So bin ich eben!: So bin ich eben! / So bin ich eben! im Job (2in1-Bundle) - Stefanie Stahl - E-Book
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So bin ich eben!: So bin ich eben! / So bin ich eben! im Job (2in1-Bundle) E-Book

Stefanie Stahl

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  • Herausgeber: Kailash
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Der Schlüssel zu Selbsterkenntnis, gelingenden Beziehungen und Erfolg im Beruf – Zwei Ratgeber von Bestseller-Autorin Stefanie Stahl in einem Band!

„So bin ich eben!“: Beurteile ich Dinge rational oder entscheide ich aus dem Bauch heraus? Blühe ich in Gesellschaft auf oder erhole ich mich in der Stille? Lege ich Wert auf Details oder denke ich eher in großen Zusammenhängen? Wenn wir uns selbst und andere richtig einschätzen können, zeigen sich das eigene Verhalten und das unserer Mitmenschen plötzlich in einem ganz neuen Licht. Bestsellerautorin Stefanie Stahl stellt 16 grundsätzliche Charaktertypen vor, die auf dem Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) basieren. Anhand eines Persönlichkeitstests lässt sich das eigene Charakterprofil ermitteln. Eine unentbehrliche Gebrauchsanweisung für sich selbst und die anderen, die das Miteinander ungemein erleichtert und auch bei der richtigen Wahl des Partners hilft.

Dieses Buch ist unter demselben Titel bereits im Verlag Ellert&Richter erschienen.

„So bin ich eben! im Job“: Was sind meine Stärken und wie kann ich sie im Job optimal einsetzen? Wie kommt die richtige Aufgabe zur richtigen Person? Warum sind manche erfolgreich und andere nicht? Die Potenziale von uns selbst und anderen richtig einschätzen zu können, ist der Schlüssel für eine kooperative und konstruktive Zusammenarbeit. Basierend auf der Typologie von Myers/Briggs stellen Stefanie Stahl und Christian Bernreiter die Grundlagen einer typengerechten Team-Bildung vor. Mithilfe eines Persönlichkeitstests lassen sich passgenaue Stärkenprofile erstellen. So sind die Extrovertierten gut im Kundenkontakt, die Abstrakten haben ein Händchen für Konzepte und die Fühlentscheider sorgen für vertrauensvolle Arbeitsbeziehungen. Erfolge sind damit kein Zufall mehr, sondern ergeben sich durch den passgenauen Einsatz aller Team-Mitglieder.

Von Stefanie Stahl, Autorin von »Das Kind in dir muss Heimat finden«, und dem Management-Trainer Christian Bernreiter.

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Seitenzahl: 643

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Inhaltsverzeichnis

So bin ich eben!

Die Bücher:

So bin ich eben!

Bin ich noch normal oder ein bisschen daneben?

Meine persönliche Gebrauchsanweisung

Die vier psychologischen Dimensionen

Die erste Dimension: extra- oder introvertiert?

Die zweite Dimension: abstrakt oder konkret?

Die dritte Dimension: Fühl- oder DenkEntscheider?

Die vierte Dimension: organisiert oder locker?

Die 16 Minister

Jeder Typ: mehr als nur vier Buchstaben!

IADL: die Theorieminister

EADL: die Zukunftsminister

IADO: die Strategieminister

EADO: die Kompetenzminister

IAFL: die Tugendminister

EAFL: die Ideenminister

EAFO : die Beziehungsminister

IAFO: die Erkenntnisminister

IKFO: die Harmonieminister

EKFO: die Sozialminister

IKDO: die Präzisionsminister

EKDO: die Planungsminister

IKFL: die Toleranzminister

EKFL: die Vergnügungsminister

EKDL: die Krisenminister

IKDL: die Freiheitsminister

Kleine Gebrauchsanweisung für das Miteinander

Literatur zum Thema

Register

So bin ich eben! im Job

Liebe Leserinnen und Leser!

Die Typenlehre im Job

Jeder nach seiner Fasson

Die vier psychologischen Dimensionen

Die erste Dimension: extravertiert oder introvertiert

Die zweite Dimension: konkret oder abstrakt

Die vierte Dimension: organisiert oder locker

Der Persönlichkeitstest

Typenlehre auf den Punkt: vier Kernpersönlichkeiten

Die 16 Minister im Job

IADL: die Theorieminister im Job

EADL: die Zukunftsminister im Job

IADO: die Strategieminister im Job

EADO: die Kompetenzminister im Job

IAFL: die Tugendminister im Job

EAFL: die Ideenminister im Job

EAFO: die Beziehungsminister im Job

IAFO: die Erkenntnisminister im Job

IKFO: die Harmonieminister im Job

EKFO: die Sozialminister im Job

IKDO: die Präzisionsminister im Job

EKDO: die Planungsminister im Job

IKFL: die Toleranzminister im Job

EKFL: die Vergnügungsminister im Job

IKDL: die Freiheitsminister im Job

EKDL: die Krisenminister im Job

Anhang

Ein Trainingstag für ein Team-Coaching

Der Trainingsplan

Literaturverzeichnis

Register

Sie wollen mehr von Deutschlands Psychologin Nr. 1 lesen? Dann empfehlen wir Ihnen diese E-Books von Stefanie Stahl:

Leseprobe: Stefanie Stahl, Das Kind in dir muss Heimat finden

Leseprobe: Stefanie Stahl, Wer wir sind

Sinnsucher

Orientierungsmarken

Titelei

Copyright-Seite

Titelei

Widmung

Hauptteil

Stefanie Stahl

So bin ich eben!

Von Deutschlands bekanntester Psychotherapeutin und Bestseller-Autorin

Erkenne dich selbst & andere. Mit Persönlichkeitstests

So bin ich eben!

So bin ich eben! im Job

Die Bücher:

Der Schlüssel zu Selbsterkenntnis, gelingenden Beziehungen und Erfolg im Beruf – Zwei Ratgeber von Bestseller-Autorin Stefanie Stahl in einem Band!

»So bin ich eben!«: Beurteile ich Dinge rational oder entscheide ich aus dem Bauch heraus? Blühe ich in Gesellschaft auf oder erhole ich mich in der Stille? Lege ich Wert auf Details oder denke ich eher in großen Zusammenhängen? Wenn wir uns selbst und andere richtig einschätzen können, zeigen sich das eigene Verhalten und das unserer Mitmenschen plötzlich in einem ganz neuen Licht. Bestsellerautorin Stefanie Stahl stellt 16 grundsätzliche Charaktertypen vor, die auf dem Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) basieren. Anhand eines Persönlichkeitstests lässt sich das eigene Charakterprofil ermitteln. Eine unentbehrliche Gebrauchsanweisung für sich selbst und die anderen, die das Miteinander ungemein erleichtert und auch bei der richtigen Wahl des Partners hilft. Dieses Buch ist unter demselben Titel bereits im Verlag Ellert & Richter erschienen.

»So bin ich eben! im Job«: Was sind meine Stärken und wie kann ich sie im Job optimal einsetzen? Wie kommt die richtige Aufgabe zur richtigen Person? Warum sind manche erfolgreich und andere nicht? Die Potenziale von uns selbst und anderen richtig einschätzen zu können, ist der Schlüssel für eine kooperative und konstruktive Zusammenarbeit. Basierend auf der Typologie von Myers/Briggs stellen Stefanie Stahl und Christian Bernreiter die Grundlagen einer typengerechten Team-Bildung vor. Mithilfe eines Persönlichkeitstests lassen sich passgenaue Stärkenprofile erstellen. So sind die Extrovertierten gut im Kundenkontakt, die Abstrakten haben ein Händchen für Konzepte und die Fühlentscheider sorgen für vertrauensvolle Arbeitsbeziehungen. Erfolge sind damit kein Zufall mehr, sondern ergeben sich durch den passgenauen Einsatz aller Team-Mitglieder. Von Stefanie Stahl, Autorin von »Das Kind in dir muss Heimat finden«, und dem Management-Trainer Christian Bernreiter.

Die Autorin:Stefanie Stahl, Diplom-Psychologin und Buchautorin in freier Praxis in Trier, ist Deutschlands bekannteste Psychotherapeutin. Sie hält regelmäßig Vorträge und Seminare zu ihren Spezialgebieten Beziehungen, Selbstwertgefühl und praxisnaher Psychologie. Mit ihrem Modell vom Sonnen- und Schattenkind hat sie eine besonders bildhafte Methode zur Arbeit mit dem inneren Kind erschaffen, die über die Grenzen Deutschlands hinaus auf große Resonanz stößt. Stefanie Stahls Bücher, allen voran »Das Kind in dir muss Heimat finden«, stehen seit Jahren auf den Top-Rängen der Bestsellerlisten und haben sich millionenfach verkauft. Die Autorin ist eine begehrte Keynote Speakerin, hostet zwei Podcasts und wird regelmäßig als Expertin für Presse und Talkshows angefragt.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

»So bin ich eben!«

Neuausgabe © 2020 Kailash Verlag, München in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Zuerst erschienen im Ellert & Richter Verlag GmbH, Hamburg 2016

Lektorat: Petra Kunze

Covergestaltung: Daniela Hofner, ki 36 Editorial Design, München

Fotos der Autorin: Roswitha Kaster

Illustrationen im Innenteil und auf den Innenklappen: Reimo Schaupp, un-cover-Agentur

Satz und E-Book-Produktion: Satzwerk Huber, Germering

»So bin ich eben! im Job«

Neuausgabe © 2020 Kailash Verlag München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Lektorat: Petra Kunze

Covergestaltung: Daniela Hofner, ki 36 Editorial Design, München

Fotos der Autorin: Roswitha Kaster (Stefanie Stahl), privat (Christian Bernreiter)

Illustrationen im Innenteil und auf den Innenklappen: Reimo Schaupp, un-cover-Agentur

Satz und E-Book-Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-31627-3V001

www.penguinrandomhouse.de

Stefanie Stahl

So bin ich eben!

Erkenne Dich selbst und andere

Mit Persönlichkeitstest

Für meine ehemalige Co-Autorin und liebe Freundin Melanie Alt

Inhalt

Bin ich noch normal oder ein bisschen daneben?

