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Kirk lässt sich auf ein riskantes Spiel ein
Die Romulanerin Ael ist eine gefährliche, aber traditionsbewusste Raumschiff-Komandantin. Als die Romulaner ein vulkanisches Schiff kapern und die Besatzung für Gen-Experimente missbrauchen, ahnt sie, dass eine kleine Clique Machtbesessener mit Hilfe der vulkanischen Psi-Kräfte die Galaxis ins Chaos stürzen könnte. Den einzigen Ausweg sieht sie in einem geheimen Bündnis mit ihrem Erzfeind James T. Kirk. Es gelingt ihr, Kirk zu einem halsbrecherischen Plan zu überreden: Nach einem Scheingefecht soll die
Enterprise als ihre Beute tief ins romulanische Gebiet verschleppt werden, um die gefangenen Vulkanier zu befreien und das Labor zu zerstören. Kirk setzt sein Schiff und seine Besatzung aufs Spiel, und wenn Ael sie täuscht, sind sie verloren. Schon glaubt Kirk, der Romulanerin vertrauen zu können, da wird ihr Plan durchkreuzt.
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Seitenzahl: 450
Die Romulanerin Ael ist eine gefährliche, aber traditionsbewusste Raumschiff-Kommandantin. Als die Romulaner ein vulkanisches Schiff kapern und die Besatzung für barbarische Gen-Experimente missbrauchen, sieht sie nicht nur den Ehrenkodex des Imperiums in Gefahr. Sie ahnt, dass eine kleine Clique Machtbesessener mit Hilfe der vulkanischen Psi-Kräfte die gesamte Galaxis ins Chaos stürzen könnte.
Den einzigen Ausweg sieht sie in einem geheimen Pakt mit ihrem Erzfeind, Captain James Kirk. Es gelingt ihr, Kirk zu einem halsbrecherischen Abenteuer zu überreden: Nach einem Scheingefecht soll die Enterprise als Aels »Beute« tief in den romulanischen Sektor geschleppt werden, um so die gefangenen Vulkanier zu befreien und das romulanische Gen-Labor zu zerstören.
Captain Kirk muss sein Schiff und seine Besatzung aufs Spiel setzen, um die drohende Katastrophe zu verhindern. Und wenn Ael ein falsches Spiel spielt, ist die Enterprise
DIANE DUANE
DER FEIND – MEIN VERBÜNDETER
Star Trek™
Classic
Für Aels Patin …
»… cara mihi ante alias;
neque enim novus iste Dianae
venit amor, subitaque
animum dulcedine movit …«
…
… Dann war niemand für die Gruppe
Und alle für den Staat.
Dann halfen die Großen den Armen,
Und die Armen achteten der Großen Rat.
Das Land wurde gerecht aufgeteilt,
Zu einem gerechten Preis verkauft die Beute.
Die Römer liebten sich wie Brüder,
In der guten alten Zeit, nicht im Heute.
Jetzt ist der Römer dem Römer
Verhasster noch als der ärgste Feind.
Die Tribüne fordern die Hohen heraus,
Und die Väter plagen, wer gering scheint.
Im Zwist erhitzen sich eure Gemüter,
Doch in der Schlacht kalt ihr seid.
Deshalb wird nicht mehr so gekämpft,
Wie in der guten alten Zeit …
Macaulay
Daisemi'in rhhaensuriuu
meillunsiateve
rh'e Mnhei'sahe yie ahr'en:
Mnahe auf' ein qiuu;
rh'e hweithnaef
mrht Heis'he ehl'ein qiuu.
(Von den zentralen Teilen der Herrschenden Leidenschaft kann nur dies mit aller Offenheit festgestellt werden: Hass gibt Grund für alles; Liebe aber ist unsinnig.)
V. Raiuhes Ahaefvthe (von Romulus II),
Taer'thaiemenh, Buch XVIII,
Ihr Name, der bei einigen Leuten bereits als Fluch galt, lautete Ael i-Mhiessan t'Rllaillieu. In der gewöhnlichen Sprache benutzte man ihren Rang als khre'Riov: Kommandeur-General. Ihre Identitätsnummer bestand aus sechzehn Zeichen, die sie inzwischen ebenso gut kannte wie ihren vierten Namen – obgleich sie ihr weitaus weniger bedeuteten. Und es war zumindest in einem gewissen Sinn angemessen, sich in dieser Hinsicht eine solche Betrachtungsweise zu eigen zu machen, denn Ael befand sich in einer sehr schwierigen Lage: in einer Falle.
Es würde sich jedoch bald herausstellen, wie lange sie darin verbleiben musste.
