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Die alten Lieblingshelden Luke Skywalker, Han Solo und Prinzessin Leia bestehen neue Abenteuer!
Han und Leia sind auf einem kleinen Planeten in Gefangenschaft geraten und sollen an die Yuuzhan Vong ausgeliefert werden. Unterdessen entdecken Luke und Mara Jade auf dem von den Feinden besetzten Coruscant ein schockierendes Geheimnis ...
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Seitenzahl: 462
Ich bedanke mich bei:
meinem eigenen inneren Kreis – Dan Hamman, Nancy Deet, Debby Dragoo, Sean Fallesen, Kelly Frieders, Helen Keier, Lucien Lockhart und Kris Shindler;
meinen Adleraugen Luray Richmond und Sean Summers;
den Autoren vergangener und zukünftiger Erbe-der-Jedi-Ritter-Romane (mit besonderem Dank an Elaine Cunningham, die bei der Erstellung der Informationsunterlagen viel mehr getan hat, als ihre Pflicht gewesen wäre);
Dan Wallace für die Beantwortung von Fragen;
meinem Agenten Russ Galen;
Shelly Shapiro und Kathleen O. David von Del Rey sowie Sue Rostoni von Lucas Licensing.
Jedi
Luke Skywalker, Jedi-Meister
Mara Jade Skywalker, Jedi-Meisterin
Jaina Solo, Führerin der Zwillingssonnen-Staffel
Kyp Durron, Pilot der Zwillingssonnen-Staffel
Corran Horn, Jedi-Ritter, Pilot der Renegaten-Staffel
Tahiri Veila, Jedi-Schülerin
Streitkräfte der Neuen Republik
General Wedge Antilles
Colonel Tycho Celchu
Colonel Gavin Darklighter, Führer der Renegaten-Staffel
Captain Kral Nevil, Pilot der Renegaten-Staffel, Quarren
Leth Liav, Pilotin der Renegaten-Staffel, Sullustanerin
Captain Garik »Face« Loran, Führer der Gespenster-Staffel
Kell Tainer
Elassar Targon, Devaronianer
Bhindi Drayson
Baljos Arnjak
Iella Wessiri Antilles, Geheimdienstchefin
Jagged Fel, Pilot der Zwillingssonnen-Staffel
Zindra Daine, Pilotin der Zwillingssonnen-Staffel
Voort »Piggy« saBinring, Pilot der Zwillingssonnen-Staffel, Gamorreaner
Beelyath, Pilot der Zwillingssonnen-Staffel, Mon Calamari
Sharr Latt, Pilot der Zwillingssonnen-Staffel
Tilath Keer, Pilotin der Zwillingssonnen-Staffel
Shawnkyr Nuruodo, Führerin der Vanguard-Staffel, Chiss
Commander Eldo Davip, Kapitän der Lusankya
YVH 1 – 1A, Droide
Zivilisten
Danni Quee, Wissenschaftlerin
Wolam Tser, Holodokumentarist
Tam Elgrin, Holocam-Mann
Han Solo, Kapitän des Millennium Falken
Leia Organa Solo, Botschafterin der Republik
Yuuzhan Vong
Tsavong Lah, Kriegsmeister
Czulkang Lah, Kommandant
Nen Yim, Gestalterin
Kasdakh Bhul, Krieger
Maal Lah, Krieger
Denua Ku, Krieger
Viqi Shesh, ehemalige Senatorin der Neuen Republik
Harrar, Priester
Takhaff Uul, Priester
Ghithra Dal, Gestalter
Jaina Solo zog ihren X-Flügler so eng wie möglich herum. Die Beschleunigung drückte sie in den Sitz, aber die Macht half ihr, sich zu schützen, und so konnte sie einen Blackout verhindern.
Nachdem sie das Wendemanöver beendet hatte, flog sie wieder in die Richtung, aus der sie zunächst gekommen war – direkt auf den Sternzerstörer Rebel Dream und die Teilstaffel der Yuuzhan-Vong-Korallenskipper hinter dem größeren Schiff zu –, und warf einen Blick auf die Sensoranzeige. Die beiden anderen Piloten ihres Schildtrios, Kyp Durron und Jag Fel, waren direkt neben ihr. Das war kein Problem für Jag und seinen Chiss-Klauenjäger, der so viel wendiger war als die X-Flügler, aber für Kyp musste es ebenso anstrengend gewesen sein wie für Jaina. Andererseits war Kyp ein Jedi-Meister.
Jaina und die beiden anderen Piloten zogen die Jäger unter der Rebel Dream hindurch, deren gewaltige Länge in einem Augenblick über sie hinwegschoss. »Also gut, wir machen es folgendermaßen«, sagte Jaina. »Wir greifen an, als wollten wir direkt in die Mitte ihrer Formation durchbrechen, aber stattdessen wenden wir uns nach steuerbord und halten uns am Rand. Und dann konzentrieren wir das Feuer auf ein Ziel nach dem anderen, genau, wie wir es trainiert haben. Bereit?«
Kyps Stimme klang ruhig und beherrscht. »Stets bereit, Göttin.«
Jag klickte nur einmal sein Komlink zur Bestätigung.
»Schießen und nach steuerbord.«
Als der erste Korallenskipper auf Jaina zu und in Schussweite kam, schleuderte er einen Strom winziger roter Geschosse nach ihr. Jeder dieser roten Punkte stellte ein paar Kilogramm heißen Steins dar: Plasma. Im kalten Raum würden sich die Geschosse rasch abkühlen, aber in den Sekunden zuvor waren sie tödlich, denn sie konnten sich durch die Panzerung eines Sternjägers brennen, als wäre diese nur eine dünne Eisplatte.
Jaina schaltete ihre Laser auf Doppelfeuer und wartete. Einen Augenblick später spürte sie, wie Kyp sie in der Macht berührte und für kurze Zeit die Herrschaft über ihre Hand am Steuerknüppel übernahm. Sie spürte, wie sie zielte und auf den entfernten Korallenskipper schoss. Kyps Laser blitzten im gleichen Augenblick auf, die von Jag einen Sekundenbruchteil später.
In der Ferne verschwand Jainas Lasersalve, als eine winzig kleine Schwerkraftanomalie, die Miniaturausgabe eines Schwarzen Lochs, am Bug des Korallenskippers auftauchte. Kyps Schuss verschwand auf die gleiche Weise, etwa einen Meter weiter hinten. Aber Jags Schuss – einer zu viel für die Dovin Basale des Skips, die diese Anomalien erzeugten – durchschlug die Kuppel des Yuuzhan-Vong-Jägers. Man sah ein kurzes Aufblitzen, und dann begann der Korallenskipper zu trudeln.
Jaina, die ihre Bewegungen nun wieder selbst beherrschte, zog den X-Flügler nach steuerbord, und ihre Flügelleute blieben in der engen Formation. Vor ihr tauchte ein zweiter Korallenskipper auf, dann ein dritter. Jaina verband sich mit Kyp, ließ ihn schießen, übernahm die Kontrolle erneut, orientierte sich abermals, tastete nach Kyp, ließ ihn schießen …
Innerhalb von Sekunden hatten sie zwei weitere Korallenskipper in brennende Wracks verwandelt. Jaina wusste auch ohne die Sensoranzeige, dass die Skips von der anderen Seite dieser Formation sich nun von backbord näherten; sie stellte den X-Flügler relativ zum vorherigen Kurs auf den Schwanz, entfernte sich aus der Konfliktzone und zwang diese Korallenskipper, sie zu verfolgen, lenkte sie ab von der Mon Mothma und der Mission dieses Schiffs.
In der Ferne drang die Mon Mothma in eine Zone von Dovin-Basal-Minen ein. Ihre Jäger – E-Flügler, X-Flügler und TIE-Abfangjäger – kamen nun aus den Buchten und schossen in die Dunkelheit davon, auf das Schiff zu, das sie eskortieren und schützen sollten.
Der Jedi-Meister Luke Skywalker bewegte sich an der Spitze seiner Gruppe, nur ein paar Meter vor den anderen.
Er wusste, dass man ihn derzeit trotz seiner Berühmtheit nicht als Luke Skywalker erkennen würde, denn er trug eine Vonduun-Krabben-Rüstung, die bevorzugte Verteidigung der Yuuzhan-Vong-Krieger. Seine war allerdings künstlich und bestand aus leichtem Material, das sorgfältig Struktur und Farbe der lebenden Rüstungsplatten der Yuuzhan Vong kopierte. Er zog diese Nachbildung den echten Rüstungen vor, wie sie einige seiner Begleiter trugen, denn bei einer Fälschung brauchte er nicht mit dem gelegentlichen Zucken und Zusammenziehen der lebendigen Rüstung zu rechnen. Unter der Rüstung trug er einen Body in hellem Grau mit blauen Glanzlichtern, was einer geläufigen Yuuzhan-Vong-Hautfarbe recht nahe kam. Von seiner Größe einmal abgesehen, die mehrere Handspannen unter dem Durchschnitt der Yuuzhan-Vong-Krieger lag, sah er genau wie einer der Feinde aus.
