Star Trek: Einzelschicksale - Keith R.A. DeCandido - E-Book

Star Trek: Einzelschicksale E-Book

Keith R. A. DeCandido

4,5

Beschreibung

Das Sequel zur "Destiny"-Trilogie! Die Zukunft bringt Veränderungen ... Die verhängnisvollen Ereignisse in "Star Trek - Destiny" haben den bekannten Weltraum verwüstet. Welten sind gefallen. Leben sind zerstört worden. Und in den unruhigen Wochen, die dieser Katastrophe folgen, werden die Überlebenden des Holocaust weiterhin bis an die Grenzen der Belastbarkeit getrieben. Doch seltsame und geheimnisvolle Vorkommnisse bringen die kampfesmüden Verbündeten sogar noch mehr aus dem Gleichgewicht. In der Föderation werden die Bemühungen, schwindende Ressourcen aufzufüllen, um Millionen von Evakuierten Hilfe zu leisten immer wieder vereitelt. An den Grenzen des zerschlagenen Klingonischen Imperiums wittern die verschlagenen Kinshaya eine Schwäche - und eine Gelegenheit. Im romulanischen Raum befindet sich das bereits zerbrochene Imperium gefährlich nah an einem Bürgerkrieg. Als sich die Ereignisse, die die Bemühungen des Quadranten, sich selbst zu heilen, untergraben, immer weiter verbreiten, beginnt ein Mann zu begreifen, was wirklich geschieht. Sonek Pran - Lehrer, Diplomat und gelegentlicher Berater des Föderationspräsidenten - erkennt in der scheinbaren Willkürlichkeit ein Muster. Und während sich die Beweisstücke nach und nach zusammenfügen, beginnt ein beunruhigendes Bild, das die halbe Galaxis einschließt, Form anzunehmen. Die Föderation und ihre Alliierten sehen sich einer Herausforderung gegenüber, die völlig anders ist, als alles, dem sie sich bisher stellen mussten.

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Based upon

Star Trek and Star Trek: The Next Generation

created by Gene Roddenberry

Star Trek: Deep Space Nine

created by Rick Berman & Michael Piller

Star Trek: Voyager

created by Rick Berman & Michael Piller & Jeri Taylor

Star Trek: Enterprise

created by Rick Berman & Brannon Braga

Ins Deutsche übertragen von

Anika Klüver

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – EINZELSCHICKSALE wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.

Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Anika Klüver;

verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Anja Pilz und Gisela Schell;

redaktionelle Mitarbeit: Julian Wangler; Satz: Amigo Grafik; Cover Artwork: Alan Dingman.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – A SINGULAR DESTINY

German translation copyright © 2010 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2009 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

© 2010 Paramount Pictures Corporation. All Rights Reserved.

™®© 2010 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

ISBN 978-3-942649-87-2 September 2011

www.cross-cult.de · www.startrekromane.de

In Gedenken an Joseph Pevney, Alexander Courage und Robert H. Justman, die alle eine Menge zuSTAR TREKbeigetragen haben, sowie Joan Winston und Robbie Greenberger, die allerbesten Fans.

Ihr werdet alle sehr vermisst.

HISTORISCHE ANMERKUNG

Dieser Roman spielt im späten April 2381, etwa zwei Monate nach dem Ende derSTAR TREK – Destiny-Trilogie und anderthalb Jahre nach dem Kinofilm STAR TREK – Nemesis.

Wenn Diplomaten lügen, haben sie stets das Schicksal im Blick.

– Mason Cooley

Gesegnet sind die Leute, deren Anführer dem Schicksal ins Auge blicken können, ohne zu blinzeln, aber auch ohne dabei Gott spielen zu wollen.

– Henry Kissinger

Auszug aus einem Artikel von Jack Elliott in der Times

DieZirkivsieht nur aus wie ein dreihundertfünfzig Jahre altes Schiff des Erd-Frachtdienstes ECS. Die Besitzerin des Schiffes, Stammartie Holl, hat Jahre damit verbracht, Hüllenteile diverser alter ECS-Schiffe zusammenzutragen und sie zu einem Schiff zusammenzufügen, das sie und ihre zwei Kinder von Grund auf konstruiert haben. Manchmal vermietet sie das Schiff an Touristen, doch in erster Linie transportiert sie mit derZirkivFracht.

Das Schiff befindet sich jetzt seit zwei Monaten im Orbit von Cor Caroli IX und ist bis zum Bersten mit Flüchtlingen von T’Khut gefüllt.

Im Dezember des letzten Jahres sollte dieZirkivvertragsgemäß diverse Güter von Trill nach Vulkan bringen. Als das neue Jahr anbrach, mussten sie ihre Lieferungen bereits mit einer bewaffneten Eskorte an ihrer Seite durchführen, da man einen Angriff der Borg befürchtete.

Sie hatten ihre Lieferung gerade abgeschlossen, als sie die Nachricht erreichte, dass eine Flotte Borg-Schiffe in Föderationsraum einfiel. Unter ihnen war auch eines, das direkt auf Vulkan zuhielt. Während die meisten Schiffe Leute von der Hauptheimatwelt wegtransportierten, befanden sich immer noch mehr als fünfhundert Personen in einem Habitat auf Vulkans luftlosem Schwesterplanet T’Khut. Obwohl ein paar der Bewohner nicht daran interessiert waren, ihr Zuhause zu verlassen, gab es viele, die der Meinung waren, es wäre besser, fort zu sein, wenn die Borg eintreffen würden.

