Spiele zur Wahrnehmungsförderung - Ingrid Biermann - E-Book

Spiele zur Wahrnehmungsförderung E-Book

Ingrid Biermann

4,3

Beschreibung

Eine differenzierte Wahrnehmung ist die wesentliche Grundlage aller Lernprozesse des Kindes. Dieses bewährte Praxisbuch bietet eine leicht umsetzbare Spielesammlung zur Förderung der Wahrnehmungsfähigkeit und ganzheitlichen Entwicklung von Kindern. Ideenreiche Material- und Spielvorschläge, Sinnes- und Körperübungen sowie Musik- und Kreativangebote tragen dazu bei, dass die Konzentration gefördert, die Sinne angeregt und das Körperbewusstsein jeden Kindes gestärkt werden.

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Seitenzahl: 151

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Impressum

Titel der Originalausgabe: Spiele zur Wahrnehmungsförderung

 

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 1999, 2013

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2015

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Seiler + Kunz, Freiburg

Illustrationen: Ines Rarisch, Düsseldorf

ISBN (E-Book): 978-3-451-80368-0

ISBN (Buch): 978-3-451-32291-9

 

Wahrnehmung

Der Mensch vermag manches durch zweckmäßigen Gebrauch einzelner Kräfte, er vermag das Außerordentliche durch Verbindung mehrerer Fähigkeiten; aber das Einzige, ganz, ganz Unerwartete leistet er nur, wenn sich die sämtlichen Eigenschaften gleichmäßig in ihm vereinigen.

Johann Wolfgang von GoetheSchriften zur Kunst

Inhalt

Vorwort

1Eine kurze Einführung zum Thema „Wahrnehmung“

2Spielerische Unterstützung der kindlichen Entwicklung und Wahrnehmungsfähigkeit: Material und Spielvorschläge

2.1Erbsen, Sand und Stroh

2.2Kork, Nägel und Holz

2.3Kugeln, Murmeln, Knöpfe und Bälle

2.4Spiele im Freien

3Spiele zur Anregung der Wahrnehmung und zur Verbesserung der Konzentration

3.1Kinesiologische Spiele

3.2Eutonische Spiele

3.3Meditative Spiele

3.4Körpererfahrungs- und Massagespiele

3.5Atemspiele

3.6Spiele aus dem Bereich des Yoga

3.7Spiele in der Stille

4Angebote zur spielerischen Förderung der Wahrnehmungsfähigkeit

4.1Turn-, Spiel-, Rhythmikangebote

4.2Verklanglichungen, Darstellungsspiele, Fingerspiele

4.3Eutonische Spiele, Phantasiereisen, Körpererfahrungsspiele

4.4Kreative Angebote

Literatur

Empfehlungen für MC / CD

Vorwort

Liebe Erzieherin!

Stellen Sie nicht auch manchmal Ihre tägliche Arbeit in Frage? Glauben Sie nicht auch hin und wieder, daß Sie heute mal wieder nichts getan haben, da Sie den Kindern ja nur ein neues Fingerspiel gezeigt, mit ihnen geturnt oder mit ihnen einen Kuchen gebacken haben? Wenn Sie an solchen Tagen auch noch von Müttern darauf hingewiesen werden, wie gut Sie es doch haben, weil Sie nur mit den Kindern spielen, dann ist die Frage nach dem Sinn Ihrer Tätigkeit nicht mehr weit. Vergleichen Sie in solch einem Tief Ihre Arbeit mit der einer Heilpädagogin, einer Grundschullehrerin oder einer Ergotherapeutin, ist Ihr Selbstbewußtsein bis auf ein Minimum geschrumpft und Ihr Berufsbild gerät ins Wanken. Ihre tägliche Arbeit verliert damit in Ihren Augen an Qualität und die Motivation läßt nach. Damit es nicht soweit kommt, habe ich für Sie dieses Buch geschrieben. Ich möchte Ihnen zeigen, wieviel Sie täglich leisten und wie wichtig jedes auch noch so kleine Angebot für die ganzheitliche Entwicklung des Kindes ist.

Tagaus, tagein erleben Sie die Kinder allein, in der Gruppe, aktiv oder passiv, entspannt oder angespannt und können erkennen, daß viele Kinder unsicher, ängstlich und verhalten ihrer Welt gegenübertreten. Sie fühlen sich oft überfordert, ziehen sich zurück und sind so in ihrer Entwicklung blockiert. Leider werden die daraus resultierenden Störungen oft sehr spät gesehen. Masern, Windpocken oder Ziegenpeter sind leicht erkennbar und werden daher zur rechten Zeit behandelt und beseitigt. Sie hinterlassen keine Störungen oder Schäden. Lustlosigkeit, Zurückgezogenheit, Passivität, Kontaktschwierigkeiten, Sprachunlust, Koordinationsschwierigkeiten, starker Bewegungsdrang, Konzentrationsschwächen und viele Dinge mehr sind Signale, die jedoch häufig zu spät oder gar nicht erkannt und behandelt werden. Das Kind ist damit belastet, und seine ganzheitliche Entwicklung kann sich nicht mehr ungestört vollziehen. Wahrnehmungsauffälligkeiten oder sogar Wahrnehmungsstörungen werden die Phänomene genannt, wenn sie massiv auffallen und therapeutisch behandelt werden müssen.