Zwar hatte sich ihr Vorrat an Geduld noch nicht erschöpft, aber ihr Temperament begann bereits damit, an den Gitterstäben des Käfigs zu rütteln. Ael winkelte den Arm an, stützte das Kinn auf die Hand und sagte zum Wandschirm der Kabine: »Hwaveyiir. Erein tr'khaell.«
Die Projektionsfläche flackerte, und innerhalb weniger Sekunden bildeten sich die Konturen der Brücke. Unterzenturio tr'Khaell hockte noch immer an seinen Kontrollen; schon seit zwanzig Minuten gab er vor, seine Kommunikationsinstrumente zu justieren. Als er Ael sah, richtete er sich rasch auf. »Ie, khre'Riov?«, fragte er.
Spiel bloß nicht den Unschuldigen, Junge, dachte Ael. Es hätte dir schon vor zehn Minuten gelingen müssen, die Meldung zu decodieren und zu übersetzen. Und das weißt du ganz genau. »Erein, eliukh hwio' 'ssuy llasmene arredhaud' eitroi?«
Sie formulierte ihre Worte recht freundlich, aber tr'Khaell kniff andeutungsweise die Augen zusammen und musterte sie einige Sekunden lang schweigend. Wenn sie ihn gefragt hätte, was die Decodierung der Meldung aufhielt, so wäre der Umgang mit ihm vermutlich noch problematischer gewesen. Schweiß bildete sich auf der Stirn des Unterzenturio. »Ie, khre'Riov, sed ri-thlaha nei'yhreill-ien ssuriu mnerev dhaarhiin-emenor-riul …«
Was du nicht sagst! Ich weiß, wie schnell der Computer arbeitet. Als du noch nicht einmal wusstest, wie man ein Schwert in den Händen hält, war ich bereits damit beschäftigt, komplexe Elektronik zu konstruieren. Andererseits: Du kannst mir schließlich nicht offen mitteilen, dass du die Anweisung hast, die entschlüsselte Meldung erst der Sicherheitsabteilung vorzulegen, bevor du sie mir zeigst, nicht wahr? »Rhi siuren, Erein.«
Der Gesichtsausdruck des armen tr'Khaell ließ den Schluss zu, dass t'Liun mehr als nur ›fünf Minuten‹ brauchen würde, um die Nachricht zu prüfen. Der Unterzenturio schien der Panik nahe zu sein. »Khre'Riov …« begann er. Doch Ael unterbrach ihn, indem sie »Ta'khoi!«, zischte, woraufhin die Darstellung auf dem Wandschirm verblasste.
Ael empfand fast so etwas wie Mitleid mit tr'Khaell. Eigentlich sollte ich ihn bedauern, fuhr es ihr durch den Sinn. Aber wenn er sich dazu entscheidet, so verdient er es nicht anders, als in eine Zwangslage zu geraten. Vielleicht wird ihm das eine Lehre sein. Kurz darauf lachte Ael leise, sowohl über sich selbst als auch über tr'Khaell. Das ist ebenso wahrscheinlich wie ein jähes Ende der galaktischen Rotation.
Sie wandte sich von dem Tisch ab, lehnte sich in ihrem bequemen Sessel zurück und dachte mit gelinder Ironie daran, dass ihre Umgebung eigentlich gar keine Ähnlichkeit mit einem Käfig aufwies. Sie glauben wirklich, mich getäuscht zu haben, überlegte sie belustigt und verächtlich zugleich, als sie ihren Blick über den bescheidenen Luxus des Kommandantenquartiers schweifen ließ. Den Zwinger mit Samt auslegen, so heißt es. Man gebe der alten Thrai saftiges Fleisch und köstlichen Wein – und überlasse ihr das Kommando über eine Flotte. Dann wird sie nicht merken, dass nur diejenigen ihre Befehle beachten, die mit ihr im Käfig sitzen. Ael schürzte die Lippen, als sie sich erinnerte: Susse-thrai, eine Bezeichnung, in der sowohl dumpfer Ärger als auch Zuneigung zum Ausdruck kam – so hatte sie die Besatzung der Blutschwinge genannt. Thrai: ein listiges und verschlagenes Raubtier, dann besonders gefährlich, wenn es in die Ecke gedrängt wurde; und tief im Rachen ersetzten neue Reißzähne die alten, die beim Versuch gesplittert waren, das Herz des Feindes zu zerreißen. Es ließ sich durchaus bewerkstelligen, einen Thrai zu fangen, in einen Käfig zu sperren und ihn auszulachen – aber irgendwann fand er gewiss eine Möglichkeit, sich für die erlittene Schmach zu rächen. Früher oder später brach er aus, zerfetzte seinem Wärter das Bein und fraß es vor seinen Augen – oder floh und wartete, bis sein Peiniger gestorben war, um dann sein Grab zu schänden.