Nicht, dass er in seiner derzeitigen Umgebung leicht zu sehen gewesen wäre. Er befand sich in einem Fußgängerkorridor und kurz vor einer erhöhten, überdachten Brücke, die etwa auf der Ebene des hundertsten Stockwerks ein Gebäude mit einem anderen verband. Das hier war einmal ein Haus für wohlhabende Bürger gewesen, also gab es auf jedem Stockwerk nur einige wenige, gut ausgestattete Wohnungen. Alle vom Flur abgehenden Türen waren gewaltsam geöffnet worden, aber der Zustand der Räume dahinter – alles Wertvolle war verschwunden, aber die Maschinen waren intakt – ließ vermuten, dass hier Plünderer und keine Yuuzhan Vong gehaust hatten.
Über allem hing der Geruch von Verwesung. Luke und seine Gruppe waren über zahllose Überreste von Bewohnern Coruscants gestolpert – einige waren Opfer von Gewalttätigkeit geworden, anderen hatte man die Todesursache nicht ansehen können, und beinahe alle befanden sich in einem Stadium fortgeschrittener Fäulnis.
Wie viel Lebensmittel hatten sich zur Zeit des Falls von Coruscant und der Zerstörung seiner Infrastruktur in den Küchen dieser Leute befunden? Wie viel Wasser hatten sie finden können? Auf einem Planeten ohne Wildnis, ohne Felder, gab es keine anderen Möglichkeiten, sich Lebensmittel zu verschaffen, als durch den nun unmöglichen Import und durch Maschinen, von denen viele dem Vernichtungsfeldzug der Feinde zum Opfer gefallen waren. Also schien es sehr wahrscheinlich, dass die Mehrheit der Bevölkerung von Coruscant bereits tot war und jeden Tag weitere Menschen starben.
An einigen Orten war der Verwesungsgestank stärker, an anderen schwächer, aber man konnte ihn überall wahrnehmen. Luke und die meisten seiner Begleiter hatten sich Stoffstücke vor die Nase gebunden, die mit einem schwachen Parfum getränkt waren. Face hatte diese improvisierten Schutzmasken geliefert. Luke wollte lieber nicht wissen, welche Erfahrungen Face schon im Vorhinein hatten wissen lassen, wie ratsam es wäre, einen größeren Vorrat dieses Parfums mitzubringen.
Als Luke sich dem Rand des Gebäudes und dem Beginn der Brücke zum nächsten Haus näherte, schaltete er seinen Glühstab ab, der so geformt war, dass er aussah wie ein Beleuchtungsgeschöpf, das die Yuuzhan Vong verwendeten. Trübes Sonnenlicht fiel durch die Decke, denn die Brücke bestand aus Transparistahlpaneelen und hatte einmal einen atemberaubenden Ausblick auf diesen Teil der Planetenstadt geboten.
Er spürte mehr als dass er hörte, wie Mara ihn einholte. »Du hattest erst die Letzte, Farmboy«, sagte sie.
Er sah sie an. Auch sie trug eine Yuuzhan-Vong-Kampfrüstung und einen Body in entsprechender Farbe. Bis auf die Form ihres Kinns und des Mundes unter dem Helmrand war sie nicht mehr als die Frau zu erkennen, mit der er verheiratet war. »Und du hattest die davor.«
»Also bin ich jetzt dran.« Das war Garik »Face« Loran, Exschauspieler und seit langem in einer führenden Position im Geheimdienst der Neuen Republik. Etwa die Hälfte seines üblichen Teams, das sich selbst auch als Gespenster bezeichnete, nahm ebenfalls an dieser Mission teil. Face trug zusätzlich zu der Vonduun-Krabben-Rüstung eine Ooglith-Maske, eine lebende Maske, wie sie die Yuuzhan Vong benutzten, die aber von einem seiner Kollegen, einem Wissenschaftler namens Baljos Arnjak, so modifiziert worden war, dass sie nun das gebrandmarkte, verstümmelte Gesicht eines Yuuzhan-Vong-Kriegers nachbildete. Er blieb neben Mara stehen. »Wie wär’s mit einem Kuss, der mir Glück bringt?« Er schürzte die geschlitzten Lippen des fremdartigen Gesichts.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich diese Bitte als ›außergewöhnlich mutig‹ oder ›außergewöhnlich dumm‹ bezeichnen soll.«
Face lachte leise. Er setzte den Rucksack ab und nahm ein aufgerolltes Seil heraus, dann ging er weiter und band sich dabei ein Ende des Seils um die Taille. Er reichte Luke das andere Ende und den größten Teil des Seils. »Bussi?«
»Verschwinde.«
Sie erreichten die weite Öffnung, die Zugang zur Brücke bot. Wie der Flur selbst war auch diese Fußgängerbrücke breit genug, dass vier kräftige Menschen Seite an Seite gehen konnten, aber auf beiden Seiten und oben bestand sie aus Transparistahlplatten, die von Metallträgern verstärkt wurden. Durch den Transparistahl konnte Luke die Gebäude in der Nähe sehen, die nun überwiegend von grünem, algenartigem Schaum oder seltsamem Gras überzogen waren. Viele Gebäude schienen sich in fortgeschrittenem Verfallszustand zu befinden und hatten eingestürzte Dächer.
Face ging weiter auf die Brücke hinaus, aber er bewegte sich sehr vorsichtig. Luke konnte das andere Ende der Brücke nicht sehen, die in der Mitte höher als an den beiden Enden und insgesamt mindestens fünfzig Meter lang war. Sie überquerte das, was einmal ein breiter Boulevard gewesen war.
Als Face zehn Meter entfernt war, klackte das Komlink in Lukes Helm, und dann hörte er Faces geflüsterte Worte: »Kein übermäßiges Knarren. Sie scheint ziemlich fest zu sein.«
Die anderen Angehörigen der Gruppe kamen jetzt näher zum Ende des Flurs. Alle trugen Yuuzhan-Vong-Rüstungen, entweder echte wie Face oder Fälschungen wie Luke.
Der größte »Krieger« mit deutlichen schwarzsilbernen Mustern auf Maske und Oberkörperrüstung war Kell Tainer, ein Gespenst, der sich auf Technik und Sprengstoff spezialisiert hatte und außerdem ein geschickter Nahkämpfer war.
Dann gab es die beiden »Domäne Kraal«-Rüstungen mit Wirbeln in Silber und Korallenrottönen, die sie Kriegern abgenommen hatten, die einmal den Planeten Borleias besetzt hatten, bevor die Neue Republik ihn zurückeroberte. In der mit dem spitzeren Helm steckte Baljos Arnjak, der Experte der Gespenster für die Gesellschaft der Yuuzhan Vong und ihre organische Technologie. In der anderen mit dem breiteren Helm und den größeren Augenlöchern verbarg sich Bhindi Drayson, eine Frau mit einem breiten Spektrum von Fähigkeiten, die sie für die Geheimdienstarbeit qualifizierten; vor allem kannte sie sich mit militärischer Taktik, Computern und Robotik aus. Auf Bhindis Gesicht war sehr beständiges Make-up aufgetragen, das sie für einen flüchtigen Betrachter so aussehen ließ, als wären ihre Lippen in Fransen geschnitten und der Rest ihres Gesichts von Tätowierungen überzogen. Baljos trug eine weitere Ooglith-Maske, eine mit zwei Hauern, die aus dem unteren Bereich seines Kinns hervorragten.
Ihm folgte Elassar Targon, ein Devaronianer, der Mediziner der Gespenster. Er hatte sich in eine graugrüne künstliche Rüstung gehüllt; der Gedanke, etwas Lebendiges zu tragen, hatte ihn zutiefst entsetzt. Selbst jetzt, während er mit dem Blick Faces Fortschritte verfolgte, machte er mit der rechten Hand eine Reihe von Gesten. Sollten sie die Yuuzhan Vong fern halten oder für Faces Sicherheit sorgen? Luke wusste es nicht, und Elassar tat solche Dinge derart automatisch, dass er vielleicht selbst nicht mehr bemerkte, dass er es tat.
Neben dem Devaronianer stand Danni Quee, die Wissenschaftlerin, die schon für so viele technologische Entwicklungen im Krieg gegen die Yuuzhan Vong verantwortlich gewesen war. Sie trug eine echte Rüstung in Schwarz, die eine Spur zu groß für sie war. Die Rüstung war ursprünglich für Elassar bestimmt gewesen, und daher bewegte Danni sich ein wenig ungeschickt. Sie nutzte diesen kurzen Augenblick der Rast, um einen kleinen elektromagnetischen Strahlungssensor aus der Tasche zu nehmen und die nähere Umgebung zu untersuchen. Danni und Elassar trugen ebenfalls Make-up, was allerdings auf Elassars für sein Volk typischem diabolischem Gesicht besser wirkte als auf Dannis regelmäßigen Zügen.
