Star Wars™: Die Mandalorianische Rüstung - Kevin Way Jeter - E-Book

Star Wars™: Die Mandalorianische Rüstung E-Book

Kevin Way Jeter

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Beschreibung

Boba Fett ist der beste Kopfgeldjäger - doch jetzt steht er selbst auf der Abschussliste

Prinz Xizor schlägt dem Imperator und Darth Vader einen durchtriebenen Plan vor: Die Zerschlagung der Kopfgeldjägergilde. Die Bounty Hunter sollen sich gegenseitig vernichten, bis nur noch die stärksten und skrupellosesten übrig sind, die dann im Krieg gegen die Rebellen eingesetzt werden. Die Gelegenheit, seine Konkurrenz auszuschalten, ergreift Boba Fett sofort beim Schopf. Doch er findet bald heraus, dass Xizor ein doppeltes Spiel treibt, und gerät zwischen die Fronten der untergehenden Gilde. Für Boba fett beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit ...

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K. W. JETER

DIEMANDALORIANISCHE

RÜSTUNG

Der Kopfgeldjägerkrieg

Band 1

Roman

Aus dem Amerikanischen

von Ralf Schmitz

WILHELMHEYNEVERLAG

MÜNCHEN

www.diezukunft.de

Für Lori Foster, Lexy House und Shelby House

1

HEUTE… ZUR ZEIT VON »STAR WARS: DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER«

Die Lebenden sind mehr wert als die Toten.

So lautete die allgemeine Regel des digitalen Appendix für Kopfgeldjäger. Doch Dengar musste sich diese Regel nicht erst ins Gedächtnis rufen, als er die trostlose, in die Augen stechende Einöde des Dünenmeers absuchte. In diesem Augenblick sah er weit mehr tote als lebende Dinge, die sich zu einer einzigen großen Null addierten, die für die Credits auf seinem Konto stand. Ich hätte mich besser von diesem grässlichen Planeten abgesetzt, sagte er sich. Tatooine hatte ihm– oder irgendeinem anderen lebenden Wesen– noch nie Glück gebracht. Manche Welten waren eben so.

Er hatte allerdings nicht ganz so viel Pech gehabt wie manch anderer, das musste Dengar zugeben. Vor allem in dem Moment, da seine von Plastoid umhüllten Stiefel gerade einen weiteren Hang aus Sand hinaufstapften, eine in einem Handschuh steckende Faust nach seinem Knöchel gegriffen hatte und er hart auf die Schulter gefallen war.

»Was zum…?« Sein verblüffter Ausruf verhallte ungehört zwischen den Dünen, während er sich auf den Rücken rollte und seinen Blaster aus dem Holster fummelte. Doch er drückte nicht ab, als er erkannte, was ihn festgehalten hatte. Bei seinem Sturz waren eine Hand und ein Arm aus dem rieselnden Sand befreit worden, der ein flaches Grab für einen aus der Garde von Jabbas Leibwächtern gebildet hatte. Ein elektrischer Impuls im Kampfhandschuh des toten Kriegers hatte die längst abgestorbene Hand wie eine Womprattenfalle zuschnappen lassen.

Dengar steckte den Blaster weg, setzte sich auf und machte sich daran, die Finger einen nach dem anderen von seinem Stiefel zu lösen. »Du hättest dich da raushalten sollen«, sagte er laut. Der scharfe Wind über dem Dünenmeer legte allmählich die leeren Augenhöhlen des Leichnams frei. »So wie ich.« Es war nie gut, wenn man sich in die Streitigkeiten anderer Leute einmischte. Bei der Zerstörung von Jabbas Segelbarke waren viele der zähsten Söldner der Galaxis, darunter zahlreiche Kopfgeldjäger, ums Leben gekommen. Wenn sie so ausgekocht gewesen wären, wie sie selbst geglaubt hatten, würde sich Dengar jetzt nicht hier draußen herumtreiben und nach ihren Waffen, ihrer militärischen Ausrüstung oder anderen verwertbaren Trümmern suchen.

Er bekam seinen Stiefel frei und stand auf. »Mehr Glück beim nächsten Mal«, beschied er dem Toten.

