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Jacen und Jaina, die Kinder von Prinzessin Leia Organa und Han Solo, repräsentieren die neue Generation der Jedi-Ritter. Sie treten mit 14 Jahren in Luke Skywalkers Jedi-Akademie ein. Doch die Bedrohung durch die Dunklen Jedis von der Schattenakademie wächst, und Luke muss seine Schützlinge auf den unausweichlichen Konflikt vorbereiten …
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Seitenzahl: 183
Für Letha L. Burchard Förderin, Fan und Freundin, die uns »damals « schon kannte ...
... und immer noch mit uns spricht.
Unser üblicher Dank geht an Lilli E. Mitchell, deren flinke Finger unsere Diktate zu Papier bringen und deren Interesse an unseren Gestalten und Geschichten dafür sorgt, daß wir bei der Sache bleiben; an Lucy Wilson, Sue Rostoni und Allen Kausch von Lucasfilm für ihre Aufgeschlossenheit und ihre unschätzbar wertvollen Anregungen; an Ginjer Buchanan und die Leute von Berkley/Boulevard für ihre enthusiastische Unterstützung und Ermutigung während der Arbeit an dieser Serie; und an Jonathan MacGregor Gowan, der unser begeistertster Testleser und Ideenlieferant ist.
Im ungewissen Licht der heraufziehenden Dämmerung sah Jaina zu, wie ihr Onkel Luke Skywalker die Shadow Chaser in den unterhalb des Großen Tempels gelegenen Hangar der Jedi-Akademie manövrierte. Ihr Vater Han Solo und Chewbacca waren nicht einmal lang genug geblieben, um es selbst zu erledigen, nachdem die jungen Jedi-Ritter von der Wookiee-Heimatwelt Kashyyyk zurückgekehrt waren.
Angesichts der Bedrohung durch die Schatten-Akademie hatten sie keine Zeit zu verlieren.
Jaina fand es schwer zu glauben, daß Kashyyyk noch vor zwei Tagen von imperialen Truppen angegriffen worden war, die niemand anderer als ihr einstiger Freund Zekk angeführt hatte, heute ein Dunkler Jedi in Diensten des Zweiten Imperiums. Als sie dem dunkelhaarigen jungen Mann im Unterholz des Waldes gegenübergestanden hatte, hatte er ihr davon abgeraten, nach Yavin 4 zurückzukehren, da die Schatten-Akademie den Dschungelmond bald angreifen werde.
Jaina hatte die Warnung als einen Hinweis darauf verstanden, daß Zekk immer noch etwas für sie und ihren Zwillingsbruder Jacen empfand.
Sie und ihre Freunde befanden sich erst seit wenigen Minuten wieder auf Yavin 4. Keiner von ihnen hatte während des zügigen Hyperraum-Rückflugs viel geschlafen, doch sie standen alle unter Adrenalin. Jaina hatte das Gefühl, sie würde explodieren, wenn sie nicht sofort irgend etwas tun konnte. So viele Vorbereitungen waren zu treffen, so viel zu planen.
Jacen, der neben ihr im Eingang zur Hangarbucht stand, gab ihr einen Stups. Als sie ihn von der Seite ansah, waren seine cognacfarbenen Augen auf sie gerichtet. »He, nun mach dir mal keine Sorgen«, sagte er. »Onkel Luke weiß schon, was zu tun ist. Er hat schon viele Angriffe des Imperiums miterlebt.«
»Toll, ich fühl mich jetzt schon viel besser«, sagte sie, doch ihr Tonfall bezeugte das Gegenteil.
Wie üblich griff Jacen zu einer bewährten Methode, um ihre Gedanken von der bevorstehenden Schlacht abzulenken. »He, soll ich dir einen Witz erzählen?«
»Ja, Jacen«, sagte Tenel Ka und gesellte sich zu ihnen. »Ich glaube, etwas Humor könnte jetzt nicht schaden.« Das Kriegermädchen von Dathomir glänzte vor Schweiß nach einem zehnminütigen Dauerlauf, den sie unternommen hatte, um »ihre Muskeln etwas zu lockern« — für Tenel Ka immer noch die effektivste Art, innere Anspannungen abzubauen.
