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Ein toller Service! Der Text dieses Ebooks würde Sie als Email nicht erreichen, er würde in Ihrem Spamordner landen. Daher greifen Sie zu, so guten Spam bekommen Sie nie wieder. Sechs Kapitel mit tollen Produkten etwa mit „klasse Kunsttannen“, mit Aufforderungen wie „Attack her point G“, mit Angeboten zu Online-Pokerbetrügerei und dunklen Businessvorschlägen beleuchten indirekt die Dienstleistungen, mit denen versucht wird, im Netz Geld zu machen. Der Autor Thomas Palzer zeigt aber auch, wie Spam in seiner kreativen Fehlerhaftigkeit als zeitgenössische Kunstsprache zu verstehen ist, als écriture automatique, automatisches Schreiben, von Robots. Mit unerwartet vielen poetischen Bildern und befreiter Syntax. Alles wird besser mit dieser von Robots generierten Literatur: Geld, Sex, Körper, Webseite. Auch Ihre eigene Spam-Lektüre. Versprochen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 27
Täglich landet in meinem Junk-Ordner „Spam“ – jene merkwürdige Form von elektronischen Postwurfsendungen, die dem Internetzeitalter zu verdanken ist. Anfangs habe ich die zum Teil grotesken Mails amüsiert zur Kenntnis genommen, dann wurden sie mir lästig. Es ging immer um dasselbe: um billiges Viagra, billige Rasenmäher, um angeblich extrem einträgliche Geldgeschäfte, um Tresore und Markenuhren zum Schleuderpreis oder um Gewinne, die man sich über die Lose fremder Menschen, die dafür bezahlt hatten, erschwindeln konnte. Ich ärgerte mich über den Schwall Bescheuertheit, mit dem ich mich täglich zu beschäftigen hatte, auch wenn ich die Mails nach einiger Zeit überhaupt nicht mehr zur Kenntnis nahm. Ich musste dennoch mit ihnen Zeit verbringen, denn ich musste sie ja zumindest löschen. Das nervte.
Vor einiger Zeit kam ich daher auf die Idee, den umgekehrten Weg einzuschlagen und das Zeug bewusst zu sammeln. Bald hatte sich auf meiner Festplatte eine gigantische Menge Text angehäuft. Bei der oberflächlichen Durchsicht wurde mir klar, dass ich es hier mit einer gegenwärtigen Form der écriture automatique zu tun hatte – mit der Renaissance einer literarischen Technik, wie sie von deren Erfindern vor gut einhundert Jahren nicht vorherzusehen gewesen war. Automatisches Schreiben, das insbesondere die Surrealisten progagierten, nutzt die freie Assoziation, es geht dabei um das unzensierte Festhalten von Bildern, Sätzen, auch fehlerhaften. Das öffnete mir die Augen. Nun las ich die Texte völlig anders. Ich begriff, dass ich es mit einer Literatur zu tun hatte, wie sie ausschließlich von robotisierten Übersetzungsprogrammen geschaffen werden konnte.
Ich begann, das Material eingehend zu sichten und nach Themen zu ordnen. Es waren ja immer die gleichen, um die es sich drehte: Geld, Liebe, Schlankwerden, Glück und Markenuhren. Das war schon erstaunlich. Es regierte der pure Materialismus, nie ging es um Spiritualität oder billige Picassos. Anschreiben mit gleichem oder nur leicht verändertem Wortlaut fielen heraus, und das war eine ganze Menge, denn Spam wird in thematischen Wellen generiert. Die gleiche Mail erhält man mehrfach und das mehrfach im Jahr. Ich behielt nur diejenigen Mails, die durch eine besondere sprachliche Kreativität auffielen.
Sechs Themen zur Gegenwart gliedern nun mein Spam. Der besseren Lesbarkeit im Ebook-Format ist es geschuldet, dass Absätze gebildet wurden und eine korrekte Interpunktion eingeführt wurde. Sprachliche Fehler wurden grundsätzlich aber nicht herausgenommen, Groß- und Kleinschreibung nur beim Satzanfang angepasst. Links und Email-Adressen wurden entfernt, ebenso wie im Kapitel „Attack her point G“ Worte wie Ejakulation, spritzen, besorgen und Ähnliches, die die Texte mit unerträglicher Verbalpornographie getränkt hätten. Auch die angegebenen Telefonnummern sind herausgelöscht.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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