Sein guter Rat kam indes zu spät, um diesem Mann noch etwas zu nützen. Dengar legte den Anblick der Leiche, das Bild der gekrümmten Finger und des mit Sand gefüllten Mundes als weiteren Beweis für das, was er seit langem wusste, in seinem persönlichen Gedächtnisspeicher ab: Wer erst nach dem Ende der Schlacht kommt, kann aufräumen.

Das galt in mehr als nur einem Sinn. Jetzt stand er oben auf der Düne, beschirmte seine Augen vor dem grellen Schein der Doppelsonne von Tatooine und suchte die weite, abschüssige Ebene ab, die vor ihm lag. Die Umrisse weiterer toter Krieger und Leibwächter, die auf der felsigen Einöde verstreut lagen oder halb vom Sand begraben waren wie jener, den er nur ein paar Meter hinter sich gelassen hatte, zeigten ihm, dass er das stumm erstarrte Epizentrum der tödlichen Ereignisse entdeckt hatte, aus denen er sich so klug herausgehalten hatte.

Er sah weitere Beweise: Über die entfernteren Dünen waren unterschiedlich große Trümmer verstreut, das Wrack der Repulsorbarke, die als Jabbas fliegender Thronsaal gedient hatte. Streifen des Zeltdachs, das Jabbas massigen Leib vor der Mittagssonne geschützt hatte, flatterten in den heißen Windböen; das Blasterfeuer und der harte Stoß beim Absturz hatten das kostbare sorderianische Gewebe in Fetzen gerissen. Dengar sah noch mehr Leibwächter Jabbas, die mit dem Gesicht im heißen Sand lagen und deren Waffen bereits von nach Beute wühlenden Jawas geraubt worden waren. Die Männer würden nie wieder kämpfen, um die wabbelige Schwarte ihres Arbeitgebers zu schützen. Dengar konnte in der sengenden Hitze den widerwärtigen Geruch des Todes wahrnehmen. Ein Geruch, der ihm nicht fremd war, schließlich arbeitete er schon lange genug als Kopfgeldjäger und Söldner, um sich daran gewöhnt zu haben, doch den anderen Geruch, den er aufzufangen gehofft hatte, den Geruch des Profits, vermisste er hier bis jetzt noch. Er machte sich an den Abstieg über den Dünenhang und näherte sich dem fernen Wrack.

Als er die Stelle erreichte, entdeckte er keine Spur von Jabbas Leiche. Das überraschte ihn nicht, während er weiter mit dem abgebrochenen Schaft eines Spießes in den Trümmern stocherte. Er hatte kurz nach dem Kampf gesehen, wie ein Hutt-Transporter in den Himmel stieg. Das war es auch, was ihn an diesen abgelegenen Ort geführt hatte. Das Schiff hatte ohne Zweifel Jabbas Leiche an Bord gehabt. Hutts mochten gierige, nach Credits gierende Schleimer sein– ein Zug an ihnen, den Dengar aufrichtig bewunderte–, aber sie hegten ein gewisses Mitgefühl für die Angehörigen ihrer eigenen Spezies. Wenn man einen von ihnen tötete, das wusste Dengar genau, steckte man bis zum Hals in Nerfmist. Es handelte sich bei diesem Mitgefühl jedoch weniger um Sentimentalität aufseiten der hinterbliebenen Hutts als vielmehr um die Reaktion auf eine Verletzung ihres berüchtigten Größenwahns, in die sich ein durchaus praktischer Eigennutz mischte.

So viel zu Luke Skywalker und den anderen, dachte Dengar, als die Spitze des Stabes die klebrigen und widerwärtigen Beweise für Jabbas Ableben zu Tage förderte. Als hätte diese Hand voll Rebellen nicht schon genug Ärger mit dem kompletten Imperium, das es darauf anlegte, sie zu erledigen– jetzt würde sich auch noch Jabbas weitläufiger Clan an ihre Fersen heften. Dengar schüttelte den Kopf. Er hatte geglaubt, dass Skywalker und sein Kumpel Han Solo sich wenigstens eine angemessene Vorstellung davon machten, wie nachtragend die Hutts sein konnten.