Meine persönliche Gebrauchsanweisung

Die vier psychologischen Dimensionen

Die erste Dimension: extra- oder introvertiert?

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Extravertierten

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Introvertierten

Die zweite Dimension: abstrakt oder konkret?

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Abstrakten

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Konkreten

Die dritte Dimension: Fühl- oder DenkEntscheider?

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit FühlEntscheidern

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit DenkEntscheidern

Die vierte Dimension: organisiert oder locker?

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Organisierten

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Lockeren

Die 16 Minister

Jeder Typ: mehr als nur vier Buchstaben!

Der Persönlichkeitstest

Testanleitung

Die Fragen

Testauswertung

IADL: die Theorieminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

EADL: die Zukunftsminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

IADO: die Strategieminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

EADO: die Kompetenzminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

IAFL: die Tugendminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

EAFL: die Ideenminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

EAFO: die Beziehungsminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

IAFO: die Erkenntnisminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

IKFO: die Harmonieminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

EKFO: die Sozialminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

IKDO: die Präzisionsminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

EKDO: die Planungsminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

IKFL: die Toleranzminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

EKFL: die Vergnügungsminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

EKDL: die Krisenminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

IKDL: die Freiheitsminister

Arbeit

Liebe und Freundschaft

Elternschaft

Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten

Persönliche Gebrauchsanweisung

Kleine Gebrauchsanweisung für das Miteinander

Literatur zum Thema

Register

Es scheint, als sei die Analyse des Charakters die höchste Form menschlicher Unterhaltung. Isaac Bashevis Singer

Sie können, wenn Sie es gern möchten, den Persönlichkeitstest machen, bevor Sie mit der Lektüre anfangen. Diese finden Sie ab S. 68 oder auf meiner Homepage www.stefaniestahl.de.

Wenn das Testergebnis nicht gleich zu mindestens 90 Prozent Ihre Zustimmung findet, könnte es nicht passend sein. Dann wäre es ratsam, erst das Buch zu lesen und den Test zu einem späteren Zeitpunkt zu machen, um erst einmal das zugrunde liegende Konzept zu verstehen. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und viele neue Erkenntnisse!

Ihre Steffi Stahl

Bin ich noch normal oder ein bisschen daneben?

»So bin ich eben!« Wie oft haben Sie diesen Satz schon gehört? Wie oft haben Sie das schon gesagt oder sagen wollen? Wie oft haben Sie diese vier Wörter als Erklärung gehört oder als Erklärung gegeben – für Ihr Handeln, Ihr Denken und Ihre Gefühle? Für Situationen, in denen Sie sich so oder so, aber eben nicht anders hätten verhalten können. Und wie oft haben Sie diesen Satz schon benutzt, um das Verhalten eines anderen zu erklären? – »So ist er/sie eben!«

Menschen sind verschieden. Das wissen wir. Und wir wissen, dass Menschen, eben weil sie verschieden sind, auch unterschiedlich handeln, denken und fühlen. Doch obwohl die Unterschiede bei Menschen eine der größten Selbstverständlichkeiten sind – was wissen wir wirklich über uns? Auch wenn jeder schon einmal festgestellt hat: »So bin ich eben!« oder »So bin ich eben nicht!«, muss man entweder sehr naiv oder sehr überheblich sein, wenn man von sich behaupten wollte, man wüsste genau über sich Bescheid. Was macht mich aus? Warum bin ich so, wie ich bin? Warum handle, fühle und denke ich so und nicht anders? Bin ich normal oder doch ein bisschen »daneben«? Bin ich etwas Besonderes oder ganz gewöhnlich? Sind meine Eltern verantwortlich für das, was ich bin, oder bin ich so auf die Welt gekommen? Warum fühle ich mich von manchen Menschen angezogen, während bei anderen die Chemie überhaupt nicht stimmt? Diese und ähnliche Fragen stellt sich fast jeder.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit einem Fahrstuhl in Ihr Unbewusstes hinabfahren und sich dort in aller Ruhe in der Schaltzentrale umgucken und jene Mechanismen betrachten, die Ihr Handeln, Denken und Fühlen, Ihre Entscheidungen und Ihre Wahrnehmungen bestimmen. Stellen Sie sich weiterhin vor, dass Sie dabei nicht nur etwas über Ihre persönlichen Mechanismen und Muster erfahren, sondern auch einen Kurs belegen mit dem Titel »Wie tickt der Mensch?«. Zudem bekommen Sie noch eine persönliche Gebrauchsanweisung sowie eine für Ihre Mitmenschen ausgehändigt. Das wäre schön – oder? Aber auch ein bisschen beängstigend, deshalb wollen es viele von uns lieber nicht so genau wissen, könnten da unten doch einige »Leichen« herumliegen, über die wir lieber nicht stolpern wollen. Wer weiß, was an diesem dunklen Ort, dem Unbewussten, so alles herumgeistert, welche Schatten uns dort umfangen, welche Gespenster der Vergangenheit dort umherwandeln, mit denen wir lieber nichts zu tun haben möchten?

Sie können ganz beruhigt sein, ich führe Sie nicht an jene inneren Orte, die Sie ungern besuchen. Ich geleite Sie nicht in die hintersten Winkel Ihrer Seele. Das könnte ich auch kaum, schließlich kenne ich Sie nicht persönlich. Trotzdem können Sie einige grundlegende Muster von sich und anderen verstehen. Denn neben unseren individuellen Lebenserfahrungen und Erziehungseinflüssen, die unser Wesen prägen, haben wir auch alle eine genetische Ausstattung mitbekommen, die einen wesentlichen Einfluss auf unsere Persönlichkeit nimmt. Die psychologische und neuropsychologische Wissenschaft hat herausgefunden, dass es gewisse Persönlichkeitsmerkmale gibt, die jeder Mensch aufweist. Sie sind angeboren. Es ist die ganz eigene Ausprägung dieser Merkmale, die – unter anderem – unsere Individualität ausmacht. Von diesen Persönlichkeitsmerkmalen und ihren Ausprägungen wird dieses Buch handeln. Es basiert auf der psychologischen Typenlehre, die ursprünglich auf den bedeutenden Arzt und Psychoanalytiker Carl Gustav Jung (1875-1961) zurückgeht und die von den beiden Amerikanerinnen Katharine Briggs und Isabel Myers bereits in den 1960er-Jahren weiterentwickelt wurde – mit ganz erstaunlichen Resultaten.

So bin ich eben! erschien erstmals 2005. Seitdem arbeite ich mit dieser Typenlehre und bin nach wie vor von ihrer Treffsicherheit und ihrem Tiefgang begeistert. In all den Jahren habe ich viele neue Erkenntnisse gewonnen, die in die nachfolgenden Ausgaben eingeflossen sind. Nun erscheint diese überarbeitete Neuausgabe – zeitgleich mit meinen anderen frühen Büchern – bei Kailash. Es soll Ihnen auf verständliche Weise helfen, sich die Typenlehre anzueignen. Denn sie ist ein hervorragendes Instrument zum Ausbau der Selbsterkenntnis und der Menschenkenntnis, das uns dabei hilft, unsere zwischenmenschlichen Beziehungen harmonischer und glücklicher zu gestalten.

Meine persönliche Gebrauchsanweisung

Ein wichtiger Baustein dabei ist eine eigene »Gebrauchsanweisung« für jeden Persönlichkeitstyp, die viel Ärger und Konflikte ersparen und zum wechselseitigen Verständnis beitragen kann. Eine »Gebrauchsanweisung für Menschen«? Darf und kann es so etwas überhaupt geben? Natürlich gibt es für niemanden eine Anleitung, die seiner Individualität, seiner persönlichen Geschichte und seinen Entwicklungsmöglichkeiten vollkommen gerecht werden würde. Und doch ermöglicht die Typenlehre eine Gebrauchsanweisung für jeden Persönlichkeitstyp, die sehr hilfreich ist und neue Erkenntnisse bringt. Bevor ich Ihnen also die Typenlehre vorstelle, möchte ich Ihnen einen ersten Eindruck vermitteln, wie eine solche Gebrauchsanweisung aussehen könnte.

Zunächst einmal sollte sie Auskunft über wichtige Wesensmerkmale eines Menschen liefern. Beispielsweise so: Nina ist in ihrem Wesen offen und kontaktfreudig. Sie spricht gern und kann ausgesprochen unterhaltsam sein. Außerdem ist sie eine gute Zuhörerin, weil sie sich sehr für das Leben anderer Menschen interessiert. Deswegen verfügt sie auch über eine gute Menschenkenntnis. Nina braucht viel Nähe und Anerkennung. Das Alleinsein fällt ihr schwer, weil sie die meisten Anregungen und die besten Gedanken aus dem Kontakt mit Menschen zieht. Sie setzt sich sehr für ihre Familie und ihre Freunde ein. Konflikten geht sie jedoch gern aus dem Weg, weil sie ein ausgesprochen starkes Harmoniebedürfnis hat …

Des Weiteren sollte die Gebrauchsanweisung einiges zu wichtigen Lebensbereichen wie etwa Arbeit, Liebe und Beziehungen oder Elternschaft aussagen. Zum Beispiel: Nina liebt ein gut strukturiertes Arbeitsumfeld. Sie kann sehr gut planen und organisieren, dies liegt ihr mehr, als ständig flexibel auf Unerwartetes zu reagieren. Ihre Talente liegen im sprachlichen, weniger im naturwissenschaftlichen oder technischen Bereich. Aufgrund ihrer sehr zugewandten und freundlichen Art und ihrer guten Menschenkenntnis wird sie Erfolg in allen Berufen haben, in denen sie in Kontakt mit Menschen steht, beispielsweise als Anwältin, Psychologin, Krankenschwester oder Kundenberaterin – also in allen Berufen, die dienstleistungsorientiert sind. Ihre sympathische Art macht sie bei Kollegen und Vorgesetzten beliebt. Sie vermag gut Führungsaufgaben zu übernehmen, sofern sie darauf achtet …

