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Band 6 der großen Bestsellerreihe: Hinter dem Glanz der schönen Welt kulinarischer Hochgenüsse entdeckt Luc Verlain eine raue Wirklichkeit voll Neid, Konkurrenz und brutaler Arbeitsbedingungen. Es ist der Höhepunkt der französischen Gourmetsaison: Die Spitzenköche und Restaurantbetreiber fiebern der Vergabe der Sterne des Guide Michelin entgegen. Ausgerechnet in der renommierten "Villa Auguste" wird der berühmteste Restaurantkritiker des Landes noch während der Vorspeise vergiftet. Dabei sollte seine Höchstwertung doch die Karriere des legendären Auguste Fontaine krönen! Will jemand seinem Ruf schaden? Ging es darum, den Kritiker loszuwerden? Oder stecken aggressive Tierschützer hinter dem Anschlag – schließlich sind die Fontaines auch als Produzenten der umstrittenen Gänsestopfleber bekannt, die sich auf dem Teller des Kritikers befand? Luc und sein Team ahnen, dass die Lösung des Falls so einfach nicht ist.
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Seitenzahl: 382
Alexander Oetker
Sternenmeer
Luc Verlains delikatester Fall Ein Aquitaine-Krimi
Roman
Hoffmann und Campe
Pour Michel Guérard et les autres grands chefs étoilés en France
Sie war sich absolut sicher, dass dies hier der anmutigste, friedlichste, ja, schönste Ausblick der Welt war. Es gab nur dieses eine Fenster, ein mal anderthalb Meter, es lag genau über dem großen Spülbecken, und wann immer sie konnte, kam sie hierher und sah hinaus. Jetzt, um kurz vor halb sechs, stand die Sonne im Südwesten, zog ihre hellgelben Strahlen über den feinen Sand und ließ die wenigen Sonnenschirme allmählich längere Schatten werfen. Hier, genau unter dem Fenster, reckte sich das Dünengras empor, die Wildheit des Grüns harmonierte perfekt mit dem tiefen Blau des Himmels, in dem nur die dünnen weißen Wolken ruhten, als habe sie ein verliebter Maler hineingetupft. Und dann der Ozean, der durch die doppelte Verglasung nicht zu hören war, von dem sie aber natürlich wusste, wie er klang: dieses dumpfe Grollen in jeder Welle, die dort unten wie eine Verheißung mit ihren weißen Schaumkronen am Strand landete. Draußen, wo die Wellen noch ungebrochen heranrauschten, saßen die Surfer aufrecht und warteten auf ihren Auftritt. Wie gern wäre sie jetzt dort draußen.
»Hey, Hoang, na los, steh da nicht so rum, meinst du, ich zahle fürs Rausgucken? Himmel, Arsch und Zwirn!«
Der Schrei des Alten riss Ly aus ihren Tagträumen. Mist, sie hatte ihn nicht kommen hören, sie musste besser aufpassen. Rasch wusch sie sich die Hände, steckte ihr Küchentuch fester in den Gürtel ihrer Schürze und ging zu ihrem Arbeitsbereich im hinteren Teil der Küche, dort, wo die Hitze am größten und das Fenster zum Strand weit weg war.
Der Fischposten. Die wichtigste Station des ganzen Restos.
Auch wenn Roland, der Souschef, immer damit prahlte, dass er der wichtigste Mann im Raum sei, schließlich war er der Saucier – und ohne gute Soße schmeckte auch der beste Fisch nach nichts.
Sie hatte ihm schon oft bewiesen, dass er falschlag. Wegen ihrer Seezunge kamen die Gäste manchmal den weiten Weg von Paris oder Lyon hergefahren, einmal war sogar ein Pärchen aus Sydney gekommen, nur wegen ihrer sole.
Nur wussten die Gäste eben nichts vom Konkurrenzkampf in der Küche, sie wussten nicht, dass sie Lys Fisch und Rolands Sud aus Meerspinnen genossen.
Sie kamen, um die unnachahmliche Cuisine des Auguste Fontaine zu probieren.
Ein Name wie ein Knall. Zumindest für die Gourmets dieser Welt und für jene, die schon einmal versucht hatten, eines der Gerichte aus den exorbitant überteuerten Kochbüchern des Genies nachzukochen. Es gelang den Leuten daheim natürlich nicht, weil es nun mal unmöglich war, all die Kochkunst auf einigen wenigen Rezeptseiten wiederzugeben. Und doch schwärmte alle Welt von dem Carpaccio aus Jakobsmuscheln mit den Kräutern aus dem Garten hinterm Haus, von dem Rinderfilet mit der Foie gras von Guillaume Fontaine und natürlich: von dem Hummer, der über offenem Feuer gegrillt wurde, dem Signature-Gericht des Meisters. Es gab ganz bestimmt keinen Gourmet zwischen Helsinki und Catania, der nicht schon angerufen und gebettelt hatte oder auf der Website einmal pro Woche nachsah, ob nicht doch ein Tisch frei geworden war, um der unerhörten Wartezeit von anderthalb Jahren ein Schnippchen zu schlagen.
