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SOMMERGRAS ist die alle drei Monate erscheinende Zeitschrift der Deutschen Haiku Gesellschaft (DHG). Die SOMMERGRAS-Ausgabe 144 (März 2024) enthält viele ausgewählte Haiku, Tanka, Haibun, Kettengedichte und Haiga unserer Mitglieder. mehrere DHG-Mitglieder berichten über Haiku-Workshops, die sie selbst organisiert haben.
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Seitenzahl: 80
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Die Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V.1 unterstützt die Förderung und Verbreitung deutschsprachiger Lyrik in traditionellen japanischen Gattungen (Haiku, Tanka, Haibun, Haiga und Kettendichtungen) sowie die Vermittlung japanischer Kultur. Sie organisiert den Kontakt der deutschsprachigen Haiku-Dichter untereinander und pflegt Beziehungen zu entsprechenden Gesellschaften in anderen Ländern. Der Vorstand unterstützt mehrere Arbeits- und Freundeskreise in Deutschland sowie Österreich, die wiederum Mitglieder verschiedener Regionen betreuen und weiterbilden.
1Mitglied der Federation of International Poetry Associations (assoziiertes Mitglied der UNE-SCO), der Haiku International Association, Tokio, Ehrenmitglied der Haiku Society of America, New York.
Anschrift
Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V., z. Hd. Stefan Wolfschütz, Jungmannstr. 11, 24768 Rendsburg
Vorstand
Info/DHG-Kontakt und Redaktion
Horst-Oliver Buchholz,
Redaktion
Eleonore Nickolay,
Kassenwartin
Petra Klingl,
Website
Stefan Wolfschütz,
Claudia Brefeld,
Internationale Kontakte
Klaus-Dieter Wirth,
Tony Böhle,
Peter Rudolf,
Frank Sauer, frank.
Bankverbindung:
Landessparkasse zu Oldenburg, BLZ 280 501 00, Kto.-Nr. 070 450 085 (BIC: SLZODE22XXX, IBAN: DE97 2805 0100 0070 4500 85)
heimkommen
vom Zapfen am Dach
löst sich ein Tropfen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Tage werden länger wieder, und wärmer werden sie auch. Etwas löst sich in uns, wie auch in der Natur, sie erwacht aus kühler Erstarrung.
Auch in die DHG kommt frühlingshafte Bewegung. Wir laden Sie nochmals herzlich ein zu unserer Mitgliederversammlung vom 3. bis 5. Mai in Osterode am Harz. Ein buntes Programm erwartet Sie dort, eine offene Lesebühne etwa, Haiku-Spaziergänge in historischer Umgebung oder in der Natur und natürlich die Gelegenheit zum Austausch und zu Gesprächen mit Gleichgesinnten. Auf in den Harz also!
Bis dahin mag Sie dieses Heft begleiten, in dem wir wieder einen bunten Strauß für Sie gebunden haben aus Dichtung und Wahrheiten. Zur Wahrheit gehört auch: Die Redaktion freut sich über Zuschriften, Anregungen und Beiträge für das Heft. Damit wir in Bewegung bleiben und im Gespräch mit Ihnen.
Einen milden Frühling wünscht
Ihr
Horst-Oliver Buchholz
Editorial
KreAktiv
Haiku-Kaleidoskop
Klaus-Dieter Wirth: Das Haiku in Serbien
Eleonore Nickolay: Französische Ecke
Eleonore Nickolay: Haiku und Tanka in Englisch von deutschsprachigen Autorinnen
Neue DHG-Mitglieder
Haiga von Paul Bernhard und Claudia Brefeld
Kompakt
Claudia Brefeld: Shiori
Auswahlen
Haiku-Auswahl
Tanka-Auswahl
Sonderbeitrag von René Possél
Mitgliederseite
Haibun
Haiga von Gabriele Hartmann
Tan-Renga
Kettengedichte
Haiga von Georges Hartmann und Gabriele Hartmann
Bücher
Birgit Heid: Literarisches Journal „Schreibtisch“ der edition federleicht, Jahrgang 2023: Beitrag über das Kapitel „Aus der japanischen Kultur“
Rüdiger Jung: Geborgen im Zeitenstrom. Haiku-Dialoge von Jennifer H. Weber und Thomas Berger
Peter Rudolf: nichts besonderes. drei zeilen nur von Gregor Graf
Brigitte ten Brink: blaue Stunde von Gabriele Hartmann
Claudia Brefeld: Regenlicht. Haiku und Ähnliches 2020–2023 von Traude Veran
Berichte
Frank Sauer: Gründung der Lyrik- und Haiku-Werkstatt in Braunschweig
Brigitte ten Brink: Haiku-Spaziergang durch Konstanz
Peter Rudolf: Haiku-Workshop in Olten mit Markus Kirchhofer
Tobias Tiefensee: Haiku-Vortrag in der „Kulturinsel“ in Bremerhaven
Eleonore Nickolay: Virtuelle Haiku-Gruppe der DHG
Haiga von Paul Bernhard und Claudia Brefeld
Mitteilungen
Angekommen im neuen Jahr, Altes zurückgelassen, vielleicht eine neue Richtung eingeschlagen auf erprobten Wegen – der Jahreswechsel bleibt ein Faszinosum und wohl auch deshalb ein beliebtes Thema für Dichtung und Literatur. Und so hatten wir Sie eingeladen, ein Haiku zu dichten zum Thema „Neujahr“.
