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Rainer Schützeichel bietet einen grundlegenden Überblick über die zentralen soziologischen Theorien zum Thema „Kommunikation“. Systematisch erklärt und vergleicht er die einzelnen Ansätze, zeigt, wie sie Kommunikation unterschiedlich konzeptualisieren und macht deutlich, was sie jeweils zu einer allgemeinen Kommunikationstheorie beitragen können. „Eine Übersicht über das Verständnis von Kommunikation in der Soziologie fehlt bislang – Schützeichels Übersichtswerk will und kann diese Lücke füllen." (Soziologische Revue) Rainer Schützeichel ist Professor für Soziologie an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.
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utb 2623
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Prof. Dr. Rainer Schützeichel lehrt an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.
Rainer Schützeichel
Soziologische Kommunikationstheorien
2., überarbeitete Auflage
UVK Verlagsgesellschaft mbH · Konstanz mit UVK/Lucius · München
Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unterwww.utb-shop.de.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
1. Auflage 2004
2. Auflage 2015
© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2015
Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Einbandmotiv: © Diego Schtutman/Shutterstock.com
Lektorat: Marit Borcherding, München
Satz: Claudia Wild, Konstanz
UVK Verlagsgesellschaft mbH
Schützenstr. 24 · D-78462 Konstanz
Tel.: 07531-9053-0 · Fax 07531-9053-98
www.uvk.de
UTB-Band Nr. 2623
ISBN 978-3-8252-4469-9 (Print)
ISBN 978-3-8463-4469-9 (EPUB)
eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur Neuauflage
Einleitung
1
Soziologie der Kommunikation
1.1
Alltagskonzepte
1.2
Kommunikationstheoretische Modelle
1.3
Ausdruck und Eindruck
1.4
Ergon und Energeia
1.5
Kommunikation als Semiose
1.6
Sprache und Sprechen
1.7
Sprache als Organon
1.8
Funktionen von Kommunikation
1.9
Syntax, Semantik und Pragmatik
1.10
Hermeneutik und Kommunikation
1.11
Sprachsoziologie und Soziolinguistik
1.12
Zwischenbilanz
2
Pragmatismus und symbolische Interaktion
2.1
Die soziologische Entdeckung der Kommunikation
2.2
Der ›social act‹
2.3
Gesten, Symbole und Bedeutung
2.4
Mind
2.5
I, Me and Self
2.6
Symbolischer Interaktionismus
2.7
Zwischenbilanz
3
Exkurs 1: Meinen und. Sagen
4
Sozialphänomenologische Fundierungen
4.1
Phänomenologische Protosoziologie
4.2
Subjektivität und Intersubjektivität
4.3
Intersubjektivität und Fremdverstehen
4.4
Intersubjektivität und Sprache
4.5
Typisierungen und Idealisierungen
4.6
Appräsentationen
4.7
Lebenswelt, Sprache und Kommunikation
4.8
Kommunikative Gattungen
4.9
Zwischenbilanz
5
Exkurs 2: Kommunikative Reflexivität und Verstehen
6
Ethnomethodologie und Konversationsanalyse
6.1
Accountability
6.2
Präsuppositionen
6.3
Accounts
6.4
Indexikalität
6.5
Organisation der Konversation
6.6
Turn takings
6.7
Adjacency pairs
6.8
Multimodalität der Interaktion
6.9
Zwischenbilanz
7
Exkurs 3: Sprechakttheorie
8
Die kommunikative Rationalität der Kommunikation
8.1
Handlungen und soziale Ordnungen
8.2
Sprechakte und Geltungsansprüche
8.3
Kommunikative Rationalität
8.4
Kommunikative Rationalität und Diskurs
8.5
Pragmatische Bedeutungstheorie
8.6
Universalpragmatik und soziologische Handlungstheorie
8.7
Handlungen
8.8
Zwischenbilanz
9
Die Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation
9.1
Theoretische Ausgangsfrage
9.2
Sinn, Beobachtung und Kommunikation
9.3
Komponenten der Kommunikation
9.4
Kommunikation und Handlung
9.5
Soziale Systeme, psychische Systeme und Personen
9.6
Doppelte Kontingenz
9.7
Die Selektivität der Kommunikation
9.8
Zwischenbilanz
10
Exkurs 4: Kommunikation, Regeln und Sprachspiele
11
Die Ökonomie des sprachlichen Tauschs
11.1
Habitus, Feld, Kapital
11.2
Kritik der intellektualistischen Kommunikationstheorien
11.3
Strukturale Sprachsoziologie
11.4
Symbolische Macht
11.5
Zwischenbilanz
12.