Ael runzelte die Stirn, als sich so etwas wie Unbehagen in ihr rührte. »Eine primitive Vorstellung«, sagte sie leise. Nur einen Sekundenbruchteil später hob sie den Blick, beobachtete die Zimmerdecke über der Liege und fragte sich, ob es t'Liun in der vergangenen Woche gelungen war, winzige Kontrollmechanismen zu installieren. »Ich werde ebenso närrisch wie die anderen«, fügte sie hinzu. Zerbrich dir den Kopf über diese Bemerkung; versuch herauszufinden, was sie bedeutet. Ael erhob sich und ging in ihrem Käfig auf und ab.
Ihre Unruhe verstärkte sich, als sie sich eingestehen musste, dass dieses Konzept tatsächlich eine reale Entsprechung zu finden drohte. Es war schon schlimm genug, dass die jungen Leute die Ansicht vertraten, Höflichkeit, Stolz, Ehre und Würde sollten dem Prinzip der Zweckmäßigkeit untergeordnet werden. Aber dass sie sich selbst auf dieses Niveau begab und Metaphern verwendete, bei denen es um Raubtiere und gedankenlose Grausamkeiten ging, anstatt sich auf die Errungenschaften einer Intelligenz zu berufen, deren Zivilisation sich seit mehr als viertausend Jahren entwickelte – diese Vorstellung erfüllte sie mit Abscheu. Ich beabsichtige nicht, mit ihren eigenen Methoden gegen sie zu kämpfen, dachte Ael. Das wäre der sicherste Weg, wie sie zu werden. Nein, ich möchte meine Siege auf ehrliche Weise erringen. Und was Sonnenkeim angeht …
Vor einem der luxuriösen Ausstattungsdetails ihrer Kabine blieb Ael stehen. Es handelte sich dabei um etwas, das weitaus besser war als ein privates Erfrischungsmodul und ähnliche Dinge, die für gewöhnlich nur hohen Offizieren zur Verfügung standen. Jenseits der transparenten Wand vor Ael gähnte die Schwärze des Alls, durchsetzt mit den glitzernden Punkten von Myriaden Sternen. Derzeit flog die Küraß mit Unterlichtgeschwindigkeit, und deshalb schienen die leuchtenden Flecken stationär zu sein und sich überhaupt nicht von der Stelle zu rühren. Ebenso wenig wie ich, dachte Ael, doch diese Überlegung gründete sich nur auf einen Reflex und entsprach nicht in dem Sinne den Tatsachen. Ael verzog das Gesicht und beugte sich vor. Ihre Stirn berührte kühlen Klarstahl.
In gewisser Weise konnte sie niemandem die Schuld an ihrer augenblicklichen Lage geben. Als sie vom Sonnenkeim-Projekt auf Levaeri V erfuhr und zu begreifen begann, welche Auswirkungen es auf die Rihannsu-Zivilisation haben mochte, sobald die entscheidende Phase begann, reagierte sie mit schockiertem Entsetzen und handelte rasch. Sie verließ die Blutschwinge und kehrte nach ch'Rihan zurück, um sich gegen das Projekt auszusprechen: Sie machte im Senat ihren Standpunkt deutlich und wandte sich an ihre alten politischen Freunde, die Krieger-Senatoren und wenigen Kameraden im Prätoriat, die ihr noch einen Gefallen schuldeten. Es dauerte eine Weile, bis Ael begriff, dass die alten Krieger den größten Teil ihres einstigen Einflusses an die jüngere Generation verloren hatten – an hitzköpfige Kinder, die nicht an die Tugend der Geduld glaubten und alles sofort verlangten, denen der Sinn nach leichten und raschen Siegen stand und die hofften, Sonnenkeim könne ihre Wünsche erfüllen. Ehrlose Siege, gegen hilflose Feinde errungen – doch das kümmerte die jungen Stimmen nicht, die seit einiger Zeit die Diskussionen im Senat bestimmten. Sie wollten Garantien, Sicherheit, eine Welt ohne Gefahren, ein Universum, in dem sie Raumschiffe oder Planeten überfallen konnten, die sich nicht zu wehren vermochten.
