Star Wars. X-Wing. Die Gespensterstaffel - Aaron Allston - E-Book

Star Wars. X-Wing. Die Gespensterstaffel E-Book

Aaron Allston

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Beschreibung

Commander Wedge Antilles plant eine neue Kampfeinheit für Spezialeinsätze. Die Mitglieder dieser Gespensterstaffel sind Piloten, die alle einen Makel in der Personalakte aufweisen - eigenwillige und kämpferische Außenseiter, die nichts mehr zu verlieren haben. Doch gleich zu Beginn ihrer Ausbildung wird die Station von imperialen Truppen angegriffen. Zahlenmäßig weit unterlegen, kann sich die Gespensterstaffel nur auf ihre unorthodoxen Methoden verlassen, um der Vernichtung zu entgehen...

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Seitenzahl: 635

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Inhaltsverzeichnis

TitelDanksagungenKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Copyright

Danksagungen

Ich danke:

Tom Dupree, Pat LoBrutto und Michael A. Stackpole, daß sie mir die Chance gegeben haben;

Steven S. Long, Bob Quinlan und Luray Richmond, meinen »Adleraugen«, die mich vor meinen schlimmsten Fehlern beschützen;

Michael A. Stackpole, Kathy Tyers, Dave Wolverton und Timothy Zahn, deren Romanen ich Details entnommen habe und die mich inspiriert haben; Shane Johnson, Paul Murphy, Peter Schweighofer, Bill Slavicsek, Bill Smith, Curtis Smith und Dan Wallace für die wertvollen Hilfsquellen, die sie geschrieben haben;

Sue Rostoni und Lucy Wilson dafür, daß sie den Genehmigungsprozeß zu einem Vergnügen gemacht haben;

Quel Richmond für inspirierende Größe, gutes Aussehen und Feigheit; und

Denis Loubet, Mark und Luray Richmond, meinen Zimmerkollegen, dafür, daß sie mich nicht in die Kälte hinausgejagt haben, als das eine durchaus angemessene Lösung für schriftstellerische Manie und Termindruck gewesen wäre.

1

Zwölf X-Flügler-Abfangjäger tauchten mit brüllenden Triebwerken in die Atmosphäre ein.

Die Welt, die unter ihnen lag, Coruscant, früher einmal Thronwelt des Imperiums, war eine einzige Stadtlandschaft, eine riesige City, die von einem Pol bis zum anderen reichte, bedeckt von grauen Wolken, durch die weiße und gelbe Blitze zuckten.

Der Staffelkommandant, der einen schwarzen Jäger mit einem unpassend fröhlich wirkenden grüngoldenen Schachbrettmuster am Bug flog, schüttelte den Kopf, als er das düstere Bild sah, das sich seinem Blick darbot. Nach all der Zeit, die er hier verbracht hatte – auch nach der entscheidenden Rolle, die er bei der Eroberung dieser Welt für die Neue Republik gespielt hatte –, konnte er sich immer noch nicht an die Arroganz von Coruscant gewöhnen, einer Welt, die nur regieren oder untergehen konnte: Schließlich gab es außer Soldaten, Offizieren und Bürokraten nichts, was der Planet produzierte, weshalb er auf Importe von Lebensmitteln aus der ganzen Galaxis angewiesen war.

Er nahm einen visuellen Scan seiner unmittelbaren Umgebung vor. »Sonderstaffel Drei, aufschließen. Wir wollen denen schließlich eine Show liefern.«

Ein grüner X-Flügler schloß dichter auf. »Ja, Sir.« Obwohl das Kommsystem die Stimme etwas verzerrte, klang sie doch eher nachsichtig als militärisch.

»Das heißt >Ja, Wedge<, bis wir wieder offiziell im Dienst sind«, grinste der Kommandant. »Oder vielleicht >Ja, Erhabener<. Oder >Ja, du, der du von ganz Corellia beneidet wirst<, oder —«

Ein Stöhnen in seinem Kopfhörer unterbrach seinen Redefluß. Die Stimme von Nawara Ven, dem stellvertretenden Staffelkommandanten, einem Twi’lek, fiel ihm ins Wort. »Hör schon auf, dich zu beklagen. Er hat sich schließlich einen kleinen Urlaub von der Wirklichkeit verdient.«

Dann die Stimme von Tycho Celchu, dem Stellvertreter von Wedge, scharf und militärisch: »Sensoren zeigen Jägerstaffel auf Gegenkurs. Geschwindigkeit X-Flügler oder besser: Sensorprofile lassen X-Flügler vermuten.«

»Formation beibehalten«, entschied Wedge und schaltete dann sein Komm von der Geschwaderfrequenz auf die Militärfrequenz der Neuen Republik. »Sonderstaffel an X-Flügler Formation. Bitte identifizieren Sie sich.«

Die Stimme, die ihm antwortete, klang amüsiert und vertraut. »Falsche Bezeichnungen, Sir. Wir sind die Sonderstaffel. Sie sind einfach eine Staffel ohne Namen. Aber die nächsten paar Minuten werden wir Ihnen den Gefallen tun, uns selbst als Staffel Rot zu bezeichnen, damit es kein Durcheinander gibt. Wir sind Ihre Eskorte.«

»Hobbie? Sind Sie das, Lieutenant Klivan?«

»Captain Klivan ... und auch das wieder nur für die nächsten paar Minuten.«

Die andere X-Flügler Einheit war jetzt mit bloßem Auge erkennbar und stieg allmählich auf gleiche Höhe mit Wedges Staffel. Zu seiner Verblüffung stellte Wedge fest, daß das Dutzend Abfangjäger die traditionellen roten Streifen und den zwölfzackigen Stern der Sonderstaffel trugen. »Hobbie, erklären Sie mir das.«

»Keine Zeit, Sir. Wir haben einen Kurswechsel für Sie. Das Hohe Kommando hat beschlossen, diese ganze Aktion über das Holonet zu verbreiten —«

»Du meine Güte.«

»— stellen Sie also Ihren neuen Kurs auf dreiundneunzig, passen Sie sich meiner Sinkgeschwindigkeit an, und wir sorgen dafür, daß Sie in einem Stück ankommen. Anschließend sind Sie auf sich selbst gestellt.«

Binnen weniger Augenblicke war ihr Ziel klar: Imperial Plaza, ein gewaltiger kreisförmiger Platz von solchen Dimensionen, daß man ihn trotz der ihn umgebenden Wolkenkratzer auch dann aus der Luft sehen konnte, wenn man nicht direkt darüber stand. Eine gewaltige Zuschauermenge drängte sich auf dem Platz; selbst aus dieser Höhe konnte Wedge Fahnen und eine Art Nebel erkennen, bei dem es sich wahrscheinlich um Konfetti handelte.

An der Westseite des Platzes war eine Rednertribüne errichtet worden mit abgesperrten offenen Flächen nördlich und südlich davon — offensichtlich die Landezonen für die beiden Staffeln.

Als sie auf den Platz hinabsanken, schaltete Wedge sein Kommsystem wieder auf den Staffelkanal. »Einmal um den Park, auswärts backbord, zurück steuerbord mit fünfhundert. Die sind hergekommen, um eine Show zu sehen. Die sollen sie haben.«

Er bekam sofort Hobbies Antwort auf demselben Kanal: »Dito, Rot. Aber steuerbord nach backbord, Rückkehr auf sechshundert Metern. Die schlampigste Gruppe bezahlt die Drinks.«

Die beiden Staffeln lösten sich voneinander, umkreisten den Platz so tief, daß die Flügelspitzen der X-Flügler manchmal nur wenige Meter von den Gesichtern der Bewunderer entfernt waren, die sich an den Fenstern der Wolkenkratzer drängten. Die Staffeln begegneten sich am äußersten Ende des Platzes, trafen sich dann wieder an der Ausgangsposition und brausten in spiralförmigem Flug auf die Landezonen zu.

Die Sonderstaffel visierte die nördliche Landefläche an. Staffel Rot die südliche. Auf dreihundert Meter Distanz sagte Wedge: »Landekufen und Repulsorlifts, Leute«, und beide Staffeln schwebten im senkrechten Sinkflug, nur von ihren Antischwerkraftaggregaten getragen, auf ihre Landepositionen.

Wedge lächelte. »Staffel Rot sieht recht gut aus, Hobbie. Bloß schade, daß Sie noch keine Zeit hatten, denen richtigen Präzisionsflug beizubringen.«

»Was?«

»Sonderstaffel, Paradeformation Sechseck, Ausführung!«

Nach kurzem Zögern — die komplizierten Paradeformationen waren lange nicht geübt worden — teilte sich die Sonderstaffel in ihre drei Rotten auf, und jede Rotte nahm Sechseckformation ein — ein X-Flügler vorn, einer hinten und die beiden anderen nebeneinander in der Mitte —, wobei Wedges Rotte vorn und die beiden nebeneinander positionierten hinter ihm flogen und damit ein Dreieck aus Sechsecken bildeten, die alle nach Osten orientiert waren.

Wedge konnte trotz des Rauschens der Repulsorlifts die Beifallsrufe aus der Menge hören.

Gleich darauf hörte er Hobbies Stimme aus dem Komm: »Staffel Rot, gleiches Manöver, aber hundertachtzig Grad zu denen orientiert.« Er klang eher amüsiert als verärgert. Augenblicke später hatte Hobbies Staffel dieselbe Formation eingenommen, nur daß seine X-Flügler nach Westen sahen.

Wieder Beifallsrufe — die Menge geriet allmählich in einen wahren Begeisterungstaumel.

»Ein wenig wackelig, Hobbie.«

»Wir waren noch nicht so lange zusammen, Wedge, aber ein paar Tricks kennen wir immer noch. Und angefangen haben Sie das ja. Rotte Rot Drei, blockiert Rotte Eins Sonderstaffel!«

Das Dreieck aus drei Jägern, das an steuerbord hinter Hobbie flog, löste sich aus der Formation der Roten Staffel, kippte zur Seite und wechselte die Flugrichtung, ohne dabei die eigene Formation zu verändern, positionierte sich keine zehn Meter unter Wedges Rotte und strebte der Stelle zu, wo Wedge gelandet wäre.