Cultural Studies
12.1
Encoding and Decoding
12.2
Lesarten von Kommunikation
12.3
Zwischenbilanz
13.
Zum Abschluss: Soziologie der Kommunikation
Abbildungsverzeichnis
Literatur
Vorwort zur Neuauflage
Der Verfasser konnte erst nach langer Zeit dem Wunsch des Verlages nach einer Überarbeitung der Erstauflage dieses einführenden Lehrbuchs in soziologische Kommunikationstheorien nachkommen. Dies war zum einen dem überbordenden und dem mit engen Fristen operierenden Tagesgeschäft an der Universität und innerhalb der ›scientific community‹ geschuldet, welches nur bei einer gewissen Rigidität einen kleinen Raum für langfristige Vorhaben lässt. Mehr noch spielte zum anderen die Ratlosigkeit des Verfassers darüber eine Rolle, wie man einen komplexen Sachverhalt und sowohl horizontal wie vertikal stark verästelte Theorien in die Form einer für die neuen Studiengänge tauglichen Form gießen und dabei gleichzeitig der Bitte des Verlags nach einer deutlichen Verschlankung des Textes entsprechen kann. Denn schon die Erstauflage sparte manche Theorietradition aus und vernachlässigte zentrale Gegenstandsbereiche wie etwa die Medienforschung.
Nun hat sich der Verfasser entschlossen, diesen Grenzziehungen mittels einer kombinierten Strategie zu begegnen. Auf der einen Seite wird in dieser überarbeiteten Neuauflage die schon in der Erstauflage verfolgte Konzentration auf eine leitende Fragestellung noch entschiedener verfolgt und das Profil als Einführung gestärkt. Dabei rückt die analytische Perspektive in den Vordergrund, die sich damit befasst, wie von bedeutsamen soziologischen Theorien Kommunikationsprozesse konzipiert und analysiert werden. Danach richtet sich die Auswahl der vorgestellten Theorien und Themen. Zwar sind manche Kapitel der Erstauflage gekürzt oder gar gestrichen worden, mit der Kommunikationstheorie von Stuart Hall wird jedoch nunmehr eine wichtige theoretische Strömung aufgenommen. Alle weiteren kommunikationstheoretisch und soziologisch wichtigen Fragen finden ihre Antwort in einem weiteren Band. Das vorliegende Buch wird also hoffentlich in nicht allzu weiter Ferne um einen Band ergänzt, der sich in systematischer Weise mit strukturellen und historischen Formen von Kommunikation befassen wird. Ein kleiner Ausblick auf diese Themen findet sich im abschließenden Kapitel.
Bielefeld, im Juli 2015
Rainer Schützeichel
Einleitung
Es gibt kein soziales oder gesellschaftliches Leben ohne Kommunikation. Kommunikation ist ein, wenn nicht der zentrale Akt, durch welchen sich die Gesellschaft produziert und reproduziert. Entsprechend ist auch für die Wissenschaft der Gesellschaft die Analyse von Kommunikation von zentraler Bedeutung. Daraus resultiert eine Vielzahl von soziologischen Theorien, die sich mit der Analyse von Kommunikation und kommunikativen Prozessen befassen und dabei unterschiedlichste analytische Perspektiven und Fragestellungen voraussetzen.
Das vorliegende Buch richtet sich an Studentinnen und Studenten, die sich einführend mit soziologischen Kommunikationstheorien befassen. Deshalb verhandelt es nur einige ausgesuchte Theorien und Themen, die zudem auch nicht in der ihnen eigenen Tiefe und der Breite ausgelotet werden. Es bleibt also nicht aus, dass man den einen oder anderen theoretischen Ansatz hier vermissen wird.
