Star Wars. X-Wing. Operation Eiserne Faust - Aaron Allston - E-Book

Star Wars. X-Wing. Operation Eiserne Faust E-Book

Aaron Allston

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Beschreibung

Die Gespensterstaffel hat ihre Feuerprobe überstanden - doch schon wartet eine weitere Bewährungsprobe auf die Kampfeinheit der Outsider: Kriegsherr Zsinj, einstiger Gegner, will sich der Flotte anschließen. Commander Wedge Antilles glaubt nicht an die guten Absichten Zsinj und schickt seine Leute auf eine tollkühne Mission. Die Überlebenschancen der unkonventionellen Staffel sind gleich Null...

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Inhaltsverzeichnis

TitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21DanksagungCopyright

1

Er machte gar nicht erst den Versuch, den Eindruck eines vollständigen Menschen zu erwecken. Wahrscheinlich war er als Mensch geboren worden, aber jetzt waren sein rechter Arm und beide Beine durch mechanische Gliedmaßen ersetzt – deutlich erkennbare Prothesen ohne eine hautähnliche Abdeckung darüber, um ihre künstliche Natur zu verbergen, und die rechte obere Hälfte seines kahlen Schädels war eine glänzende Metallfläche mit einem Computerinterface.

Er versuchte auch nicht den Eindruck zu erwecken, freundlich zu sein. Er ging auf die Angehörigen der Gespensterstaffel zu, die in ihre Nische zusammengequetscht dasaßen, griff sich, ohne vorher irgendeine Drohung von sich zu geben oder sich sonstwie zu äußern, eine Weinflasche vom Tisch nebenan und schlug sie Knirps Ekwesh über den Schädel.

Die Flasche zerbrach nicht. Sie gab einen fast musikalisch klingenden Ton von sich, aus ihrem offenen Hals spritzte ein wenig Wein, und Knirps, der pelzbedeckte Alien mit dem langen Gesicht und den großen Zähnen, sackte einfach auf seinem Platz zusammen und verdrehte die Augen.

Die meisten Mitglieder der Gespensterstaffel konnten sich nicht bewegen — neun Piloten, die zusammengedrängt in einer runden, nur für fünf Personen gebauten Nische saßen, hatten kaum Bewegungsfreiheit. Aber Kell Tainer, der auf der Knirps gegenüberliegenden Seite des Kreises saß, fuhr in die Höhe.

Statt sich von vorn auf den Angreifer seines Staffelkameraden zu stürzen, statt mit der Faust auszuholen, um den Mann niederzuschlagen, glitt er seitwärts auf sein Ziel zu und traf den Cyborg mit einem gezielten Schlag unter dem Kinn, so daß der in die Höhe gerissen wurde und dann zu Boden krachte.

Die meisten seiner Staffelkameraden hatten sich inzwischen hinter Kell aus der Nische herausgezwängt. Andere Gäste der Bar, menschliche und andere, waren ebenfalls aufgesprungen, und ihre verstörten Blicke ließen erkennen, daß sie sich noch nicht ganz klar darüber waren, ob sie sich an dieser traditionellen Form des in Bars üblichen Zeitvertreibs beteiligen sollten.

Commander Wedge Antilles, der Anführer der Staffel, blieb sitzen. Er sah nur seinen Staffelarzt an, Ton Phanan, einen immer irgendwie spöttisch wirkenden Mann mit sauber gestutztem Backen- und Schnurrbart und einer Prothesenplatte über der linken Kopfhälfte. »Wie geht es ihm?«

Phanan schüttelte den Kopf und ließ die Finger vorsichtig über den Kopf von Knirps gleiten. »Ich glaube nicht, daß etwas gebrochen ist. Wahrscheinlich bloß eine Gehirnerschütterung. Wir wissen ja schließlich, daß er einen harten Schädel hat.«

Der Cyborg hatte sich inzwischen wieder hochgerappelt. Er und Kell standen in einem seltsamen Kontrast. Der Cyborg sah wie das Produkt eines fatalen Zusammenstoßes zwischen einem Gleiter und einem Fußgänger aus, geradeso, als hätte ein wahnsinniger Mechaniker seine übriggebliebenen Teile zusammengeflickt, während Kell mit seinen klassischen blauen Augen und den fein gemeißelten Gesichtszügen, der Eindruck gebietenden Größe und seiner nicht zu übersehenden sportlichen Kondition wie ein Holoplakat für die Anwerbung von Soldaten aussah. Ihr Lächeln freilich war völlig identisch: humorlos, kalt, drohend.

Der Cyborg griff in die nächste Nische, ohne auf die dort sitzenden Gäste Rücksicht zu nehmen, die sich kreischend wegduckten, und riß den im Boden verschraubten Tisch aus seiner Verankerung. Er holte damit aus und ließ ihn dann so schnell kreisen, wie kein Mensch es gekonnt hätte, aber Kell duckte sich weg, rollte sich unter dem Tisch durch, kam keine Handbreit vor dem Cyborg hoch und versetzte dem Angreifer schnell hintereinander zwei gezielte Schläge in den Unterleib. Der Cyborg taumelte zurück, und Kells Fuß zuckte vor und trat ihm den Tisch derartig gekonnt aus den Händen, daß die Bewegung fast beiläufig wirkte.

Die übrigen Gäste der Bar schienen jetzt zu einer Art Konsens gelangt zu sein: Sie hielten sich aus dem Streit heraus und begannen damit, Wetten abzuschließen. Wedge schien das für klug zu halten und nickte weise. Die Gespenster trugen zwar Zivilkleidung, aber es war offensichtlich, daß sie sich in Spitzenkondition befanden, und die anderen Gäste gingen wahrscheinlich davon aus, daß Kell ein typisches Ergebnis ihrer Nahkampfausbildung war und nicht etwa einer ihrer Besten.

Piggy, der gamorreanische Pilot, lehnte sich an den Tisch der Gespenster, um das weitere Geschehen zu verfolgen – soweit der rauchige Dunst, der die Bar bis in Brusthöhe füllte, das überhaupt zuließ. Er sah sich nach Knirps um. »Ist er verletzt?« Seine Stimme kam als unverständliches Grunzen, aber fast gleichzeitig als elektronische Worte heraus, die von einem beinahe unsichtbar in seinem Kehlkopfbereich implantierten Lautsprecher erzeugt wurden.

»Das fragt jeder«, beklagte sich Phanan. Er hatte jetzt die Untersuchung von Knirps’ Schädel abgeschlossen und leuchtete dem Ohnmächtigen mit einer kleinen Taschenlampe nacheinander in beide Augen. »Statt daß einer einmal sagen würde: >Sieht ja schlimm aus! Hoffentlich entsteht bei dem Arzt kein emotionaler Schaden, wenn er sich mit so etwas abgeben muß.< Er kommt jetzt wieder zu sich. Ich nehme an, er wird die nächsten paar Tage ein wenig benommen sein. Ich muß nachlesen, welche Auswirkungen Gehirnerschütterungen bei seiner Spezies haben.«

Der nächste Schlag des Cyborgs, der zweite Teil einer geschickten Kombination von Schlägen, traf Kell in der Magengegend, aber der hünenhaft gebaute Mann hatte sich halb zur Seite gedreht, damit dem Schlag viel von seiner Wucht genommen und seinerseits den Schwung der Drehung dazu benutzt, seine eigene Reaktion zu verstärken, einen gut gezielten Tritt, der den Cyborg am Brustbein traf, woraufhin er mit empörter Miene nach rückwärts taumelte. Kell krümmte sich und hielt sich den Leib, und als er sich wieder aufrichtete, konnte man ihm ansehen, welche Schmerzen er litt.

Dann füllte sich die Bar mit Uniformen — ein Strom von Männern und Frauen strömte zum Eingang herein, alle in der Uniform der Militärpolizei der Neuen Republik.

Wedge seufzte. »Die waren ja ziemlich schnell da.«

Phanan hielt Knirps ein kleines, rosafarbenes, mit einer Flüssigkeit gefülltes Fläschchen unter die breite, platte Nase. Die Nasenflügel des Nichtmenschen weiteten sich, und er zuckte reflexartig zurück. »Ganz ruhig, Knirps«, sagte der Staffelarzt. »Dort, wo wir jetzt hingehen, kannst du dich ein paar Stunden lang ausruhen. Und zwar in Gesellschaft netter Leute, darauf wette ich.«

Wegde grinste.

Die Militärpolizei führte sie aus der verräucherten Bar in die kaum weniger unangenehme Atmosphäre Coruscants hinaus. Es regnete, ein stetiger Strom von Flüssigkeit, die sich wie drei Viertel Regenwasser und ein Viertel Schmiermittel anfühlte. Wedge blickte auf und versuchte, irgendwo wenigstens einen Fetzen Farbe als Hinweis auf den Himmel von Coruscant zu entdecken, aber das einzige, was er zu sehen bekam, waren an Klippen erinnernde Gebäudefassaden, die sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken schienen. Vordächer, Hochstraßen, Brücken zwischen Wolkenkratzern und andere Hindernisse versperrten jegliche Sicht auf die Wolkenwand über ihnen, und doch strömte unablässig der Regen herab, der größte Teil vermutlich aus Dachrinnen, Abflüssen und Öffnungen weit über ihnen.

Tyria Sarkin, die schlanke Frau mit dem blonden Pferdeschwanz, verzog das Gesicht. »Es wäre wirklich nett, einmal auf einer sauberen Welt stationiert zu werden«, sagte sie.

Dann sah sie, wie einer der Militärpolizisten gestikulierend auf den wartenden Gleiter wies, ein fensterloses Fahrzeug, das für den Transport von Gefangenen bestimmt war, und folgte den anderen Gespenstern in die Richtung, die der Mann wies. Phanan, der den immer noch benommenen Knirps stützte, schloß sich ihr an, und Wedge und der Cyborg, der den ganzen Ärger verursacht hatte, bildeten die Nachhut.

