Star Trek - The Next Generation: Imzadi - Peter David - E-Book

Star Trek - The Next Generation: Imzadi E-Book

DAVID PETER

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Beschreibung

Deanna Troi stirbt - und Will Ryker ist bereit, alles zu tun, um sie zurückzuholen

Jahre vor ihrem gemeinsamen Dienst auf der Brücke der Enterprise hatten Commander Will Ryker und Counselor Deanna Troi ein leidenschaftliches Liebesverhältnis miteinander. Nun verstehen sie sich als gute Freunde, doch die Erinnerungen sind stark. Sie sind nach wie vor durch ein mächtiges "Imzadi", wie es in der Sprache von Betazed, ihrem Heimatplaneten heißt, verbunden.

Während schwieriger Verhandlungen mit den Sindareen, einer besonders aggressiven Zivilisation, fällt Deanna Troi einer rätselhaften Krankheit zum Opfer - und stirbt. Ihr Tod ist der Beginn eines Abenteuers für Will Ryker, das ihn durch Raum und Zeit führt und vor die Entscheidung stellt, mit dem striktesten Gesetz der Sternenflotte zu brechen - oder sein Imzadi zu verraten.

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Jahre bevor sie Seite an Seite Dienst auf der Brücke der U.S.S. Enterprise taten, hatten Commander William Riker und Counselor Deanna Troi ein leidenschaftliches Liebesverhältnis miteinander, als sie beide noch auf Betazed, ihrem Heimatplaneten, lebten. Nun, nachdem die Gefühle abgekühlt sind, verstehen sie sich als gute Freunde. Doch die Erinnerungen sind stark und leben unter der Oberfläche fort. Sie sind nach wie vor durch ein mächtiges, unverbrüchliches ›Imzadi‹ verbunden, wie es in ihrer Heimatsprache heißt.

Während schwieriger Verhandlungen mit den Sindareen, einer besonders aggressiven Spezies, fällt Deanna Troi einer rätselhaften Krankheit zum Opfer – und stirbt. Ihr Tod ist der Beginn eines Abenteuers für Commander Riker, das ihn durch Raum und Zeit führt und vor die Entscheidung stellt, mit dem striktesten Gesetz der Starfleet

PETER DAVID

IMZADI

Star Trek™

The Next Generation

Kapitel 1

»Lasst uns von hier verschwinden.«

Ein dumpfes, gespenstisches Heulen erklang. Es schien von verzweifelten Seelen zu stammen, die irgendwann einmal existiert hatten, nie existieren würden oder in einem seltsamen Zwischenzustand verharrten.

In der Ferne erstreckte sich die für immer namenlose Stadt. Graues Zwielicht herrschte, und ein sonderbares Prickeln in der Luft vermittelte den Eindruck, dass es jeden Augenblick zu einem Gewitter kommen konnte. Dieses Gefühl hatte man ständig. Doch das Unwetter blieb aus. Es schien zu warten und Kraft zu sammeln, um alle Reste des unbegreifbaren Phänomens namens ›Realität‹ hinwegzufegen.

Diese Dinge spielten für den Anführer keine Rolle – für jenen Mann in seiner goldgelben Uniform, der in Gedanken ganz woanders weilte, an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit. Hinter ihm standen seine Freunde, Mitglieder der Crew. Sie rührten sich nicht von der Stelle. Eine Zeitlang schien sich der Mann zu fragen, wie lange die Geduld seiner Kameraden noch währen würde. Fand sie früher oder später ein Ende? Oder brachten sie dem Captain wahrhaft unbegrenztes Vertrauen entgegen?

Nun, dem Mann lag nichts daran, die Geduld seiner Gefährten länger als notwendig auf die Probe zu stellen. Jahrelang hatte er das All durchstreift, immer auf der Suche nach dem Neuen und Fremden, und jetzt sah er sich mit der Möglichkeit endlosen Forschens konfrontiert. Von hier aus konnte man das gesamte Universum beobachten und seinen Blick in jede beliebige Zeit richten. Aber er war nicht begeistert. Ganz im Gegenteil. Er empfand Unbehagen, und alles in ihm drängte danach, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen.

»Lasst uns von hier verschwinden.« Die Worte überraschten durch ihre Schärfe. Gleichzeitig schwang in ihnen eine Mischung aus Sehnsucht und Resignation mit, und die darin liegende Botschaft lautete: O Gott, ich halte es nicht mehr aus. Bringt mich fort von hier, damit ich nicht mehr denken und fühlen muss und einfach nur noch sein kann.

Die Personen hinter dem Anführer rückten dichter zusammen. Es handelte sich um eine Art Reflex, der gewährleisten sollte, dass alle vom Transporterfeld erfasst wurden. Diesmal kam allerdings noch etwas anderes hinzu. Jeder von ihnen verspürte den Wunsch, dem Mann zu helfen, ihm Unterstützung zu gewähren. Doch sie mussten sich allein mit ihrer Anwesenheit begnügen – Worte oder Taten waren sinnlos. Kaum jemand von ihnen ahnte, was dem Captain durch den Kopf ging.

Sie hatten noch nichts von seinen Opfern erfahren. Sie wussten nicht, dass er einen neuen Teil seines eigenen Ichs gefunden hatte, und zwar im Körper einer Frau, zu der er sich hingezogen fühlte. Und anschließend hatte er jenen Teil seiner Seele verloren, den er erst seit kurzem zu vermissen begonnen hatte. Er hatte ihn unter den Rädern eines Lastwagens verloren …

Und unter den erbarmungslosen Rädern der Geschichte. Die Liebe und Seele dieses Mannes waren ins Getriebe der Zeit geraten, um dort zerrissen und zermahlen zu werden. Zurückgeblieben waren nur blutige Fetzen.