Captain Holl bot ihnen den freien Platz im Frachtraum an. Zweihundertzweiundzwanzig Vulkanier und siebenundvierzig Mitglieder anderer Spezies nahmen das Angebot an. Nun, zwei Monate später, sind sie immer noch dort.

Der Sternenflotte gelang es mithilfe einer Rasse namens Caeliar, der Bedrohung durch die Borg ein Ende zu setzen. Doch der Schaden, den die Borg vor ihrer Niederlage anrichteten, war unermesslich. T’Khut war nur einer von Hunderten Planeten, die zerstört wurden. Und die Leute, die Captain Holl aufnahm, haben nun keine Heimat mehr, in die sie zurückkehren können. Vulkan selbst wurde ebenfalls von den Borg angegriffen, und viele seiner Bürger kamen dabei ums Leben. Die Kolonie auf Cor Caroli IX hatte man angewiesen, den Überschuss an Evakuierten aufzunehmen.

Doch die Sache hat einen Haken: In der Föderation herrscht derzeit ein erheblicher Mangel an Topalin, das nicht repliziert werden kann und unentbehrlich für die Konstruktion atmosphärischer Kuppeln ist.

Daher wurde ein neuer Vertrag mit Capella IV abgeschlossen, um mehr Topalin abbauen zu können, doch es handelt sich um einen langsamen Prozess. Und in der Zwischenzeit sind zweihundertneunundsechzig Bürger von T’Khut gezwungen, im Frachtraum eines restaurierten ECS-Schiffes zu leben. Sie können zwar in die existierende Siedlung auf Cor Caroli IX reisen, doch die Einrichtungen dort sind ebenfalls begrenzt.

Ich sprach mit einem der Flüchtlinge, und er hatte Folgendes zu sagen …

EINS - CAPELLA IV

Rebecca Greenblatt hasste die Tatsache, dass die Capellaner so vielgrößerwaren als sie.

Nicht, dass es ihr generell etwas ausmachte, klein zu sein. Sie war schon daran gewöhnt. Obwohl sie auf Benecia geboren war, hatte Rebecca den Großteil ihrer Kindheit auf Pangea, einer Welt mit hoher Schwerkraft, verbracht. Durch das Leben dort war ihr Wachstum beeinträchtigt worden, sodass sie nur anderthalb Meter maß. Im Umgang mit den meisten anderen humanoiden Spezies stellte das kein Problem dar, doch auf Capella war selbst derkleinsteEinheimische zwei Meter groß.

Die meiste Zeit auf Capella durfte sie damit verbringen, in Nasenlöcher zu starren.

So hatte sie sich ihren ersten Auftrag als Projektleiterin nicht vorgestellt.

Nicht, dass sie sich beschwerte. Teufel nochmal, im Moment war sie einfach nur überglücklich, am Leben zu sein. Wie jeder andere, hatte auch sie die Bilder des Föderationsnachrichtendienstes gesehen. Tausende Borg-Kuben waren in einem gewaltigen Schwarm in Föderationsraum eingefallen – und das nur sieben Monate nachdem ein riesiger Kubus ins Sonnensystem der Erde eingetreten war. Dieser hatte einen Planetoiden absorbiert und beinahe die Erde zerstört. Wenn man all das in Betracht zog, konnte man sich wirklich glücklich schätzen, überlebt zu haben.

Allerdings war es noch besser, noch am Leben zu seinundsich endlich Projektleiterin nennen zu können.

Sie hatte als Praktikantin bei Janus-Bergbau angefangen, während sie strukturelles Ingenieurwesen an der Imprek-Universität auf Tellar studierte. Infolge einer tektonischen Verschiebung unter einem von Tellars Ozeanen war dort Uridium entdeckt worden, und Janus hatte den Auftrag erhalten, das Erz für die Föderation abzubauen. Sie suchten händeringend nach Personal und klapperten daher die Universitäten ab. In erster Linie stellten sie Tellariten ein, doch in Imprek waren zwanzig Prozent der Einwohner keine Tellariten. Zu ihnen gehörte auch Rebecca, die feststellte, dass ihr Talent und Hintergrundwissen in strukturellem Ingenieurwesen gut zum Bergbau passten.

Natürlich bestand ihre Arbeit auf Tellar letztendlich nicht aus strukturellen Ingenieurtätigkeiten. Janus wollte hauptsächlich Leute, die Dinge abholten, brachten und Botengänge erledigten. Doch Rebecca stellte sich dabei so gut an, dass man ihr nach ihrem Universitätsabschluss eine Stelle anbot.

Das war jetzt zehn Jahre her. Letzten Monat hatte ihr Chef Torvis-Urzon sie in sein Büro im Janus-Hauptquartier auf Bre’el IV gerufen. Das Gebäude war klein und funktionell. Das Gleiche galt für das Büro ihres Chefs, einen beengten Raum ohne Fenster und mit einem Schreibtisch, hinter dem der Grazerit kaum Platz fand.

»Erinnern Sie sich an diese Beförderung, über die wir sprachen?«, hatte Torvis-Urzon bei ihrer Ankunft ohne Umschweife gefragt.

