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Der Beginn eines neuen Zeitalters!
Darth Caedus, der einst Jacen Solo und Luke Skywalkers Neffe war, ist tot. Doch seine Taten haben Leid und Zerstörung über die Galaktische Allianz gebracht. Luke Skywalker wird dafür verurteilt, Jacens Wandlung zum Sith-Lord nicht verhindert zu haben. Er nimmt das Urteil an – denn er spürt eine neue Gefahr heraufziehen, und beim Kampf gegen sie würden ihn seine Pflichten als Jedi- Meister nur behindern …
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Seitenzahl: 523
Aaron Allston
DER AUSGESTOSSENE
Das Verhängnis der Jedi-Ritter 1
Aus dem Englischen
von Andreas Kasprzak
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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™ Fate of the Jedi 01. Outcast« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.
Deutsche Erstveröffentlichung August 2010 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München.
Copyright © 2009 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.
All rights reserved. Used under authorization.
Translation Copyright © 2010 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München
Umschlaggestaltung: HildenDesign, München
Cover Art Copyright © 2009 by Lucasfilm Ltd.
Cover illustration by Ian Keltie
Redaktion: Marc Winter
HK · Herstellung: sam
Satz: omnisatz GmbH, Berlin
ISBN 978-3-641-07748-8V002
www.blanvalet.de
Die Dunkelheit war ewiglich, allmächtig, unveränderlich.
Sie blickte in die Dunkelheit, unerschrocken und ohne Furcht. Sie war entschlossen, sich nicht von ihr vereinnahmen zu lassen. Sie hatte ihr all diese vielen Jahre über getrotzt. Sie würde ihr für alle Zeiten trotzen, ohne zu verzagen.
Die Dunkelheit war unveränderlich, doch Veränderungen standen bevor. Das verriet ihr die Macht.
Dramatis Personae
BEN SKYWALKER; Jedi-Ritter(Mensch)
CORRAN HORN; Jedi-Meister (Mensch)
HAN SOLO; Captain des Millennium Falken (Mensch)
JAGGED FEL; Staatschef der Imperialen Restwelten (Mensch)
JAINA SOLO; Jedi-Ritterin (Mensch)
KENTH HAMNER; Jedi-Meister (Mensch)
LEIA ORGANA SOLO; Jedi-Ritterin (Mensch)
LUKE SKYWALKER; Jedi-Großmeister (Mensch)
MIRAX HORN; Geschäftsfrau (Mensch)
NATASI DAALA; Staatschefin der Galaktischen Allianz (Mensch)
VALIN HORN; Jedi-Ritter (Mensch)
1. Kapitel
DIPLOMATENFÄHRE DER GALAKTISCHEN ALLIANZ, IM HOHEN ORBIT ÜBER CORUSCANT
Einer nach dem anderen verschwanden die Sterne allmählich, verschluckt von einer überwältigenden Dunkelheit, die um die Raumfähre herum alles andere umgab. Zuvorderst scharf und spitz, nach hinten immer breiter, rückte die schwarze Flut weiter vor, um mehr und immer mehr des unberührten Sternenfelds zu verschlingen, bis es bloß noch Finsternis zu sehen gab.
Dann flammten auf ganzer Länge und Breite der bedrohlichen Form Lichter auf – blaue und weiße Landelichter, winzige rote Luken- und Sicherheitsleuchten, plötzlich durch Transparistahlfenster dringende Helligkeit, ein einziger von Atmosphärenschilden illuminierter, geradliniger weißer Keil. Die Lichter offenbarten es als die gewaltige dreieckige Unterseite eines imperialen Sternenzerstörers, schwarz lackiert, vor einer Sekunde noch abschreckend, nun, in seinem regulären Betriebszustand, vergleichsweise ansprechend. Es war die Gilad Pellaeon, die soeben von den Imperialen Restwelten eingetroffen war, und die Offiziere des Zerstörers wussten eindeutig, wie man ein Spektakel inszenierte.
Jaina Solo, die zusammen mit den anderen im schummrig erhellten Passagierabteil des VIP-Regierungsshuttles saß, betrachtete das gesamte Schauspiel durch den Transparistahl über ihr und lachte laut auf.
Der Bothaner in dem üppig gepolsterten Sessel neben dem ihren warf ihr einen neugierigen Blick zu. Sein rotbraun geschecktes Fell sträubte sich, entweder vor unterdrückter Verärgerung oder aus Verwirrung über Jainas Temperamentsausbruch. »Was ist denn so amüsant?«
»Oh, sowohl die Plakativität der Vorführung als auch das Geschick, mit dem sie durchgeführt wurde. Ganz nach dem Motto: Ihr seid daran gewöhnt, uns als dunkel und Furcht einflößend zu betrachten, aber jetzt sind wir bloß eure feschen Verbündeten.«Jaina senkte ihre Stimme, sodass ihre nächste Bemerkung nicht zu den Passagieren in den Sitzen hinter ihnen dringen würde. »Die Presse wird es lieben. Dieses Bild wird pausenlos in den Holonachrichten-Sendungen laufen. Merken Sie sich meine Worte!«
»War diese kleine Darbietung eine Idee von Jagged Fel?«
Jaina legte den Kopf zur Seite und dachte darüber nach. »Ich weiß es nicht. Er könnte durchaus dahinterstecken, aber für gewöhnlich verbringt er seine Zeit nicht damit, medienwirksame Darbietungen oder Zurschaustellungen von Stärke und Macht zu planen. Wenn er es allerdings tut, sind sie in der Regel ziemlich … wirkungsvoll.«
Die Raumfähre stieg höher, auf die Hauptlandebucht der Gilad Pellaeon zu. In Sekunden war das Shuttle durch den Atmosphärenschild und schwebte seitwärts, um auf dem Deck dichtbei zu landen. Der Landeplatz war klar markiert – Hunderte von Wesen, von denen die meisten graue Uniformen oder die charakteristischen weißen Rüstungen der imperialen Sturmtruppen trugen, warteten in der Bucht, und der einzige kreisrunde Fleck, wo niemand stand, besaß genau die richtige Größe für die Fähre der Galaktischen Allianz.
Die Passagiere erhoben sich, als das Shuttle landete. Der Bothaner glättete sein Gewand in heiterem Blau, das mit goldenen Strichmustern versehen war, die Klauen darstellen sollten. »Zeit, sich ans Werk zu machen. Ihr werdet doch nicht zulassen, dass ich umgebracht werde, oder?«
Jainas Augen weiteten sich demonstrativ. »Ist es das, wofür ich hier zuständig bin?«, fragte sie in belustigendem Tonfall. »Dann hätte ich wohl mein Lichtschwert mitbringen sollen.«
Der Bothaner beließ es bei einem langen, leidenden Seufzen und wandte sich dem Ausgang zu.
Sie stiegen die Einstiegsrampe der Raumfähre hinunter. Da ihre einzige Aufgabe darin bestand, die Augen offen zu halten und bei diesem Vorbereitungstreffen den Vorzeige-Jedi zu spielen, war es Jaina möglich, sich im Hintergrund zu halten und zu beobachten. Ihr schoss durch den Kopf, wie unwirklich dies alles war. Als Nichte und Tochter von drei Menschen, die während des Ersten Galaktischen Bürgerkrieges einige Jahrzehnte zuvor die berüchtigtsten Feinde des Imperiums gewesen waren, wurde sie jetzt Zeugin von Ereignissen, die das Galaktische Imperium – oder die Imperialen Restwelten, wie es überall außerhalb der eigenen Grenzen genannt wurde – womöglich zu einem dauerhaften Bestandteil der Galaktischen Allianz werden ließen.
Und im Zentrum dieses Vorhabens stand der Mann, der sich nun – flankiert von imperialen Offizieren – dem Bothaner näherte. Er war kleiner als der Durchschnitt, wenn auch immer noch ein gutes Stück größer als die zierliche Jaina, dunkelhaarig, mit einem gepflegten Vollbart, der ihm ein verwegenes Aussehen verlieh, und auf eine Weise attraktiv, die noch deutlicher zutage trat, wenn er finster dreinblickte. Auf seiner Stirn zog sich eine Narbe hoch zum Haaransatz, die sich von dieser Stelle an als einzelne Strähne weißen Haars fortzusetzen schien. Er trug von Kopf bis Fuß teure, aber dezente schwarze Zivilkleidung, die auf Coruscant allerorten unscheinbar gewesen wäre, hier jedoch in scharfem Kontrast zu all den grauen und weißen Uniformen, den weißen Rüstungen und der bunten Allianz-Kleidung um ihn herum stand.
Ihm blieb ein Moment Zeit, um Jaina einen kurzen Blick zuzuwerfen. Für Zuschauer wirkte dieser Blick vermutlich neutral, doch für sie barg er ein Aufblitzen von Humor, einen Anflug von Verbitterung, dass sie beide sich mit all diesen Widrigkeiten abfinden mussten. Dann übernahm ein Allianz-Funktionär mit bemerkenswerter Höflichkeit die Vorstellung der beiden Männer am Fuß der Rampe: »Hochverehrter Imperialer Staatschef Jagged Fel, darf ich Ihnen Senator Tiurrg Drey’lye von Bothawui vorstellen, den Vorsitzenden des Einheitsvorbereitungskomitees des Senats.«
Jagged Fel ergriff die Hand des Senators. »Es ist mir eine Freude, mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen.«
»Und ich bin hoch entzückt, Sie kennenzulernen. Staatschefin Daala übermittelt ihre besten Empfehlungen und freut sich darauf, Sie zu treffen, sobald Sie auf dem Planeten landen.«
Jag nickte. »Und jetzt, glaube ich, verlangt das Protokoll zwingend, dass wir eine oder auch ein Dutzend Flaschen Wein aufmachen und einige vorbereitende Gespräche über Sicherheitsmaßnahmen, Aufnahmeformalitäten und so weiter führen.«
»In Bezug auf den Wein haben Sie glücklicherweise recht – und bezüglich aller anderen Dinge bedauerlicherweise ebenfalls.«
Am Ende zweier geschlagener Standardstunden – wie Jaina von regelmäßigen, verstohlenen Blicken auf ihr Chrono wusste – gelang es Jag, den Senator und sein Gefolge zu einer Führung über die Gilad Pellaeon zu überreden. Darüber hinaus war es ihm möglich, um eine persönliche Unterredung mit der einzigen anwesenden Abgesandten des Jedi-Ordens zu ersuchen. Sekunden später hatten alle bis auf Jag und Jaina den grau getäfelten Konferenzraum verlassen.