An der Spitze der kleinen Gruppe las Face Loran, der ehemalige Schauspieler, dessen Gesicht jetzt von einer von seiner linken Wange bis zur rechten Stirnpartie reichenden roten Narbe verunziert war, das Namensschild des MP neben ihm. »Thioro«, sagte er. »Das ist ein corellianischer Name, nicht wahr?«

Der Beamte nickte. »Ich komme von Corellia. Dort geboren und aufgewachsen.«

Face drehte sich zu Wedge herum und lächelte. »Ah, genauso wie unser Empfangskomitee auf M 2398, nicht wahr, Commander?«

Wedge schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen. Das »Empfangskomitee« auf dem Mond des dritten Planeten von System M 2398 hatte nicht aus Corellianern bestanden. Tatsächlich hatte es sich dabei um eine Falle gehandelt, eine Aufforderung zum Landen, die sich als gefährlicher Hinterhalt erwiesen hatte. Wedge nickte. »Genau, Face. Und genauso wie damals bin ich dein Flügelmann.«

Wedge sah die Blicke, die zwischen den Gespenstern hin und her gingen, und wußte, daß sie jetzt alle wachsam und bereit waren — mit Ausnahme vielleicht des benommenen Knirps. Face war damals nicht der Flügelmann von Wedge gewesen. Face wußte jetzt, daß Wedge auf seinen nächsten Schritt wartete.

Face ging ein wenig schneller, arbeitete sich zwischen seinen Gespensterkollegen nach vorn, bis er an der Spitze der Doppelreihe von Gefangenen angelangt war, unmittelbar hinter den beiden ersten Militärpolizisten. Sie hatten jetzt den Gefangenengleiter erreicht, und Face nickte, als man ihm bedeutete, er solle einsteigen – und schlug zu, hieb einem der MPs die Faust gegen den Hals und sprang dann den anderen an.

Wedge sah, wie Kell im gleichen Augenblick zuschlug, sah, wie seine Fußspitze einen Bewacher am Knie traf, das sich nach seitwärts verbog, in eine Richtung, für die das Gelenk nicht bestimmt war. Der Wächter schrie auf und ging zu Boden.

Keine Zeit, das weitere Geschehen zu beobachten — Wedge hörte das Geräusch von Blasterpistolen, die aus ihren Halftern gezogen wurden. Er packte den Cyborg und wirbelte herum, stieß den verblüfften Angreifer zwischen sich und die Wachen.

Die MPs feuerten, trafen die Brust des Cyborgs, ließen sie schwarz verkohlen. Dampf und der Gestank von verbranntem Fleisch stiegen aus der Wunde. Wedge stieß den schwer verwundeten Cyborg nach hinten gegen die Polizisten, stieß weiter, warf sie um — und sah, wie der Blaster eines der Beamten über den Betonbelag der Straße glitt. Er stürzte sich darauf.

Geräusche, die er nur zu gut kannte: das Wuff, das Piggy, der Gamorreaner, jedesmal von sich gab, wenn er im Übungseinsatz nach jemandem schlug, und gleich darauf das unglaublich laute, fleischige Geräusch, das seine Faust bei jedem Treffer verursachte. Zwei Blasterschüsse schnell hintereinander. Ein Aufschrei von Knirps. Der Mann mit dem gebrochenen Bein brüllte immer noch. Wilde Schreie von Passanten, und dann eilige Schritte, als sie sich aus der Gefahrenzone zurückzogen.

Wedge hatte jetzt den Blaster fest in der Hand, wirbelte herum, gab schnell einen Schuß ab, der seinen zweiten Bewacher, der sich gerade wieder aufrappelte, am Hals traf und ihn wieder auf den schmierigen Beton warf. Jetzt hatte Wedge freie Sicht auf das Schlachtfeld, und er konnte seine Gespenster sehen, die mit den Militärpolizisten kämpften.

»Keine Bewegung!« Das war Ton Phanan, wie durch ein Wunder unverletzt, der jetzt einen Blasterkarabiner in der Hand hielt, den gerade noch einer der Militärpolizisten gehabt hatte — ein Mann, der, wie Wedge sah, jetzt mit glasigen Augen davontaumelte und sich mit beiden Händen den Hals hielt und vergebens versuchte, den Blutstrom zu stillen, der zwischen seinen Fingern hervorquoll.

Die MPs erstarrten, sahen die auf sie gerichtete Waffe ... und dann ließen sie, einer nach dem anderen, die Arme sinken oder stellten ihren Kampf mit den Gespenstern ein.

Face Loran antwortete mit einer Stimme, der Wedge anmerkte, daß der andere bemüht war, ruhig zu bleiben: »Er ist nicht wie ein Corellianer gegangen.«

Sie befanden sich jetzt in einem kleinen Besprechungsraum in der Starfighter-Kommandozentrale, einem Raum, der so makellos weiß und sauber war, wie die Bar und die Straße schmutzig gewesen waren. Ein Wedge unbekannter Colonel leitete das Verhör, aber Admiral Ackbar, der Oberkommandierende der Militärstreitkräfte der Neuen Republik, saß ebenfalls am Verhörtisch. Obwohl Ackbar den Mon Calamari angehörte, einer Spezies mit riesigen, gummiartigen Gesichtszügen, die mehr an Fische als an Menschen erinnerten, empfand Wedge seine Anwesenheit als wohltuend.

»Das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, jemanden anzugreifen, der sich korrekt ausweisen kann«, sagte der Colonel.

Faces Züge spannten sich. »Bei allem Respekt, Sir, das gibt es mir durchaus, wenn ich recht habe.«

»Machen Sie sich nicht lächerlich. Sie können die Heimatwelt von jemandem nicht dadurch feststellen, daß Sie ihn bloß ansehen.«

»Doch, das kann ich, Sir.«

Der Colonel, ein Mann in mittleren Jahren mit einem Gesicht, in das die vielen Jahre des Krieges gegen das Imperium zu viele Falten gegraben hatten, musterte ihn zweifelnd. Dann stand er wortlos auf, entfernte sich von dem Tisch und ging ein halbes Dutzend Schritte durch das Zimmer.

»Schwer zu sagen«, meinte Face. »Falls Sie von Ihrer Heimatwelt eine besondere Art zu gehen mitgebracht haben, hat die militärische Ausbildung das inzwischen ausgelöscht. Auf Vogel Sieben, wenn ich mich nicht irre. Ich würde sagen, Sie sind vor längerer Zeit einmal schwer verwundet worden und mußten das Gehen neu lernen – oder vielleicht war es auch ein Geburtsfehler, der operativ behoben wurde? Ich kann das wirklich nicht feststellen.«

Der Colonel nahm wieder Platz. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Richtig in beiden Punkten. Wie machen Sie das?«

»Nun, ich war einmal Schauspieler. Und außerdem bin ich dazu ausgebildet, körperliche Eigenheiten zu erkennen, zu analysieren und sie mir selbst anzueignen — und das gilt ebenso auch für sprachliche Eigenheiten und ein Dutzend andere Dinge. Was viel wichtiger ist, ich habe einige Jahre auf Lorrd gelebt, wo meine Familie ursprünglich herstammt. Die Lorrdianer haben praktisch die Kunst der bewußten Kommunikation durch Körpersprache erfunden.«

Jetzt schaltete sich endlich ein, seine Stimme tönte auf nicht ganz menschliche Weise. »Sie akzeptieren also, Colonel, daß Lieutenant Loran imstande ist festzustellen, ob die physischen Gewohnheiten von jemandem nicht im Einklang mit dem von ihm behaupteten Ursprungsplaneten stehen?«

Der Colonel überlegte. »Nun ja, für eine statistisch relevante Aussage ist es ein bißchen wenig, aber ich würde schon sagen, daß er in dieser Hinsicht erstaunliche Fähigkeiten besitzt.«

»Wenn man das bedenkt«, meinte Face, »und auch die Tatsache, wie schnell die MPs in der Bar auftauchten — und ich darf Sie vielleicht darauf hinweisen, daß das Lokal sich fast auf der Höhe des Felsgesteins befindet, und dort halten sich gewöhnlich keine Militärpersonen der Neuen Republik auf —, lag für mich der Schluß nahe, daß hier etwas nicht ganz stimmen konnte. Die hatten den Cyborg geschickt, um Krawall zu stiften und eine Verhaftung durch die Militärpolizei plausibel erscheinen zu lassen; auf diese Weise sind schon eine ganze Menge Piloten auf Urlaub ins Gefängnis geraten.«

Der Colonel ging nicht auf die Bemerkung ein und wandte sich Phanan zu. »Sie haben die Situation dadurch in den Griff bekommen, daß Sie einen falschen Militärpolizisten außer Gefecht gesetzt und ihm die Waffe weggenommen haben.«

Wedge sah, wie Phanan sich mit der Formulierung seiner Antwort abmühte — wahrscheinlich lag ihm auf der Zunge zu sagen, daß der Colonel offenbar die Fähigkeit besaß, einfache Fakten zu begreifen, wenn man sie ihm unter die Nase rieb — sich aber zurückhielt und lediglich »Ja, Sir« anmerkte.