Die Villa Auguste war das erklärte Ziel all dieser Menschen, und sie bekamen zur Küche eben noch jenen Ausblick hinzu, den Ly Hoang so liebte. Drei Sterne war Fontaines Küche den Tester des Guide Michelin wert, und das seit mehr als dreißig Jahren. Jedes Jahr aufs Neue schaffte es Auguste, seine drei macarons zu verteidigen. Es gab in Frankreich nur eine Handvoll Köche, die das so lange geschafft hatten, und ihre Namen waren weltberühmt: Paul Bocuse, Michel Guérard, die Haeberlins – bis Letztere ihren dritten Stern auf einmal verloren.
So war es ein Kampf um Qualität – und zwar bis ins kleinste Detail. Ly blickte sich um: Damien am Grill lief schon der Schweiß, so heiß war es dort, wo er das Rinderfilet vorbereitete und die Temperatur der Holzkohle für die Hummer reduzierte. Ein paar Meter neben ihm bereitete Aïcha die Grundlagen für die Velouté aus Tomaten und Morcheln zu, gerade drückte sie die Tomaten so gekonnt durch ein Sieb, dass in der Schüssel nur durchsichtiger Saft ankam, der einen unglaublich intensiven Geschmack hatte. Neben Aïcha arbeitete Damiens Bruder Thomas, der als Chefpatissier so grazile Kunstwerke aus Schokolade, Früchten und Blätterteig erschaffen konnte, dass er alleine dadurch anbetungswürdig war, besonders für Ly, die seine Desserts vergötterte. Niemand sprach, sie alle werkelten vor sich hin, und zwischen ihnen allen auf und ab lief mit strenger Miene Auguste.
Es war wie so oft in diesen Gourmettempeln: Sie alle liebten diesen Mann wegen seines Könnens und seines Genies – aber sie hassten ihn zugleich auch wegen seiner Detailversessenheit, seiner Härte, dafür, dass er ausschließlich für die Küche lebte.
Und doch wollte keiner von ihnen tauschen. Denn wer einmal im Leben für Auguste Fontaine gekocht hatte, der fand auf der ganzen Welt einen Job. Egal wo, ob in den Bergen von Sankt Moritz, mitten in New York an der West Side oder auf einer einsamen Südseeinsel in einem Fünfsternehotel. Genau dorthin wollte Ly am liebsten, irgendwo auf die Malediven, die Seychellen oder nach La Réunion. Nicht als Putzfrau wie ihre Landsleute, sondern als gestandene Köchin.
Wenn das hier vorbei war. Wenn sie ihre drei Jahre geschafft hatte. Wenn sie etwas vorzuweisen hatte. Und wenn jemand ganz Besonderes mitreiste.
Sie öffnete die Kiste, die neben der Station stand, darin war dicht gepresstes Eis, weiß und so sauber, als wäre es frisch hineingeschneit. Sie wühlte mit ihrer Hand darin herum, bis sie auf etwas Festes stieß. Eine riesige Kiste – für einen einzigen Fisch. Aber was für einen. Ganz vorsichtig nahm sie den großen Wolfsbarsch und hob ihn auf ihre Arbeitsplatte. Dann strich sie behutsam über seinen silbrig glänzenden Körper, ohne dass sie dabei auch nur eine Schuppe abrieb.
Sie sah die glasklaren Augen des Fisches, fühlte, wie fest und wie frisch er war, prüfte die Kiemen, auch hier war alles glänzend, der Geruch nach Meer, nicht nach Fisch, sondern ganz so, wie es sein musste.
Ly wusste, dass Auguste den Fischer seit Jahrzehnten kannte, schon bei seinem Vater hatte er seine Wolfsbarsche, die Thunfische und den berühmten Steinbutt bestellt. Jede Nacht fuhr der Fischer hinaus, aus dem kleinen Hafen von Saint-Jean-de-Luz unten im Baskenland, aber nicht, um wie einer der seelenlosen Gesellen die Tiere in irgendein Netz zu zwingen. Dieser Fischer machte pêche à la ligne, er fischte tatsächlich noch mit der Angel oder mit der Leine – ein unglaublicher Aufwand, aber eben auch mit dem Ergebnis eines unglaublichen Geschmacks. Diese Fische kosteten das Zigfache derjenigen aus Aquakulturen, doch Auguste kam nichts anderes in seine Küche.
