Spezielle Heilpädagogik - Heinrich Greving - E-Book

Spezielle Heilpädagogik E-Book

Heinrich Greving

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  • Herausgeber: Kohlhammer
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Dieses Buch prägt ein neues Verständnis der Speziellen Heilpädagogik, das auf die oft stigmatisierenden Kategorisierungen in unterschiedliche Behinderungsbilder verzichtet. Die für das heilpädagogische Handeln relevanten Aspekte eines pädagogischen Selbstverständnisses, eines sinnvollen Theorie-Praxis-Transfers sowie eines relevanten methodischen Vorgehens werden im Kontext des jeweils dazugehörigen institutionellen Rahmens vorgestellt. Im Zentrum stehen dabei die aktuellen Handlungsfelder der Heilpädagogik sowie ihre fachwissenschaftliche Begründung und Analyse. Neben den bestehenden Anforderungen (wie in den Bereichen der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Menschen mit Behinderung, mit Kindern und Familien mit Erziehungsproblemen sowie mit Menschen mit einer seelischen Verletzung) beschreibt der Band ausführlich die sich schon heute abzeichnenden künftigen Aufgabenfelder der heilpädagogischen Praxis (wie heilpädagogisches Handeln mit Menschen mit Demenz, das Feld der Bildung sowie die Forderungen nach verstärkter Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderungen). Das Buch schließt ab mit dem Entwurf einer Heilpädagogik als Spezielle Bildungswissenschaft der Lebensalter.

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Seitenzahl: 450

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Dieses Buch prägt ein neues Verständnis der Speziellen Heilpädagogik, das auf die oft stigmatisierenden Kategorisierungen in unterschiedliche Behinderungsbilder verzichtet. Die für das heilpädagogische Handeln relevanten Aspekte eines pädagogischen Selbstverständnisses, eines sinnvollen Theorie-Praxis-Transfers sowie eines relevanten methodischen Vorgehens werden im Kontext des jeweils dazugehörigen institutionellen Rahmens vorgestellt. Im Zentrum stehen dabei die aktuellen Handlungsfelder der Heilpädagogik sowie ihre fachwissenschaftliche Begründung und Analyse. Neben den bestehenden Anforderungen (wie in den Bereichen der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Menschen mit Behinderung, mit Kindern und Familien mit Erziehungsproblemen sowie mit Menschen mit einer seelischen Verletzung) beschreibt der Band ausführlich die sich schon heute abzeichnenden künftigen Aufgabenfelder der heilpädagogischen Praxis (wie heilpädagogisches Handeln mit Menschen mit Demenz, das Feld der Bildung sowie die Forderungen nach verstärkter Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderungen). Das Buch schließt ab mit dem Entwurf einer Heilpädagogik als Spezielle Bildungswissenschaft der Lebensalter.

Prof. Dr. Heinrich Greving lehrt Allgemeine und Spezielle Heilpädagogik an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Münster. Prof. Dr. Petr Ondracek lehrt Didaktik/Methodik der Heilpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule RWL in Bochum.

Praxis Heilpädagogik – Grundlagen

Herausgegeben von

Heinrich Greving

Heinrich Greving Petr Ondracek (Hrsg.)

Spezielle Heilpädagogik

Eine Einführung in die handlungsfeldorientierte Heilpädagogik

Verlag W. Kohlhammer

Alle Rechte vorbehalten © 2009 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart ISBN 978-3-17-020014-2

E-Book-Formate

pdf:

epub:

978-3-17-027744-1

mobi:

978-3-17-027745-8

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

I Aktuelle Handlungsfelder

Heilpädagogische Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung

1 Vorbemerkungen

2 Der Ansatz des Case Managements als mögliche Strukturierungshilfe heilpädagogischer Handlungskonzepte

3 Unterstützungsangebote für Familien mit einem behinderten Kind

3.1 Säuglings- und Kleinkindphase – frühkindliche Entwicklung – Leitmotiv „Wahrnehmung und Bewegung“

3.2 Vorschulphase – frühkindliche Entwicklung und Formen frühkindlicher Tätigkeiten – Leitmotiv „Spiel“

3.3 Schulkindphase – kindliche Entwicklung/Persönlichkeitsentwicklung – Leitmotiv „Lernen“

3.3.1 Phase I

3.3.2 Phase II

Literatur

Heilpädagogische Unterstützung von erwachsenen Menschen mit Behinderung

1 Fragestellung und begriffliche Klärungen

2 Identifikation der Handlungsfelder

2.1 Empirische Erhebungen zur Berufssituation

2.2 Teilhabebereiche in der ICF

3 Heilpädagogische Aufgaben und deren Verortung

3.1 Aufgabentypen und deren Verortung in der Ökologie von Erwachsenen mit Behinderung

3.2 Organisationale Umfelder heilpädagogischen Handelns

4 Leitpostulate für heilpädagogisches Handeln

5 Heilpädagogisches Handeln in verschiedenen Teilhabebereichen

5.1 Wohnen

5.2 Arbeit und Beschäftigung

5.3 Freizeit

5.4 Leben in Beziehungen

5.5 Bildung und Lernen

5.6 Gesundheit

5.7 Leben in der Gemeinde

6 Handlungskompetenzen und Handlungsmethoden

Literatur

Heilpädagogische Unterstützung von Familien und Kindern bei Erziehungsproblemen

1 Klientel

2 Heilpädagogische Diagnostik

3 Setting

4 Psychoedukation

5 Beziehungsgestaltung – Berührung, Begegnung, Bewährung

6 Erziehungsprobleme

7 Fazit

Literatur

Heilpädagogische Unterstützung von Menschen mit seelischer Belastung/Verletzung

Heilpädagogische Relevanz

1 Das Phänomen der seelischen Belastung/Verletzung

1.1 Menschen mit seelischer Belastung/Verletzung

1.2 Kontexte seelischer Belastung/Verletzung

1.2.1 Vernachlässigung

1.2.2 Misshandlung

1.2.3 Miterlebte Gewalt

1.2.4 Traumatische Sexualisierung

1.2.5 Traumatische Trennung

1.3 Wirkung seelischer Belastung/Verletzung

1.3.1 Wirkung auf subjektiver Ebene

1.3.2 Wirkung auf der Interaktionsebene

1.4 Exkurs zur Prävalenz von seelischer Belastung/Verletzung

2 Theoretische Erkenntnisse und methodische Hinweise

2.1 Psychologische Sichtweise auf seelische Belastung

2.1.1 Individualpsychologie

2.1.2 Humanistische Psychologie

2.2 Psychiatrische Sichtweise auf seelische Verletzung

2.3 Heilpädagogisches Fazit: Wozu soll das gut sein?

3 Heilpädagogische Einflussnahme

Zusammenfassung

Literatur

II Zukünftige Handlungsfelder

Inklusion: Gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft 1

1 Sozialromantische Träume?

2 Perspektivwechsel und Umwertungen – oder: Vom Ausschluss über den Rand in die Mitte der Gesellschaft

3 Legitimationen – oder: Verschiedenheit und Gleichheit

4 Positionen und Inklusionsaspekte – oder: Mitgliedschaft und Teilhabe

4.1 Soziologische und sozialpolitische Aspekte von Inklusion

4.2 Pädagogische (und andragogische) Aspekte von Inklusion

4.3 Menschenrechtliche Aspekte von Inklusion

4.4 Theologische Aspekte von Inklusion

4.5 Fazit

5 Manifestationen – oder: Politiken und Programme

5.1 Politische Entwürfe und Bürgerliche Initiativen zur Inklusion