»Na gut, Jacen. Schieß los«, sagte Jaina und machte sich auf das Schlimmste gefaßt.
Tenel Ka wischte sich mit ihrem einen Arm die langen, rotgoldenen Haarflechten aus dem Gesicht. Ihr linker war bei einem schrecklichen Unfall beim Lichtschwerttraining abgetrennt worden, und einen synthetischen Ersatz lehnte sie entschieden ab. »Du kannst jetzt deinen Witz erzählen.«
»Gut, wie spät ist es, wenn ein imperialer Läufer auf dein Armband-Chronometer trampelt?« Jacen hob die Augenbrauen und wartete auf eine Antwort. »Zeit, sich ein neues Chronometer zu kaufen.«
Nach einem Herzschlag tödlicher Stille nickte Tenel Ka und sagte mit ernster Stimme: »Danke, Jacen. Dein Witz war ... wirklich sehr passend.«
Das Kriegermädchen zeigte nie ein Lächeln, aber Jaina glaubte, ein Blinzeln in den kühlen grauen Augen ihrer Freundin bemerkt zu haben. Jaina stöhnte immer noch vor gespielter Qual, als Luke und der junge Wookiee Lowbacca aus der Shadow Chaser stiegen.
Jaina lief ihnen entgegen, da sie der Ansicht war, daß sie keine Sekunde zu verlieren hatten. Onkel Luke war offensichtlich derselben Meinung — kaum waren Jacen und Tenel Ka ebenfalls herangetrabt, begann der Jedi-Meister ohne Einleitung zu sprechen.
»Es wird das Zweite Imperium einige Zeit kosten, die neuen Computerbauteile zu installieren, die sie für ihre Flotte gestohlen haben«, sagte Luke. »Wir haben vielleicht noch ein paar Tage Zeit, aber darauf will ich’s lieber nicht ankommen lassen. Lowie — Tionne und Raynar sind zum Tempel auf dem See aufgebrochen, um dort gemeinsam zu trainieren. Ich möchte, daß du sie mit deinem T-23 zurückholst. Wir müssen jetzt alle zusammenarbeiten.«
Lowie grunzte, zum Zeichen, daß er verstanden hatte, und lief zu dem kleinen Skyhopper, den sein Onkel Chewbacca ihm geschenkt hatte. Von der Schnalle an Lowies Hüfte ertönte die Stimme des miniaturisierten Übersetzerdroiden MTD: »Selbstverständlich, Sir. Es ist Master Lowbacca ein Vergnügen, Ihnen zu Diensten zu sein. Betrachten Sie die Angelegenheit als erledigt.« Indem er den kleinen Droiden mit einem beiläufigen Knurren für seine eigenwillige Übersetzung tadelte, stieg der junge Wookiee in den kleinen T-23 und schloß das Verdeck.
Luke wandte sich dem Kriegermädchen von Dathomir zu. »Tenel Ka, versammle so viele Studenten um dich, wie es geht, und gib ihnen einen Crashkurs im Bodenkampf gegen Terroreinheiten. Ich weiß zwar nicht, welche Strategie die Schatten-Akademie letztlich anwenden wird, aber ich könnte mir niemanden vorstellen, der besser geeignet wäre, ihnen etwas über Einsatztaktiken beizubringen.«
»Ja, sie war toll gegen diese Bartokk-Attentäter auf Hapes«, sagte Jacen.
Es überraschte Jaina, daß Tenel Ka errötete, bevor sie knapp nickte und sich eilig an die Arbeit machte. »Was ist mit Jacen und mir, Onkel Luke?« fragte Jaina und platzte fast von Ungeduld. »Was sollen wir tun? Wir wollen auch helfen.«
»Nun, nachdem der Millenium-Falke uns wieder verlassen hat, sollten wir schleunigst die neuen Schildgeneratoren einrichten und in Betrieb nehmen, um uns vor Luftangriffen zu schützen. Kommt mit.«
Der Großteil der Anlagen für den neuen Abwehrschildgenerator der Jedi-Akademie befand sich im Dschungel auf der anderen Seite des Flusses; gesteuert wurden die Schilde allerdings vom Komzentrum aus. Han Solo hatte die Bauteile kürzlich als Notbehelf auf Coruscant gekauft, während die Neue Republik sich darum bemühte, eine dauerhafte Abwehranlage gegen die drohenden Angriffe des Imperiums zu beschaffen.