Jag sah zur Tür hinüber. »Sicherheitsverriegelung, Zutritt beschränkt auf Jagged Fel und Jedi Jaina Solo, Stimmenidentifikation aktivieren.« Die Tür zischte wie zur Erwiderung, als sie sich schloss. Dann wandte Jag seine Aufmerksamkeit Jaina zu.
Sie ließ einen verärgerten und vorwurfsvollen Blick über ihr Gesicht fahren. »Du kannst niemanden an der Nase herumführen, Fel. Du planst ein imperiales Eindringen in Gebiete der Allianz!«
Jag nickte. »Das habe ich schon seit einer ganzen Weile vor. Komm her!«
Sie ging zu ihm, setzte sich auf seinen Schoß und war unvermittelt, aber nicht unerwartet, in seiner Umarmung gefangen. Sie küssten sich heftig, verzehrten sich nach dem anderen.
Schließlich wich Jaina zurück und lächelte ihn an. »Das ist hoffentlich kein Routineteil bei jeder Unterhaltung, die du mit einer Jedi führst.«
»Ähm, nein. Das würde hier und Zuhause für einige Probleme sorgen. Aber, um ehrlich zu sein, habe ich mit den Jedi tatsächlich gewisse Angelegenheiten zu klären, die mit der Galaktischen Allianz nichts zu tun haben, jedenfalls zunächst nicht.«
»Was für Angelegenheiten?«
»Ganz gleich, ob sich das Galaktische Imperium der Galaktischen Allianz anschließt oder nicht, ich denke, die Jedi sollten offiziell im Imperium vertreten sein. Ein zweiter Tempel, eine Außenstelle, ein Ableger, was auch immer. Um dem Staatschef mit Rat und Weitblick zur Seite zu stehen.«
»Und zum Schutz?«
Er zuckte die Schultern. »Das weniger. Ich halte mich ganz gut. Schon zwei Jahre in diesem Amt und ich lebe noch immer.«
»Imperator Palpatine hat fast fünfundzwanzig Jahre durchgehalten.«
»Ich schätze, das macht ihn zu meinem persönlichen Helden.«
Jaina holte tief Luft. »Das solltest du nicht mal im Scherz sagen … Jag, falls die Restwelten der Allianz nicht beitreten, bin ich mir nicht sicher, ob die Jedi ohne Zustimmung der Allianz überhaupt vor Ort sein dürfen.«
»Der Orden unterhält nach wie vor seine Ausbildungsanlage für den Jedi-Nachwuchs im hapanischen Raum. Und die Hapaner haben sich der Allianz nicht wieder angeschlossen.«
»Du klingst verärgert. Machen die Hapaner dir immer noch Schwierigkeiten?«
»Lass uns nicht darüber reden.«
»Abgesehen davon ist es bloß eine Frage von Zeit, Logistik und Finanzen, bis die Schule wieder in den Allianz-Raum zurückverlegt wird. Dass das passieren wird, steht außer Frage. Andererseits ist es sehr wahrscheinlich, dass die Allianz-Regierung ihre Zustimmung für einen Jedi-Zweig in den Restwelten verweigern würde, falls sie sich ihnen nicht anschließen – allein aus Gehässigkeit.«
»Nun, zur Not gibt es ja noch so etwas wie eine inoffizielle Präsenz. Und es gibt so etwas wie rivalisierende Schulen, Ordenszweige, die sich abgespalten haben, und Orte für ehemalige Jedi, wo sie hingehen können, wenn sie schon nicht im Tempel sein können.«
Jaina lächelte von Neuem, aber jetzt schlich sich Argwohn in ihre Miene. »Das willst du doch bloß, damit ich den Auftrag kriege, in die Restwelten zu kommen und alles auf die Beine zu stellen.«
»Das ist einer meiner Beweggründe, aber nicht der einzige. Vergiss nicht, für die Moffs und einen großen Teil der imperialen Bevölkerung sind die Jedi Buhmänner, seit Palpatine tot ist. Was ich am allerwenigsten will, ist, dass sie aus unangebrachten Gründen Angst vor der Frau haben, die ich liebe.«
Jaina schwieg einen Moment lang. »Haben wir jetzt genug über Politik geredet?«
»Ich denke schon.«
»Gut.«
QUARTIER DER FAMILIE HORN – KALLADS TRAUMURLAUBSHERBERGE, CORUSCANT
Gähnend, das Haar zerwühlt und mit einem blauen Morgenrock bekleidet, wusste Valin Horn, dass er nicht im Geringsten wie ein erfahrener Jedi-Ritter wirkte. Er sah vielmehr aus wie ein unrasierter, ungekämmter Junggeselle – und das war er ja auch. Hier jedoch, in diesem Mietquartier, würde ihn bloß seine Familie zu Gesicht bekommen – zumindest bis er gefrühstückt, sich rasiert und angezogen hatte.
Natürlich wohnten die Horns hier eigentlich nicht. Seine Mutter, Mirax, war der Dreh- und Angelpunkt seiner nächsten Angehörigen. Als Geschäftsführerin einer Vielzahl miteinander verbundener Firmen – Handel, interplanetare Finanzgeschäfte, Glücksspiel und Freizeitunterhaltung sowie, sofern die Gerüchte stimmten, noch immer ein wenig Schmuggelei hier und da –, hatte sie ihr Zuhause und ihre Geschäftsanschrift nach wie vor auf Corellia. Corran, ihr Ehemann und Valins Vater, war ein Jedi-Meister, der einen Großteil seines Lebens auf Missionen verbracht hatte, fort von seiner Familie, doch sein wahres Zuhause war da, wo sein Herz war, und das war dort, wo sich Mirax befand. Valin und seine Schwester, Jysella, auch eine Jedi, lebten dort, wo auch immer ihre Aufträge sie hinführten, und betrachteten Mirax ebenfalls als Mittelpunkt ihrer Familie.
Jetzt hatte Mirax auf Coruscant ein provisorisches Quartier gemietet, sodass sich die Familie zu einer ihrer seltenen Zusammenkünfte einfinden konnte, diesmal anlässlich des Einheitsgipfels, auf dem sie und Corran unabhängig voneinander Stellungnahmen zu den Beziehungen unter den Konföderationsstaaten, den Imperialen Restwelten und der Galaktischen Allianz abgeben würden, sofern sie mit Handels- und Jedi-Angelegenheiten zu tun hatten. Mirax hatte darauf bestanden, dass Valin und Jysella ihren Unterkünften im Tempel den Rücken kehrten und bei ihren Eltern blieben, solange diese Ereignisse stattfanden, und es gab nur wenige Mächte in der Galaxis, die imstande waren, ihrer Entscheidung zu trotzen – Luke Skywalker jedenfalls war klug genug, es gar nicht erst zu versuchen.
Während er aus dem Bad in Richtung Küche und Essecke ging, strich sich Valin eine Locke braunen Haars aus den Augen und grinste. Dass er damit dem Klischee des Rebellen widersprach, der seinen Protest öffentlich zur Schau stellte – der unabhängige junge Mann, der seine Eltern nicht dazu brauchte, dass sie seine Handlungen lenkten oder ihm sagten, wo er schlafen sollte –, kümmerte ihn nicht. Es war schön, die Familie zu sehen. Und sowohl Corran als auch Mirax waren bessere Köche als die im Jedi-Tempel.
Aus der Küche drangen keine Laute von Gesprächen, doch da war das Klappern von Pfannen, was bedeutete, dass zumindest eines seiner Elternteile bereits auf und am Werk war. Als er aus dem Gang in die Essecke trat, sah Valin, dass es sich um seine Mutter handelte, die ihm den Rücken zuwandte, während sie sich am Herd zu schaffen machte. Er zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich. »Guten Morgen!«
»Ein Witz, und das zu so früher Stunde?« Mirax drehte sich nicht um, um ihn anzusehen, aber ihr Tonfall klang fröhlich. »Kein Morgen ist gut. Ich bin Lichtjahre weit von Corellia hergekommen, um mit meiner Familie zusammen zu sein, und was passiert? Ich muss mich an die Jedi-Dienstzeiten halten, um sie zu sehen. Weißt du nicht, dass ich ein hohes Tier bin? Und noch dazu ein faules?«
»Ich vergaß.« Valin atmete tief ein und nahm genussvoll die Gerüche des Frühstücks auf. Seine Mutter machte Pfannkuchen corellianischer Art, daneben brutzelten Nerfwurstketten, und es roch nach frisch gebrühtem Kaf. Einen Moment lang wurde Valin in seine Kindheit zurückversetzt, zu den Frühstücken im Kreise der Familie, die irgendwie viel häufiger stattgefunden hatten, bevor die Yuuzhan Vong kamen, bevor Valin und Jysella begonnen hatten, selbst dem Pfad der Jedi zu folgen. »Wo sind Dad und Sella?«
»Dein Vater ist unterwegs, um sich von anderen Jedi-Meistern durch die Hintertür einige Informationen für seine Rede zu beschaffen.« Mirax holte einen Teller aus einem Schrank und schob Pfannkuchen und Würstchen darauf. »Deine Schwester ist früh aufgebrochen und wollte nicht sagen, was sie vorhat – was wohl entweder bedeutet, dass es sich um Jedi-Angelegenheiten handelt, die mich nichts angehen, oder dass sie sich mit irgendeinem Mann trifft und nicht will, dass ich etwas davon weiß.«
»Oder beides.«
»Oder beides.« Mirax drehte sich um und kam herüber, um den Teller vor ihn hinzustellen. Sie legte Besteck daneben.