6 Realisationen – oder: Ein Bündel von Reformen

6.1 Reform der Gesetzgebungen und Handlungsinstrumente

6.2 Reform des Sozialklimas

6.3 Reform der Ausbildung

6.4 Aufgabenbereich/Handlungsfelder/Arbeitsziel

7 Conclusio

Literatur

Web-Adressen

Bildung

1 Bildung allgemein – Eine Einführung

2 Allgemeine Bestimmungen des Begriffs „Bildung“

3 Problemzonen einer Bildung für alle

4 Eine Verschiebung der Perspektiven

5 Bildung als Selbstbildung

6 Fazit

Literatur

Heilpädagogische Unterstützung von alten Menschen mit Demenzerkrankung

1 Klientel und Lebenslage

1.1 Was ist Demenz?

1.2 Arten von Demenzerkrankungen

1.3 Erkenntnisse zur Prävalenz von Demenzerkrankungen

1.4 Demenz als zunehmend „normale“ Herausforderung im Alter

1.5 Altersbilder und Alterstheorien

1.6 Demenz und Gesellschaft – oder: das Gespenst des „demographischen Wandels“

2 Heilpädagogische Relevanz der Lebenslage

2.1 Sicherung des Subjektsein- und -bleibenkönnens „unter erschwerenden Bedingungen“

2.2 Das Zulassen der eigenen Rat- und Hilflosigkeit

2.3 Mehr als Pflege – bis zuletzt

3 Zielsetzungen heilpädagogischer Begleitung demenzerkrankter Menschen

3.1 Sicherung von Lebensqualität

3.2 Wahrung von Identität

4 Zur institutionellen Verortung heilpädagogischer Intervention

4.1 Rechtsgrundlagen

4.2 Hilfesysteme und Kontexte heilpädagogischer Intervention

5 Methodische Ansätze in der Arbeit mit demenzerkrankten Menschen

5.1 Konzepte der Pflege in der Begleitung von Demenzerkrankten

5.2 Biographiearbeit

5.3 Validation

5.4 Selbsterhaltungstherapie (SET)

5.5 „Positive Personenarbeit“ (Kitwood)

5.6 Begleitung am Lebensende

5.7 Weitere Methoden

6 Umfeldbezogene Interventionen

6.1 Umgebungs- und Wohnumfeldgestaltung (Care Setting)

6.2 Arbeit mit Angehörigen und Netzwerkarbeit

7 Desiderate: Was bleibt zu tun?

Literatur

Das Allgemeine im Speziellen: Heilpädagogik als spezielle Bildungswissenschaft der Lebensalter – Ein Entwurf auf Zukunft

1 Zwischen „Prinzip Hoffnung“ und „Prinzip Verantwortung“

2 Heilpädagogik heute: Pluralität oder Identitätsauflösung?

2.1 In der Praxis

2.2 In der Profession

2.3 In der Wissenschaft/Disziplin

3 Ein pädagogischer Grundgedankengang: Heilpädagogik als spezielle Bildungswissenschaft

3.1 Zum Bildungsbegriff

3.2 Allgemeine Heilpädagogik als Spezielle Heilpädagogik der Lebensalter

4 Heilpädagogik im Bezugsfeld von Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaften

4.1 Behinderung: Bio-psycho-sozial-kulturell

4.2 Heilpädagogik als Integrationswissenschaft

Literatur

Sachwortverzeichnis

Die Autorinnen und Autoren

Vorwort

Eine Spezielle Heilpädagogik, so wie sie in diesem Buch beschrieben wird, löst sich von der Leitidee einer bisher üblichen kategorialen Vorgehensweise, in welcher die einzelnen, z.T. recht beliebig anmutenden, Bezeichnungen von Behinderungen im Mittelpunkt einer strukturierenden und methodologischen Begründung standen. Nach unserem Verständnis kann und muss das Spezifische einer heilpädagogischen Betrachtung und Tätigkeit in der Erörterung der Handlungsbereiche und Lebensfelder derjenigen Menschen bestehen, welche professionelle heilpädagogische Leistungen in Anspruch nehmen. Nicht kategorial, sondern handlungsfeld- und lebensweltbezogen soll die Spezielle Heilpädagogik, so wie wir diese in diesem Band skizzieren wollen, beschrieben werden.