»Nicht schlecht, Hobbie. Rotte Zwei Sonderstaffel, Rotte Eins Rot blockieren!«

Corran Horn ließ seine Gruppe in seinem grünen X-Flügler mit den schwarzweißen Emblemen ein ähnliches Manöver ausführen und positionierte sie direkt unter Hobbie Klivans Gruppe.

»Gut gemacht. Rotte Zwei Rot, Rotte Drei Sonderstaffel blockieren!«

»Rotte Eins Sonderstaffel, Rot Zwei ersetzen!«

Die einzelnen Rotten der beiden Staffeln flogen im Zickzack über der Rednertribüne, während sie ihren Landeplätzen immer näher kamen, eine beeindruckende Demonstration von Präzisionsflug, bis die Sonderstaffel schließlich, als sie nur noch zehn Meter über der Landefläche war, über der südlichen Landezone und Staffel Rot über der nördlichen Landezone Position bezogen hatte. Die zwei Dutzend Abfangjäger setzten im Sekundenabstand auf.

Als die Piloten aus den Cockpits kletterten, schlug ihnen tosender Applaus entgegen: Diplomaten der Neuen Republik und alte Freunde zerrten sie auf die Rednertribüne, Wolken von Konfetti regneten aus den Hochhäusern rings um den Platz auf sie herab, und aus den Kehlen von Tausenden begeisterter Zuschauer hallten aufmunternde Rufe. Wedge schaffte es noch, Hobbie und dessen Stellvertreter Wes Janson die Hand zu schütteln, ehe er mit allen Piloten in eine Reihe gezerrt wurde; der Lärm der Menge war zu laut, als daß sie einander hätten hören können.

Vorn auf der Rednertribüne an einem kleinen Podium stand die beliebteste Sprecherin des Provisorischen Rates der Neuen Republik, Prinzessin Leia Organa von Alderaan. Im Gegensatz zu den meisten anwesenden Vertretern der Neuen Republik war sie schlicht gekleidet und trug einfaches, weißes Senatorengewand mit einem Gürtel. Sie fing Wedges Blick auf und lächelte ihm zu. Dabei deutete sie ein leichtes Kopfschütteln an, um ihm zu erkennen zu geben, daß sie ebenso wie er eigentlich solche öffentlichen Spektakel mißbilligte, und wandte sich dann wieder der Menge zu.

Mit einer Handbewegung brachte sie die Menge so weit zum Schweigen, daß sie ihrer von Lautsprechern verstärkten Stimme Gehör verschaffen konnte. »Bürger der Neuen Republik — die Sonderstaffel!« Wieder ging ein Brausen durch die Menge, ehe sie fortfuhr: »Bevor ich Commander Antilles das Wort erteile, sollte ich vielleicht die jüngsten Leistungen der Staffel ins richtige Licht rücken. Ihnen ist es zu verdanken, daß wir wieder regelmäßig mit Bacta versorgt werden – einer ausreichenden Menge, um die letzten Nachwehen der Krytosseuche auszutilgen. Ihnen ist zu verdanken —«

Wedge hörte nicht mehr hin. Ihm war das alles längst vertraut. Schon vor Wochen hatte er die Sonderstaffel – die echte Sonderstaffel, die Männer und Frauen, die jetzt Zivil trugen – auf einem Einsatz geführt, den die militärischen Kommandostellen der Neuen Republik nicht unterstützen konnten. Die Angehörigen der Sonderstaffel hatten ihren Dienst quittiert und gemeinsam mit einer Handvoll Profis unter ziviler Leitung eine Mission gegen die neue Regierung von Thyferra geführt, die Welt, wo fast das gesamte Bacta der Galaxis, die Wundermedizin, hergestellt wurde. Jene neue Regierung stand unter der Leitung der ehemaligen Spionagechefin des Imperiums, Ysanne Isard, und hätte der Kern eines wiedervereinigten Imperiums werden können.

Aber jetzt war Ysanne Isard tot, und die Kündigungsschreiben der Sonderstaffel waren allem Anschein nach auf kreative Weise falsch abgelegt worden — was hieß, daß sie nie Zivilisten gewesen waren — und was wiederum bedeutete, daß die Neue Republik den Thyferra Einsatz angesichts des Erfolgs der Mission im nachhinein zu einer offiziell sanktionierten Operation umstufte.

Doch alles das erklärte nicht, daß eine neue Sonderstaffel jetzt in den traditionellen Farben der Einheit auftrat. Wedge tauschte mit seinem Stellvertreter Tycho Platz, um neben Hobbie Klivan stehen zu können. »Also, jetzt heraus mit der Sprache, was hat es mit dieser Ersatzsonderstaffel auf sich?«

Der stets betrübt blickende Pilot schüttelte den Kopf. »Das ist kein Ersatz. Nur so etwas wie ein Platzhalter. Die Allianz brauchte aus Gründen der Moral eine sichtbare Sonderstaffel, während ihr Pirat gespielt habt. Also haben sie mich und Wes aus dem Ausbildungsdienst zurückgeholt, um eine provisorische Sonderstaffel zusammenzuschustern.«

»Provisorisch.«

Hobbie nickte. »Wir haben uns ein paar Veteranen der Sonderstaffel geholt — Riemann, Scotian, Carithlee und noch ein paar andere — und ein paar neue Piloten aus den Staffeln Challenge und Corsair. Jetzt, wo ihr zurück seid, kehren alle zu ihren ursprünglichen Einheiten zurück. Mit Ausnahme von —«

»Mit Ausnahme von wem?« »Mit Ausnahme von mir und Wes. Wir sind endgültig zurück. Vorbehaltlich deiner Zustimmung. Das hat uns das Hohe Kommando inoffiziell als Belohnung versprochen.«

»Also, ich will es mir durch den Kopf gehen lassen.«

Als Hobbie ihn entsetzt ansah, lächelte Wedge. »Ich nehme dich doch bloß auf den Arm. Willkommen zu Hause. Ist die Staffel Challenge aktiv? Ich dachte, die stecken alle noch in den Windeln.«

»Da sind Sie aber schlecht informiert. Corsair war unsere erste Staffel, Challenge die zweite, und Kralle, die dritte, ist gerade in Dienst gestellt worden.«

»Wer führt das Kommando?«

»Lieutenant Myn Donos. Ein guter Pilot, clever —«

Lieutenant Wes Janson, der trotz der vielen Jahre, die er schon für die Allianz und die Neue Republik flog, immer noch ein Babygesicht hatte und jetzt auf der anderen Seite von Hobbie stand, beugte sich an ihm vorbei: »Clever, selbstsüchtig, egoistisch, arrogant, unerträglich – Sie wissen schon, eben ein typischer Corellianer.«

»Als fairer Offizier sollte ich das ignorieren. Aber als Corellianer werde ich mir schon irgendeine Rache einfallen lassen.« Wedge wandte sich wieder Hobbie zu. »Ehe man Ihre Sonderstaffel auflöst, würde ich mir gerne deren Personalakten ansehen.«

»Selbstverständlich. Warum? Falls die Frage erlaubt ist.«

»Sie ist erlaubt. Ich habe da so eine neue X-Flügler-Einheit ... etwas, das auf unsere Erfahrungen bei der Einnahme von Coruscant und Thyferra aufbaut.«

»Sie wollen eine neue Staffel aufbauen?«

Wedge nickte.

»Einfach so? Eine Handbewegung, und sie erscheint?«

»Also, ich hatte daran gedacht, es dem Hohen Kommando zu sagen, damit die wissen, was sie mir geben müssen.«

Hobbie schüttelte den Kopf. »Wes, du hast recht gehabt. Alle Corellianer sind so. Oh, Wedge, die Prinzessin —«

Wedge bemerkte erst jetzt, daß Leia seinen Namen gerufen hatte und ihm zuwinkte. Er setzte sein offizielles Lächeln auf und trat vor, blieb kurz vor dem Rednerpult stehen und ergriff Leias ausgestreckte Hand.

Sie lächelte ihm zu, ein privates Lächeln, wie sie es Menschenmengen oder offiziellen Versammlungen nie zeigte, und sagte dann so leise, daß die Mikrofone ihre Stimme nicht erfaßten: »Das hat so ausgesehen, als ob ihr diesen Formationsflug wochenlang trainiert hättet.«

»Das haben wir auch«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Soviel Zeit haben wir nun auch nicht gebraucht, um Thyferra zu befreien.«

»Du bist wirklich ein abgefeimter Lügner. Geh, und rede jetzt zu diesen Leuten, damit wir alle nach Hause gehen können.«

Zwölf X-Flügler tauchten mit brüllenden Triebwerken in die Atmosphäre ein.

Es war eine dunkle Welt mit einem verunreinigten Himmel, einer Atmosphäre, die aus Gasen und dem Rauch Hunderter aktiver Vulkane bestand. Vier Kilometer vor ihnen konnte man undeutlich den TIE-Abfangjäger, die schnellste Kampfmaschine der imperialen Streitkräfte, erkennen; er hielt sich ein gutes Stück vor den X-Flüglern, aber die Tatsache, daß er sie jetzt nicht ganz abhängen konnte, deutete darauf hin, daß seine Antriebsaggregate beschädigt waren. Funken und gelegentlich hervorquellende Rauchwolken waren ein weiteres Zeichen, nur daß er zu weit entfernt war, als daß man das mit bloßem Auge hätte wahrnehmen können; aber wenn seine Motoren ganz aussetzten, würden die ihn verfolgenden X-Flügler den Abfangjäger zur Strecke bringen können.

Myn Donos, der Staffelkommandant der X-Flügler, schaltete sein Kommsystem ein. »Krallenführer an Kralle Acht, irgend etwas verändert?«

Sein Komm-Spezialist antwortete: »Nein, Sir. Er sendet nicht. Soweit ich das feststellen kann, peilt er auch nicht irgendein Signal an. Und ich kann bis jetzt mit den Scannern keinerlei Motorenemissionen mit Ausnahme der seinen oder der unseren auffangen.«

»In Ordnung.«

Plötzlich nahm die Geschwindigkeit des TIE ab, und die Maschine begann zu trudeln, als ob sie in eine heftige Turbulenz geraten wäre. Sie verlor an Höhe und sackte nach steuerbord ab, auf einen Einschnitt zwischen zwei riesigen Vulkanen zu. Der Krallenführer sah glitzernde orangerote Lavafäden über die Flanke eines der schwarzen, von Feuer gekrönten Berge herunterkriechen.