»He, soll ich Mutter eine Nachricht schicken?« fragte Jacen und setzte sich auf eine der Konsolen.
»Nicht bevor wir mehr wissen«, erwiderte Luke. »Dein Vater und Chewie wollten mit ihr Kontakt aufnehmen und ihr alles erklären, sobald sie unterwegs sind. Leia hat alle Hände voll zu tun, um Truppen aufzustellen, die als dauerhafte Bewachung für die Jedi-Akademie hier stationiert werden sollen. Im Moment müssen wir selbst alles unternehmen, was in unserer Macht steht, um uns zu schützen.
In der Zwischenzeit überwachst du alle Kommunikationskanäle, Jacen. Schau mal, ob du irgendwelche Signale auffangen kannst, vor allem solche, die wie imperiale Codes aussehen. Jaina, wir zwei werden versuchen, diese Schildgeneratoren in Gang zu bringen.«
»Schon geschehen, Onkel Luke.« Jaina grinste ihn vom Steuerpult aus an. »Die Schilde sind aufgebaut und stehen unter voller Energie. Ich schätze, ich könnte noch einen gründlichen Bereitschaftstest durchführen, um sicherzugehen, daß es keine Lücken in unserer Verteidigung gibt.«
Jacen setzte einen Kopfhörer auf und begann die verschiedenen Komfrequenzen abzutasten. Er hatte kaum damit begonnen, als es in seinem Ohrhörer laut knackte und eine vertraute Stimme sich meldete.
»... bitte um Landeerlaubnis und den ganzen Kram. Lightning Rod Ende.«
»He, Moment!« rief Jacen, einer Panik nahe, ins Mikro. »Das geht nicht so einfach — ich meine, wir müssen erst unsere Schilde herunterfahren. Geben Sie mir eine Minute, Peckhum.«
»Schilde? Welche Schilde?« erwiderte die Stimme des alten Raumfahrers. »Ich und meine alte Lightning Rod liefern jetzt schon seit Jahren den Nachschub für Yavin 4. Wir mußten uns noch nie um Schilde Gedanken machen.«
»Wir treffen uns an der Landeplattform, dann erkläre ich Ihnen alles«, sagte Jacen. »Warten Sie noch einen Moment.«
»Brauche ich einen Code, um reinzukommen?« fragte Peckhum. »Niemand hat mir irgendwelche Codes genannt, bevor ich Coruscant verlassen habe. Niemand hat mir etwas von Schilden gesagt.«
Jacen blickte zu Luke auf. »Der alte Peckhum ist dran«, sagte er. »Braucht er einen Code, um reinzukommen?«
Luke schüttelte den Kopf und bedeutete Jaina, die Schilde herunterzufahren. Jaina beugte sich, die Unterlippe zwischen die Zähne geklemmt, über die Steuerkonsole. Nach einer Minute sagte sie: »So, das sollte gehen. Schilde sind wieder eingefahren.«
Aus irgendeinem Grund spürte Jacen, da die Schilde nun wieder deaktiviert waren, ein beunruhigendes kaltes Prickeln im Nacken. »In Ordnung, Peckhum«, sagte er. »Sie haben Landeerlaubnis. Aber beeilen Sie sich, damit wir schnell wieder hochfahren können.«
Als der alte Raumfahrer aus seinem heruntergekommenen Frachtschiff stieg, sah er noch genauso aus, wie Jacen ihn in Erinnerung hatte: blasse Haut, langes, dünnes Haar, eingefallene Wangen und ein zerknitterter Pilotenanzug.