Mit einem sauberen Schnitt öffnete Ly den Wolfsbarsch, holte, ohne zu zögern, die Innereien heraus, trennte den Kopf ab und gab alles in eine Schüssel – weggeworfen wurde hier nichts, daraus ließ sich immer noch ein feiner Sud kochen. Dann löste sie vorsichtig die Filets mit der Haut von den Gräten und nahm dann die kleinste Pinzette, ihr Lieblingswerkzeug. Damit zog sie noch die winzigste Gräte aus dem festen Fleisch.
Geschafft. Der Wolfsbarsch war fertig, er würde nur noch für wenige Minuten den Grill sehen, bevor er als ein wahres Kunstwerk präsentiert werden konnte.
Wieder versuchte sie, einen Blick in die Gesichter um sie herum zu erhaschen. Ja, es stimmte. Es war wieder diese bestimmte Zeit des Jahres. This time of the year. Sie alle waren Profis, von der Zehe bis zum Haarschopf konzentriert, jeden Abend. Doch in diesen wenigen Tagen zwischen Winter und Frühling, da war alles noch mal eine Spur intensiver, da war die Anspannung in allen Handgriffen, da blitzten die Augen vor Aufregung.
Bald würde er kommen, der Mann, dessen Urteil über Wohl und Wehe der Gastronomen Frankreichs entschied. Niemand wusste, wann genau er kam. Deshalb kam es darauf an, dass jeder Abend perfekt lief: Die besten Produkte mussten da sein, die besten Köche an den wichtigsten Positionen, der Service an jeder Stelle perfekt. Saß er heute Abend da draußen im Gastraum? Oder morgen? Übermorgen?
Wenn Auguste diesmal die Wahrheit gesagt hatte, dann wäre es das letzte Mal. Drei Sterne für die Ewigkeit. Und Ly Hoang würde für immer ein Teil davon sein.
»Otis, lauf, hol sie, los, los, los, los …«
Der Hund war ein Naturtalent, da konnte er noch so jung sein. Die Laute, die Guillaume ausstieß, wirkten auf Otis wie eine Jagdpfeife. Sein Herrchen sah ihn schnell wie ein Pfeil in großem Bogen um die Weide herumrennen, um dann die nach vorne flüchtenden Enten zu stellen. Es klappte, ohne dass Otis auch nur einmal bellen musste. Er senkte seinen Kopf und knurrte nur ganz leise, und sofort blieb die Entenschar stehen, rührte sich keinen Zentimeter mehr weiter nach vorne, sondern reckte die Hälse empor und quakte, was das Zeug hielt. Otis ging ganz langsam rückwärts, wieder in großem Bogen und trieb nun die Tiere zusammen, von allen Seiten, bis die einhundert Enten wie ein großes weißes Quadrat auf der Weide standen, perfekt, um von Guillaume auf der einen und Otis auf der anderen Seite in Richtung der Ställe geführt zu werden.
»Fein, Otis, guter Junge …« Guillaume war stolz, er hatte den Hund als Welpen zu sich genommen und von Anfang an ausgebildet.
Ganz langsam begleiteten sie die feinen weißen, grauen und braunen Tiere den Berg hinab, immer wieder senkten sich die Hälse der Enten, um zu picken, als wüssten sie, dass sie von nun an nicht mehr vom saftigen Gras der Wiese probieren konnten.
Guillaume schloss kurz die Augen und genoss die Wärme auf seinem Gesicht. Es war unglaublich, aber selbst Anfang März wurde es am Mittag schon so sonnig, dass er die Steppjacke ausziehen und im T-Shirt seiner Arbeit auf dem Bauernhof nachgehen konnte. Das lag aber nicht am Klimawandel, das lag, so weit er zurückdenken konnte, am Zauber des Südens.
Der Blick ging über die grünen Hänge hinab ins Tal, nur vereinzelt waren kleine Höfe zu sehen, eine schmale Straße, die sich gewunden durch die Landschaft zog. Das waren die Landes, eines der ländlichsten Départements Frankreichs. Seine Heimat. Eine Welt voller sanfter Hügel und bäuerlicher Anwesen, kleiner Dorfrestaurants und Marktplätze mit lauschigen Arkaden, die irgendwann in die schier endlos scheinenden Seekiefernwälder überging – und dann folgten nur noch: Sand und Ozean.
Das Brummen in seiner Tasche riss ihn aus seinen Gedanken. Er holte sein Handy heraus. Rémy. Er stieß einen grollenden Ton aus, der seine breite Brust in Schwingung versetzte, dann drückte er auf die rote Taste. Nicht jetzt. Nicht dieses endlose Palaver. Er konnte es nicht mehr hören. Insbesondere nicht hier, im größtmöglichen Frieden.