»Führer an Staffel, sieht so aus, als würde er an Schub verlieren und abtauchen, um uns in Bodennähe abzuschütteln. Laßt das nicht zu. Aufschließen und zur Landung zwingen.« Er führte seine Staffel in einem trägen Bogen auf denselben Einschnitt im Terrain zu und beobachtete dabei, wie die Zahlenwerte auf seinem Zieldistanz-Display sich veränderten: drei Kilometer, zwei Komma fünf; der Abfangjäger kam jetzt auf der anderen Seite aus dem Einschnitt heraus, während die X-Flügler gerade hineinflogen.

Jetzt hallte plötzlich schrill und nervös die Stimme von Kralle Acht über das Kommsystem: »Er fährt seine Motoren hoch, Sir! Direkt vor uns! Ich zähle vier, sieben, dreizehn —«

»Schilde in Angriffsposition!« schrie Donos. »Ausschwärmen und – «

Shiner, seine R2-Einheit, gab ein erschrecktes Quietschen von sich. In Donos’ Konsole piepte es, und zugleich sah er auf den Anzeigeskalen, daß ihn jemand vor ihm mit seinen Sensoren erfaßt hatte – zwei – drei Kontakte.

Donos kippte scharf nach backbord ab — direkt auf einen Lavastrom und die undurchdringlichen grauschwarzen Rauchwolken zu, die davon aufstiegen. Als er in die Wolke eindrang, zog er den Knüppel zu sich heran und stieg in dem schützenden Rauch steil nach oben. Die Sensorkontakte erloschen.

Er hörte Explosionen, einige in der Nähe, andere weiter entfernt, und den erregten Wortwechsel seiner Piloten, zu dem er jetzt selbst seinen Beitrag leistete: »Kralle Zwei, im Schutz der Rauchwolke hochziehen; wir greifen sie von oben an.«

Keine Antwort.

Dafür hallten andere Stimmen aus dem Komm: »Fünf, Fünf, er ist hinter dir!« »Ich komme nicht weg. Blas du ihn weg, Sechs —« »Geht nicht, habe — habe —« »Neun ist gegen den Vulkan geprallt. Er ist weg —« Wieder eine Explosion.

Augenblicke später bog Donos in zweitausend Meter Höhe nach steuerbord, tauchte aus der Rauchwolke auf und kam direkt über dem Einschnitt zwischen den Vulkanen heraus.

Hinter ihm war niemand. Er sah prüfend auf die Sensortafel — und glaubte nicht, was sie ihm zeigte, überprüfte sie erneut.

Er und Kralle Zwölf waren die einzigen Maschinen der Neuen Republik, die noch angezeigt wurden. Er zählte dreiundzwanzig, vierundzwanzig, fünfundzwanzig imperiale Blips. Ein Dutzend davon rasten auf Zwölf zu, der Rest auf Donos.

Die Krallenstaffel war binnen weniger Sekunden praktisch vernichtet worden! Immer noch regneten glitzernde Fragmente von X-Flüglern auf die zerklüftete Oberfläche des Planeten herunter. Noch wenige Sekunden, und er und Zwölf würden ebenfalls ausgelöscht sein. Das Zerstörungswerk war beinahe vollendet.

Er schüttelte sich, wie um damit den Schock loszuwerden, und sagte: »Kralle Zwölf, Sturzflug auf die Oberfläche. Grabenverteidigung. Omegasignal. Bestätigen.«

»Omegasignal verstanden. Gehe in Sturzflug.« Das Sensorregister von Kralle Zwölf zeigte abnehmende Höhe. Donos folgte ihm, stellte seinen X-Flügler auf die Nase und raste auf die Planetenoberfläche zu.

Er war nicht dazu gekommen, auch nur einen einzigen Schuß auf den Feind abzugeben. Zehn Piloten tot, und er hatte noch ein volles Magazin mit Protonentorpedos, und seine Laserbatterien waren voll aufgeladen. Doch das ließ sich ändern.

Die Sensoren zeigten eine unheilverkündende Wolke von TIE-Jägern – >Augäpfel<, wie sie im Jargon der Jägerpiloten der Allianz genannt wurden —, die Zwölf verfolgten. Wenn Zwölf die zerklüftete, von Kratern durchsetzte und mit unzähligen Sprüngen und Schrunden überzogene Oberfläche des Planeten erreichte, würde er ihnen vielleicht entkommen können; dort würde es vielleicht möglich sein, sich statt auf bloße Geschwindigkeit auf das Geschick im Umgang mit dem Steuerknüppel zu verlassen, und jeder Pilot, der von oben nachkam, würde den X-Flügler schnell aus den Augen verlieren – das klassische Grabenmanöver, das schon gegen den ersten Todesstern so erfolgreich gewesen war. Aber für den Augenblick war Zwölf noch lange, tödliche Sekunden den Waffen der Feinde ausgesetzt.

Seine Sensoren zeigten an, daß er in wenigen Augenblicken in Schußweite der Wolke von TIE-Jägern geraten würde. Er schaltete seine Laser auf Doppelfeuer, was ihm eine größere Wiederholgeschwindigkeit verschaffte, legte den Rest der verfügbaren Energie auf die vorderen Schilde und begann dann so schnell zu feuern, wie sein Zielcomputer ihm brauchbare Zielerfassung anzeigte. Seinen X-Flügler brachte er auf einen schraubenförmigen Spiralkurs, was es ihm zwar schwerer machte, seine Feinde zu treffen, andererseits aber auch deren Zielerfassung wesentlich beeinträchtigte.

Die meisten seiner Schüsse trafen in den Boden. Einer verfehlte sein eigentliches Ziel, verwandelte aber den TIE daneben in eine Rauchwolke. Zwei weitere Schüsse trafen ihr Ziel, einer fetzte eine Tragfläche ab und jagte den Abfangjäger trudelnd auf die nächste Bergflanke zu, während der zweiteTreffer kein für Donos sichtbares Ergebnis zeitigte – aber der TIE-Jäger stellte seine Ausweichmanöver ein, so daß seine Flugbahn zu einer leicht zu berechnenden ballistischen Kurve wurde. Donos hätte beinahe gelächelt: Sein Schuß hatte den Piloten im Cockpit getroffen und seine Maschine unversehrt gelassen.

Sein Angriff hatte den gewünschten Erfolg. Die TIEs schwärmten aus, und er schoß durch eine Lücke in ihrer Formation. Sie wirbelten herum wie eine Wolke zorniger Insekten, um ihm zu folgen, aber jetzt waren die TIEs, die Zwölf über das unwirtliche Terrain des Planeten verfolgten, vor ihm aufgetaucht. Donos feuerte weiter und erledigte noch einen Sternenjäger, ehe die anderen überhaupt wußten, daß er angriff; der Flügelmann des abgeschossenen Jägers kippte, von der plötzlichen Explosion erschreckt, reflexartig nach rechts ab, direkt auf die andere Wand der Felsschlucht zu, durch die sie flogen. Auch seine Maschine detonierte und füllte den Felsspalt mit Flammen und Splittern.

Donos tauchte in den Spalt und riß seinen X-Flügler fast wieder in die Höhe, fast unmittelbar bevor er mit dem Kiel den Boden aufscharrte. Vor sich sah er beiderseits nur Steinformationen - schwarzes Felsgestein, das im schnellen Vorbeiflug keinerlei Konturen aufwies. »Führer an Zwölf. Zustandsmeldung«, sagte er.

»Geringfügige Schäden an unterer Backbordtragfläche«, antwortete sie. »Das führt zu leichten Vibrationen, die sich aber legen sollten, wenn ich aus der Atmosphäre herauskomme. Ein paar Sterne in der Kuppel. Verfolger fallen zurück – Augenblick, hier kommt einer! Er versucht, mich festzunageln!«

Donos steigerte das Tempo und erhöhte damit sein Risiko, irgendein notwendiges Ausweichmanöver nicht zu schaffen. Er fegte um eine Biegung in der Schlucht und wäre beinahe gegen die Ionenmaschinen eines langsam fliegenden TIE-Jägers unmittelbar vor ihm geprallt. Er gab reflexartig einen Laserschuß ab und sah den Strahl durch die Steuerbordmaschine des Sternenjägers zucken.

Der TIE-Jäger verwandelte sich sofort in einen leuchtenden Feuerball aus gelben und orangeroten Flammen und Wrackteilen. Donos’ X-Flügler schaukelte, als er durch den Feuerball brauste; sein Helm und die Rumpfwand reichten kaum aus, seine Trommelfelle vor dem Explosionsgeräusch zu schützen. Dann war er durch.

Eine weitere Seitwärtsbewegung, diesmal ein scharfes Abkippen nach Steuerbord, das ihn fast gegen die Felswand an Backbord schleuderte, dann sah er Zwölf vor sich. Zwölf und die Maschine, die sie verfolgte – der Abfangjäger, der sie in diese Falle gelockt hatte. Donos sah ihn jetzt zum ersten Mal mit bloßen Augen und registrierte flüchtig die horizontal auf die Tragflächen des Sternenjägers gemalten roten Streifen, die nicht dem Flottenstandard entsprachen, ehe ihm etwas anderes auffiel: Jetzt kamen keine Funken oder Rauchwolken mehr aus seinen Motoren. Das Täuschungsmanöver war gelungen, und damit hatte der Abfangjäger all die falschen Anzeichen seiner Schwäche abgeschaltet.

Der TIE war jetzt auf wenige Meter an das Heck von Zwölf herangekrochen und paßte sich geschickt den verzweifelten Manövern des Verfolgten an: eine Demonstration überlegener Flugtechnik, Geringschätzung, die ein Pilot seinem Gegner entgegenbrachte. Für Donos bestand nicht der geringste Zweifel, daß der Abfangjäger jeden Augenblick das Feuer auf die wehrlos gewordene Zwölf eröffnen würde.

Donos feuerte verzweifelt einen ungezielten Schuß ab. Im gleichen Augenblick setzte der TIE zum Todesstoß an.

