SO IST ES GEWESEN - Günter Richter - E-Book

SO IST ES GEWESEN E-Book

Günter Richter

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Beschreibung

Im Buch werden Erlebnisse geschildert wie sie in der DDR- Zeit üblich waren und in dieser oder ähnlicher Form sich im täglichen Leben ereignet haben. Die Autoren schildern das Leben in all seinen Formen. Die Personen sind Stellvertretend für die in der Handlung vorkommenden Eingesetzt. Namensgleichheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Die Erinnerungen kommen aus einer Zeit des Wiederaufbaus und des Findens einer neuen Gesellschaftsform. Sie berühren aber auch die Zeit vor der Gründung der DDR bis hinein in die Zeit der Wende.

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Es war ein schwerer Anfang.

Foto privat

Robuste einfache Technik

Foto privat

Eine Kleine Anthologie

So war es einmal!

Erinnerungen,

Geschichten und Anekdoten.

Berichtet aus DDR-Zeiten.

Sowie in der Zeit unmittelbar davor

und danach.

Inhaltsverzeichnis:

Ereignisse Autoren

Fotos vom schweren Anfang - Richter

Titel //Bücher - Richter

Bücher: Erinnerungen aus - Möbius

Meine Kindheit eine - Germer

So war es Einmal - Germer

Aus meinem Leben - Richter

Kolonialwaren- Laden - Richter

Die kleine Birke - Richter

Der Schabernack - Richter

Hund Katze Maus - Richter

Blacky - Möbius

Flchtennadelhustensaft - Richter

Kindheitserinnerungen - Germer

zu den Autoren - Richter

Landmaschienen - Stier

Bücher: sind sie nicht das Wissen Vergangener Zeit?

Bücher: schön dass es sie gibt, darum haltet sie hoch im Ansehen und in Ehren!

Erinnerungen - aus meiner Kindheit!

Wir schrieben das Jahr 1944.

Ein Jahr voller Schrecken durch täglichen Bombenalarm und die Angst, dass eine abgeworfene Bombe mein Elternhaus treffen könnte.

Mein Elternhaus stand in Merseburg in der Friesenstraße. Wir konnten von unserem Haus Richtung Leuna sehen, wo die große Industrieanlage hauptsächlich Benzin herstellte. Wenn von den vielen Schornsteinen, die oft von Bomben getroffen wurden, wieder drei ihren Rauch in die Luft bliesen, war das ein Zeichen, dass wieder produziert wurde und ein Angriff der alliierten Bomber zu erwarten war.

Es war der 5. Dezember . Ich hatte nach einer Erhitzung beim Rumtoben gleich aus dem Wasserhahn in unserer Küche eiskaltes Wasser in mich hinein geschlürft. Am Abend bekam ich auf der linken Seite im Unterbauch Schmerzen, die immer stärker wurden. Meine Mutti konnte sich nicht erklären, woher ich plötzlich solche starken Schmerzen bekam. Unser Hausarzt konnte auch nicht feststellen. Somit stand mir ein Krankenhausaufendhalt im Merseburger Krankenhaus bevor. Die sollten mich abholen. Nun sollte man nicht denken, da kommt die dringende medizinische Hilfe! Nach einer Stunde Wartezeit voller Schmerzen kamen zwei Schwestern mit einem umgebauten größeren Kinderwagen und legten mich in diesen hinein.

Angelangt im Krankenhaus kam ich auf die Kinderstation im Dachgeschoss des Merseburger Krankenhauses. Wir lagen mit 12 Kindern in einem Bett, dort oben im Dachgeschoss. Die Stationsschwester und ein Kinderarzt kamen und ich musste nun erzählen, wie und wann meine Schmerzen eingetreten waren. Nach den Symptomen hatte ich durch das Erhitzen und dem darauffolgenden eiskalten Wassertrinken eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bekommen. Als Speisen erhielt ich nur ungesalzenen Mehl- und Grießbrei, eklig! Aber die Schmerzen ließen in den darauf folgenden Tage nach.

Am 6. Dezember 1944 gegen 19.00 Uhr heulten die Sirenen und wir aus der Kinderstation mussten in den unter dem Krankenhaus gelegenen Luftschutzkeller. In dieser Nacht wurden durch die anglo-amerikanischen Bomber die Innenstadt von Merseburg zu 80 % zerstört.

Auch das Krankenhaus wurde stark beschädigt, sodass auch in der Kinderstation alle Fenster durch den Luftdruck der Bomben zerstört worden waren.

Das hieß, wir mussten im Luftschutzkeller bleiben.

Ich war voller Sorge, was mit meinem Elternhaus, mit meiner Mutti, meinen drei Geschwistern geschehen war. Vati war ja an der Ostfront.

Am 7. Dezember, zu meinem 12. Geburtstag, kamen am Nachmittag meine liebe Mutti und auch meine Schwester unversehrt zu mir. Aber im Elternhaus sind die Fenster durch den Luftdruck einer Luftmine, die 210 m von unserem Haus explodiert war alle zerstört worden. Das Nachbarhaus mit allen Bewohnern ist ausgelöscht worden. In unserer Wohnung lagen die Fenster samt den Rahmen in den Zimmern.