Uns haben 26 Haiku erreicht, vielen Dank für jedes einzelne. Schließlich war es ein Haiku von Klaus-Dieter Wirth, das die meisten Punkte bekam. Wir gratulieren herzlich! Das Haiku lautet:
Schneeregen
Neujahr
Schneeregen
Höchst lakonisch, höchst verdichtet, dieses Haiku: Drei Worte nur, davor gar eine Wortwiederholung, mehr braucht es nicht, um eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Sie ist wenig erwärmend, die Atmosphäre, kühl eher, düster – und trist auf jeden Fall. Kein glitzernder Schnee, der die Sinne erfreuen könnte, nein, Schneeregen ist es, der niedergeht, man fühlt das Graue und Kalte darin. Der Winter zeigt ein unschönes Gesicht, wenig freundlich, abweisend. Der Jahreswechsel, doch zumeist mit Hoffnung auf eine Wendung zum Besseren verbunden, zeitigt hier keinen Wechsel, zumindest beim Wetter nicht, es bleibt wie es ist, ein Momentum, das sich auf das Leben übertragen ließe, das keine Einschnitte durch kalendarische Daten kennt. Bemerkenswert auch das Formale in diesem Haiku. Das Wort „Neujahr“ in Zeile zwei zu setzen, ist ein kleiner Kunstgriff, wird das Wort seiner Wirkung nach so zum Scharnier zwischen altem und neuem Jahr, einer zeitlichen Spiegelachse gleich, die zugleich noch – wunderbar! – Zeile eins und drei spiegelt, also auch ein zentrales Gestaltungselement des Haiku ist. So fügen sich in dieser kleinen Komposition Form und Inhalt nahtlos zusammen, ein poetischer Glücksfall seltener Güte.
Kommentiert von Horst-Oliver Buchholz
Vier weitere Haiku hat die Jury als gut gelungen gelesen, die wir hier gerne auf die Bühne heben. Alle übrigen Einsendungen veröffentlichen wir wie immer auf der DHG-Website unter www.haiku.de/sommergras-144
Neujahr leise fällt Schnee auf das Gestern
Jahreswechsel die alten Wünsche passen noch
Christa Beau
Ingrid Meinerts
Jahreswechsel wir entsagen der Stille
Neujahrstag übrig vom Feuerwerk leere Kartons
Gabriele Hartmann
Sylvia Hartmann
Frühlingserwachen, auch die Vögel tschilpen wieder. Hier scheinen sie gar im Dialog zu sein, der eine nah, der andere fern. Um was mag es gehen, was gibt es zu berichten im Frühling? Unsere Einladung: Dichten Sie ein Haiku zum Bild. Welche Gedanken löst es aus, welche Assoziationen, vielleicht auch Erinnerungen?
Das Aquarell hat die französische Künstlerin Agnès Fedrizzi exklusiv für SOMMERGRAS zur Verfügung gestellt, wir bedanken uns herzlich!
Nun sind wir gespannt, zu welchem Haiku es Sie inspiriert und freuen uns auf Ihre Einsendung:
Stichwort: Haiku KreAktiv
Einsendeschluss: 15. April 2024
Klaus-Dieter Wirth
Das Haiku in Serbien
Die Entwicklung des Haiku in Serbien lässt sich in drei Phasen einteilen: die Entdeckungsphase (1927–1970), die Entfaltungsphase (1970–1990) und die Konsolidierungsphase (ab 1990).