Es war deutlich zu spüren, wie sehr ihr Captain sich im Gegensatz zu früher verändert hatte. Er hatte nicht immer den Sieg errungen und so manche bittere Niederlage hinnehmen müssen. Aber stets war es ihm gelungen, sich rasch davon zu erholen. In diesem Fall aber wirkte er … gebrochen.

Transporterenergie schimmerte.

Und Commodore Data beobachtete, wie die Gestalten entmaterialisierten.

Sie hieß Mary Mac. Ihr Nachname begann tatsächlich mit einer Silbe, die wie ›Mac‹ klang, aber der Rest blieb für gewöhnliche Zungen unaussprechlich. Daher nannten die anderen Wissenschaftler sie einfach ›Mary Mac‹.

Sie war einzigartig. Und sie stammte aus dem Volk der Orioner. Das allein mochte nicht sehr außergewöhnlich sein, etwas anderes war es sehr wohl. Denn sie trug Kleidung – im Gegensatz zu den meisten Orionerinnen, die sich damit begnügten, Männern im allgemeinen und Orionern im besonderen als sexuelle Spielzeuge zu dienen. Orionische Frauen galten als lasterhaft und hinterhältig und standen in dem Ruf, überaus gefährliche Kämpferinnen zu sein. Wie eine Sonne Wärme und Licht ausstrahlte, verströmten sie puren Sex. Und womöglich sogar noch etwas mehr …

Mary Macs grüne Haut entsprach dem Durchschnitt der Orionerinnen. Dafür unterschied sie sich in praktisch allen anderen Aspekten um so mehr von ihren Artgenossinnen. Mit voller Absicht trug sie weite Kleidung, um die überaus reizvollen Kurven und Wölbungen ihres Körpers nicht zu deutlich zu zeigen. Uneingeschränkte Bewegungsfreiheit war ihr sehr wichtig, und deshalb verzichtete sie auf lange Ärmel. Gelegentlich trug sie einen knappen Umhang. Sie hatte langes, pechschwarzes Haar, doch es fiel ihr nicht auf die Schultern hinab, sondern war zusammengebunden und geflochten. Sie sah damit keineswegs schlecht aus, aber diese Frisur diente kaum dazu, erotische Phantasien zu stimulieren.

Außerdem benutzte Mary Mac eine große Brille mit getönten Gläsern.

Dieser Umstand war recht sonderbar. Heutzutage trug niemand mehr eine Brille. Man hielt sie für altmodisch und hässlich.

Und haargenau aus diesem Grund verwendete Mary Mac eine.

Gelegentlich bedauerte sie, dass sie ihre Attraktivität tarnen oder gar ganz verbergen musste, um einen angemessenen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt. Glücklicherweise traten im alltäglichen Leben der Föderation nur selten Vorurteile zutage. Leider gehörte die Vorstellung, Orionerinnen seien nichts anderes als animalische Sexmiezen, dazu. Diesem Urteil mochte es an Subtilität und Takt mangeln, aber sie traf auf fast alle Orionerinnen zu, unter ihnen auch jene, die Mary Mac persönlich kannte.

Was sie selbst betraf, so scheute sie keine Mühe, um mit ihrem Erscheinungsbild und Gebaren darauf hinzuweisen, dass sie sich von diesem Klischee unterschied. Mit dieser Strategie hatte sie es recht weit gebracht. Vielleicht ergab sich dadurch sogar ein Vorteil für sie. Wenn sie einen wissenschaftlichen Vortrag hielt, hörten ihr die Leute stets mit großem Interesse zu – weil sie zum ersten Mal einer Orionerin lauschten, die Sätze mit mehr als nur vier oder fünf Worten formulierte. Die ganze Zeit über wartete das Publikum darauf, dass sie aus der Rolle fiel und sich in eine typische orionische Frau zurückverwandelte. Was natürlich nie geschah. Dafür hatte sie viel zu lange und zu hart an sich gearbeitet. Dies alles führte dazu, dass sie eine echte Ausnahme darstellte. Und schließlich liebten es die Leute überall in der Galaxis, überrascht zu werden.

Es war Mary Mac gelungen, sich in der wissenschaftlichen Hierarchie emporzuarbeiten, und schließlich hatte sie den Posten der Projektleiterin hier auf der Ewigkeitswelt bekommen.

Einen offiziellen Namen hatte der Planet nicht. Auf irgendeine Art und Weise erschien es anmaßend, dass Sterbliche einer Welt wie dieser einen Namen geben sollten – genauso gut hätte man einen Schnurrbart auf ein Gottesbild malen können. Irgendwann hatte jemand einmal von der ›Ewigkeitswelt‹ gesprochen, und diese Bezeichnung hatte sich durchgesetzt.

Mary Mac begegnete ihrem Kollegen Harry, der sie nicht zu bemerken schien. Der kräftig gebaute und dunkelhäutige Terraner sah auf das Display eines Datenblocks und betrachtete einige Formeln.

»Hallo, Harry«, sagte Mary Mac, als er an ihr vorbeiging. Er winkte geistesabwesend und setzte den Weg fort. Vermutlich hatte er zwei, drei Sekunden später bereits wieder vergessen, dass ihn die Orionerin überhaupt angesprochen hatte.

Mary Mac schritt durchs Lager, nickte den übrigen Wissenschaftlern zu oder unterhielt sich kurz mit ihnen. Auf der Ewigkeitswelt neigte man dazu, stets mit gedämpfter Stimme zu sprechen. Einen speziellen Grund dafür gab es nicht. Es gab weder Vorschriften noch Traditionen, die leise geführte Gespräche verlangten. Doch wenn man draußen stand und das gespenstische Heulen hörte, das einem bis in die Tiefen der Seele zu dringen schien, dann sorgte eine Mischung aus Demut und Ehrfurcht dafür, dass man die Stimme fast zwangsläufig senkte. Mary hatte es einmal so ausgedrückt: Man gewann den Eindruck, dass einem hier der ganze Kosmos auf die Lippen schaute. Ihre Kollegen teilten dieses Empfinden.