Tahiri Veila befand sich ein paar Meter hinter dem Rest der Gruppe und hielt Ausschau nach Feinden, die sich von dieser Seite näherten. Sie war der dritte Jedi in der Gruppe. Offiziell war sie immer noch Schülerin, aber wegen der Erfahrung und der Fähigkeiten, die sie seit Beginn der Invasion durch die Yuuzhan Vong gewonnen hatte, wurde sie von allen als Jedi-Ritter betrachtet, auch ohne offizielle Ernennung. Die Dinge veränderten sich in diesen Kriegsjahren so schnell, dass offizielle Prüfungen kaum mehr durchgeführt wurden. Tahiris Rüstung war rostbraun; sich auf den rutschfesten Sohlen ihres Bodys zu bewegen, gefiel ihr zweifellos besser, als Schuhe oder Stiefel zu tragen, aber nicht so gut wie barfuß zu laufen, was sie für gewöhnlich tat. Sie trug die letzte der drei Ooglith-Masken, eine mit vier scharfen, nagelähnlichen Stacheln, die aus jeder Wange ragten, und tief eingeritzten roten Narben an Kinn und Hals.
Luke warf ihr einen Blick zu. Er brauchte kaum die Macht, um Tahiris Schmerz zu spüren, der dieser Tage ihr stetiger Begleiter war. Ihr bester Freund, Lukes Neffe Anakin Solo, war vor nicht allzu langer Zeit gestorben – er war auf einer erfolgreichen, aber verlustreichen Mission umgekommen, bei der sie die Brutstätte der Voxyns vernichtet hatten – Geschöpfe, die sich als ausgesprochen geschickt beim Aufspüren und Töten von Jedi gezeigt hatten. Seitdem hatte Tahiri ihr Schweigen und ihre Distanziertheit die meiste Zeit getragen wie ein Jedi-Gewand.
Luke hatte die gefährliche Mission der jungen Leute genehmigt, und viele von ihnen waren umgekommen. Seitdem fiel es ihm manchmal schwer, Han und Leia, Anakins Eltern, in die Augen zu sehen. Und nun führte er eine weitere Mission an, bei der eine junge Jedi in Gefahr sein würde. Er fragte sich manchmal, ob es ihm je erlaubt sein würde, die jungen Leute nicht mehr zu Unternehmen auszuschicken, wo sie großem Leid und sogar dem Tod begegnen konnten.
Wahrscheinlich nicht, dachte er. Solches Glück habe ich nicht.
»Ich habe die Mitte erreicht«, flüsterte Face. »Immer noch kein Knarren. Ich werde am anderen Ende auf und ab springen, um mich zu überzeugen, dass die Brücke immer noch sicher befestigt ist, und – wartet mal, da bewegt sich was …«
Dann hörten sie eine neue Stimme, einen Ruf in der Sprache der Yuuzhan Vong, der ein Stück vor Face erklang. Der in Lukes Ohr steckende Tizowyrm, ein organischer Übersetzer, wie ihn die Yuuzhan Vong verwendeten, gab die Worte in Basic wieder: »Stehen bleiben! Nennen Sie Ihren Namen, Ihre Domäne und Ihren Auftrag!«
Luke warf Baljos das Seil zu. »Lasst die Rucksäcke hier.« Er ging voran, gefolgt von Mara und Kell, und hörte, dass sich Tahiri im Laufschritt von hinten näherte. Diese vier waren die Einzigen, die eine Chance in direktem Kampf mit ausgebildeten Yuuzhan-Vong-Kriegern hatten.
Sowohl auf normalem Weg als auch über das Kom im Helm hörte Luke Faces Antwort, herausgeschrieen in der Sprache der Yuuzhan Vong und auf eine Weise, die für Luke nach der angemessenen Aggressivität und Satzmelodie klang: »Ich heiße Faka Rann. Mein Auftrag besteht in der Zerstörung von Abscheulichkeiten und der Ausbildung meiner Krieger. Dabei werde ich mich von Ihnen nicht behindern lassen.«
Als Luke, Mara, Kell und Tahiri sich Face näherten, konnten sie über die Kuppe der Brücke blicken, wo sich eine Gruppe von Yuuzhan Vong näherte. Luke sah sieben Krieger, von denen die meisten bereits Amphistäbe in der Hand hielten. Die schlangenartigen Amphistäbe waren im Augenblick starr und konnten so als Stab oder Speer benutzt werden. Face nestelte an dem falschen Amphistab herum, der um seine Taille gewickelt war, aber Luke sah, dass es ihm dabei vor allem darauf ankam, das Seil zu lösen.
Luke stellte sich neben Face und baute sich mit verschränkten Armen in einer trotzigen, arroganten Pose auf. Mara stellte sich neben ihn und Tahiri und Kell traten auf die andere Seite von Face. Kell nahm den falschen Amphistab von seiner eigenen Taille und löste den Starremechanismus aus, eine kunstvolle Imitation der echten Waffe. Die Kopie hätte allerdings nie einen Zweikampf ausgehalten.
Der kleine Trupp von echten Yuuzhan Vong blieb zehn Meter entfernt stehen, und ihr Anführer starrte Luke und die andern an. »Diese Zone wurde uns zugewiesen«, sagte er. »Wer hat euch befohlen, hier zu jagen?«
»Niemand hat uns etwas befohlen!« Faces Ton war scharf und höhnisch, selbst in der Übersetzung des Tizowyrms. »Wir sind nicht im Dienst. Wir sind auf der Suche nach Ruhm.«
»Wenn ihr nicht im Dienst seid, ist euer Auftrag unwichtiger als der unsere. Macht Platz.«
Luke wusste, dass kein wahrer Yuuzhan-Vong-Krieger sich einen solchen Befehl einfach gefallen ließe, und er seufzte innerlich. Es würde zu einem Kampf kommen. Er bewegte sein Knie, bis er das Lichtschwert spüren konnte, das unter den Schurzplatten der Rüstung an seinem Gürtel hing.
»Falls ihr tatsächlich im Dienst seid«, entgegnete Face, »dann ist euer Auftrag unwichtiger als der unsere, denn ihr jagt nur auf Anordnung eures Vorgesetzten, während wir jagen, weil es uns Größe verleiht. Also werdet ihr uns Platz machen.«
Der feindliche Anführer starrte Face an. Dann endete der kurze Waffenstillstand so, wie es zu befürchten gewesen war: Der Krieger griff an, und seine Leute folgten ihm in zwei Reihen.
Face fiel zurück und gestattete den erfahreneren Kämpfern, die Lücke zu schließen. Der feindliche Anführer wollte zwischen Luke und Kell hindurcheilen, um Face trotzdem zu erwischen, und schwang den Amphistab, um Luke aus dem Weg zu stoßen, aber Luke sprang in einem Salto über ihn hinweg, der durch die gefälschte Rüstung nur um ein Geringes ungeschickter ausfiel, als man es von ihm gewohnt war.
Noch in der Luft sah er, wie Kell den Anführer erwischte, ihn herum- und zurückwirbelte und mit aller Macht gegen eine der Transparistahlplatten an der Seite des Laufgangs schmetterte. Das Paneel hielt stand, aber die Metallstützen zu beiden Seiten versagten: Krieger und Paneel fielen von der Brücke. Der Krieger schrie und schlug um sich, als er aus dem Blickfeld der anderen verschwand.
Luke landete und zog sein Lichtschwert unter den Schurzplatten hervor; im gleichen Augenblick hörte er das Zischen von Maras und Tahiris Klingen, die gezündet wurden. Er aktivierte seine Waffe gerade noch rechtzeitig, um einen Amphistab abzuwehren; er schlug die tödliche Spitze der Waffe beiseite, ließ sie an sich vorbeigleiten und konterte. Der Krieger, dem er gegenüberstand, fing die Lichtschwertklinge mit dem oberen Ende des Amphistabs ab, und das Schwert hinterließ nur eine schwache Brandspur am Hals des Amphistabs.
Der Krieger brüllte: »Jeedai!« Dieser Schrei wurde von den anderen fünf Yuuzhan Vong aufgenommen – und dann von noch mehr Stimmen weiter hinten.
Luke schlug einen Knallkäfer beiseite, den ein Krieger in der zweiten Reihe nach ihm geschleudert hatte, dann holte er weit aus und schwang sein Schwert nach dem Krieger direkt vor sich. Dieser Mann duckte sich, aber er war auch nicht das Ziel von Lukes Angriff gewesen: Lukes Schlag ging weiter, traf den Arm von Tahiris Gegner rechts von ihm und trennte ihn am Ellbogen ab. Der Krieger brüllte – mehr, wie es schien, vor Zorn als vor Schmerzen –, als sein Arm und sein Amphistab auf den Boden der Brücke fielen. Tahiri nutzte die Gelegenheit, um dem Yuuzhan Vong einen Tritt zu versetzen, der ihn in die zweite Reihe zurückschleuderte. Inzwischen hatte Mara einen Messerkäfer, den man nach ihr geschleudert hatte, mithilfe des Schwerts verbrannt, dann parierte sie einen festen Schlag eines Amphistabs aus der ersten Reihe und einen Stoß aus der zweiten.
