Star Wars. Die Kundschafter. Roman - Timothy Zahn - E-Book

Star Wars. Die Kundschafter. Roman E-Book

Timothy Zahn

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Beschreibung

Ein wahres Fest für alle Star-Wars-Fans!

Darauf haben die Leser schon sehr lange gewartet: Endlich wird eine der größten Star-Wars-Legenden erzählt!

Die atemberaubende Geschichte einer unvorstellbar kühnen Expedition: Wenige Jahre vor den Klonkriegen begeben sich fünzigtausend Männer, Frauen und Kinder an Bord eines gigantischen Raumschiffes. Ihr Ziel: die Kolonisierung ferner und bislang unbekannter Welten. Doch das Projekt steht von Anfang an unter einem ungünstigen Stern – denn mächtige Feinde wollen einen Erfolg der Mission mit allen Mitteln verhindern. Und so beginnt für die Kolonisten schon bald der Kampf ums nackte Überleben …

Star Wars ist und bleibt ein unvergleichliches Kultspektakel!

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Seitenzahl: 598

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Timothy Zahn

Die Kundschafter

Aus dem Englischen

von Michael Nagula

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™: Outbound Flight« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

Deutsche Erstveröffentlichung Mai 2008 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München.

Copyright © 2006 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated. All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2008 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2006 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Dave Seeley

Redaktion: Peter Thannisch

HK · Herstellung: Heidrun Nawrot

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07827-0V002

www.blanvalet.de

Michael Stackpole gewidmet –

für seine Beiträge zum Star Wars-Universum:

Worte der Dichtung, Worte der Weisheit

und gelegentlich auch einmal Worte,

die weniger folgenreich waren.

Und was diese letzte Kategorie anbelangt:

Irgendwann besiege ich Dich beim

Star Wars Trivial Pursuit!

1

Der leichte Frachter Bargain Hunter bewegte sich silbergrau durch die Schwärze des Alls, und das Licht der fernen Sterne spiegelte sich auf seinem Rumpf. Seine Lichter waren gedämpft, die Fenster überwiegend so dunkel wie der Raum, der ihn umgab, und die Navigationssignale schwiegen.

Aber sein Antrieb gab alles her, was er hatte.

»Da!«, rief Dubrak Quennto über das angestrengte Dröhnen des Triebwerks hinweg. »Da ist er wieder!«

Jorj Car’das biss die Zähne fest zusammen, damit sie nicht klapperten, und hielt sich mit einer Hand an der Armlehne seines Sitzes fest, während er mit der anderen gerade noch rechtzeitig die restlichen Koordinaten in den Navigationscomputer eingab – die Bargain Hunter brach ruckartig zur Seite aus, während zwei leuchtend grüne Blastergeschosse knapp an der Brückenkuppel vorbeirasten. »Car’das?«, rief Quennto. »Mach schon, Junge.«

»Ja, ja«, erwiderte Car’das und verzichtete lieber auf die Bemerkung, dass es Quenntos altmodische Navigationsanlage war, die so langsam arbeitete, und nicht seine. Das Gleiche galt auch für den Mangel an Diplomatie und Vernunft, der ihnen diesen Ärger überhaupt erst eingebrockt hatte. »Können wir nicht einfach mit ihnen reden?«

»Tolle Idee«, fauchte Quennto. »Und vergiss nicht, Progga bei dieser Gelegenheit zu seiner ausgeprägten Fairness bei Geschäftsabschlüssen zu gratulieren. Das wirkt bei Hutts immer.«

Sein letztes Wort wurde von einer weiteren Salve Blasterschüsse untermalt, die dem Schiff noch näher kamen als die letzten.

»Rak, das Triebwerk kann dieses Tempo nicht ewig mitmachen«, warnte Maris Ferasi, die Copilotin. In ihrem dunklen Haar leuchteten jedes Mal, wenn ein Schuss vorbeizischte, grüne Streiflichter auf.

»Das muss es auch nicht«, erwiderte Quennto grollend. »Nur, bis wir ein paar Zahlen haben. Car’das?«

An Car’das’ Schaltpult leuchtete ein Licht auf. »Fertig«, rief er und gab die Daten zur Pilotenstation durch. »Es ist allerdings kein sehr langer Sprung …«

Ein Kreischen von irgendwo im Heck schnitt ihm das Wort ab, und statt der vorbeirasenden Blasterschüsse waren auf einmal hell leuchtende Sternenlinien zu sehen, als die Bargain Hunter in den Hyperraum sprang.

Car’das holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Auf so etwas war ich wirklich nicht scharf«, murmelte er. Er hatte vor nicht einmal sechs Standardmonaten bei Quennto und Maris angeheuert, und nun flohen sie schon zum zweiten Mal, um ihre Leben zu retten.

Und diesmal war es ein Hutt, den sie gegen sich aufgebracht hatten. Quennto, dachte er finster, hatte wirklich ein Händchen dafür, sich seine Gegner auszusuchen.

»Alles in Ordnung, Jorj?«

Car’das blickte auf und blinzelte einen Schweißtropfen weg, der irgendwie den Weg in sein Auge gefunden hatte. Maris hatte sich auf ihrem Sitz umgedreht und sah ihn besorgt an. »Ja, sicher«, antwortete er und zuckte innerlich zusammen, als er hörte, wie zittrig er klang.

»Klar doch«, versicherte auch Quennto, nachdem er sich ebenfalls umgedreht hatte, um Maris, dem jüngsten Besatzungsmitglied, einen Blick zuzuwerfen. »Diese Schüsse sind uns nicht mal nahe gekommen.«

Car’das nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Weißt du, Quennto, es steht mir vielleicht nicht zu, so etwas zu sagen …«

»Nein, das tut es nicht, also lass es lieber«, unterbrach ihn der ältere Mann barsch und wandte sich wieder dem Steuerpult zu.

»Progga der Hutt gehört nicht gerade zu den Leuten, mit denen man sich anlegen sollte«, fuhr Car’das dennoch fort. »Erst dieser Rodianer …«

»Ein Wort über die Etikette an Bord, Junge«, sagte Quennto und drehte sich gerade weit genug um, dass Car’das den wütenden Ausdruck in einem seiner Augen erkennen konnte. »Man widerspricht dem Captain nicht. Niemals. Es sei denn, du willst, dass dies deine erste und letzte Tour mit uns ist.«

»Es würde mir schon genügen, wenn es nicht die letzte Tour meines Lebens wäre«, murmelte der jüngere Mann.

»Was war das?«

Car’das verzog das Gesicht. »Nichts.«

»Mach dir wegen Progga keine Sorgen«, versuchte Maris ihn zu beruhigen. »Er ist verdammt cholerisch, aber er wird auch wieder friedlich werden.«

»Bevor oder nachdem er uns drei erledigt und sich alle Felle genommen hat?«, fragte Car’das und warf einen unbehaglichen Blick auf die Daten vom Hyperantrieb. Diese Instabilität am Nullifikator wurde eindeutig schlimmer.

»Oh, Progga wird uns nicht auf die Streckbank schnallen.« Quennto schnaubte verächtlich. »Das wird er Drixo überlassen, wenn wir ihr erzählen müssen, dass er sich ihre Ladung geschnappt hat. Du hast den nächsten Sprung doch hoffentlich fertig, oder?«

»Ich arbeite dran«, sagte Car’das mit einem Blick zum Computer. »Aber der Hyperantrieb …«

»Achtung!«, unterbrach ihn Quennto. »Wir kommen raus!«

Die Sternenlinien zogen sich wieder zu Sternen zusammen, und Car’das gab die Befehle für einen vollständigen Sensorscan ein.

Und zuckte zusammen, als eine Salve von Blasterschüssen an der Kuppel vorbeizischte.

Quennto stieß ein Schimpfwort aus. »Was in allen Systemen …«

»Er ist uns gefolgt«, erklärte Maris verdutzt.

»Und er befindet sich in Schussweite«, fauchte Quennto und warf die Bargain Hunter in eine weitere Reihe von Ausweichmanövern, die allen den Magen verdrehten. »Car’das, schaff uns hier raus!«

»Ich versuche es ja!«, rief Car’das zurück. Er musste sich anstrengen, um lesen zu können, was auf den Displays stand, denn sie schienen vor seinen Augen zu hüpfen und zu wackeln. Es war unmöglich, dass der Computer den nächsten Sprung berechnen konnte, bevor selbst Quenntos Glück ein Ende fand und der vor Wut schäumende Hutt hinter ihnen sie endlich einholte.

Aber wenn Car’das schon keinen Ort finden konnte, wohin sie fliehen konnten, dann sollte er vielleicht jene Orte herausfiltern, wo sie nicht hinfliehen sollten …

Der Himmel direkt vor ihnen war voller Sterne, aber es gab auch viel leeren schwarzen Raum zwischen ihnen. Car’das wählte die größte Lücke und tippte einen Kurs ein. »Versuch das hier mal«, sagte er und gab Quennto die Daten durch.

»Was meinst du mit versuchen?«, fragte Maris.

Der Frachter schwankte, als ein paar Schüsse seine Schilde trafen. »Schon gut«, sagte Quennto, bevor Car’das antworten konnte. Er gab die Daten ein, und wieder zogen sich die Sterne zu langen Linien und verblassten dann zum fleckigen Himmel des Hyperraums.

Maris atmete schnaubend aus. »Das war verdammt knapp.«

»Sieht aus, als wäre er wirklich sauer«, stimmte Quennto zu. »Aber zunächst mal, wie Maris schon sagte, Junge: Was meintest du mit versuchen?«

»Ich hatte keine Zeit, den Sprung richtig zu berechnen«, erklärte Car’das. »Also habe ich uns einfach auf einen leeren Fleck ohne Sterne ausgerichtet.«

Quennto drehte den Sitz herum. »Du meinst, auf einen Fleck, an dem keine Sterne zu sehen waren?«, fragte er in einem Tonfall, der Schlimmes ahnen ließ. »Einen leeren Fleck ohne kollabierte Sterne oder dunkle Masse, die einmal zu einem Stern wird, oder etwas, das vielleicht hinter Staubwolken verborgen liegt? Meintest du diese Art leeren Fleck?« Er deutete vage zur Cockpitkuppel hin. »Und am besten auch noch gleich in die Unbekannten Regionen?«

»Wir haben für diese Richtung ohnehin nicht genug Daten für eine vollständige Berechnung«, verteidigte Maris Car’das überraschenderweise.