Das Trümmerfeld stank indes auch, ohne dass Jabbas fetter Wanst unter der Wucht der brennenden Sonnen verfaulte. Dengar hob eine Kette an, deren geborstenes Metall am Ende durch Blasterfeuer geschmolzen war. Als er diese von Hand geschmiedete Kette das letzte Mal gesehen hatte, in Jabbas Palast, war sie an einem Eisenkragen befestigt gewesen, der den Hals von Prinzessin Leia Organa umschloss. Jetzt waren die Glieder von dem eingetrockneten Auswurf aus Jabbas Sabbermaul überkrustet. Der Hutt muss qualvoll gestorben sein, dachte Dengar und ließ die Kette fallen. Er war nicht leicht zu töten. Ein paar überlebende Leibwächter, denen es gelungen war, sich bis zum Palast zu schleppen, hatten ihm von dem Kampf berichtet. Als Dengar von dort aufgebrochen war, um hierher in die Öde des Dünenmeers zu kommen, hatten die meisten Schläger und Schufte alle Hände voll damit zu tun, die in den feuchtkalten Kellern unter dem Palast gelagerten Weinfässer von anderen Welten aufzubrechen und sich einer aus Erleichterung und Selbstmitleid geborenen Orgie darüber hinzugeben, dass sie fortan nicht mehr in Jabbas Dienst stehen würden.

»Ja, jetzt seid ihr frei.« Dengar hob einen unbeschädigten Nahrungsmittelbehälter auf, den er mit der Stiefelspitze freigelegt hatte. Die noch lebende Delikatesse darin, eine von Jabbas liebsten Leckerbissen, krabbelte bis an den Keramikdeckel, in den das unverwechselbare Siegel von Fhnark & Co., Exotische Lebensmittel, (WIRBEFRIEDIGENDIEDEGENERIERTENWÜNSCHEDERGALAXIS) eingeprägt war. »Wer’s mag.« Seinem Geschmack entsprach der spinnenartige, schleimige Inhalt des Behälters nicht. Er schob einen Finger in das Luftloch des Deckels und brach ihn auf. Zischend entwichen die Nährgase, die dafür sorgten, dass die Delikatesse auf dem Weg von irgendeinem fernen Planeten, der sie hervorgebracht hatte, frisch blieb. »Sieh zu, wie lange du es da draußen aushältst.« Der Leckerbissen fiel in den Sand, krabbelte über Dengars Stiefel und verschwand über die nächste Düne. Dengar stellte sich vor, wie ein Tusken-Räuber den kleinen Happen finden und bei dem Anblick in völlige Verwirrung geraten würde.

Blieb noch ein wesentlicher Teil des Wracks, der zu groß war, um von den Jawas weggeschafft zu werden. Der gehärtete, von den Explosionen, die den Rest des Fahrzeugs zerstört hatten, geschwärzte Durastahlkielbalken der Segelbarke ragte schräg aus einem Geröllhaufen, der das Heck unter sich begraben hatte. Dengar stieg auf das verbogene Metallgestänge, das fast einen Meter breit war, und kletterte bis zu der Stelle hinauf, an der sich einmal der Bug der Barke befunden hatte und jetzt nur mehr der bloßgelegte Kiel zu sehen war, der sich dem wolkenlosen Himmel entgegen streckte. Er umschlang das Ende mit einem Arm, wickelte mit der freien Hand das Elektrofernglas vom Gürtel und hob das Gerät an die Augen. Die Ziffern des Entfernungsmessers glitten über die Basis seines Sichtfelds, während er den Horizont scannte.

Das war ein völlig sinnloser Ausflug, dachte Dengar angewidert. Er beugte sich weiter über den Kiel, während er mit dem Fernglas die Einöde prüfte. Er hatte während seiner Karriere als Kopfgeldjäger nie so großen Erfolg gehabt, dass er auf zufällig am Wegesrand sich bietende Gelegenheiten, Beute zu machen, hätte verzichten können. Wenn man bedachte, wie viele andere Spezies– und Droiden– in diesem Gewerbe arbeiteten, die allesamt hässlicher und zäher waren als er, war es für einen Menschen schon schwer, sich in diesem Job über Wasser zu halten. Daher war er auf kleine Plünderungen angewiesen. Am besten wäre es gewesen, wenn er hier draußen auf Überlebende gestoßen wäre, die ihn entweder für ihre Rettung bezahlt hätten oder für die er Lösegeld von ihren Angehörigen oder wem auch immer hätte erpressen können. Die Hofhaltung des verstorbenen Jabba war opulent genug gewesen, um mehr als die üblichen Verlierer anzuziehen, die einem sonst auf Tatooine über den Weg liefen.