Donos sah, wie seine Laser trafen und über den Rumpf wanderten, sich in das Cockpit hineinbrannten.

Die Laser des Abfangjägers schnitten sich mitten in Zwölfs X-Flügler, trafen ihre Heckschilde trotz ihrer verzweifelten Manöver ... und durchdrangen sie. Beide Steuerbordmaschinen von Zwölf verloschen. Die Steuerbordtragflächen begannen, von der intensiven Hitze des Lasers aufgeweicht, sich unter der Reibungshitze der Atmosphäre zu verformen.

Der TIE wurde langsamer. Funken und Flammen, diesmal echte, drangen aus den Maschinen. Er stieg höher, sprang aus dem Felsspalt heraus und war dann für Donos nicht mehr sichtbar.

Der X-Flügler von Zwölf rollte nach Steuerbord ab. Donos’ nächstes Kommando war ein erregter Aufschrei: »Zwölf, aussteigen! Zwölf, Schleudersitz!«

»Steige jetzt aus! Führer, verschwinden Sie hier!«

Donos sah hilflos zu, wie das Cockpit von Zwölf sich mit dem Feuer des Schleudersitzaggregates füllte, aber das Kuppeldach öffnete sich nicht. Der Schleudersitz schmetterte Zwölf dagegen. Der kräftige Transparistahl hielt, während der X-Flügler weiterhin nach Backbord kippte. Unter dem vereinten Druck des Schubaggregates des Schleudersitzes brach das Cockpit schließlich von dem X-Flügler ab, aber Zwölf saß schlaff und reglos im Sitz, als dieser sie gegen eine Felswand schleuderte, wenige Meter von dem Jäger, der bereits dem Untergang geweiht war. Den Bruchteil einer Sekunde später war sie verschwunden, hinter Donos von der Dunkelheit verschluckt, während ihr X-Flügler ein Stück weiter vorn gegen die Felswand krachte.

Donos zwang sich, den Blick abzuwenden und sich wieder seiner Mission zuzuwenden.

Noch ein paar Minuten Terrainflug, dann sollte er sich aus diesem Netz von Abgründen und Schluchten lösen und in den Weltraum rasen können. Doch plötzlich hatte die Aussicht auf Überleben jeglichen Reiz für ihn verloren.

Donos’ R2 kreischte ihn an. In die Gegenwart zurückgerissen blickte er sich um und sah, daß während der kurzen Phase seiner Nachdenklichkeit zwei TIEs von hinten nähergerückt waren.

Er konnte bleiben und getötet werden oder fliehen und seinen Kommandeuren in grausamen, erniedrigenden Sitzungen Einzelheiten schildern.

Er würde es vorziehen zu sterben. Aber die Familien von elf guten Männern und Frauen verdienten es, zu erfahren, wie das Schicksal diejenigen ereilt hatte, die sie liebten. Mit einem gequälten Aufschrei gab Donos Vollschub und jagte um die nächste Biegung.

2

Das Gesicht der Wache in der Uniform der Neuen Republik, die Wedge in das Büro ließ, war so ausdruckslos wie ein Ferrobetonbunker. Drinnen waren die Wände in einem beruhigenden Blau gehalten, die Möbel glatt und gerundet in Meeresfarben, die Luft kühl, aber unangenehm feucht.

Trotzdem trug Wedge wieder die Uniform der Neuen Republik, und das allein verschaffte ihm schon ein größeres Gefühl von Wohlbehagen, als das die Klimaanlage des Büros hätte tun können.

Hinter dem Schreibtisch erwiderte Admiral Ackbar, der Oberkommandierende sämtlicher Streitkräfte der Neuen Republik, Wedges Ehrenbezeigung. Wie alle anderen Mon Calamari wirkte er mit seinem übergroßen Kopf und der gummiartigen Haut auf die meisten Leute wie ein zweibeiniger intellektueller Fisch. Aber Wedge wußte, daß er in Wirklichkeit menschlicher und couragierter war als so mancher, der für die Sache der Neuen Republik gekämpft hatte.

Ackbar deutete auf seine Besuchersessel. »Commander Antilles. Bitte, nehmen Sie Platz. Ist es zu feucht für Sie? Ich kann das anpassen.«

»Keineswegs.« Wedge nahm auf dem Sessel Platz. »Vielen Dank, daß Sie sich so kurzfristig für mich Zeit genommen haben.«

»Als ob das eine Zumutung wäre!« Ackbar beugte sich vor und musterte Wedge, wobei sich seine beiden weit auseinanderstehenden Augen unabhängig voneinander bewegten. »Ich kann an Ihnen keine Anzeichen eines Katers feststellen, Commander. Muß ich daraus den Schluß ziehen, daß Sie nicht ausreichend gefeiert haben?«

Wedge lächelte. »Doch, sogar mehr als ausreichend. Es macht immer wieder Spaß, sich mit alten und neuen Freunden zu treffen, alten und neuen Kameraden von der Sonderstaffel, und sich Geschichten zu erzählen, bis man kein Wort mehr herausbringt. Aber das Trinken habe ich im wesentlichen den jüngeren Piloten überlassen.«

»Sehr klug. Jüngere Piloten. Ich habe festgestellt, daß ich nicht mehr alle Namen kenne.«

»Die Sonderstaffel erholt sich allmählich von ihrer Auszehrung, Sir. Am Ende der Thyferra Mission hatten wir nur noch ein paar Piloten. Aber seit damals haben wir unsere Reihen wieder aufgefrischt. Nur ein Pilot fehlt uns noch. Aber den hat bei der gestrigen Feier Aril Nunb vertreten.«

»Ich bin sicher, Ihr außergewöhnliches Geschick beim Auffinden hervorragender Ersatzleute wird Sie nicht im Stich lassen. Und nun erlauben Sie mir bitte die Ungeduld meines Amtes. Was führt Sie zu mir? In Ihrer Nachricht hatten Sie angedeutet – was war es doch gleich? – Empfehlungen für eine neue Art von Einheit, die besonders für die Suche nach Warlord Zsinj geeignet ist.‹«

»Das ist richtig.« Warlord Zsinj, ein ehemaliger imperialer Admiral, der sich in den Besitz eines Supersternenzerstörers gebracht hatte, eines acht Kilometer langen Kriegsschiffs mit einer Feuerkraft, die ausreichte, um eine Planetenoberfläche in eine radioaktive Wüste zu verwandeln, war jetzt das wichtigste militärische Zielobjekt der Neuen Republik. Seine häufigen Überfälle auf Standorte der Neuen Republik wurden immer dreister und richteten auch immer größere Schäden an, so daß er eine durchaus ernstzunehmende Gefahr wurde – eine Bedrohung, die an die Stelle von Ysann Isard treten und sich allmählich zu einem Zentrum des Wiedererstarkens der Imperialen Kräfte entwickeln könnte. »Ich würde gern eine neue X-Flügler Staffel aufstellen, Sir.«

Admiral Ackbars Mund verzog sich in der Andeutung eines Lächelns. Ein angelerntes Verhaltensmuster – Mon Calamari pflegten Erheiterung nicht auf diese Weise zu kommunizieren. Aber Ackbar war in der menschlichen Körpersprache bewandert. »Die Sonderstaffel reicht Ihnen also nicht mehr aus?«

»Die Sonderstaffel wird mir immer ausreichen, Sir. Aber ich bin in den vergangenen Jahren wiederholt auf geradezu erschreckende Schwächen in unseren Streitkräften gestoßen. Ich habe schon früher versucht, dieses Thema anzusprechen, und will das erneut probieren.«

»Bitte fahren Sie fort.«

Wedge lehnte sich zurück und stellte sich auf eine längere Diskussion ein. »Sie werden sich daran erinnern, daß ich mir vor ein paar Jahren, als ich die Sonderstaffel reorganisiert habe, die besten Piloten geholt habe, die ich versetzen oder stehlen konnte ... aber wenn es darum ging, zwischen Piloten mit gleicher Qualifikation zu wählen, habe ich mich immer für denjenigen entschieden, der auch über nützliche Bodenerfahrung und entsprechende Fähigkeiten verfügte.«

»Ja. Sie wollten Piloten, die man auch als Kommandos einsetzen konnte.«

»Die habe ich bekommen. Und ich habe sie auch als Kommandos durchaus gefordert. Ganz besonders, als wir Coruscant aus dem Machtbereich des Imperiums befreit hatten, und dann später, als wir Thyferra Ysanne Isard entrissen haben.«

Wieder lächelte Ackbar. »Damit haben Sie ganz sicherlich das Vertrauen gerechtfertigt, das wir in Ihr Experiment gesetzt hatten. Die Sonderstaffel hat Großartiges geleistet.«

»Vielen Dank. Ich muß dem für meine Männer und Frauen zustimmen. Aber ich dachte ursprünglich, daß die Sonderstaffel opportunistisch eingesetzt werden würde: daß wir also bei einer Mission auf eine Schwäche im Bodenbereich des Feindes stoßen und dann infolge unserer Ausbildung und unserer technischen Ausrüstung auch landen und den notwendigen Bodeneinsatz durchführen würden. Aber es entwickelte sich dann so, daß wir immer wieder komplette Kommandomissionen landen. Und deshalb glaube ich, daß wir eine weitere X-Flügler Staffel für Kommandoeinsätze benötigen, eine, für die wir die Piloten so auswählen, daß sie über die volle Ausbildung für verdeckte Operationen verfügen. Die Sonderstaffel war in erster Linie als Einheit für den regulären Kampf und erst in zweiter Linie als Kommandotruppe gedacht - und diesmal will ich es genau umgekehrt anpacken.«

Soweit Wedge imstande war, Admiral Ackbars Gesichtsausdruck zu deuten, war dieser zumindest von Zweifeln geprägt. »Wir hatten in der Vergangenheit nur selten Probleme, die Aktivitäten von Kommandos im Bodeneinsatz und von Jägerpiloten in der Luftunterstützung zu koordinieren.«

