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Mit spitzer Feder und ohne Blatt vor dem Mund nehmen uns die Autoren mit auf eine spannende Reise in die kulinarischen Gefilde. Entstanden ist ein Fundus an Essays rund um das Thema Kochen.
Die von satirischem Humor geprägten Beiträge unterhalten, laden zum Nachdenken ein und lassen dabei Alltägliches in einem anderen Licht erscheinen.
Oder um es mit Goethe zu sagen: „Ironie ist das Körnchen Salz, das das Aufgetischte überhaupt erst genießbar macht.“
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Soisses!
Kochen leicht gemacht
Satirische Betrachtungen zur Esskultur in Deutschland
Cornelia von Soisses& Franz von Soisses
Unsere Redaktion hat sämtliche Kochsendungen unter die Lupe genommen und festgestellt: SO geht es nicht!
Fakt ist doch, dass auf allen TV-Sendern Gerichte wie Hummerragout mit roter Betesoße oder Jakobsmuscheln auf Rucolarisotto gekocht werden.
Da ist es wenig erstaunlich, wenn der Umsatz von Tiefkühlpizza und Dosensuppen permanent ansteigt.
Der Anspruch, dass die Leute sich etwas Leckeres kochen, ist an sich nicht verkehrt. Den Anspruch haben die meisten Bundesbürger bzw. vielmehr die Bundesbürgerinnen auch.
Die deutschen Fernsehköche treten alle an und wollen den Deutschen beibringen, wie Gourmetküche geht. Leider geht das völlig am Bedarf vorbei.
Ein ganzes Heer von malochenden Steuerzahlern begibt sich mittags in die Werkskantine. Der große Renner dort ist Schnitzel, Pommes und Salat. Es handelt sich dabei übrigens nicht um das Wiener Schnitzel, das aus Kalbfleisch hergestellt wird. Es handelt sich um ein Schnitzel "nach Wiener Art", das heißt um ein schnödes Schweineschnitzel.
Unsere Fernsehköche mögen sich mit Abscheu abwenden. Doch leider sieht es in den Geldbeuteln großer Teile der Bevölkerung ziemlich mau aus. Da ist die Frage nicht, ob es ein Schweine-oder ein Kalbsschnitzel gibt.
Am Ende des Monats gibt es Nudeln mit Ketchup. So sieht die Welt aus, die unsere Fernsehköche komplett ignorieren.
Von der kulinarischen Welt mit Hummer oder Jakobsmuscheln haben sich viele zwangsweise verabschiedet.
Unsere Redaktion kam nach eingehender Analyse zu dem Schluss, dass diese ganzen Kochsendungen völlig am Bedarf vorbeigehen und gar nichts bringen.
Diejenigen, die sich Rehrücken in Morchelsoße mit Risotto und Trüffel leisten können, gehen ins Restaurant. Die kochen doch nicht selbst!
Unsere Redaktion hat sich in zahllosen Tag-und Nachtsitzungen ein völlig neues Konzept ausgedacht.
Wir treten hier an, um die Normalbürgerin bzw. den Normalbürger anzusprechen. Bei uns gibt es kein Chateaubriand. Vergessen Sie das gleich wieder, also das Chateaubriand. Wir wollen Sie keinesfalls verschrecken oder irritieren.
Unsere Sendung heißt: Kochen -wirklich leicht gemacht!
Dazu begrüße ich Sie recht herzlich an den Bildschirmen, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer.
Mein Name ist Kevin Stadler. Von Kochen habe ich gar keine Ahnung. Deshalb steht mir Patrick Köhler zur Seite.
"Patrick, wir haben uns vor der Sendung darauf geeinigt, dass wir uns duzen. Das finde ich prima. Können Sie uns sagen, wer Sie sind und welchen Bezug Sie zum Kochen haben?"
"Kevin, ich dachte, wir duzen uns!"
"Entschuldigung, Patrick, daran muss ich mich erst gewöhnen. Können Sie -äh -kannst du den Zuschauerinnen und Zuschauern erklären, welchen Bezug du zum Kochen hast?"
"Ich bin jetzt ein bisschen aufgeregt. Das ist mein erster Fernsehauftritt."
"Patrick, immer mit der Ruhe. Unsere Redaktion bestand auf einer Livesendung. Das käme authentischer rüber. Jetzt schnaufen Sie -äh -jetzt schnauf mal tief durch und sage uns einfach, wer du bist und was dich zum Kochen gebracht hat."
"Also, ich bin der Patrick Köhler. Ich stamme aus Bielefeld und ich bin 19 Jahre alt."
"Ach, ich dachte Sie -äh -du bist 25?"
"Nein, das habe ich nur so angegeben, weil das geforderte Mindestalter 25 Jahre war, um in dieser Sendung mitzumachen."
"Darüber wollen wir jetzt mal hinwegsehen. Wie steht es mit der Verbindung zum Kochen?"
"Ich habe gerade mein erstes Lehrjahr als Koch beendet und das Kochen macht mir brutal viel Spaß. Das ergab sich zwangsläufig. Meine Mutter, Gott hab sie selig, konnte nur Dosen öffnen. Ravioli, Erbsensuppe, Linsensuppe. Zur Abwechslung gab es dann Tiefkühlpizza."