»Der Mann ist gestorben, Luftröhrenriß und zerfetzte Halsschlagader. Trotzdem sagt der Commander hier, die Militärpolizei hätte Sie entwaffnet, ehe man Sie aus der Bar gebracht hat. Was haben Sie als Waffe benutzt?«

»Ein Laserskalpell, Sir. Wenn man nicht genau hinsieht, kann man es nur schwer von einem Schreibstift unterscheiden ... und ich kann damit recht gut umgehen.«

»Das würde ich auch sagen. Haben Sie diese Waffe unseren Wachen übergeben, ehe Sie hier vor mir erschienen sind?«

»Was für eine Waffe, Sir?«

»Das Laserskalpell.«

»Das ist keine Waffe, Sir. Das ist ein medizinisches Instrument. Man hat mich auch nicht aufgefordert, mein Verbandsmaterial, meine Bactapacks, meine Desinfektionssprays oder meine Beruhigungsmittel abzugeben, und damit kann ich auch Menschen töten, wenn die Begleitumstände die richtigen sind.«

Der Colonel sah Wedge mit einem verzweifelten Blick an, den Wedge aus seinem eigenen Spiegel ebenfalls gut kannte — einem Blick, der besagte: Was für eine Einheit haben Sie da eigentlich aufgestellt? Wedge zuckte bloß die Achseln.

Der Colonel schaltete sein Datapad aus. »Also gut. Vorbehaltlich der Untersuchungsergebnisse werde ich Ihre Staffel freilassen.«

Wedge nickte. »Vielen Dank, Sir.«

»Wie geht es Ihren verletzten Leuten? Ekwesh war der Name, nicht wahr, und Janson?«

»Beide auf Krankenstation«, sagte Wedge. »Knirps Ekwesh hat eine leichte Gehirnerschütterung, und es ist ihm äußerst peinlich, daß Phanan ihn niedergeschlagen hat, um ihn aus dem Kampf herauszuhalten. Lieutenant Janson hat einen Blasterstreifschuß an der Brust; er trägt jetzt ein Bactapflaster und ist in ein oder zwei Tagen wieder einsatzfähig.«

Der Colonel stand auf; Wedge und seine Leute erhoben sich ebenfalls. Dann meinte der Colonel: »Ich wünsche ihnen viel Glück und hoffe, daß sie bald wieder einsatzfähig sein werden.« Er unterließ es ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß er es vorzog, wenn diese Leute sich mit imperialen Sturmtruppen oder den Streitkräften eines Kriegsherren anlegten und nicht mit den Zivilisten des Planeten Coruscant. Nach einem Austausch der entsprechenden Ehrenbezeigungen verließ er den Raum.

Admiral Ackbar ging jetzt auf Wedge zu. »Ehe Sie gehen: Was halten Sie von der ganzen Geschichte?«

»Ich würde lieber vorher hören, was General Crackens Leute aus den Überlebenden herausholen«, meinte Wedge, »aber ich tippe auf Zsinj. Wir haben ihm einen ziemlichen Schlag versetzt, als wir die Implacable zerstört haben.« Dieses Schiff, ein imperialer Sternenzerstörer, gehörte Admiral Apwar Trigit, einem Untergebenen des Kriegsherren Zsinj, der im Augenblick der wichtigste Feind und damit auch Zielperson Nummer eins der Neuen Republik war. »Er hat sich in der Vergangenheit häufig als recht rachsüchtig erwiesen und verfügt über genügend Kontakte und Leute im Untergrund, um einen plausiblen Hinterhalt wie diesen zu legen. Meine Vermutung ist, daß er sich zusammengereimt hat, was es mit der Gespensterstaffel auf sich hat, und uns jetzt seine Rechnung präsentieren will.«

Ackbar nickte. »Zu dem Schluß bin ich auch gelangt. Ich werde es Ihnen überlassen, Ihre Leute zu schützen, Commander Antilles – ich bin sicher, Sie können selbst entscheiden, ob es besser ist, Ihren Urlaub hier zu Ende zu führen oder ihn abzubrechen und in die sicherere Umgebung der Kasernen des Starfighter-Kommandos zurückzukehren. Aber ich habe Anweisungen für Sie.« Er tippte auf das Datapad, das seine Tasche ausbeulte. »Ich habe sie auf Ihr Datapad überspielt. Ich nehme an, die Anweisungen werden Ihnen gefallen; sie sind ganz auf das, wie soll ich es formulieren, Improvisationstalent Ihrer neuen Staffel abgestimmt.«

Wedge lächelte. »Dieses Improvisationstalent fängt an, mir graue Haare wachsen zu lassen, Admiral. Aber trotzdem, vielen Dank.« Sein Lächeln verblaßte. »Ich hoffe, Sie empfinden das nicht als anmaßend, aber ich würde wirklich gern wissen, ob Sie etwas über Fel in Erfahrung gebracht haben.«

Ackbar zog sein Datapad heraus und tippte darauf. Wedge fragte sich, ob der Admiral tatsächlich Daten abrief oder ob das nur ein Verzögerungsmanöver war, eines, das ihm einen Augenblick Zeit verschaffte, eine Antwort vorzubereiten.

Baron Soontir Fel war in den Jahren nach dem Tode Vaders der größte Sternenjägerpilot des Imperiums gewesen. Als Führer der Eliteeinheit, die die einhunderteinundachtzigste imperiale Jägergruppe darstellte, hatte er der Sonderstaffel gelegentlich erhebliche Schwierigkeiten bereitet und der Neuen Republik schwere Verluste zugefügt. Später hatte er die Seiten gewechselt, sich der Neuen Republik angeschlossen und war sogar mit der Sonderstaffel geflogen.

Nicht so allgemein bekannt war, daß Wedges Schwester Syal die Frau von Fel war. Und auch nicht, daß Fel und Syal vor Jahren verschwunden waren. Die Einhunderteinundachtzigste unterstand jetzt theoretisch dem Befehl eines anderen imperialen Offiziers im Dienste der Koalition von Moffs und Offizieren, die jetzt sozusagen das inoffizielle Erbe der Überreste des Imperiums angetreten hatten. Und das ließ Fels plötzliches und unerwartetes Auftauchen als Befehlshaber eines Teils der Einhunderteinundachtzigsten als einer Gruppe von Sternenjägern an Bord des Sternenzerstörers Implacable besonders beunruhigend erscheinen. Fel und viele seiner Piloten hatten sich dem Schicksal der Implacable entziehen können, und die Neue Republik wußte nicht, wo sie sich jetzt befanden ... aber Wedge vermutete, daß Fel weiterhin im Dienst von Kriegsherrn Zsinj stand.

Schließlich blickte Ackbar auf, sah Wedge wieder an und schüttelte den Kopf. »Uns liegen keinerlei Informationen über irgendwelche offiziellen Kooperationen zwischen den Überresten des Imperiums und Zsinj vor. Keine Ahnung, weshalb das Imperium die Hunderteinundachtzigste dem Kriegsherrn ausleihen sollte. Keinerlei Neuigkeiten über Fel oder über seine Rückkehr ... und auch nicht über seine Familie. Es tut mir leid. Ich sage Ihnen sofort Bescheid, wenn irgend etwas ihn Betreffendes über meinen Schreibtisch geht.«

»Vielen Dank, Sir. Ich weiß das sehr zu schätzen.«

Den Maschinen der Gespensterstaffel — sieben zerbeulten X-Flüglern, zwei gekaperten TIE-Jägern mit zahlreichen Gefechtsspuren und einer vergleichsweise gepflegt wirkenden Fähre der Lambda-Klasse war provisorisch ein Hangar zugewiesen worden, und dort teilten sie den Gespenstern, die man nicht zu der zweiten Verhörphase gerufen hatte, die Entscheidung des Colonels mit. »Ich sage das ungern«, meinte Wedge, »aber der Urlaub ist praktisch gestrichen. Ich möchte Freiwillige als Wache für Knirps und Wes, bis sie aus dem Lazarett entlassen werden. Ich möchte jemanden, der unsere Maschinen hier bewacht, bis wir den nächsten Einsatz antreten, und ich verlange, daß die übrigen die Augen offenhalten. Ist das klar?«

Die Gespenster nickten. »Ich werde einen Dienstplan ausarbeiten«, erklärte Face.

»Warum du?« fragte Kell.

Face lächelte und sah Tainer an. »Weil Janson, der das sonst machen würde, nicht hier ist. Außerdem bin ich zwei Minuten vor dir befördert worden und stehe deshalb im Rang über dir. In ein paar Minuten kannst du nachfragen und die Planung weitergeben.«

Die Gespenster zogen ab, und jeder ging seiner eigenen Wege. Phanan legte Kell den Arm um die Schulter. Er sah Tyria an. »Tyria, wenn du uns einen Augenblick allein lassen würdest, ich muß mit deinem Freund etwas unter vier Augen besprechen ...«

Sie sah ihn verwundert an. »Meinem was?«

Kell richtete sich zu seiner ganzen Größe auf, was dazu führte, daß der Arm des kleineren Mannes von seiner Schulter rutschte, und funkelte Phanan an. »Ihrem was?«

»Was habe ich denn gesagt?« meinte Phanan und zuckte die Achseln. »Bloß für einen Augenblick.«

Sie zuckte ebenfalls die Schultern und ging zu ihrem X-Flügler.

»Hast du den Namen des Colonels mitbekommen?« fragte Phanan.

Keils Miene verfinsterte sich noch mehr. »Ich glaube nicht, daß Commander Antilles den Namen erwähnt hat.«

»Repness.«

Kell sah zu Tyria hinüber, aber die hatte eine der Wartungsklappen ihres X-Flüglers geöffnet und konzentrierte sich allem Anschein nach auf die Aggregate darunter. »So hieß doch der Ausbilder, der Tyria dazu veranlassen wollte, einen X-Flügler zu stehlen. Ehe sie zu den Gespenstern gekommen ist.«

»Genau der. Ich habe ihn mir angesehen, als wir vom Verhör zurückkamen. Er bildet immer noch Piloten aus, inzwischen hier auf Coruscant, aber er soll in Kürze auf die Ausbildungsfregatte Tedevium versetzt werden. Er hat auch noch andere Aufgaben, hauptsächlich freiwilliges Zeug — was für einen ehrgeizigen Offizier nichts Ungewöhnliches ist. Er war heute Offizier vom Dienst des Stützpunktes, dem die Militärpolizei zugeteilt ist, und deshalb hat er unser Verhör geleitet.«

Kell holte tief Luft. Atton Repness war ein Ausbilder für Pilotenschüler der Neuen Republik, bei denen zu befürchten war, daß sie scheitern würden. Man sagte ihm nach, daß er sich darauf verstand, auch schwierige Fälle zu retten. Aber Kell und Phanan wußten auch, daß er insgeheim Tyrias schlechte Ergebnisse gefälscht hatte, um ihr das Bestehen der Prüfung zu ermöglichen, und anschließend den Versuch gemacht hatte, sie dazu zu bewegen, einen X-Flügler zu stehlen. Und dann hatte er sie mit den gefälschten Ergebnissen erpreßt und damit ihr Schweigen erzwungen. »Du hättest ihn sicher nicht erwähnt, wenn du nicht schon einen Plan hättest«, sagte Kell. Seine Stimme klang hart.