Zum Thema Liebe und Beziehung könnte in Ninas Gebrauchsanweisung Folgendes stehen: Liebe und Partnerschaft sind für Nina sehr hohe Werte. Wenn sie sich verliebt, dann zumeist Hals über Kopf. Nina liebt Romantik. Mehr als andere Typen träumt sie von der idealen Beziehung und möchte, dass die Beziehung immer so bleibt wie in der verliebten Anfangsphase. Sie neigt dazu, die Realität zu weit aus dem Beziehungsalltag auszublenden, weswegen sie gefährdet …

Nachdem wichtige Lebensbereiche von Nina dargestellt wurden, sollte die Gebrauchsanweisung mit konkreten Ratschlägen für den Umgang mit ihr schließen: Nina liebt es, über das Leben und über zwischenmenschliche Beziehungen nachzudenken. Sie will vor allem die Zusammenhänge verstehen. Reine Sach- und Faktenthemen interessieren sie weniger. Wenn Sie eine gute Unterhaltung mit ihr führen wollen, quälen Sie sie bitte nicht mit zu vielen Sachinformationen und Detailschilderungen, das ermüdet und langweilt sie schnell. Nina engagiert sich sehr für ein harmonisches Miteinander, manchmal mehr, als bei oberflächlichem Hinschauen zu bemerken ist. Diese starke Seite ist jedoch zugleich ihr wundester Punkt: Sie fühlt sich kläglich und fürchterlich unverstanden, wenn ihre Bemühungen nicht anerkannt oder sogar ins Gegenteil gedeutet werden. Sagen Sie ihr deshalb, wie sehr Sie ihren Beitrag schätzen, sie hört es gern. Wenn Sie ihr Kritik nahebringen wollen, tun Sie das bitte vorsichtig, sie reagiert recht empfindlich. Am besten erwähnen Sie zunächst das Positive …

Wie soll eine so umfangreiche Einschätzung überhaupt möglich sein? Wie kann man so viel über einen Menschen schreiben, ohne seine persönliche Geschichte zu kennen? Und überhaupt: So eine

»Gebrauchsanweisung«, das ist doch nichts als Voreingenommenheit und Schubladendenken! Oder noch fundamentaler: Eine Gebrauchsanweisung für Menschen ist eine Anmaßung, denn sie respektiert die Einzigartigkeit des Individuums nicht!

So oder so ähnlich könnten die Einwände gegen das bisher Gelesene lauten. Deswegen werde ich Ihnen in den folgenden Kapiteln erklären, worum es bei der Typenlehre geht. Sie werden sehen, sie ist weder Zauberei noch Scharlatanerie, geschweige denn moralisch verwerflich. Im Gegenteil, die Typenlehre trägt zu einem besseren Verständnis unter den Menschen bei, sie ist psychologisch fundiert, hochinteressant und:Sie macht Spaß!

Die vier psychologischen Dimensionen

Wir kommen mit bestimmten Veranlagungen auf die Welt, die dann durch Umwelteinflüsse geformt, gefördert oder auch verformt werden, je nachdem, welche Erfahrungen wir als Kind und Erwachsener machen. Ein wesentliches Persönlichkeitsmerkmal ist beispielsweise die Intelligenz einer Person. Sie ist bis zu 80 Prozent genetisch festgelegt. Somit haben Eltern nur 20 Prozent Spielraum, um die Intelligenz ihres Kindes zu trainieren. Auch unser Gemüt ist uns mit auf den Weg gegeben, sei es etwas träge oder lebhaft, sei es robust oder dünnhäutig, sei es eher ängstlich oder kühn, um nur einige Varianten zu nennen. Natürlich werden auch die Gemütsanlagen eines Menschen durch Erziehung und Umwelt beeinflusst. Es gibt Eigenschaften, die einen sehr hohen genetischen Anteil aufweisen, und welche, die eher auf die Erziehung zurückzuführen sind. Zu Letzteren gehört zum Beispiel die Charaktereigenschaft »Ehrlichkeit«. Die Eigenschaften, die die Typenlehre behandelt, sind in hohem Maße genetisch festgelegt.

In der Typenlehre wird von vier psychologischen Dimensionen ausgegangen, die unsere Persönlichkeit, unseren Wesenskern bestimmen. Unter einer psychologischen Dimension versteht man, dass es zwei theoretische Endpunkte und dazwischen viele Abstufungen gibt.

Bevor Sie die vier Dimensionen genauer kennenlernen, hier ein Überblick:

Extravertiert

Introvertiert

Konkret

Abstrakt

DenkEntscheider

FühlEntscheider

Organisiert

Locker

Die meisten Menschen neigen auf jeder Dimension eher zu der einen oder zu der anderen Ausprägung, die Intensität der Ausprägung ist individuell verschieden. Manche befinden sich auch auf der einen oder anderen Dimension eher in der Mitte. Viele haben jedoch sehr klare Ausprägungen. Wichtig zu verstehen ist, dass kein Mensch sich nur extravertiert oder nur introvertiert verhält, nur konkret oder abstrakt wahrnimmt oder ausschließlich denkorientiert oder gefühlsorientiert entscheidet. Wir benutzen immer beide Ausprägungen, jedoch weisen die meisten Menschen eine Neigung auf, der einen oder anderen Ausprägung unbewusst den Vorzug zu geben. Deswegen spricht man in der Typenlehre auch von Neigungen beziehungsweise Präferenzen. Dies kann man mit der Händigkeit vergleichen: Die meisten Menschen bevorzugen entweder die rechte oder die linke Hand, jedoch wird auch die andere benutzt, sie ist nur die weniger geübte. Die Typenlehre geht davon aus, dass diese Neigungen angeboren sind und sich sehr früh in der Entwicklung eines Menschen einspuren. Selbstverständlich beeinflusst auch die Umwelt, wie stark ein Mensch seine angeborene Neigung entwickelt. Das elterliche Verhalten kann der entsprechenden Anlage eines Kindes entgegenwirken oder sie fördern. Allerdings kann man nie gänzlich die Richtung ändern. Hier sind den Erziehungseinflüssen Grenzen gesetzt.

Die vier Dimensionen, also die Ausprägung eines Menschen auf jeder Dimension, bestimmen maßgeblich, was wir mögen und was uns nicht gefällt. Sie liefern sehr viele Informationen über die Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmuster eines Menschen. Da jeder Mensch auf jeder Dimension eher zu einer Ausprägung neigt, gibt es viermal vier verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Daraus ergeben sich 16 mögliche Kombinationen, die jeweils einem bestimmten Persönlichkeitstyp entsprechen, also 16 Persönlichkeitstypen. Dies möchte ich wieder an Nina verdeutlichen: Sie ist

extravertiert

E

abstrakt

A

FühlEntscheider

F

organisiert

O

Nina ist »extravertiert-abstrakt-FühlEntscheider-organisiert« – für dieses Wortmonster habe ich Kürzel eingeführt und immer jene Buchstaben markiert, die als Kürzel verwendet werden. Hiernach ist Nina ein EAFO. Wäre Nina hingegen introvertiert, wäre sie ein IAFO. Wäre sie introvertiert und eine Konkrete, wäre sie entsprechend ein IKFO usw. Das Prinzip dürfte klar geworden sein: Mithilfe des Tests in diesem Buch kann man die Ausprägung eines Menschen auf jeder Dimension bestimmen, kombiniert die daraus resultierenden vier Ausprägungen und versieht sie mit dem entsprechenden Kürzel. Bevor es aber um die Typenfindung geht, stelle ich Ihnen die vier Dimensionen genauer vor. Denn diese helfen nicht nur, unsere Persönlichkeit zu beschreiben, sondern auch, sie zu finden, sie zu formulieren und sie so gewissermaßen handhabbar zu machen.

Die erste Dimension: extra- oder introvertiert?

Wenn du nicht weißt, was ein Extravertierter denkt, hast du nicht zugehört!

Wenn du nicht weißt, was ein Introvertierter denkt, hast du nicht gefragt!

Jack Falt, Psychologe

C. G. Jung beobachtete zwei grundsätzliche Quellen, aus denen ein Mensch seine Energie beziehen kann: aus der Außenwelt oder aus seinem Innenleben. Diese beiden Grundeinstellungen bezeichnete Jung als Extraversion (außenorientiert) und Introversion (innenorientiert). Jungs Beobachtungen haben bis heute ihre Gültigkeit – es gibt sehr umfangreiche psychologische Forschungen zum Thema Extra- und Introversion. (Umgangssprachlich sagt man meistens extrOvertiert, aber korrekterweise muss es extrAvertiert heißen. Sie können aber auch gern weiterhin extrovertiert sagen – es ist nicht so wichtig. Ich habe mich nur im Laufe der Zeit so an das extravertiert gewöhnt, dass ich es hier beibehalte.)

Es gibt wenige Menschen, die sehr extra- oder sehr introvertiert sind und viele Abstufungen dazwischen. Manche Menschen liegen auch so ziemlich in der Mitte. Diese nennt man neuerdings »zentrovertiert«. Das Persönlichkeitsmerkmal der Extra- beziehungsweise Introversion ist zu circa 90 Prozent genetisch bestimmt.

Extravertierte benötigen einen hohen Input an äußeren Reizen, um sich stimuliert zu fühlen. Sie tanken Energie aus der Welt und im Kontakt mit Menschen. Sie sind nicht gern allein. Äußere Ruhe kann bei ihnen schnell zu Langeweile und Unterstimulation führen. Extras mögen Aktivitäten und sind oft voller Tatendrang.

Introvertierte beziehen hingegen viel Stimulation aus ihrem Innenleben. Sie reflektieren, lesen, schauen Filme und sind mit ihren inneren Verarbeitungsprozessen beschäftigt. Sie benötigen viel weniger äußeren Input als Extras und fühlen sich schnell überstimuliert. Sie sind zwar auch gern unter Menschen, jedoch benötigen sie zwischendurch äußere Ruhe und inneren Rückzug, um ihre Batterien aufzuladen.