»Da bin ich anderer Ansicht. Kommandos können zwar den Piloten Einsatzpositionen mitteilen, aber die Piloten werden trotzdem nicht in gleichem Maße mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut sein wie das Kommandoteam. Falls bei einer Kommandoeinheit die Absetzplanung scheitert, könnten sie auf den Gedanken kommen, sich feindlicher Raumfahrzeuge zu bemächtigen, um damit zu entkommen; so, wie die Dinge stehen, können sie nicht darauf rechnen, über genügend Piloten für derartige Fluchtmanöver zu verfügen. Würden die Piloten zu Kommandos ausgebildet, wäre das anders. Normale Piloten folgen ihren Anweisungen und passen sich den Standardtaktiken an – das ist ja auch in Ordnung. Aber eine Kommando X-Flügler Einheit würde möglicherweise neue Taktiken entwickeln. Neue Methoden, um selbst normale Razzien und Verfolgungsaktionen durchzuführen. Neue Methoden, um auf offene Angriffe und solche aus dem Hinterhalt zu reagieren.«

Ackbar lehnte sich plötzlich zurück, und seine Augen schlossen sich halb. Wedge vermittelte diese Haltung den Eindruck, daß der Mon Calamari sich konzentrierte. »Weshalb haben Sie das gesagt?«

»Ich habe während des langen Fluges nach Hause und auch in der Zeit, als wir auf Thyferra vorher in Garnison waren, darüber nachgedacht«, meinte Wedge. »Der Garnisonseinsatz dauerte zwar nicht die ganzen zwei Monate, die ursprünglich geplant waren. Aber ich hatte trotzdem viel Zeit zum Nachdenken.«

»Und Sie haben keine Nachrichten gehört?«

»Nein, Sir. Worüber denn?«

Ackbar schüttelte den Kopf. »Bitte, fahren Sie fort.«

»Nun, eigentlich wäre das alles. Ich kann das Ganze ein wenig ausschmücken und einen formellen Bericht für Sie schreiben. Aber ich glaube, eines ist noch wichtig – ich kann Ihnen eine solche Einheit praktisch gratis liefern.«

Ackbar schnaubte, es klang wie zerplatzende Luftblasen. »So, können Sie das?«

»Ja, Sir. Zunächst einmal wird die Ersatzsonderstaffel aufgelöst, und ihre Piloten und X-Flügler werden wieder den ursprünglichen Einheiten zugeteilt. Richtig?«

»Richtig.«

»Also werden Sie uns ein Dutzend neue X-Flügler zur Verfügung stellen, nicht wahr? Der ursprünglichen Sonderstaffel, meine ich.«

»Warum sollten wir das? Ihre X-Flügler sind doch voll einsatzfähig, oder nicht?«

»Nun ja, das schon. Aber sie sind nicht länger Eigentum der Neuen Republik. Sie wurden zu Beginn unserer Operation gegen Thyferra an meinen Stellvertreter Tycho Celchu verkauft. Sie sind sein persönliches Eigentum und werden treuhänderisch von ihm für uns alle verwaltet, bis er beschließt, das Eigentum an Ihre Piloten zu übertragen.«

»Das ist aber nicht sehr großzügig von Ihnen. Sie sollten die Maschinen der Neuen Republik stiften. Ich glaube, einer Ihrer Piloten hat von Anfang an seinen persönlichen X-Flügler benutzt.«

»Ja, Sir. Lieutenant Horn. Und Tycho würde mit dem größten Vergnügen seine Jäger der Neuen Republik leihen, damit die Sonderstaffel sie benutzen kann, wenn ...«

»Wenn das nächste Dutzend X-Flügler, das aus den Fabriken kommt, Ihrer neuen Kommandostaffel zugeteilt wird.«

»Ja, Sir.«

»Das ist Erpressung. Das ist ungebührlich.«

»Die meisten unkonventionellen Taktiken sind so lange ungebührlich, bis sie Erfolg haben, Admiral. Ich darf Sie auf den Planeten Thyferra hinweisen ...«

»Seien Sie still. Da ist immer noch die Frage der Piloten. Wenn sie frisch von der Akademie kommen, hat ihre Ausbildung Hunderttausende von Credits pro Nase gekostet. Das ist nicht ›gratis‹.«

»Nein, Sir. Ich will keine neuen Piloten. Ich will erfahrene Leute.«

»Das kostet ja noch mehr Geld.«

»Nein, Sir. Nicht bei den Piloten, die ich im Auge habe. Ich will Piloten, die sonst keiner haben möchte. Versager. Piloten, denen ein Kriegsgerichtsverfahren bevorsteht. Unruhestifter.«

Ackbar starrte ihn an, als ob er nicht richtig gehört hätte. »Im Namen der Macht, Commander, warum?«

»Nun, einige davon werden natürlich nicht zu gebrauchen sein. Die werde ich auch ausscheiden. Und einige werden gute Männer und Frauen sein, die einmal zu oft Mist gebaut haben und wissen, daß ihre Karriere im Eimer ist, aber alles darum geben würden, noch einmal eine Chance zu bekommen ...«

»Da kriegen Sie eher einen Protonentorpedo in Ihre Motoren, als daß Sie aus solchen Piloten eine funktionsfähige Staffel bilden könnten. Der Torpedo könnte zufällig abgefeuert worden sein ... aber das ist auch kein Trost für eine Witwe.«

Wedge spreizte die Hände mit nach oben gewandten Handflächen und lächelte. »Problem gelöst. Ich bin nicht verheiratet.«

»Das weiß ich. Sie wissen genau, was ich meine.«

»Ja, Sir.«

»Was würde aus der Sonderstaffel werden?«

»Ich würde gern offiziell ihre Leitung behalten, aber Captain Celchu ist in höchstem Maße dafür qualifiziert, sie zu führen ... und jetzt, wo er sowohl von der formellen Anklage des Mordes an Corran Horn als auch von der informellen Anklage, ein einer Gehirnwäsche unterzogener Doppelagent zu sein, freigesprochen worden ist, sollte es keine Einwände dagegen geben, daß er seine Pflichten wieder in vollem Maße übernimmt. Ich würde Lieutenant Hobbie Klivan als stellvertretenden Kommandanten in die Sonderstaffel zurückversetzen und Lieutenant Wes Janson als meinen eigenen Stellvertreter benennen. Sobald die neue Staffel dann steht, würde ich gerne wieder das Kommando der Sonderstaffel übernehmen.«

»Sie sind von Ihrer Idee überzeugt, nicht wahr?« »Ja, das bin ich, Sir.« Wedge überlegte sich seine nächsten Worte. »Seit der Schlacht von Endor haben die Public Relations Gruppen der Streitkräfte die Sonderstaffel so hingestellt, als ob wir das Lichtschwert der Neuen Republik wären. Eine strahlende, scharfe Waffe, um finstere Überreste des Imperiums zur Strecke zu bringen, die sich noch gegen uns stellen. Aber, Sir, nicht jede Schlacht erfordert ein Lichtschwert. Manche Schlachten werden in dunklen Gassen mit Vibroklingen geschlagen. Die Neue Republik braucht auch solche Vibroklingen und hat sie nicht.«

»Ich verstehe.« Ackbar nickte freundlich. »Antrag abgelehnt.«

Wedge brachte keinen Ton heraus; ihm war plötzlich, als würde ihm jemand die Luft abschnüren. Er hatte geglaubt, seinem Ziel so nahe zu sein, hatte geglaubt, den Admiral überzeugt zu haben.

»Es sei denn ...«

Wedge fand seine Stimme wieder. »Es sei denn?«

»Ich werde mit Ihnen eine Wette abschließen, Commander. Sie bekommen Ihre Chance, diese Staffel aufzustellen. Wenn Sie drei Monate, nachdem sie in Dienst gestellt ist, ihren Wert unter Beweis gestellt hat – ausschließlich nach meiner Beurteilung – , können Sie tun, was Sie wollen. Die Arbeit mit der neuen Staffel fortsetzen oder wieder die Sonderstaffel befehligen. Ganz wie Sie wollen.«

»Und wenn ich verliere?«

»Dann akzeptieren Sie die Beförderung zum General und treten in meinen Beraterstab ein.«

Wedge ließ sich sein Unbehagen nicht anmerken. »So wie das aussieht, gewinne ich ja in jedem Fall, Sir.«

»Hören Sie doch auf! Mir können Sie doch nichts vormachen. Wenn es nach Ihnen ginge, würden Sie Abfangjäger fliegen und Jägerstaffeln befehligen, bis Sie hundert Jahre alt sind. Wie viele Beförderungen haben Sie schon abgelehnt? Zwei? Drei?«

»Zwei.«

»Na schön. Wenn Sie die Wette verlieren, werden Sie die nächste annehmen.«

Wedge seufzte und überlegte. Er mußte einfach fliegen; alles andere würde ihn unglücklich machen. Aber die Streitkräfte der Neuen Republik brauchten diese neue Taktik, brauchten noch viele neue Verfahrensweisen, bevor sie taktisch auch so verknöcherten wie das Imperium. »Einverstanden, Sir.«

Ackbar lachte. »Eigentlich haben Sie schon verloren, Commander Antilles. Sie setzen Ihre Karriere zum Nutzen der Neuen Republik aufs Spiel. Sie entwickeln neue Taktiken und neue Waffen für die Neue Republik, nicht bloß für Ihre Staffel. Sie sind bereits General ... Sie wissen es bloß noch nicht.«

»Ich denke, ich werde diese Bemerkung in dem Sinn akzeptieren, in dem sie gemeint war, Sir.«

»Ich habe noch eine Bemerkung für Sie, Wedge. Neuigkeiten, schlechte Neuigkeiten, die Sie Ihren Untergebenen überbringen müssen. Und das ist eine Aufgabe, um die ich Sie nicht beneide.«

Wedge traf sich mit den anderen in dem Hangar an Bord des Kreuzers Home One, wo die X-Flügler der Sonderstaffel überholt und neu lackiert wurden. Er sah mit einem Anflug von Wehmut zu, wie die schwarzgrüngoldenen Karos seiner Maschine, Farben, die sein Vater für die geplante Tankstation ausgewählt hatte, die er nie erlebt hatte, jetzt mit dem Grau der Neuen Republik und den stolzen, aber grellen roten Streifen der Sonderstaffel übermalt wurden.