»Darum geht es nicht.« Quennto ließ sich nicht beschwichtigen.

»Nein, es geht darum, dass er uns von Progga weggebracht hat«, stellte Maris fest. »Ich denke, dafür hat er sich mindestens ein Dankeschön verdient.«

Quennto verdrehte die Augen. »Dankeschön«, sagte er. »Wobei der Dank selbstverständlich verfällt, falls und sobald wir in einen Stern krachen, den du nicht gesehen hast.«

»Ich nehme an, der Hyperantrieb wird explodieren, noch bevor so etwas geschieht«, warnte Car’das. »Erinnert ihr euch an dieses Nullifikator-Problem, von dem ich euch erzählt habe? Ich glaube, es wird …«

Ein Heulen, das von unter ihnen kam, unterbrach ihn, und dann sprang die Bargain Hunter so ruckartig nach vorn wie ein Giffa, das eine Spur wittert.

»Das Triebwerk ist überhitzt!«, rief Quennto und drehte sich wieder zum Steuerpult um. »Maris, schalt es ab!«

»Ich versuch es ja!«, schrie Maris über das Heulen hinweg, während ihre Finger über die Tasten huschten. »Die Steuerleitungen sind nicht offen – ich bekomm das Signal nicht durch.«

Fluchend schnallte sich Quennto los und stemmte sich aus dem Sitz. Er rannte den schmalen Mittelflur entlang, wobei sein Ellbogen Car’das’ Kopf nur knapp verfehlte. Car’das war noch einen Moment mit seinen Kontrollen beschäftigt, dann schnallte er sich ebenfalls los und wollte Quennto folgen.

»Car’das, komm her!« Maris winkte ihn nach vorn.

»Er braucht mich vielleicht«, widersprach der junge Mann, drehte sich aber dennoch um und ging zu ihr.

»Setz dich!«, befahl sie und wies mit dem Kinn auf Quenntos leeren Platz. »Hilf mir, den Zielgeber zu beobachten – wenn wir von diesem Kurs abweichen, bevor Rak herausfindet, wie er den Stöpsel ziehen kann, dann muss ich das wissen.«

»Aber Quennto …«

»Lass mich dir einen guten Rat geben, mein Freund«, unterbrach sie ihn, den Blick immer noch auf ihre Displays gerichtet. »Das hier ist Raks Schiff. Falls irgendwelche schwierigen Reparaturen notwendig sein sollten, wird er sie selbst durchführen.«

»Selbst wenn es um ein System geht, mit dem ich mich besser auskenne als er?«

»Besonders wenn du dich zufällig besser auskennst als er«, erwiderte sie trocken. »Aber in diesem Fall trifft das ohnehin nicht zu. Vertrau mir.«

»Also gut.« Car’das seufzte. »Dieses Vertrauen verfällt selbstverständlich, falls und wenn wir explodieren.«

»Du bist also lernfähig«, lobte sie. »Und jetzt führ einen Systemcheck bei den Scannern durch, damit wir wissen, ob sie ebenfalls von der Störung befallen sind. Dann tust du das Gleiche mit dem Navigationscomputer. Ich möchte sicher sein, dass wir wieder nach Hause finden, sobald wir das hier hinter uns haben.«

Quennto brauchte vier Stunden, bis er eine Möglichkeit fand, den durchgegangenen Hyperantrieb abzuschalten, ohne ihn zu sehr zu beschädigen. Während dieser Zeit bot Car’das ihm drei Mal seine Hilfe an und Maris die ihre zwei Mal. Quennto lehnte sämtliche Offerten ab.

Wenn Car’das die Angaben, die über die Schirme huschten, richtig deutete, verließen sie irgendwann während der ersten Stunde das relativ gut bekannte Gebiet des Äußeren Rands und drangen in eine schmale Sektion des erheblich weniger bekannten Bereichs ein, den man den Wilden Raum nannte. Irgendwann zu Beginn der vierten Stunde verließen sie selbst den und überquerten die vage Grenze zu den Unbekannten Regionen.

Was bedeutete, dass nun niemand mehr wusste, wo sie sich befanden oder wohin genau sie flogen.

Aber zumindest hörte das Heulen auf, und ein paar Minuten später wich der Hyperraumhimmel Sternenlinien und dann Sternen. »Maris?«, erklang Quenntos Stimme aus dem Kom.

»Wir sind draußen«, bestätigte sie. »Ich überprüfe jetzt unseren Standort.«

»Ich komme sofort nach oben«, sagte Quennto.

»Wo immer wir sein mögen, wir haben einen langen Heimweg vor uns«, murmelte Car’das, der zu einem kleinen, aber hell leuchtenden Sternenhaufen in der Ferne hinstarrte. »So etwas habe ich jedenfalls noch nie von einem der Planeten des Äußeren Randes aus gesehen, die ich kenne.«

»Ich auch nicht«, stimmte Maris ihm ernst zu. »Ich hoffe, der Computer kann etwas damit anfangen.«

Der Computer ging immer noch Daten durch, als Quennto wieder auf der Brücke erschien. Car’das hatte sich vorsichtshalber wieder an seine eigene Station gesetzt. »Hübscher Sternenhaufen«, sagte der Captain und ließ sich auf seinen Sitz fallen. »Irgendwelche Systeme in der Nähe?«

»Das nächste liegt etwa ein Viertellichtjahr entfernt direkt vor uns.« Maris zeigte in die entsprechende Richtung.

Quennto knurrte und drückte ein paar Tasten. »Sehen wir mal, ob wir das schaffen können«, murmelte er. »Der Ersatzhyperantrieb sollte genug Saft für einen solchen Sprung haben.«

»Könnten wir nicht einfach hier draußen am Schiff arbeiten?«, fragte Car’das.

»Ich mag den interstellaren Raum nicht«, gab Quennto zu, während er den Sprung eingab. »Er ist dunkel und kalt und einsam. Außerdem könnte dieses System dort vielleicht einen oder zwei nette Planeten haben.«

»Wo wir Vorräte und Ausrüstung ergattern könnten, falls wir länger bleiben müssen als erwartet«, fügte Maris hinzu.

»Oder wir finden einen Ort, an den man sich einige Zeit zurückziehen kann, wenn man von dem Lärm und Chaos der Republik genug hat«, fügte Quennto hinzu.

Car’das’ Kehle zog sich zusammen. »Du meinst doch nicht …«

»Nein, das tut er nicht«, beruhigte ihn Maris. »Rak redet immer davon, sich von allem zurückziehen zu wollen, wenn er irgendwo Ärger hat.«

»Dann muss er das ziemlich oft tun«, murmelte Car’das.

»Was war das?«, fragte Quennto.

»Nichts weiter.«

»Das dachte ich mir schon. Also los.« Es gab ein Kreischen, leiser als das Geräusch des Haupt-Hyperantriebs der Bargain Hunter, und die Sterne streckten sich wieder zu Linien.

Car’das zählte lautlos die Sekunden und erwartete jeden Augenblick, dass der Ersatz-Hyperantrieb zusammenbrach. Aber das geschah nicht, und nach ein paar angespannten Minuten sahen sie, wie sich die Sternenlinien wieder zusammenzogen, und eine kleine gelbe Sonne erschien direkt vor ihnen.

»Da wären wir also«, sagte Quennto zufrieden. »Alles wie zu Hause. Hast du schon herausgefunden, wo wir sind, Maris?«

»Der Computer arbeitet immer noch daran«, antwortete sie. »Aber es sieht aus, als befänden wir uns etwa zweihundertfünfzig Lichtjahre tief im Unbekannten Raum.« Sie sah Quennto an und zog die Brauen hoch. »Ich denke, wir werden für die Verspätung einiges an Strafgeldern zahlen müssen, wenn wir wieder nach Comra kommen.«

»Ach, du machst dir zu viele Gedanken«, tadelte Quennto. »Ich werde nicht länger als einen oder zwei Tage brauchen, um den Hyperantrieb zu reparieren. Wenn wir uns dann ein bisschen beeilen, sollten wir nicht mehr als eine Woche Verspätung haben.«

Car’das verkniff sich eine Grimasse. Wenn er sich recht erinnerte, war Überbeanspruchung des Hyperantriebs genau der Grund, wieso das Ding jetzt kaputt war.

Sie hörten ein Zwitschern aus dem Kom. »Da meldet sich jemand«, sagte Car’das stirnrunzelnd und stellte eine Verbindung her. Er warf einen Blick auf die visuellen Schirme und suchte nach dem Unbekannten –

Und erstarrte. »Quennto!«, rief er. »Das ist …«

Ein tiefes, grollendes, leises Lachen aus dem Kom schnitt ihm das Wort ab. »So so, Dubrak Quennto«, knurrte eine nur allzu bekannte Stimme auf Huttisch. »Sie glauben also, Sie können mir so einfach entkommen?«

»Das nennen Sie einfach?«, murmelte Quennto, nachdem er auf Sendung gegangen war. »Hallo, Progga«, sagte er dann. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich Ihnen diese Felle nicht geben kann. Es besteht bereits ein Vertrag mit Drixo und …«

»Vergessen Sie die Felle«, unterbrach ihn Progga. »Ihre verborgene Schatzkammer interessiert mich viel mehr.«

Quennto sah Maris stirnrunzelnd an. »Meine was?«

»Hören Sie auf, sich dumm zu stellen«, warnte Progga, und seine Stimme wurde noch eine Oktave tiefer. »Ich kenne Leute wie Sie. Sie laufen nicht einfach vor etwas weg, Sie haben immer ein Ziel. Das hier ist das einzige Sternensystem auf diesem Kurs, und ausgerechnet hier tauchen Sie wieder auf. Was könnte es in dieser Region Interessantes für Sie geben, wenn nicht eine geheime Basis und eine Schatzkammer.«

Quennto schaltete das Mikro kurz aus. »Car’das, wo ist er?«

»Hundert Kilometer vom Steuerbordbug entfernt«, antwortete Car’das, dessen Hände zitterten, während er einen vollständigen Scan des Hutt-Schiffes durchführte. »Und er kommt schnell näher.«

»Maris?«

»Was immer du getan hast, um den Hyperantrieb abzuschalten, du hast gute Arbeit geleistet«, erklärte sie nervös. »Er springt nicht wieder an. Wir haben immer noch den Ersatzantrieb, aber wenn wir versuchen zu fliehen und er uns noch einmal findet …«

»Und das wird er tun«, knurrte Quennto. Er holte tief Luft und schaltete das Mikro wieder ein. »Wir haben hier keine Basis, Progga«, sagte er beschwichtigend. »Wir haben nur versucht …«

»Das reicht jetzt!«, brüllte der Hutt. »Führen Sie uns zu Ihrer Basis. Sofort!«

»Es gibt keine Basis«, erklärte Quennto beharrlich. »Das hier sind die Unbekannten Regionen. Warum sollte ich ausgerechnet hier draußen eine Basis einrichten?«

Ein Licht blinkte auf den Kontrollen von Car’das’ Annäherungssensor. »Wir werden beschossen!«, rief er schnell, und sein Blick zuckte zwischen den Schirmen hin und her, weil er herausfinden wollte, von wo der Angriff ausging.