Phanan lächelte. »Das höre ich gern. Eine Anerkennung meiner überlegenen Intelligenz in Verbindung mit dem Wunsch, jemandem Schaden zuzufügen. Das ist ein guter Tag für mich.

Ja, ich habe einen Plan. Soweit uns bekannt ist, hat er immer ein und dieselbe Taktik verwendet. Er hat sich an jemanden in seinem Ausbildungskommando herangemacht, der zu scheitern drohte, eine weibliche, attraktive Kandidatin — wir wissen nicht, ob das bei seinen Überlegungen eine Rolle spielt, aber das können wir ja überprüfen — und der Betreffenden auf doppelte Weise geholfen: Zusätzliche Ausbildung, um ihre besseren Ergebnisse zu legitimieren, und die Fälschung dieser Ergebnisse, um sicherzustellen, daß sie die Prüfung bestand ... und um zugleich auch zu garantieren, daß sie sich ihm verpflichtet fühlte oder zumindest zum Schweigen erpreßt werden konnte. Wenn wir ihm den richtigen Köder vor die Nase halten, wird er vielleicht danach schnappen.«

»Köder«, wiederholte Kell bedächtig und lehnte sich mit finsterer Miene an einen X-Flügler. »Phanan, ich weiß nicht, wie das bei dir ist, aber ich hatte nicht die Zeit, um genug Freunde und Bekannte zu gewinnen, daß ich einfach bloß mit dem Finger zu schnippen brauche, um jemanden mit den Eigenschaften zu finden, von denen du redest.«

»Ah, aber dann verfügst du ja auch nicht über meine überlegene Intelligenz, oder?«

»Wenn du deine überlegene Intelligenz noch einmal erwähnst, dann sorge ich dafür, daß du dir ein mechanisches Gehirn einbauen lassen mußt.«

Phanan trat einen Schritt näher und beugte sich zu Kell hin, als hätte er die Drohung nicht gehört. »Als ich auf Borleias im Lazarett war, gab es da im Nebenzimmer eine äußerst attraktive Patientin. Eine Überlebende der Implacable.«

»Dann ist sie also jetzt Kriegsgefangene? Ton, wir können sie doch für deinen Plan nicht aus dem Gefängnis herausholen ...«

»Sie ist jetzt keine Gefangene mehr. Sie war Gefangene an Bord der Implacable. Sie war die Geliebte von Admiral Trigit – aber gegen ihren Willen. Man hat sie von einer Planetenkolonie geholt, die Trigit zu einem Aschehaufen zerbombt hat, und unter Drogen gehalten ...und den Rest kannst du dir ja wohl selbst zusammenreimen.«

Kell verzog das Gesicht.

»Sie hatte der Abwehr der Neuen Republik eine ganze Menge über Trigit und seine Methoden zu erzählen. Eine sehr aufmerksame, intelligente, junge Frau. Ganz zu schweigen davon, daß sie eine echte Schönheit ist.«

»Das von ihrer Schönheit hast du bereits erwähnt.«

»Ja, aber ich bin noch nicht mit ihr fertig. Ich habe gehört, daß sie für ein weiteres Verhör nach Coruscant gebracht werden sollte. Wenn wir sie finden und dazu überreden können, uns zu helfen ...«

»Dann könnten wir dafür sorgen, daß sie eine Pilotenausbildung absolviert, und Colonel Repness auf frischer Tat ertappen.« Kell sah wieder zu Tyria hinüber. »Da mache ich mit.«

»Gut. Ich will sehen, ob ich sie aufspüren kann — sie heißt Lara Notsil — und dann müssen wir eben sehen, daß Face uns nicht anderweitig einsetzt, damit wir Zeit genug haben, um mit ihr reden zu können.«

»Und wenn er das nicht tut?«

»Ich werde ihn in unseren Plan einweihen.« Als Phanan sah, daß Kell Einwände erheben wollte, fuhr er schnell fort: »Ich werde Tyria nicht namentlich erwähnen. Ich sage überhaupt nichts von ihr.«

»Na schön ... meinetwegen. Sie braucht überhaupt nichts zu wissen.«

»Geht in Ordnung.«

Am Tag darauf waren die Gespenster und weiteres Personal wieder im selben Hangar versammelt.

Face sah sich die Neuen interessiert an. Ein menschlicher Mann überragte sie alle, SO daß sein ungepflegtes, strohblondes Haar noch mehr auffiel. Daneben stand eine dunkelhäutige Frau mit großen, wachsam blickenden Augen, die sich eine rote Perle in eine ihrer Stirnlocken geknüpft hatte und deren breites Lächeln darauf schließen ließ, daß sie jede Minute ihres Lebens genoß. Und die letzte und kleinste war eine Twi’lek-Frau mit auch nach menschlichen Begriffen auffällig attraktiven Gesichtszügen; ihre roten Augen freilich blickten finster, und ihre Kopfschwänze hingen ihr den Rücken hinunter, statt über ihre Schultern drapiert zu sein, wie das Twi’leks unter Freunden und Verbündeten zu tun pflegten. Alle trugen die üblichen orange-weißen Pilotenkombinationen der Neuen Republik.

»Heute gibt es eine Menge Neuigkeiten«, sagte Wes Janson und warf dabei einen Blick auf sein Datapad. Er war wieder ganz der alte, stellte Face fest; seine jugendlichen Züge wirkten fröhlich, und von seiner Verletzung war nichts mehr zu bemerken. »Die meisten sind gut, und einige davon schlecht.

Die schlechte Nachricht zuerst: Ich bin wieder da. Das ist schlecht für mich, denn ich habe die Ruhe genossen, und schlecht für euch, weil mich der Schuß nicht getroffen hätte, wenn ein paar von euch ein wenig schneller gewesen wären. Das solltet ihr nicht vergessen, wenn ich euch in den nächsten paar Wochen einsetze.«

Er lächelte, als einige von ihnen mit einem mißmutigen Stöhnen auf diese Bemerkung reagierten, und fuhr dann fort: »Knirps ist ebenfalls einsatzfähig, und das ist wahrscheinlich sowohl gut wie auch schlecht, weil einige seiner Persönlichkeiten gern arbeiten und einige andere nicht.« Wie die Gespenster inzwischen wußten, hatte der größte Teil der Spezies, der Knirps angehörte, die Thakwaash, multiple Persönlichkeiten — die, ganz anders als bei Menschen, nicht durch ein großes emotionales Trauma verursacht waren, sondern ganz normal entstanden. Jede von Knirpsens Persönlichkeiten verfügte über besondere Fähigkeiten, und allem Anschein nach kamen noch ständig neue hinzu.

»Wir haben hier neue Piloten, um unsere Ränge aufzufüllen.« Einer der Gespenster war bei den Kampfhandlungen auf dem Mond von System M 2398 gefallen; zwei weitere waren bei dem Gefecht ums Leben gekommen, bei dem die Implacable zerstört worden war. »Ich darf zunächst Flight Officer Castin Donn vorstellen, unseren neuen Computerspezialisten.« Der große Blonde nickte freundlich. Janson fuhr fort: »Castin ist auf Coruscant geboren, wenn wir also das nächste Mal beschließen, hier wieder in eine Falle zu gehen, nehmen wir ihn mit, um sicherzustellen, daß es eine bessere Falle ist.

Flight Officer Dia Passik kommt von Ryloth.« Die Twi’lek-Frau nickte und sah sich unter den Gespenstern um, als wollte sie sich darüber klar werden, welcher von ihnen sie als erster angreifen würde. Janson sagte: »Sie verfügt über umfangreiche Erfahrungen mit einer Vielzahl von Maschinen der Neuen Republik und des Imperiums, besonders größeren Raumfahrzeugen, und besitzt darüber hinaus Kenntnisse über Verbrecherorganisationen – sie wird uns also gute Dienste leisten können, wenn wir es mit Problemen wie Schmuggel, Sklavenhandel und Söldnereinsätze zu tun haben.

Unser dritter Pilot ist Flight Officer Shalla Nelprin ...«

»Oh, nein«, sagte Kell. Er stieß mit dem Kopf gegen das Leitwerk von Faces X-Flügler.

Janson sah ihn leicht amüsiert an. »Haben Sie etwas zu sagen, Lieutenant Tainer?«

Kell, der gerade im Begriff war, ein weiteres Mal mit dem Kopf gegen Faces Maschine zu stoßen, hielt inne. »Bist du mit Vula Nelprin verwandt?« erkundigte er sich.