Weil Extra- bzw. Introversion angeboren ist, bleibt nicht viel Raum für »Umerziehung«. Deswegen kann man es schon im Kindesalter beobachten: Ein extravertiertes Kind springt mit beiden Beinen in die Welt – es geht auf den Spielplatz und spielt mit. Es knüpft schnell Kontakt zu anderen, und seine Eltern warnen es häufig, nicht zu vertrauensselig auf jeden Menschen zuzugehen. Das introvertierte Kind beobachtet erst einmal das Geschehen vom Rand aus und spielt dann mit – vielleicht. Die Eltern ermutigen es häufig, mehr auf andere Menschen zuzugehen.

Ein introvertiertes Kind wird man niemals zu einem Draufgänger erziehen können, auch wenn die (extravertierten) Eltern hierfür die besten Vorbilder wären. Ein extravertiertes Kind wird sich niemals still und konzentriert über viele Stunden mit einem Buch beschäftigen, auch dann nicht, wenn seine (introvertierten) Eltern dies mit Hingabe tun. Gerade weil diese Merkmale jedoch genetisch bestimmt sind, kommt es eher selten vor, dass beide Eltern eine andere Ausprägung haben als ihr Kind. Wie bei den anderen Persönlichkeitsmerkmalen, mit denen wir uns noch beschäftigen werden, ist es wichtig festzuhalten:

Die Merkmale sind angeboren. Man hat sie sich nicht ausgesucht!Das eine ist nicht besser oder schlechter als das andere! Beide haben ihre Vor- und Nachteile.

Die Gehirne von Intro- und Extravertierten funktionieren unterschiedlich. Der Sympathikus und der Parasympathikus sind die zwei großen Gegenspieler des vegetativen Nervensystems, also jenes Systems, das automatisch abläuft und nur bedingt zu beeinflussen ist. Der Sympathikus ist sozusagen der Aktivitätsnerv. Er ist auf Leistung ausgerichtet und bereitet den Körper auf Kampf und Flucht vor. Der Parasympathikus ist der Ruhenerv – er sorgt dafür, dass der Körper regeneriert und sich ausruht. Der Botenstoff (Neurotransmitter) des Sympathikus ist Dopamin und jener des Parasympathikus Acetylcholin. Extras werden stärker durch den Sympathikus und Intros stärker durch den Parasympathikus bestimmt. Extras benötigen entsprechend eine höhere Menge an Dopamin, um sich angeregt und stimuliert zu fühlen. Ist ihr Dopaminspiegel zu niedrig, verursacht ihnen das Stress in Form von Langeweile. Sie haben mehr Drang nach »Action« als die Intros. Sie lieben Geselligkeit, Unternehmungen, Events – überhaupt, dass irgendwas passiert. Die Intros reagieren hingegen gereizt, wenn ihr Acetylcholinspiegel zu niedrig ist – wenn sie also zu viel Input und »Action« haben.

Die höhere Dopamin-Ausschüttung der Extras führt auch dazu, dass ihr Belohnungszentrum im Gehirn (Nucleus accumbens) aktiviert ist. Das bedeutet, dass Extras vor allem die Aussicht auf Belohnung in Gang setzt. Ihr Hirn süchtelt nach Kicks. Gutes Essen, Sex, Alkohol, Gewinne, beruflicher Erfolg setzen Dopamin frei, das Extras dringender als Intros für ihr Wohlbefinden benötigen. Um an die ersehnte Belohnung heranzukommen, sind Extras auch bereit, Risiken einzugehen. »No risk, no fun« ist ein typischer Spruch von Extras. Das hat seine Vor- und Nachteile: Einerseits können sie durch ihren Mut zum Risiko viel gewinnen – aber, wenn sie zu unbesonnen handeln, auch viel verlieren. Sie mögen schnelles Handeln. Dies verführt sie jedoch manchmal dazu, sich nur oberflächlich mit den Dingen und Menschen auseinanderzusetzen. Dies in Kombination mit ihrer Risikofreude kann zu fatalen Fehlern führen. Die positive Seite sind ihr Mut und ihre Tatkraft. Dabei sind sie flexibel und anpassungsfähig.

Überhaupt neigen Extras – dopaminbedingt – zu mehr Euphorie, Begeisterung und Überschwang als Intros. Allerdings sind sie auch impulsiver als Introvertierte. Unter Stress kann dies sogar in Aggressivität ausarten. Das ist eine ihrer Schattenseiten.

Da Extras insgesamt mutiger als die besorgten Intros sind, scheuen sie auch keine Auseinandersetzung, wenn sie diese für nötig halten. Sie sind konfliktfähiger als die harmonieliebenden Intros und folglich auch durchsetzungsfähiger. Damit geht einher, dass es ihnen leichtfällt, »ein gutes Wort in eigener Sache einzulegen«, sprich: Sie können ihre Anliegen gut vertreten. Überhaupt sind Extras oft – im positiven Sinne – gute Selbstdarsteller und Bühnenmenschen.

Sie müssen jedoch aufpassen, sich in ihrer Umarmung mit der Welt nicht zu sehr zu verausgaben. Sie neigen dazu, die Auseinandersetzung mit sich selbst zu vernachlässigen, sich zu sehr von äußeren Dingen ablenken und auch blenden zu lassen. In diesem Fall können Extravertierte auch sehr anstrengend sein: Sie reden dann nur von sich, sind schlechte Zuhörer und verhalten sich dominant und ichbezogen. Im negativen Fall artet ihre Fähigkeit, sich selbst darzustellen, in eine nervige Selbstinszenierung aus.

In den Intro-Gehirnen spielt weniger das Belohnungszentrum als der Mandelkern (Amygdala) eine wichtige Rolle. Der Mandelkern ist das Angstzentrum. Folglich benötigen Intros vor allem ein Gefühl der Sicherheit und Stetigkeit, um sich wohlzufühlen. Aufgrund ihrer höheren Angstbereitschaft sind sie jedoch auch wachsamer und aufmerksamer für Informationen aus der Außenwelt. Sie sind genaue Beobachter und haben aufgrund dieser Eigenschaften auch tatsächlich weniger Unfälle als die zur Sorglosigkeit neigenden Extras. Intros benötigen also einen gewissen Sicherheitsabstand zur Welt. Sie sind eher ruhige Zeitgenossen, die ihre Energie im Inneren wirken lassen.

Oft versinken sie in ihren Gedanken und es ist nicht leicht festzustellen, was in ihnen vorgeht. Sie gehen vorsichtig und besonnen durchs Leben. Zur Meditation fühlen sich Intros weitaus häufiger als Extras hingezogen. Ihnen fällt es relativ leicht, sich in sich selbst zu versenken, während bei Extras schnell Ungeduld und Langeweile aufkommt.

Wenn Intros sich für etwas interessieren, können sie sich stundenlang konzentrieren und sich ihrer Beschäftigung ganz hingeben. Sie brauchen dann keinen Menschen – manchmal tagelang nicht. Insgesamt sind sie recht unabhängig von der äußeren Welt. Sie genießen ihre Privatsphäre und werden unruhig, wenn ihnen nicht genügend Zeit für sich bleibt. Aufgrund ihrer Fähigkeit, sich ausdauernd mit einer Sache zu beschäftigen, verfügen einige von ihnen über eine ausgezeichnete Allgemeinbildung und/oder sind Experten auf einem oder mehreren Fachgebieten. Extras können zwar auch sehr gebildet sein beziehungsweise über ausgezeichnete Fachkenntnisse verfügen, aber die stundenlange, stille Beschäftigung mit einem Thema liegt ihnen einfach nicht so sehr. Viele Intros schreiben auch gern. Schreibend fällt es ihnen leichter, ihre tiefschürfende Gedankenwelt und ihr reichhaltiges Innenleben auszudrücken. Entsprechend sind viele, natürlich nicht alle, Schriftsteller introvertiert.

Über persönliche Gefühle und Gedanken sprechen Introvertierte zögerlich und am liebsten nur mit engen Freunden. Kommt das Thema jedoch auf ihre Hobbys und Interessen, können sie durchaus gern und viel erzählen. Introvertierte sind nicht grundsätzlich schüchterner oder gehemmter als Extravertierte, wie manchmal angenommen wird, sie haben lediglich keinen so starken Mitteilungsdrang. Allerdings sind sie aufgrund ihrer höheren Angstbereitschaft anfälliger für Schüchternheit und soziale Ängste als Extras. Introvertierte können Gefahr laufen, sich zu sehr in ihrer inneren Welt zu verlieren, sie geben sich dann Tagträumen, Fantasien und unrealistischen Theorien hin, sodass ihr Realitätsbezug zu locker wird. Mit sehr introvertierten Personen kann eine Unterhaltung recht zäh werden. Ihre Zurückgezogenheit kann manchmal geradezu abweisend, mitunter sogar arrogant wirken.

Nach dem Sprichwort »Gegensätze ziehen sich an« fühlen sich Extra- und Introvertierte bei der Partnerwahl oft voneinander angezogen: Erik und Inge lernen sich bei der Arbeit in einer Bank kennen. Inge bewundert an Erik seine charmante und offene Art im Kontakt mit Kunden und Kollegen. Sein lockeres, selbstbewusstes Auftreten und die gute Laune, die er meistens verströmt, findet sie ungeheuer anziehend. Er macht es ihr leicht, ins Gespräch zu kommen, da er gern und viel redet und somit nicht, wie bei manch anderen Bekanntschaften, unangenehme Gesprächspausen entstehen.

Erik findet Inges stilles Wesen sehr anziehend und tiefgründig. Inge ist eine gute Zuhörerin, und wenn sie etwas sagt, hat es immer Hand und Fuß. Ihn fasziniert ihre Unabhängigkeit. Man trifft sie eher selten beim Kaffeeklatsch mit Kollegen, auch an gemeinsamen Mittagessen nimmt sie nicht oft teil. Sie kann gut für sich sein, wirkt dabei jedoch nicht abweisend oder unfreundlich.