Rebecca war davon nicht überrascht gewesen. Torvis-Urzons Umgangsformen beinhalteten generell keine Höflichkeit. »Ja. Und ich erinnere mich auch daran, dass wir die ganze Sache auf Eis gelegt haben.«

»Das lag an unserer Gewissheit, dass wir assimiliert werden würden. Doch darüber müssen wir uns jetzt keine Sorgen mehr machen. Eigentlich hängt die Borg-Invasion sogar direkt mit Ihrem neuen Job als Projektleiterin zusammen.«

»Was für ein neuer Job?«, hatte Rebecca mit rasendem Herzen gefragt.

»Wir sehen uns plötzlich mit einem Mangel an Topalin konfrontiert. Also ist es jetzt Ihre Aufgabe, etwas davon zu besorgen.«

Das hatte für Rebecca Sinn ergeben. Nach dem Einfall der Borg war das Bedürfnis nach atmosphärischen Kuppeln um ein Tausendfaches gestiegen. Und wenn man wollte, dass sie auchfunktionierten, benötigte man Topalin. »Wo?«

»Auf Capella IV.«

Daraufhin war ihr Herzschlag wieder auf ein normales Maß zurückgegangen. »Auf Capella IV gibt es bereits einen Bergbaubetrieb. Genau genommen gibt es ihn schon seit über einem Jahrhundert.«

»Und in all der Zeit haben sie es nicht geschafft, eine Aufrüstung vorzunehmen. Capellas Topalin-Produktion ist nur etwa ein Zehntel dessen, was sie mit modernen Anlagen sein könnte.«

Daraufhin hatte Rebecca gegrinst. Ihr war nichts über Capella bekannt gewesen, außer, dass es einen Handelspartner der Föderation für Topalin darstellte, doch das war ausreichend gewesen. Sie fing an, sich am Kinn zu kratzen. Dort war ein Muttermal gewesen, das sie hatte entfernen lassen, doch die Stelle juckte aus irgendeinem Grund noch lange nachdem es vaporisiert worden war. »Und die Föderation will, dass wir das übernehmen?«

»Eigentlich wollte die Föderation, dass das Ingenieurskorps der Sternenflotte es erledigt.«

»Sie machen wohl Witze«, war es Rebecca voller Abscheu herausgerutscht. Sie hasste diese Angeber von der Sternenflotte.

»Nein, aber die capellanische Regierung hat abgelehnt. Es hatte irgendetwas mit einem ihrer Könige zu tun, der sich im Exil befindet, oder so was in der Art.«

»Ein König im Exil?«

Torvis-Urzon gab ein Geräusch von sich, das wie ein Plasmaleck klang. Es war die grazeritische Entsprechung eines Schulterzuckens – oder zumindest war es bei diesem Grazeriten der Fall. »Ich weiß nichts über capellanische Politik – ich gebe nur wieder, was man mir mitgeteilt hat.«

»Also gut. Wann fange ich an?«

Er wühlte in den Dutzenden Padds auf seinem Schreibtisch herum, bis er das richtige fand und es ihr reichte. »In zwei Tagen. Hier drauf stehen alle Informationen, die Sie benötigen werden, sowie eine Liste von Personen, die Sie mitnehmen können.«

Jetzt raste ihr Herz wieder. »Ich kann also mitnehmen, wen ich will?«

»Innerhalb gewisser Grenzen«, meinte Torvis-Urzon.

Rebecca rief die entsprechende Liste auf dem hellen Bildschirm des Padds auf. Sie bemerkte sofort, dass es keine Optionsliste für den Posten des leitenden Computertechnikers gab.

Sie starrte ihren Chef finster an. »Sie wollen, dass ich T’Lis mitnehme.«

»Sie ist die einzige verfügbare Technikerin, die die nötige Erfahrung besitzt.«

Rebecca wedelte mit dem Padd hin und her, als ob sie Torvis-Urzon damit schlagen wollte – was weder damals noch heute eine grundlegend schlechte Idee zu sein schien – und sagte: »Sie macht mich ganz kribbelig.«

»Der Übersetzer muss eine Fehlfunktion haben. Was sagten Sie?«

Rebecca wusste sehr wohl, dass der Universalübersetzer mit ein wenig Umgangssprache fertig wurde, aber sie wusste auch, dass Torvis-Urzon es hasste, wenn Leute in jedweder Sprache einen gewissen Slang verwendeten. »Sie bereitet mir Unbehagen. Sie starrt mich immer an, als sei ich ein verunglücktes Laborexperiment.«

»Vielleicht sind Sie das ja.« Torvis-Urzon hätte beinahe gelächelt.

Mit einem schwereren Seufzer, als ihn die Situation gerechtfertigt hätte, hatte Rebecca das Padd an sich genommen und das Büro verlassen. Dann war sie in eines der Hotelzimmer gegangen, die von Janus für das nichtansässige Personal reserviert wurden, wenn dieses sich auf dem Planeten befand.

Innerhalb eines Tages hatte sie ihr Team zusammengestellt und die meisten von ihnen kontaktiert. Mit T’Lis nahm sie keine Verbindung auf, da sie davon ausging, dass Torvis-Urzon das schon erledigt hatte – und falls das nicht der Fall war, würde sie vielleicht nicht mitkommen, und Rebecca würde sich jemand anderen suchen können.

Doch T’Lis erschien natürlich zusammen mit den anderen einhundertsechsundsiebzig Leuten, deren Aufgabe darin bestehen würde, das capellanische Bergbausystem aufzurüsten. Sie reisten mit derHecate, einem von Janus’ massiven Transportern, von Bre’el nach Capella.

Dann kam sie in Capellas Hauptstadt an und starrte in die Nasenlöcher des Tiru hinauf.