Doch den Trümmerhaufen, den er hier gefunden hatte, die paar verstreuten und längst durchkämmten Reste der Segelbarke und der kleineren Skiffs, die gleichsam als Ausleger nebenher geflogen waren, sowie die toten Leibwächter und Krieger würden ihm keine zwei Barren Blei einbringen. Alles von Wert zog bereits in den langsamen, auf Raupenketten fahrenden Sandkriechern der Jawas von dannen, die nichts weiter zurückgelassen hatten als Knochen und wertlosen Schrott.

Ich könnte ebenso gut hier bleiben und abwarten, dachte er. Er hatte seine zukünftige Braut Manaroo mit seinem Schiff, der Punishing I, in eine Umlaufbahn geschickt, damit sie die Umgebung aus großer Höhe auskundschaftete. Sie würde ihre Aufgabe ohnehin bald erfüllt haben und ihn abholen.

Der aus Enttäuschung gewirkte Knoten in Dengars Eingeweiden wurde im nächsten Moment durch Überraschung ersetzt, als der Kielbalken sich völlig unerwartet fast senkrecht aufrichtete. Der Riemen des Elektrofernglases schnürte ihm den Hals ab, als das Gerät ihm aus der Hand fiel. Er hielt sich mit beiden Händen fest, während der Kiel plötzlich himmelwärts stieg, als befände er sich auf einem vom Sturm gepeitschten Meer aus Wasser und nicht aus Sand.

Verkohltes Metall schabte über die Munitionstaschen an seiner Brust, als der Kielbalken sich zu drehen begann. Währenddessen konnte Dangar sehen, wie sich die Dünen der Umgebung in einem langsamen seismischen Kontrapunkt zur Bewegung des Wracks hoben, wie schroffes Felsgestein und Sand zu Boden polterte und rieselte, während langsamere Staubwolken sich über die nur mehr schwelenden Sonnenscheiben legten.

Der Abhang im Zentrum der Dünen wurde immer tiefer, wie ein Trichter, in dessen Mitte ein schwarzes Loch gähnte. Da wurde der Untergrund des Planeten von einer neuerlichen Erschütterung erfasst; der Kielbalken neigte sich jetzt fast ganz zur Seite und hätte Dengar um ein Haar abgeschüttelt. Seine Beine baumelten in der Luft. Er blickte nach unten, an seinen Stiefeln vorbei, und sah, dass das Loch am Ende des Sandtrichters einen Kranz aus Zähnen besaß.

Mächtige Kiefer bissen zu und Dengar murmelte eine unflätige Verwünschung von seiner Heimatwelt. Du verdammter Idiot, verfluchte er seine eigene Dummheit. Er hatte nicht darüber nachgedacht, was seine Gegenwart hier aus dem Schlaf reißen und wie hungrig dieses Etwas sein mochte.

Die Große Grube von Carkoon tat sich immer weiter auf und Sand und Geröll wirbelten um die blinde, alles verschlingende Sarlacc-Kreatur in der Mitte des Sandstrudels. Ein säuerlicher Gestank traf Dengar wie ein Windstoß, heißer als alle Winde, die über die wüsten Weiten fegten.

Ein kurzer Blick zurück zeigte Dengar, dass der Kielbalken bereits teilweise in der Grube verschwunden war, plötzlich jedoch an einer schroffen Felskante hängen blieb. Als die verstreuten Trümmer der Segelbarke über ihn hinwegregneten, barg er das Gesicht schützend an der Schulter. Die größeren Teile prallten gegen die abfallenden Wände der Grube und stürzten dann in den gähnenden Schlund des Sarlacc. Im nächsten Moment ruckte der Kielbalken unter Dengars schwitzenden Händen, als das Ende unter ihm ein Stück der Felskante zermalmte. Plötzlich bog sich der Kiel zurück und ließ ihn abermals in prekärer Lage nur ein paar Meter über dem Schlund des Sarlacc baumeln.