Erik und Inge verlieben sich ineinander. Im ersten Jahr ihrer Beziehung bemühen sich beide sehr, dem anderen zu gefallen. Allmählich treten jedoch ihre unterschiedlichen Kontaktbedürfnisse an die Oberfläche. Erik hat einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, liebt Geselligkeiten und ist immer auf der Suche nach Unterhaltung. Inge bleibt gern allein oder zu zweit zu Hause. Ab und zu lädt sie enge Freunde zu einem Abendessen ein. Auf Partys verbringt sie die zweite Hälfte des Abends damit zu nörgeln, sie wolle nach Hause, während Erik noch voll in Fahrt ist. Sie streiten sich immer häufiger: Erik wirft Inge vor, sie sei eine »Spaßbremse« und habe Hemmungen, aus sich herauszugehen. Inge entgegnet, sein oberflächliches Platzhirschgehabe widere sie an. Außerdem macht es Erik rasend, wenn Inge bei Auseinandersetzungen »dichtmacht« und sich »hinter ihre Mauer« zurückzieht, anstatt das Problem zu klären. Inge hingegen fühlt sich oft von Erik an die Wand geredet. In Diskussionen mit ihm bleibt ihr kaum Zeit zum Nachdenken. Irgendwann kommen sie dahinter, dass der andere nicht »stur und uneinsichtig« ist, sondern Erik lediglich extra- und Inge introvertiert ist.

Seitdem können sie ihr Anderssein viel besser verstehen und respektieren. Sie haben einen festen Abend eingerichtet, an dem sie gemeinsam zu Hause bleiben. Erik trifft sich öfter allein mit Freunden, während Inge es genießt, an jenen Abenden für sich sein zu können. Auf Partys nimmt Inge sich ein Taxi, wenn sie nach Hause möchte. Bei Meinungsverschiedenheiten akzeptiert Erik, dass Inge erst einmal Zeit zum Nachdenken braucht. Sie verabreden sich, die Diskussion am nächsten Tag fortzusetzen.

Entgegen den geschlechtstypischen Vorurteilen, nach denen Frauen schneller reden, als sie denken, und Männer alles mit sich abmachen, ist das Persönlichkeitsmerkmal der Extra- und Introversion geschlechtsunabhängig und bei Frauen und Männern etwa gleich verteilt. Das Sprichwort »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold« kann nur von einem introvertierten Menschen erfunden worden sein. Für den Extravertierten ist diese Redensart völlig abwegig: »Selbst schuld, wer aus seinem Herzen eine Mördergrube macht!«

Wenn Sie einem Extravertierten eine Frage stellen, legt er sofort los, manchmal schon, bevor Sie ausgeredet haben. Stellen Sie einem Introvertierten eine Frage, denkt er erst einmal kurz (oder auch länger) nach, bevor er antwortet. Extravertierte weisen die Fähigkeit auf, »laut zu denken«, und sind manchmal selbst im Guten wie im Schlechten überrascht, was sie so alles von sich geben. Intros müssen sich, bevor sie reden, darüber im Klaren sein, was sie sagen möchten. Damit hängt zusammen, dass Intros, wenn es um schwierige Sachverhalte – wie zum Beispiel persönliche Probleme geht – diese erst einmal für sich selbst verstehen müssen, bevor sie darüber reden können. Hier liegt ein häufiges Missverständnis zwischen Extra- und Introvertierten vor: Der Extra drängelt seinen introvertierten Partner, doch offener und spontaner über seine Gefühle und Gedanken zu sprechen, und der Intro gerät hierdurch unter Druck, weil er sich dazu nicht in der Lage fühlt. Deswegen ist es gut, einem Intro genügend Zeit und Raum zu lassen, damit er in sich gehen und seine Gefühle und Gedanken sortieren kann. Man kann sagen, dass der Extravertierte den Gedankenprozess verbalisiert, der Intro dagegen das Resultat.

Auch mit persönlichen Problemen gehen Extravertierte und Introvertierte unterschiedlich um: Der Extravertierte trägt sein Herz auf der Zunge. Wenn er Sorgen hat, spricht er mit Freunden darüber.

Elisabeth hat Liebeskummer. Ihre introvertierte Freundin Isabelle rät ihr, erstmal für ein paar Tage allein ans Meer zu fahren. Dort könne sie ganz für sich sein, Spaziergänge unternehmen und sich Gutes tun – zur Ruhe kommen. Für die extravertierte Elisabeth kommt dies der Verbannung in die Hölle nahe – nur hätte sie dort wenigstens noch Gesellschaft! Nichts wäre schlimmer, als allein zu sein, gerade jetzt braucht sie Freunde, denen sie ihr Herz ausschütten kann.

Viele Extras machen sich zum Vorwurf, dass sie so schlecht allein sein können. Viele fühlen sich zu abhängig von Gesellschaft und äußeren Reizen und wünschen sich, sie könnten so unabhängig und kontemplativ wie die Intros sein. Die Intros beneiden hingegen die Extras für ihre Leichtigkeit und Eloquenz.

Extra- und Introvertierte unterscheiden sich auch in ihrem Arbeitsstil. Der Introvertierte kann sich über viele Stunden in eine Arbeit vertiefen, sodass die Welt um ihn herum versinkt. Er will nicht gestört werden und lässt die Bürotür zu. Der Extravertierte beschäftigt sich lieber mit unterschiedlichen Aufgaben, die Abwechslung versprechen. Er lässt gern die Bürotür offen, um mitzukriegen, was sonst noch so passiert. Wenn er eine Zeit lang konzentriert für sich allein gearbeitet hat, verlangt es ihn nach einer kurzen geselligen Unterbrechung, die er real oder online herbeiführt. Generell bevorzugen Extravertierte Arbeiten, bei denen sie Kontakt mit Menschen haben. Introvertierte bevorzugen Arbeiten, die sie allein erledigen können.

Sicherlich haben Sie beim Lesen mitgedacht und versucht herauszufinden, ob Sie selbst eher extra- oder introvertiert sind. Wichtig ist, dass es sich hierbei nicht um zwei sich völlig ausschließende Persönlichkeitsmerkmale handelt. Sie können sich die Dimension der Extraversion-Introversion wie ein Thermometer vorstellen, das von + 50 Grad Celsius bis – 50 Grad Celsius skaliert ist. Das heißt, dass manche Menschen sehr deutlich extra- beziehungsweise introvertiert sind (im Temperaturvergleich also ca. +/– 45 Grad), dazwischen sind jedoch viele Abstufungen möglich. Einige Menschen befinden sich ziemlich in der Mitte und verhalten sich fast gleich häufig extra- und introvertiert. Egal wozu wir mehr neigen, wir beherbergen auch immer die Gegenseite, das heißt jeder Introvertierte erlebt extravertierte Momente und umgekehrt.

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Extravertierten

Geben Sie dem Extra die Zeit und den Raum, laut zu denken. Selbst wenn er das Gespräch auf diese Weise allein bestreitet, wird er Ihnen am Ende für die angenehme Unterhaltung danken. Der Extra freut sich nämlich, wenn er die Gelegenheit bekommt, laut nachzudenken.Extras sind in den meisten Fällen weder dominant noch egozentrisch. Wenn Sie sich nicht zu Wort melden, übernehmen Sie bitte selbst die Verantwortung dafür und schieben Sie sie nicht dem Extra in die Schuhe. Jene Extras, die einen sehr starken Rededrang haben, sind oft sogar dankbar, wenn sie darauf vertrauen können, dass der andere sie gegebenenfalls unterbricht und sein Wort einfordert. Dann müssen sie sich nämlich nicht den Kopf zerbrechen, ob sie mal wieder zu viel reden – was durchaus eine selbstkritische Befürchtung vieler Extras ist.Auch wenn ein Extra schnell auf Persönliches zu sprechen kommt, ist er genauso gut wie ein Intro in der Lage, Vertrauliches für sich zu behalten. Wenn Ihnen ein Extra eine persönliche Frage stellt, denken Sie nicht, er sei distanzlos oder er wolle Sie ausfragen. Der Extra liebt den Kontakt zu Menschen und möchte schnell eine persönliche Basis finden. Wenn Sie die Frage nicht beantworten wollen, dann sagen Sie ihm einfach, dass Sie seine offene Art schätzen, aber selbst etwas länger bräuchten, um über Privates zu reden.Stellen Sie dem Extra ruhig persönliche Fragen, er hat dann das Gefühl, dass Sie sich für sein Leben interessieren.Extras sind emotionaler als Intros – nehmen Sie seine Emotionalität möglichst gelassen hin, auch wenn er mal impulsiv ist. Extras können zwar schnell in die Luft gehen, kommen aber auch schnell wieder runter und sind normalerweise nicht nachtragend.Für viele Extras ist es nichts Schlimmes, ein offenes Wort zu reden oder auch mal eine Kritik anzubringen. Nehmen Sie als Intro den Extra einfach als guten Trainingspartner, um selbst ein wenig offener und konfliktfähiger zu werden.Viele Extras sind unterhaltsame und gute Erzähler. Einem Intro kann es deshalb passieren, dass er sich in der Gesellschaft eines Extras etwas blass und langweilig vorkommt. Grübeln Sie nicht über Ihre Selbstdarstellung, sondern genießen Sie einfach die Unterhaltung.