In all dem Material über Capella, das sie in den vergangenen Wochen gelesen hatte, wurde nirgendwo erwähnt, wiegroßdiese Leute waren.

Außerdem waren sie übermäßig ehrlich. Ihre rituelle Begrüßung beinhaltete eine Formel, bei der es um offene Herzen und offene Hände ging, und sie schätzten die Wahrheit. Nachdem der Tiru die Begrüßung beendet hatte – was ihn im Vergleich zu Torvis-Urzon unglaublich höflich erscheinen ließ –, sagte er zu Rebecca: »Sie sind so lange auf Capella willkommen, wie es dauert, unsere Fähigkeit, Ihnen Steine zu verkaufen, wiederherzustellen. Doch länger werden wir Sie hier nicht dulden.«

Rebecca wurde klar, dass das Zusammenleben mit den Einheimischen keine Priorität darstellen würde und so stürzte sie sich in die Aufgabe, Capellas Bergbaubetrieb aufzurüsten.

Oder, wie sich herausstellte, das gesamte System zu überholen und/oder zu ersetzen. T’Lis hielt ihr einen Vortrag über das Thema. »Diese Minen«, erklärte T’Lis, »wurden 2267 gebaut, als das duotronische Zeitalter seinen Höhepunkt erreicht hatte. Diese Computer mögen im Jahr 2267 der bestmöglichen Qualität entsprochen haben, doch nach den Standards von 2381 sind sie beklagenswert antiquiert, wie selbst Sie sich wohl vorstellen können.«

Die Beleidigung ließ Rebecca mit den Zähnen knirschen, doch sie weigerte sich, etwas zu erwidern und fragte stattdessen: »Warum wurde keine Aufrüstung vorgenommen?«

Sie bereute sofort, die Frage gestellt zu haben, denn die Vulkanierin bedachte sie daraufhin mit diesem verdammten Blick. »Da es offenbar Ihre Fähigkeiten übersteigt, die Aufzeichnungen über die Geschichte Capellas zu lesen, die Bestandteil unseres Materials waren, werde ich es Ihnen erklären. Obwohl Capella im vergangenen Jahrhundert einem Vertrag mit der Föderation zustimmte, verschlechterte sich die Beziehung, als eine alsToora Maabbekannte Gruppe erfolgreich den Tiru stürzte, einen jungen Mann namens Leonard Akaar.«

Rebecca begann, sich am Kinn zu kratzen. »Es gibt einen Capellaner, der Leonard heißt?« Natürlich kam diese Art von Namensvermischung in der Föderation hin und wieder vor, doch sie hätte es nicht von solch arroganten Isolationisten wie den Capellanern erwartet.

»Offenbar wurde er von einem Menschen entbunden, der diesen Namen trug. In jedem Fall wurden er und seine Mutter ins Exil verbannt und für tot erklärt. Akaars Grab befindet sich in der Hauptstadt.«

»Stadt. Schon klar.« Auf Pangea erstreckten sich Städte über Tausende von Kilometern. Auf Benecia wurden die Städte in die Berge hineingebaut. Auf Capella bestand eine »Stadt« aus ein paar kleinen, schlecht konstruierten Gebäuden, die zufällig nebeneinander standen.

T’Lis fuhr fort. »Nach Akaars Amtsenthebung waren die Capellaner zwar bereit, Handel mit der Föderation zu betreiben, doch sie gestatteten es den Föderationstechnikern nicht, notwendige Aufrüstungen vorzunehmen.«

»Und mit der Zeit wurde die Ausrüstung immer ineffizienter und der Handel ging zurück.«

»Was schließlich zu einem Beinahe-Zusammenbruch der capellanischen Wirtschaft führte«, sagte T’Lis. »Es hat nur so lange gedauert, weil die Bergbauausrüstung, die die Föderation vor einem Jahrhundert installierte, recht beständig war. Dennoch erwies sich der Angriff der Borg für die Capellaner als Glücksfall. Ohne den Anstieg der Topalin-Exporte, der unsere Anwesenheit hier bedingt, wäre die capellanische sozioökonomische Infrastruktur nach Schätzung der meisten Experten innerhalb eines Jahrzehnts zusammengebrochen.«

Rebecca entschuldigte sich und wünschte, sie hätte einen Computertechniker, der auf ihre Frage einfach geantwortet hätte: »Das Zeug ist alt, und die Capellaner können uns nicht gut genug leiden, um es uns reparieren zu lassen.«

Am nächsten Tag ging Rebecca ein paar Berichte durch. Sie rief ihren Assistenten zu sich, einen Zakdorn namens Jir Roplik, der zwei entscheidende Vorteile mit sich brachte: Er war unglaublich klug und tüchtig, und er war einer der wenigen Leute an diesem Ort, die kleiner waren als sie.

»Warum will T’Lis den Computerkernschon wiedervom Netz trennen?«

»Weil das Diagnoseprogramm besser funktioniert, wenn sie ihn vom Netz trennt.«

Rebecca kratzte sich am Kinn und meinte: »Jir, ich habe mein ganzes Leben lang mit Computern gearbeitet. Meiner Erfahrung nach sind Diagnoseprogramme normalerweise, ähm,robustgenug dafür.«

»T’Lis hatte Probleme mit der Umstellung auf die isolinearen Systeme. Sie sagt, dies könnte das letzte Mal sein, dass sie den Kern aus diesem Grund vom Netz trennen muss.«

»‚Könnte‘? Unter welchen Umständen wird das passieren?«

»Wenn das Diagnoseprogramm tatsächlichfunktioniert.«

»Wissen Sie, ich war nur deswegen bereit, mich mit ihr abzugeben, weil sie in diesen Sachengutsein soll«, gestand Rebecca.