»Kommen Sie, Peckhum«, sagte Jacen. »Ich helfe Ihnen die Lieferung auszuladen. Wir müssen uns beeilen, bevor die Imperialen hier sind.«
»Die Imperialen?« Der Raumfahrer kratzte sich am Kopf. »Habt ihr deshalb die Energieschilde eingeschaltet? Werden wir angegriffen?«
»Machen Sie sich keine Gedanken«, sagte Jacen, der es nicht abwarten konnte, die Lightning Rod zu entladen. »Die Schilde sind wieder aufgebaut. Man kann sie bloß nicht sehen.«
Der alte Raumfahrer verdrehte den Hals, um in den neblig weißen Himmel des Dschungelmondes emporzuschauen. »Und der Angriff?«
»Nun, wir haben ein Gerücht gehört — aus einer ziemlich verläßlichen Quelle.« Jacen zögerte. »Von Zekk. Er ist derjenige, der den Überfall auf die Computerfabrik auf Kashyyyk angeführt hat — und er hat Jaina gewarnt, daß die Schatten-Akademie unterwegs ist. Wir gehen jetzt besser rein.«
Der alte Peckhum sah Jacen erschrocken an. Zekk war als Teenager wie ein Sohn für ihn gewesen; sie hatten in den unteren Stadtebenen auf Coruscant zusammen gewohnt ... bis Zekk von der Schatten-Akademie entführt worden war.
Als ein vertrautes kaltes Prickeln Jacens Nacken hinaufkroch, flüsterte Peckhum: »Zu spät.« Er zeigte in den Himmel. »Sie sind schon da.«
Vom höchsten Observationsturm der Schatten-Akademie sah Brakiss — Meister der neuen Dunklen Jedi — auf den unauffälligen grünen Fleck des Dschungelplaneten hinab. Der vernichtende Angriff stand kurz bevor, und bald würden Yavin 4 und seine Jedi-Akademie unter der Macht des Zweiten Imperiums zermalmt sein.
So wie es sein sollte.
Durch die gewundenen Korridore der Station hasteten Sturmtruppler, um ihre Kampfstationen zu bemannen; frisch ausgebildete TIE-Piloten führten in ihren Schiffen letzte Checks vor dem Start durch, und die eifrigen Studenten der Dunklen Jedi-Künste machten sich für ihren ersten großen Triumph bereit.
Die ultimative Schlacht sollte an zwei Fronten geführt und gemeinsam von Tamith Kai, der mächtigsten der neuen Schwester der Nacht, und Brakiss’ eigenem Zögling, dem dunkelhaarigen Zekk, kommandiert werden, dessen Ehrgeiz, in seinem Leben etwas Bedeutsames zu leisten, es einfach gemacht hatte, ihn zur Dunklen Seite zu bekehren.
Brakiss schloß die Augen und atmete tief die gereinigte Luft ein, die durch die Belüftungsschächte rauschte. Sein silbriger Umhang flatterte.
Selbst hier, in der relativen Zurückgezogenheit des Beobachtungsturms, spürte er die hektische Betriebsamkeit, die die gesamte Besatzung der waffenstarrenden Station erfaßt hatte; die Anspannung wuchs mit jeder Sekunde — und mit ihr die Kampfbereitschaft. Unter all den verschiedenen Gedankenströmen registrierte Brakiss eine unterschwellige Gemeinsamkeit: die bedingungslose Hingabe der Truppen an den großen Führer des Zweiten Imperiums, Imperator Palpatine. Er bemerkte auch eine Nuance von Unsicherheit, was den bevorstehenden Angriff anging, aber darüber schürzte er nur die Lippen. Angst würde das kämpferische Niveau der Besatzung nur heben, sie etwas vorsichtiger machen ... aber nicht so sehr, daß es sie lähmte.
Brakiss sehnte sich danach, Luke Skywalkers Niederlage zu erleben. Vor Jahren hatte er als Student die Jedi-Akademie infiltriert, in der Absicht, sich die Methoden und das Denken der Neuen Republik anzueignen und sein Wissen in die verbliebenen Bastionen des Imperiums zu tragen. Aber Brakiss war es nicht gelungen, den Jedi-Meister zu täuschen. Statt dessen hatte Skywalker versucht, ihn von seiner Bestimmung abzubringen, seine Hingabe an das Zweite Imperium zu untergraben. Skywalker hatte ihn »retten« wollen — bei dem Gedanken umspielte ein spöttisches Lächeln seine Mundwinkel —, und Brakiss war geflohen.