Und dann konnte Luke die anderen sehen, noch mehr Krieger, die aus dem gegenüberliegenden Gebäude auf ihn und seine Freunde zurannten. Er konnte sie nicht zählen, nahm aber an, dass es mindestens zwanzig waren. Die meisten schrien: »Jeedai!«
Kell Tainer drehte sich um und rannte davon. Luke bemerkte Tahiris verblüfften, erschrockenen Blick durch die Gesichtsplatte des Helms, dann duckte sie sich unter einem Schlag ihres nächsten Gegners weg. Bevor sie sich wieder aufrichten konnte, zuckte Blasterfeuer über ihr durch die Luft. Der größte Teil davon wurde von der Vonduun-Krabben-Rüstung ihres Gegners absorbiert, aber ein Schuss traf den Krieger in die Kehle. Mit qualmendem Hals fiel er zurück, und Luke konnte sehen, dass Face nun direkt hinter Tahiri stand, das Blastergewehr in der Hand. Während Tahiri sich wieder aufrichtete, ließ Face den Abzug los, machte einen halben Schritt nach links, wo Luke ihn nicht mehr sehen konnte, und wartete auf ein weiteres Ziel.
Luke kickte den abgetrennten Arm und den Amphistab ins Gesicht seines Gegners, dann schlug er nach dessen Kopf. Dieser Krieger war zu schlau oder zu erfahren, um auf so etwas hereinzufallen; ohne mit der Wimper zu zucken, ließ er den Arm an seinem Helm abprallen und lenkte den Schwertstoß mit dem Amphistab ab.
Dann hatte die nächste Welle von Kriegern die Jedi erreicht, und plötzlich gab es zu viele Amphistäbe, Knallkäfer, Messerkäfer und messerähnliche Coufees, als dass sie ihnen noch hätten standhalten können. Luke wurde Schritt um Schritt rückwärts getrieben, wobei er hier einen Schlag abwehrte, dort einen Messerkäfer in Brand setzte, da sein Lichtschwert in die Kehle eines Kriegers stieß. »Kämpfend zurückfallen!«, rief er.
Etwas flog von hinten zwischen Luke und Mara hindurch. Es sah aus wie eine flache schwarze Schachtel, etwa so groß wie eine Menschenhand, mit glühenden Ziffern oder Buchstaben auf einer Seite. Und nun war auch Kell wieder zu sehen, diesmal mit einem Blaster, den er hoch über den Kopf des Jedi hielt, um Laserfeuer auf die Yuuzhan Vong regnen zu lassen. »Ich schlage vor, wir ziehen uns schnell zurück«, sagte er. »Zehn.«
»Was war das?«, fragte Luke. Statt den nächsten Schlag eines Amphistabs abzuwehren, beugte er sich vor, bevor der Schlag auch nur begann, zog das Lichtschwert über das Handgelenk seines Gegners und trennte ihm die Hand ab.
»Du weißt, was es war. Sieben. Sechs.«
Luke begann rasch zurückzuweichen. Mara und Tahiri hielten mit ihm Schritt, und Face und Kell erhielten das Blasterfeuer aufrecht, hin und wieder unterstützt durch eine einzelne Salve von den Gespenstern weiter hinten.
Sie befanden sich beinahe schon wieder im Gebäude, als Kells Sprengladung explodierte. Plötzlich verwandelte sich die Brücke in eine Feuerwand, die auf die Yuuzhan Vong zuraste.
Luke löste sich aus dem Kampf, warf sich mithilfe der Macht nach hinten und riss dabei Mara und Tahiri mit. Sie landeten mehrere Meter weit im Gebäudeflur, wobei sie immer noch geworfene Knallkäfer und Messerkäfer abwehren mussten. Das Feuer nach der Explosion raste über die Yuuzhan Vong und dann über die Jedi hinweg, blendete Luke einen Moment und schleuderte ihn nach hinten. Er spürte dabei jedoch immer noch deutlich, wo sich die anderen Jedi und die Gespenster befanden, was ihm erlaubte, das Lichtschwert in einer defensiven Bewegung um sich herumzuziehen, die er selten außerhalb des Trainings verwendete, und wahrzunehmen, dass die Klinge etwas Festes und Unnachgiebiges traf.
Dann waren Hitze und Helligkeit an ihnen vorbei. Luke fand sich in einem Zweikampf gegen einen Krieger, dessen Rücken qualmte. Drei weitere Krieger waren ganz in der Nähe, aber zwei von ihnen begannen nun, in dem konzentrierten Feuer der Gespenster und Danni Quees zu tanzen. Der letzte, der gerade einen sehr eleganten Tritt vollführte, der Mara das Genick brechen sollte, wurde von ihrem nach oben gestoßenen Lichtschwert unter den Schurzplatten getroffen.
Luke trat aus und traf seinen Gegner in der Mitte des Oberkörpers, was diesen rückwärts schleuderte. Der Krieger taumelte zur Öffnung in der Brücke … dann stürzte er mit einem überraschten Ruf ab.
Die Brücke war verschwunden. Nur Rauch und zerklüftete Kanten ließen noch vermuten, dass es sie jemals gegeben hatte. Lukes Ohren klirrten immer noch von der Explosion, aber er konnte das Krachen und Knirschen der Trümmer hören, als sie drei- oder vierhundert Meter weiter unten auf die Straße fielen.
Sie blieben einen Moment schwer atmend stehen, Jedi, Gespenster und die Wissenschaftlerin, und starrten einander an. Schließlich fragte Luke: »Ist jemand verwundet?«
»Mich hat ein Knallkäfer gestreift«, sagte Danni. »Aber er hat die Rüstung getroffen. Er hat mich nur umgestoßen.«
»Eine ziemlich katastrophale Begegnung«, schloss Luke. »Aber zumindest haben wir keine Verwundeten.«
»Es war eine sehr erfolgreiche Begegnung«, sagte Face. »Ausgesprochen viel versprechend.«
Luke verzog unwillig das Gesicht. »Wie das? Jetzt wissen sie, dass wir hier sind. Dass Jedi hier sind.«
»Nein. Erstens glaube ich, sie waren alle auf der Brücke. Also hat keiner überlebt, der uns verraten kann.«
»Bis sie die Leichen finden«, warf Mara ein. »Mit deutlich zu erkennenden Lichtschwertwunden.«
Face zuckte die Achseln. »Na gut, dieser Punkt geht an dich. Aber was noch wichtiger ist: Bis diese Lichtschwerter gezogen wurden, haben sie uns geglaubt, dass wir Vong sind. Die Verkleidung und meine fleißigen Bemühungen, in den letzten Jahren ein wenig Yuuzhan Vong zu lernen, haben Früchte getragen. Wir können erwarten, dass das auch wieder passiert.«
»Da hast du Recht.«
Face schlug einen gekünstelt besorgten Ton an. »Bedeutet das jetzt, dass ich schon dran war, oder muss ich auch noch die nächste Brücke übernehmen?«
Luke grinste. »Du hast es hinter dir.«
»Die nächste«, sagte Kell, »wird zwanzig oder dreißig Stockwerke tiefer unten sein. Also sollten wir uns auf den Weg machen.«
Bhindi versetzte Kells Helm einen Schlag. »Die Brücke drunten wurde sehr wahrscheinlich von den Trümmern getroffen, Sprengstoff-Boy. Wir gehen nach oben.«
Gekränkt sagte Kell: »Das dachte ich mir schon.«
Han Solo, der mit dem Kopf nach unten bis zur Taille in der Maschinerie unterhalb des Decks des Millennium Falken hing, hörte und spürte Schritte, die näher kamen. Sie waren leicht und präzise – Leia. Was wiederum bedeutete, dass es noch weitere Schritte gab, die von Meewalh, aber Han hatte die Schritte von Leias Noghri-Leibwächterin niemals gehört.
Es war dringend notwendig, diese Reparatur durchzuführen, also rührte er sich nicht von der Stelle. Außerdem wusste er, dass Leias Schritte nicht so normal wären, wenn sie ein Problem hätte. »R2, würdest du mir bitte das Messgerät reichen?« Er streckte die Hand in die Luft.
R2-D2, Hans Astromech-Droide, reagierte mit einer Reihe fröhlicher Pfeif- und Blökgeräusche. Han hörte das leise Heulen, als der Droide einen Arm ausfuhr, und dann spürte er, wie ihm das Messgerät in die Hand gedrückt wurde. Als Nächstes erklang die Stimme seiner Frau: »Was meinst du, wird er mit dem Kopf gegen die Decksplatten stoßen, wenn ich ihn an dieser Stelle hier kitzle?«
R2-D2s Antwort klang eindeutig bestätigend.
»Du solltest lieber hoffen, dass sie das nicht tut, R2«, sagte Han. »Ich kann mich nicht an meiner Frau rächen, also werde ich meinen Ärger am erstbesten Droiden auslassen müssen.«
R2-D2 reagierte mit einer säuerlichen kleinen Melodie, dann hörte Han, wie der Droide davonrollte. »Was hat er gesagt?«, fragte Han.