Jir seufzte, wodurch er die Hautfalten seiner Wangen aufblies. »Ich gebe nur weiter, was sie sagte.«

Rebecca blickte flehend zur Decke, doch dort fand sie nur gewelltes Metall. Die Unterkünfte für ihre Leute waren noch nicht fertiggestellt. Rebecca hatte im ursprünglichen Ladeverzeichnis keine angefordert, da man bei solchen Aufträgen normalerweise in örtlichen Gastunterkünften leben konnte und keine Zeit damit verschwenden musste, notdürftige Behausungen zu bauen, die ohnehin immer furchtbar waren.

Doch in diesem zusammengeschusterten Klumpen billigen Metalls zu leben und zu arbeiten, musste sich noch um einige Stufen verbessern, um so eine nette Bezeichnung wiefurchtbarzu verdienen. Rebecca hatte direkt mit der ersten neuen Materiallieferung von Janus temporäre Notunterkünfte angefordert.

Das erinnerte sie an etwas … »Dieser Ferengi-Händler gestern. Es war ein anderes Schiff als das während der ersten paar Wochen.«

»Ist mir aufgefallen. Ich habe einen der Leute des Tiru gefragt. Offensichtlich ist das nichts Ungewöhnliches. Die ‚großohrigen Bringer‘, wie sie sie hier nennen, wechseln ständig ihre Schiffe. Es kommt selten vor, dass sie drei Wochen hintereinander das gleiche Schiff benutzen.«

»Schön. Wird Firee es schaffen, sich mit mir zu treffen oder pumpt er immer noch das Wasser ab?«

»Er pumpt immer noch das Wasser ab. Er sagt, es wird noch bis zum Nachmittag dauern.«

Rebecca seufzte. Es hatte in der letzten Nacht geregnet. Die Häuser der Capellaner waren zwar so gebaut, dass sie den Elementen standhalten konnten, doch das galt nicht für die Minenschächte, die von den Bewohnern des Planeten ohne die Unterstützung der Föderation gegraben worden waren. Ironischerweise sollte bei dem Treffen an diesem Morgen darüber diskutiert werden, die Entwässerungsanlage der Mine zu überprüfen, für den Fall, dass es Regen gab. Rebecca hatte nicht damit gerechnet, dass die Natur sie in der vergangenen Nacht einem praktischen Test unterziehen würde.

»Seien Sie gegrüßt!«

Die laute Stimme ließ Rebecca aufschrecken. Sie wandte sich dem Eingang ihres Büros zu, der nun voll und ganz von einem männlichen Capellaner eingenommen wurde. Er trug ein blaues Hemd und eine ebenfalls blaue Hose. Eine mattgelbe Schärpe bedeckte seine Hüfte und die rechte Schulter. Die Kopfbedeckung passte farblich zu Hemd und Hose, und schwarze Stiefel sowie ein Waffengürtel komplettierten seine Erscheinung. Sein Haar war auf seinem Kopf zu einem Knoten zusammengebunden, der durch die Spitze der Kopfbedeckung ragte.

Rebecca sah in seine Nasenlöcher hinauf und fragte: »Kann ich Ihnen helfen?«

»Der Tiru schickt mich. Ich heiße Kuun. Sie sollen mir beibringen, wie man die neuen Maschinen bedient.«

Rebecca kratzte sich so stark am Kinn, dass es fast blutete und sagte: »Es tut mir leid, Kuun, aber so weit sind wir noch lange nicht. Glauben Sie mir, Ihnen die neue Bedienung der Mine zu erklären, steht auf unserem Programm, aber wir sind noch nicht fertig.«

»Der Tiru schickte mich jetzt. Sie werden es mir jetzt beibringen.«

Bildete Rebecca sich das nur ein, oder wurde Kuun sogar noch größer, während er sprach? Sie verscheuchte den Gedanken und sagte: »IchkannIhnen nichts beibringen. Im Moment haben wir nur riesige Maschinen, die nichts machen und Computer, die nicht richtig funktionieren.«

»Eigentlich«, mischte sich Jir ein, »sollte die Raffinerie laut Plan heute fertig werden.«

Rebecca funkelte ihren Assistenten finster an und hoffte, dass ihr Blick ihren Gedanken übertrug:Ich wünschte, Sie hätten das nicht gesagt.»Ja, aber es gibt noch nichts, was wirraffinierenkönnten.«

Kuun verschränkte seine Arme, die auf Pangea als Stützpfeiler eines Gebäudes hätten verwendet werden können, vor seiner gewaltigen Brust. »Sie werden mir die Raffinerie zeigen.«

»Ich sage Ihnen was. Ich bin bis nach dem Mittagessen beschäftigt, aber …«

Jir meinte: »Nein, Sie haben jetzt Zeit. Ich sagte Ihnen doch, dass Firee …«

»... das Treffen abgesagt hat, richtig.« Rebecca war das tatsächlich entfallen. »Schön.« Sie stand von ihrem Schreibtisch auf – sie hatte sich vorgenommen, ihn ordentlicher zu halten als Torvis-Urzon seinen, war dabei allerdings spektakulär gescheitert – und ging auf Kuun zu. »Wenn Sie mir dann bitte folgen würden. Jir, kontaktieren Sie Yinnik und sagen Sie ihm, er soll uns bei der Raffinerie treffen.«

»Natürlich«, bestätigte Jir mit einem Nicken. Er ging zurück an seinen Schreibtisch – der makellos war, verdammter Mistkerl –, während Rebecca Kuun nach draußen führte.