Tycho runzelte die Stirn, aber das galt nicht den Lackiererarbeiten. »Und wie soll das jetzt funktionieren?«

»Ich bin Befehlshaber der kombinierten Einheit – also sowohl für die Sonderstaffel als auch die neue Staffel. Außerdem bin ich Staffelführer der neuen Staffel. Tycho, bis zu meiner Rückkehr bist du Staffelführer der Sonderstaffel und Hobbie dein Stellvertreter; Nawara, du bleibst erster Offizier. Wes, du bist mein Stellvertreter. Die Sonderstaffel wird für die Jagd auf Zsinj eingeteilt werden; die neue Staffel wird am Stützpunkt Folor zusammengestellt – «

Tycho zuckte zusammen. »Ah, ja, das Zentrum der Vergnügungen der Neuen Republik und eine lunare Schönheit.«

»Sobald die neue X-Flügler Staffel in Dienst getreten ist, wird sie sich ebenfalls, allerdings verdeckt, der Jagd auf Zsinj anschließen – vorausgesetzt natürlich, daß er bis dahin nicht bereits erledigt ist. Beide Staffeln werden zusammen fliegen, wenn die Umstände es erforderlich machen.«

Wes drehte sich zu Hobbie herum und streckte ihm die Hand hin. »Tut mir leid, daß man dich zu diesen fliegenden Fossilien gesteckt hat, während ich bei Commander Wedge an der Spitze – «

Hobbie stieß seine Hand weg. »Ach, halt doch die Klappe.«

Wedge räusperte sich. »Da ist noch etwas. Tycho, Nawara, würdet ihr beide uns einen Augenblick allein lassen?«

Die beiden entfernten sich und ließen Wedge mit Hobbie und Janson allein. »Ich habe schlechte Nachrichten für euch beide«, sagte Wedge. »Die Krallenstaffel ist dahin.«

Hobbie runzelte die Stirn. »Wie meinst du das, dahin?«

»Ausgelöscht. Überfall. Alle mit Ausnahme von Lieutenant Donos sind tot.«

Janson ließ sich schwer gegen eine Wand sinken. Hobbie sah so entsetzt aus, als ob jemand ihm die Hand in einen Energiegenerator gesteckt hätte.

»Wie ist es passiert?«

»Wir kennen noch nicht alle Einzelheiten. Nur, daß sie eine Anomalie verfolgt haben, einen ganz normalen TIE-Abfangjäger. Weit und breit war kein hyperraumfähiges Schiff in Sicht. Sie haben den TIE in ein unbewohntes System verfolgt, das im Flottenalmanach in jüngster Zeit von der Abwehr der Neuen Republik als gesichert registriert war. Diese Eintragung war falsch und ist auf einem noch nicht geklärten Weg in unseren Kode eingeschleust worden. Der Abfangjäger hat sie praktisch in eine Schießbude gelockt, und elf Mitglieder der Staffel sind gefallen. Lieutenant Donos wird gerade befragt; anschließend lasse ich ihn zum Stützpunkt Folor bringen. Aber auch wenn sich herausstellt, daß ihn keine Schuld trifft, wird es eine Menge Staffelkommandanten geben, die ihn nicht haben wollen, und deshalb möchte ich, daß er für die neue Staffel bewertet wird.«

Jansons Stimme klang brüchig. »Elf Piloten, die wir ausgebildet haben. Bei einem einzigen Überfall einfach ausgelöscht. Das wirft nicht gerade ein gutes Licht auf unsere Ausbildung.«

Wedge schüttelte den Kopf. »Das war mehr als ein gewöhnlicher Hinterhalt. Wir werden in Kürze mehr wissen. Unterdessen sollten wir uns nicht selbst verrückt machen. Jeder von uns hätte in eine solche Falle gelockt werden können – was bleibt uns denn anderes übrig, als unsere Entscheidungen auf die Berichte der Flottenabwehr zu stützen. Ihr versteht doch?«

Beide Männer nickten.

Wedge zog ein Datapad aus einer Tasche seiner Kombination und reichte es Janson. »Da sind ein paar Dateien drauf. Eine davon enthält Pilotendaten. Auf der anderen ist die Vollmacht, dieses Kriterienprofil mit den Pilotenprofilen sämtlicher bewaffneter Streitkräfte der Neuen Republik zu vergleichen. Ich möchte, daß ihr morgen eine Liste aller Piloten aufstellt, die diesen Kriterien entsprechen, und anschließend nehmt ihr Verbindung mit ihnen auf und bringt in Erfahrung, wie viele von ihnen bereit sind, sich für einen möglichen Dauereinsatz in meine neue Staffel versetzen zu lassen. Ich wette, daß das bei beinahe hundert Prozent der Fall sein wird. Alle, die zustimmen, schickt ihr nach Folor, ohne ihnen ihr Ziel zu nennen; wir treffen uns mit ihnen und werten sie aus.«

Dann wandte er sich Hobbie zu. »Sobald du dir ein Bild von Donos gemacht hast, möchte ich, daß du eine Simulatorsequenz entwickelst, die auf dem Einsatz basiert, bei dem die Krallenstaffel vernichtet wurde. Das wird eine der ersten Trainingssitzungen am Simulator für die neue Staffel – und die nächste für die Sonderstaffel. Damit das nicht wieder vorkommt.«

»Verstanden«, nickte Hobbie.

»Ich habe mir das gründlich überlegt und bin der Ansicht, daß es eine schreckliche Idee ist«, sagte General Crespin.

Wochen waren vergangen, und Wedge Antilles stand vor einem anderen Militärbefehlshaber in einem anderen Büro und war darauf vorbereitet, seinen Vorschlag erneut vorzutragen. Wedge spürte Ärger in sich aufsteigen. Crespin mochte zwar sein Vorgesetzter sein, aber seine Erfahrung im Umgang mit kleinen Jägereinheiten und deren Taktiken kamen den seinen in keiner Weise gleich. Das galt für die meisten Offiziere in den Streitkräften der Neuen Republik. Aber es war wichtig, sich sachlich mit Crespin auseinanderzusetzen, seinen Fakten eigene gegenüberzustellen; wenn er seine Argumentation von Gefühlen leiten ließ, würde er die Auseinandersetzung verlieren.

General Crespin, der neue Kommandant des Jägerausbildungsstützpunkts auf dem Mond Folor und in Personalunion Befehlshaber von zwei Ausbildungsstaffeln von A-Flüglern, ging hinter seinem Schreibtisch auf und ab, während Wedge in militärischer Haltung davorstand. Crespin war ein hochgewachsener, schlanker Mann, dessen Gesicht offenbar nur zwei Ausdrucksformen kannte: ungerührt und streng. Seit Wedge ihn das letzte Mal gesehen hatte bei den Einsatzbesprechungen vor dem Angriff auf den zweiten Todesstern, war Crespin vom Colonel zum General befördert worden, hatte zu hinken begonnen und sein linkes Auge durch ein glänzendes schwarzes Opto ersetzen lassen; gewöhnlich trug er eine verspiegelte Klappe über dem mechanischen Ersatz, weil die Klappe nicht so unheilverheißend wie das schwarze, unmenschliche Auge wirkte. Wedge argwöhnte, daß der General durch die Klappe hindurchsehen konnte. Er hatte gehört, daß Crespin verletzt worden war, als Zsinjs Sternenzerstörer der Superklasse, die Iron Fist, einen Militärstützpunkt der Neuen Republik in der Nähe des von Zsinj kontrollierten Gebietes bombardiert hatte.

»Wir brauchen als Vertreter der Neuen Republik keine Taugenichtse«, fuhr der General fort. »Wir brauchen Helden. Männer und Frauen mit gutem Charakter und sauberen Dienstakten. Hologene Piloten, die in der Holovision und in den Archiven eine gute Figur machen.«

»Bei allem gebührenden Respekt, General, genausogut könnte man Kurs auf die dunkle Seite der Macht nehmen.«

Crespins Kopf fuhr herum, und er funkelte Wedge an. »Sie sind unverschämt. Erklären Sie sich.«

Wedge atmete tief durch. Zügle deine Wut. Mache ihn zum Verbündeten, nicht zum Feind. »Zunächst einmal haben wir seit Gründung der Allianz imperiale Überläufer in unseren Reihen aufgenommen.«

»Ich weiß, ich bin selbst einer.« Crespins Kinn schob sich vor, als wolle er Wedge dazu animieren, seine Loyalität in Zweifel zu ziehen.

»Ja, Sir. Sie wissen also auch, daß diese Leute manchmal bloß darauf gewartet haben, sich uns anschließen zu können. So wie Sie. Manchmal sind sie übergelaufen, wenn unsere Position stärker als die des Imperiums war. Manchmal haben sie auch aus rein egoistischen Gründen gehandelt. Uns war das immer gleichgültig, solange sie ihre Aufgabe erfüllten, der Neuen Republik halfen und unseren Zielen loyal blieben.«

»Ja, und?«

»Ich will damit sagen, daß all diese Überläufer irgendwo in ihrer Vergangenheit einen Makel in ihren Dienstakten hatten. Manchmal mehr als nur einen Makel. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen. Wir haben Black-Sun-Verbrecher von Kessel geholt, sie nach Coruscant geschickt und ihnen solange die Treue gehalten, wie sie sie uns gehalten haben. Ich habe das Gefühl, Sie meinen, man sollte die Beiträge, die sie für die Neue Republik geleistet haben, ignorieren, sie verborgen halten – daß wir nur die Leistungen von Leuten anerkennen sollen, deren Dienstakten, Uniformen und Gesichter makellos sind.«

»Lächerlich.«

»Zum zweiten, diese Idee, daß das Aussehen ein Faktor bei der Auswahl neuer Piloten sein muß – damit sie in Hologrammen und Holosendungen gut aussehen –, Sir, ich verstehe Ihre Argumentation, und ich stimme ihr zu« – die Lüge wäre Wedge beinahe im Halse steckengeblieben, doch er hastete einfach weiter –, »aber das setzt die Neue Republik und die Provisorischen und Inneren Räte einer Gefahr aus, von der ich vermute, daß Sie sie übersehen haben.«

»Und was wäre das für eine Gefahr?«

»Wenn alle unsere Piloten ein bestimmtes Aussehen haben müssen, einem willkürlichen Schönheitsideal entsprechen müssen, dann sind wir genauso wie das Imperium, das Hunderte vernunftbegabter Spezies einfach nicht hochkommen ließ, weil es keine Menschen waren. Weil sie nicht bestimmten menschlichen Aussehensnormen entsprachen.«

»Das ist ja lächerlich!« Doch Crespin machte den Eindruck, als ob ihn Wedges letzter Angriff ein wenig erschüttert hätte.