Leia lachte. »Weiß ich nicht. Aber an seiner Stelle hätte ich geantwortet: Dann gehe ich und hole C-3PO.
»Verständlich.« Han schloss das Messgerät an den Drähten an, die er gerade installiert hatte. »Würdest du das Holokom für mich einschalten?«
»Steckst du da unten mit dem Kopf in den Stromkabeln des Holokom?«
»Ja.«
»Dann werde ich es nicht tun.«
»Ich kann nicht feststellen, ob der Stromfluss in Ordnung ist, wenn du es nicht tust.«
»Komm da raus und lass das Messgerät irgendwo, wo du die Anzeige sehen kannst.«
Han knurrte. Er wusste tief drinnen, dass nichts schief gehen konnte, dass der Falke ihm nie wehtun würde, wenn er an ihm arbeitete. Das wusste er ganz sicher, trotz unzähliger Schürfwunden, Quetschungen und elektrischer Schläge, die er im Lauf der Jahre erhalten hatte. Aber Leia ließ sich einfach nicht überzeugen.
Beinahe ebenso lange Erfahrung sagte Han, dass Leia nicht gehen würde, bevor sie wusste, dass er nicht etwas tat, was sie für dumm hielt. Er konnte daher entweder für immer mit dem Kopf nach unten hängen bleiben oder tun, was sie wollte.
Also legte er das Messgerät so hin, dass er die Anzeige von oben sehen konnte. Er schob sich aus der Luke und bedachte Leia mit einem gekünstelten Lächeln. »Zufrieden ?«
»Zufrieden. Du bist sehr rot im Gesicht.«
»So ist es eben, wenn man zu lang mit dem Kopf nach unten hängt. Kann ich dir einen Kaf bringen? Etwas zu lesen, solange du hier bist und die Reparaturen beaufsichtigst ?« Er ignorierte den plötzlichen Schwindel, der dadurch entstand, dass das Blut wieder aus seinem Kopf floss, und stand auf.
Leila lächelte und störte sich nicht an seinen boshaften Bemerkungen. »Tatsächlich bin ich hergekommen, um dich daran zu erinnern, dass wir mit Tarc sprechen müssen, bevor wir starten.«
»Ja, ich weiß. Ich hasse Abschiede einfach nur. Hab nie rausfinden können, wie ich sie angenehm gestalten könnte.«
Leia senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Wo wir gerade davon reden: Hast du einen Rat, wie ich Meewalh beibringen soll, dass sie mich bei diesem Auftrag nicht begleiten kann? Dass ihre Anwesenheit als Leibwächterin alle Verkleidungen, die wir benutzen wollen, verderben wird?«
Han flüsterte nun ebenfalls. »Warum überredest du sie nicht, Urlaub zu nehmen?«
»Han.«
»Oder wir schicken sie einfach kurz vor dem Start weg, um eine Flasche Brandy zu kaufen, und dann starten wir und lassen sie zurück.«
»Du bist keine besonders große Hilfe.«
Er lächelte und zog sie an sich. »Du kannst niemandem etwas vormachen. Du weißt genau, was du ihr sagen wirst. Du willst nur, dass ich dabei bin, wenn du es tust. Um dir Schützenhilfe zu geben. Stimmt’s?«
Sie sah ihn mit gespielter Empörung an. »Es ist unfair, meine Gedanken zu lesen.«
»Stimmt’s?«
Leia seufzte und lehnte sich gegen ihn. »Stimmt.«
Aber ihre Miene, so vergnügt sie war, zeigte auch eine Spur von Sorge, und er wusste warum. Sie konnte nicht vollkommen unbekümmert sein, nachdem einer ihrer Söhne vor kurzem im Krieg umgekommen, der andere verschollen war und für tot gehalten wurde und ihre Tochter irgendwo im Pyria-System mit ihrer Staffel gegen die Yuuzhan Vong kämpfte. Han fragte sich, ob jemals eine Zeit kommen würde, in der sich in Leias Gesicht nur Frieden spiegelte.
Weit im Dovin-Basal-Minenfeld holten Jaina und ihre Zwillingssonnen-Staffel die Mon Mothma ein, die bereits dabei war, sich wieder nach Borleias zu wenden, als in der Ferne ein Gallofree-Frachter, so plump und reizlos wie ein Hutt beim Sprung in einen Pool, auf sie zukam. Winzige Lichter blitzten um den Frachter und ließen vermuten, dass der Kampf noch im Gang war, aber es wurden bald weniger, als die Leuchtpunkte, die für Korallenskipper standen, nach und nach vom Schirm verschwanden.
»Zwillingssonnen, hier Rebel Dream. Die Sensoren zeigen weitere Skipstaffeln im Anflug, aber wir glauben, unsere Schutzbefohlene wird das Minenfeld und den letzten Mikrosprung hinter sich haben, bevor sie eintreffen. Es wird allerdings knapp werden, also halten Sie sich dennoch bitte bereit.«
Jaina grinste über das Bitte. Wegen des Spiels, das sie mit den Yuuzhan Vong begonnen hatten, der Täuschung, für die Jaina sich zunehmend mit ihrer Göttin der List, Yun-Harla, identifizierte, befand sie sich einen oder zwei Schritte außerhalb der Kommandostruktur von Borleias, und alle Kommandanten waren angewiesen worden, sie mit der Unterwürfigkeit zu behandeln, die man einer fremden Würdenträgerin entgegenbringen würde. Manchmal fragte Jaina sich, welche der Dienst habenden Offiziere dieses Spiel amüsierte und welche eher verärgert waren. Die Stimme, die sie gerade gehört hatte, hatte jedenfalls keine Spur von Gereiztheit gezeigt. »Zwillingssonnen-Führer an Rebel Dream, verstanden.«
Jaina brachte ihre Staffel neben die Rebel Dream und wartete. Als der Frachter schließlich deutlich mit dem bloßen Auge zu sehen war, erschien auch sein Name – Reckless Abandon – endlich auf der Sensoranzeige, und Jaina konnte sehen, was das für Jäger waren, die das größere Schiff eskortierten; sie befanden sich nun, nachdem der Kampf vorbei war, wieder in Formation. Die meisten zeigten das Weiß und Dunkelgrau der Jäger der Rebel Dream, aber eine Staffel aus A- und E-Flüglern war leuchtend gelb lackiert mit wild aussehenden gezackten schwarzen Streifen.
»Sithbrut, was ist das denn?«, fragte Jaina.
»Zwillingssonne Eins, das sind die Tanaab Yellow Aces; hier Ace Eins.« Die Männerstimme aus dem Kom klang amüsiert. »Wir sind hier, um den Verteidigern von Borleias zu zeigen, wie man fliegt.«
Jaina verzog das Gesicht. Sie hatte vergessen, dass sie ihr Kom auf die allgemeine Militärfrequenz der Neuen Republik eingestellt hatte, um der Rebel Dream zu antworten. Aber obwohl sie es gewesen war, die den Fehler gemacht hatte, konnte sie eine solche Antwort nicht durchgehen lassen. »Sie sind also immer so geschickt, wenn es darum geht, eine Kampfzone zu verlassen?«
»Ooh«, erwiderte Ace Eins. »Harsche Worte. Aber so etwas reizt mich nur.«
»Ace Eins, hier Reckless Abandon. Könnten Sie vielleicht Ihre Balzrituale am Boden weiterführen?«
»Verstanden, Reckless. Zwilling Eins – wir sehen uns unten. Ace Eins Ende.«
Jaina schaltete wieder um, um nur auf Staffelfrequenz zu senden. »Arrogante kleine Affenechse.«
»Da kann ich nur zustimmen.« Das war die mechanische Stimme von Piggy, Jainas gamorreanischem Piloten und Taktikexperten. »Und ich kenne den Kerl.«
Innerhalb von Tam Elgrins Blickfeld bewegte sich etwas. Er schien die Augen nicht lange genug aufhalten zu können, um klar zu sehen, also waren es die meiste Zeit nur weiße oder orangefarbene Flecken, die sich vor ihm hin und her bewegten und mit gedämpfter Stimme sprachen.
Damit gab er sich eine Weile zufrieden; es störte ihn nicht einmal zu bemerken, dass er nicht klar dachte und sich nicht erinnern konnte, aber irgendwann wurde er doch neugierig, und er zwang die Augen weiter auf, zwang sich zur Konzentration.
Er konnte nun erkennen, dass sich die Gestalten vor dem Bett bewegten, in dem er lag. Er war mit einem sauberen Laken in einem beruhigenden Blauton zugedeckt. Über seinen Füßen sah er das metallene Fußende des Betts, und dahinter befand sich eine Art Durchgangsbereich; die Farbflecken, die er gesehen hatte, waren Personen, Menschen und hin und wieder ein Twi’lek, Rodianer oder Devaronianer, überwiegend in medizinischem Weiß, einige auch in orangefarbenen Pilotenoveralls, die sein Blickfeld durchquerten, ohne auf ihn zu achten.