"Ach, das ist ja interessant, Patrick. Das mit Ihrer -äh -deiner Mutter tut mir natürlich leid. Möge sie in Frieden ruhen."
"Danke für deine Anteilnahme, Kevin. Es ist ja auch kein Wunder, wenn man bald aus dem Leben scheidet, wenn man nur so einen Fraß zu sich nimmt. Deshalb wollte ich ja auch Koch werden."
"Also Patrick, das finde ich jetzt bewundernswert. Du gehst aus diesem Schicksalsschlag sozusagen persönlich gestärkt heraus. Das wird unsere Zuschauerinnen und Zuschauer tief bewegen."
"Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, Sie können uns übrigens live Ihre Meinungen zu unserer neuen Sendung posten. Die Adresse im Internet lautet: www.kochen-wirklich leicht gemacht.de."
"Kevin, so ein schwerer Schicksalsschlag war das nun auch nicht. Meine Mutter konnte auch sehr gut Kornflaschen ..."
"Patrick, darüber sprechen wir ein anderes Mal. Heute möchten wir nur, dass du unseren Zuschauerinnen und Zuschauern ein günstiges und einfaches Gericht vorstellst. Unsere supermoderne Küche von LEICHT steht dir zur Verfügung. An dieser Stelle danken wir dem Küchenhersteller LEICHT dafür, der diese Küche kostenlos geliefert und installiert hat."
"Kevin, die Küche ist super! So eine Küche haben wir im Landgasthof "Zum grünen Baum", wo ich meine Lehre absolviere, natürlich nicht."
"Die Firma WMF hat Töpfe, Pfannen, Messer und andere Küchengerätschaften zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle danken wir WMF recht herzlich. Aber nun sollte es mal losgehen, Patrick!"
"Ich habe da so eine Idee und möchte gerne ein Menü kochen ..."
"Patrick, das tut mir nun leid. Wir haben nur noch 10 Minuten Sendezeit. Wir haben uns da anfangs wohl etwas verquasselt."
"Kevin, was soll ich denn deiner Meinung nach in 10 Minuten köcheln? Das ist doch der Witz!"
"Patrick, du bist der Fachmann. Sehe es einmal sportlich. In den meisten Haushalten sieht es doch so aus: Die Kinder kommen in zehn Minuten von der Schule nach Hause und da darf sich die geliebte Mutter mal überlegen, wie sie währenddessen etwas Essbares auf den Tisch zaubert. Wir haben hier also eine Situation, die nicht näher an der Realität sein könnte. Das ist doch fantastisch! Genau darum geht es doch in dieser Sendung!!!"
"Also, ich habe da mal etwas vorbereitet ..."
"Patrick, vergiss es. Die Mütter haben gar nichts vorbereitet. Also, was machst du jetzt? Die Zeit läuft!"
"Während du mich von der Seite angelabert hast, habe ich schon einmal einen Topf mit gesalzenem Wasser aufgesetzt."
"Fantastisch! Also Patrick, ich bin begeistert! Und was passiert nun?"
"Das Wasser kocht, ich werfe die Spaghetti in das kochende Salzwasser."
"Wahnsinn, Patrick. Und wie geht es weiter?"
"Die Nudeln köcheln jetzt 7 -8 Minuten."
"Und was passiert währenddessen, Patrick?"
"Ich habe schon einmal einen kleinen Topf mit Sonnenblumenöl aufgesetzt und eine Zwiebel geschnitten."
"Patrick, Sie überraschen mich. Ich dachte, es gibt nur noch Olivenöl und Schalotten?"
"Kevin, Sie sehen zu viele Kochsendungen!"
"Da haben Sie -äh -da hast du wohl recht. Und was passiert nun?"
"Ich brate die gewürfelte Zwiebel an und füge Tomatenmark und Ketchup hinzu. Dann gieße ich das mit wenig Wasser auf und verfeinere mit Rinderbrühe und Maggi."
"Ach, ich dachte, man verwendet getrocknete Tomaten und Fleischfond?"
"Gewiss, wenn man genügend Geld hat ..."
"Patrick, darüber unterhalten wir uns in der nächsten Sendung. Aber ich sehe schon, das wird ein voller Erfolg. Ein selbst gekochtes Essen in 10 Minuten! Lassen Sie mal probieren. Schlecht schmeckt das nicht!"
"Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, wir bedanken uns recht herzlich für Ihre Aufmerksamkeit. Die Redaktion teilt mir gerade mit, dass Sie uns recht rege posten. Einige Zuschauerinnen und Zuschauer haben vorgeschlagen, für die Soße Hackfleisch oder Pilze zu verwenden.
Dafür bedanken wir uns recht herzlich. Für unsere nächste Sendung laden wir eine Zuschauerin oder einen Zuschauer ein. Die oder der Glückliche darf dann gemeinsam mit Patrick kochen. Außerdem verlosen wir eine Flasche Maggi und eine Rinderbrühe von Knorr.
Ich hoffe, wir können Sie nächste Woche wieder begrüßen, wenn es wieder heißt: "Kochen -wirklich leicht gemacht!"
"Patrick, das war eine super Sendung. Wir sagen unseren Zuschauerinnen und Zuschauern jetzt gemeinsam: Guten Appetit!"
"GUTEN APPETIT!!!"