Diebe, fuhr es Ael durch den Sinn. Sie denken gar nicht daran, zu Kriegern zu werden und gegen ebenbürtige Feinde zu kämpfen, ihre Kräfte mit ihnen zu messen und dann Beute zu machen, wenn sie größeres Kampfgeschick bewiesen. Sie möchten Freibeuter ohne Ehrgefühl sein, wie unsere verfluchten Verbündeten, die Klingonen. Plünderer, die aus dem Hinterhalt angreifen, selbst Unbewaffnete dahinmetzeln und ganze Welten verheeren, weil sie einfach Spaß daran haben. Und was uns angeht, die wir an den alten Traditionen festhalten … Sie warten einfach darauf, dass wir aussterben. Und manchmal versuchen sie gar, diesen Prozess zu beschleunigen …
Ael stieß sich von der kalten und durchsichtigen Stahlwand ab und atmete tief durch. Irgendwo dort draußen in der ewigen Finsternis schwebten ch'Rihan und ch'Havran im All, umkreisten in einem langsamen und majestätischen Jahrestanz das bernsteinfarbene Zentralgestirn Eisn – zwei grüne und goldfarbene Perlen, marmorierte Kugeln, meerumschlungen und eingehüllt in zarten Wolkenflaum. Ael bezweifelte, ob es jemals wieder eine Gelegenheit für sie geben mochte, unter jenen Wolken zu wandeln oder über die weiten Strände zu wandern. Durch ihren letzten Aufenthalt in den versiegelten Kammern des Senats war sie zu einer Art Geächteten geworden. Die jungen Repräsentanten des Oberkommandos hatten ihr von Anfang an misstraut, und nun wussten sie genau, wie wenig Ael von ihnen hielt. Unverzüglich und konsequent reagierten sie auf ihre Opposition. Sie wagten es nicht, sie zu verbannen oder gar zu ermorden – immerhin galt sie als Kriegsheldin und hatte kein unmittelbares Verbrechen begangen. Statt dessen ›ehrten‹ sie Ael und beauftragten sie mit einer Mission, die angeblich sehr wichtig und gefährlich war. Sie übernahm das Kommando, das man ihr anbot – und wusste, dass sie die ganze Zeit über von Spionen der jüngeren Senatoren und Prätoren überwacht wurde. Was die Gefahren anging: Die meiste Zeit über kam es in den Außensektoren zu keinen besonderen Vorkommnissen, aber wenn etwas geschah, so konnten sich Zwischenfälle als fatal erweisen. Die Quadranten, in denen Ael patrouillierte, gehörten zur Neutralen Zone der Romulaner.
Namen, dachte Ael in einem neuerlichen Anflug von Ironie, nichts weiter als Namen …Und manchmal haben sie überhaupt nichts mit der Realität zu tun. Der Raumbereich in der Nähe von Eisn konnte kaum als neutral bezeichnet werden. Bestenfalls handelte es sich dabei um ein großes und dunkles Versteck, in das sich dann und wann Raumschiffe beider Seiten zurückzogen, um Erkundungsvorstöße in die Sektoren des feindlichen Nachbarn vorzubereiten. Was das Wort ›Romulaner‹ betraf … Ael hatte diese Bezeichnung zum ersten Mal nicht etwa in einer Übersetzung gehört, sondern in Federation Basic, der allgemeinen Sprache der Föderation, und sie fragte sich häufig, warum der Erzfeind des Imperiums ihr Volk ausgerechnet mit einem solchen Namen versah. Sie entsann sich an ihre entsprechenden Nachforschungen, an die Feststellung, dass die Bedeutung dieses Ausdrucks auf einer terranischen Legende basierte, bei denen es um zwei Zwillingsbrüder ging, die ausgesetzt und von einem wilden Tier – einer Wölfin, einem thraiartigen Geschöpf – gesäugt wurden. Nur Terraner konnten sich etwas derart Bizarres ausdenken.
Doch ganz gleich, ob man die beiden Welten Eisns ch'Rihan und ch'Havran oder Romulus und Remus nannte – Ael wusste, dass sie kaum Aussichten darauf hatte, sie jemals wieder zu betreten. Nie wieder kann ich über die purpurnen Auen Arissuins wandern, dachte sie und blickte in die Unendlichkeit des Weltraums hinaus. Nie wieder wird mein Blick auf das Namensbanner fallen, das ein geliebter Partner für mich aushängt. Nie wieder werde ich den Eilairiv ersteigen und von seinem Gipfel aus auf das Land meiner Ahnen blicken, für das sie tausend Jahre lang arbeiteten, jenes Land, das sie mit Pflugscharen erschlossen und mit dem Schwert verteidigten … Die jungen Stimmen im Senat – Mrian, Hei, Llaaseil und die anderen – hatten dafür gesorgt, dass Ael keine Gefahr mehr für sie darstellte, sie ins Abseits geschoben. Und dort würde sie bleiben, solange die Jungen ihre Macht bewahrten. Sie konnten jetzt einfach abwarten und der Zeit das überlassen, wozu sie sich aufgrund mangelnden Mutes oder eines letzten Rests von Ehrgefühl außerstande sahen.