Auf dem Teller stapelte sich das Essen, und Valin wich in gespieltem Entsetzen davor zurück. »Stang! Mom, du bekochst hier deinen Sohn, keine ganze Meute Gamorreaner!« Dann erhaschte er einen Blick auf das Gesicht seiner Mutter, und mit einem Mal war er nicht mehr länger in der Stimmung für Scherze.
Das hier war nicht seine Mutter.
Oh, die Frau besaß Mirax’ Gesichtszüge. Sie hatte das rundliche Gesicht, das Bewunderer sehr zu Mirax’ Verdruss wesentlich häufiger als »hübsch«, denn als »schön« bezeichneten. Sie hatte Mirax’ üppige, geschwungene Lippen, die so bereitwillig und ausdrucksstark lächelten, und Mirax’ strahlende, lebendige braune Augen. Sie hatte Mirax’ Haar, glänzend schwarz mit grauen Strähnen, das sie schulterlang trug, damit es bequem unter einen Pilotenhelm passte, selbst wenn sie heutzutage wesentlich seltener flog als früher. Jede Sommersprosse und jedes Grübchen von ihr war Mirax.
Aber sie war nicht Mirax.
Der Frau – wer auch immer sie war – entging Valins Verwirrung nicht. »Stimmt irgendwas nicht?«
»Äh, nein.« Fassungslos blickte Valin auf seinen Teller hinab.
Er musste nachdenken – logisch, gewissenhaft und schnell. Womöglich befand er sich just in diesem Moment in tödlicher Gefahr, auch wenn die Macht ihm keine Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff vermittelte. Die echte Mirax – wo auch immer sie war – steckte vermutlich in ernsthaften Schwierigkeiten oder Schlimmerem. Valin versuchte vergebens, seinen Herzschlag zu verlangsamen und seinen Denkprozess zu beschleunigen.
Tatsache: Mirax war hier gewesen, wurde jedoch durch eine Schauspielerin ersetzt. Aller Voraussicht nach war die richtige Mirax fort; in unmittelbarer Umgebung konnte Valin niemand anderen als sich selbst und diese Blenderin wahrnehmen. Sie war aus irgendeinem Grund hier zurückgelassen worden, der irgendetwas mit Valin, Jysella oder Corran zu tun haben musste. Es konnte nicht darum gehen, Valin gefangen zu nehmen, da sie das mit Betäubungsmitteln oder anderen Methoden hätte bewerkstelligen können, während er schlief. Das bedeutete, dass das Essen wahrscheinlich nicht mit irgendwelchen Drogen versetzt war.
Unter dem besorgten Blick von Nicht-Mirax nahm er zögernd einen Bissen von der Wurst und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln, auch wenn er nicht so empfand.
Tatsache: Eine so perfekte Doppelgängerin zu erschaffen, musste ein Vermögen an Geld, eine unglaubliche Menge an Nachforschung und eine Freiwillige gekostet haben, die bereit war, ihre Gesichtszüge dauerhaft in die einer anderen verwandeln zu lassen. Oder vielleicht war das hier auch ein Klon, gezüchtet und ausgebildet zu dem Zweck, Mirax nachzuahmen. Oder vielleicht war sie in Wahrheit ein Droide, einer von diesen sehr teuren, sehr seltenen Humanoiden Replikantendroiden. Oder sie war eine Gestaltwandlerin. Was auch immer davon zutreffen mochte, die Täuschung war beinahe perfekt. Valin hatte den Schwindel nicht bemerkt, bis …
Bis was passiert war? Was hatte ihn darauf gebracht, dass mit ihr etwas nicht stimmte? Er nahm noch einen Bissen, ohne den Geschmack oder die Temperatur der Wurst auch nur zur Kenntnis zu nehmen, und wahrte angestrengt sein Lächeln, während er sich an die Kleinigkeit zu erinnern versuchte, die ihn davor gewarnt hatte, dass dies hier nicht seine Mutter war.
Er kam nicht dahinter. Es war bloß eine plötzliche Erkenntnis gewesen, zu flüchtig, um sich daran zu erinnern, aber zu überwältigend, um sie einfach abzutun.
Würde es Corran gelingen, den Schwindel zu durchschauen? Und Jysella? Sicher, dazu mussten sie eigentlich imstande sein. Aber was, falls sie es nicht taten? Dann würde Valin diese Frau anklagen, und Corran und Jysella würden denken, er sei verrückt.
Waren Corran und Jysella überhaupt noch in Freiheit? Überhaupt noch am Leben? In diesem Moment konnten die Kollegen von Nicht-Mirax dabei sein, die beiden zusammen mit der wahren Mirax fortzuschaffen. Oder Corran und Jysella lagen blutend am Grunde eines Zugangsschachts, während das Leben aus ihnen entwich.
Valin konnte nicht klar denken. Die Situation war zu erdrückend, das Rätsel zu unergründbar, und die einzige Person, die die Antworten auf seine Fragen kannte, war diejenige, die das Gesicht seiner Mutter trug.
Er erhob sich, stieß den Stuhl klappernd nach hinten und fixierte die falsche Mirax mit hartem Blick. »Nur einen Moment.« Er stürmte zu seinem Zimmer.
Sein Lichtschwert war immer noch da, wo er es liegen gelassen hatte: auf dem Nachttisch neben seinem Bett. Er schnappte es sich und unterzog es einer Überprüfung, die kaum Sekundenbruchteile in Anspruch nahm. Die Energiezelle war nach wie vor voll aufgeladen; es gab keine Hinweise darauf, dass sich irgendjemand daran zu schaffen gemacht hatte.
Mit der Waffe in der Hand kehrte er ins Esszimmer zurück. Nicht-Mirax stand am Herd und starrte ihn an. Sie war sichtlich verwirrt und wirkte langsam ein wenig beunruhigt.
Valin aktivierte das Lichtschwert, und das Zzssssch, mit dem die Waffe zum Leben erwachte, klang erschreckend laut. Er hielt die Spitze der glühenden Energieklinge gegen das Essen auf seinem Teller. Beim Kontakt mit dem Plasma der Waffe schrumpften die Pfannkuchen zusammen und verkohlten. Valin schenkte Nicht-Mirax ein bestätigendes Nicken. »Fleisch reagiert unter diesen Bedingungen genauso, weißt du?«
»Valin, was hat das zu bedeuten?«
»Du kannst mich mit Jedi Horn ansprechen. Du hast nicht das Recht, mich beim Vornamen zu nennen.« Valin schwang das Lichtschwert probeweise herum, sodass die Klinge bis auf wenige Zentimeter an die Glühstabvorrichtung unter der Decke, die Wand, den Esstisch und die Frau mit dem Antlitz seiner Mutter herankam. »Dank deiner Nachforschungen weißt du vermutlich, dass Amputationen für Jedi keine große Sache sind.«
Nicht-Mirax wich vor ihm zurück, beide Hände am Rand des Herds hinter sich. »Wie bitte?«
»Wir wissen, dass eine abgetrennte Gliedmaße problemlos durch eine Prothese ersetzt werden kann, die genauso aussieht wie die echte. Prothesen erlauben Gefühle und tun alles, was richtiges Fleisch auch kann. Abgesehen davon, dass sie etwas Wartung erfordern, sind sie in jeder Hinsicht ein idealer Ersatz. Aus diesem Grund fühlen wir uns auch nicht übermäßig schlecht, wenn wir einer sehr bösen Person einen Arm oder ein Bein abtrennen müssen. Ich kann dir allerdings versichern, dass sich diese sehr böse Person auf ewig an den Schmerz erinnern wird, der damit einhergeht.«
»Valin, ich werde jetzt deinen Vater rufen.« Mirax näherte sich von der Seite der blauen Banthaledertasche, die sie auf einem Beistelltisch liegen gelassen hatte.
Valin richtete die Spitze seines Lichtschwerts direkt unter ihr Kinn. Aus einer Entfernung von einem halben Zentimeter verhindert das Kraftfeld, das die Klinge umgab, dass sie irgendwelche Hitze verspürte, doch ein leichtes Zucken von Valins Handgelenk konnte sie schlagartig töten oder zum Krüppel machen. Sie erstarrte.
»Nein, das wirst du nicht tun. Weißt du, was du stattdessen tun wirst?«
Mirax’ Stimme schwankte. »Was?«
»Du wirst mir sagen, was du mit meiner Mutter gemacht hast!« Die letzten paar Worte kamen als Blaffen über seine Lippen, beflügelt von Furcht und Zorn. Valin wusste, dass er so wütend aussah, wie er klang. Er konnte das Blut spüren, das sein Gesicht rötete, konnte sogar sehen, wie die Röte alles in seinem Blickfeld überzog.
»Junge, leg das Schwert weg!« Das waren nicht die Worte der Frau. Sie ertönten hinter ihm. Valin wirbelte herum und riss die Klinge hoch in Verteidigungsposition.
Im Türrahmen stand ein Mann in mittleren Jahren, glatt rasiert, mit ergrauendem, braunem Haar. Er war etwas kleiner als der Durchschnitt, mit erstaunlich grünen Augen. Er trug die braune Robe eines Jedi. Seine Hände lagen auf dem Gürtel, an dem noch sein Lichtschwert baumelte.
Es war Valins Vater, Jedi-Meister Corran Horn. Aber andererseits war er es auch nicht, genauso wenig, wie diese Frau hinter Valin Mirax Horn war.
Valin fühlte, wie eine Woge der Verzweiflung über ihn hinwegspülte. Beide Elternteile ausgetauscht. Die Chancen stiegen, dass der wahre Corran und die wahre Mirax bereits tot waren.