Für einen kurzen Moment hielt sie auf der Schwelle inne und bewunderte die Aussicht.

Auch wenn die Bewohner ziemliche Nervensägen waren und das Projekt mehr Schwierigkeiten mit sich brachte, als ihr lieb war, musste Rebecca zugeben, dass dieser Planet wunderschön war. Die Sonne schien strahlend an einem kristallklaren Himmel – was zweifellos zum Teil an dem Unwetter lag, das letzte Nacht vorbeigezogen war. Auf Pangea war Regen immer eine unangenehme Angelegenheit gewesen, da die Tropfen dort mit größerer Geschwindigkeit vom Himmel fielen und schmerzhaft stachen, wenn sie auf die Haut trafen. Erst als Rebecca für ihre Zeit an der Universität nach Tellar zog, wurde ihr klar, dass Regen auch schön sein konnte – obwohl das oft feuchte tellaritische Wetter ihr schnell auf die Nerven ging.

Doch hier war die Luftfeuchtigkeit fortgewaschen worden und hatte einen kühlen, klaren Tag hinterlassen. Die Sonne schien, die Bäume neigten sich elegant in der Brise, die fernen Felsen des Gebirges im Osten funkelten im Sonnenlicht und im Westen lag die Mine, die ihre Leute in eine hochmoderne Anlage verwandelten. Sie würden diesen Anachronismus aus dem dreiundzwanzigsten Jahrhundert, der vorher dort gestanden hatte, im Staub verrotten lassen.

In genau diesem Moment explodierte die Raffinerie.

Die Gewalt der Explosion traf Rebecca, doch sie fiel nicht zu Boden. Ihre Knochen und Muskeln hatten sich schon vor langer Zeit an den Sog von Pangeas starker Schwerkraft angepasst, und die ferne Kraft einer Explosion reichte nicht aus, um sie von den Füßen zu reißen.

Was man von ihrem capellanischen Begleiter nicht behaupten konnte, der rückwärts auf sein Hinterteil fiel.

Da Rebecca wusste, dass Kuun keine helfende Hand annehmen würde, wandte sie sich stattdessen der Raffinerie zu. Sie griff nach dem Komm-Gerät in ihrer Tasche und rief: »Yinnik! Was ist passiert? Können Sie mich hören?«

»Rebecca, hier ist Firee. Was ist da gerade passiert?«

Sie begann, auf die Raffinerie zuzulaufen. Ihre schweren Schritte hinterließen in der capellanischen Erde tiefe Abdrücke. »Die Raffinerie ist explodiert! Alle Mann sofort Notfallprozedur vier einleiten!«

Janus-Bergbau hatte Prozeduren für fast jeden erdenklichen Notfall. Und wenn ein neuer auftauchte, wurde für das nächste Mal auch eine neue Prozedur entwickelt. Doch dieser hier hatte sich zuvor schon viele Male ereignet, auch wenn Raffinerien normalerweise nur dann explodierten, wenn sie gefährliche Materialien verarbeiteten. Das Problem bestand darin, dass Topalin nicht gefährlich war, und selbst wenn es das gewesen wäre, war diese Raffinerie noch gar nicht in Betrieb.

Also was zum Teufel ist da gerade passiert?

Sie schob die Frage beiseite und zog ein Padd aus ihrer Tasche, um es an das Komm-Gerät anzuschließen. Jede Notfallprozedur sah als erste Handlung vor, dass sich jeder meldete, der dazu in der Lage war.

Von den einhundertsiebenundsiebzig Leuten unter Rebeccas Aufsicht meldeten sich einhundertneunundsechzig. Sechs der verbleibenden acht waren Yinnik und seine fünf Mitarbeiter, die an der Raffinerie gearbeitet hatten. Eine weitere war T’Lis.Was hatte sie in der Raffinerie zu suchen?

Bei dem letzten Vermissten handelte es sich um den Leiter der Sicherheit, ein Bewohner Pangeas namens Yevgeny Ubekov, den Rebecca schon seit ihrer gemeinsamen Schulzeit kannte. Genau genommen war sie es gewesen, die ihm die Stelle bei Janus besorgt hatte.Und er ist derjenige, der diesen Vorfall hier untersuchen sollte. Verdammt.

Als Rebecca die Raffinerie erreichte, hatten die automatischen Feuereindämmungssysteme den aus der Explosion resultierenden Brand – der kaum Gelegenheit gehabt hatte, sich auszubreiten – schon unter Kontrolle gebracht.

Die diversen Leiter begannen, zu melden, dass ihre jeweiligen Abteilungen unbeschädigt waren. Die offensichtliche Ausnahme bildete Yinnik, dessen Abteilung die Raffinerie gewesen war. Eine von T’Lis’ Assistentinnen meldete, dass der Computerkern unbeschädigt sei. »Und«, fügte sie hinzu, »sie befand sich in der Raffinerie, weil Yinnik sagte, die Kontrollkonsolen würden nicht richtig funktionieren.«

Das erklärt zumindest das, dachte Rebecca, als sie die fünfzehn Leute bemerkte, deren Aufgabe bei Notfallprozedur vier darin bestand, die Trümmer nach Überlebenden zu durchsuchen. Kuun half ihnen dabei, indem er große Trümmer- und Geröllbrocken beiseite hievte, obwohl ihn niemand dazu aufgefordert hatte. Rebecca wusste diese Geste zu schätzen.