Sie als Erzieherin sind täglich mitten im Geschehen. Sie haben einen Blick für die Kinder und für das, was mit ihnen geschieht. Sie können die Kinder zur rechten Zeit und am rechten Ort mit vielen schönen, spielerischen Angeboten vor diesen Auffälligkeiten bewahren oder früh genug spielerisch dazu beitragen, daß diese Auffälligkeiten zu keiner Störung werden.

Oft ist man sich als Erziehender dieser besonderen Aufgabe nicht bewußt, stellt seine Leistung in den Schatten und ist mit seiner täglichen Arbeit unzufrieden. Doch Sie leisten viel, Ihre Arbeit ist genauso wichtig wie die Arbeit anderer Berufsgruppen, die die Kinder auf ihrem Weg zum Erwachsenen begleiten. Seien Sie sich Ihrer Fähigkeiten bewußt und nutzen Sie das umfangreiche therapiefreie Angebot, welches Sie befähigt, die Wahrnehmung eines jeden Kindes und damit seine Entwicklung und seine Freude am Leben positiv zu beeinflussen. Da Sie sich für die Thematik dieses Buches interessieren, signalisieren Sie, daß Sie dem Kind, seiner Entwicklung, seinen Interessen, seinen Fähigkeiten, aber auch seinen Auffälligkeiten Beachtung schenken: Sie wollen mit dem Kind leben, es auf seinem Weg zum Erwachsenwerden begleiten und es in seiner ganzheitlichen Entwicklung unterstützen.

Bei der Lektüre dieses Buches werden Sie feststellen, wie wertvoll gut vorbereitete Angebote sein können. Sie fördern nicht nur die Entwicklung des Kindes, sondern auch Ihre eigene. Ein gutes Angebot macht nicht nur das Kind zufrieden, sondern auch Sie selbst. Es stärkt Ihr Selbstbewußtsein, Ihre Motivation, und so entsteht zwischen Ihnen und dem Kind ein harmonisches und wirkungsvolles Geben und Nehmen. Die Freude an Ihrem Beruf wächst mit jedem gut vorbereiteten Angebot.

Intention dieses Buches ist es nicht, den vielen theoretischen Abhandlungen über Sinnesschulung, Wahrnehmungsmöglichkeiten usw. ein weiteres Exemplar hinzuzufügen. Vielmehr soll es dazu beitragen, Ihnen einen konkreten Handlungsrahmen anzubieten, mit dem Sie die Wahrnehmungsfähigkeit der Kinder fördern können. Es soll Sie bei der praktischen Arbeit begleiten und Ihnen durch viele Ideen und Beschäftigungsvorschläge helfen, das Kind in seiner ganzheitlichen Entwicklung zu unterstützen, Auffälligkeiten vorzubeugen, sie aufzufangen und spielerisch abzubauen, damit es nicht zu einer therapeutischen Maßnahme kommen muß. Es soll Ihnen auch zeigen, wie wertvoll jedes Angebot ist. Da die Zeit heute leider auch in unserer Arbeit knapp ist, möchte ich Ihnen die Zusammenstellung von Angeboten erleichtern und biete Ihnen ausführliche Ideen und Spielabläufe. Natürlich handelt es sich hier nur um Vorschläge. Sie können den Ablauf jedes einzelnen Angebotes individuell nach Rahmenbedingungen und eigenen Vorstellungen verändern.

Da die Arbeit in Kindergärten und Kindertagesstätten überwiegend von Frauen geleistet wird, habe ich immer die weibliche Berufsbezeichnung, die Erzieherin, verwendet. Ich bitte alle männlichen Leser, sich von dieser Lesart ebenfalls angesprochen zu fühlen.

Ingrid Biermann

Herbst 1998

1

Eine kurze Einführung zum Thema „Wahrnehmung“

Wahrnehmen, Wahrnehmung ist eine allgemeine und umfassende Bezeichnung für den Prozeß des Informationsgewinnens aus Umwelt- und Körperreizen (äußere und innere Wahrnehmung) einschließlich der damit verbundenen emotionalen Prozesse und der durch Erfahrung und Denken erfolgenden Modifikation.1

Zur Wahrnehmung gehören:

–die Aufnahme der verschiedenen Reize durch die Sinnesorgane;

–die Weiterleitung der verschiedenen Reize zum Gehirn;

–die Speicherung des Wahrgenommenen in den entsprechenden sensorischen Zentren;

–das Vergleichen der Reize mit dem bisher Wahrgenommenen;

–die Koordination der Einzelreize der verschiedenen sensorischen Zentren;

–die Verarbeitung der Reize, das richtige Einordnen in die bisherigen Erfahrungen und Handlungen;

–die Reaktion auf den Reiz, die Reizbeantwortung oder Wiedergabe eines Reizes;

–die Kontrolle über die erfolgte Rückmeldung der eigenen Reaktion.