Dennoch klang Valins Stimme sanft, als er sprach. »Vielleicht haben sie es geschafft, dich optisch zu einem Ebenbild meines Vaters zu machen. Doch sein Können im Umgang mit dem Lichtschwert konnten sie dir mit Sicherheit nicht einpflanzen.«
»Eigentlich willst du das, was du im Sinn hast, doch gar nicht tun, Sohn.«
»Wenn ich dich in zwei Hälften schneide, wird das jedem als Beweis dafür genügen, dass du nicht der wahre Corran Horn bist.«
Valin sprang vor.
2. Kapitel
Valin ließ seine Klinge blitzschnell kreisen, hinten tief, vorne hoch, ein Schlag, der den Blender senkrecht in zwei Hälften schneiden würde.
Mit einem Mal flammte die Lichtschwertklinge von Nicht-Corran auf und schoss waagerecht in die Höhe, um seinen Hieb abzublocken. Wie die des wahren Corran leuchtete sie silbern. Vielleicht hatte der Mann die Waffe des echten Corran an sich genommen, mit Sicherheit aber sahen sie identisch aus. Valin spürte, wie sein Herz noch tiefer sackte.
Er deckte den Kopf von Nicht-Corran mit einer Reihe kurzer Schläge ein, die auf dessen linke Schulter und die linke Seite abzielten, doch sein Gegner blockte jeden Angriff mit minimalen Armbewegungen und ohne große Mühe ab. Dann donnerte der braune Stiefel des Schauspielers gegen Valins Brust, schleuderte ihn rechts nach hinten. Valin krachte unter Schmerzen auf die mit Wasser gefüllte Spüle, seine Rippen streiften die Armatur, seine rechte Gesäßhälfte zerschmetterte triefend nasse Teller. Desorientiert wirbelte er die Klinge zur Verteidigung im Kreis herum. Nicht-Corran reagierte jedoch nicht sofort. Stattdessen rief er: »Mirax, raus hier – sofort!« Und die Frau, die seine Mutter verkörperte, verließ den Raum in vollem Lauf, Tränen und einen fassungslosen, gequälten Ausdruck im Gesicht.
Valin stemmte sich mit nassem Hintern von der Spüle und landete auf den Füßen. Er richtete die Klinge auf Nicht-Corran, ein zwangsloser Salut, der widerwilligen Respekt ausdrückte. »Du wurdest ausgebildet. Wo?«
»Leg die Klinge weg, Junge! Ich weiß nicht, was du siehst oder fühlst, aber wir können Leute herholen, denen du vertraust. Wir können sogar Luke Skywalker herholen.«
»Sicher, ich lasse dir mit Freuden genügend Zeit, um deine Verstärkung zu rufen. In taktischer Hinsicht ist das für mich wahrlich eine gute Lösung.«
»Dann sag du, wie es weitergeht!«
Valin hielt inne, wirkte zögerlich. In Wahrheit nutzte er diesen Moment lediglich, um seine Möglichkeiten abzuwägen.
Nicht-Corran war mindestens ein so guter Schwertkämpfer wie Valin, und Nicht-Mirax rief zweifellos bereits weitere Hilfe herbei. Schon bald würde Valin ihnen unterlegen sein.
Rechts von Valin befanden sich Spüle und Herd, darüber Hängeschränke an der Wand. Linker Hand trennte ihn eine weitere Wand vom Wohnbereich, davor standen eine Anrichte und der kleine Tisch, auf dem Mirax’ Tragetasche ruhte. Der einzige Weg aus dem Raum war direkt vor ihm und wurde von Nicht-Corran versperrt.
Aber das war schon in Ordnung. In Mietquartieren wie diesem, die in Billigbauweise so konstruiert worden waren, dass sich ohne Mühe Dinge umgestalten ließen, brauchte Valin keine Tür.
Er schoss nach links und steigerte seine Geschwindigkeit noch mit ein wenig Machteinsatz. Er hielt auf die freie Stelle zwischen Tisch und Anrichte zu, und mit einem Mal hing die Wand dort in Trümmern und füllte die Luft mit weißem Staub; die Bruchstücke fielen von ihm ab, ohne dass der Aufprall Valins Körper etwas anzuhaben schien. Die Wand gab so leicht nach, als handelte es sich nur um einen Flimsiraumteiler.
Jetzt befand er sich im Hauptwohnbereich. Voraus war ein Sofa, in die Wand dahinter war ein Panoramafenster eingelassen, hinter dem sich wiederum ein paar Meter weiter zurück ein tosender Wasserfall in die Tiefe ergoss. Rechts war die Tür nach draußen und daneben noch ein anderes Fenster …
Ebenfalls zu seiner Rechten nahm er einen verschwommenen Schemen wahr: Nicht-Corran, der sich mit Macht-Geschwindigkeit parallel zu ihm hielt und zwischen ihm und der Tür Stellung bezog.
Valin änderte seinen Kurs nicht. Er sprang nach vorn durch das Fenster und zählte angesichts der kostengünstigen Bauweise dieses Gebäudes darauf, dass entweder der Transparistahl der Scheibe sehr dünn oder andernfalls der Rahmen, der sie in der Wand hielt, nicht der stabilste war …
Er lag in beiden Fällen richtig. Wieder spürte er den Aufprall kaum, als er durch das Sichtfenster krachte. Der dünne Transparistahl faltete sich um ihn herum zusammen, als er ins Sonnenlicht hinausgeschleudert wurde und durch den herunterprasselnden Wasserfall hindurch ins Freie stürzte.
Valin mühte sich, das übergroße Laken durchsichtiger Metallfolie von sich zu werfen, und fiel in eine scheinbar bodenlose Stadtschlucht, die an zwei Seiten von hoch aufragenden, farbenprächtig dekorierten Reihen von Wolkenkratzern flankiert wurde.
Das hier war ein Touristenbezirk, dessen gewaltiges Areal größtenteils von Hotels, Restaurants, Wellness-Oasen und anderen Gastronomiebetrieben beherrscht wurde, die Reisende und Jubilare aus Coruscant und der ganzen Allianz umsorgten. Die Lücke, die diese Häuserreihe von der gegenüber trennte, war etwa dreißig Meter breit – weiter, als sein Sprung ihn tragen würde –, doch über und unter ihm zischten in Strömen zahlreiche Luftgleiter umher. Während er fiel, bemerkte Valin einen blau-gelb gestreiften Speeder, der sich von unten näherte. Er drehte sich, hielt in schrägem Winkel darauf zu und landete tief in der Hocke auf der Haube des Gefährts.
Die Vorderfront des Gleiters sackte unter der Wucht seines Aufpralls jäh ab. Der Pilot war ein Ortolaner, rundlich und blauhäutig, dessen breite Ohren und Schnauze vom Wind abrupt nach hinten gerissen wurden. Valin sah, wie sich die Augen des Piloten weiteten. Der Repulsorlift des Flitzers kreischte unter der plötzlichen Anstrengung, die Valins Landung für die Maschine mit sich brachte. Sie tat ihr Bestes, den Bug des Speeders wieder nach oben zu bringen.
Mit Erfolg, und da sprang Valin auch schon wieder hoch und hechtete nach vorn, um mit einem Satz zur gegenüberliegenden Verkehrsspur zu gelangen. Er landete auf einem langen Bus, der unter seiner Last nicht nachgab. Valin schnellte weiter vorwärts, vollführte einen Salto und landete dieses Mal auf dem offenen Deck eines Touristentransporters, der sich gerade mit Urlaubern zu füllen begann, die über eine kurze Rampe von der angrenzenden Hotelterrasse aus an Bord kamen. Das unvermittelte Auftauchen eines durchnässten, unzureichend bekleideten Jedi mit einem aktivierten Lichtschwert in der Hand erfüllte die Touristen mit einiger Überraschung.
Valin konnte nicht verhindern, dass sich Ärger und ein bisschen Panik in seine Stimme schlichen. »Ich brauche ein Komlink – sofort!« Er streckte die Hand aus.
Die nächsten paar Sekunden krochen wie eine Ewigkeit dahin, verschafften Valin aber zumindest Zeit nachzudenken, ja, sich zu wundern. Die Urlauber und Touristen an Bord dieses Vehikels waren ihrem äußeren Erscheinungsbild nach zu urteilen allesamt gewöhnliche Wesen der Mittelklasse. Die meisten von ihnen trugen Kleider, die wesentlich bunter und offenherziger waren – oftmals beides zugleich –, als alles, was sie zu Hause je getragen hätten. Sie wirkten normal, aber wie viele von ihnen mochten ebenfalls Blender sein? Er hatte nicht die geringste Ahnung, welches Ausmaß dieses Täuschungsmanöver besaß.
Eine von ihnen, eine wunderschöne, rothäutige Twi’lek-Frau, schaffte es, mit Mühe etwas von ihrem weißen Nackenträgertop zu lösen. Sie streckte den Gegenstand mit geöffneter Hand in Valins Richtung. Es war ein Komlink. Er griff danach.
Nicht-Corran krachte mit der Schulter zuerst aufs Deck und rollte vier Meter von Valin entfernt auf die Füße. Er hatte sein Lichtschwert in der Hand, doch es war ausgeschaltet. Seine Stimme, die so laut erhoben war, dass alle an Bord des Gefährts ihn verstehen konnten, klang traurig, gequält. »Alle zurückbleiben! Diesem Mann geht es … nicht gut. Ich kümmere mich darum.«
Valin deutete auf Nicht-Corran. »Dir geht’s nicht gut. Du hast dich gegen den Jedi-Orden verschworen, und du solltest wissen, dass das ein gefährlicher, für gewöhnlich tödlicher Fehler ist.«
Er beschwor seine inneren Kräfte, seine Erinnerungen an etliche Kämpfe, die er erlebt und gewonnen hatte. Er ließ sich von diesen Erinnerungen erfüllen, damit sie die Panik und den Kummer, die er empfand, verdrängten. Eine neu gewonnene Gelassenheit machte seine Stimme ruhiger und tiefer, als er sagte: »In Ordnung. Deine Entscheidung. Dein Schicksal. Ich werde mir den Weg durch dich hindurch einfach freischlagen und mich dann daranmachen herauszufinden, wer hinter alldem steckt.« Wieder stürzte er sich auf den Mann, der nicht sein Vater war.