Damit diese jedoch konkretisiert werden kann, muss die Basis, auf welcher die heilpädagogisch relevanten Handlungs- und Lebensweltfelder gesellschafts-politisch und subjektorientiert entstanden sind, analysiert werden. Auf diesem Hintergrund sollen im Weiteren kurz die Begründungsmuster einer solchermaßen zu verstehenden Speziellen Heilpädagogik erörtert werden. Grundlage hierfür bildet ein dreistufiges Modell: Ausgehend von einer konstruktivistischen Sichtweise wird der Feldbegriff (nach Pierre Bourdieu) hinzugenommen, um dann zu einem Lebensweltbegriff zu gelangen. Der Bezug dieser drei Aspekte stellt die Basis für die Handlungsfelder einer Speziellen Heilpädagogik dar, die in den weiteren Punkten dieses Bandes dargestellt werden:

Abb. 1: Hinführung an eine Spezielle Heilpädagogik.

Hierzu einige Überlegungen:

Der Konstruktivismus stellt eine mögliche Betrachtungsweise dar, von der aus die einzelnen Handlungsfelder einer Speziellen Heilpädagogik beschrieben werden können. Aus philosophischer Sicht ist der Konstruktivismus keine Ontologie, sondern eine Epistemologie, d.h. eine Form der Erkenntnistheorie, welche Möglichkeiten und Grenzen menschlicher Erkenntnisse und Reflexionsprozesse zu erörtern versucht. Die erkenntnistheoretischen Fragen hierbei können auch als anthropologische und ethische Fragen bestimmt werden, denn das Wissen bestimmt auch den Menschen, welcher wiederum weiß, dass er weiß und in der Lage ist, dementsprechend zu handeln bzw. dieses Handeln zu reflektieren. Auf dem Hintergrund der z.T. sehr unterschiedlichen Begründungen einer konstruktivistischen Erkenntnistheorie haben sich im Laufe der letzten 100 Jahre sehr differenzierte Formen konstruktivistischer Erkenntnisse entwickelt. Der Konstruktivismus strahlt hierbei in unterschiedlichste Forschungsbereiche aus, so z.B. in die Wissenschaftstheorie, in die Gehirnforschung, in die Emotionsforschung, in die Sprachwissenschaft, in die Philosophie und in die Pädagogik. Er ist also durchaus dienlich für eine Auflösung der bisherigen kategorialen Sichtweise in der Heilpädagogik, weil es mit seiner Sicht- und Vorgehensweise sehr gut möglich ist, konkrete Handlungsfelder einer heilpädagogischen Praxis zu beschreiben.

Grundlegend stellt sich Praxis immer als Feld im Sinne der relationalen Soziologie von Pierre Bourdieu dar. Ein so aufgefasster Feldbegriff kennzeichnet die Beziehungen zwischen Gesellschaft und Individuum im Rahmen eines Verständnisses von Habitus und Feld. Die konkrete soziale Welt lässt sich nach Bourdieu als ein mehrdimensionaler Raum beschreiben, in welchem vielfältige Unterscheidungs- und Verteilungsprinzipien herrschen. Mit dem Begriff des „Sozialen Raumes“ bezeichnet Bourdieu weiterhin die objektiven Lebensbedingungen und die hiermit verbundenen normativen Vorstellungen, wie sie jeder Mensch seit seiner Geburt erfährt. Diese prägen die individuelle Person und Persönlichkeit, wie sie umgekehrt auch von ihr modifiziert werden können. Der soziale Raum lässt sich zudem mit den Begriffen der sozialen Lage, der Klasse oder des Milieus deuten und analysieren. Die individuellen Bedingungen dieser Varianten regeln die Bedürfnisstrukturen, Urteilsprozesse und Verhaltensweisen des einzelnen Menschen.