»Woher?«, zischte Quennto zurück.

Car’das hatte die Daten und wusste, dass der Angriff von direkt unterhalb der Bargain Hunter erfolgte, von wo eine längliche, dunkle Rakete direkt auf sie zuraste. »Von dort«, sagte er und deutete mit dem Finger direkt nach unten, während er weiter das Display anstarrte.

Erst da begriff er wirklich, dass dieses Geschoss wohl kaum von Proggas Schiff kommen konnte. Er öffnete gerade den Mund, um das laut zu äußern, als die Nase der Rakete aufbrach und einen Ballen von so etwas wie Gewebe ausstieß. Das Zeug begann sich zu entfalten, nachdem es die Reste seines Behälters hinter sich gelassen hatte, und öffnete sich wie eine schnell erblühende Blume zu einer Art von Wand, die sich über einen Kilometer weit erstreckte.

»Energie abschalten!«, rief Quennto und beugte sich über das Schaltpult zu der Reihe von Hauptenergieschaltern. »Schnell!«

»Was ist das?«, fragte Car’das und griff nach seinen eigenen Hauptschaltern.

»Muss so etwas wie ein Connor-Netz sein«, stieß Quennto zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Was? Ein so großes?«, stieß Car’das ungläubig hervor.

»Schalte einfach die Energie ab!«, fauchte Quennto. Die Statuslichter blinkten rot und gingen dann aus, während die Bargain Hunter weiterhin auf das näher kommende Netz zuraste.

Das Netz siegte. Car’das hatte gerade erst zwei Drittel der Schaltungen betätigt, als die wehenden Ränder bereits an den Seiten des Rumpfs in Sicht kamen. Sie falteten sich nach innen, wickelten sich um die Brücke …

»Macht die Augen zu!«, warnte Maris.

Car’das schloss rasch die Augen. Selbst durch die Lider sah er eine Spur der Helligkeit, als das Netz seinen Starkstrom in und durch das Schiff ergoss, und über seine Haut floss ein kurzes, vom Herzen ausgehendes Kribbeln.

Und als er die Augen vorsichtig wieder öffnete, war jedes Licht, das zuvor auf der Brücke noch geleuchtet hatte, ausgegangen.

Die Bargain Hunter war tot.

Durch die Kuppel flackerte Licht, das von dem Hutt-Schiff ausging. »Sieht aus, als hätten sie Progga ebenfalls erwischt«, sagte Car’das, und seine Stimme klang in der plötzlichen Stille sehr laut.

»Das glaube ich nicht«, knurrte Quennto. »Sein Schiff ist groß genug, um Ableiter und andere Dinge zu haben, die ihn vor solchen Tricks schützen sollten.«

»Und ich wette zehn zu eins, dass er zurückschlagen wird«, murmelte Maris angespannt.

»Oh, ganz bestimmt«, pflichtete Quennto ihr bei. »Er ist viel zu dumm, um zu erkennen, dass jemand, der ein so großes Connor-Netz herstellen kann, auch noch andere Tricks im Ärmel haben wird.«

Mehrfaches grünes Blasterfeuer ging von dem Hutt-Schiff aus. Die Antwort bestand in leuchtend blauen Blitzen, die aus drei unterschiedlichen Richtungen kamen, abgeschossen von Schiffen, die zu klein oder zu dunkel waren, um sie von der Bargain Hunter aus sehen zu können.

»Glaubt ihr, dass diese Leute sich vielleicht genügend auf Progga konzentrieren, um uns zu vergessen?«, fragte Maris hoffnungsvoll.

»Das glaube ich nicht«, sagte Car’das und zeigte durch die Kuppel auf ein kleines graues Schiff, das mit der Nase zur Backbordseite des Frachters Position bezog. Es hatte etwa die Größe eines schweren Frachters oder Transportschiffs und war in einem kurvenreichen, fließenden Stil gebaut, wie er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. »Sie haben eine Wache hiergelassen.«

»Passt«, sagte Quennto nach einem Blick auf das fremde Schiff. Dann wandte er sich wieder den grünen und blauen Blitzen zu. »Fünfzig Credits, dass Progga das mindestens eine Viertelstunde durchhält und einen der Angreifer mitnimmt.«

Den anderen war nicht nach Wetten zumute. Car’das beobachtete den Kampf und wünschte sich, die Sensoren würden wieder funktionieren. In der Schule hatte er ein paar Texte über Raumkampftechniken gelesen, aber die Methoden dieser Angreifer unterschieden sich vollkommen von allem, woran er sich noch erinnern konnte. Er war immer noch damit beschäftigt, mehr herauszufinden, als der Kampf mit einer letzten Salve blauen Lichts sein Ende fand.

»Sechs Minuten«, sagte Quennto finster. »Wer immer diese Jungs sind, sie sind verdammt gut.«

»Du erkennst sie also auch nicht?«, fragte Maris.

»Ich erkenne nicht mal die Schiffsmodelle«, grunzte Quennto, schnallte sich los und stand auf. »Schauen wir uns den Schaden mal an und sehen, ob wir das Schiff zumindest auf Besucher vorbereiten können. Car’das, du bleibst hier und passt auf.«

»Ich?«, fragte Car’das und spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. »Aber was, wenn sie mit uns reden wollen?«

»Was glaubst du denn?«, knurrte Quennto, während er und Maris schon zum Heck gingen. »Dann redest du eben mit ihnen.«

2

Die Sieger ließen sich Zeit damit, die Überreste des Hutt-Schiffs zu untersuchen oder vielleicht auch nur schadenfroh zu sein. Car’das schloss aus der Anzahl von Antriebslichtern, die er immer wieder sah, dass in den Kampf selbst nur drei Schiffe verwickelt gewesen waren, und dann gab es noch das, das sie immer noch von der Flanke aus bewachte.

Connor-Netze waren ähnlich wie Ionengeschütze eher dazu gedacht, etwas funktionsunfähig zu machen und festzuhalten, als es zu zerstören, und Quennto und Maris hatten die meisten Systeme wieder aktiviert, als ihr Bewacher schließlich etwas unternahm.

»Quennto, er ändert den Kurs«, rief Car’das ins Kom und sah zu, wie das graue Schiff lässig an der Kuppel vorbeischwebte und eine neue Position einnahm, diesmal mit dem Heck vor und über dem Bug der Bargain Hunter. »Sieht aus, als wollte er, dass wir ihm folgen.«

»Schon auf dem Weg«, antwortete Quennto. »Bring den Antrieb auf ein Viertel der Energie.«

Das graue Schiff begann geradeaus zu fliegen, als der Captain und Maris ins Cockpit zurückkehrten. »Also los«, murmelte Quennto, ließ sich auf seinen Sitz fallen und gab Schub. »Hat einer eine Ahnung, wohin wir fliegen?«

»Der Rest der Gruppe ist immer noch drüben bei dem Hutt-Schiff«, sagte Car’das und drängte sich vorsichtig an Maris vorbei zu seiner eigenen Station. »Vielleicht bringt er uns dorthin.«

»Sieht so aus«, meinte Quennto und führte dem Antrieb mehr Energie zu. »Zumindest haben sie bis jetzt nicht geschossen. Das ist für gewöhnlich ein gutes Zeichen.«

Als sie die Überreste von Proggas Schiff erreichten, waren dort tatsächlich drei fremde Schiffe zu sehen, zwei davon Doppelgänger ihrer frachtergroßen Eskorte, das dritte erheblich größer. »Nicht wesentlich größer als ein Kreuzer der Republik«, stellte Car’das fest. »Tatsächlich ziemlich klein, wenn man bedenkt, was sie gerade getan haben.«

»Sieht aus, als öffneten sie eine Dockbucht für uns«, sagte Maris.

Car’das nahm Augenmaß von der sich öffnenden Backbordklappe. »Nicht viel Platz dort drinnen.«

»Unser Bug wird passen«, versicherte ihm Quennto. »Und wir können über den vorderen Wartungstunnel aussteigen.«

»Wir gehen in ihr Schiff?«, fragte Maris ein wenig unsicher.