Er holte energisch mit den Füßen aus und es gelang ihm, erst einen, dann den anderen Stiefelabsatz gegen den Kielbalken zu stemmen. Im nächsten Moment kauerte er mit angezogenen Knien auf der schmalen Metallfläche, sprang ab und griff mit den Fingerspitzen nach dem Rand des Trichters über ihm. Er prallte mit dem Bauch gegen die schräge Wand, der Sand glitt ihm unter den Händen weg, während er strampelte und trat, um sich dem grellen, leeren Himmel entgegenzukämpfen. Endlich gelang es ihm unter angestrengtem Ächzen, den Oberkörper über den abrutschenden Rand des Trichters zu wuchten. Dann zog er den Rest des Körpers über die Kante und rollte auf der anderen Seite nach unten.

Pech für die Jawas. Das war alles, was Dengar denken konnte, während er die Arme um den Körper schlang und darauf wartete, dass der lebendige Aufruhr unter der Oberfläche von Tatooine sich endlich legte. Vielleicht war ja etwas von Wert zu Tage gefördert worden, aber solange die kleinen Aasgeier nicht vorhatten, sich in den Schlund des Sarlacc zu stürzen, um an ihre Beute zu kommen, blieb diese Ladung verwertbaren Schrotts für immer für sie verloren.

Das Dünenmeer beruhigte sich wieder. Dengar ließ noch eine Minute verstreichen, die er nach seinem sich allmählich wieder normalisierenden Herzschlag maß, dann rappelte er sich auf. Der Sarlacc hatte seinen Kopf höchstwahrscheinlich wieder unter die Oberfläche zurückgezogen und war nun zumindest versuchsweise mit der Verdauung der Wrackteile beschäftigt, die ihm eben zuteil geworden waren. Dengar glaubte, dass er dadurch ausreichend Zeit gewinnen würde, um sich, wenn er sich beeilte, in Sicherheit bringen zu können. Er wischte den Sand von seiner Montur und stapfte den Hang der nächsten Düne hinauf.

Drei Dünen weiter blieb er stehen und schöpfte Atem. Zu seinem Erstaunen sah er, dass das Zentrum der Grube immer noch von den Wrackteilen, den kaum noch zu unterscheidenden Trümmern von Jabbas Segelbarke, übersät war. Nach und nach ging ihm die Wahrheit auf. Er ist tot, dachte er verblüfft. Irgendetwas oder irgendwer hatte es geschafft, den Sarlacc umzubringen. Der faulige Geruch rührte also von dem zerfetzten Fleisch der Kreatur selbst her, die unter dem Wrack deutlich sichtbar war.

Jede Spur von Leben unter dem Boden der Wüste, wie bösartig es auch gewesen sein mochte, war erloschen. Rings um den Bereich waren nur noch leblose Trümmerstücke, deren Gestalt und Funktion nicht mehr zu identifizieren waren, sowie ein paar mit dem Gesicht nach unten liegende Leichen verteilt.

Der Gestank, der aus dem trichterförmigen Loch im Boden aufstieg, veranlasste Dengar, lieber die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen und sich Jabbas Palast zu nähern. Dieser Zeitpunkt schien ihm ebenso geeignet wie jeder andere, sich von dem Wahrheitsgehalt der Gerüchte über den Zustand des Palastes nach dem Ableben des Hutts zu überzeugen. Die orgiastischen Festivitäten, mit denen Jabbas Untertanen ihre Befreiung feierten, hatten bei Dengars letztem Besuch des düsteren, fensterlosen Bauwerks gerade erst begonnen. Falls der Palast jetzt verwaist war– die Berichte widersprachen sich in dem Punkt–, würden ihm die dicken Mauern der inneren Kammern einen sicheren Aufenthalt bieten, solange die Nacht und die mit ihr einhergehenden Gefahren von den Dünen Besitz ergriffen und er auf Manaroos Rückkehr wartete. Sein eigenes Privatversteck, das er sich zuvor in einem felsigen Höhenzug in der Wüste geschaffen und mit Vorräten ausgestattet hatte, hätte diesen Zweck ohne weiteres auch erfüllt, doch im Palast gab es vielleicht noch den einen oder anderen Hinterbliebenen von Jabbas Hof, zum Beispiel Bib Fortuna, den Majordomus des Hutts, oder andere, die nach Möglichkeiten suchten, Kapital aus dem Tod ihres Arbeitgebers zu schlagen. Große Geister denken immer gleich, stellte Dengar ironisch bei sich fest. Zumindest die gierigen Exemplare.

