samtene Nächte». Verführerisch. Duvessa kommt ganz nach ihrer Mutter und ihrer Großmutter: Wenn sie den Raum betritt, halten alle wegen ihrer auffallenden Schönheit den Atem an. Männer sind für sie wie Spielzeug, das sie sich nach Belieben aussuchen kann. Nur einer lässt sich nicht so leicht von ihr um den Finger wickeln. Irgendetwas sagt Duvessa, dass es bei ihm anders sein wird. In Aveleen Avides prickelnden Erzählungen nehmen sich Frauen, was sie begehren.
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Seitenzahl: 36
Aveleen Avide
Wie man sich bettet ...
Duvessa saß mit Andrea im Luigis, dem tollsten Restaurant, das die Stadt zu bieten hatte. Duvessa trug wie immer die neueste Mode und einen unverbindlichen Gesichtsausdruck. Andrea war die einzige Bekannte, die es mit Duvessa aushielt, aber nur deshalb, weil Duvessa noch keine Gelegenheit dazu gehabt hatte, Andrea den Freund auszuspannen. Allerdings gab es derzeit auch keinen Mann in Andreas Leben, und bei den Männern davor hatte Duvessa gerade immer eine bessere Beute in Aussicht gehabt.
Duvessa bedeutet «die schöne Schwarze», ein irischer Name, den ihre Mutter Tessa ihr gegeben hatte. Ein ausgefallener Name, der rassig, aber auch ein wenig blasiert klang. Es kam ganz darauf an, wer ihn aussprach und in welcher Stimmung derjenige gerade war. Ihre Mutter hatte den Namen wider alle Tradition in der Familie ihres Exmannes ausgesucht. Seine Familie hätte «Martina» oder «Gerlinde» bevorzugt, Namen, die «einen Wert besaßen», einen christlichen Hintergrund hatten, aber dagegen hatte Tessa sich mit Händen und Füßen zur Wehr gesetzt. Außerdem, so sagte sie immer, habe sie schon damals gewusst, dass ihre Tochter etwas ganz Besonderes war. Sie und Duvessa lebten mit ihrer Großmutter in einem Haus, das groß genug wäre, um vier Generationen Frauen zu beherbergen, drei stellten da keine Herausforderung dar.
Sie waren Frauen, die auffielen, wo immer sie auftauchten. Trotz ihres hohen Alters stach ihre Großmutter aus einer Gruppe von gleichaltrigen Frauen heraus wie eine edle, rassige Rose zwischen halbverwelkten Wiesenblumen. Duvessas Großmutter erzählte immer wieder gerne, dass der saufende Frank nichts für sie gewesen war. Zu einer Zeit, in der es üblich war, dass Ehepartner auf Biegen und Brechen zusammenblieben, hatte sie sich scheiden lassen, selbst da war ihre Oma ihrer Zeit weit voraus gewesen. Immer noch die klügste Entscheidung ihres Lebens, wie sie ebenso oft wie gerne erzählte.
Tessa war genauso hübsch anzusehen wie Duvessa. Alle drei Frauen waren schwarzhaarig mit einem edlen, rassigen Gesicht von auffallender Schönheit. Wenn sie einen Raum betraten, hielt die Umgebung den Atem an. Und das bildeten sie sich nicht nur ein, nein, es war ihnen oft genug gesagt worden.
Allerdings waren sie ein Haufen nymphomanischer Weiber, wie ebenso gerne erzählt wurde. Nichtsdestotrotz fielen immer wieder Männer auf sie herein, verschenkten ihr Herz an sie, wo sie nichts weiter wollten, als die Jagd um des Jagens willen und ein wenig Abwechslung. Ihre Großmutter und Mutter hatten beide ihre Männer verlassen. Ihre Mutter allerdings aus einem anderen Grund. Sie hatte ihren Mann nur geheiratet, damit Duvessa einen Vater hatte, aber schon nach einigen Jahren war Tessa seiner überdrüssig geworden und hatte sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung zugewandt, nämlich Männer zu sammeln wie andere Frauen Topflappen.
Man könnte vermuten, dass ein solcher Schlag Frauen nicht geeignet sei, ein Kind großzuziehen, noch dazu ein Mädchen. Weit gefehlt.
Duvessa liebte ihre Mutter heiß und innig und ihre Großmutter nicht minder. Und die wiederum liebten einander. Natürlich war ihre Art zu leben und mit Männern umzugehen nicht spurlos an Duvessa vorübergegangen. Das mochte vielleicht für sie der Grund gewesen sein, warum sie sich geschworen hatte, nur ein reicher Mann wäre ihrer würdig. Denn sollte sie sich von einem solchen trennen, dann hatte sie wenigstens etwas davon. Hier, bei einer so wichtigen Angelegenheit, wollte sie keine halben Sachen machen. Alle anderen Männer, mit denen sie sich in der Zwischenzeit vergnügte, waren nur Übungspartner für das große Finale.
Bei Luigi traf man immer wieder gute Leute, was für Duvessa nichts anderes hieß, als dass eine Frau ausgesorgt hatte, wenn sie sich einen Mann angelte, der dort verkehrte. Dafür war das Lokal über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Neben ihr saßen die Sass’, er war Bankdirektor, einen Tisch weiter ließ es sich Herr Gnädter, der größte Bauunternehmer weit und breit, gutgehen. Und es war noch einiges mehr an lokaler Prominenz anwesend. Dazwischen saßen Touristen, um zu gucken, und Menschen, die von weit außerhalb gekommen waren, um hier ein besonderes Ereignis stilvoll zu feiern. Was sie sich einiges kosten ließen.
Der Laden war für solche Feiern bestens geeignet: Dunkler Holzboden mit einer schönen Maserung, eine Decke mit eingelassenen Holzbalken, dazwischen edles mediterranes Ambiente. Nichts war kitschig oder überladen, alles war sehr geschmackvoll eingerichtet. Abgerundet wurde das Ganze von Kellnern, die gut bei den Damen ankamen und gleichzeitig unaufdringlich ihrer Arbeit nachgingen.