»Es sei denn, die anderen kommen durch den Tunnel zu uns herein«, antwortete Quennto. »Es sind immer die Jungs mit den Gewehren, die die Entscheidungen fällen.« Er hob warnend den Finger. »Wir müssen einfach dafür sorgen, dass wir die Situation unter Kontrolle halten.« Er drehte sich ein Stück zu Car’das um. »Was bedeutet, dass ich derjenige sein werde, der redet. Und wenn sie euch direkt fragen, bekommen sie gerade eben so viel Antwort, wie die Frage wert ist. Nicht mehr. Verstanden?«

Car’das schluckte. »Verstanden.«

Ihre Eskorte führte sie an die Seite des größeren Schiffs, und zwei Minuten später hatte Quennto die Bargain Hunter sicher in den Dockring geführt. Ein Verbindungstunnel bewegte sich auf die Wartungsluke zu, als Quennto die Systeme auf »standby« herunterfuhr, und bis die drei die Leiter heruntergestiegen waren, zeigten die Ausgangssensoren auch schon an, dass sich die Tunnelöffnung an Ort und Stelle und unter Druck befand. »Also los«, murmelte Quennto, richtete sich gerade auf und gab den Öffnungscode ein. »Und vergesst nicht: Lasst mich reden.«

Zwei Besatzungsmitglieder warteten vor der Luke, als sie aufglitt: blauhäutige Humanoide mit glühend roten Augen und blauschwarzem Haar, die identische schwarze Uniformen mit grünen Schulterstücken trugen. Sie hatten jeweils eine kleine, aber unangenehm aussehende Handfeuerwaffe am Gürtel.

»Hallo«, grüßte Quennto und machte einen Schritt in den Tunnel. »Ich bin Dubrak Quennto, Captain der Bargain Hunter.«

Die Fremden antworteten nicht, sondern bewegten sich nur zur Seite und deuteten den Tunnel entlang.

»Dort entlang?«, fragte Quennto, zeigte mit einer Hand in die entsprechende Richtung und ergriff Maris’ Arm mit der andern. »Kein Problem.«

Er und Maris gingen den Tunnel entlang, und das gerippte Material des Bodens federte bei jedem Schritt wie eine Hängebrücke. Car’das folgte dicht hinter ihnen und betrachtete die Fremden aus den Augenwinkeln, als er zwischen ihnen hindurchging. Von der ungewöhnlichen Hautfarbe und diesen glühenden Augen einmal abgesehen, sahen sie erstaunlich menschlich aus. Waren sie die Nachkommen einer sehr frühen Expansion der Menschen in die Galaxis? Oder bildeten sie ein ganz eigenes Volk, und die Ähnlichkeit war reiner Zufall?

Zwei weitere Fremde warteten direkt im eigentlichen Schiff, ebenso gekleidet und bewaffnet wie die ersten beiden, nur dass ihre Schulterstücke nicht grün, sondern gelb und blau waren. Sie vollzogen eine präzise militärische Kehrtwendung, als die drei Menschen eintrafen, und führten sie einen schwach gebogenen Flur entlang, der aus einem opalisierenden Material mit leichtem, gedämpftem Schimmer bestand. Car’das fuhr mit den Fingerspitzen vorsichtig darüber und versuchte vergebens herauszufinden, ob es sich um Metall, Keramik oder ein Verbundmaterial handelte.

Fünf Meter den Flur entlang erreichten ihre Führer eine offene Tür und stellten sich zu beiden Seiten auf. »Dort hinein?«, fragte Quennto. »Kein Problem.« Er reckte die Schultern, wie es Car’das schon oft bei ihm beobachtet hatte, wenn es darum ging, ein Geschäft abzuschließen. Dann betrat er den Raum, eine Hand immer noch an Maris’ Arm. Car’das warf einen letzten Blick auf die Flurwände und folgte ihnen.

Der Raum war klein und schlicht, und das Mobiliar bestand nur aus einem Tisch und einem halben Dutzend Stühlen. Ein Konferenzraum, nahm Car’das an, oder vielleicht ein Speiseraum für die Diensthabenden. Ein weiterer blauhäutiger Mann saß an der der Tür gegenüberliegenden Seite des Tischs und richtete die glühenden Augen auf die Besucher. Er trug das gleiche Schwarz wie ihre Begleiter, aber mit größeren dunkelroten Schulterstücken und zwei kunstvoll gearbeiteten Silberstreifen am Kragen. Ein Offizier?

»Hallo«, sagte Quennto leutselig und blieb vor dem Tisch stehen. »Ich bin Dubrak Quennto, Captain der Bargain Hunter. Sie sprechen wahrscheinlich kein Basic.«

Der Mann antwortete nicht, aber Car’das glaubte gesehen zu haben, wie etwas an seiner Stirn kurz zuckte. »Vielleicht sollten wir eine der Handelssprachen des Äußeren Rands versuchen«, schlug er vor.

»Danke für diese brillante Idee«, erwiderte Quennto mit einem Hauch von Sarkasmus. »Ich grüße Sie, edler Herr«, fuhr er auf Sy Bisti fort. »Wir sind Reisende und Händler von weither, die Ihnen und Ihrem Volk nicht schaden wollen.«

Wieder keine Reaktion. »Du könntest Taarja versuchen«, riet Maris.

»Mein Taarja ist nicht besonders gut«, sagte Quennto immer noch auf Sy Bisti. »Was ist mit euch?«, fragte er und wandte sich den beiden Wachen zu, die ihnen in den Raum gefolgt waren. »Versteht einer von euch Sy Bisti? Was ist mit Taarja? Meese Caulf?«

»Sy Bisti wird genügen«, stellte der Mann hinter dem Tisch in dieser Sprache fest.

Quennto drehte sich überrascht blinzelnd wieder um. »Haben Sie gerade gesagt …«

»Ich sagte, Sy Bisti wird genügen«, erwiderte der Fremde. »Bitte setzen Sie sich.«

»Äh … danke.« Quennto rückte Stühle für sich und Maris zurecht und bedeutete Car’das mit einem Nicken, sich auch einen zu nehmen. Die Stuhllehnen hatten eine für Menschen ein wenig ungewöhnliche Form, bemerkte Car’das, als er sich hinsetzte, waren aber nicht unbequem.

»Ich bin Commander Mitth’raw’nuruodo von den Chiss«, fuhr der Fremde fort. »Das hier ist die Springhawk, Kommandoschiff der zweiten Voraustruppe der Vorgeschobenen Verteidigungsflotte.«

Vorgeschoben. Car’das spürte, wie ihm ein Schauder über den Rücken lief. Bedeutete das, dass diese Chiss im Begriff waren, ihr Territorium auszudehnen?

Er hoffte nicht. Die Republik konnte im Moment wirklich keine Gefahr von außerhalb ihrer Grenzen brauchen. Der Oberste Kanzler Palpatine tat sein Bestes, aber es gab eine Menge Widerstand gegen seine Versuche, der alten Schludrigkeit und Korruption der Regierung auf Coruscant ein Ende zu machen. Selbst fünf Jahre nach ihrem kleinen Missgeschick auf Naboo war die Handelsföderation immer noch nicht für ihre offene Aggression bestraft worden, obwohl Palpatine sich gewaltig anstrengte, sie vor Gericht zu bringen. Ablehnung und Frustration keimten überall in der Galaxis auf, und alle zwei Wochen gab es neue Gerüchte über weitere Reformierungs- oder Abspaltungsbewegungen.

Quennto kam die ganze Situation entgegen: Regierungsbürokratien mit ihren Dutzenden von Gebühren und offenen Verboten stellten für Schmuggelaktionen in kleinem Maßstab, wie er sie betrieb, eine ideale Umgebung dar. Und Car’das musste zugeben, dass ihnen diese Aktivitäten während seiner kurzen Zeit auf der Bargain Hunter bereits beachtlichen Profit eingetragen hatten.

Quennto verstand allerdings offenbar nicht, dass ein gewisses Maß an Instabilität bei einer Regierung zwar durchaus nützlich sein konnte, aber sich zu viel davon auf die Schmuggler bald ebenso schlecht auswirken würde wie auf alle anderen.

Und ein ausgewachsener Krieg wäre zweifellos das Schlechteste. Für alle Beteiligten …

»Und Sie sind?«, fragte Mitth’raw’nuruodo und richtete die glühenden Augen auf Car’das.

Car’das öffnete den Mund. »Ich bin Dubrak Quennto, Commander«, warf Quennto ein, bevor Car’das etwas sagen konnte. »Captain der …«

»Und Sie sind?«, wiederholte Mitth’raw’nuruodo, den Blick immer noch auf Car’das gerichtet, mit einer leichten, aber unmissverständlichen Betonung des Pronomens.

Car’das warf Quennto einen Seitenblick zu, der seinerseits kaum wahrnehmbar nickte. »Ich bin Jorj Car’das«, sagte er, »Besatzungsmitglied auf dem Frachter Bargain Hunter.«

»Und die da?«, fragte Mitth’raw’nuruodo und deutete auf die anderen.

Wieder sah Car’das Quennto an. Die Miene des Captains war nun eher säuerlich, aber er nickte seinem jungen Besatzungsmitglied dennoch ein weiteres Mal knapp zu. »Das da sind mein Captain Dubrak Quennto«, sagte Car’das, »und seine …« – Freundin? Copilotin? Partnerin? – »… seine Stellvertreterin Maris Ferasi.«

Mitth’raw’nuruodo nickte allen nacheinander zu, dann konzentrierte er sich wieder auf Car’das. »Warum sind Sie hier?«

»Wir sind corellianische Händler aus einem der Systeme der Galaktischen Republik«, antwortete Car’das.

»Cor-rel-lia-nisch«, wiederholte Mitth’raw’nuruodo, als probierte er das Wort aus. »Händler, sagen Sie? Keine Forscher oder Späher?«

»Nein, ganz bestimmt nicht«, versicherte Car’das. »Wir vermieten unser Schiff, um Fracht zwischen Sternensystemen zu transportieren.«

»Und das andere Schiff?«, fragte Mitth’raw’nuruodo.

»So etwas wie Piraten«, warf Quennto ein, bevor Car’das antworten konnte. »Wir waren auf der Flucht vor ihnen, als wir Probleme mit unserem Hyperantrieb bekamen, und so kamen wir hierher.«

»Kennen Sie diese Piraten?«, wollte Mitth’raw’nuruodo wissen.

»Wie könnten wir …«, begann Quennto.