Der Begriff der „Lebenswelt“ geht bis in die Zeit der Jenaer Romantik, hier vor allem auf Schlegel, zurück. Nietzsche hat ihn dann zu einem kulturkritischen Begriff gewendet. Im Vorfeld von Husserls Begründungen hat Dilthey ihn in seiner Lebensphilosophie genutzt und hierbei die Begriffe „Leben“ und „Welt“ als operative Begriffe aufgefasst, eine intensive Differenzierung erfuhr er aber erst in den Begründungen von Husserl (und später Heidegger und Schütz). Husserl bestimmt Lebenswelt einerseits als Sphäre und Bereich des Selbstverständlichen, d.h. als grundlegende anthropologische Basis der Beziehungen des Menschen zur Welt; andererseits ist dieses für ihn aber auch eine Bezeichnung für das Konkrete und real Vorhandene. Somit entsteht ein Spannungszustand des Begriffes zwischen Universellem und Konkretem, zwischen Einzelnem und Vielfältigem. Hieraus entwickelten sich in der Soziologie mannigfaltige Bedeutungen: Lebenswelt kann im Sinne der Erkenntnistheorie eine ontologische Bedeutung bekommen, oder aber auch die Welt bezeichnen, welche individuellpersönlich von jedem Menschen erlebt werden kann. Zudem kann sie im Sinne einer geschichtlich-gesellschaftlich geprägten Umwelt gemeint sein. Auf diesem Hintergrund kann der Lebensweltbegriff die Grundlage jeglicher Wissenschaften bilden, aber auch als Sinnwelt aller Menschen deren Wahrnehmungen und Erfahrungen prägen und formen.

Eine Spezielle Heilpädagogik kann in der Begründung und Ableitung ihrer Prämissen und Folgerungen den Weg des von uns vorgeschlagenen erkenntnistheoretischen Dreischritts wählen: Aus dem Bewusstsein ihrer konstruierten Wirklichkeiten verortet sie sich in einem wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen (Teil-)Feld. Daraus und auf diesem entwickelt sie vielfältige (und sicherlich auch höchst unterschiedliche) Ansätze zur Lebenswelt derjenigen Personen, welche ihre professionellen Leistungen in Anspruch nehmen.

Auf diesem (theoretischen) Hintergrund haben wir eine (handlungsfeldorientierte) Unterteilung dieses Bandes vorgenommen:

In einem ersten Teil werden die aktuellen Handlungsfelder der Heilpädagogik ausgeführt:

Die heilpädagogische Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit einer Behinderung (Beitrag von Marianne Hellmann),

die heilpädagogische Unterstützung von erwachsenen Menschen mit Behinderung (Beitrag von Friedrich Dieckmann),

die heilpädagogische Unterstützung von Familien und Kindern bei Erziehungsproblemen (Beitrag von Dieter Lotz),

die heilpädagogische Unterstützung von Menschen mit seelischer Belastung bzw. Verletzung (Beitrag von Petr Ondracek).

Im zweiten Teil werden die möglichen zukünftigen (oder gerade erst entstehenden) heilpädagogischen Handlungsfelder aufgezeichnet. Es handelt sich hierbei um

eine grundlegende Beschreibung der Inklusion (Beitrag von Wolf Bloemers),

die Bildungsprozesse im Kontext heilpädagogischen Handelns (Beitrag von Norbert Störmer),

die heilpädagogische Unterstützung von alten Menschen mit einer Demenzerkrankung (Beitrag von Sabine Schäper),

einen „Entwurf auf Zukunft“, in dem das Grundlegende einer Speziellen Heilpädagogik hervorgehoben wird: Das Hineintragen des Allgemeinen in die spezifischen Handlungsbereiche und Lebenswelten – also die Heilpädagogik als eine spezielle Bildungswissenschaft der Lebensalter (Beitrag von Dieter Gröschke).

Mit dieser inhaltlichen Struktur wird der Versuch unternommen, die aktuell und zukünftig ausschlaggebenden Entwicklungen im Bereich der Erfassung von Lebenslagen und Unterstützungsprozessen von Personen mit Beeinträchtigungen so, wie sie momentan auch von der ICF beschrieben werden, in die heilpädagogische Theorie und Praxis hineinzutragen.

Stadtlohn/Herne im Januar 2009

Heinrich Greving

Petr Ondracek

Anmerkung der Autoren:

Die Personenbezeichnungen beziehen sich gleichermaßen auf Frauen und Männer. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde jedoch darauf verzichtet, in jedem Fall beide Geschlechter ausdrücklich zu benennen.