Dann und wann kam es in der Neutralen Zone zu Unglücksfällen. Manchmal gerieten Raumschiffe in Not, lichtjahrweit entfernt von Außenbasen mit Wartungs- und Reparatureinrichtungen. Und vermutlich stand Ael ein solches Schicksal bevor: Ihre Kriegsschwalbe, die Küraß, hätte längst ein Raumdeck ansteuern müssen, war kaum mehr als ein potentielles Wrack, das nur auf eine geeignete Gelegenheit wartete, um irgendwo im Raum auseinanderzubrechen. Darüber hinaus neigten Besatzungen bei langen Patrouillenflügen dazu, die übliche Disziplin zu missachten und zu meutern. Auch mit dieser Möglichkeit musste Ael rechnen: Ihre Mannschaft bestand zum größten Teil aus zweifelhaften Elementen, aus Ausgestoßenen und Unfähigen, die ihren Käfig mit ihr teilten. Voller Nostalgie dachte Ael an ihre Kameraden von der Blutschwinge zurück: tüchtige und mutige Männer und Frauen, in hundert Schlachten gestählt, ihrer Kommandantin treu ergeben – doch gerade diese Treue war der Grund, warum das Oberkommando Ael von der Blutschwinge auf die Küraß versetzt hatte. Eine Mannschaft, die sich nicht bestechen ließ, die sich nicht von der alten Loyalitätstradition abwandte, machte sie nervös. Sicher war es nur eine Frage der Zeit, bis selbst der über jeden Verdacht erhabene Tafv den Argwohn der jungen Senatoren weckte. Es hat keinen Sinn, weitere Gedanken daran zu verschwenden, überlegte Ael. Sie musste mit der Besatzung der Küraß zurechtkommen, mit einer Mannschaft, deren eine Hälfte als Spione für ihre Gegner im Oberkommando arbeitete, mit Männern und Frauen, die sich gegenseitig verabscheuten, die aber eins verband: ihr gemeinsamer Hass auf Ael. Sie wussten ganz genau, warum sie den Einsatzbefehl für eine so lange Mission bekommen hatten.
Und wenn es Ael trotzdem gelang, mit all diesen Problemen fertig zu werden, wenn sie keinen Selbstmord beging und nicht einmal einem Attentat zum Opfer fiel, so gab es andere Dinge, die sie umbringen mochten, Dinge mit Namen wie Intrepid, Inaieu und Constellation.
Wenn Ael es wagte, zu lange zu überlegen, erhielt sie bestimmt einen neuen Befehl, der zu einer Konfrontation mit einem Föderations-Schiff führte. Ihr Ehrgefühl verlangte, dass sie sich an die Anweisungen hielt. Und da die Küraß allein Patrouille flog, fern von allen Außenstationen, hatte sie praktisch überhaupt keine Chance: Indem sie auf ihren traditionellen Ehrvorstellungen beharrte, ging sie geradewegs in den Tod. Eine Ironie des Schicksals – zweifellos zur hämischen Freude ihrer Gegner im Senat.
Nun, dachte Ael, noch ist es nicht soweit. Warten wir's ab. Sie drehte den Kopf und sah auf die Anzeige des Tischschirms. Blaue Zeichen glühten auf einem schwarzen Hintergrund.
VON KOMMANDEUR TAFV EL-LEINARH TR'RLLAILLIEU, DERZEIT BEFEHLSHABER DES IMPERIALEN SCHIFFES BLUTSCHWINGE, AN DEN EHRENWERTEN KOMMANDEUR-GENERAL AEL T'RLLAILLIEU, DERZEIT BEFEHLSHABERIN DES IMPERIALEN SCHIFFES KÜRASS. ICH ÜBERMITTLE IHNEN RESPEKTVOLLE GRÜSSE. ES WÜRDE MICH FREUEN ZU HÖREN, DASS ES IHNEN GUT GEHT. GEEHRTE MUTTER, MIT GROSSEM BEDAUERN NAHM ICH ZUR KENNTNIS, DASS SIE KÜRZLICH DEN AUFTRAG ERHIELTEN, IN DEN AUSSENSEKTOREN ZU PATROUILLIEREN, DENN DADURCH KANN ICH NICHT DAS PRIVILEG WAHRNEHMEN, IHNEN MEINE PERSÖNLICHEN DIENSTE ANZUBIETEN. ABER WIR MÜSSEN ALLE DIE PFLICHTEN AUSÜBEN, DIE DAS IMPERIUM VON UNS VERLANGT UND NOCH WICHTIGER SIND ALS FAMILIENBANDE. ICH BIN SICHER, DIESE NOTWENDIGKEIT IST IHNEN BEWUSST.