Kleine Steine knirschten unter Mary Macs Stiefeln, als sie die andere Seite des Lagers erreichte und sich dem Objekt näherte, das den permanenten Aufenthalt dieser kleinen Gruppe von Föderationswissenschaftlern auf der Ewigkeitswelt erklärte.

Direkt vor ihr befand sich ein glühendes Etwas, das dem klagenden Seufzen des Windes ein gleichmäßiges Summen hinzufügte. Es waren die leuchtenden Schlieren eines energetischen Kraftfelds. Mary Mac stieg über eine kleine Anhöhe hinweg, und dahinter erhob sich wie immer das Etwas.

Wie immer – das traf den Kern der Sache genau. Soweit man wusste, befand sich der Wächter der Ewigkeit seit dem Anbeginn der Zeit an diesem Ort, und wahrscheinlich würde er hier auch bis zu ihrem Ende bleiben.

Er war in ein Kraftfeld gehüllt, anscheinend deshalb, um ihn vor archäologischen Plünderern zu schützen. Der wahre Grund jedoch war ein anderer: Der Energieschild sollte das existierende Leben vor sich selbst schützen.

Direkt vor dem Kraftfeld hatte man eine etwa zwei Meter hohe Plattform errichtet. Diverse Instrumente maßen die energetischen Fluktuationen im Bereich des Wächters. Zwei Anzeigen waren zu erkennen. Die eine leuchtete rot, die andere pulsierte in einem matten Grün.

Rechts von der Plattform war ein großer Bildschirm installiert. Er diente dazu, die Aufzeichnungen verlangsamt wiederzugeben. Wenn man den Wächter um visuelle Informationen über eine bestimmte Epoche bat, so konnte selbst der aufmerksamste Beobachter nicht mehr als einige dahinhuschende Schemen erkennen. Das Aufnahmemodul hielt die Videodaten fest und präsentierte sie in einer für Normalsterbliche geeigneteren Form.

Der Wächter hatte gerade eine historische Infosequenz beendet, auf die eine Phase offensichtlicher Inaktivität folgte. Mit unerschöpflicher Geduld wartete die Entität auf eine neue Anfrage.

Der Androide stand außerhalb des Schutzfelds und sah zum Wächter. Der Bildschirm zeigte eine vor wenigen Sekunden aufgezeichnete Szene, die Mary Mac bereits kannte.

Sie verharrte und dachte über die Absurdität der Situation nach. In gewisser Weise hatte sie eine Maschine vor sich, die sich mit einer anderen Maschine befasste. Aber in beiden Fällen handelte es sich um weit mehr als nur ›Maschinen‹. Beide verfügten über individuelle Intelligenz, und dadurch bekamen sie einen ganz neuen Status und waren zu etwas … anderem geworden – zu etwas, das sich nicht ohne weiteres klassifizieren ließ.

Einerseits erschauderte Mary Mac innerlich, wenn sie an Dinge dachte, die nicht kategorisiert werden konnten, doch andererseits waren derartige Phänomene eine angenehme Erinnerung daran, dass es im Universum nach wie vor ungelöste Rätsel gab.

Anfangs hatte Mary Mac den Androiden, obgleich er im Rang eines Commodore stand, ebenso als ein Neutrum angesehen wie den Wächter. Doch als sich die Kontakte mit Commodore Data gehäuft hatten, hatte sie ihre Ansicht revidiert, und aus es war er geworden. In Bezug auf den Wächter der Ewigkeit hatte sie sich allerdings noch keine endgültige Meinung gebildet und beschränkte sich darauf, in Begriffen wie ›Was-auch-immer‹ oder ›Wann-auch-immer‹ zu denken.

Data hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und stand kerzengerade da. Im ewigen Zwielicht schienen die schwarzen und grünen Konturen seiner Uniform mit den silbernen Säumen an Ärmeln und Hosenbeinen zu leuchten. Nach einer Weile drehte er den Kopf, und sein Blick glitt vom Wächter hinüber zum Bildschirm.

Die Orionerin hörte eine vertraute Stimme, in der Entschlossenheit und tiefe Trauer lagen. »Lasst uns von hier verschwinden.«

»Das erstaunt mich nicht«, sagte Mary Mac und lächelte.

Data wandte sich um und musterte sie in seiner ruhigen, gefassten Art. Seine goldgelbe Haut glänzte. »Wie bitte?«

Die Projektleiterin deutete zum Wächter. »Diese Szene. Sie ist sehr beliebt.«

Data nickte langsam. Auf dem Bildschirm war nun zu sehen, wie die Gestalten aufeinander zutraten. Unmittelbar darauf trug sie ein Transporterfeld fort.

»Ich verstehe«, erwiderte der Androide. »Zwar gibt es weitaus eindrucksvollere historische Episoden, aber die Geschichte von James Kirk und der Enterprise zeichnet sich zweifellos durch ein hohes Maß an Faszination aus. Die Zuschauer reagieren mit mehr Anteilnahme, wenn sie jemanden beobachten, der nicht allzu weit außerhalb ihres eigenen Bezugssystems steht. Nun, ich finde in erster Linie die Primitivität der damaligen Transportertechnik interessant.«

Mary Mac runzelte verwundert die Stirn. »Viele Leute haben sich diese Szene angesehen, Commodore. Kirks Reise in die Vergangenheit und das Opfer, das er darbrachte, um die historische Struktur zu schützen … Dies alles ist weithin bekannt. Die Reaktionen auf eine direkte visuelle Konfrontation mit den entsprechenden Ereignissen schwanken zwischen Hysterie und Kummer. Nie zuvor habe ich gehört, dass jemand allein technische Aspekte kommentiert hätte. Zumindest nicht beim ersten Betrachten.«