Er ließ einen letzten Blick über das Areal schweifen und suchte den Horizont mit dem Elektrofernglas ab. Eine der beiden Sonnen ging bereits unter und ließ seinen Schatten weit ihn die Einöde fallen. Er wollte das Fernglas gerade abschalten, als er in einer Entfernung von etwa fünfzig Metern etwas entdeckte. Der sieht aus, als hätte er am meisten abbekommen. Der Leichnam lag auf einem Streifen rauen Gerölls, mit dem Gesicht nach oben. Dengar konnte die Vorderseite eines Helms mit schmalem Sichtfeld erkennen. Was so ziemlich alles war, das von der Montur des Toten heil geblieben war. Der Rest der Ausrüstung sah aus, als hätte sie sich einfach aufgelöst, als hätte eine Art Säurebad die Uniformteile und Waffen in Lumpen und zerfressene, schartige Umrisse nutzlosen Metalls und Plastoids verwandelt. Dengar stellte das Fernglas mit dem Daumen auf einen begrenzteren Fokus ein und versuchte sich vorzustellen, was eine derartige tödliche Wirkung gehabt haben konnte.

Moment mal. Die ausgestreckt daliegende Gestalt füllte das Sichtfeld des Elektrofernglases. Vielleicht war die Wirkung ja gar nicht so tödlich, korrigierte er sich. Er sah, dass die Brust der Gestalt sich bewegte, nur ein leichtes Heben und Senken, hart an der Grenze zwischen Leben und Tod. Der halb nackte Kämpfer, wer er auch sein mochte, war tatsächlich noch am Leben. Zumindest in diesem Augenblick.

Das war allerdings einer genaueren Prüfung wert. Dengar befestigte das Elektrofernglas wieder an seinem Ausrüstungsgürtel. Und wenn er nur seine eigene Neugier befriedigen würde… dieser Bursche dahinten sah aus, als hätte er eine ganz neue Methode entdeckt, sich umbringen zu lassen. Als Kopfgeldjäger und Gemischtwarenhändler in Sachen Gewalt empfand Dengar in dieser Angelegenheit ein ausgeprägtes berufliches Interesse.

Er warf einen Blick über die Schulter und sah in einer Entfernung von einigen Kilometern sein Schiff, die Punishing I, mit ausgefahrenen Kufen zur Landung ansetzen. An den Kontrollen des Raumers saß seine Verlobte Manaroo. Gut, dachte Dengar. Jetzt, da er zu dem Schluss gelangt war, dass sie sich nicht unmittelbar in Gefahr begeben würde, konnte er ihre Hilfe gut gebrauchen. Er hatte nichts dagegen, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen; bei ihr war es jedoch etwas ganz anderes.

Er streckte eine Hand hinter sich zum Hang der Düne, um das Gleichgewicht zu wahren, und bahnte sich einen Weg zu dem Rätsel in Menschengestalt, auf das er eben aufmerksam geworden war. Er hoffte, dass der Mann, wenn er ihn erreichte, noch am Leben sein würde.

Diese Art zu sterben ist gar nicht mal so übel …

Irgendwo, jenseits des Wirrwarrs aus unzusammenhängenden Gedanken und Vorstellungen konnte er in seiner Erinnerung die ölige Stimme von Jabba dem Hutt hören, die jemandem eine neue Definition von Schmerz versprach, einen Schmerz, der tausende von Jahren anhalten und der qualvoll und grenzenlos sein würde.

Was das anging, war die fette Schnecke bis zu einem gewissen Grad, wie der sterbende Mann einräumen musste, eines Besseren belehrt worden. Oder war er etwa schon tot? Er wusste es nicht. Dieses Schicksal, der langsame und ewig währende Zersetzungsprozess seiner Hautschichten und Nervenenden, Molekül um Molekül, war einem anderen zugedacht gewesen. Dass er dieses Schicksal nun an dessen Stelle erleiden musste, erschien dem Sterbenden indes auch nicht ungerechter als alle übrigen Fallstricke des Universums.