»Ja, wir hatten schon zuvor Ärger mit ihnen«, unterbrach ihn Car’das. Etwas in Mitth’raw’nuruodos Stimme, als er diese Frage gestellt hatte, hatte ihn alarmiert. »Ich glaube, sie hatten es speziell auf uns abgesehen.«

»Sie müssen wirklich wertvolle Fracht geladen haben.«

»Nichts Besonderes«, widersprach Quennto und warf Car’das einen warnenden Blick zu. »Eine Ladung Felle und exotische Luxuskleidung. Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie uns zu Hilfe gekommen sind.«

Car’das spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog. Der größte Teil ihrer Fracht bestand tatsächlich aus Luxuskleidung, aber in die Filigrankragen einiger Pelzgewänder waren geschmuggelte Feueredelsteine genäht. Falls Mitth’raw’nuruodo beschloss, die Ladung zu durchsuchen, und sie dort fand, drohte irgendwo in der Zukunft der Bargain Hunter eine sehr unglückliche Drixo.

»Keine Ursache«, sagte Mitth’raw’nuruodo. »Ich würde gern einmal sehen, was bei Ihnen als Luxusgewänder betrachtet wird. Vielleicht könnten Sie mir Ihre Fracht ja zeigen, bevor Sie wieder aufbrechen.«

»Es wäre mir ein Vergnügen«, versicherte Quennto. »Heißt das, Sie werden uns gehen lassen?«

»Schon bald«, versicherte Mitth’raw’nuruodo. »Aber zuvor muss ich Ihr Schiff untersuchen und mich versichern, dass Sie wirklich die unschuldigen Reisenden sind, als die Sie sich ausgeben.«

»Selbstverständlich, selbstverständlich«, erwiderte Quennto unbeschwert. »Wir führen Sie überall herum, wann immer Sie wünschen.«

»Danke«, sagte Mitth’raw’nuruodo. »Aber das kann warten, bis wir auf meiner Basis sind. Bis dahin werden wir Ihnen einen Raum zur Verfügung stellen, in dem Sie sich ausruhen können. Vielleicht werden Sie mir später erlauben, Ihnen die Gastfreundschaft der Chiss zu demonstrieren.«

»Wir sind dankbar und fühlen uns geehrt, Commander«, sagte Quennto und deutete eine Verbeugung an. »Ich möchte nur erwähnen, dass wir einen sehr engen Terminplan haben, der durch diesen unerwarteten Umweg nicht besser geworden ist. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns so schnell wie möglich wieder zurückschicken könnten.«

»Selbstverständlich«, erwiderte Mitth’raw’nuruodo. »Die Basis ist nicht weit.«

»Befindet sie sich in diesem System?«, fragte Quennto. Dann hob er die Hand, bevor der Chiss antworten konnte. »Tut mir leid – das geht mich nichts an.«

»Stimmt.« Mitth’raw’nuruodo war offensichtlich der gleichen Ansicht. »Dennoch, es wird nichts schaden, Ihnen zu sagen, dass sie in einem vollkommen anderen System liegt.«

»Ah«, sagte Quennto. »Darf ich fragen, wann wir aufbrechen?«

»Wir sind bereits auf dem Weg«, antwortete Mitth’raw’nuruodo freundlich. »Wir haben den Sprung in den Hyperraum vor etwa vier Standardminuten durchgeführt.«

Quennto verzog das Gesicht. »Tatsächlich? Ich habe nichts gehört oder gespürt.«

»Vielleicht sind unsere Hyperantriebssysteme den Ihren ja überlegen«, sagte Mitth’raw’nuruodo und erhob sich. »Wenn Sie mir jetzt folgen würden, bringe ich Sie zum Ruhebereich.«

Er führte sie weitere fünf Meter den Flur entlang zu einer anderen Tür, wo er ein gestreiftes Feld an der Wand berührte. »Ich gebe Bescheid, wenn ich Sie wieder brauche«, sagte er, als die Tür aufglitt.

»Wir freuen uns auf weitere Gespräche«, erwiderte Quennto und verbeugte sich noch einmal knapp, während er Maris hinter sich durch die Tür zog. »Danke, Commander.«

Die beiden verschwanden im Raum. Car’das nickte dem Commander zu und folgte ihnen.

Der Raum war kompakt möbliert. An einer Wand stand ein Etagenbett mit drei Ebenen, an der anderen gab es einen Tisch mit Bänken an den Seiten, die von der Wand heruntergeklappt werden konnten. Neben dem Etagenbett waren drei große Schubladen in die Wand eingelassen, und rechts führte eine Tür zu einer kleinen Erfrischerstation.

»Was glaubt ihr, was er mit uns machen wird?«, murmelte Maris und sah sich um.

»Er wird uns wieder gehen lassen«, versicherte ihr Quennto, warf einen Blick in die Erfrischerstation und setzte sich dann auf die untere Matratze, wobei er sich vorbeugen musste, um sich nicht den Kopf zu stoßen. »Die wahre Frage lautet, ob wir die Feueredelsteine mitnehmen werden.«

Car’das räusperte sich. »Sollten wir wirklich darüber sprechen?«, fragte er und schaute sich vielsagend um.

»Entspann dich«, knurrte Quennto. »Sie reden kein Wort Basic.« Er kniff die Augen zusammen. »Und da wir gerade von Reden reden: Warum hast du ihm gesagt, dass wir Progga kannten?«

»Es lag etwas in seinem Blick und in seiner Stimme, als er danach fragte«, erklärte Car’das. »Etwas, das mir sagte, dass er es bereits wusste und wir ihn lieber nicht anlügen sollten.«

Quennto schnaubte. »Lächerlich.«

»Vielleicht haben ein paar Leute von Proggas Besatzung überlebt?«, spekulierte Maris.

»Unmöglich«, erklärte Quennto entschlossen. »Ihr habt doch gesehen, wie das Schiff aussah. Aufgerissen wie ein Rationsriegel.«

»Keine Ahnung, woher er es hatte«, sagte Car’das. »Ich weiß nur, dass er es wirklich wusste.«

»Und einen ehrenhaften Mann sollte man ohnehin nicht belügen«, murmelte Maris.

»Wer? Der? Ehrenhaft?« Quennto schnaubte. »Kann ich mir nicht vorstellen. Militärs sind alle gleich, und die Aalglatten sind die Schlimmsten.«

»Ich habe ein paar wenige ehrenhafte Soldaten kennengelernt«, erklärte Maris steif. »Außerdem hatte ich immer ein gutes Gespür für Leute. Ich denke, dieser Mitth’raw … Ich denke, man kann dem Commander trauen.« Sie zog die Brauen hoch. »Und ich bin ganz Car’das’ Meinung und glaube ebenfalls nicht, dass es eine gute Idee wäre, ihn austricksen zu wollen.«

»Es ist nur dann eine schlechte Idee, wenn man sich erwischen lässt«, widersprach Quennto. »In dieser Galaxis bekommt man nur, worum man feilscht, Maris. Nicht mehr.«

»Du glaubst also wirklich nicht an das Gute in Anderen.«

»Ich habe allen Glauben, den ich brauche, Kleines«, erwiderte Quennto ruhig. »Ich weiß nur zufällig ein bisschen mehr über das Wesen der Menschen als du. Über das von Menschen und Nichtmenschen.«

»Ich denke immer noch, wir sollten vollkommen offen mit ihm sein«, sagte Maris.

»Offen zu sein ist das Letzte, was du tun solltest. Ganz gleich bei welcher Gelegenheit. Es gibt dem Gegner alle Vorteile.« Quennto nickte zu der geschlossenen Tür hin. »Und dieser Bursche klingt wie einer, der Fragen stellen wird, bis wir an Altersschwäche sterben, wenn wir ihn lassen.«

»Dennoch, es könnte nichts schaden, wenigstens eine kleine Weile bei ihm zu bleiben«, meinte Car’das. »Proggas Leute werden ziemlich wütend sein, wenn er nicht zurückkehrt.«

Quennto schüttelte den Kopf. »Das werden sie uns niemals anhängen können.«

»Ja, aber …«

»Junge, überlass mir das Denken, ja?«, schnitt ihm Quennto das Wort ab. Er zog die Beine aufs Bett und lehnte sich zurück, die Arme hinter dem Kopf gefaltet. »Und jetzt seid eine Weile ruhig. Ich muss darüber nachdenken, was wir tun sollen.«

Maris warf Car’das einen Blick zu, zuckte kaum merklich mit den Schultern, drehte sich um und stieg auf die mittlere Matratze. Sie streckte sich aus, verschränkte die Arme und betrachtete die Unterseite des Betts über ihr, als wolle sie meditieren.

Car’das ging zur anderen Seite des Raums, klappte den Tisch und eine der Bänke nach unten und setzte sich hin, mehr oder weniger bequem zwischen den Tisch und die Wand gelehnt. Er stützte die Ellbogen auf den Tisch, den Kopf in eine Hand, schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen.

Erst als ein plötzliches Summen ihn aufschrecken ließ, wurde ihm klar, dass er offenbar eingedöst war. Er sprang auf, als sich die Tür öffnete und ein einzelner, schwarz gekleideter Chiss hereinkam. »Commander Mitth’raw’nuruodo entbietet seinen Respekt«, sagte der Mann auf Sy Bisti, aber mit ausgeprägtem Akzent. »Er möchte Sie gern im vorderen Aussichtsraum eins sehen.«

»Wunderbar«, meinte Quennto, schwang die Füße auf den Boden und stand auf. Sein Tonfall und seine Miene strotzten vor gekünstelter Leutseligkeit, wie es Car’das schon häufig bei ihm beobachtet hatte, wenn er feilschte.

»Nicht Sie.« Der Chiss deutete auf Car’das. »Nur dieser.«

Quennto erstarrte plötzlich. »Was?«

»Erfrischungen werden vorbereitet«, erklärte der Chiss. »Bis dahin wird nur dieser mitkommen.«

»Moment mal«, knurrte Quennto. »Wir bleiben entweder zusammen oder …«

»Schon gut«, unterbrach Car’das ihn hastig. Der Chiss in der Tür regte sich nicht, aber Car’das hatte eine subtile Veränderung von Licht und Schatten bemerkt, die darauf hinwies, dass sich dort draußen noch andere befanden. »Ich komme schon zurecht.«

»Car’das …«

»Schon gut«, wiederholte der jüngere Mann und ging zur Tür. Der Chiss trat zurück, und Car’das betrat den Flur.