Das Lächeln der dunkelhäutigen Frau wurde breiter, und man konnte jetzt deutlich Grübchen in ihren Wangen sehen. »Sie ist meine ältere Schwester.«

»Und du bist auch von eurem Vater ausgebildet worden?«

»Ja ... ich glaube allerdings, daß ich ein wenig besser als Vula bin.«

Kell seufzte. »Ich glaube, ich habe euch allen von meiner Nahkampfausbilderin bei den Kommandos erzählt, derjenigen, die mich wie einen feuchten Lappen herumgeschmissen hat, ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen – das hier ist ihre Schwester.«

»Dann sollte euch folgendes nicht überraschen«, meinte Janson. »Nelprin wird unsere neue Ausbilderin für waffenlosen Kampf sein. Ihr macht sie zur besten Pilotin, die man sich vorstellen kann, und sie belohnt euch dafür, indem sie euch fertigmacht. Darüber hinaus verfügt sie übrigens über reiche Erfahrungen in der Arbeitsweise der imperialen Abwehr und deren Taktiken, und das wird uns nützlich sein, da Zsinj anscheinend gern Abwehrpersonal in seinen Reihen hat. Wedge?«

Wedge nickte kurz. »Nehmt die neuen Piloten gut auf, Gespenster. Der neue Einsatz für euch alle beginnt sofort.« Er zog sein Datapad aus der Tasche und tippte einen Befehl ein. »Ich habe euren Datapads soeben die Einzelheiten unseres Auftrags übermittelt... eines Auftrags übrigens, der uns leider noch auf Coruscant festhalten wird.« Er machte eine abwehrende Geste, als diese Feststellung laute Mißfallensäußerungen auslöste. »Tut mir leid. Die Erledigung dieses Auftrags könnte ausschlaggebend dafür sein, wo wir anschließend eingesetzt werden, paßt also gut auf.

Unsere Bemühungen, Admiral Trigit aufzuspüren und sein Vertrauen zu gewinnen, haben beim Oberkommando einen guten Eindruck gemacht. Wir haben damit unter Beweis gestellt, daß wir nicht nur geschickt sind, sondern auch das Glück auf unserer Seite haben. Aber dafür müssen wir jetzt den Beweis liefern.

Wir werden uns in drei Gruppen aufteilen. Jede Gruppe muß sich folgende Frage stellen: Was hat Zsinj vor? Welche Pläne und Strategien hat er entwickelt? Und sobald ihr entsprechende Theorien entwickelt habt, werden wir diese Theorien auf die Probe stellen: Wir werden im praktischen Einsatz versuchen, die besten dieser Theorien zu bestätigen.

Ich werde jetzt drei von euch auswählen, die diese Gruppen führen sollen. Bei meiner Wahl werde ich mich davon leiten lassen, wie gut sich der Betreffende auf taktisches Denken versteht und wie gut er sich in die Denkweise eines Feindes hineinversetzen kann.« Wedge deutete nacheinander auf drei Piloten. »Knirps, du bist Zsinj-Eins. Piggy, du bist Zsinj-Zwei. Face, du bist Zsinj-Drei. Wählt euch eure Teams und seht zu, daß ihr soweit wie möglich mit den Einrichtungen zu Rande kommt, die hier im Hauptquartier zur Verfügung stehen. Gibt es Fragen?«

Jansons Hand fuhr in die Höhe. »Werden wir mit der Sonderstaffel zusammenarbeiten?«

Wedge nickte. »Ja, sobald wir den Planeten verlassen haben, aber nicht in der theoretischen Phase. Die Sonderstaffel ist General Solo auf der Mon Remonda zugeteilt, die sich auf der Suche nach Zsinj befindet; sobald wir Coruscant verlassen, werden wir, wenn die Umstände es erfordern, mit ihnen zusammenarbeiten.«

Die nächste Frage kam von Tyria. »Hat man schon herausgefunden, ob Zsinj hinter dem Überfall auf uns steckt?«

Wedge lächelte säuerlich. »Die Überlebenden dieser kleinen Operation waren mit Informationen recht freigebig. Aber mit Ausnahme desjenigen, der sie als Team zusammengestellt, sie für diese Aufgabe ausgebildet und dann den Einsatz geführt hat, wußte keiner von ihnen, für wen sie tätig waren. Und das war derjenige, dem Phanan die Kehle durchgeschnitten hat.«

Phanan schien darüber nicht betrübt zu sein. »Schade.«

»General Crackens Ermittler sind damit beschäftigt, ihre Ausgaben und Bewegungen zurückzuverfolgen, vielleicht liefert uns das irgendwelche Hinweise. Aber das ist nicht unser Problem. Sonst noch etwas? Nein? Wegtreten.«

In dem organisatorischen Durcheinander, das sich anschloß, wählte Knirps Kell und Tyria als Partner; Face entschied sich für Phanan und Janson, während Piggy Myn auswählte und seine Gruppe dann mit Squeaky ergänzte, dem 3PO-Quartiermeister der Einheit. Dann nahmen die drei virtuellen Zsinjs in stummer Übereinkunft je eines der neuen Staffelmitglieder in ihre Gruppe auf: Knirps nahm Shalla, Piggy wählte Castin, und Face nahm die Twi’lek-Frau Dia.

»Möge der beste Zsinj gewinnen«, meinte Face. »Bis er auf die Gespensterstaffel stößt, meine ich.«

2

Gara Petothel vergewisserte sich noch einmal, daß der Code richtig war, wobei ihr Blick über mehrere Bildschirme wanderte, dann sandte sie den Befehl ab, der bewirken würde, daß sich das wirre Durcheinander aus Daten und Eingabeaufforderungen in eine abschließende Version ihres Programms verwandeln würde.

Es war ein Kunstwerk, das stand für sie außer Zweifel. Das Programm würde eine Anzahl von als Buchhaltungsdaten getarnten chiffrierten Datenpaketen von ihrem Terminal in den untersten Tiefen der Slums des Stadtplaneten Coruscant in öffentliche Computerbänke übermitteln. Sobald die Spur, die zu Garas Terminal zurückführen konnte, abgekühlt war, würde das Programm die Daten über das Holonet der Neuen Republik weiterleiten, an Holonet-Adressen, die sich Gara Wochen zuvor eingeprägt hatte ... Adressen, die am Ende zu der Kommunikationsstation des Kriegsherren Zsinj führen würden.

Wenn er klug ist, dachte sie, und nach allem, was ich weiß, ist er das, dann werde ich innerhalb weniger Wochen wieder gegen angemessene Vergütung beschäftigt sein. Werde diesen widerwärtigen Planeten und die Rebellenpolizei und die Abwehragenten der Neuen Republik hinter mir lassen können —

Es klopfte laut an der Tür. Sie zuckte zusammen. Schlechtes Gewissen dachte sie und gab sich alle Mühe, ihren Gesichtszügen wieder einen Ausdruck unschuldiger Wißbegierde zu verleihen. Sie schaltete ihren Bildschirm ab.

Während sie aufstand und zur Tür ging, warf sie einen Blick in den Spiegel, um sich zu vergewissern, daß ihr Aussehen der Rolle gerecht wurde, die sie spielte. Ihr flaumiges, weißblondes Haar, das ganz kurz geschnitten war, kam ihr immer noch fremdartig vor, ebenso wie das Fehlen des Muttermals, das sie seit ihrer Kindheit am Kinn gehabt hatte — ein Muttermal, das sie sich hatte entfernen lassen, als sie sich auf diese Identität vorbereitet hatte. Nein, mit dieser neuen Identität hatte die von Gara Petothel nur die fein geschnittenen Gesichtszüge gemein, während ihr Haar und ihr Make-up so stark verändert waren, daß sichergestellt war, daß niemand sie erkennen würde, wenn es an der Zeit war, den Planeten wieder zu verlassen.

Sie öffnete die Tür.

Draußen standen zwei Piloten der Rebellen, beide in Pilotenkombinationen mit durchsichtigen Regenmänteln darüber, die bei den häufigen Gewittern auf Coruscant notwendig waren. Einer der beiden hatte finstere Züge und eine prothetische Gesichtsplatte über der linken Gesichtshälfte, aus der es aus der Stelle rot glühte, wo sich sein linkes Auge hätte befinden müssen. Den anderen mit seinem üppigen dunklen Haar, den intelligent blickenden Augen und Gesichtszügen, bei denen einem jungen Mädchen das Herz schneller schlagen mußte, hätte auffallend gut ausgesehen, wäre da nicht die schreckliche Narbe gewesen — ein Blasterstreifschuß vermutete sie —, die von der linken Wange bis zu seiner rechten Stirnhälfte führte.

Den mit der Gesichtsplatte kannte sie, und er war es auch, der zuerst das Wort ergriff. »Lara Notsil.« Das war eine Feststellung, keine Frage.

»Ja«, sagte sie und blickte an den beiden vorbei auf den Fußgängerverkehr im Flur des Wohnsilos. Obwohl ihr winziges Apartment sich im vierzigsten Stock des Gebäudes befand, war dieser Korridor Teil eines Rohrsystems, in dem man sich in dieser Höhe kilometerweit bewegen konnte, und es herrschte stets dichter Verkehr. In ihrem Flur gab es häufig Überfälle und Diebstähle, aber zugleich bot er ihr auch die Möglichkeit, schnell in der Menschenmenge unterzutauchen, und deshalb hatte sie sich für diese Wohnung entschieden.

Ihre Aufmerksamkeit wandte sich wieder ihren Besuchern zu. »Lieutenant Phanan, nicht wahr? Aus dem Lazarett in Borleias? Kommen Sie doch bitte herein, ehe Ihnen jemand eine Vibroklinge in den Rücken stößt.« Sie trat zur Seite, ließ die beiden eintreten und schloß dann die Tür vor dem endlosen Strom von Menschen draußen.