Was diese Einführung bietet, ist die Analyse der verschiedenen Theorien unter einer spezifischen Fragestellung: Wie erklären sie das Prozessieren von Kommunikation? Wie beschreiben sie Kommunikationsprozesse? Wir befassen uns also mit einer abstrakten Fragestellung, die gerade auch für die soziologische Theoriebildung von Interesse ist. Wie ist überhaupt Kommunikation möglich? Diese relativ abstrakte Fragestellung wird aus folgendem Grunde gewählt: Die Einführung ist aus Vorlesungen und Seminaren an verschiedenen Universitäten hervorgegangen. Hier hat sich gezeigt, dass es für viele Studentinnen und Studenten in den ersten Semestern ihres Studiums schwierig ist, einen guten Einstieg in die spezifischen Fragestellungen der Soziologie zu finden. Man kann versuchen, einen Sachverhalt deskriptiv gut zu beschreiben, also zu klären, was eigentlich der Fall ist. Man kann auch die Frage stellen, wie ein Sachverhalt zu erklären ist. All das sind wichtige soziologische Techniken. Um aber eine spezifisch wissenschaftliche Haltung zu den Dingen zu finden, ist vielleicht kein Weg geeigneter als derjenige, Vertrautes in Unvertrautes oder Evidentes in Problematisches zu überführen. Unsere Alltagsintuitionen müssen auf Abstand gebracht werden. Wir alle kommunizieren tagtäglich in vielfacher Weise. Kommunikation ist uns allen also überaus vertraut. Dass wir kommunizieren können, ist ein selbstverständlicher, evidenter Sachverhalt. Was aber sind die strukturellen oder funktionalen Bedingungen dafür, dass wir kommunizieren können? Diese analytische Verfremdung oder Problematisierung eines Sachverhalts ist überaus wichtig, um richtige Fragen stellen und adäquate Forschungen betreiben zu können, aber sie ist auch aus didaktischen Gründen geeignet, um in die Soziologie im Allgemeinen und die Kommunikationstheorie im Besonderen einzuführen.
Aus diesem Grunde werden in dieser Einführung solche theoretischen Ansätze behandelt, die uns verschiedene Vorschläge und Antworten darüber unterbreiten können, wie Kommunikation möglich ist. Und die verschiedenen Ansätze werden daraufhin verglichen, welche Aussagen sie bezüglich dieser Frage machen, welche Bezugsprobleme von Kommunikation sie identifizieren und welche Antworten sie geben. Andere Theorien wie auch andere Forschungsfragen können hier nicht analysiert werden. Dies gilt beispielsweise für die soziologische Medienforschung im engeren Sinne, also für die Kommunikation, die früher als Massenkommunikation bezeichnet wurde und heute unter Einschluss der digitalen Kommunikation in den Zuständigkeitsbereich der Mediensoziologie fällt. Dies gilt auch für eine intensivere Analyse der primären Kommunikationsmedien wie Sprache, Bild oder akustische Medien. Auch diese Thematik lässt sich hier nur andeuten.
Zum Schluss dieser Einleitung stellen wir noch die Familie Schmidt vor. Herr und Frau Schmidt sind diejenigen Kommunikationspartner, auf die wir in unseren Darstellungen immer wieder zurückkommen, um bestimmte exemplarische Situationen oder Fälle zu analysieren.
1 Soziologie der Kommunikation
Die moderne Gesellschaft wird als eine Mediengesellschaft, Kommunikationsgesellschaft oder Informationsgesellschaft bezeichnet. Die Bedeutung der Massenmedien wächst stetig, die Alltagswelt wird immer stärker von den Massenmedien durchdrungen. Diese wirken nicht nur in die Tiefe, sondern auch globalisierend in die Breite und können selbst – man denke an die Paralyse der realsozialistischen Länder – riesige Reiche ins Wanken bringen. Die durchdringende Mediatisierung und Kolonialisierung unseres Alltagslebens durch die neue Kommunikationsform Internet ist offensichtlich – mit noch nicht absehbaren Folgen. Und bei zwischenmenschlichen Problemen wird uns von sämtlichen Experten empfohlen, man solle doch miteinander reden. Für alle von uns spielen die Möglichkeiten, kompetent an den gesellschaftlichen Kommunikationsformen teilzuhaben, eine immer größere Rolle. Wir sind von den ersten Schuljahren an mehr oder weniger dazu gezwungen, uns in fremden Sprachen zu üben und sie zu erlernen. Bilingualität wird allmählich zum Ausbildungsstandard in vielen Berufen. Die kommunikative Kompetenz, die richtige kommunikative Dramaturgie und Inszenierung stellen einen enorm wichtigen Selektionsfaktor für unsere Karrieren dar. Dies bezieht sich nicht nur auf unsere sprachlichen Potenziale, sondern auch auf die Fähigkeit, in anderen Zeichen- und Kommunikationssystemen eine, wie man heutzutage sagt, adäquate Performanz zu bieten. Man denke beispielsweise an Zugehörigkeit zu Gruppen und zu Lebensstilen, die wir durch unseren Körper, unser Outfit und insbesondere durch unsere Kleidermoden kommunizieren. Wir reden und hören, schreiben und lesen, sehen fern oder lassen uns musikalisch in einer erstaunlichen Permanenz berieseln – wann eigentlich kommunizieren wir in unserem alltäglichen Leben nicht?
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