Wie er schon vermutet hatte, warteten dort noch mehr Chiss, zwei von ihnen auf jeder Seite der Tür. »Folgen Sie mir«, sagte der Bote, als sich die Tür wieder schloss.

Die Gruppe ging den gebogenen Flur entlang, vorbei an drei abzweigenden Fluren und mehreren anderen Türen. Zwei dieser Türen standen offen, und Car’das konnte sich einen flüchtigen Blick im Vorbeigehen nicht verkneifen. Er sah jedoch nur Geräte, die er nicht erkannte, und noch mehr schwarz gekleidete Chiss.

Er hatte erwartet, dass es sich bei dem vorderen Aussichtsraum um eine vollgestopfte, mit aller modernen Technik ausgerüstete Kammer handelte. Zu seiner Überraschung wirkte er jedoch wie eine kleinere Version der Aussichtsgalerie eines Vergnügungsschiffs. Eine lange, gebogene Couch stand vor einem konvexen Fenster, das vom Boden bis zur Decke reichte und aus dem man derzeit einen spektakulären Blick auf den leuchtenden Himmel des Hyperraums hatte, der an dem Schiff vorbeitrieb. Die Innenbeleuchtung war gedämpft, was die Aussicht nur noch beeindruckender machte.

»Willkommen, Jorj Car’das.«

Car’das sah sich um. Mitth’raw’nuruodo saß allein auf einer Seite der Couch, und seine Gestalt zeichnete sich als Silhouette gegen den Hyperraum-Himmel ab. »Commander«, grüßte Car’das und warf seinem Führer einen fragenden Blick zu. Der Chiss nickte, trat zurück und schloss die Tür hinter sich und dem Rest der Eskorte. Car’das, der mehr als nur ein wenig nervös war, ging um das Ende der Couch herum und dann an der Biegung entlang.

»Wunderschön, nicht wahr?«, fragte Mitth’raw’nuruodo, als Car’das neben ihm stand. »Bitte setzen Sie sich.«

»Danke«, erwiderte Car’das und ließ sich einen vorsichtigen Meter von dem Chiss entfernt auf der Couch nieder. »Darf ich fragen, wieso Sie nach mir geschickt haben?«

»Selbstverständlich um Ihnen diese Aussicht zu zeigen«, erwiderte Mitth’raw’nuruodo trocken. »Und damit Sie mir ein paar Fragen beantworten.«

Car’das spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Es würde also ein Verhör werden. Tief drinnen hatte er das bereits gewusst, aber dennoch gehofft, dass Maris’ naive, idealistische Einschätzung des Chiss zuträfe. »Es ist tatsächlich eine sehr schöne Aussicht«, stellte er fest, denn er wusste nicht, was er sonst sagen sollte. »Ich bin ein wenig überrascht, auf einem Kriegsschiff einen solchen Raum vorzufinden.«

»Oh, es ist ein sehr funktioneller Raum«, versicherte Mitth’raw’nuruodo. »Seine offizielle Bezeichnung lautet vorderer Sicht-Triangulierungsstandort Nummer eins. Wir stellen während eines Kampfs hier Späher auf, die sich nach feindlichen Schiffen und anderen möglichen Gefahren umsehen und einige unserer auf Sicht funktionierenden Waffen koordinieren.«

»Haben Sie für so etwas denn keine Sensoren?«

»Selbstverständlich«, sagte Mitth’raw’nuruodo. »Und für gewöhnlich genügt das auch. Aber ich bin sicher, Sie wissen, dass es Möglichkeiten gibt, elektronische Augen zu blenden oder in die falsche Richtung zu lenken. Manchmal sind die Augen eines Chiss einfach verlässlicher.«

»Aha«, erwiderte Car’das mit einem Blick auf die glühenden Augen seines Gastgebers. Bei dieser gedämpften Beleuchtung wirkten sie sogar noch furchterregender. »Aber ist es nicht schwierig, den Schützen die Informationen schnell genug zu übermitteln?«

»Es gibt Möglichkeiten«, erwiderte Mitth’raw’nuruodo. »Womit genau beschäftigen Sie sich, Jorj Car’das?«

»Captain Quennto hat Ihnen das bereits gesagt.« Car’das spürte, dass ihm der Schweiß auf die Stirn trat. »Wir sind Kaufleute und Händler.«

Mitth’raw’nuruodo schüttelte den Kopf. »Leider kenne ich mich nur zu gut mit der Ökonomie interstellaren Reisens aus. Ihr Schiff ist viel zu klein, als dass eine normale Fracht auch nur die Standard-Betriebskosten abdecken würde, von Notfallreparaturen nicht zu reden. Ich nehme daher an, dass Sie noch eine Nebenbeschäftigung haben. Sie verfügen nicht über die Waffen, sich als Piraten oder Freibeuter zu betätigen, also müssen Sie Schmuggler sein.«

Car’das zögerte. Was genau wurde von ihm erwartet? »Ich nehme nicht an, dass ich Sie darauf hinweisen sollte, dass Ihre und unsere Ökonomie vielleicht nicht nach den gleichen Maßstäben funktionieren?«

»Wollen Sie das etwa tatsächlich behaupten?«

Car’das zögerte, aber in Mitth’raw’nuruodos Augen stand wieder dieser wissende Blick. »Nein«, gab der jüngere Mann schließlich zu. »Wir sind tatsächlich überwiegend einfach Händler, wie Captain Quennto sagte. Aber manchmal schmuggeln wir nebenbei auch ein wenig.«

»Aha«, murmelte Mitth’raw’nuruodo. »Ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit, Jorj Car’das.«

»Sie können mich einfach Car’das nennen«, erklärte Car’das. »In unserer Kultur benutzen für gewöhnlich nur Freunde den Vornamen.«

»Sie betrachten mich also nicht als Freund?«

»Betrachten Sie mich etwa so?«, fragte Car’das.

Er bereute diese Worte sofort. Sarkasmus war bei einer solchen Konfrontation wohl kaum anzuraten.

Aber Mitth’raw’nuruodo zog nur eine Braue hoch. »Nein, noch nicht«, stimmte er zu. »Vielleicht später einmal. Sie faszinieren mich, Car’das. Hier sitzen Sie, gefangen von Angehörigen einer Spezies, die Sie noch nie zuvor gesehen haben, und weit von daheim entfernt. Aber statt sich in eine Decke von Angst oder Zorn zu hüllen, strecken Sie selbst neugierig die Fühler aus.«

Car’das verzog das Gesicht. »Neugierig?«

»Als man Sie an Bord brachte, haben Sie sich meine Krieger so genau wie möglich angesehen«, sagte Mitth’raw’nuruodo. »Ich konnte leicht an Ihrem Blick und Ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass Sie beobachteten, nachdachten und einschätzten. Das Gleiche taten Sie, als man Sie zu Ihrem Quartier brachte, und wieder, als Sie jetzt hier hereinkamen.«

»Ich habe mich einfach nur umgesehen«, versicherte Car’das, und sein Herz schlug ein wenig schneller. Rangierten Spione auf Mitth’raw’nuruodos Unerwünschten-Liste höher oder tiefer als Schmuggler? »Ich verfolgte damit keine bestimmte Absicht.«

»Beruhigen Sie sich.« Eine Spur von Heiterkeit schlich sich in Mitth’raw’nuruodos Stimme. »Ich bezichtige Sie ja nicht, ein Spion zu sein. Auch ich neige zur Neugier und weiß sie daher bei anderen zu schätzen. Sagen Sie mir, wer soll die verborgenen Edelsteine erhalten?«

Car’das zuckte zusammen. »Sie haben … Ich meine … Wenn das so ist, warum fragen Sie mich dann noch?«

»Wie ich schon sagte, ich weiß Ehrlichkeit zu schätzen«, erwiderte Mitth’raw’nuruodo. »Wer ist der geplante Empfänger?«

»Eine Gruppe von Hutts, die vom Comra-System aus arbeitet.« Car’das gab sich geschlagen. »Rivalen dessen, den Sie … dessen, der uns angegriffen hat.« Er zögerte. »Sie wussten, dass das nicht einfach Piraten waren, oder? Dass sie es ausschließlich auf uns abgesehen hatten?«

»Wir haben Ihre Kommunikation mitgehört, als wir näher kamen, um einzugreifen«, berichtete Mitth’raw’nuruodo. »Selbstverständlich konnten wir das Gespräch nicht verstehen, aber als sich Captain Quennto mir später vorstellte, erinnerte ich mich, gehört zu haben, wie der Hutt Dubrak Quennto sagte. Und daraus habe ich den offensichtlichsten Schluss gezogen.«

Ein Schauder lief Car’das über den Rücken. Ein Gespräch in einer unbekannten Sprache, und dennoch war Mitth’raw’nuruodo imstande gewesen, sich davon genug zu merken, um Quenntos Namen aus dem Kauderwelsch herauszufiltern. Was für Geschöpfe waren diese Chiss?

»Ist der Besitz dieser Edelsteine illegal?«

»Nein, aber die Zollgebühren sind lächerlich hoch«, antwortete Car’das und zwang sich, sich wieder auf das Verhör zu konzentrieren. »Also arbeiten die Leute häufig mit Schmugglern zusammen, um die Gebühren nicht zahlen zu müssen.« Er zögerte. »Und wenn man bedenkt, von welchen Personen wir diesmal die Steine erhalten haben, ist es auch gut möglich, dass sie gestohlen wurden. Aber sagen Sie das Maris nicht.«

»Ach?«

Car’das zuckte zusammen. Er hatte es schon wieder getan – gesprochen, ohne nachzudenken. Wenn Mitth’raw’nuruodo ihn nicht schon bald umbrachte, würde Quennto das wahrscheinlich erledigen. »Maris ist so etwas wie eine Idealistin«, erklärte er zögernd. »Sie denkt, die Schmuggelei diente nur dem Zweck, sich der gierigen und dummen Bürokratie der Republik zu widersetzen.«

»Captain Quennto hält es nicht für notwendig, sie zu informieren?«

»Captain Quennto ist gern in ihrer Gesellschaft«, sagte Car’das. »Und ich bezweifle, dass sie bei ihm bleiben würde, wenn sie die Wahrheit wüsste.«

»Er behauptet, sie zu mögen, lügt sie aber an?«

»Ich weiß nicht, was er behauptet«, sagte Car’das. »Obwohl man wahrscheinlich auch anführen könnte, dass Idealisten wie Maris sich häufig selbst belügen. Die Wahrheit befindet sich vor ihrer Nase, aber sie weigert sich, sie zu erkennen.« Wieder schaute er in diese glühend roten Augen. »Obwohl das unseren Anteil daran selbstverständlich nicht entschuldigt«, fügte er verlegen hinzu.