Aber dank seiner Bereitschaft, sich der Dunklen Seite hinzugeben, hatte Brakiss bis dahin schon genug gelernt, um sein eigenes Ausbildungszentrum für Dunkle Jedi aufzubauen.
Und jetzt würde es zu einem spektakulären Showdown kommen.
Neben ihm flimmerte die Luft. Brakiss öffnete die ruhigen, strahlenden Augen und spürte eine Unheil verkündende statische Aufladung, die die Projektion des Imperators umgab. Der mysteriöse große Führer des Zweiten Imperiums schwebte in holographischer Gestalt vor ihm, ein kapuzenbedeckter Kopf, so groß wie Brakiss, ein drohend aufragendes, verknittertes, umschattetes Gesicht mit stechenden gelben Augen.
»Ich will bald wieder meine Herrschaft antreten, Brakiss«, sagte der Imperator.
»Und ich will Euch dazu verhelfen, mein Meister«, antwortete Brakiss und senkte den Kopf.
Begleitet von vier seiner kräftigsten roten Imperiumswachen, war der Imperator vor kurzem persönlich in einem gepanzerten Spezialshuttle in der Schatten-Akademie eingetroffen. Während die furchteinflößenden, scharlachrot gewandeten Wachmänner alle neugierigen Blicke fernhielten, blieb der Imperator in einer hermetisch abgeriegelten Isolationskammer verborgen. Palpatine hatte nie persönlich mit einem seiner loyalen Untergebenen an der Schatten-Akademie gesprochen, noch sich je mit Brakiss von Angesicht zu Angesicht unterhalten. Der Imperator war stets nur in Form holographischer Projektionen in Erscheinung getreten.
»Wir sind bereit zum Angriff, mein Imperator«, sagte Brakiss. Er blickte zu dem abstoßenden Gesicht auf. »Meine Dunklen Jedi werden für Euch den Sieg erringen.«
»Gut — denn ich habe nicht die Absicht, noch länger zu warten«, erwiderte das Bild des Imperators. »Der größte Teil meiner neu aufgebauten Flotte ist noch nicht eingetroffen, aber sie werden alle binnen der nächsten Stunden hier sein. Meine imperialen Kriegsschiffe werden zur Zeit mit den Computersystemen ausgestattet, die wir von Kashyyyk gestohlen haben. Wie mir meine Wachleute berichten, sind die meisten Schiffe inzwischen kampfbereit, und der Rest wird in Kürze fertig sein.«
Brakiss verbeugte sich erneut und legte die Hände zusammen. »Ich verstehe, mein Lord. Aber ich schlage vor, daß wir unsere militärischen Streitkräfte für unseren nächsten großen Angriff auf eine der besser bewachten Welten der Rebellenallianz zurückhalten. Auf Yavin 4 müssen wir nur mit ein paar schwächlichen Jedi-Weltverbesserern fertig werden. Sie dürften meinen im Umgang mit der Macht geschulten Soldaten keine Probleme bereiten.« Brakiss sah den Führer an.
Der Imperator machte ein skeptisches Gesicht. »Seid Euch Eurer Sache nicht zu sicher.«
Brakiss fuhr mit noch leidenschaftlicherer Stimme fort, legte all seinen Enthusiasmus hinein und hoffte seinen großen Führer damit zu überzeugen. »Mit diesem wichtigen Schlag gegen die Jedi-Akademie wird aus dem Zweiten Imperium mehr als eine undisziplinierte Bande von Piraten, die Ausrüstungen erbeuten. Wir sind bereit, die ganze Galaxie zu übernehmen, mein Lord. Diese Schlacht muß eine Schlacht der Weltanschauungen, der Willenskraft sein. Es geht hier um die Ideale des Imperiums gegen die Ideale der Rebellen — und daher sollte es ein Kampf zwischen meinen und Skywalkers Rekruten sein, Jedi gegen Jedi. Ein Schattenspiel, wenn Ihr so wollt — die Dunkelheit gegen das Licht. Wir werden nicht darauf verzichten, sie mit Luftangriffen unserer TIE-Jäger zu zermürben, aber der Hauptkonflikt muß sich im persönlichen Gegenüber abspielen — wie es sein sollte! Wir können sie ein für alle Mal vernichten, nicht bloß ihren Widerstand brechen.«
Brakiss lächelte und sah dem Imperator in die gelb glühenden Augen. »Und wenn wir ihnen mit der Macht der Dunklen Seite eine vernichtende Niederlage beibringen, wird der Rest der Rebellen sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen und untertauchen und vor seinen eigenen Alpträumen zittern, während wir wieder in Besitz nehmen, was rechtmäßig uns gehört.«
Das holographische Gesicht des Imperators tat etwas erschreckend Ungewohntes. Die ausgetrockneten, runzligen Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln.