UNSER GEGENWÄRTIGER AUFTRAG ENTSPRICHT REINER ROUTINE, WAS AUCH NICHT ANDERS ZU ERWARTEN WAR. IN DEM UNS ZUGEWIESENEN SEKTOR FINDET KEINE FEINDLICHE AKTIVITÄT STATT (ABER AUCH KEINE FREUNDLICHE). DAS OBERKOMMANDO GIBT NUR WENIGE INFORMATIONEN ÜBER DIE GESCHEHNISSE IN DEN AUSSEN-QUADRANTEN PREIS, IN DEM SIE PATROUILLIEREN (AUS SICHERHEITSGRÜNDEN, WIE ÜBLICH), UND ICH KANN NUR HOFFEN, DASS IHNEN KEINE GEFAHR DROHT! ODER BESSER NOCH: DASS ES IHNEN GELINGT, EINEN FEIND ZU STELLEN UND ZU VERNICHTEN, DER SICH IN UNSEREN RAUMBEREICH VORWAGTE.
DER ERSTE INGENIEUR TR'KEIRIANH HAT ENDLICH DIE URSACHE FÜR DIE FEHLFUNKTION DES WARP-ANTRIEBS ENTDECKT, DIE UNS WÄHREND UNSERES LETZTEN FLUGES DURCH DIE PERIPHEREN RAUMSEKTOREN BEUNRUHIGTE, IN DER NÄHE DER HA-SUIWEN-STERNE. OFFENBAR WAR EINER DER MULTIWANDLERKRISTALLE NICHT RICHTIG JUSTIERT, UND DADURCH BILDETE SICH IN IHM EINE MIKROSKOPISCH DÜNNE MATERIALERMÜDUNGSFALTE. DAS WIEDERUM BEEINTRÄCHTIGTE DIE ENERGETISCHE STABILITÄT BEI MEGAGAUSS-MAGNETFELDERN, WIE SIE IM VERLAUFE EINES HOCHGESCHWINDIGKEITSTRANSFERS AUFTRETEN, NICHT ABER BEI TESTPHASEN. AUS DIESEM GRUND DAUERTE ES SO LANGE, DEN DEFEKT ZU LOKALISIEREN. DIE LAGE AN BORD IST EBENSO STABIL WIE ZU DEM ZEITPUNKT, ALS ICH DIE LETZTE BOTSCHAFT FÜR SIE VERFASSTE, UND DAHER MÖCHTE ICH KEINE WEITEREN WORTE DARÜBER VERLIEREN. ICH SCHLIESSE DIESE MITTEILUNG, INDEM ICH SIE DARAUF HINWEISE, DASS MICH EINIGE BESATZUNGSMITGLIEDER DER BLUTSCHWINGE BATEN, IHNEN RESPEKTVOLLE GRÜSSE ZU ÜBERMITTELN, DENEN ICH MEINE EIGENEN HINZUFÜGE. DIE MÄCHTE SEHEN MIT WOHLGEFALLEN AUF SIE HERAB. DIESE WORTE SCHICKE ICH IHNEN AM HUNDERTACHTZEHNTEN SCHIFFSTAG NACH DEM START DER BLUTSCHWINGE VON CH'RIHAN, DEM NEUNUNDACHTZIGSTEN TAG MEINES KOMMANDOS. TR'RLLAILLIEU. LANG LEBE DAS IMPERIUM.
Ael lächelte, als sie die Nachricht las, und sie war froh, dass kein Besatzungsmitglied der Küraß dieses Lächeln sehen konnte. Eine so wenig mitteilsame Botschaft entsprach ganz und gar nicht dem Stil Tafvs. Sie deutete darauf hin, dass er genau wusste, was mit seiner Mitteilung geschah, nachdem sie Aels Schiff erreichte. Zuerst las sie tr'Khaell am Kommunikationspult, und anschließend gab er sie an den Sicherheitsoffizier t'Liun weiter. Die Leiterin der Sicherheitsabteilung hatte tr'Khaell fest unter Kontrolle und prüfte die Botschaft sorgfältig auf verschlüsselte Mitteilungen und irgendwelche subversiven Hinweise. Später nahm sich tr'Iawaain die Nachricht vor und analysierte sie mit Hilfe des Computers. Was jedoch kaum etwas nützte: Tafv war kein Narr, und wenn er einen Code benutzte, so gab es für t'Liun bestimmt keine Möglichkeit, ihn zu entschlüsseln.