Ebenfalls anwesend war der Arzt des Teams, der sich jedoch im Hintergrund hielt. Es handelte sich um einen sehr scheuen Bolianer namens Hruok, von Rebecca ausgewählt, weil er von allen Medizinern bei Janus der einzige war, der schon zuvor auf einem nichtindustriellen Planeten gearbeitet hatte.

Hruok hielt einen medizinischen Trikorder hoch. »Ich messe keine Lebenszeichen, die nicht zum Rettungstrupp gehören.« Er sah mit traurigen Augen zu Rebecca hinunter. »Ich fürchte, hier handelt es sich nicht um eine Rettungs-, sondern um eine Bergungsaktion.«

»Dann müssen Autopsien durchgeführt werden«, sagte Rebecca und versuchte, sich an die Sicherheitsprozeduren zu erinnern.Dafür hatte ich eigentlich Yevgeny.»Und wir werden nach Sprengstoffen scannen.«

Der Arzt starrte sie verwirrt an. »Sprengstoffe?«

»Die Raffinerie war noch nicht in Betrieb, Doktor. Und wir befinden uns auf einem Planeten, der voller Leute ist, die schon früher nur Verachtung für die Föderation übrig hatten. Wenn Yevgeny hier wäre, würde er das als Erstes überprüfen.«Hoffe ich zumindest.

Dann aktivierte sie ihr Komm-Gerät. »Jir, kontaktieren Sie Torvis-Urzon über die Notfallverbindung und erstatten Sie ihm Bericht.«

»Natürlich.«

Hruok starrte wieder auf seinen Trikorder. »Ich messe vulkanische DNA-Spuren, direkt unter der Stelle, wo sich diese große Person befindet.«

Kuun begann, intensiver zu graben, wobei er ein sehr großes, verbogenes Metallstück aus den Trümmern riss, das voller grüner Flecken war.

Darunter lag T’Lis’ Leiche.Das Letzte, was ich über sie dachte, war etwas Gemeines.Rebecca fühlte sich deswegen furchtbar, und dieses Gefühl wurde nur noch stärker, als ihr klar wurde, dassallihre Gedanken über T’Lis gemein gewesen waren.

Einer der Ingenieure, ein Mensch namens Hugues Staley, kam auf Rebecca zu. Er hielt einen modifizierten, etwa zwanzig Jahre alten Sternenflottentrikorder in der Hand. Hugues liebte es, Geräte der Sternenflotte zu sammeln und daran herumzubasteln. »Rebecca, ich habe gerade einen Scan durchgeführt. Dabei habe ich ein Element gefunden, das nicht hier sein sollte – es kommt auf Capella nicht vor, und wir verwenden es auch nicht.«

»Was ist es?«

»Cabrodin.«

Hugues sprach das Wort so aus, als müsse Rebecca etwas damit anfangen können. »Hugues, mein letzter Chemiekurs war vor zehn Jahren und ich hatte nie etwas mit Cabrodin-Abbau zu tun. Ehrlich gesagt lerne ich nur dann etwas über Elemente und Mineralien, wenn sie mit meiner Arbeit zusammenhängen.«

»Nun, Cabrodin kann man für vieles verwenden, und es istmöglich, dass die Explosion eine chemische Reaktion auslöste, wodurch es entstand, aber …«

Als Hugues Pause länger als fünf Sekunden anzudauern drohte, drängte Rebecca: »Aber was?«

»Es ist ebenfalls ein häufiger Bestandteil von Sprengstoffen.«

Hruok schluckte. »Also ziehen wir jetzt wieder Sabotage in Betracht.«

»Vielleicht.« Rebecca betätigte das Komm-Gerät und verfluchte Yevgeny dafür, dass er sich in dieser verdammten Raffinerie aufgehalten hatte. »Jir, haben Sie Torvis-Urzon schon erreicht?«

»Shroya versucht ihn gerade ausfindig zu machen.«

Rebecca führte im Kopf ein paar schnelle Berechnungen durch. Erst jetzt wurde ihr klar, dass es in Bre’el IVs Hauptstadt später Abend war. Torvis-Urzon war bekannt dafür, dass man ihn nach Geschäftsschluss nur sehr schwer erreichte.

»Okay, halten Sie mich auf dem Laufenden.«

Als sie die Überreste der Raffinerie betrachtete, aus denen noch zwei weitere Leichen geborgen wurden – einschließlich der Yevgenys –, dachte Rebecca:So hatte ich mir meinen ersten Auftrag als Projektleiterin nicht vorgestellt.

Ein Brief an Professor Sonek Pran an der McKay-Universität, Endurance, Mars, gesendet von Chief Rupi Yee von derU.S.S. Sugihara

An meinen geliebten Ehemann:

Zuerst einmal, alles Gute zum Geburtstag! Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir sein kann, um mit dir zu feiern. Ich schätze, wir könnten den Borg die Schuld dafür geben. Ich denke, wir haben mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem wir ihnen für alles die Schuld geben. Regenwetter? Die Borg. Die Suppe aus dem Replikator ist wässrig? Die Borg. Haare, die sich nicht richtig frisieren lassen wollen? Die Borg.