Zu beiden Seiten seines Betts waren undurchsichtige Vorhänge in dem gleichen unauffälligen Blau angebracht, so eindeutig ein Versuch, ihm wenigstens in diesen Richtungen ein wenig Privatsphäre zu geben, dass er nun endlich begriff, dass er sich in einem Krankenhaus befand.
Das zu wissen genügte im Augenblick. Er brauchte nicht auch noch herauszufinden, wieso er hier war. Die Tatsache, dass sein Hirn gut genug funktionierte, um wieder Informationen zu verarbeiten, genügte ihm.
Aber einen Augenblick später verließ eine Gestalt den Durchgangsbereich und kam in seine kleine Kabine. Es war ein Mon Calamari, und Tam hatte genügend Erfahrung mit Nichtmenschen, um zu wissen, dass es sich um eine Frau handelte. Sie trug ebenfalls Weiß, und ihre Haut war von tiefem, angenehmem Rosa. »Sie sind wach«, sagte sie, und ihr Tonfall legte nahe, dass es sich dabei um eine gewisse Leistung handelte, etwas, worüber man zumindest bis zu einem gewissen Grad erfreut sein sollte.
»Hm«, sagte er. Er hatte ja sagen wollen, aber nur ein Hm kam heraus.
»Wissen Sie, was passiert ist? Wo Sie sind, und warum ?«
Er schüttelte den Kopf. »Hm.«
»Die Yuuzhan Vong haben Sie benutzt, haben Sie konditioniert, zu tun, was sie wollten. Aber Sie haben sich dieser Konditionierung widersetzt und damit vielleicht eine Tragödie verhindert. Dieser Widerstand hat Ihnen ein gewisses Maß an körperlichem Schaden eingetragen, und deshalb sind Sie jetzt hier.«
Es war, als hätte sich ein Damm zwischen ihm und seinen Erinnerungen befunden … und nun brach der Damm, und die Erinnerungen überfluteten ihn, droschen auf ihn ein, rissen ihn mit. Er erinnerte sich daran, auf Coruscant gewesen zu sein, als die Yuuzhan Vong den Planeten eroberten, erinnerte sich daran, wie er danach vor ihnen davongelaufen war und sich versteckt hatte, erinnerte sich daran, dass sie ihn gefangen genommen hatten. Dann folgten Tage – nur zwei, obwohl sie ihm vorgekommen waren wie ein ganzes Leben –, in denen er auf einem Tisch gelegen hatte, der zuckte, an denen er zugehört hatte, wie die Yuuzhan Vong ihm Anweisungen gaben. Tage schrecklicher Schmerzen, wann immer er den Mut aufbrachte, ihre Worte abzuweisen, ihre Befehle nicht zu befolgen. Er hatte sogar Schmerzen, wenn der Widerstand nur in seinem Herzen begann, selbst wenn er nichts sagte, nicht einmal den Kopf schüttelte oder störrisch dreinschaute, um es sie wissen zu lassen. Der zuckende Tisch wusste es immer, der Tisch tat ihm immer weh, bis er sich schließlich den Worten der Yuuzhan Vong nicht mehr widersetzen konnte, nicht einmal ganz im Geheimen.
Dann hatte man ihm gestattet zu »fliehen«, zu seinem Arbeitgeber, dem Historiker Wolam Tser, zurückzukehren und von Coruscant nach Borleias zu fliehen, einer zeitweiligen Festung des Militärs der Neuen Republik. Dort hatte er die Operationen der Neuen Republik ausspioniert, besonders die Wissenschaftlerin Danni Quee und die Pilotin Jaina Solo.
Erst als man ihm befohlen hatte, eine von ihnen zu entführen und die andere umzubringen, hatte er die Kraft gefunden, sich den Schmerzen zu widersetzen, die er stets erlitt, wenn er nicht tat, was die Yuuzhan Vong wollten. Und er war zu Boden gestürzt, überzeugt, dass die Schmerzen ihn umbringen würden.
»Sind Sie noch bei Bewusstsein, Meister Elgrin?«
»Hm«, sagte er. »Ja.« Er öffnete die Augen; die Mon-Calamari-Frau beugte sich über ihn, den Mund leicht geöffnet, und ihre Augen bewegten sich unabhängig voneinander, als sie ihn forschend betrachtete. Seine Erfahrung sagte ihm, dass sich auf ihren Zügen eine gewisse Besorgnis abzeichnete, obwohl das jemandem, der sich nur mit dem menschlichen Mienenspiel auskannte, nicht klar gewesen wäre. »Und bitte nicht ›Meister‹ Elgrin. Einfach Elgrin. Oder Tam.«
»Tam, ich bin Cilghal. Ich werde mit Ihnen zusammenarbeiten, damit wir die Auswirkungen dessen, was man Ihnen angetan hat, beseitigen können.« Sie legte den Kopf schief – eine Menschengeste, vielleicht etwas, was sie bei der Zusammenarbeit mit Menschen gelernt hatte. »Ich muss Ihnen leider sagen, dass Ihr Mut, sich der Konditionierung zu widersetzen, Ihnen keine Heilung gebracht hat. Sie leiden immer noch unter den Auswirkungen dieser Konditionierung. Wir werden zusammen daran arbeiten, diese Wirkungen zu unterminieren, um sie wieder in ihren Normalzustand zurückzuversetzen.«
»Wenn ich immer noch in diesem Zustand bin, warum bringen mich meine Kopfschmerzen dann nicht um?«
Cilghal nahm eine seiner Hände in ihre – eine glatte Flossenhand, viel größer als seine, aber nicht kalt, wie er erwartet hätte – und hob sie an seine Stirn. Dort spürte er das Gerät, ähnlich wie ein Helm, das auf seinem Kopf saß. »Dieser Apparat«, sagte sie, »spürt, wenn Ihre Kopfschmerzen beginnen. Er manipuliert elektronisch Ihre Schmerzrezeptoren und verringert oder eliminiert die Schmerzen. Später können wir Sie mit einem Implantat ausrüsten, das das Gleiche leistet, ohne dass man es von außen sieht. Das Implantat wird Ihnen auch erlauben, sich zu belohnen, indem Sie den Ausstoß von Endorphinen veranlassen, wann immer Sie etwas tun, was dem Willen der Yuuzhan Vong trotzt. Das Ganze wird, wie wir annehmen, nach und nach der Konditionierung entgegenwirken, der man Sie ausgesetzt hat.«
»Aber wozu? Man wird mich vor Gericht bringen. Und dann hinrichten. Ich bin ein Verräter.«
»Das glaube ich nicht. Diese Basis steht unter militärischer Gerichtsbarkeit, und General Wedge Antilles sagt, man sollte sie belobigen, nicht bestrafen. Es wird keine Verhandlung geben.«
Tam spürte, wie seine Augen brannten, dann flossen die Tränen. Ob es Tränen der Erleichterung oder der Scham waren, weil er diese Vergebung nicht verdient hatte, hätte er nicht sagen können. Er wandte sich von Cilghal ab, damit sie sie nicht sah.
»Ich werde jetzt gehen«, sagte sie. »Wir werden uns später weiter unterhalten. Und es wird Ihnen bald besser gehen.«
Der hoch gewachsene Mann schlug auf die schwarze Steinmauer ein.
Die Mauer erstreckte sich so weit, wie das Auge sehen konnte – zumindest in diesen trüb beleuchteten Regionen der zerstörten Unterstadt –, und sie war nicht wirklich senkrecht, sondern neigte sich leicht nach hinten. Der Stein, aus dem sie bestand, war glänzend und hatte überall kleine Flecken, die ihm eine gewisse Schönheit verliehen. Die Mauer schien nicht aus Blöcken des Steins zu bestehen, sie wirkte eher, als wäre sie ein einziger Stein, ohne Risse oder Fugen.
Der Stein hielt den Faustschlägen des hoch gewachsenen Mannes stand.
Der Mann fand in der Nähe einen Ferrobetonblock und schleuderte ihn mit seiner beträchtlichen Kraft gegen die Mauer.
Der Ferrobeton barst.
Der Mann zündete seine Waffe. Sie summte bei jeder Bewegung seines Arms und warf ihr rotes Licht auf den Stein. Er trieb die Klinge in den Stein.
Der Stein wurde nicht heiß, brannte nicht, schmolz nicht.
Er zog die Klinge wieder heraus und berührte die Stelle, an der sie gesteckt hatte. Der Stein war dort ein wenig wärmer, aber die Klinge hatte ihn nicht verbrannt.
Er schrie, und die Echos seiner Qual hallten von der hohen Decke und den anderen Wänden dieses Raums wider.
Er musste haben, was sich hinter dieser Mauer befand. Es war alles. Er hatte es nie gesehen, nie berührt, aber er wusste, dass es dort war, wusste es aus einer Erinnerung, die schon existiert hatte, lange bevor er zu denken begonnen hatte.