Data blickte wieder zum Schirm. »Bei mir war es eben das zweite Mal.«

»Wann haben Sie die Szene denn schon einmal gesehen?«

»Vor eins Komma drei Minuten, als der Wächter sie zeigte.«

Mary Mac blinzelte verblüfft. »Sie waren imstande, bei der Projektion durch den Wächter Einzelheiten zu erkennen?«

»Natürlich. Die Aufeinanderfolge der einzelnen Bilder mag für Sie zu schnell sein, doch für mich ist sie recht langsam. Trotzdem habe ich mir die Aufzeichnung ebenfalls angesehen, um ganz sicher zu gehen, dass mir keine Einzelheiten entgangen sind. Dabei hat sich ergeben, dass es mir tatsächlich gelungen ist, alle Details zur Kenntnis zu nehmen.«

Die Orionerin schüttelte den Kopf. »Eines muss ich zugeben. Sie unterscheiden sich wirklich sehr von allen anderen Besuchern, Commodore. Die meisten Leute reagieren mit Unsicherheit, wenn sie sehen, wie ihre Vorfahren dort zu neuem Leben erwachen.« Sie deutete zum Wächter.

»Das ist durchaus verständlich«, meinte Data. »Vielleicht reagiere ich deshalb anders, weil ich … keine Vorfahren habe.«

»Sie wurden konstruiert. Vor Ihnen gab es andere Androiden. Wenn das keine ›Vorfahren‹ waren – was dann?«

Data überlegte kurz. »Prototypen.«

Mary Mac lächelte und klopfte ihm auf den Rücken. »Kommen Sie. Mich und meine Kollegen würde es sehr freuen, wenn Sie uns beim Abendessen Gesellschaft leisten.«

»Ich möchte ihn berühren.«

Die Orionerin schaute ihn an. »Wen?«

»Den Wächter der Ewigkeit.«

»Warum?«

Data sah die Frau an, und der sonderbare Glanz seiner gelben Augen ließ Mary Mac innerlich erzittern. Ähnliche Gefühle hatten sich in ihr geregt, als sie zum ersten Mal vor dem Wächter gestanden hatte.

Der Androide schien ihre Gedanken zu erraten. »Den Grund kenne ich nicht genau. Der Wächter und ich … Wir sind Raritäten in diesem Universum. Unsere Einzigartigkeit verbindet uns.« Datas Blick kehrte zu der Entität zurück. »Für kurze Zeit hatte ich einen Bruder, aber jetzt existiert er nicht mehr. Obwohl ein Teil von ihm für immer bei mir verbleibt.« Er hob die Hand zur Stirn. »Und eine noch kürzere Zeit – vor zweiundvierzig Jahren – hatte ich eine Tochter. Sie existierte kaum lange genug, um ein Echo ihrer Präsenz zu hinterlassen. Ich spüre eine Art … Seelenverwandtschaft zwischen dem Wächter und mir.« Data sah Mary Mac an. »Halten Sie das vielleicht für absurd, Doktor? Glauben Sie, dass ein Androide keine Seele haben kann?«

»Nein«, entgegnete die Orionerin leise. »Nein, solche Annahmen liegen mir fern. Aber … ein direkter, sogar physischer Kontakt mit dem Wächter … Die Vorschriften lassen so etwas eigentlich nicht zu. Genauer gesagt: Sie verbieten es sogar.«

»Ich kenne die Starfleet-Vorschriften, Dr. Mac, und infolge meiner Programmierung bin ich überhaupt nicht imstande, mich bewusst über sie hinwegzusetzen. Das Verbot betrifft eine unbefugte Verwendung des Wächters, insbesondere in Hinblick auf die Manipulation von Zeitlinien. Solche Absichten habe ich nicht. Mir geht es einfach nur um …«

Data zögerte und schien nach den richtigen Worten zu suchen – erstaunlich für jemanden, der sonst nie um Ausdrücke verlegen war. »… um eine Verbindung«, beendete er den Satz.

Mary Mac musterte den Androiden eine Zeitlang und lächelte schief. »Na schön, Commodore. Ich bin einverstanden – obgleich ich damit einen Tritt in den Hintern riskiere.«

Falten bildeten sich in Datas Stirn, und sein Blick wanderte am Rücken der Orionerin hinab. Mary Mac winkte sofort ab.

»Schon gut«, sagte sie rasch. »Ich habe es im übertragenen Sinn gemeint. Wenn die Sache bekannt wird, muss ich mit Kritik von meinen Vorgesetzten rechnen.«

Sie legte ihre Hand auf ein Kontrollfeld neben der Plattform, und Data bemerkte etwas an ihrem Oberarm. »Woher stammt der Fleck, Doktor? Er hat eine seltsame Form.«

Mary Mac sah auf die betreffende Stelle. Tatsächlich – am rechten Oberarm zeigte sich ein rundes Druckmal, in etwa so groß wie ein aus Daumen und Zeigefinger geformter Kreis. »Offenbar bin ich irgendwo angestoßen.«

Sie vergaß die Sache sofort wieder und wandte sich der Plattform zu. Ein roter Lichtstrahl stach auf sie zu, traf ihr rechtes Auge und tastete das Netzhautmuster ab. Der Computer verglich die Werte mit den gespeicherten Daten und bestätigte Priorität Alpha. Einige Sekunden später verschwand der glühende Energievorhang des Kraftfelds, und das Summen der Generatoren verklang. Nun war nur noch das dumpfe Heulen des Windes zu hören.

Commodore Data trat langsam vor, näherte sich dem Wächter und spürte fast so etwas wie Beklommenheit. Dicht vor der Entität blieb er stehen. »Wer bist du?«

Es flackerte im großen, runden Portal, und eine hallende Stimme erklang, die aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien. »Ich bin der Wächter der Ewigkeit.«

»Bestehen deine Aufgaben als Wächter darin, zu bewahren oder zu beschützen?«

»Sowohl als auch. Und weder noch.«

Data neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Mary Mac hatte unterdessen den kleinen Recorder an ihrem Handgelenk eingeschaltet. Jede direkte Kommunikation mit dem Wächter konnte zu neuen Erkenntnissen führen. Die Orionerin hatte mehrmals mit der Entität gesprochen, und jedes Mal hatten die Antworten interessante Bedeutungsnuancen aufgewiesen.