Diesmal beeinflusste kein Gedanke an Selbsterhaltung seine Taktik. Er ging vollends in die Offensive – sein einziges Ziel war es, Nicht-Corran niederzustrecken. Mit blitzartiger Geschwindigkeit führte er Schlag um Schlag, trieb Nicht-Corran gegen die Brüstung des Gefährts zurück und dann die Rampe zur Hotelrestaurantterrasse darunter hinab. Die Restaurantgäste flohen, ließen Tische voller halb beendeter Mahlzeiten, Drinks und Taschen zurück.
Nicht-Corran nutzte den Vorteil nicht, den ihm einige Lücken in Valins Angriff boten. Valin überkam eine Woge des Optimismus. Dass Nicht-Corran so offensichtlich den Prinzipien des wahren Corran verhaftet war, bedeutete zweifellos, dass er Valin nicht niederstrecken würde. Was Valin betraf, so hatte er nicht vor, bezüglich seines Gegners dieselbe Zurückhaltung an den Tag zu legen.
Und obwohl Valin langsam müde wurde, war es um Nicht-Corran noch schlechter bestellt: Der ältere Mann fing an zu schwitzen.
Nicht-Corran wich mit einem Rückwärtssalto auf die andere Seite eines runden weißen Tisches aus leichtem Durastahl zurück. Als er landete, kickte er den Tisch in Valins Richtung. Valin ignorierte die Teller und das Essen, das auf ihn zuflog; er schlug nach dem Tisch selbst, um ihn in zwei Hälften zu zerteilen. Hätte er die volle Bandbreite an Jedi-Kräften besessen, hätte er den Tisch mit dem Einsatz von Telekinese beiseiteschleudern können, doch genau wie sein Vater beherrschte auch er diese Fähigkeit nur ungenügend.
Nicht-Corran stand jetzt keuchend fünf Meter entfernt und hielt die Klinge einhändig in defensiver Haltung nach unten.
Valin warf ihm einen Blick widerwilliger Bewunderung zu. »Weißt du, all diese Jedi-Talente zur Schau zu stellen, aber davon abzusehen, Telekinese einzusetzen, bloß um die Täuschung aufrechtzuerhalten, zeugte von einiger Hingabe. Zu schade, dass dir das nichts bringen wird. Zu schade, dass du sterben musst!«
»Junge, das hier muss aufhören!« Nicht-Corran warf seine freie Hand empor, wie um schließlich doch zu einem telekinetischen Angriff anzusetzen. Valin zögerte, nicht sicher, wohin er springen sollte. Dann wurde ihm etwas Schlimmes klar.
Obwohl Nicht-Corran keinerlei Macht-Kräfte benutzt hatte, konnte er Valin mit einer Handbewegung an Ort und Stelle erstarren lassen, wenn auch bloß für eine Sekunde. Valin überkam ein Gefühl drohender Gefahr.
Dann traf es ihn, ein Schlag von hinten, eine Erschütterung, die jeden Teil seines Körpers durchfuhr. Seine Knie gaben nach. Er fiel nach vorn, und seine Sicht verschleierte sich.
Gleichwohl, bevor er vollends das Bewusstsein verlor, sah er jenseits des Terrassengeländers einen schwebenden Luftgleiter – den Speeder seiner Mutter! Nicht-Mirax stand auf dem Fahrersitz und hatte ihre Blasterpistole mit beiden Händen auf ihn gerichtet. Tränen strömten aus ihren Augen, wie um den künstlichen Wasserfall nachzuahmen, der sich dreißig Meter hinter ihr abzeichnete.
SENATSGEBÄUDE, CORUSCANT
Luke Skywalker fand es erstaunlich, dass es im Senatsgebäude einen Saal dieser Größe gab, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Er war sechs Stockwerke hoch – und breit und tief genug, um zweitausend Zuschauern Platz zu bieten. Die fest installierten Sitzbänke waren beinahe bis auf den letzten Platz gefüllt. Nachzügler eilten durch die Gänge und sahen sich auf der Suche nach freien Plätzen unruhig um. Am Kopfende des Saals stand ein gewaltiges Podium mit zwei stoffdrapierten Tischen, hinter denen Drehsessel aufgestellt worden waren, indes zwischen den Tischen ein Rednerpult thronte. Auf dem mit Teppich ausgelegten Boden vor dem Podest befanden sich runde Tische mit Stühlen, die zur Stirnseite des Raums ausgerichtet waren. Das Ganze ähnelte stark einem übergroßen Gerichtssaal, der für einen Richterausschuss hergerichtet worden war, jedoch etwas zwangloser in puncto Arrangement und wesentlich weniger düster, was den Dekorationsstil betraf: Die Teppiche und die Polster auf den Sitzbänken sowie auch die Rückenlehnen waren in beruhigenden Blau- und Lilatönen gehalten, die Wände, auf denen große Symbole der Galaktischen Allianz prangten, in Weißgrau, die Möblierung davor in behaglichem Goldbraun.
Und Luke hatte diesen Raum noch nie zuvor gesehen. Gab es ihn schon seit jeher? Gab es in diesem gewaltigen Gebäude noch viele weitere solcher Säle?
Die Tische auf dem Podium waren voll besetzt. Der Bothaner, der auf einem Sessel direkt im Zentrum saß und dessen rotbraunes Fell sich angesichts der Tragweite dieses Augenblicks kräuselte, nickte einem Berater zu, der ihm gerade etwas zugeflüstert hatte. Der Bothaner erhob sich und trat hinter das Rednerpult neben seinem Platz. »Bloß fünfundvierzig Minuten zu spät«, verkündete er, und seine verstärkte Stimme dröhnte durch den Saal. »Nicht schlecht für ein derart bedeutendes Ereignis für die Galaktische Allianz, oder?«
Seine Bemerkung zog zaghaftes Gelächter aus der Menge nach sich. Ermutigt fuhr er fort: »Ich bin Senator Tiurrg Drey’lye, Vorsitzender des Einheitsvorbereitungskomitees und der Organisator dieser Veranstaltung. Im Laufe der nächsten paar Tage werden wir sowohl in öffentlichen wie auch in privaten Sitzungen die Beziehungen zwischen der Galaktischen Allianz, den Staaten der Konföderation, dem Galaktischen Imperium und individuellen Planetenstaaten erörtern, mit dem Ziel, für unsere großartige planetare Einheit ein Maß an Stärke und Sicherheit zu schaffen, das dem Status quo vor dem jüngsten Krieg ebenbürtig ist oder sogar noch darüber hinausgeht.«
Ben, Lukes sechzehnjähriger Sohn, saß links von seinem Vater. Rothaarig und athletisch, trug er das schwarze Hemd und die Hose, die sein Markenzeichen waren, wann auch immer Jedi-Kleidung nicht zwingend nötig war. Jetzt runzelte er neugierig die Stirn. »Was ist mit den Hapanern? Die sind doch auch eingeladen.«
Luke bedeutete Ben mit einer Handbewegung, seine Stimme zu senken, auch wenn die Bemerkung nicht laut genug gewesen war, um über den Jedi-Tisch hinaus gehört zu werden. »Nun, sie wurden eingeladen, aber sie wurden nicht korrekt eingeladen. Deshalb sind sie nicht gekommen.«
»Häh?«
Die Fortsetzung der Ansprache des Bothaners sorgte dafür, dass Lukes Antwort einen Moment auf sich warten ließ. »Heute Morgen werden wir Eröffnungsreden von einigen der Sitzungsorganisatoren und Sprechern hören, die uns einen Eindruck von dem vermitteln, was wir hiermit zu erreichen hoffen …«
Luke drehte sich von ihm weg und wandte sich Ben zu. »Den Hapanern wurde eine Einladung übermittelt, deren Wortwahl aber offenbar schwach anklingen ließ, dass ihre Anwesenheit weniger wichtig sei als die der Restwelten oder der Konföderation. Sie konnten sich nicht darauf einigen, die Einladung anzunehmen, ohne dass es den Anschein erwecken würde, sie würden sich mit einem niedrigeren Status zufriedengeben, als die anderen ihn besitzen. Also haben sie in dem Wissen, dass es später noch reguläre Einheitsgipfel geben wird, auf denen sie in aller Pracht glänzen können, mit Hinweis auf andere, vorrangige Verpflichtungen abgesagt.«
Ben runzelte die Stirn. »Warum war die Einladung so formuliert? War das ein Missgeschick?«
Leia Organa Solo, Lukes Schwester, die rechts von Luke saß, sah zu Vater und Sohn. Leia, eine leicht ergraute, dunkelhaarige, zierliche Frau in braunen Jedi-Gewändern, legte momentan großen Wert darauf, inmitten ihrer Begleiter nicht aufzufallen, doch als ehemalige Staatschefin der Neuen Republik hätte sie sich auch leichthin genauso kleiden können wie die extravagantesten anwesenden Politiker, und dennoch hätte deswegen niemand irgendein Aufhebens gemacht.
Sie schenkte Ben ein wissendes Lächeln. »Keine schriftliche Einladung an ein wichtiges Staatsoberhaupt hat jemals zu solchen ›Missverständnissen‹ geführt. Natürlich behauptet das Diplomatische Korps der Allianz, dass der Affront nicht beabsichtigt war. Sie geben vor, das Ganze läge an ›der bedauerlichen Fehlinterpretation von Redewendungen‹, womit sie den Hapanern geschickt die Schuld dafür in die Schuhe schieben, weil sie so empfindlich sind.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum die Allianz nicht will, dass sie an dem hier teilnehmen«, hakte Ben nach.