»Otis, bring sie rein, Otis, los!« Sein Ruf, dann wieder der schrille Laut der Pfeife, und sofort wetzte der Hund los und bremste abrupt wieder ab, duckte sich und knurrte leise, er versperrte den Enten damit den Weg, den sie eigentlich einschlagen wollten, und so watschelten sie unter lautem Protest über den Hof mit den alten Pflastersteinen und dann entlang der Zäune in das offene Portal. Die Scheune – ihre letzte Heimat für die kommenden zehn Tage.
»Fein, Otis, brav, komm.« Guillaume schloss das Tor, dann gab er seinem Hund eins der Leckerlis, die er in der Tasche seiner Latzhose immer dabeihatte.
»Corinne?« Ein Fenster im Bauernhaus öffnete sich, und seine Frau steckte ihren Kopf voller dichter brauner Locken hinaus. »Ja, chéri?«
»Ich fahr rasch rüber und bring die Lieferung weg, setzt du die Enten in die Laufgitter?«
»Klar. Bis nachher.« Sie warf ihm lachend einen Kussmund zu, dann schloss sie das Fenster wieder. Er musste lächeln. Er hatte Glück mit ihr, verdammtes Glück.
In der Produktionshalle war der Kühlschrank voller eiskalter Ware. Er öffnete ihn, ging in die Hocke und prüfte, welche der Stopflebern in der Vakuumverpackung die beste war, es dauerte nicht lange, und er wusste es, er musste nicht einmal durch die Folie hindurchsehen, er prüfte nur mit dem Finger, wie fest das Fleisch war und ob die mittlere Sehne kräftig genug war, die Leber beim Herausziehen unbeschädigt zu lassen. Nach fünf Minuten hatte er zwölf wunderbare Exemplare, die er in Kühltaschen verpackte und nach draußen brachte, um sie in die Koffer zu legen, die links und rechts an seinem BMW-Motorrad hingen.
Die beste Ware für seinen wichtigsten Abnehmer. Natürlich verkaufte er seine Foie gras auch an die Kunden, die direkt zu ihm auf den Hof kamen, er verkaufte sie an die Restaurants der Gegend und an Fremde, die in Paris oder Brüssel via Internet bestellten. Sein Aushängeschild aber waren die Produkte, die am selben Abend auf weißen Porzellantellern serviert wurden, im Restaurant seines Vaters. Dort konnte sich jeder von der Qualität der Fontaine’schen Foie gras überzeugen.
Guillaume Fontaine drehte den Schlüssel und drückte auf den Startknopf, das sonore Brummen der schweren Maschine ließ die Enten im Stall schnattern. Dann drehte er den Gashebel, und sofort setzte sich das Motorrad in Bewegung. Er fuhr den Hügel hinab und bog auf die Départementale ein, die ihn in zwanzig Minuten nach Dax und von da aus weiter ans Meer bringen würde. Eine Strecke voller Kurven und herrlicher Aussichten – und wenn man all diese Kurven mit Tempo hundertfünfzig nahm, dann wurde es gleich noch mal aufregender.
Guillaume öffnete sein Visier, um den Fahrtwind im Gesicht zu spüren. Er liebte es. Das Land, sein Motorrad, kurzum: Er liebte sein Leben.
Mit dem Rücken zur Wand. Das war die einzige Bedingung. So sagte er es zumindest immer scherzhaft. Dabei ließ er durchblicken, dass es die einzige Bedingung war, die er offen zugab.
Er wollte immer mit dem Rücken zur Wand sitzen, an einem Tisch, der so in einer Ecke platziert war, dass er das ganze Lokal überblicken konnte. Alle anderen Stühle sollten von seinem Tisch entfernt werden.
So war es auch heute geschehen, und zwar ganz ohne dass er sich dazu hätte äußern müssen. Er hatte den Tisch wie üblich unter einem anderen Namen reserviert, so war es gang und gäbe, aber als er dann mit dem Taxi vorfuhr, erkannte ihn der Voiturier natürlich sofort, und die ganze Maschinerie schnurrte los: Der Voiturier informierte den Concierge, der dann wiederum dem Restaurantleiter etwas zurief, und schon begann das große Möbelrücken. Als er kurz darauf eintrat, war bereits alles wieder ganz ruhig und gediegen. »Bonsoir, Monsieur«, hieß es dann, »Bonsoir, welch eine Freude«, und er wurde zu seinem Tisch geführt, hinten in der Ecke, Blick in den Raum, ein Stuhl und ein Gedeck an einem großen runden Tisch. Er kam immer etwas zu spät, damit das jeweilige Restaurant schon gut besetzt war und er, natürlich ohne sich etwas anmerken zu lassen, zusehen konnte, wie auf den anderen Plätzen getuschelt wurde, eine Frau zeigte sogar auf ihn, weil ihr Mann nichts von dem ganzen Aufriss mitbekommen hatte.