Der hoch gewachsene Mann spürte etwas in seiner Nähe, eine Präsenz. Er rannte zu einem Haufen aus Schutt, der von der Decke gebrochen war, und stieß einen Durabetonblock beiseite.
In der Nische dahinter kauerte eine kleine Gestalt, ein Mensch.
Der hoch gewachsene Mann griff in die Nische, packte den anderen und riss ihn heraus. Der kleinere Mann trug Lumpen und stank nach Schweiß, nach monatealtem Schweiß; sein Haar war lang und verfilzt, und in seinen dunklen Augen stand Angst.
Der hoch gewachsene Mann sprach nicht mit ihm. Er kannte keine Worte. Stattdessen formte er einen Gedanken – ein Bild der schwarzen Wand, die brach und den Schatz dahinter freigab – und schob ihn in den Geist des anderen. Der kleinere Mann erstarrte und kreischte, als der Gedanke in seinen Kopf eindrang und ihn vollkommen einnahm.
Dann sandte der hoch gewachsene Mann einen anderen Gedanken, eine Frage: Wie?
Der kleinere Mann zitterte in seinem Griff, und Gedanken, hunderte davon, winzig und flink wie Nagetiere, huschten durch seinen Kopf.
Dann kam ein Bild. Eine Maschine, etwas, das ein Mann mit zwei Händen halten konnte. Aus der Mündung drang ein blendend helles Licht, ein schneidendes Feuer. Der kleine Mann dachte daran, dass dieses Feuer die Wand durchdringen konnte, eine Tür herausschneiden, durch die man hindurchgehen konnte.
Der hoch gewachsene Mann formte einen weiteren Gedanken. Darin machte sich der kleine Mann auf den Weg, fand diese Maschine und brachte sie her. Sofort. Mit gnadenloser Kraft hämmerte er den Gedanken in den Kopf des kleineren Mannes und hörte, wie dieser abermals aufschrie. Dann ließ er den kleinen Mann fallen.
Sein neuer Sklave rannte weinend und schluchzend in die Dunkelheit davon.
Colonel Tycho Celchu, Wedge Antilles’ Stellvertreter, betrat das Büro des Generals. Er grinste und schien damit einfach nicht aufhören zu können, was für den zurückhaltenden Offizier, der sich selten anmerken ließ, was er empfand, sehr ungewöhnlich war. »General«, sagte er, »ich möchte Ihnen den neuen Kommandanten der Tanaab Yellow Aces vorstellen.« Wie ein Zeremonienmeister machte er eine Geste zu der Tür hin, die er hinter sich offen gelassen hatte.
Herein kam ein breitschultriger Mann, gut aussehend und dunkelhaarig, ein Mann, dem das mittlere Alter so gut stand wie die Kleidung eines eleganten Lebemanns. Er trug einen grellgelben Overall mit gezackten schwarzen Linien, die aussahen, als hätte ein verrückter Designer versucht, eine Hirnwelle darzustellen, und statt zu salutieren, nahm er eine dramatische Heldenpose an. »Captain Wes Janson meldet sich zum Dienst. Äh, Sir.«
Wedge stand auf und schüttelte Jansons Hand, dann zog er den Mann in eine Umarmung. »Wes! Warum hat mir niemand gesagt, dass du zu den Leuten gehörst, die hierher unterwegs waren?«
»Das hat mich einiges an Bestechungsgeldern gekostet. Ich konnte mir doch meinen großen Auftritt nicht verderben lassen. Und, was gibt es zu trinken?«
»Überwiegend selbst gebrautes Gift, außer bei seltenen Gelegenheiten. Setz dich.« Wedge setzte sich selbst wieder hin, und nachdem Tycho die Tür geschlossen hatte, taten er und der Gast es ihm nach.
Janson holte eine Datenkarte aus einer der vielen Taschen seines Overalls und warf sie auf Wedges Schreibtisch. »Ich bin sicher, du hast bereits die Inventarliste der Reckless Abandon erhalten, aber hier ist meine Kopie davon, nur damit sicher ist, dass sie auch übereinstimmen. Lebensmittel, Munition, Ersatzteile für Sternjäger, mehrere Fässer ungenügend gereifter Tanaab-Obstbrände …«
»Wunderbar.« Wedge steckte die Karte in seinen Datenblock und warf einen kurzen Blick auf die Liste, die über den Schirm lief. »Wie lange wirst du bei uns bleiben ?«
»Oh, ich nehme an, bis zu meinem Tod.«
Verdutzt blickte Wedge zu ihm auf. »Wie?«
»Die Tanaab Yellow Aces sind eine Freiwilligeneinheit. Finanziert von den gleichen Sponsoren, die auch diese Waren beschafft und geliefert haben. Organisiert von mir. Als ich mein Offizierspatent zurückgegeben habe, sagte ich meinen Vorgesetzten, dass ich mit einem Stück von Tsavong Lah in meiner Tasche zurückkehren werde. Ich kann sie doch nicht enttäuschen.«
Wedge lächelte. »Möchtest du dich zur Renegaten-Staffel versetzen lassen?«
»Liebend gern. Aber das kann ich nicht. Ich habe anderthalb Staffeln von Tanaab- und Flüchtlingspiloten mitgebracht, die irgendwie ein Recht auf mich als Anführer haben.«
Tycho schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Wie verantwortungsvoll von dir, Wes.«
Janson zuckte bedauernd die Schultern. »Die bedauerlichen Nebenwirkungen des Alters, fürchte ich.« Seine Miene wurde wieder lebhafter. »Aber ihr könnt mir helfen, die zu vergessen. Erzählt mir von einer Pilotin, Zwillingssonnen-Führer. Sie hat eine nette Stimme. Ist ihr Aussehen entsprechend?«
Wedge musste sich anstrengen, nicht zu lachen, und warf Tycho einen Blick zu. »Ja. Sie sieht nett aus.«
»Verheiratet? Gebunden?«
»Gebunden, denke ich. Erst seit kurzem.« An meinen Neffen, fügte er in Gedanken hinzu, ganz gleich, wie sehr sie sich anstrengen, das vor allen zu verheimlichen.
»Wer ist sie also?«
Wedge runzelte die Stirn, als müsste er sein Gedächtnis durchforschen. »Jay Sowieso. Nicht wahr?« Er wandte sich Tycho zu.
»Ich glaube schon.«
»Jay, Jay …« Wedge setzte eine vollkommen ausdruckslose Miene auf. »Ja, genau. Jaina Solo.«
Janson wurde blass. »Jaina Solo.«
»Ich bin sicher, das war der Name.«
»Sithbrut, ich habe mit einer Neunjährigen geflirtet!«
»Neunzehn«, verbesserte Tycho. »Und sie hat mehr Abschüsse, als wir drei zusammen in diesem Alter hatten.«
Janson seufzte. »Ich sollte mich wohl lieber bei ihr entschuldigen und mich dann in ihr Lichtschwert werfen.«
Wedge schüttelte den Kopf. »Nein, bitte einfach Han, dich zu erschießen. Das wäre gnädiger, und als ihr Vater hat er immerhin ein Recht dazu.«
»Du bist immer noch ein ausgesprochen unangenehmer Kommandant, weißt du das?«
Wedge lächelte nur.
Der Yuuzhan-Vong-Krieger Czulkang Lah war alt, erheblich älter als jeder, den die Bewohner seiner Galaxis je gesehen hatten; unter den Narben, Tätowierungen und Verstümmelungen, die sein Gesicht beinahe schwarz aussehen ließen und seine Züge so gut wie unkenntlich machten, befanden sich tiefe Altersfalten. Er verbarg seine Gebrechlichkeit mithilfe einer verstärkten Vonduun-Krabben-Rüstung, die die Kraft ihrer eigenen Muskeln der seinen hinzufügte.
Nun stand er in seinem bevorzugten Kommandoraum des Weltschiffs der Domäne Hul. An den Wänden entlang zogen sich die unzähligen Stationen seiner Berater und Untergebenen, darunter die seines persönlichen Adjutanten, des Kriegers Kasdakh Bhul. Die meisten Stationen bestanden aus einer Reihe von Nischen in der Yorikkorallenwand, und in diesen Nischen befanden sich Villips, derer sich die Yuuzhan Vong zu Kommunikationszwecken bedienten; einige hatten sich zusammengezogen und bildeten nun Blasen ohne weitere Einzelheiten, während andere sich umgestülpt hatten und aussahen wie glänzende, farblose Yuuzhan-Vong-Köpfe, deren Lippen sich in vollendeter Synchronisation mit weit entfernten Offizieren und Spionen bewegten und deren Worte wiedergaben.
Oberhalb von Czulkang Lahs Platz war in der Decke eine große Linse angebracht, deren Durchmesser dreimal der Größe eines hoch gewachsenen Kriegers entsprach; sie bot ihm einen unvergleichlichen Blick auf den Raum, der vor der Domäne Hul lag, und sie konnte sich zusammenziehen, um ein vergrößertes Bild sehr weit entfernter Objekte zu liefern.