Luke gab sich ratlos. »Um ehrlich zu sein, kann ich dir das auch nicht sagen.«
Leia nickte in Richtung des Podiums und deutete auf den Tisch zur Rechten, links des Bothaners. »Sie wollen nicht, dass die Hapaner die imperiale Präsenz schmälern oder ihnen bei der Kooperation mit den Restwelten in die Quere kommen.«
Verwundert warf Luke dem Tisch einen neuerlichen Blick zu.
Die Staatschefin der Galaktischen Allianz, Natasi Daala, saß am Ende des Tisches. Daala, eine Frau am Ende ihrer mittleren Jahre, hatte kupferrotes Haar und hübsche Gesichtszüge, die durch ihr steifes, militärisches Gehabe jedoch nicht vollends zur Geltung kamen. Sie trug eine strahlend weiße Admiralsuniform mit breiten Streifen von Verdienstorden quer über ihrem Oberteil. Zu Zeiten des Imperiums ein Schützling von Großmoff Wilhuff Tarkin – wobei viele annahmen, sie habe es bloß zu ihrem militärischen Rang gebracht, weil sie außerdem seine Geliebte war –, war sie inzwischen seit zwei Jahren das Oberhaupt der Galaktischen Allianz und hatte gute, maßvolle Arbeit dabei geleistet, die Wirtschaft und die Netzwerke politischer Bündnisse wieder aufzubauen, die im Zuge des letzten Krieges zerschmettert worden waren.
Rechts von ihr saß Jagged Fel, der junge Staatschef der Imperialen Restwelten. Unter den Chiss aufgewachsen, hatte er sich im Yuuzhan-Vong-Krieg als Kampfpilot bewiesen. Mittlerweile kannte man ihn als widerwilligen Anführer, der gezeigt hatte, dass er imstande war, die imperialen Moffs auf Kurs zu halten und mit den schwierigen Beziehungen zwischen dem Imperium und den Hapanern zurechtzukommen.
Rechts von Jag, unmittelbar neben dem noch immer monoton vor sich hin leiernden Bothaner, saß Turr Phennir, der militärische Oberbefehlshaber der Konföderation. Er kam dem, was dieser lose Planetenverbund als Anführer hatte, am nächsten. Blass, aristokratisch, mit einer Narbe, die von der Mitte seiner linken Wange zum linken Mundwinkel hinab verlief, war Turr genau wie Fel ein ehemaliger Kampfpilot. Der zweifelhafte Ruf, den er sich frühzeitig in seiner Laufbahn für klassische imperiale Verräterpolitik und Grausamkeit im Kampf erworben hatte, hatte sich im Laufe der Jahre gewandelt – mittlerweile bescheinigte man ihm Pragmatismus und ehrenvolle Pflichterfüllung.
Und bis jetzt hatte Luke keinen bewussten Gedanken an die Tatsache verschwendet, dass diese drei – die drei bedeutendsten Politiker, die sich in diesem Moment auf Coruscant aufhielten – allesamt Imperiale waren. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Eimer Eiswasser. Er hatte jahrzehntelang gegen die Imperialen gekämpft, hatte zu jener Zeit seinen Anteil am Scheitern jeder einzelnen ihrer wichtigen Operationen gehabt, und jetzt waren sie hier und kontrollierten … alles.
Leia warf Luke einen amüsierten Blick zu. »Das habe ich gefühlt.«
»Bislang ist mir das überhaupt nicht klar gewesen. Ich habe die drei stets als Individuen betrachtet, nicht als Imperiale. Mit einem Mal liegt das Schicksal der Galaxis in den Händen von Imperialen!«
»Ja.«
»Wann ist dir das aufgegangen?«
»Vor zwei Jahren, als Daala und Fel kurz nacheinander ihre Ämter antraten.«
»Mir gegenüber hast du das nicht angesprochen.«
Sie zuckte die Schultern. »Es gab nichts, was ich dagegen hätte tun können. Oder dagegen hätte tun sollen. Die Symbolik, die dahintersteckt, dass sie alle auf die eine oder andere Weise Imperiale sind, hat nichts mit der Frage zu tun, wer sie in ihrem Innern sind. Ich meine, die Rebellion bestand auch größtenteils aus ehemaligen Imperialen. Crix Madine. Mon Mothma. Jan Dodonna. Ich bin eine ehemalige imperiale Senatorin.«
»Stimmt. Und alle drei Führer da oben an diesem Tisch sind ehrenwerte Leute.«
»Ja. Aber das heißt nicht, dass sie wollen, was wir wollen. Oder dass sie die Konsequenzen ihrer Entscheidungen auf dieselbe Art und Weise sehen können wie wir.« Leias Lächeln wurde eindeutig spöttisch. »Ich wette, Palpatines Geist lacht uns jetzt gerade aus!«
Luke zwang sich, seine Anspannung nicht zu zeigen. Im Laufe der Jahre – und ohne Palpatine und seine unmittelbaren Nachfolger wie Ysanne Isard und Sate Pestage – war er zu der Überzeugung gelangt zu wissen, was es bedeutete, wenn ein Imperialer vorgab, sich geändert zu haben. Die Moffs – Sektorgouverneure – neigten dazu, sich auch heute noch genauso durchtrieben und eigennützig zu verhalten, wie sie es vierzig Jahre zuvor getan hatten, aber das Militär, das in den Restwelten sogar eine noch stärkere Macht darstellte, bestand größtenteils aus Männern und Frauen, die schlichtweg eine geordnetere, reguliertere Gesellschaft vorzogen, als die Allianz sie bot. Das Imperium war nicht länger ein Symbol für Tyrannei oder planetaren Völkermord.
Dennoch ließ die Fremdartigkeit der Situation Luke keine Ruhe. Er blickte an seinem Tisch umher, um zu sehen, ob die anderen Anwesenden ähnliche Gedanken hegten.
Kyp Durron sah mit einem Gesichtsausdruck zum Podium, der andeutete, dass er irgendwo anders war, aber gleichzeitig weiterhin Interesse heuchelte. Es war jedoch nichts weiter als höfliche Fassade. Jaina, so schön wie ihre Mutter Leia, aber noch gefährlicher, konzentrierte sich auf die Personen auf dem Podest, besonders auf Jag Fel. Han Solo – schlaksig, mit ausdrucksstarkem Gesicht und voller Leben – saß rechts von Leia und trug seine traditionelle Weste und die übliche Hose, wobei Letztere mit Corellianischen Blutstreifen dekoriert war und sein legeres Äußeres das Kleidungsprotokoll der Veranstaltung Missachtung strafte. Er betrachtete den Sprecher desinteressiert und mit schweren Lidern. Kam und Tionne Solusar, die keine sichtbaren Anzeichen der brutalen Verstümmelungen mehr erkennen ließen, die sie während des jüngsten Krieges überlebt hatten, ignorierten die Ansprache des Bothaners vollends und flüsterten einander etwas zu.
Und die Horns …
Luke blinzelte. Wo waren Corran und Mirax? Später am Tage sollten sie vor unterschiedlichen Gremien aussagen und hatten angekündigt, dieser Eröffnungszeremonie beizuwohnen. Luke grinste säuerlich vor sich hin. Corran Horn war ein loyaler Verbündeter und würde im Angesicht jeder Bedrohung neben ihm stehen, doch offensichtlich war er schlau genug, der Gefahr, sich hier zu Tode zu langweilen, bewusst aus dem Weg zu gehen.
Zwei Stunden später verließen alle, die am Jedi-Tisch gesessen hatten, in einer Traube das Senatsgebäude und traten in das Sonnenlicht hinaus, das draußen auf den Platz schien. Sofort fühlte Luke, wie die Sonnenwärme seine dunkle Großmeister-Robe durchdrang.
Han streckte sich, was einige Knackgeräusche von Armen und Schultern nach sich zog. »Ich glaube, im Laufe dieser Reden bin ich ein paar Mal gestorben.« Seine Stimme war ein Knurren. »Leia hat mich dann immer gepiekt und mein Herz wieder zum Schlagen gebracht. Irgendeine Machttechnik der Dunklen Seite, möchte ich wetten.«
Leia grinste und stieß ihm zwei Finger in die Rippen. »So etwa?«
Han zuckte zurück. »Aua! Und ja. Ich denke, vielleicht hättest du mich einfach tot bleiben lassen sollen. Ich weiß nämlich ganz genau, dass uns noch weitere Ansprachen bevorstehen, und dummerweise muss ich bei einigen davon zugegen sein.«
Leia warf ihm einen Blick zu, der gleichermaßen missbilligend wie amüsiert war. »So schlimm war es doch gar nicht. Weder das Gepieke noch die Reden.«
Luke grinste und holte sein Komlink hervor, das aus Rücksichtnahme auf die Veranstaltung wie alle anderen Komlinks, die mit in die Zeremonienhalle genommen worden waren, ausgeschaltet war. Jetzt schaltete er es ein. Sofort piepste es mehrmals, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er mehrere Nachrichten hatte und einige Anrufe erwidern musste.
Jaina tat es ihm gleich. Sie zog eine Grimasse. »Scheint ein geschäftiger Tag zu werden.«
Luke spürte es zuerst, ein Wogen in der Macht, nicht unbedingt von Gefahr, aber von Unruhe. Er schaute sich auf dem Platz um und verfolgte, wie die prunkvoll gekleidete Menge der Versammelten weiterhin aus dem Senatsgebäude strömte. Der Gleiterverkehr beschränkte sich in einiger Entfernung auf die regulären Spuren …
Nein, das stimmte nicht ganz. Vier nachtblaue Personentransportgleiter, die sich in einem engen Verband und mit gemäßigter Geschwindigkeit knapp über Fußgängerkopfhöhe bewegten, näherten sich dem Eingang dieses Gebäudes. In den Regierungsdistrikten von Coruscant war dergleichen kein ungewöhnlicher Anblick. Es wurden häufig Soldaten hierher abkommandiert, um bei einer Veranstaltung für Sicherheit zu sorgen. Allerdings rückten die Truppen dann für gewöhnlich vor Beginn der entsprechenden Veranstaltung an, und nicht, nachdem sie bereits beendet war.