»Sehr gut. Es soll geschehen, wie Ihr es wünscht, Brakiss — Jedi gegen Jedi. Ihr könnt den Angriff starten, wenn Ihr bereit seid.«
Die Schatten-Akademie fuhr ihre Tarnvorrichtung herunter und löste ihren unsichtbaren Schild auf. Als die stachelbewehrte Station über Yavin 4 erschien, glitten zwei speziell ausgestattete TIE-Jäger aus ihrer Startbucht. Lautlos tauchten sie Seite an Seite in die neblige Atmosphäre.
Die Jäger waren mit einer Tarnpanzerung versehen, die ihre Sensorsignaturen verwischen sollte, und der Ausstoß ihrer leistungsstarken Zwillingsionentriebwerke war gedämpft worden. Sie hatten die Aufgabe, im Verborgenen zu operieren, nicht Macht zu demonstrieren.
Commander Orvak schob sich in die führende Position, während der zweite TIE-Jäger, den sein Untergebener Dareb flog, ihn flankierte. Gemeinsam jagten sie um den kleinen Mond und drangen immer tiefer in die Atmosphäre ein, umflogen einmal auf einem Spiralkurs den Äquator, bis sie emeut die Koordinaten der alten Tempelruinen erreichten, in denen Skywalker seine Jedi-Akademie eingerichtet hatte.
Orvak umklammerte den Steuerknüppel mit einer schwarz behandschuhten Hand. Er spürte das leise Wummern der Turbinen, als ritte er auf einem ungezähmten Lasttier. Er steuerte den Jäger mit angespannter Konzentration, tanzte durch die Luftströmungen, wurde durchgerüttelt von thermischen Aufwinden, die vom Dschungel unter ihnen emporstiegen.
»Halt ihn auf Kurs«, brummte er zu sich. Dieser Einsatz erforderte höchste Präzision und sein ganzes fliegerisches Können. Während ihrer Reise zum Yavin-System hatte Orvak gemeinsam mit einem Trupp von TIE-Rekruten, die aus den Reihen junger Sturmtruppler stammten, in Simulationen immer wieder den Angriff geprobt. Doch dies war die Wirklichkeit. Und der Imperator zählte auf ihn.
Massassi-Bäume bildeten unter ihm einen chaotischen grünen Teppich. Knorrige Äste ragten wie Monsterklauen aus dem dichten Baldachin. Orvak glitt darüber hinweg und sah, wie hinter ihm die Tiere vor den heißen Triebwerkstrahlen aus den Baumwipfeln flohen.
Sein Begleiter Dareb meldete sich über einen auf Sichtkontakt begrenzten Kanal. Die codierten Worte des anderen Piloten wurden von einem speziellen Decodiersystem in Orvaks Cockpit entschlüsselt. »Nahbereichsensoren haben die Energieschutzhülle ausgemacht«, sagte Dareb. »Die Schildgeneratoren befinden sich genau dort, wo wir sie nach den Angaben unserer Kontaktleute erwartet haben.«
»Ziel bestätigt«, antwortete Orvak ins Helmmikrophon. »Lord Brakiss, der es einige Zeit hier aushalten mußte, weiß selbst einiges über den Grundriß der Jedi-Akademie — das heißt, wenn die Rebellen nicht umgebaut haben.«
»Warum sollten sie?« fragte Dareb. »Sie sind viel zu selbstsicher und wir werden ihnen ihre Idiotie vor Augen führen.«
»Führe mir bloß nicht deine Idiotie vor Augen«, brummte Orvak. »Genug geschwätzt. Ziel anfliegen!«
Die unsichtbaren Schilde wölbten sich wie ein Schutzschirm über einen Teil des Dschungels, wo ein Fluß sich zwischen den Bäumen dahinwand und majestätisch eine uralte Steinpyramide aufragte. Orvak hoffte, daß am Ende dieses Tages Skywalkers Großer Tempel dem Erdboden gleichgemacht wäre.