Vor dem alten Krieger stand ein Priester. Er war hoch gewachsen, und seine Schlankheit kündete von einer enthaltsamen Lebensweise. Er trug die Ritualgewänder und den Kopfputz des Ordens der Göttin der List, Yun-Harla.
»Willkommen, Harrar«, sagte Czulkang Lah.
»Es ist mir eine Ehre, wieder vor Ihnen stehen zu dürfen.« Der Priester verbeugte sich auf die unter Gleichrangigen übliche Art, dann richtete er sich wieder auf. »Und Sie bei einer Aufgabe zu finden, die den Göttern gefällt und Ihrer Stellung angemessen ist. Ich bringe Ihnen Schiffe und Bodentruppen zur Verstärkung, um Ihnen bei der Erfüllung dieser Aufgabe zu helfen.« Tatsächlich waren die Schiffe mit den Bodentruppen bereits am Weltschiff vorbeiparadiert, um ihren Respekt für den alten Krieger, der nun die Yuuzhan-Vong-Streitkräfte im Pyria-System kommandierte, zu demonstrieren.
»Mein Sohn hat mich angewiesen, Ihnen bei der Gefangennahme von Jaina Solo alle erdenkliche Hilfe zur Verfügung zu stellen.« Der alte Krieger nickte einem erheblich jüngeren Mann zu, der nahe der Wand wartete. Der junge Krieger trat vor und kniete nieder. »Harrar, ich überlasse Ihnen Charat Kraal. Er war bisher für Sondereinsätze zuständig, die Jaina Solo und andere Dinge betrafen. Er befehligt eine einfallsreiche und sehr motivierte Einheit aus Kraal- und Hul-Piloten und Wissenserntern. Sie werden mir die Lasten des Oberbefehls sehr erleichtern, wenn Sie ihn mir einfach abnehmen und das direkte Kommando über diese Operationen antreten.«
Harrar sprach den jüngeren Krieger an. »Glauben Sie, Sie können ab sofort unter meinem Befehl arbeiten?« Die Frage war eine Sache von Leben und Tod; sollte Charat Kraal mit nein antworten, würde man ihn natürlich töten und einen umgänglicheren Kommandanten einsetzen müssen.
Charat Kraal hob den Kopf und sah Harrar ins Gesicht. Die Nase des Kriegers war nicht nur deformiert – eine bei Yuuzhan-Vong-Kriegern beliebte Verstümmelung –, sondern fehlte vollkommen, und es waren nur zerklüftete, gerötete Kanten geblieben, die auf die Gewaltsamkeit ihrer Entfernung schließen ließen. Charat Kraals Stirn war hoch, eher wie die eines Menschen als die eines Yuuzhan Vong, und kunstvoll mit Linien und Streifen tätowiert, die den Blick auf den hinteren Bereich lenkten und sie flacher erscheinen ließ. »Ich diene den Göttern, unseren Anführern und der Domäne Kraal«, sagte er. »Ich werde gerne Ihren Befehlen folgen.«
»Gut«, sagte Harrar. »Was waren Ihre letzten Einsätze?«
»Wir haben vor kurzem unseren menschlichen Spion in ihrem großen abscheulichen Gebäude verloren. Also habe ich einen Plan entwickelt, einen oder mehrere neue Spione in ihr Lager einzuschleusen. Wir werden dies beim nächsten Angriff auf ihren Stützpunkt tun.«
»Einfach so?«, fragte Harrar. »Die Ungläubigen erhalten keine Gelegenheit, dieses Geschenk zurückzuweisen?«
Charat Kraal bedachte den Priester mit einem Kriegerlächeln, und durch geschlitzte Lippen wurden abgebrochene Zähne sichtbar. »Nein, großer Priester.«
»Wenn meine Audienz bei Czulkang Lah vorüber ist, werden Sie mit mir kommen und mir diesen Plan genau erläutern.«
Als seine Gruppe eine lange Galerie betrat, die einmal von Läden flankiert gewesen war, spürte Luke erneut dieses Ziehen, eine entfernte Falschheit in der Macht. Er hatte dieses Gefühl schon mehrmals gehabt und sich darauf zubewegt, in der Hoffnung, so zu der Quelle seines Unbehagens zu gelangen, zu der Quelle der Visionen, die ihn nach Coruscant gebracht hatten. Aber seine Mitjedi hatten seine Wahrnehmung nicht immer geteilt.
Er warf ihnen einen Blick zu. Mara schaute ihn bereits an und nickte. Tahiri starrte in die Ferne, in die Richtung, aus der das Ziehen gekommen war.
Selbst Danni schaute in diese Richtung, und trotz ihres Yuuzhan-Vong-Make-ups war zu erkennen, wie verwirrt sie war. »Hat einer von euch etwas gespürt?«
»Ja«, sagte Kell. »Hunger. Zeit für eine Pause?«
Luke schüttelte den Kopf. »Nicht hier, wo es so offen ist.«
»Oooh. Sprengladungen sind so viel lebhafter, wenn sie in offenem Gelände explodieren.«
Tahiri starrte ihn verächtlich an. »Denkst du eigentlich jemals an etwas anderes?«
»Eins nach dem anderen, sicher. Im Augenblick denke ich an meinen Magen.«
Ein anderes Gefühl drang auf Lukes empfindliche Sinne ein, eine Spur von Gefahr, viel unmittelbarer als die vorherige Empfindung. Er flüsterte: »Ärger.«
Sofort bildeten sie einen Kreis, Mara, Tahiri, Kell und Face außen, die anderen innen. Keiner zog eine technologische Waffe, aber Luke versicherte sich, dass sein Lichtschwert immer noch zur Hand war, und Face und Kell versteiften ihre falschen Amphistäbe.
Ein gewaltiges Stimmengetöse erklang vor und über ihnen. Aus zwei Läden auf dieser Ebene und aus einem auf jeder Seite auf der Galerie über ihnen kam ein Strom von Personen und raste unter Gebrüll auf Luke und seine Gruppe zu.
Es waren Menschen und Humanoide, Männer und Frauen, ihre Kleidung schmutzig und zerrissen. Sie waren mit primitiven Speeren, Messern und Schwertern bewaffnet. Mindestens zwanzig eilten bereits auf sie zu, und weitere folgten ihnen aus den Läden.
Luke atmete erleichtert aus. »Zeit für einen ersten Kontakt«, sagte er. Er hob die Hand an seinen Helm.
»Lauft!«, zischte Bhindi.
»Was?«
»Lauft.« Bhindi ließ dem Wort die Tat folgen, drehte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und rannte vor der Menge davon.
Luke warf Mara einen Blick zu. Beide zuckten die Achseln, dann folgten sie Bhindi, und der Rest tat es ihnen nach. Sie eilten durch den weiten Torbogen, durch den sie in die Ladengalerie gekommen waren, und ließen ihre Verfolger bald hinter sich. Sie bogen in den nächsten Flur nach rechts ein, eilten noch ein beträchtliches Stück weiter, und dann stürzte Bhindi durch eine Tür zu einem Nottreppenhaus. Sie rannte voraus, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, bis sie fünf Stockwerke höher waren, dann führte sie die Gruppe in einen viel dunkleren, engeren Flur. Erst dort blieben sie stehen. Einige waren außer Atem.
Kell beugte sich vor, stützte die Hände auf die Knie und rang nach Luft. »Ich bin zu alt für so etwas.«
Danni lehnte sich gegen die Wand. Schweiß lief ihr übers Gesicht, aber er verschmierte ihr Yuuzhan-Vong-Make-Up nicht. »Könnte mir vielleicht jemand sagen, wieso wir davongerannt sind? Ich dachte, ihr wolltet mit Überlebenden in Kontakt treten! Ging es nicht darum, Widerstandszellen einzurichten?«
Bhindi bedachte sie mit einem reizlosen Lächeln. »Zwei Gründe. Erstens, normale Überlebende, die auch weiterhin am Leben bleiben wollen, rennen nicht einfach auf Yuuzhan-Vong-Krieger zu, selbst wenn sie hundert zu eins in der Überzahl sind. Was bedeutet, dass sie wahrscheinlich eine Möglichkeit hatten, uns zu töten; vermutlich hätten sie sich zurückgezogen und uns zu einer Stelle gelockt, an der dann fünfzig Tonnen Schutt auf uns niederstürzen.«
Danni dachte darüber nach. »Ein gutes Argument.«
»Zweitens«, fuhr Bhindi fort, »haben wir keinen Grund zu glauben, dass einer der Vong-Krieger, die uns auf dem Laufgang angegriffen haben, noch lebt. Einige wurden zerhackt, andere zerfetzt, wieder andere liegen dreihundert Meter tiefer platt wie die Opfer eines Verkehrsunfalls, und für einige gilt all dies zusammen. Also ist unser Geheimnis, dass wir hier in Yuuzhan-Vong-Verkleidung umherschleichen, wahrscheinlich noch intakt. Wenn wir uns hundert verhungernden Überlebenden zeigen, wird uns unvermeidlich einer verraten, und die Vong werden es erfahren.«