»Tatsächlich bin ich lediglich Flight Officer Phanan«, korrigierte ihr Besucher sie. »Mein gutaussehender Kollege, Garik Loran, ist der Lieutenant.«

Sie erstarrte förmlich, während sie gerade dabei war, Phanan die Hand zu schütteln, und ihr Blick wandte sich dem anderen Piloten zu. Er war es tatsächlich, und das beschwingte Gefühl, das sie plötzlich erfüllte, war ihr peinlich. »The Face? Sie leben noch?«

Face sah sie lächelnd an. Sie wußte, daß es das Lächeln eines Schauspielers war, sorgfältig eingeübt, um leichte Amüsiertheit, ein Gefühl der Kameradschaft, der Anziehung zu erzeugen, aber obwohl ihr das bewußt war, spürte sie doch, wie es Gefühle in ihr auslöste, die sie zu überwältigen drohten. Sie atmete tief durch und ließ sich vor ihrem Bildschirm auf einen Stuhl sinken.

»Ja, der bin ich«, bestätigte Face. »Ich bekomme das oft zu hören. Nein, die Geschichte meines Todes war ein Propagandatrick, den sich das Imperium ausgedacht hat, damit die Leute denken sollen, die Rebellenallianz bestünde aus lauter Bösewichten, die nicht davor zurückschrecken, einen Kinderstar zu töten. Jetzt bin ich Pilot.«

»Ja, das ist nicht zu übersehen.« Sie mühte sich ab, ihre Beherrschung wiederzufinden. Nicht vergessen, dachte sie. Du bist jetzt Lara Notsil. Ein Mädchen vom Lande, von Aldivy. Ehemalige Gefangene von Admiral Trigit. Deshalb sind die beiden hier, weil sie dich weiter über Trigit ausfragen wollen. Phanan war dabei gewesen, einer der Rebellen, die auf die Implacable geschossen haben — also auch auf mich. »Bitte, setzen Sie sich doch. Tut mir leid, daß es hier so aussieht — man schafft es hier einfach nicht, die Wohnung sauberzuhalten. Wie haben Sie mich gefunden?«

Phanan setzte sich auf die Bettkante. Face nahm sich den einzigen Stuhl, der in dem kleinen Apartment noch zu finden war.

»Wenn man hier irgendwo hintreten kann, ohne klebenzubleiben, oder sich gar setzen kann, dann ist das nach den Begriffen von Coruscant doch sehr hygienisch«, meinte Phanan. »Glauben Sie mir, wir wissen das. Und wie wir Sie gefunden haben — nun, wir haben uns bei der Abwehr erkundigt. Die haben gesagt, man hätte Sie entlassen, und Sie hätten darauf verzichtet, daß man Sie auf Ihre Heimatwelt zurückbringt. Dann haben wir im Worldnet nach Ihrem Namen und nach Bewerbungen der letzten Zeit gesucht. Sie arbeiten als Datenverarbeiterin für eine Speditionsgesellschaft?«

»Ja. Damit kann ich all das hier« — sie deutete auf das geordnete Chaos, das sie umgab — »bezahlen.«

»Hätten Sie denn gern einen besseren Job?« fragte Face. »Ich meine einen, der Ihnen die Gelegenheit gibt, in einer besseren Umgebung zu leben?«

»Allerdings. Was müßte ich dafür tun?«

»Eine Pilotenausbildung der Neuen Republik durchmachen. Den kompletten Akademiekurs.«

Nein, vielen Dank. Wie wär’s statt dessen mit einem Ticket zur Flotte von Kriegsherrn Zsinj? Aber sie durfte nicht aus der Rolle fallen. »Das wäre ... nett. Aber das geht leider nicht.«

Face ließ wieder ein Lächeln aufblitzen, diesmal ein Lächeln, das voll Zuversicht und Vertrauen war. »Warum nicht?«

Lara bemühte sich, die nächsten Worte wehmütig klingen zu lassen. »Als ich noch auf der Farm auf Aldivy war, habe ich mir das jeden Tag gewünscht. Fliegen lernen, meine ich. Mit den Gleitern, die wir auf der Farm hatten, bin ich recht gut zurechtgekommen. Und dann habe ich Basic gelernt und an meiner Stimme gearbeitet, damit ich nicht wie ein Mädchen vom Lande klinge.«

»Das merkt man«, sagte Face. »Sie haben fast keinen aldivyanischen Akzent mehr.«

Wenn sie wüßten, daß ich keine hundert Kilometer von hier aufgewachsen bin, würden sie vielleicht abschätzen können, wie mühsam es ist, mit der Andeutung eines Akzents zu sprechen, dachte Gara. »Aber dann ist die Implacable gekommen und hat New Oldtown vernichtet, und mich hat man mitgenommen. Danach habe ich irgendwie das Interesse verloren. Es war mir nur noch wichtig, daß die Implacable zerstört wurde. Und dann, als Admiral Trigit mich als« — sie senkte den Blick, ließ ihre Stimme heiser klingen und eine Träne aus ihrem Augenwinkel quellen — »als Geliebte nahm, war mein einziger Wunsch sein Tod.

Und das haben Sie dann getan. Sie haben ihn getötet. Ihre Staffel und die anderen. Vielen Dank.« Ihr Tonfall veränderte sich erneut, klang jetzt so, als müßte sie sich Mühe geben, ihren Schmerz zu verdrängen und gleichgültig zu klingen. »Aber ich denke, mir ist nichts geblieben. Kein Ehrgeiz mehr.«

»Tut mir leid, das zu hören.«

»Und außerdem würde die Neue Republik mir nicht mehr vertrauen, wo ich doch ... wo ich doch in Verbindung mit Admiral Trigit gestanden habe.« Sie zuckte fatalistisch die Achseln.

»Man hat Ihnen nie irgendwelche ungesetzliche Handlungen vorgeworfen. Sie sind vollkommen rehabilitiert.«

Sie nickte. All die Wochen zuvor war es mühsam genug gewesen, die Lara-Notsil-Identität aufzubauen und sorgfältig vorauszuplanen für den Fall, daß ihre Beziehung zu Trigit nicht ausreichte; ihre neue Identität mußte mit einem Ereignis in Verbindung gebracht werden können, das tatsächlich stattgefunden hatte: Trigits Bombardement einer Farmgemeinschaft, die sich geweigert hatte, ihm Proviant zu liefern. Sie hatte die jämmerlich wenigen Aufzeichnungen finden müssen, die sich auf ein Farmmädchen bezogen, von dem nur verkohlte Überreste auf einem aldivyanischen Weizenfeld übriggeblieben waren, hatte dort Garas Bild einspeisen müssen, dazu Garas Fingerabdrücke und Garas Zellcode. Dann hatte sie sich eine Geschichte über geheime Räumlichkeiten auf der Implacable ausgedacht — so geheim, daß plausiblerweise die übrigen Überlebenden der Implacable keine Kenntnis davon gehabt haben konnten — wo Trigit angeblich seine »Geliebte« gegen deren Willen festgehalten und sie mit Glitterstim und anderen Drogen gefügig gemacht hatte. Und die hatten das alles geschluckt, das ganze Bündel, hatten sich besonders interessiert mit den skandalösen Einzelheiten ihrer Gefangenschaft und Trigits Gemeinheit auseinandergesetzt ... Lügen, die sie, von Wut und Zorn über den Mann erfüllt, mit dem größten Vergnügen aufgetischt hatte. Trigit war bereit gewesen, seine ganze Mannschaft in den Tod zu schicken, obwohl das gar nicht nötig gewesen war, eine Mannschaft, die ihm treu ergeben gewesen war.

Aber diese ganze Lara-Notsil-Intensität hatte nur ein Ziel, nämlich das, sie aus dem Gewahrsam der Neuen Republik zu befreien und ihr die Möglichkeit zu geben, wieder in die Dienste des Imperiums zurückzukehren — oder zumindest in Dienste, die eines Tages vom Imperium anerkannt werden würden.

Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen helfen kann.« Dann runzelte sie die Stirn. »Warten Sie. Sie erwarten doch sicherlich eine Gegenleistung — was müßte ich denn für Sie tun?«

Phanan beugte sich vor. »Ah. Das ist ein wenig verzwickt. Wir würden es gerne sehen, wenn Sie sich bei der Pilotenausbildung ein wenig ungeschickt anstellen würden. Sie müßten dafür sorgen, daß Sie gerade noch mitkommen, sich gelegentlich Fehler leisten, sozusagen das Schlußlicht bilden.«

»Warum? Warum sollte ich mir nicht alle Mühe geben?«

Phanan grinste. »Weil wir glauben, daß jemand an Sie herantreten und Ihnen anbieten wird, Ihnen behilflich zu sein, Ihre Ergebnisse zu verbessern ... um dann zu versuchen, Sie in irgendeine illegale Sache hineinzuziehen.«

»Sie wollen also dem Betreffenden eine Falle stellen. Und ich wäre der Köder.«

Face nickte. »Er gehört zu der Art von Leuten, die andere Leute benutzen, Lara. So wie Admiral Trigit es mit Ihnen getan hat. Wir dachten, Sie könnten die Rache, die Sie sich für Trigit ausgedacht haben, vielleicht auf ihn verlagern.«

Sie schüttelte den Kopf. »Das wäre nicht dasselbe, und ich würde niemals ...«

Und dann war ihr plötzlich, als würde ein Protonentorpedo in ihrem Bewußtsein explodieren. Ein Plan, ein einfacher Plan, der ihren Wert in den Augen von Kriegsherrn Zsinj oder jedem imperialen Offizier, dem sie ihre Dienste verkaufen wollte, um das Hundertfache steigern würde. Die Idee machte sie ebenso benommen wie lange vergessen geglaubte Teenagerschwärmerei für einen Schauspieler namens Garik Loran.