Nein, Ugo Gennevilliers war kein Restaurantkritiker, der Blindverkostungen durchführte. Dafür war er viel zu bekannt. Er wusste das – und er konnte nicht verhehlen, dass er es auch schätzte.
Seine Prominenz entsprang einer anderen, lang zurückliegenden Zeit. Als die Menschen noch nicht begonnen hatten, ihr Essen für eine dieser horriblen Internetseiten zu fotografieren, mit ihrem Mobiltelefon, und zwar direkt von oben herab auf den Teller – herrje, wie er das hasste. Wenn er seine Tochter einmal dabei erwischte, würde er sie enterben.
Nein: Damals, vor vierzig Jahren, als sich der Ruf von Ugo Gennevilliers begründete, da gab es nur eine Tageszeitung in Frankreich, die einmal in der Woche ein Restaurant bewertete – und es gab seine Zeitschrift, die einmal im Jahr die Sterne vergab, um die sich jeder Koch riss. Sein Wort hatte den Status eines Gottesurteils, zumindest für die Chefs und für die Gourmets. Es gab noch nicht unzählige Blogs und Nachahmer, es gab nur ihn und seine Kollegen.
Und es erfüllte Ugo mit Stolz, dass sich der Wert seiner Sterne zumindest für die Köche noch nicht verändert hatte.
»Monsieur«, der Chef de Service war unbemerkt an den Tisch getreten – lauernd wie ein Panther, dabei aber so souverän –, kein normaler Gast hätte seine Anspannung bemerkt, Ugo aber sah, wie es in den Augen des livrierten Mannes flackerte, »haben Sie Ihre Auswahl schon treffen können?«
Ugo Gennevilliers ließ die Karte sinken, die er ohnehin nicht beachtet hatte, dann sah er den Mann direkt an. »Ich würde die zwölf Gänge nach der Empfehlung des Chefs nehmen«, sagte er so deutlich, dass es an den Nebentischen gut hörbar sein würde – zwölf Gänge, Wahnsinn! Selbst wer es sich leisten konnte, hier zu essen, blieb bei höchstens acht Gängen, weil alles andere den finanziellen Rahmen sprengte. »Und was den Wein angeht …«
»Was den Wein betrifft, wissen wir natürlich Bescheid. Ich lasse alles sofort vorbereiten, lehnen Sie sich zurück und genießen Sie den Abend im Le Relais, Monsieur.«
Der Mann war die perfekte Besetzung, er erwähnte seinen Namen nicht, er war über alles informiert – herrlich! Ugo lehnte sich in seinem weichen Stuhl zurück, Gott sei Dank hatte sich die Mode der unbequemen Designerholzstühle nicht in jedem Sternerestaurant durchgesetzt, jene mit diesen Foltermöbeln überließ er seinen jüngeren Kollegen. Wenn er den Kopf ein wenig einzog, dann konnte er dort über den Dächern der Rue de Grenelle den Eiffelturm blinken sehen. Einundzwanzig Uhr. Auch wenn die Pariser diese Lichtshow verabscheuten, er sah sie als ein Zeichen: Das hier war schließlich immer noch die glänzende Stadt, die Gastronomiehauptstadt der ganzen Welt.
»So, Monsieur, hier ist er, der 1995er Château Lacour. Ich habe mir erlaubt, ihn eben schon zu öffnen. Darf ich?«
Ugo nickte, und der Chef de Service nahm sein Glas, um den alten Rotwein aus dem Médoc sanft die Wand des Glases hinablaufen zu lassen. Ein tiefes Rot mit einem leicht öligen Schimmer – so liebte Gennevilliers seine Weinbegleitung. Er hielt sich das Glas an die Nase und nahm einen tiefen Zug, die Früchte des Waldes lagen in diesem Tropfen, Brombeere, Johannisbeere, dazu eine Note von Sandelholz. Die Fässer von Lacour waren Legenden. Er sah, wie die Frau am Nachbartisch den Sommelier zu sich rief. Er musste lächeln, das geschah immer: Sie wollten stets den Wein bestellen, den auch er trank. Aber leider …
Eine junge Frau näherte sich von der anderen Seite. »Wir beginnen mit einem Gruß des Küchenchefs: ein konfiertes Wachtelei mit gegrilltem Salat und Oscietra-Kaviar. Bon appétit, Monsieur.«
Er nickte und griff nach der kleinen Gabel, pikte mit einer Spitze in das Eigelb, das sich sofort cremig in die Schüssel ergoss und sich um den Kaviar legte. Er tauchte in die warme Creme und kostete davon, dann probierte er die einzelnen Elemente, immer wieder schloss er dabei die Augen und tat das alles ganz langsam, es war ein Ritual, von dem er wusste, dass die anderen Gäste es sehen wollten.