Die Aufnahme der Reize erfolgt über die Sinnesorgane:

■Das Ohr vermittelt die Frequenz der Luftschwingung, den Klang. Wir erfahren Töne in verschiedenen Höhen und Geräusche unterschiedlicher Lautstärke.

Der Klang einer Stimme und ihre Lautstärke erreichen den Menschen, lange bevor der Sinn der Worte erfaßt wird.

■Hand, aber auch Mund, Gesicht und andere Hautpartien vermitteln die Beschaffenheit der Umgebung, die nicht zu riechen, zu schmecken, zu hören und zu sehen ist: die Temperatur und die Struktur von Gegenständen und Personen.

Um etwas von einer unbekannten Frucht zu erfahren, benutzt man Hand und Mund; die Beschaffenheit (glatt, rauh) und die Temperatur einer Oberfläche werden ertastet.

■Das Auge vermittelt Farben und Formen der Umgebung, es liefert Informationen über Schatten und Licht und das sichtbare Spektrum der Farben.

Eine Gestalt wird wahrgenommen, die Form prägt sich ein, sie ist aus jeder Entfernung und in jeder Lage zu erkennen.

■Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr liefert Informationen über die Stellung unseres Kopfes zur Schwerkraft, spürt alle Veränderungen des Kopfes.

Selbst wenn es absolut dunkel ist, weiß der Mensch, wo oben ist, welche Stellung der Kopf hat.

■Die Nase vermittelt den Geruch, den ersten und unmittelbarsten Eindruck der Umgebung.

Wer einen neuen Raum betritt, wird unmittelbar vom Geruch umfangen; er leitet die anderen Sinne unbemerkt.

■Die Zunge liefert den Geschmack; ob etwas süß oder sauer, salzig oder bitter ist.

Eine unbekannte Frucht wird gerochen, die Zunge bringt die Geschmacksfärbung, es entsteht der Geschmack.

Im folgenden werden die verschiedenen Bereiche der Wahrnehmungsförderung aufgeführt mit der Absicht, eine kurze Übersicht zu geben, mit deren Hilfe Förderbedarf festgestellt werden kann.

Wahrnehmungsförderung kann notwendig werden bezüglich:

1. der Grobmotorik:

–allgemeine Geschicklichkeit

–Bewegungssicherheit, -koordination, -schnelligkeit, -elastizität

–Reaktionsfähigkeit

–visuomotorische Koordination (z. B. Spiegelbildhaltung einnehmen);

2. der Feinmotorik:

–allgemeine Geschicklichkeit, Hand- und Fingergeschicklichkeit

–visuomotorische Koordination (z. B. den Blick auf das richten, was man gerade macht)

–feinmotorische Koordination;

3. des Körperschemas (den Körper wahrnehmen, ihn einschätzen, spüren, wo seine Grenzen sind):

–Raumlage (z. B.: Wo stehe ich gerade?)

–angepaßte motorische Aktivität (so spielen, daß ich nichts umwerfe);

4. der visuellen Wahrnehmung:

–visuelle Konzentration (das, was ich sehen will, herausfiltern und den Rest zurückstellen)

–visuelle Differenzierung

–visuelle Serialität (schrittweise einer Aufforderung folgen, die Reihenfolge erkennen)

–visuelles Gedächtnis (Kimspiele)

–extraokulare Muskelkontrolle (einer Linie folgen);

5. der auditiven Wahrnehmung:

–auditives Gedächtnis (Geräusche zuordnen, in Erinnerung holen)

–auditive Differenzierung

–auditive Serialität (etwas umsetzen können, z. B. hüpfen, springen, verklanglichen)

–Richtungshören

–auditive Gliederung (hören, wo jemand ist)

–auditive Intermodalität (verbinden, um welches Geräusch es sich handelt, z. B. Fahrradklingel, Rasenmäher);

6. der taktil-kinästhetischen Wahrnehmung (Wie vorsichtig muß ich etwas anfassen? Z. B. Glas, Pappe):

–Berührungsempfindung

–taktiles Differenzierungsvermögen (sich an etwas erinnern und nicht nur beschreiben)

–Körperempfinden;

7. der Gleichgewichtswahrnehmung:

–allgemeine Gleichgewichtssicherheit

–statisches Gleichgewicht (in der Bewegung verharren)

–dynamisches Gleichgewicht (Trampolin, Pedalo, Bewegung);

8. der Gesprächsbereitschaft:

–Sprechsicherheit, -freude, -beteiligung, Zuhören;

9. der Sprachfähigkeit:

–Artikulation

–Lautbildung

–aktiver Wortschatz (gut formulieren können)

–Redetempo

–Sprechrhythmus;

10. der Selbstsicherheit und des Selbstwertgefühls:

–Angstfreiheit

–Umgang mit Neuem

–Zutrauen

–Reaktion auf Mißerfolg;

11. der olfaktorischen Wahrnehmung:

–Riechen;

12. der gustatorischen Wahrnehmung:

–Schmecken.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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