IAktuelle Handlungsfelder

Abb. 2: Inhaltsübersicht Teil I.

Heilpädagogische Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung

Marianne Hellmann

Abb. 3: Heilpädagogik bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung.

1 Vorbemerkungen

Ein klassisches Handlungsfeld der Heilpädagogik ist die pädagogisch-therapeutische Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen und ihren Familien. Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen und/oder Behinderungen haben häufig nicht bzw. nur erschwert die Möglichkeit, sich ihre Welt ohne Unterstützung aktiv anzueignen und an ihr teilzuhaben. Sie sind besonderen Entwicklungsrisiken ausgesetzt, die eine individualisierte Begleitung und Förderung erfordern. Wesentliche Aufgabe der Heilpädagogik in diesem Kontext ist es, Lern- und Aneignungsprozesse anzubahnen und zu unterstützen, Ausgrenzungs- und Isolationsprozesse zu verhindern sowie die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Hierbei gilt es insbesondere, Eltern und Kind zu unterstützen, protektive Faktoren zur Entwicklung von Resilienz aufzubauen, damit sich die kindliche Entwicklung in einem positiven Sinne entfalten kann.

Das Selbstverständnis der Heilpädagogik hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Der individualtheoretische, am medizinischen Modell orientierte Handlungsbegriff (vgl. hierzu Bleidick, 1998; Bleidick/Hagemeister, 1998) ist erweitert und ergänzt worden durch soziologische und ökologisch-systemische Erklärungsansätze. Diese gehen von der Bedeutung des familiären und sozialen Umfelds der betroffenen Kinder und Jugendlichen für deren Entwicklung und Behinderungserfahrungen aus und betrachten die gesellschaftlichen Bewertungen und Erwartungshaltungen als interagierende und beeinflussende Kontextfaktoren. Neben der Orientierung an der ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit, WHO, 2005) und soziologischen Fragestellungen sind ethisch-anthropologische Reflexionen handlungsleitend, welche auf die bio-psycho-soziale Einheit des Menschen sowie sein Recht auf Würde, Beteiligung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verweisen. Dies ist nicht zuletzt durch die Menschenrechtskonvention und das Antidiskriminierungsrecht, insbesondere das Behindertengleichstellungsgesetz vom 27. April 2002, als verbindliches Recht behinderter Menschen verbürgt (vgl. hierzu Degener et. al., 2008).

Der Mensch ist von Geburt an ein aktives, nach Kommunikation, Interaktion, Autonomie und Entwicklung des eigenen Ich strebendes Individuum, das sich aber nur gemeinsam mit anderen Menschen in einer „passenden“ Lebensumwelt zu sich selbst und zur Umwelt in Beziehung setzen kann. Hierbei erfährt und konstruiert es seine individuelle Wirklichkeit als die ihm einzig mögliche unter den ihm zur Verfügung stehenden inneren und äußeren Systembedingungen (vgl. hierzu u. a. Maturana und Varela, 1987; Feuser, 1995; Kühl, 1999). Folgt man den oben aufgezeigten Grundannahmen, so sind die Beziehungsgestaltung, das Ermöglichen gelingender Kommunikations- und Interaktionserfahrungen sowie die Förderung von Handlungskompetenzen und Autonomie wichtige Bausteine kindlicher Entwicklung, die gerade bei Kindern mit Entwicklungsbeeinträchtigungen zu beachten sind. Weitere allgemeine Prinzipien heilpädagogisch-therapeutischen Handelns sind im Blick auf die Person des Heilpädagogen/der Heilpädagogin die Auseinandersetzung mit dem eigenen Menschen- und Weltbild, die Entwicklung einer heilpädagogischen Haltung sowie Reflexions- und Kommunikationsfähigkeit, die Wahrnehmung gesellschaftspolitischer Verantwortung, wie z.B. die Initiierung integrativer und inklusiver Prozesse, sowie die Bereitschaft zu einer inter- und transdisziplinären Zusammenarbeit (hierzu s. Goll, 1996) im Interesse des Kindes und seiner Familie.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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