»Natürlich ist es das, Sir. Es ist sogar mehr als lächerlich. Es ist idiotisch. Ganz besonders in Anbetracht all der Nichtmenschen in der Sonderstaffel und anderen Einheiten. Aber geben Sie doch imperialen Aufständischen, die im Inneren der Neuen Republik tätig sind, dieses Argument an die Hand, und schon haben Sie es mit Aufständen und Protesten jeder Mitgliedsrasse der Neuen Republik zu tun, die nicht im Cockpit eines X-Flüglers oder eines A-Flüglers vertreten ist.«

Crespin schnitt eine Grimasse, gab aber keine Antwort.

»Drittens erlaubt die Zusammensetzung der neuen Staffel bessere, nicht etwa schlechtere Public Relations. Jeder Pilot, der es schafft, wird eine Erfolgsstory sein, die sich für ein Holodrama oder eine Serie eignet. Das Wichtigste ist, es werden Stories von ganz normalen Lebewesen sein. Nicht jeder kann sich mit Corran Horn von der corellianischen Sicherheit oder mit Bror Jace, Millionär und Prinz des Bactamonopols auf Thyferra, identifizieren. Aber irgendein Schlepperpilot, der in die Allianz eingetreten ist, Mist gebaut hat und in der Gosse steckte, dann wieder hochgekommen ist und den Schaden in seinem Leben repariert hat – «

»Ja, ja.« Crespin bedeutete ihm, daß er still sein sollte. »Schon gut, Commander. Ihre Begeisterung für dieses Experiment ist ja nicht zu überhören. Ihre Gründe sind vernünftig. Tun Sie für den Augenblick, was Sie für richtig halten. Und nehmen Sie zur Kenntnis, daß ich damit rechne, daß dieses Experiment zu einer Katastrophe führen wird ... und daß ich dann da sein werde, um Ordnung zu schaffen.«

»Ja, Sir.«

»Sie sollten einige Veränderungen zur Kenntnis nehmen, die wir eingeführt haben, seit Sie zuletzt hier stationiert waren. Sie haben vielleicht bei der Landung schon festgestellt, daß die Emissionen des Stützpunkts jetzt wesentlich weniger bemerkbar sind als früher; die externen Leuchtfeuer werden nur dann eingeschaltet, wenn landende Fahrzeuge sie brauchen.«

»Ja, Sir.«

»Wir brauchen die zusätzliche Sicherheit. Schließlich werden Zsinjs Überfälle immer häufiger und dreister ... und wenn dann noch Pannen dazukommen, wie zum Beispiel, wenn einer Ihrer Piloten, Erisi Dalrit, sich als Verräter erweist – «

Wedge zügelte erneut seinen Zorn. »Ich darf vielleicht darauf hinweisen, daß man sie aus politischen Gründen zur Sonderstaffel versetzt hat; ich habe sie nicht rekrutiert. Und soweit wir das feststellen konnten, haben ihre Führungsoffiziere die Informationen, die sie über den Stützpunkt Folor weitergegeben hat, für sich behalten und sie nicht Abtrünnigen wie Zsinj zugänglich gemacht. Und jetzt sind sie tot.«

»Was auch immer. Jedenfalls brauchen wir bessere Sicherheitsvorkehrungen. Solange das hier Grenzgebiet ist, sind wir gegenüber Angriffen, wie Zsinj sie so gern macht, sehr verletzbar. Ihre Piloten, die man hierherbringt, wissen nicht, wo sie sind; und diejenigen, die Sie abweisen, werden auf dem gleichen Wege wieder entfernt werden.«

»Ja, Sir.«

»Also gut.« Plötzlich wirkte Crespin unsäglich müde. Wedge fragte sich, wie oft er sich wohl mit Offizieren auseinandersetzen mußte, die ihn mit Argumenten und Widersprüchen überhäuften - selbst wenn sie so höflich und wohlüberlegt wie die Wedges waren.

»Wegtreten.«

3

»Du siehst aus, als ob du ein paar Runden mit einem Rancor gekämpft hättest.«

»Vielen Dank, Wes. Das ist ein Vergleich, den General Crespin sicherlich zu schätzen wüßte.« Wedge ließ sich seufzend in seinen Sessel sinken und legte die Füße auf den Schreibtisch. Sein Büro war früher einmal ein Lagerraum gewesen, miserabel beleuchtet und nicht einmal mit einem Holoschirm ausgestattet, um ein Bild einer beruhigenden Landschaft unter irgendeiner fernen Sonne zu zeigen.

Sein Sessel war ein umgebauter Schleudersitz, den jemand auf einer kräftigen Feder und einem Querträger montiert hatte. Sein Schreibtisch war ein über zwei niedrige Aktenschränke gelegtes Stück aus einer Schiffswand. Das alles war typisch für die Einrichtung des Stützpunktes Folor, der nur äußerst knapp mit Geldmitteln ausgestattet war. Janson saß in einem ähnlichen Sessel an der Wand, und ein dritter Schleudersitz war Wedge gegenüber angebracht.

»Haben wir heute Piloten?« fragte Wedge.

»Wir haben Piloten. Möglicherweise die letzte Gruppe, wenn ein paar Nachzügler es noch schaffen.«

»Dann wollen wir anfangen. Wer zuerst?« Wedge hatte von Anfang an ein ganz einfaches Schema für die Bewerbungsgespräche eingeführt: Janson behielt die Unterlagen über die Piloten, so daß Wedge überhaupt nichts von den Leuten wußte, die ihm zugeführt wurden. So konnte er bei jedem Kandidaten viel besser auf seine innere Stimme lauschen.

Janson warf einen Blick auf sein Datapad. »Er heißt Kettch, und er ist ein Ewok.«

Wedge fuhr hoch. »Nein.«

»O ja. Er ist wild entschlossen zu kämpfen. Du solltest ihn einmal hören, wenn er ›Yupp, yupp< sagt. Bei ihm klingt das wie ein Schlachtruf.«

»Wes, selbst wenn wir annehmen, daß man ihn nach den Normen der Allianz zu einem Jägerpiloten ausbilden könnte, dann wäre ein Ewok ja nicht einmal in der Lage, die Kontrollen eines X-Flüglers zu bedienen.«

»Er trägt Arm- und Beinverlängerungen, Spezialprothesen, die ihm ein wohlmeinender Medidroid gebaut hat, und er ist wirklich ganz wild darauf, für uns zu kämpfen.«

Wedge ließ sich in seinen Sessel zurückfallen und hielt sich die Hand über die Augen. »Bitte, sag mir, daß du mich bloß auf den Arm nimmst.«

»Natürlich nehme ich dich auf den Arm. Die Datennummer eins ist eine menschliche Frau, von Tatooine, Falynn Sandskimmer.«

»Das wirst du mir büßen, Janson.«

»Yupp, yupp, Commander.«

»Bring sie herein.«

Am Abend sah sich Wedge die Liste der bisher interviewten Kandidaten an. Eine Tatooinerin mit einer ausgezeichneten Beurteilung ihres fliegerischen Könnens, ein As, aber mit einer Laufbahn, die bis jetzt nur bis zum Dienst in einer Verbrennungsanlage geführt hatte, wegen »chronischer Unverschämtheiten«, wie in ihren Personalakten zu lesen stand. Sie war außerstande, ihre Abneigung zu verbergen, wenn sie mit vorgesetzten Offizieren zu tun hatte, die sie nicht respektierte. Unfähig, Disziplin zu halten. Wedge fragte sich, welchen nachteiligen Einfluß diese Eigenschaft auf ihre Personalakten vor ein paar Jahren gehabt hätte, als die Neue Republik noch Rebellenallianz hieß und die Streitkräfte eine lockere, ziemlich formlose Organisation gewesen waren, wo Individualismus eher die Regel als die Ausnahme gewesen war.

Er fragte sich auch, wieviel Falynn Sandskimmers Einstellung zu einem ganz bestimmten Helden der Neuen Republik zu den zwei Degradierungen beigetragen hatte, die ihre beiden Beförderungen zunichte gemacht hatten. Als er sie nach Luke Skywalker befragt hatte, hatte sie gesagt: »Können Sie sich vorstellen, Ihr ganzes Leben lang mit ihm verglichen zu werden, bloß weil Sie auch von Tatooine stammen und den Pilotenberuf ergriffen haben? Nein, ich habe Luke Skywalker nie persönlich kennengelernt. Tatsächlich wünsche ich mir sogar, ich hätte nie von ihm gehört.« Bei Lukes Freunden würde ihr diese Einstellung nicht gerade Sympathien eintragen. Wedge, der auch zu jenen Freunden gehörte, tat die Bemerkung einfach mit einem Achselzucken ab. Ihr Wert für seine Einheit lag in ihrer Leistung und nicht in besonderer Wertschätzung für einen Mann, von dem er persönlich große Stücke hielt.

Der zweite Pilot, ein menschlicher Mann von Etti IV, würde sich in Kürze vor einem Kriegsgericht wegen Diebstahls verantworten müssen. Er rechnete zuversichtlich mit einem Freispruch und bat um die Chance, sich bei Commander Antilles bewähren zu dürfen. Eine Minute, nachdem er sein Büro verlassen hatte, stellte Wedge fest, daß das gesamte Holo seiner lang verstorbenen Eltern von seinem Schreibtisch fehlte. Er schickte Janson hinter dem Kleptomanen her und strich ihn von der Kandidatenliste.