»Wie ist eine so widersprüchliche Einschätzung möglich?«, erkundigte sich Data.

»Da ich möglich bin, ist alles möglich.«

Data dachte kurz darüber nach. »Du hütest die Zeit und bewahrst sie vor Veränderungen. Aber da jede Person Herr ihres eigenen Schicksals ist, kannst du der Zeit keinen wirksamen Schutz vor jenen Leuten gewähren, die Einfluss darauf nehmen wollen. Stimmt diese Interpretation?«

»Alles Lebendige beeinflusst Strom und Entwicklung des Existierenden. Ich bin nur eine Pforte durch die Zeit. Es gibt zahllose andere.«

Diese Antwort ließ Mary Mac überrascht die Brauen wölben. Data blieb weiterhin auf den Wächter konzentriert.

»Es gibt also noch andere Entitäten wie dich?«

»Natürlich. Ich bin in jedem einzelnen Abschnitt der Zeit, genauso wie ihr in jeder Phase eures Lebens seid. Ihr existiert in einzelnen Momenten; ich hingegen existiere in ihnen allen.«

»Heiliger Kolker«, hauchte Mary Mac.

»Du reichst demzufolge über alle Grenzen von Raum und Zeit hinweg?«, fragte Data.

»Nein. Ich reiche nicht über sie hinweg.«

»Sondern?«

»Ich bestimme sie.«

Data sah zu Mary Mac und offenbarte damit eine bemerkenswert menschliche Reaktion. Der Androide schien sich vergewissern zu wollen, dass die Projektleiterin noch immer zugegen war. Anschließend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Wächter.

»Darf ich dich berühren?«, fragte Data.

»Du verfügst über einen freien Willen. Entscheide selbst.«

Der Androide setzte sich in Bewegung, trat zwei, drei Schritte vor und streckte die Hand zum Rand des Felsenrings hin aus.

Licht glühte unter seinen Fingern. In diesem Bereich herrschte eine recht niedrige Temperatur, und daher hatte Data erwartet, dass sich das Material kalt anfühlte. Statt dessen spürte er pulsierende Wärme. Data hob die Hand ein wenig an und nahm übergangslos nicht mehr die geringste infrarote Strahlung wahr. Als er mit der Hand erneut das Gestein berührte, wiederholte sich diese seine Empfindung.

»Seltsam«, sagte er. Eine Zeitlang verharrte er, ehe er schließlich zurückwich. »Vielleicht können wir eine andere Gelegenheit nutzen, um ein weiteres Mal miteinander zu reden.«

»Alles wird geschehen«, erwiderte der Wächter.

Data drehte sich um und ging zu Mary Mac. Sie beobachtete ihn neugierig. Ein normaler Besucher hätte bestimmt einen Blick über die Schulter geworfen. Nicht so Commodore Data. Der Androide hatte die eine Sache erledigt und wandte sich nun der nächsten zu.

»Danke dafür, dass Sie mir diesen Wunsch erfüllt haben«, sagte er.

Mary Mac nickte in Richtung Wächter. »Ergeben die Antworten für Sie irgendeinen Sinn?«

»Ich glaube, dass die Ergebnisse der von mir durchgeführten Signifikanzanalyse im großen und ganzen korrekt sind. Es dürfte interessant sein, meine Vermutungen mit denen Ihrer Kollegen zu vergleichen.«

»Deshalb sind Sie hier, nicht wahr? Sie sollen feststellen, welche Fortschritte wir erzielt haben – um dann Starfleet Bericht zu erstatten. Nun, die Einladung zum Abendessen gilt nichtsdestotrotz.«

»Danke. Bitte erlauben Sie mir, meinem Schiff Bescheid zu geben … Commodore Data an Enterprise.«

Mary Mac sah, wie der Androide ins Leere starrte.

»Gut. Ich bleibe noch einige Stunden auf dem Planeten. Halten Sie das Schiff weiterhin außerhalb der temporalen Störungen. Schließlich wissen wir nicht genau, wie sich ihre langfristigen Einflüsse auswirken könnten … Und schicken Sie den wissenschaftlichen Offizier Blair zu mir … Gut, sobald er damit fertig ist … Danke, Lieutenant Commander. Data, Ende.«

Mary Mac schüttelte den Kopf. »Es kommt mir noch immer gewöhnungsbedürftig vor«, sagte sie. »Das mit dem Kom-Implantat. Die Stimme eines Gesprächspartners so direkt im Kopf zu hören …«

»Die Installation dauert nur zwei Sekunden – der Mikrokommunikator wird mit dem Injektor implantiert. Man kann ihn nicht verlieren, und das bedeutet: Ein Kommunikationskontakt ist immer möglich. Darüber hinaus gewährleistet dieses Verfahren mehr Privatsphäre. Ich hätte meine Antworten auch flüstern können, und dann wären Sie nicht in der Lage gewesen, irgend etwas zu verstehen. Allerdings bestand diesmal kein Anlass, etwas vertraulich zu behandeln.«

»Wie ist sie?« Mary Mac blickte gen Himmel, als sei das Schiff mit bloßem Auge zu erkennen. »Die Enterprise, meine ich.«

Data zögerte. »Die Enterprise 1701-F ähnelt weitestgehend der 1701-D, zu deren Besatzung ich damals gehört habe. Sie ist größer und in jeder Hinsicht leistungsfähiger. Die Crew besteht aus 2023 Personen.«

»Und Sie sind der Kommandant?«

Der Androide nickte langsam. »Ja, ich bin der Kommandant. Und doch … Ich muss immer häufiger an die Vergangenheit denken. Ich schätze, das ist ganz normal, wenn sich mehr Erinnerungen ansammeln.«

»Ja. Ja, das ist es tatsächlich. Wahrscheinlich gerade für jemanden wie Sie.«

Kapitel 2

Starbase 86 fehlte jeglicher attraktive Aspekt.