Oder dass der andere es bereits erlitten hatte. Denn der Hutt schien über die Dauer der Auflösung und der Qualen falsch informiert gewesen zu sein. Ein paar Sekunden nur hatten vollauf genügt, um ihm die neue Bedeutung des Begriffs Schmerz klar zu machen, während sich die Verdauungssäfte der Schwärze, die ihn umgab, durch seine Montur und Bewaffnung gefressen und seine Haut mit dem Feuer von tausend zusammengeballten Sonnen berührt hatten. Schon diese wenigen Sekunden und die Minuten und Stunden (Tage, Jahre?), die darauf gefolgt waren, hatten sich alle zu einer einzigen Ewigkeit ausgedehnt…

…die schließlich doch endete. Diese Qual, die alles übertraf, was er jemals erlitten oder anderen zugefügt hatte, hörte plötzlich auf und an ihre Stelle trat die einfachere und schwächere Empfindung vergehender Lebenskraft. Eine Empfindung, die im Vergleich zum Vorigen so tröstlich war wie auf seidenen, mit Daunen gefüllten Kissen in tiefen Schlaf zu sinken. Sogar die Blindheit, diese vollkommene, in Säure getauchte Nacht, war einem trüben Dämmerschein gewichen. Der Sterbende konnte immer noch nichts erkennen, aber er nahm durch das T-förmige Visier seines Helms und die feuchten Lumpen, in die er gewickelt war, wieder etwas wahr: die mit nichts zu verwechselnde Wärme von Sonnenlicht, die auf sein Gesicht und die angefressene Haut der Brust traf. Vielleicht, so dachte der Sterbende, ist das Ding bis in den Himmel gewachsen und hat auch noch die Sonnen verschlungen. Das riesige Maul hatte, als er zwischen die Reihen rasiermesserscharfer Zähne gestürzt war, jedenfalls groß genug gewirkt, um das zu vollbringen.

Doch jetzt spürte er Geröll und Sand unter dem Rücken und sein Blut, das ihn klebrig mit dem Untergrund verband. Das musste so eine Art fühlbarer Halluzination sein. Er glaubte an keine Götter, denen er hätte danken können, trotzdem empfand er Dankbarkeit für die Segnungen des Wahnsinns…

Die lichte Wärme, die ihm ins Gesicht schien, nahm ab, der Temperaturunterschied genügte, um ihn die verschwommenen Ränder eines Schattens ausmachen zu lassen, der über ihn fiel. Er fragte sich, welche neue Vision sein von Todesqualen gemartertes Hirn heraufbeschwören mochte. Es gab andere außer ihm, hier im Bauch dieser Bestie, das wusste er; er hatte gesehen, wie sie abstürzten und gleich ihm verschlungen wurden. Ein wenig Gesellschaft, befand der Sterbende. Vielleicht halluzinierte er jetzt auch Stimmen, die Stimmen jener, die hier verdaut werden sollten. Das würde ihm helfen, die endlos langen Stunden durchzustehen, die vergehen würden, ehe die Atome seines eigenen Körpers sich voneinander lösten und weggeschwemmt wurden.

Eine der Stimmen, die er hörte, war seine eigene. »Hilfe…«

»Was ist passiert?«

Er hätte fast laut aufgelacht, wenn ihm nicht jede Faser seiner rohen Muskeln so wehgetan und ihn immer weiter in die bewusstlose Schwärze des Vergessens hinausgetrieben hätte. Müssten Halluzinationen die Antwort auf diese Frage nicht eigentlich kennen?

»Sarlacc… hat mich verschluckt.« Die Worte schienen sich ihm aus eigenem Antrieb zu entringen. »Ich habe… ihn getötet…in die Luft gesprengt…«

Er hörte eine zweite Stimme, die einer Frau. »Er stirbt.«

Dann sprach wieder die Männerstimme. Leise flüsternd. »Manaroo, hast du eine Ahnung, wer das ist?«

»Ist mir egal. Hilf mir, ihn hineinzubringen.« Der Schatten der Frau senkte sich über ihn.

Im nächsten Moment spürte er, dass er hochgehoben wurde, Dreckklumpen und Sand glitten von seiner geschundenen Gestalt. Als Nächstes fühlte er, wie er über breite Schultern gewuchtet wurde, während sich ein Arm um seine Taille legte, um ihn zu stützen. Der Sterbende wurde von Schamgefühl erfüllt. Er hatte seinem Ende schon so häufig ins Angesicht geblickt, qualvoll oder nicht, und sich dem Gedanken an den eigenen Tod gestellt. Und dessen Verdrängung als etwas ohne jede Bedeutung hatte ihm immer neue Kraft verliehen. Doch jetzt gaukelte ihm ein schwacher Teil seiner selbst den erbärmlichen Wunschtraum seiner Rettung vor. Es ist besser zu sterben, dachte er, als sich vor dem Tod zu fürchten.