»Nein, das tut es nicht«, sagte Mitth’raw’nuruodo. »Was wären die Folgen, wenn Sie diese Edelsteine nicht ablieferten?«

Car’das spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog. So viel zur Ehrenhaftigkeit von Commander Mitth’raw’nuruodo. Feueredelsteine waren hier offenbar ebenfalls wertvoll. »Sie würden uns umbringen«, gab er ganz offen zu. »Und wahrscheinlich auf eine für sie äußerst unterhaltsame Weise. Vielleicht werden sie zusehen, wie wir von mehreren unterschiedlichen großen Tieren gefressen werden.«

»Und wenn die Lieferung nur verspätet eintrifft?«

Car’das verzog das Gesicht und versuchte, die Miene seines Gegenübers in dem flackernden Hyperraum-Licht zu deuten. »Was genau wollen Sie von mir, Commander Mitth’raw’nuruodo?«

»Nichts allzu Schwieriges«, antwortete Mitth’raw’nuruodo. »Nur Ihre Gesellschaft für einige Zeit.«

»Warum?«

»Zum Teil, weil ich mehr über Ihr Volk erfahren möchte«, sagte Mitth’raw’nuruodo. »Aber vor allem, damit Sie mir Ihre Sprache beibringen können.«

Car’das blinzelte. »Unsere Sprache? Meinen Sie Basic?«

»Das ist doch die Hauptsprache Ihrer Republik, oder?«

»Ja, aber …« Car’das zögerte und überlegte, ob es eine rücksichtsvolle Art gab, jene Frage zu stellen, auf die es ihm ankam.

Mitth’raw’nuruodo musste seine Gedanken gelesen haben. Oder wahrscheinlicher den Ausdruck in seinen Augen und auf seinem Gesicht. »Ich plane keine Invasion, falls Sie das denken sollten«, sagte er mit dünnem Lächeln. »Chiss dringen nicht in die Territorien anderer ein. Wir führen keinen Krieg gegen mögliche Feinde, ehe wir tatsächlich angegriffen werden.«

»Nun, einen Angriff von uns brauchen Sie wirklich nicht zu befürchten«, erwiderte Car’das schnell. »Wir haben im Moment viel zu viele interne Probleme, um andere zu belästigen.«

»Dann haben wir also nichts voneinander zu befürchten«, stellte Mitth’raw’nuruodo fest. »Sie würden einfach nur meine Neugier befriedigen.«

»Ich verstehe«, sagte Car’das vorsichtig. Er wusste, dass Quennto an seiner Stelle schon mitten im Feilschen gewesen wäre und versucht hätte, alles aus diesem Handel herauszuholen, was er konnte. Vielleicht hatte Mitth’raw’nuruodo deshalb mit dem eindeutig weniger erfahrenen Besatzungsmitglied sprechen wollen.

Dennoch, er konnte es zumindest versuchen. »Und was hätten wir dabei zu gewinnen?«, fragte er.

»Sie selbst könnten Ihre Neugier ebenso befriedigen wie ich meine.« Mitth’raw’nuruodo zog die Brauen hoch. »Sie wollen doch mehr über mein Volk lernen, oder?«

»Sehr gern«, antwortete Car’das. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solcher Gedanke Captain Quennto sonderlich reizen würde.«

»Vielleicht würden ja ein paar weitere wertvolle Gegenstände, die wir seiner Fracht hinzufügen könnten, dazu beitragen«, schlug Mitth’raw’nuruodo vor. »Und das würde vielleicht auch helfen, Ihre Kunden milder zu stimmen.«

»Ja«, stimmte Car’das grimmig zu, »ein wenig mehr Beute könnte sie tatsächlich besänftigen.«

»Also gut«, sagte Mitth’raw’nuruodo und stand auf.

»Noch eine Sache«, warf Car’das ein. »Ich bringe Ihnen gern Basic bei, aber ich hätte selbst auch gerne ein wenig Sprachunterricht. Könnten Sie sich vorstellen, mir im Gegenzug die Sprache der Chiss beizubringen oder das von einem Ihrer Leute tun zu lassen?«

»Ich kann Ihnen beibringen, Cheunh zu verstehen.« Mitth’raw’nuruodo kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Aber ich bezweifle, dass Sie es jemals wirklich aussprechen könnten. Ich habe schon bemerkt, dass Sie sogar mit meinem Namen Schwierigkeiten haben.«

Car’das’ Wangen wurden heiß. »Das tut mir leid.«

»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, versicherte Mitth’raw’nuruodo. »Ihr Sprechmechanismus ist dem unseren sehr ähnlich, aber es gibt eindeutig auch Unterschiede. Dennoch, ich glaube, ich könnte Ihnen beibringen, Minnisiat zu sprechen. Es ist eine in den Regionen rings um unser Territorium weit verbreitete Handelssprache.«

»Das wäre wunderbar«, erwiderte Car’das. »Danke, Commander Mitth … äh, Commander.«

»Wie ich schon sagte, die Aussprache von Cheunh ist offenbar schwierig für Sie«, bemerkte Mitth’raw’nuruodo. »Vielleicht wäre es einfacher für Sie, mich bei meinem Kernnamen Thrawn zu nennen.«

Car’das runzelte die Stirn. »Ist das denn angemessen?«

Mitth’raw’nuruodo – Thrawn – zuckte mit den Schultern. »Im Allgemeinen sind in förmlichen Situationen volle Namen erforderlich, für Fremde ebenso wie für gesellschaftlich niedriger Stehende.«

»Und ich nehme an, wir erfüllen gleich alle drei Bedingungen.«

»Ja«, bestätigte Thrawn, »aber ich denke, solche Regeln können auch gebrochen werden, wenn es gute und triftige Gründe dafür gibt. Und hier ist das offensichtlich der Fall.«

»Es wird sicher einiges einfacher machen«, stimmte Car’das zu und nickte. »Danke, Commander Thrawn.«

»Gern geschehen«, erwiderte Thrawn. »Und nun haben wir eine leichte Erfrischung für Sie und die anderen vorbereitet. Danach kann der Sprachunterricht beginnen.«

3

Die Empfangsdame legte ihr Komlink hin und blickte lächelnd zu dem Mann und der Frau auf, die vor ihr standen. »Der Oberste Kanzler wird Euch jetzt empfangen, Meister C’baoth«, sagte sie.

»Ich danke Ihnen«, erwiderte Jedi-Meister Jorus C’baoth kühl und mürrisch.

Lorana Jinzler neben ihm zuckte innerlich zusammen. Ihr Meister war zornig, und das konnte sie ihm unter diesen Umständen nicht einmal übel nehmen. Aber es war schließlich Palpatine selbst, mit dem C’baoth sich angelegt hatte, nicht eine unwichtige Empfangsdame, die keinerlei Macht oder Autorität über die Befehle hatte, die aus dem Büro des Obersten Kanzlers ergingen. Es war ungerecht, seinen Zorn an ihr auszulassen.

Nur, dass C’baoth keine Gedanken an solche Dinge verschwendete. Ohne ein weiteres Wort ging er vom Schreibtisch der Empfangsdame zu den Türen zu Palpatines eigenem Büro. Lorana blieb dabei einen halben Schritt hinter ihm und warf der Empfangsdame noch einmal einen Blick und ein ermutigendes Lächeln zu.

Als sie die Tür schon beinahe erreicht hatten, kamen zwei Brolfi aus dem Büro, deren gelbgrün gemusterte Haut aus festem Horn unter ihren Ledertuniken vor Aufregung bebte. C’baoth wurde nicht langsamer, sondern ging weiter direkt auf die beiden Nichtmenschen zu und zwang sie damit, hastig beiseitezutreten, um ihn durchzulassen. Mit einem erneuten innerlichen Zusammenzucken machte Lorana ein paar schnelle Schritte, um ihren Meister einzuholen, was ihr gelang, als er gerade die Türen des Büros erreichte.

Der Oberste Kanzler Palpatine saß an seinem Schreibtisch, und hinter ihm war durch ein breites Fenster die Skyline von Coruscant zu sehen. Ein junger Mann mit maschinenbestickter Tunika und Weste stand mit einem Datenblock am Schreibtisch und sagte leise etwas.

Palpatine blickte auf, als C’baoth und Lorana hereinkamen, und sogleich breitete sich sein berühmtes Lächeln auf seinen Zügen aus. »Ah, Meister C’baoth«, sagte er und winkte sie näher heran. »Und selbstverständlich Eure junge Padawan – Lorana Jinzler, nicht wahr? Seid willkommen!«

»Sparen wir uns doch die Freundlichkeiten, Kanzler«, sagte C’baoth steif und zog einen Datenblock aus der Gürteltasche, während er weiter auf den Schreibtisch zuging. »Wir sind nicht zum Vergnügen hier.«

Der junge Mann neben Palpatine richtete sich auf, und seine Augen blitzten. »Ihr werdet gegenüber den Obersten Kanzler keinen solchen Ton anschlagen«, verkündete er mit fester Stimme.

»Pass auf, was du sagst, Handlanger«, knurrte C’baoth. »Nimm deine bürokratischen Spielzeuge und verschwinde.«

Der junge Mann zuckte nicht mit der Wimper. »Ihr werdet gegenüber dem Obersten Kanzler keinen solchen Ton anschlagen«, wiederholte er.