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Introvertierten

Die etwas zögerliche und nachdenkliche Art der Intros ist kein Zeichen von mangelnder Offenheit oder sozialer Unbeholfenheit (und natürlich auch kein Mangel an Intelligenz). Geben Sie dem Intro die Zeit und den Raum, seine Antworten in seiner Geschwindigkeit zu formulieren. Er braucht zwar manchmal etwas länger, um seine Ansichten mitzuteilen, dafür haben sie zumeist aber auch Hand und Fuß.Wenn ein Intro eine längere Zeit der Bekanntschaft benötigt, um über Privates zu sprechen, dann nicht, weil er Ihnen persönlich misstraut oder weil er grundsätzlich nicht offen wäre. Es ist einfach seine Art, sich mehr Zeit zu lassen. Außerdem hat er auch kein so starkes Bedürfnis nach intimem Austausch. Seien Sie deswegen nicht beleidigt. Würdigen Sie, dass er ein guter und aufmerksamer Zuhörer ist, wenn Sie über sich sprechen möchten.Intros brauchen das Alleinsein, um ihre Batterien aufzuladen. Werten Sie das nicht als persönliche Zurückweisung oder mangelndes Interesse an Ihrer Person (das gilt vor allem, wenn man mit einem introvertierten Partner zusammen ist).Für Intros ist es selbstverständlich, vieles, was ihnen durch den Kopf geht, nicht laut auszusprechen. Fragen Sie ihn deswegen einfach, dann weiß er, dass Sie sich für seine Meinung interessieren, und wird Ihnen höchstwahrscheinlich eine Antwort geben. Persönliche Fragen sollten Sie jedoch am Anfang der Bekanntschaft vorsichtig dosieren. Das Angebot: »Wenn dir das jetzt zu persönlich ist, brauchst du nicht zu antworten«, kommt beim Intro gut an, weil er hierdurch nicht unter Druck gerät, die Offenheit des Extras mit ebensolcher vergelten zu müssen. Betont sei, dass Intros keine notorischen Geheimniskrämer sind, sondern einfach nur etwas länger brauchen, um sich zu öffnen.Über seine Interessen und Hobbys kann der Intro durchaus gern und viel erzählen – wenn Sie ihn fragen! Wenn Sie einen Intro kennenlernen, bringen Sie die Sprache hierauf, dann klappt es auch mit der Unterhaltung!Intros reagieren etwas empfindlicher als Extravertierte, wenn man in ihr Territorium eindringt. Spontane, unangekündigte Besuche schätzen sie nur selten. Fragen Sie lieber, ob Sie gerade stören, wenn Sie ein Gespräch suchen, oder klopfen Sie an, wenn sie eintreten wollen. Seien Sie auch – vor allem am Anfang der Bekanntschaft – zurückhaltend mit Berührungen. Intros mögen es, wenn man etwas Abstand hält.

Die zweite Dimension: abstrakt oder konkret?

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, befindet der Abstrakte.

Fakten, Fakten, Fakten! zählen für den Konkreten.

Die Wahrnehmung ist der innere Prozess, wie wir Informationen aus unserer Umwelt in uns aufnehmen. Die Art und Weise, wie wir wahrnehmen, bestimmt, wie wir die Welt sehen. Sie ist somit das Fundament für unser Fühlen, Denken und Handeln. Denn der Mensch kann ja nur auf Dinge, die er wahrnimmt (sei es bewusst oder unbewusst), reagieren und dementsprechend agieren.

C. G. Jung unterschied zwischen der sinnlichen und intuitiven Wahrnehmung. Er beobachtete, dass manche Menschen ihre Wahrnehmung stark auf die fassbare, dingliche Welt ausrichten, die über die fünf Sinne erfahrbar ist. Diese bezeichnete er als »Empfindungstypen«. Denen stellte er die »Intuitiven«gegenüber, deren Wahrnehmung impressionistischer und ganzheitlicher ist. Die Intuitiven nehmen das große Ganze, das übergeordnete Muster wahr, während ihnen Details oft entgehen. Ich finde Jungs Begriffe (Empfindungstyp/Intuitive) sperrig und wenig anschaulich. Auch die Bezeichnungen »SinnWahrnehmer« und »IntuitivWahrnehmer« aus den ersten Ausgaben von So bin ich eben! habe ich zwischenzeitlich ersetzt durch »Konkrete« fürMenschen, die die sinnliche Wahrnehmung bevorzugen, und »Abstrakte« für Menschen, die eher intuitiv wahrnehmen. An dieser Stelle kann man sicherlich darüber diskutieren, ob sich diese Dimension nicht vielmehr auf die Art zu denken als auf die Art wahrzunehmen bezieht. Meiner Meinung nach gehören dazu sowohl die Wahrnehmung als auch das Denken – beides bedingt sich ja auch wechselseitig. Dabei möchte ich jedoch herausstellen, dass die Konkreten, also jene, die laut Jung über ihre fünf Sinne wahrnehmen, tatsächlich auch diese sehr detailgenaue, auf die dingliche Welt bezogene Wahrnehmung haben, während die Abstrakten tatsächlich vieles da draußen in der Welt nicht wahrnehmen, sofern es keinen direkten Bezug zu ihren persönlichen Interessen und Theorien aufweist. Dies konnte ich in den vielen Jahren, in denen ich mich mit der Typenlehre beschäftige, immer wieder beobachten.

Konkrete verlassen sich auf das, was sie sehen, hören, tasten, riechen und schmecken können. Sie nehmen die äußere Umgebung so wahr, wie sie ihnen über ihre fünf Sinne vermittelt wird. Sie sind Tatsachenmenschen, Pragmatiker und Realisten. Ihre Sinne richten sich auf die tastbare Wirklichkeit, auf das, was ist, und weniger auf das, was sein könnte. Sie sind erdverbunden, in der materiellen, also (an)fassbaren Welt beheimatet. Sie interessieren sich für praktische Möglichkeiten, für das, was machbar ist. Abstrakte und theoretische Diskussionen über das, was eventuell möglich wäre, ermüden und langweilen sie schnell.

Da die Konkreten sich dem Fassbaren, der gegenständlichen Realität, zuwenden, nehmen sie ihre Umgebung zumeist genau wahr und auch Einzelheiten entgehen ihnen nicht. Sie sind hervorragende Beobachter.

Der Nachteil – zumindest in den Augen der Abstrakten – ist, dass sie auch recht pingelig sein können. Eine Konkrete kann zum Beispiel einen kleinen Kratzer an ihrem Auto feststellen und sich hierüber richtig aufregen. Der Abstrakte würde diesen Kratzer höchstwahrscheinlich gar nicht sehen und wenn doch, sich nicht groß damit aufhalten.

Konkrete haben eine Vorliebe für Fakten. Ist ihre konkrete Wahrnehmung besonders stark ausgeprägt, kann dies zu enormen Gedächtnisleistungen führen. Wenn Sie eine Person von einer Reise erzählen hören, die diese vor Jahren gemacht hat, und sie kann sich noch genau an die Reiseroute erinnern, weiß auch noch die Namen vieler Orte, ebenso wie die Preise für Übernachtungen sowie die Namen so mancher Hotels, dann ist diese Person höchstwahrscheinlich eine Konkrete. Durch die gute Detailwahrnehmung der Konkreten kann – muss aber nicht – ihr Erzählstil etwas langatmig und zu ausführlich sein, was insbesondere die Abstrakten quält.

Selbstverständlich nimmt auch der Abstrakte die Information aus der Umwelt über seine fünf Sinne auf, jedoch sieht er mehr die »rote Linie« als das Detail. Man sagt: Der Konkrete sieht die einzelnen Bäume, der Abstrakte den Wald. Die Wahrnehmung des Abstrakten ist also ganzheitlicher, dafür ungenauer. Seine Stärke liegt in der Imagination. Er vermag die inneren Verbindungen und Zusammenhänge zu sehen, die dem Konkreten entgehen können.

Die Abstrakten interessieren sich weniger für das Offensichtliche und Fassbare. Sie möchten den übergeordneten Sinn hinter dem Augenscheinlichen erfassen. Sie suchen nach den Verbindungen zwischen den Dingen, nach der dahinterstehenden Bedeutung. »Die Moral von der Geschicht’« interessiert den Abstrakten weitaus mehr als die Geschichte in ihren Einzelheiten. Wenn sich Goethes Faust der Frage widmet, »was die Welt im Innersten zusammenhält«, weist ihn dies als Abstrakten aus. Wäre Faust ein Konkreter, beschäftigte ihn eher die Frage, »was die Welt mir noch an Fakten vorenthält«.

Wenn Sie einem Konkreten und einem Abstrakten eine Rose in die Hand geben und sie bitten, etwas über diese Königin der Blumen zu sagen, wird der Konkrete den Duft und die schöne Farbe loben, die Form und Struktur der Blätter erwähnen und vielleicht auch noch ein paar Fakten und Erfahrungen über Rosen präsentieren. Kurzum, er wird seine Sinne und sein Faktenwissen einschalten. Beim Abstrakten könnte die Antwort etwa so ausfallen: »Die Rose erinnert mich an meine erste Verabredung mit einem Mädchen. Ich war damals 16 Jahre und furchtbar aufgeregt. Meine Eltern hatten im Garten wunderschöne Rosen, die alle Leute immer bewunderten. Ich habe dem Mädchen dunkelrote Rosen mitgebracht …«

Die Abstrakten und Konkreten unterscheidet auch ihr Bezug zur Zeit. Die Abstrakten beschäftigen die Ausblicke in die Zukunft, die Konkreten die Möglichkeiten der Gegenwart:

Anja, eine Abstrakte, ist mit ihrer Freundin Klara, eine Konkrete, im Auto unterwegs. In ländlicher Umgebung taucht ein altes, verfallenes Landhaus auf, dessen ehemaliger Glanz sich bestenfalls noch erahnen lässt. Anja ist begeistert, spontan tauchen innere Bilder auf, was man aus dem Haus alles machen könnte. Sie nimmt das Haus im Gesamteindruck in sich auf, ohne auf Details zu achten. Vor ihrem inneren Auge erstrahlt das Haus feudal und restauriert. Klara kann ihre Begeisterung nicht teilen. Im Unterschied zu ihrer Freundin beachtet und betrachtet sie die Einzelheiten und damit auch die vielen Mängel. Sie sieht den enormen Renovierungs- und Kostenaufwand. Sie interessiert sich für die Realität im Hier und Jetzt – für das, was ist.

Die Konkreten sehen, was machbar ist. Abstrakte sehen, was möglich wäre. Abstrakte sind sehr aufgeschlossen für neue Erfahrungen und auch interessiert daran, Neues zu entwickeln. Hierbei langweilen sie Details, deshalb übersehen sie diese auch häufig. Sie lieben die großen (und groben) Entwürfe, und es quält sie, wenn sie diese dann in ihren Einzelheiten bearbeiten müssen. Sie sind am besten in der Entwurfsphase eines Projekts. Ein anderer sollte es jedoch dann übernehmen, die Details auszuarbeiten und das Projekt auf den Weg zu bringen. Sie lieben Veränderungen und Vielfalt, Routineaufgaben sind ihnen ein Graus. Für die Konkreten ist Routine hingegen eine effiziente Art, Dinge zu erledigen. Natürlich wirkt sich diese unterschiedliche Art und Weise, die Welt wahrzunehmen, auf die Kommunikation aus. Konkrete können sich, vor allem, wenn sie extravertiert sind, in Detailschilderungen verlieren. Der Abstrakte liebt es hingegen, auf den Punkt zu kommen.