Schließlich legte er die Gabel wieder zur Seite.
Er holte sein kleines rotes Notizbuch aus der Tasche, drehte die Kappe seines Füllfederhalters ab und schrieb auf die erste freie Seite: Eigelb/Kaviar, keine kreative Leistung, Ei ein paar Sekunden zu lang konfiert, trocken, 2/10.
Zufrieden blickte er in das Büchlein, dann auf seinen leeren Teller und schließlich noch einmal auf den Eiffelturm, der jetzt wieder golden erstrahlte.
Zwölf Gänge. Der Reigen konnte beginnen.
»Oh, riecht das aber gut«, sagte Anouk, als sie lächelnd in die Holzhütte kam. Sie rieb sich die Hände und dann die Wangen, die ganz rot gefroren waren vor Kälte. Draußen war es dunkel geworden, drinnen hatte Luc die Cabane mit Kerzen in ein warmes Licht getaucht.
»Hey, Schöne«, sagte er, »wie war es?«
»Herrlich. Ich bin über die Düne gegangen und dann bis ganz nach Süden, bestimmt fünf Kilometer, immer ganz dicht am Wasser entlang, der Sand war wie festgefroren, es war ein Kinderspiel. Und dann den ganzen Weg wieder zurück. Stell dir vor, auf der ganzen Strecke hab ich ganze drei Menschen getroffen. Das Meer ist total ruhig, es kommen nur ganz feine Wellen an, und es ist fast windstill. Ein Traum. Vielleicht gehen wir nachher noch mal zusammen auf die Düne? Oder morgen ganz früh?«
Er strahlte sie an und nickte. »Aber jetzt«, murmelte sie, »hab ich einen Bärenhunger. Lass mal sehen.«
»Nein, ist eine Überraschung.«
Sie stieß ihn zur Seite und nahm den Deckel vom Topf. »Wow. Die sieht aber gut aus. Warum ist die denn so rot? Ist es das, was ich denke?«
Luc nickte. »Safran. Genau. Du hast mir ja dank deines Spaziergangs richtig viel Zeit gelassen, so konnten die Fische wirklich zwei Stunden vor sich hin köcheln. Gleich ist alles bereit. Das wird toll.«
»Und unsere kleine Miss Dauerhungrig?«
»Schläft und schläft und schläft.«
Sie sahen beide verliebt zu dem Babybettchen, das unter einer Dachschräge im hinteren Raum der Holzhütte stand. Nur leise Atemgeräusche waren von dort zu hören.
»Na, vielleicht schaffen wir es ja wirklich noch, in Ruhe zu essen.«
Luc zeigte auf die Fischköpfe, die er schon aus der Suppe genommen hatte. »Heute Morgen auf dem Markt in Carcans gab es Knurrhahn und sogar Petermännchen.«
»Aber ohne Giftstachel, hoffe ich.«
Jedes Kind in Frankreich wusste, dass die Flossenstacheln der vive, wie das Petermännchen auf Französisch hieß, hochgiftig waren. Gerne gruben sich die Fische in Strandnähe ein, trat ein Schwimmer darauf, war es sehr wichtig, schnell einen Arzt in der Nähe zu haben. In Australien gab es sogar ein Gegengift, in Europa therapierte man mit sehr heißem Wasser.
»Keine Sorge«, sagte Luc, »Gilles hat alles ordnungsgemäß entfernt. Ich hab sogar noch einige Langusten mit in der Suppe, setz dich schon mal.«
Anouk nahm an dem kleinen Holztisch Platz und goss ihnen von dem Verveine-Tee ein, den Luc gekocht hatte. Dann sah sie aus dem Fenster in die Dunkelheit. Der Commissaire konnte seine Augen gar nicht von ihr lösen. Sie hatten nun fünf Monate Tag für Tag zusammen verbracht, Luc hatte sich vom Dienst freistellen lassen, weil er Anouk helfen und miterleben wollte, wie ihre gemeinsame Tochter Aurélie die Welt kennenlernte. Es war ein Fest gewesen, ein kalter Winter, in dem es fast gar nicht geregnet hatte, dafür waren die Tage sonnenklar gewesen, und es hatten sich am Strand in den Pfützen bei Ebbe sogar kleine Eisschollen gebildet. Sie waren kilometerweit gewandert, mit Aurélie, dick eingepackt in ein Tragetuch, ganz nah an Lucs Körper gebunden. Sein Vater war aus der Kurklinik in Arcachon oft zu Besuch gekommen. Über die Weihnachtstage dann hatten sie Anouks Vater in Venedig besucht, der nach dem Tod seiner Frau endlich einen Lichtblick erfahren hatte: das Kennenlernen seiner Enkelin.