Sie war weit entfernt von den zentralen Verbindungsrouten der Föderation. Besucher verirrten sich nur selten hierher, was leider ebenso für Frachter und Handelsschiffe galt. Die Ausstattung konnte kaum als modern bezeichnet werden.

Die Starfleet-Raumstationen erfüllten mehrere Aufgaben. Meist dienten sie als Werft und Raststätte; sie boten die Möglichkeit, sich zu entspannen und angrenzende Raumbereiche zu beobachten. Darüber hinaus fungierten sie als eine Art Banner mit der Aufschrift: »Hier beginnt die Vereinte Föderation der Planeten. Unsere Gedanken verweilen bei Ihnen, und wir sind bereit, Ihnen zu helfen.«

Starbase 86 genügte diesen Erfordernissen – nicht mehr und nicht weniger. Und damit gab man sich zufrieden.

Die Station hatte einen ähnlichen Niedergang erlebt wie ihr kommandierender Offizier. Einst wäre er nicht dazu bereit gewesen, sich mit weniger als dem Besten zufriedenzugeben. Doch seitdem waren viele, viele Jahre vergangen. Der heutige Kommandant von Starbase 86 hatte sich so sehr verändert, als ob er heute eine vollkommen andere Person wäre …

Er blickte aus dem Fenster seines Büros und beobachtete den Glanz von Sternen, die in diesem Augenblick vielleicht gar nicht mehr existierten. Ihr Licht war bereits seit vielen, vielen Jahren durch die ewige Nacht des Alls unterwegs. Es ist wie ein Blick in die Vergangenheit, dachte der Mann. Wie seltsam … Seine Augen zeigten ihm, dass es diese Sterne gab, dass sie auch jetzt noch leuchteten, doch sein Verstand sagte ihm, dass es keine Gewissheit gab, ob dem wirklich so war.

»In diesem Fall sind ›sehen‹ und ›glauben‹ nicht miteinander gleichzusetzen«, murmelte er.

Es summte an der Tür, doch der Mann machte keine Anstalten, darauf zu reagieren. Was hatte Eile für einen Sinn? Wenn er ruhig sitzenblieb, würde es bestimmt nicht lange dauern, bis sich das Summen wiederholte … Und anschließend ein zweites Mal. Die Dinge geschahen – ob er es nun wollte oder nicht. Zu dieser bitteren Erkenntnis hatte er sich schon vor geraumer Zeit durchgerungen.

Das Summen wiederholte sich tatsächlich, und besorgt klingende Worte waren zu hören. »Admiral? Admiral Riker? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

Ein Lächeln umspielte Rikers Mundwinkel. Es handelte sich zweifellos um die Stimme seines Stellvertreters Lieutenant Dexter. Er klang stets beunruhigt, und Riker kannte den Grund dafür. Dexter hatte eine hypochondrische Ader. Zwar behinderte sie ihn nicht bei seiner Arbeit, aber seine Sorge ums allgemeine Wohlergehen beanspruchte einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit. Dabei dachte er nicht nur an sich selbst, sondern auch an alle anderen.

Immer wieder fragte er, wie es Riker ging, und dadurch konnte er mitunter zu einer echten Nervensäge werden. Inzwischen hatte sich der Admiral einigermaßen daran gewöhnt. Im Grunde genommen brauchte er sogar jemanden wie Dexter, denn er selbst verschwendete kaum einen Gedanken an seine Gesundheit. Er war jetzt dreiundsiebzig Jahre alt. Zwar hatte er nichts dagegen, vierundsiebzig und noch älter zu werden, aber er sah keinerlei Anlass, sich auch noch darauf zu freuen. Entweder es geschah – oder es geschah eben nicht. Alles andere war eher nebensächlich.

Je länger Riker eine Antwort schuldig blieb, desto mehr wuchs Dexters Besorgnis. Vermutlich stellte sich der Lieutenant bereits einen Admiral vor, der bewusstlos – oder gar tot! – vor seinem Schreibtisch lag. Riker wusste genau, wie sich Dexter in einem solchen Fall verhalten würde: Bestimmt würde er auf die Knie sinken, um der Leiche einen Vortrag zu halten und ihr ins Gewissen zu reden.

Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie besser auf sich achten sollen, hörte er Dexters imaginäre Stimme, und seine Phantasie ließ ihn sehen, wie der Lieutenant den Kopf schüttelte. Immer wieder habe ich Ihnen geraten, mehr auf sich und Starbase zu achten. Aber Sie haben natürlich nicht auf mich hören wollen. Und was ist das Resultat? Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt heutzutage 114 Jahre und Sie sind dumm genug gewesen, auf mehr als vierzig davon zu verzichten.

»Herein, Lieutenant«, sagte Riker.

Dexter befand sich im Büro, noch bevor der Admiral die letzte Silbe ausgesprochen hatte. Er hüstelte nervös. »Störe ich?«

Riker hob die faltigen Hände. »Wobei? Ich habe Zeit.« Er deutete zur Seite. »Jede Menge Zeit …«

Seine Geste galt dem einzigen Einrichtungsgegenstand, an dem ihm etwas lag: der großen, üppig verzierten Standuhr aus der Schweiz des Zwanzigsten Jahrhunderts. Das Prachtstück war sorgfältig restauriert worden und befand sich nun in einwandfreiem Zustand. Es schmückte eine Ecke des ansonsten eher schlichten Büros, und das Pendel schwang langsam hin und her. Ein lautes, rhythmisches Ticken begleitete die Bewegung.