»Lara?« fragte Face. »Ist Ihnen nicht gut?«

Sie fing zu weinen an. Das war ein äußerst nützliches Talent, von dem ihre Lehrer bei der imperialen Abwehr begeistert gewesen waren — sie konnte auf Kommando weinen. »Ich kann das nicht tun«, flüsterte sie. »Ich würde alles verlieren.«

Phanan beugte sich vor und ergriff ihre beiden Hände. »Was werden Sie verlieren? Was könnten Sie verlieren?«

»Zu Hause sind alle tot. Alles, was mir geblieben ist, sind die Leute, die ich seit meiner Befreiung kennengelernt habe. Ich hatte gehofft, eine Anstellung beim Militär zu finden, irgendeine zivile Position. Wenn ich das tue, was Sie sagen, wenn ich eine Pilotenausbildung mitmache, dann wird dieser alte Wunsch, die Sehnsucht, Pilotin zu werden, wieder in mir erwachen. Und wenn ich dann diesen Mann in Ihre Falle locke und ihn zerstöre, werden die Leute überall sagen: Das ist Lara Notsil. Die Verräterin. Niemand wird mich dann mehr haben wollen. Alle werden mir mißtrauen.«

»Das ist nicht wahr«, meinte Phanan. Aber Gara sah, wie Face sich zurücklehnte und ihre Worte auf sich einwirken ließ, und sie wußte, daß ihm klar war, daß sie die Dinge richtig sah.

»Doch, das ist wahr«, widersprach sie. »Wer würde mich als Pilotin in seine Staffel aufnehmen wollen? Jeder wird denken, daß ich ihn bespitzeln will, und die Freunde von dieser Person, der Sie die Falle stellen wollen, werden sich alle Mühe geben, mich fertigzumachen. Und das, was Sie von mir verlangen, wird zur Folge haben, daß meine Ausbildungsdaten ausgesprochen schlecht sind, und deshalb wird mich auch keine zivile Organisation als Pilotin einstellen wollen.« Sie sah die beiden Männer trotzig an, wobei ihr die Tränen über die Wangen rannen. »Sie wissen, daß es so ist. Und Sie sprechen hier nur für Ihre eigene Staffel und wissen ganz genau, daß Wedge Antilles mich nie aufnehmen würde, wenn ich das getan habe, was Sie von mir verlangen.«

Face wirkte immer noch beunruhigt. »Das wissen wir nicht.«

»Aber Sie können nicht für ihn sprechen.«

»Nein, das können wir nicht.«

»Sie verlangen also von mir, daß ich meine ganze Zukunft für ein bißchen Pilotenausbildung aufs Spiel setze. Vielen Dank für das Angebot. Da ist die Tür.«

»Warten Sie.« Faces Stimme klang jetzt völlig aufrichtig. »Was würden Sie sagen, wenn wir Ihnen eine Anstellung als Pilotin garantieren könnten? Irgendwo, wo man Sie nur nach Ihren Fähigkeiten beurteilt und wo die Folgen dessen, was wir von Ihnen erwarten, Ihnen Vorteile statt Nachteile bringen?«

»Und wo wäre das?«

»Das weiß ich noch nicht.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht darauf verlassen, daß der Commander so fair sein würde, wie Sie das annehmen. Ich glaube das einfach nicht.«

»Und was ist, wenn ich eine Zusage von Wedge Antilles liefern würde?«

Sie spürte, wie ihr der Atem stockte. Dann meinte sie: »Aber Sie haben doch gerade gesagt, daß Sie nicht für ihn sprechen können.«

»Jetzt noch nicht. Ich habe die Angelegenheit noch nicht im Detail mit ihm besprochen. Aber das werde ich. Und was ist, wenn er ja sagt?«

Sie zögerte. Eigentlich hatte sie ihre Entscheidung bereits getroffen, aber die beiden sollten glauben, daß sie noch überlegte. Schließlich sagte sie: »Wenn es eine Position unter Wedge Antilles’ Kommando wäre, entweder in der Sonderstaffel oder in dieser neuen, dieser Gespensterstaffel—ja, dann würde ich zusagen.«

»Ich werde noch heute mit ihm sprechen.« Face stand auf, und Phanan erhob sich ebenfalls. »Ich sage Ihnen Bescheid, sobald ich seine Antwort erhalten habe.«

Sie antwortete mit einem tapferen kleinen Nicken, sagte aber nichts.

Nachdem sie ihr Apartment verlassen hatten, preßte sie sich beide Hände auf den Mund, um ihren Triumph nicht laut hinauszuschreien.

Als sie sich ein paar Schritte von Lara Notsils Tür entfernt hatten, sagte Phanan: »Commander Antilles wird dich in Stücke reißen.«

»Ich weiß.« Face bahnte sich seinen Weg durch die Fußgängermenge.

»Ich wette, du schiebst Strafwachen, bis du vierzig bist.«

»Wahrscheinlich.«

»Wenn er das hört, wird er Feuer und Schwefel spucken und dich von Kopf bis Fuß verbrennen.«

»Bestimmt. Aber da ist etwas, was es erträglicher für mich macht.«

»Und das wäre?«

»Daß du mit mir verbrennen wirst.«

Phanan verdrehte die Augen. »Du bist wirklich ein guter Freund.«

Flight Officer Shalla Nelprin jagte im Sturzflug auf den Boden zu — soweit die immer enger werdenden Lücken in dem endlosen Gebäudemeer von Coruscant das zuließen. Sie konnte in den Fenstern verschwommene Objekte sehen, Objekte, bei denen es sich um verblüffte Gesichter handeln mußte.

Die beiden TIE-Jäger, die sich an sie angehängt hatten, verfolgten sie mühelos, vollzogen jedes ihres Manöver nach und feuerten immer noch mit ihren gekoppelten Laserkanonen auf ihr Heck. Sie ging in Waagerechtflug über, kippte nach links oder rechts ab, soweit das auf dem engen Raum möglich war, und die grünen Laserstrahlen ihrer Verfolger trafen die Gebäude, an denen sie vorbeiraste, oder ihre verstärkten Heckschilde.

»Ich kann sie nicht abschütteln, Kontrolle«, sagte sie. »Die beiden sind gut.«

Die Stimme von Knirps Ekwesh antwortete: »Shalla, warum glaubst du wohl, daß Kriegsherr Zsinj so viele ehemalige Abwehroffiziere beschäftigt? Implacable,NightCaller und weitere Schiffe und Offiziere, von denen wir hören ...«

Ein Zittern ging durch Shallas Maschine, als ein weiterer Laserstrahl ihre Heckschilde traf und bis zur Hülle durchdrang. Sie warf einen Blick auf ihr Diagnosedisplay. Minimale Hüllenbeschädigung, keine Hinweise auf weitere Probleme. Bis jetzt noch nicht. »Kontrolle, macht es Ihnen etwas aus? Ich fliege hier um mein Leben.«

»Das ist nur ein Simulatorflug. Die Ergebnisse werden nicht aufgezeichnet.«

»Du mußt jeden Simulatorflug als echt betrachten, dann lebst du länger. Das hat mein Daddy immer gesagt.« Sie ging weitere zehn Meter tiefer, um unter einer Fußgängerbrücke durchzufliegen, die zwei Wolkenkratzer miteinander verband. Ein TIE-Jäger folgte ihr, der andere flog über das Hindernis hinweg. »Also gut. Zunächst einmal, weil sie verfügbar waren. Ysanne Isard, die Leiterin der Abwehr, wurde vor einigen Monaten von der Sonderstaffel getötet. Jetzt hat jeder ihrer Untergebenen die Wahl. Er kann entweder für diesen Rat arbeiten, der jetzt die Überreste des Imperiums führt, er kann für einen der Kriegsherren tätig sein, er kann Pirat werden oder er kann sich verstecken. Augenblick mal.«

Dicht unter ihr war ein weiterer Übergang; und dahinter, unmittelbar unter der Fußgängerbrücke, ragten zwei Gebäude so weit vor, daß zwischen ihnen kaum Platz war. Shalla ging erneut in Sturzflug über, zog ihre Maschine direkt unter dem Übergang wieder hoch und rotierte um neunzig Grad, so daß ihre Tragflächen jetzt zum Himmel und zur Erde zeigten, um so in dem enger werdenden Spalt zwischen den Gebäuden überhaupt Platz zu haben.

Wie vorher nahmen die beiden TIE-Jäger sie wieder in die Mitte, der eine oben, der andere dicht hinter ihr. Aber das Profil eines TIE ist nicht so variabel wie das eines X-Flüglers; ein TIE-Jäger braucht wegen seiner Solarflächen, ganz gleich, wie man ihn auch dreht, nach allen Richtungen mehr als sechs Meter freien Raum.

Und die hatte ihr Verfolger in diesem engen Spalt nicht. Er raste in die Vier-Meter-Öffnung zwischen den Häusern, und die Gebäude schnitten beide Tragflächen ab, oben und unten. Der TIE-Jäger sackte durch, und sein kugelförmiges Cockpit hüpfte zwischen den Gebäudefassaden hin und her, bis es schließlich in der Tiefe detonierte.

Jetzt war eine neue Stimme zu hören — Shalla vermutete, daß es die von Kell Tainer war: »Gut gemacht, Nelprin. Nur noch einer übrig.«

»Vielen Dank.« Der Abstand zwischen den Gebäuden wurde wieder größer. Sie rotierte, bis sie wieder in der Horizontalen war. »Also gibt es plötzlich eine Menge Abwehrspezialisten und Schiffe. Das ist das Angebot.

Mit der Nachfrage ist es komplizierter. Zsinj sagt man nach, er sei ein zwanghafter Lügner. Warum also Leute engagieren, die dazu ausgebildet sind, seine Lügen zu durchschauen? Ich vermute, daß es ihm nichts ausmacht. Er lügt nicht, um die Leute zu täuschen — seine Feinde natürlich ausgenommen. Er lügt, um zu unterhalten. Um die Leute mit seiner Intelligenz zu beeindrucken.«

Der übriggebliebene TIE-Jäger eröffnete wieder das Feuer auf sie; Laserstrahlen blitzten an ihren Angriffsflächen vorbei, richteten Schaden an den Gebäudewänden unter ihr an, und ihre Heckschilde bekamen weitere Treffer ab.