Für Abstrakte steht alles in Beziehung zueinander, Details, die nicht in große Zusammenhänge eingeordnet werden können, interessieren sie nicht, sie bemerken sie nicht einmal. Wenn etwas keine Bedeutung für sie hat, können sie hundertmal an einer Sache vorbeigehen, ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Ein Konkreter kann das nicht verstehen, für ihn ist real, was existiert. Nehmen wir einmal an, ein Konkreter und eine Abstrakte haben denselben Weg zur Arbeit: Der beträgt knappe fünf Gehminuten und auf der Strecke kommt man an sieben Geschäften vorbei. Eines Tages steht eines dieser Geschäfte leer. Das fällt sogar der Abstrakten auf, aber: Fragen Sie sie, was vorher in dem Geschäft war?! Sie wird Ihnen nur die richtige Antwort geben können, wenn es entweder ein Geschäft war, dessen Artikel sie interessiert haben (also ein persönlicher Bezug hergestellt ist), oder wenn sie das Geschäft in einem übergeordneten, zum Beispiel marktwirtschaftlichen, Zusammenhang wahrgenommen hat: »Das ist ja eigenartig, wie kann ein Tante-Emma-Laden hier existieren, wo nebenan ein Supermarkt ist?« Ansonsten wird sie die Antwort schuldig bleiben. Der Konkrete weiß in jedem Fall die Antwort, er nimmt das wahr, was da ist.

Die Abstrakten fokussieren auf Einsichten und Möglichkeiten für eine Person oder eine Sache. Sie interessiert das Neue, das Konzept, die Theorie, die Vision. Die Konkreten fokussieren auf Fakten, Fallbeispiele, Erfahrungsberichte und praktische Anwendungsmöglichkeiten. Die Konkreten sind sozusagen die Realisten und die Abstrakten die Visionäre.

Auch in ihrem Arbeits- und Lernstil unterscheiden sich Abstrakte von Konkreten. Letztere verlassen sich lieber auf ihre praktischen Erfahrungen als auf Theorien. Sie gehen systematisch vor: Schritt für Schritt vergleichen sie Daten und Fakten und überprüfen sie im Hinblick auf den gegenwärtigen Handlungsbedarf. Da sie sich gern auf ihre Erfahrungen verlassen, bevorzugen sie konventionelle Wege, um etwas zu erledigen – weil es sich bewährt hat. »Gesunder« Menschenverstand, Genauigkeit und Faktenwissen zählen zu ihren Lieblingswerten. Entsprechend bevorzugen sie Arbeiten, bei denen es auf diese Werte ankommt. Eine detailfeine Ausarbeitung und die konkrete Umsetzung einer Idee bereiten ihnen mehr Vergnügen, als ständig mit innovativen Entwürfen aufzuwarten. Tätigkeitsfelder, die sie je nach Begabung anziehen, sind im akademischen Bereich beispielsweise Medizin, Geographie, Geschichte und technische Studiengänge. In Ausbildungsberufen findet man sie im Steuerfach, im Bankwesen, in der Automechanik, im Sekretariat, in der Landwirtschaft und im Handwerk. Da der Abstrakte oft in höheren Sphären schwebt, unterlaufen ihm in Bezug auf die Wirklichkeitswerte eher Fehler als dem Konkreten, zumal er wenig geneigt ist, sich mit Kleinkram zu befassen und deswegen manche wichtige Information übersieht. Allerdings kann ihm auch, wenn er auf der richtigen Spur ist, der innovative Durchbruch gelingen. Tätigkeitsfelder, die die Abstrakten anziehen, sind beispielsweise Naturwissenschaften, Philosophie, Psychologie, Rechtswissenschaft, Literatur- und Kunstwissenschaften. Zudem sind sie in vielen kreativen Berufen zu finden, als Berater und im Management.

Die Abstrakten denken heimlich, sie seien die Intelligenteren. Und tatsächlich ist diese Dimension die Einzige, die mit Intelligenz korreliert. Abstrakte mit ihrem Hang zu Theorien und ihrem Drang, die Zusammenhänge zu erforschen und zu verstehen, haben im Durchschnitt einen etwas höheren Intelligenzquotienten. Was natürlich nicht bedeutet, dass es nicht auch ebenso hochintelligente Konkrete gibt. So gibt es zum Beispiel unter Medizinern überdurchschnittlich viele Konkrete, weil dieser akademische Beruf einen starken Bezug zur fassbaren Materie, also dem menschlichen oder tierischen Körper, aufweist und sehr praxisbezogen ist.

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Abstrakten

Wenn Sie einem Abstrakten etwas nahebringen wollen, nehmen Sie die Pointe vorweg, oder mit den Lieblingsworten der Abstrakten gesagt: »Kommen Sie auf den Punkt!« Er möchte das Wesentliche zuerst hören und die Grundlinien zusammengefasst haben, Details interessieren ihn nicht.Abstrakte langweilen sich, wenn sich das Gespräch über einen längeren Zeitraum nur um Gegenständliches dreht. Er schürft gern etwas tiefer. Geben Sie ihm Gelegenheit dazu. Und tun Sie bitte seine Visionen und Ideen nicht als »Spinnerei« ab – Abstrakte haben nämlich in der Regel ein sehr gutes Näschen für zukünftige Entwicklungen.Wenn Sie einen Abstrakten von einer Idee überzeugen wollen, dann müssen Sie seine Sprache sprechen. Seine Aufmerksamkeit erreichen Sie mit Formulierungen wie »Ich hatte eine Eingebung …«, »Man könnte es auch anders machen …«, »Es gibt neue Möglichkeiten …«, »Mir sind einige Muster klar geworden …«, »Der Grundgedanke ist…«, »Die Strategie wäre …«. Machen Sie sich klar, dass der Abstrakte eigentlich ein Theoretiker ist, der es liebt, über die großen Zusammenhänge nachzudenken und neue gedankliche Verbindungen herzustellen.Der Erzählstil des Abstrakten ist pointiert – hüten Sie sich vor pingeligen Anmerkungen. Wenn ein Abstrakter beispielsweise erzählt: »Als die Sache passierte, saßen wir bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse …«, unterbrechen Sie ihn bitte nicht, indem Sie ihn korrigieren: »Nein, wir saßen im Garten und es war Limonade …« (auch, wenn Sie völlig Recht haben). Der Abstrakte wird denken, Sie wären ein bisschen »minderbemittelt«, für ihn sind solche Nebensächlichkeiten völlig belanglos.Bringen Sie bitte Verständnis dafür auf, dass der Abstrakte keine gute Detailwahrnehmung für die gegenständlich-materielle Welt hat. Wenn Sie mit ihm als Nachbar oder Partner in einer Hausgemeinschaft leben, unterstellen Sie ihm also bitte nicht gleich schlechte Absichten, wenn er manche Missstände, die Ihnen sofort ins Auge fallen, nicht wahrnimmt. Weisen Sie ihn lieber freundlich auf einen etwaigen Handlungsbedarf hin.Wenn es geht, ersparen Sie ihm, sich mit Kleinkram und Detailarbeiten beschäftigen zu müssen – sie sind für ihn ein Graus.Wertschätzen Sie seine originellen Einfälle und sein konzeptionelles Denken.

Kleine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Konkreten

Zunächst die Grundregel für den Umgang mit allen Konkreten: Geben Sie auf eine konkrete Frage eine konkrete Antwort! Der Konkrete hasst Ungenauigkeiten und Verschwommenes. Anders als für den Abstrakten, der gern mit Sprache spielt und mit Wörtern jongliert, ist Sprache für den Konkreten ein Werkzeug, mit dem man Informationen möglichst präzise austauscht.Wenn Sie bei einem Konkreten etwas erreichen wollen, versetzen Sie sich in seine Welt: Seine Wahrnehmung wird von seinen Sinnen bestimmt, er mag das Fassbare und Anschauliche, eben alles, was mit Erfahrung und Erleben zu tun hat. Erzählen Sie konkret und nachvollziehbar, gehen Sie ruhig auf Details ein, das langweilt den Konkreten nicht – im Gegenteil: Für ihn entsteht hierdurch ein plastisches Bild.Der Konkrete ermüdet schnell, wenn es um den Austausch von Theorien und Konzepten geht, die keinen offensichtlichen praktischen Nutzen haben. Dinge, die einen Praxisbezug aufweisen, anwendbar, realistisch und machbar sind, interessieren ihn. Hierüber spricht er gern.Beachten Sie bitte die Bodenständigkeit des Konkreten, wenn Sie ihn von etwas überzeugen möchten: Im Unterschied zum Abstrakten ist er skeptisch gegenüber Neuem eingestellt, weil es noch keiner Erprobung unterzogen wurde. Wörter wie Vision, Inspiration und Intuition, die für den Abstrakten angenehm und vertraut klingen, könnten für den Konkreten Reizwörter sein. Sprechen Sie lieber von Erfahrung, denn darauf kann man sich verlassen, von Fakten, die sind handfest, und von Beobachtungen, die man nachvollziehen kann.Beachten Sie, dass der Konkrete über einen guten Realitätssinn verfügt, deswegen denken Sie darüber nach, wenn er Ihren Überlegungen konkrete Einwände entgegensetzt. Der Teufel steckt oft im Detail und dieses können die Konkreten viel schneller erfassen.Versuchen Sie, Ihre Aufmerksamkeit in »dieser Welt« zu halten – für Konkrete kann es anstrengend sein, wenn Sie zu viel in ihre Gedankenwelten abdriften und hierdurch zu verpeilt sind, um den unmittelbaren Handlungsbedarf zu erkennen. Es nervt ihn, wenn er Sie jedes Mal aufs Neue darauf hinweisen muss, dass die Geschirrspülmaschine ein- oder ausgeräumt werden muss.Wertschätzen Sie seine gute Beobachtungsgabe und seinen Pragmatismus.

Die dritte Dimension: Fühl- oder DenkEntscheider?

Wenn Sie jemanden sagen hören: »Das ist hart, aber gerecht!«, haben Sie es wahrscheinlich mit einem DenkEntscheider zu tun.