Zwar gehen erste Hinweise auf japanische Literatur bis auf das Jahr 1895 zurück, doch bleiben sie noch allgemein, ohne das Haiku zu erwähnen. Erst mit der Anthologie „Pesme starog Japana“ (Gedichte aus dem Alten Japan) von Miloš Crnjanski, erschienen 1927, kam gleich ein bahnbrechendes Werk auf den Markt. Es enthielt Haiku von 15 japanischen Autoren aus dem 15. bis zum 19. Jh., wobei die Übersetzungen nicht von den Originaltexten ausgingen, sondern deutsche, französische und englische Versionen benutzten. Milan Tokin (1909–1962) aus Vršac gilt sodann als erster einheimischer Haiku-Autor. Leider wartet sein Manuskript mit 102 Texten immer noch auf Veröffentlichung. Das Schlüsselereignis für die Verbreitung des Genres im ehemaligen Jugoslawien stellt des Weiteren die Herausgabe des Standardwerks „Japanska haiku poezija i wen kulturnopovjesni okvir“ (Japanische Dichtung und ihr kulturhistorischer Hintergrund), Zagreb 1970 von Vladimir Devidé (1925–2010), dar. Es enthält ungefähr 500 Haiku mit Kommentaren, dazu ein Kapitel, das dem westlichen Haiku gewidmet ist, begleitet von 20 Tipps, wie man englischsprachige Haiku schreibt, verfasst von dem amerikanischen Haiku-Pionier James W. Hackett.
Die zweite Phase des serbischen Haiku, ihre ureigenste, beginnt mit dem Erscheinen der ersten serbischsprachigen Sammlung „Haiku“ (1975), herausgegeben von Aleksandar Nejgebauer, Professor und Poet, Hauptmitarbeiter von Vladimir Devidé an der Universität in Novi Sad. Auch machte er sich durch die Essays „Metafora i haiku“ (Metapher und Haiku) und „Tropi u klasičnom japanskom haiku“ (Tropen im klassisch-japanischen Haiku) einen Namen. Ein weiterer entscheidender Schritt wurde 1981 mit der Anthologie klassisch-japanischer Poesie „Ne pali još svetiljku“ (Mach die Lampe noch nicht an) des bekannten Übersetzers Dragoslav Andrić getan, ergänzt durch detaillierte Beschreibungen zur japanischen Literatur und Kunst. Ähnlich verdient machte sich Petar Vujičič mit seinen Übersetzungen von Haiku Matsuo Bashōs „Vetar s Fudžijame“ (Der Wind vom Fudschiyama) 1989 und seiner „Antologija japanskog pesništva od XIV do XIX veka“ (Anthologie japanischer Haiku-Dichtung vom 14. bis zum 19. Jh.).
Von 1977 bis 1981 wurde „Haiku“ als erste europäische Zeitschrift in Varaždin publiziert, und ab 1988 „Paun“ (Pfau) als erstes serbisches Magazin von Milijan Despotović. 1992 kam „Haiku novine“ (Haiku Zeitschrift) in Niš hinzu, herausgebracht bis 1996 von Dimitar Anakiev und seitdem von Dragan J. Ristić. Insgesamt gründeten sich in der Folge 19 Haiku-Magazine von mehr oder weniger langer Lebensdauer! Im Verbund damit wurden zahlreiche Haiku-Wettbewerbe und sogar Festivals organisiert, das erste von Vojislav Milenković 1987 in Odžaci, insgesamt 22 bis 2012! Lokale Haiku-Kreise entstanden. In dieser dritten Phase formierte sich auch 2000 die von Belgrad ausgehende Jugoslawische Haiku-Gesellschaft, später in Haiku-Gesellschaft von Serbien und Montenegro umbenannt mit ihrer Zeitschrift „Osvit“ (Tagesanbruch).
1991 veröffentlichte Milijan Despotović einen ersten Gesamtüberblick einheimischer Haiku-Autoren „Grana koja maše“ (Ein wogender Zweig), 400 an der Zahl (!), die erste jugoslawische Haiku-Anthologie „Leptir na čaju“ (Ein Schmetterling auf der Teekanne) sowie zusammen mit Boro Latinovič und Ljiljana Petrovič ein weiteres Panorama serbischer Autoren „Ptice u plavetnilu“ (Vögel im Himmelsblau). 1999 erschien dann eine den ganzen südosteuropäischen Balkan umfassende, englischsprachige Anthologie mit dem Titel „Knots“ (Knoten), herausgegeben von Dimitar Anakiev und dem renommierten amerikanischen Haiku-Dichter und Verleger Jim Kacian. Dimitar Anakiev edierte ferner 1999 eine serbischtschechisch-englische Anthologie „Parce Neva / Kousek Neve / A Piece of the Sky: Haiku from an Air-raid Shelter“ (Ein Stück Himmel: Haiku aus einem Luftschutzbunker), Kriegs-Haiku zu den Balkankriegen 1991–99. 2002 brachte Dejan Bogojevič die Anthologie „