Nach 14 Tagen Krankenhausaufenthalt im Luftschutzkeller durfte ich zu Fuß, „ohne Kinderwagen“, das Krankenhaus verlassen meine Schmerzen waren „Gott sei Dank“ weg.

Möbius

Geschichten, die das Leben schrieb.

Meine Kindheit – die wahre Begebenheit.

Es war im Herbst 1952, ein wundervoller Tag, den man eigentlich besser hätte verbringen können als im Konfirmanden-unterricht im Martin-Luther-Saal der Johannisgemeinde.

Meine Freunde und ich betraten missmutig den Saal, in der Badeanstalt warteten die übrigen Kumpel.

Vorn auf dem Altartisch standen zwei große Keramikschüsseln, rechts und links, gefüllt mit wunderschönen rotbäckigen Äpfeln.

Wenn sie so schmecken, wie sie aussehen, muss es ein Vergnügen sein, sie zu kosten.

Fix wurde ein Mädchen beauftragt, an der Tür Schmiere zu stehen, um die Ankunft des Pfarrers Schnabel zu signalisieren.

Behänd wurden die Taschen gefüllt und die Schüsseln sahen schon recht geplündert aus, als der Ruf ertönte, „er kommt, er kommt“.

Alles flitzte auf die Plätze, nur Hans, der bekam nicht genug von den leckeren Äpfeln und er verpasste den Anschluss.

Plötzlich ertönte die markante Stimme des Pastors „ haltet den Dieb, haltet den Dieb“.

Rund 30 Schüler, Mädchen und Jungen hielten sich die Bäuche vor Lachen. Es sah wirklich toll aus, wie der Pfarrer hinter dem Dieb mit fliegenden Rockschößchen herhastete. Doch alles Rufen half ihm nicht, alles feixte und der Delinquent hatte die Tür erreicht und war verschwunden.

Im Waldhofbad lachte man noch lange und ließ sich das Diebesgut schmecken.

Hans beschloss für sich, dass nun wohl Ende ist mit der Konfirmation. Er kann sich, nach diesem Desaster nicht mehr beim Konfirmandenunterricht sehen lassen.

Außerdem hatte er gegen das 7. Gebot „Du sollst nicht stehlen“ verstoßen. Lästige Fragen von der Oma aber auch von der Mutter tat er immer ab, dass es gut gehe beim Konfirmandenunterricht, so ein Dilemma!

So waren einige Wochen vergangen, der Herbst hatte dem Winter Platz gemacht.

Hans kam von der Schule und hatte endlich Ruhe vor den neugierigen Fragen der Lehrer, die von ihm alle immer etwas wissen wollten.

Da rief Lene, wie er seine Mutter heimlich nannte. Sie war seit einigen Tagen krank und musste das Bett hüten. Leg’ bitte Holz auf, stell’ bitte den Suppentopf in die Mitte des Küchenherdes und rühre die Suppe immer um, damit sie nicht anbrennt. Vati kommt gleich zum Mittag nach Haus’, dann will er was essen. Hans tat wie ihm geheißen.

Plötzlich klopfte es an der Küchentür. Sicher wieder die Nachbarin, die ständig etwas borgte, Mehl, Milch, Essig irgendetwas war es immer. Hans rief herein und das Blut erstarrte in den Adern. Der Leibhaftige in Form von Pfarrer Schnabel stand vor ihm.

Guten Tag Hans! Ist denn deine Mutter zu sprechen? Nein, meine Mutter ist krank und liegt im Bett. Dann sag ihr bitte, dass ich sie dringend sprechen muss.

Nein, das geht nicht, ich muss die Suppe umrühren und mein Vater kommt auch gleich zu Mittag. Gib mir mal den Kochlöffel und informiere deine Mutter. Der Pastor rührte und rührte. Hans ging wie ihm geheißen, aber die Mutter schlief. Daraufhin beschloss er sich zu verdrücken, was er auch tat. Der Pfarrer war am Rühren, als der Vater die Küchentür öffnete und auch erstarrte. Vater und Pfarrer waren wie Feuer und Wasser.

Aber angesichts des Bildes, der Pastor rührend an seinem Herd, das trieb ihm die Tränen vor Lachen in die Augen.

Der Vater vorwiegend des „Platt“ mächtig (hochdeutsch sprach er nur auf dem Amt) sagte lachend, „Paster, ek spräke mit miene Frue. Sei klärt dat. De Bengel ist woll nich janz bie Troste, man klaut doch nich! Nich wahr Herr Paster!“

Es war bereits stockfinster, als der Hans sich dem Elternhaus näherte. In der Küche brannte Licht und Mutters Organ war nicht zu überhören.

Einige Ohrfeigen von der Mutter einplanend schlich sich Hans in die Küche.

Die Eltern schauten ihn vorwurfsvoll an, obwohl er in den Augen des Vaters ein leichtes Grinsen erahnte.