Nun, in gut einer Woche, würde sich Luc wieder trennen müssen – er musste ins Büro zurückkehren, während Anouk noch zwei Monate Schonfrist hatte.
»Chéri, weißt du eigentlich, ob im Hôtel de Police gerade viel zu tun ist?«, fragte sie ihn, weil sie wie so oft seine Gedanken erraten hatte.
»Ich habe vorhin mit Hugo telefoniert. Es gibt nur den klassischen Stress im Saint-Michel-Viertel, Drogenbanden unter sich. Aber sonst ist es ruhig.«
»Na, das klingt doch gut.« Sie räusperte sich. »News von Aubry?«
Luc rührte die Suppe eine Spur zu schnell.
»Es scheint, als hätten wir uns abgesprochen. Er kommt übernächste Woche zurück.«
Sie hatte sich unbemerkt an ihn rangeschlichen und umfasste von hinten seinen Oberkörper, dann schmiegte sie ihren Kopf an seinen Rücken. »Tut mir leid, Luc. Aber ich verspreche dir, ich lass dich nur kurz allein. Dann komm ich wieder.«
»Wird schon. Ich glaube, nach der Aktion am Cap steht er unter Beobachtung. Ich werde mich seiner sicher erwehren können.«
Laurent Aubry war der neue Leiter der Police nationale in Bordeaux, nachdem ihr alter Boss Preud’homme in den wohlverdienten Ruhestand gegangen war. Aubry war ein junger Aufsteiger, der aus der französischen Verwaltungselite stammte und nie als Polizist gearbeitet hatte. Seine Unkenntnis hatte er in ihrem ersten gemeinsamen Fall am Cap Ferret gleich unter Beweis gestellt und damit nicht nur sich selbst in Lebensgefahr gebracht. Nachdem er angeschossen worden war, hatte er Monate im Krankenhaus und in der Reha verbracht, und doch wollte er es sich nicht nehmen lassen, es noch einmal auf dem angesehenen Posten in Bordeaux zu versuchen.
»Es ist schließlich meine Schuld, ich hätte den Job ja machen können.«
»Aber du wolltest eben nicht damit enden, nur noch Urlaubsanträge abzuzeichnen.«
»Auch wieder wahr. Aber nun wird gegessen.«
Luc nahm eine Kelle und füllte die Fischsuppe in die tiefen Schüsseln aus blauem Porzellan, dann gab er Croûtons und die Rouille darüber, die er bei einem befreundeten Fischer in Lacanau gekauft hatte. Die Knoblauchmayonnaise gehörte zu dieser pürierten Fischsuppe à l’arcachonnaise unbedingt dazu.
Sie setzten sich an den Tisch und lächelten sich an, zwischen ihnen die dampfenden Schüsseln. Anouk nahm den ersten Löffel, dann tat es Luc ihr nach, er hörte sie leise seufzen, und als er probierte, wusste er, warum. Da waren das Jod des Meeres, die tiefe Würze, die die Fische der Suppe verliehen, der Safran mit seiner Exotik, die Leichtigkeit des weißen Fleisches, dazu das krosse Brot, es war himmlisch. Gerade wollte er noch einen Bissen nehmen, da war aus dem Bettchen hinter ihnen eine Bewegung zu vernehmen, und eine leise Stimme begann zu glucksen.
»Bleib sitzen«, sagte Luc, stand auf und trat an das Babybett.
»Hey, Schatz«, flüsterte er, bückte sich und nahm Aurélie auf den Arm. »Na, ausgeschlafen? Und jetzt hast du Hunger?«
Das kleine Wesen war noch nicht ganz bei sich, die Augen waren erst halb geöffnet, doch schon schmatzte das Mädchen mit dem dunklen Haar, und Luc meinte, sie lächele ihn an. Er konnte dieses Wunder noch immer nicht ganz begreifen.
Er hatte auf dem Marktplatz in der Bar unter den Arkaden mit den Jungs ein kleines Bier getrunken und dem Treiben auf dem Platz zugesehen. Das Städtchen war einfach herrlich, der Fluss Adour schlängelte sich mitten durchs Zentrum, die Fassaden der alten Häuser gingen direkt aufs Wasser, die Bewohner hatten sich alle nachträglich Balkone anbauen lassen, so hatte fast jeder hier ein Wassergrundstück.
Irgendwann kam nach und nach die Dunkelheit übers Land, und Guillaume hatte sich auf sein Motorrad gesetzt und war die Straße in Richtung Eugénie-les-Bains gefahren.
Die Platanen standen dicht an dicht an der Allee, und er legte sich mit seinem Motorrad so entschieden in die Kurven, dass sein Knie fast den Asphalt berührt hätte.