Das Geräusch zog unterschiedliche Reaktionen nach sich, je nach Person. Riker empfand es als beruhigend und entspannend, während Dexter dadurch noch nervöser zu werden schien. Wenn sich der Lieutenant im Büro des Admirals befand, warf er immer wieder verärgerte Blicke in eine ganz bestimmte Ecke des Zimmers.

»Ja, Sir. Eine Menge Zeit. Wie Sie meinen.« Dexter strich sich durchs dünne blonde Haar. »Es gibt da einige, äh, Angelegenheiten, die Ihrer Aufmerksamkeit bedürfen.«

Riker nahm hinter dem Schreibtisch Platz und drehte den Sessel so, dass er auch weiterhin nach draußen ins All blicken konnte. Er sah Dexter kaum mehr an. Vor drei Jahren war das anders gewesen, als er den vorherigen Kommandanten der Starbase abgelöst hatte. Damals hatte Dexter noch zu den wenigen Personen gehört, mit denen Riker ein echter Dialog gelungen war. Inzwischen hatte er auch daran das Interesse verloren und langweilte sich nur noch.

Müde stützte er das Kinn auf die Hände und spürte einen Bart, der inzwischen fast grau geworden war; nur hier und dort zeigte sich noch ein wenig Braun darin. Mit einer Hand tastete er nach seinem ergrauten Haar und wusste, dass er nur etwas fester daran zu zupfen brauchte, um ganze Strähnen zu lösen. Natürlich hätte er sich gegen diesen Haarausfall behandeln lassen können, aber welchen Sinn hätte das gemacht? Wen hätte er beeindrucken wollen? Dexter? Nein. Sich selbst? Wohl kaum.

»Nächste Woche kommt das Vermessungsschiff Chance«, sagte Dexter und blickte auf die Anzeigen eines Datenblocks. Das Gerät hatte mehr symbolischen Charakter. Der Lieutenant hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis und vergaß so gut wie nie etwas. Trotzdem legte er großen Wert darauf, die Daten zu sehen, entweder in ausgedruckter Form oder auf einem elektronischen Display. »An Bord ist es zu einer Fehlfunktion der Synthetisierer gekommen. Die Chance braucht sowohl entsprechende Ersatzteile als auch neue Vorräte …«

Riker nickte. »Sorgen Sie dafür, dass wir entsprechende Lebensmittelvorräte bereithalten.«

Er erteilte diese Anweisung mehr der Form halber – bestimmt hatte sich Dexter schon um alles gekümmert. Aber er hätte sich wie ein Narr gefühlt, einfach nur zu nicken.

»Ja, Sir«, erwiderte der Lieutenant in unverbindlichem Tonfall und ließ sich nichts anmerken. »Außerdem ist eine Mitteilung von Starfleet eingetroffen. Man klagt darüber, dass wir die Formulare vom Typ 1021-JKQ nicht schnell genug weiterleiten.«

Riker wölbte amüsiert eine Braue. Es erstaunte ihn immer wieder, wie viel Bedeutung Dexter einer Sache beimessen konnte, die er selbst für banal hielt. »Wir leiten die Formulare nicht schnell genug weiter?«

»Nein, Sir.«

»Wie schnell sollten sie denn weitergeleitet werden?«

Der Lieutenant blinzelte wie eine Eule. »Die Übermittlung muss achtundvierzig Stunden nach dem Abflug von Schiffen stattfinden, die zur Constellation-Klasse gehören oder noch größer sind.«

»Und wie lange dauert es bei uns?«

Dexter räusperte sich nervös und klopfte kurz auf den Datenblock. »Im Durchschnitt drei Wochen.«

Riker bedachte seinen Stellvertreter mit einem ernsten Blick. »Mein Gott. Dadurch könnten wir ja glatt das Ende der Föderation einleiten. Und es wäre allein unsere Schuld. Den Rest meines Lebens in dieser Gewissheit verbringen zu müssen …«

Dexter schnaufte ungeduldig. »Das ist nicht komisch, Admiral.«

»Ich kann mich nicht daran erinnern, gelacht zu haben, Lieutenant. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich nicht einmal gegrinst. Seit meinem letzten Lachen mögen zwar bereits einige Jahre vergangen sein, Mr. Dexter, aber ich weiß noch immer genau, wie so etwas klingt.«

»Sie haben wirklich nicht gelacht, Sir«, bestätigte der Lieutenant. »Aber augenscheinlich weigern Sie sich, den Ernst der Situation zu erkennen.«

Riker beugte sich vor und presste die Fingerspitzen aneinander. »Wenn wir die Weiterleitung der Formulare nicht beschleunigen, Dexter, was droht mir dann? Eine Versetzung? An einen schlimmeren Ort? Wir beide wissen, dass es keinen schlimmeren Ort als diesen geben könnte.«

Dexter erschauderte.

»Ihnen ist das ebenso klar wie mir«, fuhr der Admiral gnadenlos fort. »Und soll ich Ihnen noch etwas sagen, Dexter?« Er lehnte sich zurück und faltete die Hände hinterm Kopf. »Ich möchte es gar nicht anders haben. Ich bin genau dort, wo ich sein will.«

Einige Sekunden lang musterten sich die beiden Männer stumm.

»Sonst noch etwas?«, fragte Riker.

Dexter räusperte sich erneut. »Es traf noch eine zweite Nachricht ein. Für Sie. Anscheinend handelt es sich um eine Botschaft persönlicher Natur.«

Riker runzelte die Stirn. »Worum geht's?«

»Nun, Sir, ich stecke meine Nase nicht in Dinge, die …«

»Sie finden immer eine Möglichkeit, Ihre Neugier zu befriedigen.« Ungeduld vibrierte in Rikers Stimme. »Versuchen Sie nicht, mir etwas vorzumachen. Ganz gleich, was in diesem abgelegenen Raumsektor geschieht, Sie haben in jedem Fall Ihre Finger drin. Ich frage Sie noch einmal: Worum geht es?«

»Nun, Sir … Die Nachricht stammt von Betazed.«

Riker schwieg eine Weile. »Von Betazed?«

»Ja, Sir.«

Die Finger des Admirals trommelten auf den Schreibtisch. »Die Mitteilung stammt von ihr, nicht wahr?«, fragte er und sah dabei zur Seite.