„Wo kommst Du jetzt her, was hatte ich Dir heute Mittag gesagt. Wie kannst Du den Herrn Pfarrer in der Küche stehen lassen?“

Soviel Fragen auf einmal und zwei Kopfnüsse kamen noch obendrauf.

Aber Vater ergriff die Initiative und meinte lachend, dass ich ihm einen schönen Moment beschert habe. „De Paster in seinem schwarten Talar, de Brille op de Näs’ un hei kucke sau dumm drein, als ek inne Dör stund!“

Lene aber schwadronierte, was wird nun aus der Konformation von dem Bengel. Wie bringen wir das der Oma bei, die doch Stammgast in der Kirche und beim Herrn Pastor war. Vater winkte noch immer lachend ab und legte fest, dass Mutter zum Pastor geht mit mir und ich mich entschuldige, dann ist auch die Konfirmation nicht in Gefahr. Oma wird nichts von dem Vorfall berichtet. Basta! Wenn Vater „basta“ sagte, war das Gesetz.

Es wurde auch nicht widersprochen. Wir suchten den Pfarrer auf und ich bekam jede Menge Lernstoff, besonders die 10 Gebote.

Mir lag besonders das 7. Gebot am Herzen „Du sollst nicht stehlen“.

Die Konfirmation stand vor der Tür und Oma fieberte dem Tag entgegen.

Hans wurde zum Pfarrer bestellt. Drei Jungen und ein Mädchen saßen schon dort, die durch ständiges Fehlen aufgefallen waren und sicher wie Hans, nicht durch die Prüfung kommen würden.

Der Pfarrer schmiedete mit dem Quintett einen Plan. Schließlich sollten alle durch die Prüfung kommen. Die Jugendweihe begann, die Konfirmation auszubremsen.

So legte der fest, wer sich mit rechts meldet, wird dran genommen, wer sich mit der linken Hand meldet, kommt nicht an die Reihe.

Im Pikfeinen Konfirmationsanzug mit Schlips (furchtbar eng am Hals), die Tannengirlande an der Haustür, so standen die ca. 30 Schüler vor der Johannisgemeinde und zogen in die Kirche.

Es begann alles gut. Beim 7. Gebot flog der rechte Arm nach oben, aber der Pfarrer ignorierte es. Oma sagte später zu Haus beim Kaffeekränzchen zu ihrer Tochter: „Lene, was ich nicht verstanden habe, der Junge hat sich dauernd gemeldet, aber er wurde nicht dran genommen. Da werde ich mit dem Pfarrer noch mal drüber reden. Das fand ich impertinent gegenüber den Kindern“. Vater meinte gelassen, mit einem Grinsen in den Augen, Oma, hat man sin, de Bengel war for den Paster tau gut – hei wusste alles.

Bei späteren Geburtstagsfeiern hat Vater nach dem zweiten Schnaps die Geschichte zum „Pastor am Kochpott im schwarten Talar“ oft zum Besten gegeben und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Am meisten allerdings lachte er und klopfte sich dabei auf die Oberschenkel und schenkte noch mal einen ein.

Germer

Erinnerungen an diese DDR - Zeit.

So war es einmal.

Endlich war es soweit, Jens schaute schon unentwegt aus dem Fenster des Zuges, der ihn in holperiger Fahrt wieder nach Schmalbrücksen bringen sollte. Es war sehr schön bei seinen Großeltern in Arendsee.

Denn dort lag er den lieben langen Tag in der Sonne und im Wasser und „Delfin“, wie er seinen neuen Freund Klaus Sommer wegen seines fabelhaften Schwimmstils nannte, lag garantiert auch heute wieder, aber ohne ihn, im Strandbad.

Ja, schön war es gewiss, man brauchte an nichts aber auch rein an gar nichts denken und das den lieben langen Tag. Delfin das war ein Kerl. Er kannte ringsum den See und alles. Da war Schrampe, die riesige Sandkuhle, wo man so herrlich spielen konnte. Wenn man wollte, konnte man von oben runter rollen bis direkt ins Wasser rein.

Oder man konnte im Strandbad vom 3-m-Brett springen und tauchen. Jens konnte ja nicht tauchen, aber Delfin, der war einfach klasse.

Einmal, da schlenderten sie beide über den Campingplatz. Herrlich bunte Zelte waren dort zu sehen. Da kamen aus dem nahen Pionierlager eine Gruppe „Pios“ wie er sie bei sich nannte, die durften nicht einmal alleine gehen, immer schön zusammen und auch singen, immer schön zusammen. Das war nichts für ihn. Jens ärgerte sich schon immer über den Gruppennachmittag in der Schule.

Der schöne freie Nachmittag war immer hin.

Ach die liebe Zeit, jetzt kam die verrückte Kurve – er fühlte sich plötzlich wie auf dem „Seeadler“, dem Schlachtschiff vom Arendsee wie „Delfin“ es immer nannte. Hier galt nur eins, festhalten und durchhalten, dann wars geschafft.

Mit Gefauche und Getöse fuhr die alte Dampflok der Kleinbahn in den Bahnhof.