Die anderen anwesenden Meister fühlten die Unruhe ebenfalls und wurden wachsamer, auch wenn sie sich nach außen hin nichts davon anmerken ließen. Dann fiel Jaina etwas auf. Sie legte die Hand auf ihr Lichtschwert.
»Ben.« Lukes Stimme klang leise. »Zieh dich zurück, tauch in der Menge unter! Ruf Nawara Ven!«
Ben schaute sich um und entdeckte die Transporter. Sein Kiefer verspannte sich. Er sah aus, als wolle er seinem Vater widersprechen, doch dann blieb er einfach abrupt stehen und löste sich von den anderen Jedi, die weiter vorrückten. Er holte sein Komlink hervor und schaltete es ein.
Die vier Personentransporter brachen aus ihrer Formation aus. Einer flog an der Jedi-Gruppe vorbei und schwang herum, um sich auf ihrer linken Seite zu halten, während ein anderer ohne Umschweife rechts von ihnen landete. Der dritte Transporter glitt zwischen ihnen und dem Senatsgebäude in Position, derweil der vierte direkt vor ihnen aufsetzte. Das Manöver – gewandt und scheinbar gut trainiert – sorgte dafür, dass sich die Jedi und Han unversehens weiträumig von Fahrzeugen eingekesselt wiederfanden. Das ruhige und überlegte Vorgehen beunruhigte die Bürger auf dem Platz nicht, auch wenn viele offensichtlich neugierig waren, was das zu bedeuten hatte, und sich ihren Weg in Richtung der Vehikel bahnten.
Die den Jedi zugewandten Seiten der Transporter öffneten sich. Es handelte sich dabei um gewaltige Schwenktüren, und aus jedem Vehikel stiegen zwei volle Trupps von Männern und Frauen mit den blauen Uniformen und Helmen des Sicherheitsdienstes der Galaktischen Allianz. Sie trugen schwarze Schutzpanzerung an Brust, Unterarmen und Schienbeinen und hielten Blastergewehre in den Händen.
An Bord jedes Transporters befanden sich auch einige Zivilisten – falls Kopfgeldjäger, wofür Luke diese Geschöpfe hielt, als Zivilisten zählten. Einer davon war ein männlicher Quarren in blaugrünen Gewändern, der auf seinen Schultern eine zylindrische Waffe trug, die aussah, als würde sie Raketen abfeuern, die stark genug waren, um mittelgroße Gebäude zum Einsturz zu bringen. Seine gummiartige Haut und die Gesichtstentakeln waren steif vor Anspannung. Außerdem war da eine zierliche Frau mit langem, schwarzem Haar und in dunklen Gewändern, die ganz bewusst denen einer Jedi nachempfunden waren. Sie hielt ein deaktiviertes Lichtschwert in der Hand. Luke hatte sie noch niemals zuvor gesehen. Ein drittes Geschöpf, das man dieser Tage nur selten zu Gesicht bekam, war ein Skakoaner, dessen ganzer Körper in einem messingfarbenen, roboterhaften Anzug mit abgerundeten Ecken steckte.
Da waren noch mehr Kopfgeldjäger, zwei oder drei in jedem Transporter. Luke prägte sich ihre Positionen ein, reagierte jedoch nicht.
Luke spürte die gemischten Gefühle, die von den Sicherheitskräften ausgingen, die ausschwärmten, um einen Kreis um die Jedi zu bilden. Ein paar waren erwartungsvoll, begierig auf einen Kampf. Viele waren besorgt, sogar verängstigt, und entschlossen, es vor ihren Kameraden nicht zu zeigen. Einige waren äußerst mutlos.
Luke ließ den Blick über seine Gefährten schweifen. »Bleibt ruhig. Wir wussten schon seit einer ganzen Weile, dass es hierzu kommen würde.«
Was der Wahrheit entsprach. Einige Wochen zuvor waren Lukes politischen Verbündeten Gerüchte zu Ohren gekommen, dass die Allianz-Regierung einen Prozess gegen ihn anstrebte – für seine Taten im Zuge des Kriegs mit der Konföderation würde man ihn wegen Pflichtversäumnis anklagen. Luke, der während eines entscheidenden Gefechts ein StealthX-Geschwader befehligt hatte, das Teil des Allianz-Militärs gewesen war, hatte seine Jedi zunächst vom Schlachtfeld und dann ganz aus der Befehlskette der Allianz abgezogen, um später Angriffe gegen Jacen Solo anzuführen. Eine solche Tat wäre unter anderen Umständen Hochverrat gewesen, doch niemand in der Allianz würde mit einer Hauptklage gegen jemanden durchkommen, der alles riskiert hatte, um Colonel Solo die Stirn zu bieten. Dennoch war Lukes Fahnenflucht jemandem in der Allianz-Regierung zweifellos ein Dorn im Auge, und dieser Jemand hegte die Absicht, ihn dafür vor Gericht zur Rechenschaft zu ziehen.
Einer der Sicherheitsoffiziere, ein Mann mit den Insignien eines Captains auf seiner Uniform, dessen markanter Kiefer beinahe lächerlich kantig war, führte eine Gruppe von vier Sicherheitskräften auf die Jedi zu. Unter dem teilweise hochgeschobenen Schutzvisier seines Helms waren nur die Augen zu sehen. Luke wandte sich ihnen zu.
»Meister Luke Skywalker.« Die Stimme des Captains klang tief und grimmig. Er blieb zwei Meter vor Luke stehen. Die Mitglieder seiner Einheit, die sein plötzlicher Stopp aus dem Konzept brachte, kamen ebenfalls hastig zum Stillstand, um nicht gegen ihren Vorgesetzten zu stoßen. »Ich bin Captain Savar vom Sicherheitsdienst der Galaktischen Allianz.« Er zeigte eine schwarze Datenkarte vor, die in der Innenfläche seines Handschuhs liegend klein wirkte. »Dies ist ein Haftbefehl für Euch, den ich jetzt vollstrecken werde. Bitte leistet keinen Widerstand!«
Luke spürte, wie Han und Jaina sich sträubten, doch die anderen Jedi blieben ruhig. Er konnte auch Ben fühlen, einige Meter entfernt, aufgewühlt und entschlossen.
Luke setzte ein breites, freundliches Lächeln auf. »Ich würde nicht im Traum daran denken, Schwierigkeiten zu bereiten, Captain. Darf ich meine Waffe ablegen?«
»Aber vorsichtig!« Lukes bereitwillige Kooperation brachte den Offizier eindeutig nicht aus der Fassung, doch Luke spürte die Enttäuschung einiger Sicherheitstruppler und der meisten Kopfgeldjäger.
Und sonderbarerweise auch von vielen der Schaulustigen jenseits des Truppenkreises. Luke warf ihnen einen flüchtigen Blick zu. Viele von ihnen – wesentlich mehr, als hätte es sich bei der Menge auf dem Platz bloß um zufällige Besucher gehandelt, die beim Senatsgebäude eintrafen oder es verließen – hielten Holokameras, etliche von Profiqualität.
Langsam löste Luke sein Lichtschwert vom Gürtel. Doch als Savar vortrat und die Hand danach ausstreckte, reichte Luke es Leia. Sie hängte es neben dem eigenen an ihren Gürtel.
Savar hielt abrupt inne. Seine Miene zeugte nun von Missbilligung. »Das, Meister Skywalker, entspricht keineswegs voller Kooperation.«
Leia warf dem Captain einen verächtlichen Blick zu. »Ich wette mit Ihnen um einen Monatslohn – um Ihren, nicht um meinen, da ich keinerlei Gehalt beziehe –, dass in Ihrem Haftbefehl nicht von seinem Lichtschwert die Rede ist. Das ist bei Haftbefehlen praktisch nie der Fall. Wissen Sie auch, warum? Vermutlich nicht. Nun, das liegt daran, dass der Schaden, den es anrichtet, nicht von dem Schaden, den ein anderes verursacht, zu unterscheiden ist, weshalb sie als forensisches Beweismittel praktisch nutzlos sind. Wie sieht’s aus, wird sein Lichtschwert in Ihrem Haftbefehl näher beschrieben?«
Savar sah sie an, ignorierte die Frage jedoch. Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit Luke zu. »Bitte, dreht Euch um und legt die Hände auf den Rücken! Ich habe Befehl, Euch zu fesseln.«
Luke gehorchte, drehte sich um und sah seine Gefährten an. Er behielt sein heiteres Auftreten bei. Er durfte nicht zulassen, dass eine dieser Holocams einfing, dass er gereizt wirkte, da jede Aufnahme einer solchen Reaktion unweigerlich in den Nachrichtensendungen auftauchen würde.
Captain Savar packte Lukes rechtes Handgelenk und ließ eine Betäubungshandschelle darum zuschnappen.
Han war nicht so freundlich wie Luke. »Hast du auch Befehl, ihn wie einen gewöhnlichen Kriminellen zu behandeln, Banthahirn?«
Luke spürte, wie Savar sich versteifte, fühlte eine Woge der Frustration, der Wut, ja, sogar des Schuldbewusstseins von dem Offizier. Das verwunderte Luke. Zweifellos hatte er hier keinen Speichellecker der Staatsanwaltschaft vor sich, der die Verhaftung genoss, sondern jemanden, der sie aufrichtig bedauerte.