Für uns beginnt jetzt bereits die dritte Woche auf Ardana. Tatsächlich habe ich gerade einmal Zeit zum Durchatmen, da wir das planetare Transportersystem endlich wieder zum Laufen gebracht haben. Die Zenit-Minen sind auch wieder in Betrieb. Wir haben sie endlich alle ausgehoben – aber darum hat sich zum Glück jemand anderes gekümmert. Ich selbst musste den Wiederaufbau des gesamten Transportersystems des Planeten überwachen. Das war ziemlich schwierig, da Ardana ein eigenes System hat, das sich völlig von dem der restlichen Föderation unterscheidet. Es dazu zu bringen, mit unserem zu kooperieren, erwies sich als eine ganz schöne Herausforderung, besonders da viele Computerdaten auf Ardana während des Borg-Angriffs irreparabel beschädigt wurden. Und bevor du fragst, ob sie physische Datensicherungen vorgenommen haben – die wurden alle eingeäschert.

Doch es hätte schlimmer sein können. Sie bauen hier unten eine Statue in Form des romulanischen Schiffes Verithrax, das den Borg-Kubus – und sich selbst – in die Luft jagte, bevor er den ganzen Planeten auslöschen konnte. Überall auf dem Planeten gibt es Flüchtlingslager und sie alle nennen sich »die Verithrax-Siedlung«. Es treibt die arme Captain Demitrijian in den Wahnsinn, da sie nie weiß, von welcher Siedlung gerade die Rede ist.

Doch wirklich beeindruckend sind die Ardananer. Sie hatten eine Stadt, die in den Wolken schwebte. Sie stürzte vor etwa vier Jahren ab und bildete damit den Mittelpunkt großer ziviler Unruhen. Wir kamen letztes Jahr hier vorbei, um ihnen wegen einiger Ernteausfälle zu helfen. Damals dachte ich wirklich, dass die eine Hälfte der Bevölkerung die andere umbringen würde. Doch jetzt? Jeder liebt jeden – und dank der Verithrax lieben alle die Romulaner. Etwa zwanzig Prozent der Ardananer tragen ihr Haar in diesem albernen Pottschnitt, der beim romulanischen Militär üblich ist.

Jedenfalls sollten wir nur noch eine Woche hier sein, bevor wir uns zu unserem nächsten Ziel begeben. Natürlich hat niemand die geringste Ahnung, wo das sein wird, aber die Gerüchte verbreiten sich wie immer mit Warp zehn. Und wie immer beachtet auch niemand den Transporter-Chief, sodass ich alle möglichen seltsamen Dinge höre. Jomat denkt, dass wir als Nächstes den Klingonen helfen sollen, während Commander Matsui überzeugt ist, dass wir auf Ardana bleiben werden, und Ensign Fiore ist der Meinung, dass man uns zum Patrouillieren an die tholianische Grenze schicken wird. Alle denken, dass Fiore verrückt ist, was vermutlich stimmt, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verteidigung gegen die Tholianer so hohe Priorität hat. Außerdem war Fiore auch derjenige, der nicht verstand, warum die Borg überhaupt so eine große Sache waren, was ein noch eindeutigerer Beweis für seinen zweifelhaften Geisteszustand ist.

Was mich betrifft, ich hoffe auf einen Auftrag in deiner Nähe, da wir uns schon seit tausend Jahren nicht mehr gesehen haben. Wenn das nicht klappt, dann hoffe ich, dass wir wenigstens nah genug sein werden, um in Echtzeit miteinander sprechen zu können. Glaube mir, sobald ich statt dieser ganzen Gerüchte einen richtigen Befehl höre, werde ich es dich wissen lassen.

Ich schätze du hast gehört, dass Saras Band sich der Tour durch die Flüchtlingsstationen angeschlossen hat. Außerdem solltest du wissen, dass Ayib nach P’Jem geschickt wurde, da du es sonst nie erfahren würdest. Ich wünschte, ihr beide würdet wenigstens wieder miteinander reden. Ich habe es satt, die Vermittlerin zwischen meinem Ehemann und meinem Sohn zu sein.

Ich hoffe, bald von dir zu hören. Ich liebe dich! Und noch einmal alles Gute zum Geburtstag, mein Liebling!

Für immer dein,

Rupi

ZWEI - MARS

»Die Handelsdispute zwischen den Andorianern und den Tellariten wurden schlimmer. Sie hatten einen Punkt erreicht, an dem ein Krieg fast schon unausweichlich schien. Doch stattdessen kamen Delegierte beider Seiten zusammen undredetenmiteinander. Diese Verhandlungen wurden von der Erde und von Vulkan angeführt. Damit haben wir die vier Spezies, die im Jahr 2161 zusammen mit Alpha Centauri die Föderation gründeten. Und das wäre nicht geschehen, wenn sie beschlossen hätten, aufeinander zu schießen. Es ist dieKooperation, die sie zusammenbrachte.«

Professor Sonek Pran starrte in die ausdruckslosen Gesichter der etwa hundert Studenten im Hörsaal. Sie alle hatten Padds, doch nur ein paar machten sich Notizen. Und Sonek war sich sicher, dass einige dieser Wenigen nur Kritzeleien anfertigten.

Die Propheten mögen mich vor Einführungskursen bewahren.

Sonek war seit zwanzig Jahren am Historischen Seminar der McKay-Universität angestellt und trotzdem musste er immer noch diese idiotischen Einführungskurse geben. Darin saßen stets nur Studenten, die vor dem Abschluss noch einen Geschichtskurs belegen mussten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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