Der dritte Pilot war ein Talz, einer der weißfelligen humanoiden Bewohner von Alzoc III. Als ehemaliger imperialer Sklave hatte er gelernt, Frachter für die Rebellenallianz zu fliegen, und war dann auf Jäger umgestiegen, als in dem Jahr vor dem Tod des Imperators Knappheit an guten Piloten ausgebrochen war und man händeringend nach Leuten wie ihm suchte. Aus seiner Personalakte war zu erkennen, daß er an einigen psychosomatischen Krankheiten litt und daß die Wahrscheinlichkeit eines Nervenzusammenbruchs in den letzten Jahren gewachsen war. Dem Gutachten war zu entnehmen, daß diese Probleme aus dem Konflikt zwischen dem grundsätzlich sanftmütigen Wesen der Talz und dem auf Zerstörung feindlicher Ziele abgestimmten Kampfauftrag der Jägerpiloten zu suchen waren.

Wedge und Janson ließen ihn am Simulator die Flottenmanöver in der Schlacht von Endor durchspielen – eine an Zielen reiche Umgebung, wo die besten Jägerpiloten eindrucksvolle Abschußergebnisse erzielten. Der Talz machte seine Sache gut, aber Wedge und Janson sahen zu, wie seine biomedizinischen Werte in die rote Gefahrenzone kletterten – ein klares Anzeichen, daß er selbst im Simulator unter Streß stand. Sie wünschten dem enttäuschten Piloten einen guten Flug nach Hause und empfahlen ihm, sich zu den Frachtern zurückversetzen zu lassen.

»Nummer vier heute«, erklärte Janson, »ist Lieutenant Myn Donos.«

Wedge warf seinem Stellvertreter einen mitfühlenden Blick zu. »Hattest du Gelegenheit, mit ihm zu sprechen?«

»Nein. Er ist gerade erst im Stützpunkt eingetroffen. Aber Hobbies Bericht habe ich gelesen. Die militärische Abwehr hat ihn von allen Vorwürfen freigesprochen.«

»Gut. Dann bring ihn herein.«

Janson sprach in sein Kommlink, und gleich darauf trat ein Mann in der üblichen orangeroten Fliegerkombination der Neuen Republik ein. Er war ein wenig größer als der Durchschnitt und hatte ein rundes Gesicht mit einem dichten schwarzen Haarschopf. Sein Gesicht ließ keinerlei Bewegung erkennen. Er salutierte und blieb wie erstarrt stehen, bis Wedge seinen Gruß erwiderte.

»Lieutenant Donos, setzen Sie sich.«

»Danke, Sir.« Donos setzte sich in kerzengerader Haltung.

»Wie ich höre, wurden Sie von der Kommandostellung auf Gravan Sieben überprüft und für weiteren Jägereinsatz freigegeben. Gratuliere.«

»Danke, Sir.« Donos’ Gesichtsausdruck blieb unverändert.

Wedge sah zu Janson hinüber, der seinerseits Donos mit leicht verwirrter Miene beobachtete.

»Ihnen ist bekannt, daß wir dabei sind, eine neue X-Flügler Staffel aufzustellen.«

»Ja, Sir.«

»Interessiert, sich zu der neuen Einheit versetzen zu lassen?«

»Ja, Sir.« Die Stimme des Piloten ließ keinerlei Begeisterung erkennen, aber da war auch keine Spur von dem Schmerz zu merken, den er zweifellos noch über die Vernichtung seiner Staffel empfinden mußte. Wieder sah Wedge zu Janson hinüber; der hatte sich jetzt in seinem Sessel zurückgelehnt und musterte Donos gespannt.

»Wes sagte mir, daß Sie, bevor Sie zu der Allianz gekommen sind, zu den corellianischen Streitkräften gehört haben. Scharfschütze in einer Eliteeinheit im Antiterroristeneinsatz.«

»Ja, Sir.«

»Stehen Sie als Scharfschütze immer noch Ihren Mann?«

»Nein, Sir. Ich hatte in den letzten drei Jahren keine Gelegenheit, in Form zu bleiben.«

»Glauben Sie, Sie können Ihre frühere Fähigkeit zurückgewinnen, wenn Sie trainieren?«

»Ja, Sir.« Sein Tonfall ließ weder Stolz noch Begeisterung erkennen.

»Haben Sie Probleme mit der Rolle eines Scharfschützen?«

»Nein, Sir. Worin auch immer meine Rolle besteht, meine Aufgabe ist es, den Feind auszuschalten.«

»Richtig. Mir ist auch zu Ohren gekommen, daß Sie auf Corellia wegen besonderer Tapferkeit dekoriert worden sind. Damit sind Sie berechtigt, die corellianischen Blutstreifen zu tragen. Aber das tun Sie nicht. Warum?«

Donos ließ sich mit der Antwort ein wenig Zeit. »Mir kommt es nur ein wenig albern vor, Sir. Ebensogut könnte ich ein Zeichen tragen, auf dem steht >Ich bin ein großartiger Mensch und spende den Bedürftigen.< Was soll’s?«

»Ich verstehe.« Wedge versuchte, im Ausdruck oder der Haltung des Piloten Anzeichen von Zorn, Stolz, Bedauern, irgend etwas zu erkennen, aber es gelang ihm nicht. »Nun, dann für den Augenblick willkommen in der Staffel der Ausbildungskandidaten.« Er schüttelte Donos die Hand. Eine Ehrenbezeigung, und dann war der Lieutenant wieder draußen.

»Früher hat er die Blutstreifen getragen«, sagte Janson. »Ich habe das erst bemerkt, als du es erwähnt hast. Das ist nicht der Myn Donos, den ich ausgebildet habe.«

»Interessant. Wieviel Zeit ist vergangen zwischen dem Start der Krallenstaffel zu ihrem letzten Einsatz und seiner Rückkehr? War da genug Zeit, daß der Feind ihn hätte gefangennehmen und programmieren können?«

»Nein. In seinem Bericht ist nicht einmal genug Zeit, daß er in einer Cantina einen Drink hätte zu sich nehmen können. Keine Andeutung, daß er jemals sein Cockpit verlassen hat. Er ist es, und er ist es doch nicht. Er hat mir nicht einmal in die Augen gesehen.«

»Also wollen wir sehen, was er leistet. Beim geringsten Anzeichen, daß bei ihm etwas in die Brüche geht, oder daß er aus psychologischen Gründen Urlaub braucht, streiche ich ihn von der Liste.«

»Verstanden.«

»Hyperkommsignal entdeckt, Admiral!«

Admiral Apwar Trigit sah von seinem Kommandosessel auf die abgesenkte Brücke hinunter. In seinem Gesicht war keine Gemütsregung zu erkennen. »Herkunft?«

»Kopfkode zeigt an, daß es von Zsinj auf Stützpunkt Rancor kommt!«

»Ich übernehme das Signal in meiner Kommzelle.« Er stand auf, wohl wissend, daß er mit seinem allmählich ergrauenden schwarzen Haar und Bart, seiner schlanken Gestalt und der silbern abgesetzten, schwarzen Uniform, die er selbst entworfen hatte, eine beeindruckende Gestalt abgab. Er ging mit gemessenen Schritten von der Brücke des imperialen Sternenzerstörers – auch wenn er Warlord Zsinj diente, sollten seine leitenden Offiziere erkennen, daß er sich und die Implacable Zsinj lediglich gegen Bezahlung unterstellt hatte, aber nach wie vor sein eigener Herr war.

In dem sphärischen Raum, den er sich für Kommunikationszwecke reserviert hatte, drückte Trigit einen Schalter an der Hauptkonsole. Gleich darauf erschien ein dreidimensionales Bild vor ihm – Zsinj, doppelt menschengroß, in einem schwarzen Kommandosessel sitzend, zweifellos dem an Bord der Iron Fist. Zsinj trug die schneidige weiße Uniform eines Großadmirals des Imperiums, einer Rangstufe, die er in Wirklichkeit nie erreicht hatte – aber im Augenblick war seine Macht so groß, daß niemand ihm das als Anmaßung hätte vorwerfen können.

Trigit mußte über Zsinjs Geltungsbedürfnis lächeln. »Mylord, wenn ich so zu Ihnen hinaufstarren muß, werde ich mir den Hals verrenken.« Er drehte langsam an einem Knopf, worauf Zsinjs Bild einschrumpfte, bis es nur noch ein wenig überdimensioniert war. Das Vergnügen, das es ihm bereitete, Zsinj einzuschrumpfen, ließ er sich nicht anmerken; bei den Streitkräften des Imperiums hätte man ihm das als schiere Unverschämtheit ausgelegt, und er hätte von Glück reden können, wenn man ihn dafür lediglich zum Piloten einer Müllschute degradiert hätte.

Der Warlord – ein korpulenter Mann mit schütter werdendem grauen Haar, gerötetem Gesicht und einem herunterhängenden Schnurrbart, der ihn irgendwie exotisch erscheinen ließ, lächelte huldvoll. »Ich habe gerade den Bericht über Ihre letzte Sendung gelesen. Ich wollte Ihnen zur Vernichtung der Krallenstaffel gratulieren.«

Trigit verneigte sich ein wenig ironisch. »Vielen Dank. Der Kodespleißer, der die falsche Information über die Sicherheit des Gravansystems eingeschleust hat, hat mir inzwischen gemeldet, daß die Krallenstaffel völlig außer Dienst gestellt worden ist.«

»Der Pilot, der dem Überfall entkommen ist – hatten Sie das so geplant? Oder war es ein Zufall? Das war aus dem Bericht nicht zu erkennen.«

»Nein, wir haben uns alle Mühe gegeben, ihn zu töten. Sein Reaktionsvermögen und seine Reflexe haben ihm das Leben gerettet. Aber wenn ich es mir jetzt im nachhinein überlege, dann ist das wahrscheinlich mindestens ebensogut, als wenn er mit den anderen getötet worden wäre. Er hat zweifellos seinen Vorgesetzten berichtet; und jetzt können die anfangen, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wieso es Kräfte geben kann, die so raffiniert und in der Lage sind, eine ganze X-Flügler Staffel auszulöschen, ohne daß sie das nennenswerte Mühe oder Verluste kostet. Noch ein paar solcher Einsätze, und die werden eine abergläubische Angst vor uns entwickeln.«

Zsinj lächelte. »Und wie steht es mit Ihrem Kodespleißer? Was, wenn man ihn erwischt und ihn zum Reden bringt?«