Ein Stück vor und über ihr drängten sich eine Anzahl Gleiter — Luftverkehr auf einer der freigegebenen Routen. Aber diese Gleiter hier waren alle in den Farben der Polizei von Coruscant lackiert.

»Hey, Freiwild.« Shalla stieß mitten in die Wolke von Gleitern hinein und benutzte sie als Deckung.

Die Laser ihres Verfolgers trafen die Gleiter rings um sie herum. Einige detonierten und ließen einen Regen von Splittern und Bruchstücken auf sie herniedergehen.

Als ein Gleiter unmittelbar vor ihr explodierte, gab sie Gegenschub und spürte das Zittern, das durch ihre Maschine ging. Halb von ihren Hauptaggregaten getrieben, halb von den Repulsordüsen getragen, stieg sie über die Wolke aus Flammen und Trümmern in die Höhe —

Und als sie sie hinter sich gelassen hatte, sah sie den anderen TIE-Jäger vor sich dahinrasen — er hatte ganz offensichtlich nicht mit ihrem plötzlichen Bremsmanöver gerechnet. Jetzt wurde er langsamer und setzte zu einer jener unmöglich engen Kehren an, zu denen TIE-Jäger imstande waren.

Sie zentrierte den TIE-Jäger in ihrem Head-Display. Die Markierung wechselte fast unverzüglich von gelb auf rot, und sie feuerte, jagte einen Protonentorpedo ins Cockpit des imperialen Jägers. Der TIE detonierte — ein greller Lichtblitz, dann ein Trümmerregen.

Dann kreiselte Shallas Sichtfeld, und sie spürte, wie sie die Kontrolle verlor. Sie sah eine Gebäudewand auf sich zurasen, sah verängstigte Gesichter hinter den Sichtluken — und dann wurde alles schwarz.

Das Kanzeldach öffnete sich über ihr, ließ Licht herein. Knirps, Kell und Tyria standen alle mit Headsets davor. »Was ist passiert?« fragte Shalla mit klagendem Unterton.

Kell lächelte. »Du bist von einem Gleiter getroffen worden. Er ist blind durch diese erste Explosion geflogen und hat dich von der Seite erwischt.«

Shalla gab einen angewiderten Laut von sich und kletterte aus dem Simulator. »Die sagen, die Stadt sei gefährlich.«

»Davon abgesehen, war es ein ausgezeichneter Flug«, fuhr Kell fort.

»Also«, meinte Knirps, »die Abwehrleute sind verfügbar, und Zsinj macht es nichts aus, daß sie einige seiner Täuschungsmanöver durchschauen. Was sonst noch?«

Shalla sah die anderen mit gespielter Verzweiflung an. »Knirps kann ganz schön hartnäckig sein, nicht wahr?«

Sie lachten. »Kann man wohl sagen«, meinte Kell. »Und du hast Glück, wenn nur eine seiner Persönlichkeiten dich bedrängt.«

»Ich verstehe.«

Das war zwar nicht der Fall, aber sie vermutete, daß es schon noch so weit kommen würde. Sie wandte sich wieder Knirps zu. »Vielleicht ist es nicht nur Zsinjs Gleichgültigkeit. Vielleicht mag er es, wenn man ihn bewundert. Wenn er jemanden um sich hat, der begreift, was er tut, und davon beeindruckt ist. Der Mann muß ganz schön von sich eingenommen sein.«

Knirps runzelte die Stirn. Es war kein richtiges, menschliches Stirnrunzeln, aber seine sehr beweglichen Augenbrauen schoben sich über seine großen ausdrucksvollen Augen, um Konzentration anzudeuten. »Er mag es, wenn man von ihm beeindruckt ist.«

»Ich denke schon.«

»Es würde ihm Spaß machen, den Helden zu spielen. Held des Imperiums.«

»Ganz bestimmt. Warum sollte er sonst diese auffälligen Angriffe auf Kolonien und Außenposten der Neuen Republik unternehmen? Es geht dabei nicht nur um den strategischen Wert, denn nicht alle sind von Bedeutung; und er könnte ganz sicher größeren Schaden anrichten, wenn er raffinierter vorgehen würde. Er tut das, um jemandem zu zeigen, daß er ein großer Krieger ist. Seinen Fans sozusagen, wer auch immer die sein mögen.« Sie beugte sich nach vorn, drückte den Kopf gegen die Knie und richtete sich dann mit ausgestreckten Armen wieder auf und wiederholte die ganze Prozedur noch einmal.

»Sie macht gymnastische Übungen«, seufzte Tyria. »Wir haben es hier mit einer zwanghaften Sportlerin zu tun.«

Shalla sah nicht auf. »Ich strecke mich bloß. Wenn ich zu lange im Cockpit sitze, bekomme ich Krämpfe in den Beinen.«

»Ihre Schwester ist auch so«, bemerkte Kell. »Ständig in Bewegung. Wißt ihr, womit man sie wütend machen kann? Man braucht sie bloß für eine Stunde an einen Stuhl zu binden.«

Shalla richtete sich auf und grinste. »Versuchen Sie es doch, Lieutenant.«

»Nein, vielen Dank.«

Wedge stand so ruckartig auf, daß sein Stuhl gegen seine Bürowand krachte. »Was haben Sie ihr versprochen?«

Phanan und Face standen bereits. »Wir haben ihr gar nichts versprochen«, antwortete Face. »Bloß, daß wir es uns überlegen würden.«

»Gentlemen, das ist eine Angelegenheit für die Spionageabwehr. Geben Sie die Sache an General Crackens Leute weiter.«

Face fühlte sich bei dieser Anordnung sichtlich nicht wohl. »Bei allem Respekt, Sir, Crackens Leute haben diesen Mann bisher noch nicht bemerkt. Das bedeutet, daß er möglicherweise einen Freund hat, einen Offizierskollegen bei der Abwehr, der ihn deckt. Wenn er schon früher Raumfahrzeuge gestohlen hat, und es gibt keinen Grund zu der Annahme, daß er das nicht getan hat ...«

»Aber auch keine Beweise, daß er es getan hat.«

»Das ist richtig. Aber, wenn er schon Raumfahrzeuge gestohlen hat, dann wäre ein Freund in Crackens Gruppe die Erklärung dafür, weshalb man bisher keine Beweise gegen ihn gefunden hat. Wenn wir die Angelegenheit der Abwehr übergeben, dann könnte das dazu führen, daß er vorzeitig gewarnt wird und alle Spuren beseitigt und ein, zwei Jahre den unbescholtenen Offizier spielen kann ... um dann wieder mit dem Stehlen anzufangen und junge Offiziersanwärter zu erpressen.«

Wedge überlegte. »Wenn Sie diese kleine Operation durchführen, dann könnte uns das bei Crackens Leuten recht unbeliebt machen. Weil wir uns damit nämlich in ihre Befugnisse einmischen.«

Phanan nickte. »Die Möglichkeit besteht. Andererseits ist es aber auch möglich, daß wir es schaffen, ohne daß jemand auch nur bemerkt, daß hier eine >Operation< läuft. Nehmen wir doch einmal an, daß Lara Notsil auf Empfehlung eines schneidigen, ungemein attraktiven Piloten, den sie auf Borleias im Lazarett kennengelernt hat, in die Flugschule eintritt ...«

»Einem der Piloten der Staffel Blau, nehme ich an.«

»Vielen Dank für dieses Vertrauensvotum, Sir. Jedenfalls fängt sie mit ihrer Ausbildung an, und Repness macht sich an sie heran. Lara wendet sich an ihren alten Freund aus dem Lazarett, und die beiden lassen Repness auffliegen. Das ist die Geschichte, und sie wird jeder Untersuchung standhalten.«

»Einer oberflächlichen Untersuchung vielleicht.« Wedge ließ sich finster blickend wieder in seinen Sessel sinken. Phanan und Face setzten sich um einiges erleichtert ebenfalls wieder auf ihre Stühle.

Wedge fuhr fort: »Aber aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir, wenn ihre Probleme mit Repness anfangen, irgendwo anders im Einsatz sein. Haben Sie die Absicht, Ihren Dienst bei der Gespensterstaffel aufzugeben, um hier in der Nähe dieser jungen Dame zu bleiben?«

»Nein, aber Face hat vor, ein paar Credits auf ihr Konto einzuzahlen, damit sie sich Zugang zum Holonet verschaffen kann. Und wenn dann das passiert, was wir erwarten, kann sie mit uns praktisch unverzüglich Verbindung aufnehmen ...«

»Immer unter der Voraussetzung, daß wir zu diesem Zeitpunkt nicht gerade verdeckt tätig sind.«

»Ja, unter dieser Voraussetzung, richtig. Ich werde ihr Anweisungen hinterlassen, was sie tun soll, falls sie uns nicht erreichen kann. Aber wenn sie Kontakt mit uns aufnehmen kann, werden wir uns jemanden auf Coruscant suchen, dem wir vertrauen können und auf den sie sich verlassen kann. So jemanden muß es geben. So jemanden gibt es immer.« Phanan zuckte die Achseln und sah seinen kommandierenden Offizier an. »Man könnte sich ja vielleicht sogar an Prinzessin Leia Organa wenden ...«

»Unter gar keinen Umständen. Die hat Wichtigeres zu tun. Außerdem ist sie augenblicklich in geheimer diplomatischer Mission unterwegs.«

»Das war nur ein Vorschlag. Jedenfalls, wenn wir nicht hier sind, um Lara in der Endphase zu helfen, werden wir sie mit einem Freund in Verbindung bringen, der ihr behilflich sein kann. Und das ist das Ende der Angelegenheit.«

»Aber nicht das Ende ihrer Karriere.«

Die zwei Piloten nickten.