Aber bevor die Schatten-Akademie den eigentlichen Angriff starten konnte, mußten Orvak und Dareb ihre vorbereitende Mission abschließen: den Schildgenerator lahmlegen und die Türen für einen verheerenden Angriff weit öffnen.
Orvak überprüfte die Sensoren. Über Infrarot und andere Bereiche des elektromagnetischen Spektrums sah er die tödlichen Ausschläge der Energiekuppel, die die Jedi-Akademie schützte. Wegen der hohen Massassi-Bäume reichte der Schild jedoch nicht ganz bis zum Boden, sondern endete etwa fünf Meter über den Baumkronen. Fünf Meter — eine schmale Lücke zwischen dem Laub und der knisternden Energie, doch für einen geschickten Piloten kein unüberwindliches Hindernis. Hier und dort ragten ein paar angesengte oder verkohlte Zweige empor, die die Energiekuppel berührt hatten.
»Es wird ganz schön eng«, sagte Orvak. »Bist du bereit?«
»Ich habe das Gefühl, als könnte ich die ganze Rebellenallianz allein erledigen«, erwiderte Dareb.
Orvak gefiel diese übertriebene Selbstsicherheit nicht. »Bleib dran«, sagte er.
Er riß den TIE-Jäger herunter und schoß knapp über die Baumkronen hinweg. Blätter rauschten unter ihm, Zweige kratzten und peitschen gegen die Flügel seines Schiffs. Die Luft schien sich vor dem Jäger zu kräuseln, ein schwacher Hinweis auf das Energiefeld, und er hoffte, daß die Sensorendaten stimmten.
»Bleib auf Zielkurs«, sagte er. »Wenn wir unter den Schilden hinweg sind, fängt die Arbeit erst an.«
In dem Moment, als sie unter der unsichtbaren Grenze hindurchflogen, scherte Dareb zur Seite aus, um einem moosbedeckten Zweig auszuweichen, der sich einen Meter über das Blätterdach krümmte. Der junge Pilot reagierte übertrieben und streifte mit einer Ecke des rechteckigen Flügels einen anderen Ast, der ihn ins Taumeln brachte.
»Ich kann ihn nicht halten!« schrie er ins Komsystem. »Er geht mir durch!«
Darebs TIE-Jäger rotierte dem tödlichen Energiefeld entgegen und explodierte, als er gegen die desintegrierende Wand prallte. Ganz auf seine Mission konzentriert, jagte Orvak weiter und sah in den Rückmonitoren die brennenden Wrackteile vom Himmel regnen.
Er biß die Zähne aufeinander und atmete durch die in seinen Helm integrierte Sauerstoffmaske tief durch. »Wir sind alle ersetzbar«, sagte Orvak, als versuche er, sich selbst davon zu überzeugen. »Ersetzbar. Die Mission ist das einzig Wichtige. Dareb war meine Rückendeckung. Also liegt jetzt alles bei mir. Nur bei mir.« Er schluckte schwer, weil er wußte, daß die Rebellen nun auf seine verdeckte Mission aufmerksam geworden sein mußten.
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, hielt Orvak auf die isolierte Schildgeneratorstation zu. Die Maschinerie sah wie eine halb im Unterholz des Dschungels verborgene Ansammlung hoher Scheiben aus, umgeben von einem freigeschlagenen Wartungsbereich, der seinem kleinen imperialen Jäger genug Platz zum Landen ließ. In der Ferne erhob sich die große Pyramide, in der Skywalkers Jedi-Akademie untergebracht war, über die Baumkronen.
Er schaltete die schallgedämpften Zwillingstriebwerke aus, öffnete die Cockpitluke und schwang sich hinaus. Aus einem Stauraum hinter dem Pilotensitz zog er einen Rucksack, der den gesamten Sprengstoff enthielt, den er für seine tagesfüllende Arbeit brauchte ...