»Er leistet Widerstand!« Die Stimme klang dumpf und feucht. Luke wusste, dass es der Quarren sein musste, der da sprach. Er wirbelte herum, den rechten Arm noch immer im Griff des Captains, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Quarren seine Schulterwaffe in Anschlag brachte und auf Luke zielte.
Von diesem Moment an ging alles ganz schnell. Fünf Lichtschwerter – ohne dass Lukes dabei war – erwachten mit einem Zzssssch zum Leben und wurden gegen mögliche Angriffe erhoben. Ein Sicherheitstruppler, der aussah wie ein Junge in Bens Alter, zuckte zusammen und feuerte, vermutlich unabsichtlich. Der Schuss flog auf Luke zu. Er lehnte sich davon weg, ohne sich bedroht zu fühlen, doch Kam fing die Salve mit seiner Klinge ab und schlug sie beinahe senkrecht nach unten in den Permabeton.
Han, der plötzlich einen Blaster in der Hand hatte – ein kleines, leistungsstarkes Zivilmodell, nicht die übliche DL-44 –, feuerte, und der Schuss surrte durch das Gewehr des Jungen und riss ihm die zerstörte Waffe aus den Händen.
Der Quarren schoss nicht. Jetzt war eine Lichtschwertspitze direkt auf seinen Hals gerichtet. Die Klinge gehörte keinem der Jedi, sondern der dunkelhaarigen Frau; ihre Hand rührte sich nicht, und ein eigentümliches Lächeln lag auf ihrem Antlitz. Der Blick des Quarren ruhte jetzt auf ihr anstatt auf Luke.
Die Sicherheitstruppen brachten ihre Waffen in Anschlag, um abwechselnd auf Han und die Jedi zu zielen, doch als disziplinierte Einsatzkräfte feuerten sie nicht, solange ihr Captain nicht den Befehl dazu gab.
Savar wandte sich mit verärgerter Miene an den Quarren. »Nyz, was an dem Wort Unterstützerrolle hast du nicht verstanden? Oder bist du dumm genug, absichtlich gegen meine Anweisungen zu verstoßen?«
Der Quarren zögerte. »Sie haben sich versteift. Die einzig logische Schlussfolgerung dafür war, dass er irgendeinen Jedi-Trick bei Ihnen angewendet hat.«
»Die einzig logische Schlussfolgerung dafür ist, dass du ein Schwachkopf bist! Und ich sehe immer noch nicht, wie du deine Waffe runternimmst.« Auf Savars Worte hin zielte ein halber Trupp Einsatzkräfte auf den Quarren, obwohl offensichtlich war, dass die Frau mit dem Lichtschwert keine Hilfe brauchte.
Widerwillig ließ der Quarren das Geschütz sinken. Seine Blicke glitten zwischen der Frau und den Soldaten hin und her, die ihn im Visier hatten. »Ihr solltet keine Waffen auf mich richten. Dadurch steigen eure Chancen zu überleben auch nicht!«
Savars Miene wurde verächtlich. »Jetzt bist du wegen Drohungen aktenkundig. Wegen abgedroschener, bockiger, weinerlicher Drohungen, um genau zu sein.« Er wandte sich wieder Luke zu.
Auf Lukes Nicken hin deaktivierten die Jedi ihre Lichtschwerter und steckten sie weg – genau wie die dunkelhaarige Frau. Han verstaute seinen Blaster in einem Halfter im Kreuz. Schließlich senkten auch die Soldaten ihre Gewehre, auch wenn mehrere den Quarren weiterhin im Auge behielten.
»Guter Schuss«, flüsterte Luke Han zu.
Hans Miene war säuerlich. »Dieses kurzläufige Schrottteil! Eigentlich hab ich auf seine Nase gezielt.«
»Aber sicher.«
Savar führte Luke zum Personentransporter, der direkt vor ihnen gelandet war. Die Besatzung aus Sicherheitskräften ging wieder an Bord, zusammen mit der Frau in den dunklen Jedi-Gewändern und dem Skakoaner. Leia bestand darauf, dass irgendjemand Luke begleiten müsse, und Savar entschied sich für Han – »Kein Jedi!« waren seine Worte.
Mit Han Solo auf der einen und einem leeren Sitz auf der anderen Seite, wartete Luke und hörte zu, wie Savar sich draußen an die Mitglieder seiner Einheit wandte. »Bessen, du bist der dämlichste Soldat, den ich jemals das Missvergnügen hatte, unter meinem Kommando zu haben! Wer hat dir befohlen, auf den Gefangenen zu schießen?«
»Niemand, Sir, ich wollte das nicht … Ich meine, ich hatte gar nicht die Absicht, das zu tun.«
»Gute Antwort. ›Ich wollte das nicht, ich bin bloß unfähig!‹ Bist du wenigstens fähig genug, zweihundert Liegestütze für mich zu machen?«
Der Tonfall des Jungen klang niedergeschlagen. »Ja, Sir.«
»Gut. Sergeant Carn, passen Sie auf, dass er seine zweihundert Liegestütze macht und steigen Sie dann in den Transporter, um zuzusehen, wie er zu Fuß zurück zum Blockhaus läuft!«
Han flüsterte: »Unglaublich, dass ich ursprünglich auch mal eine militärische Laufbahn eingeschlagen habe.«
»Und dabei hast du es weit gebracht. Du hast es bis zum Rang eines Generals gebracht und dich dann zur Ruhe gesetzt.«
»Reib nicht noch Salz in die Wunde!«
»Schaffst du zweihundert Liegestütze?«
»Sei bloß ruhig!«
Die Truppler verfolgten mit großen Augen, wie zwei der berühmtesten Menschen der Galaxis, von denen einer gerade wegen eines Kapitalverbrechens verhaftet worden war, miteinander herumflachsten.
Savar kam an Bord und schlug die Seitentür des Transporters hinter sich zu, sodass sie alle bloß noch vom schwachen Schein blauer Glühstäbe erhellt wurden. Er setzte sich neben Luke.
Als der Transporter abhob, ließ Han seinen Blick über den Trupp schweifen. »Hat irgendwer Lust auf eine Partie Sabacc? Mit dem, was ich dabei gewinne, werde ich dann nachher die Kaution für Meister Skywalker stellen.«
3. Kapitel
BLOCKHAUS DES SICHERHEITSDIENSTES DER GALAKTISCHEN ALLIANZ, REGIERUNGSDISTRIKT, CORUSCANT
Luke wurde zu einem Gebäude der GA-Sicherheit gebracht, wo man ihn von Han trennte. Dieser blieb in der überfüllten Eingangshalle des Gebäudes zurück und bediente sich bereits fleißig seines Komlinks. Luke wurde in ein Hinterzimmer geschubst, wo man ihn durchsuchte und ihm seine persönlichen Habseligkeiten abnahm, ehe er zu Identifikationszwecken einer raschen Holoaufzeichnung unterzogen wurde. Anschließend brachte man ihn in einen anderen Raum, der mit einem leeren Tisch und Stühlen möbliert war. Hier erkundigte sich Captain Savar danach, ob er damit einverstanden wäre, Fragen ohne Anwesenheit seines Rechtsbeistandes zu beantworten. Luke lehnte ab.
Sein nächster Stopp war eine Einzelzelle, und zwar eine ganz besondere – jenseits der Durastahlstäbe glühten Energieschilde von militärischer Güte. Dann wurde Luke von den Fesseln befreit und allein gelassen.
Eine ganze Weile verstrich – Luke konnte sich nicht sicher sein, wie lange er schon hier drin war, da man ihm neben anderen Gegenständen auch sein Chrono abgenommen hatte –, und dann führte man einen Besucher herein. Der Mann war ein Twi’lek, grünhäutig, breitschultrig, in teure, schwarzgraue Amtsgewänder gehüllt, in einem Stil, wie er auf Coruscant geläufig war. Seine Lekku – Hirnfortsätze – waren um seinen Hals geschlungen. Seine Augenbrauenwulst hüllte die roten Augen häufig in tiefe Düsternis. Der Ärger auf seinem Gesicht und die Steifheit seiner Haltung verliehen ihm ein höchst unfreundliches Auftreten.
Dennoch war Luke erfreut, ihn zu sehen. Der Twi’lek, der in den glorreichen Jahren von Wedge Antilles’ Renegaten-Staffel Pilot gewesen war, hatte das rechte Bein unterhalb des Knies bei einem Gefecht verloren und sich daraufhin wieder dem Rechtswesen gewidmet. Nachdem sein Bein durch eine Prothese ersetzt worden war, hatte er an zahllosen Orten überall in der Galaxis als Anwalt gearbeitet und war jetzt ein bekanntes Gesicht in den Gerichtsfluren von Coruscant, wobei er neben hoch bezahlten Aufträgen mit Vorliebe für Fälle eintrat, die mit Piloten oder Angelegenheiten des Verfassungsrechts zu tun hatten.
Luke sprang auf, als der Twi’lek durch die Zellentür geführt wurde. Nachdem die Schilde hinter den Gitterstäben wieder aktiviert worden waren, streckte er seine Hand aus. »Nawara! Jetzt ist es also so weit.«
Nawara Ven schüttelte Lukes Hand, doch seine Miene hellte sich nicht auf. »Nein, ist es nicht. Zumindest nicht so, wie wir erwartet hatten.«
»Inwiefern?«
»Vielleicht sollten wir uns lieber hinsetzen!?« Er deutete auf die Pritsche, die die Hälfte der Zelleneinrichtung darstellte.
»Ich stehe lieber, danke.«
»Die haben uns ausgetrickst, Meister Skywalker, und deswegen komme ich mir ziemlich töricht vor. Wir hätten uns nicht auf die Gerüchte beschränken sollen, es ginge bei alldem darum, dass Ihr die Jedi vor zwei Jahren aus den Reihen der Allianz geführt und einen Privatkrieg gegen Colonel Solo angezettelt habt.«
»Dann geht es nicht darum?«