»Ja, Sir.«

»Ist alles in Ordnung mit ihr?«

Dexter presste die Lippen zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammen. Er holte tief Luft, bevor er antwortete: »Nein, Sir. Sie stirbt.«

Riker schwieg eine Zeitlang. »Und?«, fragte er schließlich.

»Sie möchte mit Ihnen reden.«

»Möchte sie das? Ja … das kann ich mir denken.« Riker dachte nach. »Ich kann den Planeten unmöglich rechtzeitig erreichen.«

»Repräsentanten der betazoidischen Regierung haben mit Starfleet gesprochen. Die betreffende Dame ist sehr einflussreich.«

»Ja, ich weiß. Das ist mir klar. Und wie hat Starfleet reagiert?«

»Die Hood befindet sich in diesem Sektor. Es war nicht geplant, dass sie hierherkommt, aber der Umweg ist kaum der Rede wert. Außerdem beträgt die Entfernung zwischen Betazed und dem Ziel der Hood nur wenige Parsec.«

»Wie praktisch.« Riker runzelte einmal mehr die Stirn. »Die Hood ist Crushers Schiff, nicht wahr?«

»Ja, Sir. Den Befehl hat Captain Crusher.«

»Hmm. Die Geister der Vergangenheit, Dexter.«

»Wie bitte?«

»Die Geister der Vergangenheit«, wiederholte Riker. »Sie kommen, um mich zu quälen.« Er trommelte wieder mit den Fingern auf den Schreibtisch, aber jetzt veränderte sich der Rhythmus. »Geister, die mich zu sich rufen. Und andere Geister, die mich geradewegs zu ihnen bringen. Ich kann diese Einladung wohl kaum zurückweisen, oder?«

»Diese Möglichkeit steht Ihnen durchaus offen«, entgegnete Dexter steif. »Wie Sie selbst sagten. Es ist eine Einladung, kein Befehl.«

»Ja.« Erneut strich Riker sich durchs graue Haar. »Wann trifft die Hood hier ein?«

»Etwa um vierzehn Uhr dreißig, Sir.«

»Na schön. Teilen Sie Betazed mit, dass ich so schnell wie möglich komme. Und richten Sie der Hood aus, dass ich für die Reise bereit bin, sobald sie hier ist.« Riker stand auf und maß Dexter mit einem durchdringenden Blick. »Sonst noch etwas?«

»Nein, Sir. Es ist nur …«

Der Admiral konnte seine Ungeduld kaum zügeln. »Was denn? Heraus damit!«

»Nun, ich wollte nur sagen … Ich glaube, dass es gut für Sie ist, nach Betazed zu reisen, Sir. Sie, äh …« Der Lieutenant hüstelte und fuhr fort: »Sie haben sehr oft von dieser Dame gesprochen. Das alles dürfte Ihnen recht nahe gehen.«

»Ich stand schon schwierigeren Dingen gegenüber, Dexter«, erwiderte Riker. Er zögerte und fügte leise hinzu: »Allerdings waren sie nicht sehr viel schwieriger.«

Er trat hinter dem Schreibtisch hervor und ging zur Tür.

»Was glauben Sie, Sir?«, fragte sein Stellvertreter. »Aus welchem Grund möchte sie mit Ihnen reden?«

Riker verharrte dicht vor der Tür, die sich bereits geöffnet hatte und wieder zuglitt, als er auch weiterhin stehenblieb. »Was glauben Sie?«

»Vielleicht möchte sie mit Ihnen ins reine kommen«, spekulierte Dexter.

»Ins reine?«, entfuhr es Riker erstaunt. Er schien das für absurd zu halten. »Lieutenant … Offenbar wissen Sie nicht genau, um was für eine Art von Person es sich handelt.«

»Wenn man stirbt, verändert sich die Sichtweise«, beharrte Dexter. »Dann sieht man alles in einem ganz anderen Licht.«

»Sie haben jede Menge Erfahrung mit dem Tod, nicht wahr, Lieutenant?«

Dexter ignorierte den Seitenhieb. »Vielleicht möchte sie sich von einer Last befreien. Vielleicht möchte sie nicht mit dem Wissen um ihren Streit in den Tod gehen. Vielleicht ist sie bereit, Ihnen zu vergeben.«

Riker schüttelte langsam den Kopf. »Wie kann sie mir vergeben, wenn nicht einmal ich selbst fähig bin, mir zu verzeihen?«

Er verließ das Büro, und Dexter blieb allein mit dem gleichmäßigen Ticken der Standuhr zurück.

Kapitel 3

Die Gebäude, in denen die Wissenschaftler der Ewigkeitswelt arbeiteten und wohnten, waren schlicht und funktionell eingerichtet. Offenbar gaben sich die Leute dieses Berufsstandes damit zufrieden, wenn ihre elementaren Bedürfnisse erfüllt waren.

Der Androide ließ seine Blicke den Tisch entlangwandern, an dem die Forscher ihre Mahlzeiten einnahmen. In den für kollektiven Verzehr von Nahrungsmitteln bestimmten Räumen an Bord der hatten beim Essen immer Gespräche stattgefunden allem Anschein nach dienten solche Gelegenheiten also auch der Kommunikation. Zwischen der Versorgung des Körpers mit neuer Energie und angeregter Konversation schien jedoch kein direkter Zusammenhang zu existieren. Vielmehr handelte sich dabei anscheinend um einen grundlegenden Aspekt der terranischen beziehungsweise gesamten humanoiden Kultur. Jedenfalls hatte Data das bislang so erfahren.

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