Natürlich sollte die Analyse wenigstens irgend etwas ergeben. Zu diesem Zweck verwendete Tafv eine zwar recht komplexe, aber altertümliche Verschlüsselungsmethode, die einerseits authentisch genug wirkte, um keinen Verdacht zu erregen, doch andererseits die Decodierungsspezialisten vor keine unlösbaren Probleme stellte. T'Liun würde folgende Botschaft entdecken: PLAN FEHLGESCHLAGEN, APPELL AN DAS PRÄTORIAT OHNE ERGEBNIS. WEITERE VERSUCHE SINNLOS. Genau das wollten t'Liun und das Oberkommando, das sie bezahlte, hören. Ael hoffte, dass sich ihre Gegner damit zufriedengaben. Bis es zu spät war.
Ael lehnte sich zurück und streckte sich. Tafvs Anspielung auf die Reparatur des Warp-Triebwerks bedeutete, dass er und Giellun tr'Keirianh es endlich geschafft hatten, die insgeheim von den Klingonen erworbenen waffentechnischen Erweiterungskreise mit den Phasern der Blutschwinge zu verbinden. Die Zusatzgeräte erhöhten die Feuerkraft der Kriegsschwalbe um das Dreifache. Ael hielt nicht viel von den klingonischen Schiffen, die das Imperium seit einiger Zeit kaufte. Die plumpen Konstruktionen beleidigten ihr ästhetisches Empfinden, und oftmals ließ auch die Fertigungsqualität zu wünschen übrig. Nun, die Klingonen mochten keine guten Baumeister sein, aber ihr Geschick in der Waffentechnik war unleugbar. Bei der Verbesserung der Phaser, die zur Armierung der Blutschwinge gehörten, handelte es sich um eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg des Plans.
Mit dem Rest seiner Botschaft wies Tafv Ael darauf hin, dass er bereit war und nur noch auf ein Zeichen wartete. Indem er nichts weiter hinzufügte, machte er darüber hinaus deutlich, dass er ebenfalls überwacht wurde, dass sich das Oberkommando weigerte, ihn über den gegenwärtigen Aufenthaltsort Aels zu informieren, den er wahrscheinlich nur mit Hilfe der wenigen Familienspione in Erfahrung gebracht hatte, die noch im Hauptkommunikationszentrum arbeiteten. Außerdem musste Ael in ihrem derzeitigen Patrouillensektor mit feindlichen Schiffen rechnen. Die letzten Worte der Nachricht waren eindeutig: Die Besatzung der Blutschwinge erklärte sich bereit, bei der Verschwörung mitzuwirken, die Ael zusammen mit Tafv plante, seit die ›Ehrenwache‹ sie von ihrem alten Schiff zur Küraß eskortiert hatte.
Ael nickte langsam. Es gab nur noch einen Faktor, den sie brauchte, um aktiv zu werden. Während ihrer letzten Reise nach ch'Rihan hatte sie eine Menge Geld ausgegeben, um die Entwicklung ein wenig zu beschleunigen. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten und darauf zu hoffen, dass ihr entweder die Zeit oder Einheiten der Föderationspolizei zu Hilfe kamen. Und wenn das geschah …
Das Bildschirmgerät summte leise. »Ta'rhae«, sagte Ael und wandte sich dem Instrument zu.