»Festhalten«, ließ sich die Stimme der Halluzination vernehmen. »Ich bringe Sie an einen sicheren Ort.«

Der Mann namens Boba Fett spürte bei jedem Schritt des anderen einen Stoß und erkannte, dass er über den steinigen Grund getragen wurde. Für einen kurzen Moment klärte sich sein Blick; die Blindheit verging so weit, dass er seine eigene Hand erkennen konnte, die lahm und ungelenk hin und her baumelte und eine Blutspur im Sand hinterließ…

In diesem Augenblick begriff er, dass alles, was er sah und spürte, real und dass er noch am Leben war.

2

Das kleine Objekt, das sich aus eigener Kraft durch die Weiten zwischen den Sternen bewegte, war schließlich in den Einzugsbereich der Sensoren eines Planeten geraten. Kuat von Kuat hatte die Annäherung der hyperraumtauglichen Nachrichtenkapsel bereits gespürt, bevor der Sicherheitschef seines Unternehmens erschien und ihm mitteilte, dass die Kapsel abgefangen worden war. Er besaß eine fein abgestimmte Empfindlichkeit für Maschinen, von den kleinsten Nanosporoiden bis zu Konstruktionen, die fähig waren, ganze Welten zu vernichten. Diese Gabe lag in der Familie und war schon seit Generationen tief im Blut der Kuat verankert.

»Entschuldigen Sie, Techniker«, ließ sich hinter ihm eine unterwürfige Stimme vernehmen, »aber Sie hatten darum gebeten, sofort verständigt zu werden, sobald die äußeren Kom-Einheiten irgendein Anzeichen von… Ihrem Paket auffangen.«

Kuat von Kuat wandte sich von dem großen gewölbten Panoramafenster und der Aussicht auf die mit Lichtpunkten getupfte Leere ab. Weit jenseits der entlegensten Umlaufbahn um den Planeten, der denselben Namen trug wie er selbst, kam langsam der milchige Arm einer der ästhetisch ansprechenderen Spiralnebel der Galaxis in Sicht. Er versuchte stets, derartige Dinge nicht zu verpassen, da sie ihm als Erinnerung daran dienten, dass das Universum mit all seinen miteinander verknüpften Aktivitäten im Wesentlichen auch nichts anderes war als eine Maschine unter anderen Maschinen. Sogar die Atome, aus denen es zusammengesetzt war, tickten, abgesehen von den Verwirrungen durch gewisse Unsicherheitsfaktoren oder den Einfluss des jeweiligen Beobachters, im Grunde wie ein uraltes primitives Uhrwerk. Oder wie feinere Mechanismen, sagte sich Kuat von Kuat nicht zum ersten Mal. So wie der menschliche Geist. Auch der war eine Maschine, wie unbegreiflich seine Substanz ansonsten auch sein mochte.

»Sehr gut.« Er streichelte das seidige Fell des Felinx, den er ihm Arm wiegte. Das Tier gab einen tiefen, kaum hörbaren Laut der Zufriedenheit von sich, als Kuats Finger eine bestimmte Stelle hinter den dreieckigen Ohren fanden. »Etwas anderes habe ich nicht erwartet.« Maschinen, selbst die in den Kuat-Triebwerkswerften gebauten, funktionierten nicht immer so, wie man es erwartete; es gab immer zufällige Abweichungen, die bisweilen den sprichwörtlichen Sand ins Getriebe streuten. Es war ihm stets aufs Neue ein ungetrübtes Vergnügen, wenn sich die Dinge nach Plan entwickelten. »Gibt es bereits Hinweise auf den Inhalt?«

»Noch nicht.« Fenald, der Sicherheitschef, war mit dem standardisierten Arbeitsanzug der Kuat-Triebwerkswerften bekleidet, ohne irgendein Symbol oder Rangabzeichen, abgesehen von dem verstellbaren Dispersionsblaster, den er deutlich sichtbar an der Hüfte trug. »Aber eine komplette Crew arbeitet daran, nur…« Er zog ironisch einen Mundwinkel hoch. »…die Verschlüsselung ist ziemlich heikel.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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