Hören Sie hingegen jemanden sagen: »Lasst Gnade vor Recht ergehen!«, wird es vermutlich ein FühlEntscheider sein.

Die dritte Dimension der Typenlehre bezieht sich auf den Prozess, wie ein Mensch Entscheidungen trifft: Lässt er sich eher von seinen Gefühlen oder eher von seiner Vernunft leiten? C. G. Jung unterschied zwischen der »denkorientierten«und der »gefühlsorientierten«Entscheidung, wobei beide Entscheidungswege als rational gelten.

FühlEntscheider haben zumeist eine freundliche und warme Ausstrahlung. Es sind jene Typen, über die man häufig sagt, sie seien nett und sympathisch. Die DenkEntscheider wirken dagegen eher cool und sachlich. FühlEntscheider beurteilen alles auf der Grundlage ihrer persönlichen Werte, und sie brauchen ein harmonisches Miteinander, um sich wohlzufühlen. DenkEntscheider stellen die Sache in den Vordergrund, sie denken lösungsorientiert und zweckdienlich. Sie haben natürlich nichts gegen Harmonie und zwischenmenschliche Werte, aber im Zweifelsfall fokussieren sie sich lieber auf den Sachaspekt. Sie betrachten die Welt aus einem kritischen Abstand heraus.

Diese unterschiedlichen Grundeinstellungen münden im Verhalten und der Kommunikation in sehr unterschiedliche Stile, die recht schnell zu Zusammenstößen führen können. Diese Dimension ist auch die Einzige, die geschlechtsspezifische Unterschiede aufweist: Rund 65 Prozent der Männer und 35 Prozent der Frauen sind DenkEntscheider. Um aber voreiligen Schlüssen vorzubeugen: Nicht alle Frauen sind FühlEntscheiderinnen und nicht alle Männer DenkEntscheider. Und auch hier gilt,dass niemand ausschließlich ein DenkEntscheider oder ein Fühl-Entscheider ist.

Weil die FühlEntscheider so harmoniebedürftig sind, sorgen sie zumeist aktiv für eine freundliche und warme Atmosphäre. Sie loben gern und heben das Positive hervor. Wenn Sie jemanden bei einer Begrüßung ausrufen hören: »Du siehst aber gut aus!«, dann wird es wahrscheinlich ein FühlEntscheider sein. FühlEntscheider legen viel mehr Wert auf die Meinung anderer als DenkEntscheider. Deshalb sind sie geübter, die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen zu erspüren und zu befriedigen. Sie sind hilfsbereit, haben ein offenes Ohr für die Probleme anderer und zeigen Anteilnahme und Verständnis.

Die DenkEntscheider sind von Natur aus unpersönlicher. Natürlich helfen sie auch gern und hören zu, wenn sie gebraucht werden. Allerdings ist das persönliche, gefühlsbetonte Gespräch für sie kein »Heimspiel«. Der DenkEntscheider fühlt sich wohler, wenn sein praktischer Rat und lösungsorientiertes Handeln gefragt sind. Einem Freund bei der Steuererklärung zu helfen, ihn beim Einkauf zu beraten oder gute Tipps zu geben, wie man sich zum Beispiel vor Grippe schützt, liegen ihm näher als stundenlange Beziehungsgespräche.

Da DenkEntscheider nicht so angewiesen sind auf ein harmonisches Miteinander, sind sie sparsam mit Lob und Komplimenten. Sie äußern eher einen Verbesserungsvorschlag als ein Lob. Das kränkt den FühlEntscheider oft, er fühlt sich um seine Anerkennung gebracht und findet, der DenkEntscheider »sucht das Haar in der Suppe«. DenkEntscheider in Führungspositionen haben normalerweise keinen inneren Drang, ihre Mitarbeiter zu loben, denn sie denken sich: »Nicht gemeckert ist genug gelobt!« Es hat sich jedoch herumgesprochen, dass Lob motiviert, deshalb haben sich die meisten DenkEntscheider-Chefs das Loben »vernünftigerweise« angewöhnt.

FühlEntscheider leben mehr mit ihren Gefühlen. Sie mögen und suchen emotionale Erfahrungen. Sie weinen schnell bei traurigen Filmen und bei Hochzeiten, manchmal reicht auch schon ein schwermütiges Lied im Radio. Die DenkEntscheider halten lieber einen gewissen inneren Abstand, zu viel Nähe und Gefühl sind ihnen unangenehm und peinlich. Da die FühlEntscheider sich ihren Gefühlen stärker hingeben, haben sie auch mehr emotionale Hochs und Tiefs. Die DenkEntscheider sind emotional stabiler und ausgeglichener, dafür aber auch weniger leidenschaftlich. Ein FühlEntscheider spricht gern über seine Gefühle (besonders, wenn er extravertiert ist) und nimmt häufig emotionale Bewertungen vor. Außer bei wirklich persönlichen Themen behält der DenkEntscheider eine sachliche Distanz. Der unterschiedliche Umgang mit Emotionen schlägt sich auch deutlich in ihrer Sprache nieder:

Frieda, FühlEntscheiderin, und Dirk, DenkEntscheider, haben denselben Krimi gelesen. Dirks Urteil lautet: Die Geschichte war sehr konstruiert und wenig überzeugend. Die Hauptfiguren wurden sehr einseitig nach einem Gut-Böse-Schema charakterisiert und waren wenig glaubhaft. Die ganze Story war voller logischer Fehler und psychologischer Widersprüche.

Friedas Urteil: Die Lektüre war reine Zeitverschwendung. Ich habe mich echt geärgert über die Schwarz-Weiß-Malerei der Figuren. Die Geschichte hätte einen mitreißen können, wenn sie einfach glaubhafter gewesen wäre. Besonders schlimm fand ich die vielen Gewaltszenen, reine Effekthascherei. Also das Buch kann ich keinem empfehlen.

Sie haben es bemerkt: Frieda gibt in jedem Satz eine persönliche Bewertung ab, während Dirk die Sachebene mit keinem Satz verlässt.

FühlEntscheider sind meistens konfliktscheu, sie wollen niemanden verletzen. Wenn sie jemanden kritisieren, dann tun sie das mit Diplomatie und Fingerspitzengefühl. Da sie selbst eher dünnhäutig sind, gehen sie auch schonend mit anderen um. Der Denk Entscheider, eher dickfellig, scheut sich nicht, seine Kritik unverblümt zu äußern, und ist überrascht, wenn ein FühlEntscheider darauf empfindlich reagiert.

Fühl- und DenkEntscheider bewegen sich aus gegensätzlichen Richtungen auf Menschen zu: Der FühlEntscheider sucht beim Gegenüber zuerst das Verbindende, die Gemeinsamkeiten und die Zustimmung. Erst wenn diese harmonische Beziehungsebene geschaffen ist, hält er nach den Unterschieden Ausschau. Der Denk Entscheider hingegen schaut zuerst, was unterscheidet uns, wo sind wir anderer Auffassung? Erst im zweiten Schritt sucht er nach Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten.

Ich will klar herausstellen, dass weder die eine noch die andere Entscheidungspräferenz grundsätzlich besser oder schlechter ist. Situationsabhängig haben beide ihre Vor- und Nachteile. Der denkorientierte Entscheidungsprozess ist dem gefühlsorientierten überlegen, wenn es um unpersönliche Probleme und reine Sachentscheidungen geht, wie beispielsweise den Kauf eines Autos. Der gefühlsorientierte Entscheidungsprozess ist zumeist günstiger, wenn Menschen involviert sind und man auf Kooperation angewiesen ist. Beide Grundeinstellungen können sehr voneinander profitieren: Für einen FühlEntscheider kann es sehr hilfreich sein, auf die nüchternen Einwände eines DenkEntscheiders zu hören und sie in seine gefühlsbestimmten Überlegungen einzubeziehen. Dies erscheint sofort plausibel, wenn man hierbei an eine Sachentscheidung wie den erwähnten Autokauf denkt, bei dem der FühlEntscheider dazu neigt, versteckte Mängel zu übersehen oder sich zu wenig Gedanken über die Finanzierung zu machen, weil er findet, dass das Auto gut zu ihm passt und ihm Form und Farbe gefallen. Die Hinwendung zu rationalen Argumenten kann den FühlEntscheider aber auch auf seinem eigenen Terrain, dem zwischenmenschlichen Parkett, vor mancher Enttäuschung bewahren, wenn er sich beispielsweise mit zu viel Schwung für einen Mitmenschen engagiert, geblendet von dessen scheinbarer Hilfsbedürftigkeit, und hierbei dessen Neigung übersieht, sich ständig andere Menschen für seine Zwecke nutzbar zu machen. Der DenkEntscheider, kühlen Kopfes, hat indessen die guten Taten des FühlEntscheiders bilanziert und das Ergebnis berechnet: »Du hast dem Jürgen schon hundertmal die Kohlen aus dem Feuer geholt – hast du aber schon jemals erlebt, dass er sich ernsthaft bemüht hat, an seiner Misere etwas zu ändern?«

Umgekehrt ist auch der DenkEntscheider gut beraten, an den Überlegungen des FühlEntscheiders teilzunehmen, weil dieser ihm zu mehr Einfühlungsvermögen verhelfen und ihn somit vor unerwünschten »menschlichen Nebenwirkungen« bewahren kann. So kann es dem DenkEntscheider widerfahren, dass er in seinen sachbezogenen Betrachtungen den Faktor Mensch zu stark vernachlässigt. Ein Vorgesetzter, der ausgeprägter DenkEntscheider ist, kann auf der Stelle treten, weil seine Anweisungen auf diffuse Weise versickern. Er wird dann sehr erstaunt sein, wenn der FühlEntscheider ihm einige schwelende Konflikte unter seinen Mitarbeitern erklärt, die der DenkEntscheider entweder nicht ins Kalkül gezogen oder schlichtweg nicht bemerkt hat. Den Ratschlag des FühlEntscheiders: »Setze die Frau Jakobs und den Herrn Schuster auseinander, die können nicht miteinander, und sag der Jakobs endlich mal ein paar persönliche Worte der Anerkennung …«, sollte der DenkEntscheider ernst nehmen.