Tr'Khaell erschien auf der Bildfläche, und seine Stirn glänzte noch immer schweißnass. »Khre'Riov, na-hwi reh eliu arred-hau'ven …«
Viereinhalb Minuten, dachte Ael amüsiert. Offenbar hat T'Liun gelernt, schneller zu lesen. Oder tr'Khaell verliert nicht mehr soviel Zeit, sie zu benachrichtigen. »Hnafiv 'rau, Erein.«
Der Mann konnte seine Mimik überhaupt nicht kontrollieren. Das Aufblitzen in seinen Augen wies Ael darauf hin, dass er eine wirklich wichtige Nachricht für sie hatte und hoffte, sie laut vorlesen zu können. »Hilain na nfaaistur ll' efwrohin galae …«
»Ie, ie«, sagte Ael, nahm wieder an ihrem Tisch Platz und winkte ungeduldig. Eine Mitteilung über die Ankunft ihrer längst überfälligen Flotte – wenn man überhaupt von einer Flotte sprechen konnte – interessierte sie nicht sonderlich. Gebrauchter Klingonenschrott, der unterwegs von einem Schwarzen Loch hätte verschlungen werden sollen, dachte sie mürrisch. »Hre va?«
»Lai hra'galae na hilan, khre'Riov. Mrei kha rhaaukhir. Lloannen'galae…te ssiun bhveinu hir' Enterprise khina.«
Ael versuchte, sich nicht von der Stelle zu rühren, sich nichts anmerken zu lassen. Sie trug ein ausdrucksloses Gesicht zur Schau, und erst nach einigen Sekunden hob sie langsam eine Braue. »Rhe've«, antwortete sie, nickte beiläufig und ruhig, so als sei sie nicht sehr überrascht. Es gelang ihr, den grimmigen und besorgten Triumph zu verbergen. So rasch! So rasch! »Rhe'. Khru va, Erein?«
»Au'e, khre'Riov. Irh' hvannen nio essaea Lloann'mrahel virrir …«
Erneut winkte Ael. Mit den Angaben über Namen und andere Einzelheiten der neuen Patrouillen-Flottille der Föderation konnte sie sich auch noch beschäftigen, wenn ihre Frühschicht begann. »Lhiu hrao na awaenn-draevha, Erein. Ta'khoi.« Und der Schirm verblasste.
Dann, erst dann, lehnte sich Ael zurück, holte tief Luft und ließ den Atem zischend entweichen. Ihre Lippen zitterten und deuteten ein dünnes Lächeln an – ein Lächeln, das t'Liun sicher sehr beunruhigt hätte. So rasch, wiederholte sie in Gedanken. Aber ich bin froh … Oh, mein Feind, sieh nur, welches Schicksal uns die Mächte zugedacht haben. Endlich bietet sich uns die Möglichkeit, eine alte Rechnung zu begleichen …
Ael beugte sich wieder vor und zog die Tastatur des Terminals zu sich heran. Sie löschte den elektronischen Brief Tafvs, gab verschiedene Passwörter ein und stellte damit eine Verbindung zum großen Bordcomputer des Schiffes her. Sie öffnete verschiedene persönliche Dateien, und kurz darauf glühten auf dem Plasmaschirm des Monitors Sternkarten verschiedener Quadranten. »Ie rha«, sagte Ael, als sie sich an die Arbeit machte. Sie sprach laut – mit einer Mischung aus Zorn, Entschlossenheit und vibrierender Vorfreude –, und zumindest im Augenblick war es ihr vollkommen gleich, ob t'Liun sie belauschte oder nicht. »Rha'siu hlun vr'Enterprise, irrhaimehn rh'sien Kirk …«
CAPTAINS LOGBUCH: STERNZEIT 0304.6
Es gibt nichts Besonderes zu berichten sieht man von weiteren Ionenfluss-Messungen im Phi-Trianguli-Sektor ab. Mr. Chekov meint, es würden entschieden zu viele Messungen vorgenommen, und er erklärte, seine Mutter habe ihn nicht großgezogen, um Wetterberichte zu erstellen. Ich sollte ihn demnächst einmal danach fragen, was er gegen die Meteorologie einzuwenden hat; schließlich heißt es, sie sei doch in Russland erfunden worden, wie auch alles andere.
Mr. Spock ist ›fasziniert‹ wie immer von der allmählichen Zunahme und Intensitätssteigerung der Ionenstürme in diesem Teil der Galaxis. Immer wieder hält er uns mehr oder weniger verständliche Vorträge darüber, wie wichtig unsere Arbeit sei, um zu einer besseren Einschätzung der Bedeutung des Problems zu gelangen. Damit meint er insbesondere die Folgen einer Veränderung des Sonnenwinds für die interstellare ›Ökologie‹, ihre möglicherweise katastrophalen Konsequenzen auf den interplanetaren Handelsverkehr und die Ökonomien der Welten im Bereich der betreffenden Schifffahrtslinien und so weiter und so fort. Allerdings hat mir Mr. Spock in einem privaten Gespräch eingestanden, dass er eine möglichst schnelle Lösung dieses Problems begrüßen würde, um sich anschließend interessanteren Dingen widmen zu können. Sein Captain stimmt ihm in diesem Punkt voll und ganz zu. James T. Kirk ist nahe daran, vor Langeweile zu sterben. Meine Mutter hat
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