»Schon in Ordnung, Kinman«, sagte Palpatine beschwichtigend und streckte die Hand zu dem jungen Mann aus, bevor er aufstand. »Ich bin sicher, Meister C’baoth meinte das nicht respektlos.«

Einen Augenblick lang standen C’baoth und Palpatine einander an dem breiten Schreitisch gegenüber, und die Spannung zwischen ihnen brachte beinahe die Luft zum Flirren. Dann begann zu Loranas Erleichterung die Oberlippe des Jedi-Meisters zu zucken. »Nein, selbstverständlich nicht«, sagte er auf geringfügig höflichere Weise.

Palpatine lächelte freundlich. »Ihr habt meinen neuen Assistenten und Berater noch nicht kennen gelernt, nicht wahr, Meister C’baoth? Das hier ist Kinman Doriana.«

»Erfreut und geehrt«, sagte C’baoth in einem Tonfall, der sehr deutlich machte, dass beides nicht zutraf.

»Ebenso wie ich, Meister C’baoth«, erwiderte Doriana. »Es ist immer ein besonderes Privileg, jemandem zu begegnen, der geschworen hat, sein Leben dem Schutz der Republik zu widmen.«

»Und mir geht es ebenso«, stimmte Palpatine ihm zu. »Was kann ich für Euch tun, Meister C’baoth?«

»Ihr wisst sehr gut, was Ihr für mich tun könnt«, grollte C’baoth. Ohne auf eine Einladung zu warten, setzte er sich in einen Sessel und legte den Datenblock auf den Schreibtisch. »Um es kurz zu machen: das Extragalaktische Flugprojekt.«

»Aber natürlich«, sagte Palpatine müde und bedeutete Lorana, sich in den Sessel neben C’baoths zu setzen, bevor er sich selbst wieder niederließ. »Was ist es denn diesmal?«

»Das hier.« Mit einer Handbewegung schob C’baoth mit Hilfe der Macht den Datenblock über den Schreibtisch, sodass das Gerät vor dem Obersten Kanzler liegen blieb. »Das Bewilligungskomitee des Senats hat meine Finanzierung schon wieder gekürzt.«

Palpatine seufzte. »Was soll ich dazu sagen, Meister C’baoth? Ich kann dem Senat nicht vorschreiben, was er tun soll. Und ich kann ganz bestimmt keine so störrische Gruppe wie das Bewilligungskomitee zwingen, den gleichen Standpunkt einzunehmen wie wir.«

»Wir?«, wiederholte C’baoth aufgebracht. »Jetzt sind es also plötzlich wir? Ich kann mich erinnern, dass Ihr noch vor nicht allzu langer Zeit alles andere als begeistert von diesem Projekt wart.«

»Vielleicht solltet Ihr Eure Erinnerungen einmal besser überprüfen«, erwiderte Palpatine mit einer gewissen Schärfe. »Es ist der Jedi-Rat, der sich in den vergangenen Monaten vom Extragalaktischen Flugprojekt zurückgezogen hat. Tatsächlich befürchte ich sogar, dass Meister Yoda es sich anders überlegt hat, was die Teilnahme von mehr als einem oder zwei Jedi an der Expedition betrifft.«

»Um Meister Yoda werde ich mich schon kümmern, wenn es so weit ist«, erklärte C’baoth entschlossen. »Aber derzeit seid Ihr es, der das Schicksal des Projekts in Händen hält.«

»Und ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um Euch zu helfen«, behauptete Palpatine. »Ihr habt Eure Schiffe – sechs nagelneue Dreadnaughts direkt aus der Rendili-Werft. Ihr habt den zentralen Lagerkern, den Ihr wolltet, und die Turbolift-Masten, die alles miteinander verbinden sollen. Ihr habt die Mannschaft und die Passagiere, die auf Yaga Minor trainieren …«

»Ah!«, unterbrach C’baoth und deutete aufgeregt mit dem Zeigefinger auf den Datenblock, der immer noch unberührt vor dem Obersten Kanzler lag. »Tatsächlich habe ich nicht alle Passagiere. Irgendein idiotischer Bürokrat hat das Teilnehmerprofil so verändert, dass es jetzt nur noch aus Mannschaftsmitgliedern besteht, ohne Familien und mögliche Kolonisten.«

Widerstrebend, wie Lorana dachte, griff Palpatine nun nach dem Datenblock. »Sicher eine Entscheidung, die Kosten sparen sollte«, sagte er und sah sich die Daten an. »All diese zusätzlichen Personen an Bord zu haben würde zusätzliche Ausrüstung und Lebensmittel erfordern.«

»Wenn sie wegfallen, können wir das Projekt gleich streichen«, sagte C’baoth. »Welchen Sinn hätte es denn, eine Expedition in eine andere Galaxis zu schicken, wenn keine Möglichkeit besteht, Kolonien zu gründen, wenn wir erst dort sind?«

»Vielleicht ist das ja gerade der Grund des Komitees«, spekulierte Palpatine. »Die politische Situation hat sich beträchtlich verändert, seit Ihr und der Rat dieses Projekt zum ersten Mal vorschlugt.«

»Und das macht es nur noch wichtiger«, erwiderte C’baoth. »Wir müssen herausfinden, welche Gefahren und Bedrohungen in den Unbekannten Regionen lauern oder nur darauf warten, uns aus einer anderen Galaxis heraus zu erobern.«

»Gefahren?«, wiederholte Palpatine und zog die Brauen hoch. »Ich hatte den Eindruck, der Zweck des Extragalaktischen Flugprojekts bestünde darin, nach neuem Leben und möglichen Benutzern der Macht außerhalb unserer Grenzen zu suchen. Zumindest war das doch die Erklärung, die zu dem ursprünglichen Vorschlag abgegeben wurde.«

»Es gibt keinen Grund, wieso das Projekt nicht beides leisten sollte«, grollte C’baoth störrisch. »Tatsächlich hatte ich angenommen, dass die Hinzufügung von Sicherheits-Beweggründen das Projekt für den Senat mehr akzeptabel machen würde, nicht weniger.«

Palpatine schüttelte den Kopf, und sein grauweißes Haar schimmerte im Licht, das durch das Fenster hinter ihm hereinfiel. Lorana konnte sich noch erinnern, dass das Haar einmal überwiegend braun gewesen war, mit nur ein paar grauen Strähnen an den Schläfen. Nun, nachdem der Kanzler das Gewicht der Republik fünf Jahre lang auf den Schultern getragen hatte, war das Braun so gut wie verschwunden. »Es tut mir leid, Meister C’baoth«, sagte der Kanzler. »Wenn Ihr den Senat überzeugen könnt, die Kürzungen des Bewilligungskomitees zurückzunehmen, werde ich Euch mit Freuden unterstützen. Aber im Augenblick kann ich nichts mehr tun.«

»Es sei denn«, warf Doriana ein, »Meister C’baoth könnte uns bei der Barlok-Situation helfen.«

»Ich kann nichts mehr tun«, wiederholte Palpatine mit einem warnenden Blick zu seinem Assistenten. »Und außerdem wird der Rat ihn wohl kaum in den Marcol-Sektor schicken, wenn es hier so viele dringlichere Dinge zu regeln gibt.«

»Nicht so schnell«, knurrte C’baoth »Um was geht es denn?«

»Es ist kaum der Rede wert«, sagte Palpatine widerstrebend. »Ein kleiner Disput zwischen der Firmenallianz und einer der lokalen Regierungen auf Barlok um Bergbaurechte. Diese Brolfi, denen Ihr beim Hereinkommen begegnet seid, haben mir gerade ihren Fall vorgelegt und um Hilfe bei der Verhandlung eines Übereinkommens gebeten.«

»Und Ihr habt nicht sofort an mich gedacht?«, fragte C’baoth trocken. »Ich glaube, das ist eine Beleidigung.«

»Bitte, Meister C’baoth«, sagte Palpatine lächelnd. »Ich habe bereits viel zu viele Feinde auf Coruscant. Ich will Euch nicht auch noch dazu zählen müssen.«

»Dann lasst uns einen Handel abschließen«, bot C’baoth an. »Wenn ich dieses Problem für Euch lösen kann, würdet Ihr dann das Bewilligungskomitee anweisen, sich für die ursprüngliche Finanzierung des Flugprojekts auszusprechen?«

Lorana verlagerte unbehaglich ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Das hier roch gefährlich nach illegalen Tauschhändeln mit Speedern und all den anderen Dingen, die das gesamte Konzept von Gerechtigkeit innerhalb der Regierung der Republik immer mehr unterminierten. Aber sie wagte nicht, C’baoth eine entsprechende Bemerkung zu machen, erst recht nicht vor Palpatine und seinem Assistenten.

»Ich kann Euch nichts versprechen«, warnte Palpatine. »Schon gar nicht, was den Senat angeht. Aber ich glaube an das Extragalaktische Flugprojekt, Meister C’baoth, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit Euer Traum wahr wird.«

C’baoth schwieg lange Zeit, und wieder spürte Lorana die Spannung zwischen den beiden Männern. Dann nickte der Jedi-Meister abrupt. »Also gut, Kanzler Palpatine«, sagte er und stand auf. »Wir werden noch vor dem Abend auf dem Weg nach Barlok sein.«

Dann deutete er mit dem Zeigefinger auf Palpatine. »Aber sorgt dafür, dass ich meine Finanzierung kriege, wenn ich zurückkomme. Und meine Kolonisten.«

»Ich werde tun, was ich kann«, sagte Palpatine mit einem dünnen Lächeln. »Guten Tag, Meister C’baoth und Padawan Jinzler.«

Lorana wartete, bis sie das äußere Büro hinter sich gebracht hatten und den breiten Flur entlanggingen, bevor sie etwas sagte: »Muss der Rat solche Flüge nicht genehmigen?«

»Mach dir wegen des Rats keine Gedanken«, erwiderte C’baoth brüsk. »Auf dem Weg in Palpatines Büro bist du wegen dieser beiden Brolfi aus dem Tritt geraten.«