Bald würde der Frühling anbrechen. Dann zeigten sich hier immer rasch die ersten Knospen, und die Enten rekelten sich genüsslich auf der sonnigen Wiese. Morgen würde er eine Lieferung neuer Küken bekommen, gerade einen Tag alt. Der Transporter kam im Morgengrauen aus Spanien, er würde wieder sehr früh aufstehen müssen. Aber die spanischen Küken waren eben nur halb so teuer wie die französischen.
An der Kreuzung hinter dem Wasserturm bog er nach links ab und fuhr über den schmaler werdenden Weg bis zu seinem Gehöft.
»Quoi?«, rief er mit einem Mal aus. Was hatte er da gesehen? Er zog die Bremse so heftig durch, dass die Maschine ins Schlingern geriet und er all seine Kraft aufbieten musste, um nicht zu stürzen. Er stellte das BMW-Motorrad auf den Ständer und ging die paar Meter zurück bis zu der vorderen Scheune. Fassungslos starrte er auf die Wand, die zur Straße zeigte.
In dicken roten Buchstaben stand da: Tortionaire d’animaux!Meurtrier! Jetzt gingen sie wirklich zu weit. Ihn so zu nennen: Tierquäler und Mörder. Die Handschrift war hässlich, die Farbe rann die Wand herab. Sie war noch feucht, der Schmierer konnte nicht weit sein. Guillaume sah sich nach allen Seiten um. Doch der Weg war verlassen.
Wütend ging er zu seinem Motorrad und nahm aus dem rechten Seitenkoffer ein großes Tuch, das schon mit roter Farbe befleckt war. Beim letzten Mal hatte Corinne die Schmiererei entdeckt und sofort Angst bekommen. Diesmal würde sie es nicht sehen. Kopfschüttelnd wischte er die Farbe von der Wand. Er bemühte sich, ein heiteres Lied zu pfeifen, doch tief in ihm war die Freude einer großen Wut gewichen.
Um kurz vor acht Uhr abends kam es im Einfahrtsbereich des Restaurants stets zu einer kleinen Schlange. Zum Glück für Hadi, den Voiturier, saß die Bürgermeisterin von Bordeaux aber bereits im zweiten Wagen, sodass sie nicht im Stau warten musste. Und zum Glück behielt er selbst in diesem Stress den Überblick – sonst hätte er den dunklen Wagen am Ende der Schlange leicht übersehen. Aber er war schon lange im Geschäft, er wusste, worauf es in diesen Tagen ankam.
Als die Gäste des ersten Wagens ausgestiegen waren, ging er schnell mit dem Schirm zum zweiten, einem schwarzen Renault Talisman. Er öffnete die Beifahrertür und sagte lächelnd:
»Madame le Maire, herzlich willkommen in der Villa Auguste. Wie geht es Ihnen heute Abend?«
»Oh, bestens, Monsieur, Sie wissen doch, wenn Maître Auguste für mich kocht, dann kann es mir nur gut gehen.«
»Er wird sich freuen, das zu hören. Darf ich Sie und Ihren Mann hineinbegleiten?«
Er hielt den Schirm über sie, der leichte Landregen hatte natürlich pünktlich vor dem Service angefangen, unten am Strand konnte man das Meer gar nicht richtig sehen, der Regen hing wie ein Vorhang vor den Wellen.
Die Bürgermeisterin trug unter ihrer dicken Jacke ein schwarzes Kleid, sie war eine sehr freundliche Frau, auch wenn Hadi in ihren Augen las, dass sie ganz genau wusste, wer sie war, und dass es besser war, sich ihr nicht in den Weg zu stellen. Ihr Mann hingegen war ein sanfter Mann mit Glatze und randloser Brille, der ihm den Schlüssel gab und sagte: »Lassen Sie nur, wir gehen hinein, Sie haben hier genug zu tun.«
»Merci, Monsieur. Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Abend.« Ein Glück, dachte Hadi und blickte auf die vier, nein, fünf Autos, die nun noch warteten, der dunkelgrüne Porsche war gar der sechste in der Reihe. Das ging nicht, das dauerte zu lang.
Er warf den Schlüssel des Renault seinem jüngeren Gehilfen zu, dann griff er zum Funkgerät.
»Für Küche und Service, hier ist Hadi. Er kommt. In drei Minuten ist er drin. Habt ihr gehört?«
Kurz war nur ein Rauschen zu hören, als wäre seine Nachricht aufgenommen worden und dann irgendwo im Meer gelandet, die Spannung war förmlich zu greifen, aber nach Sekunden, als hätten sich alle gesammelt, riefen zwei Stimmen: »Küche, verstanden.« – »Service, verstanden.«
Gott sei Dank. Er atmete durch. Damit war sein Job getan. Auch wenn er wusste, dass drinnen nun die nackte Panik ausgebrochen war, verpackt in professionelle Hektik.
Er winkte den nächsten Wagen heran und öffnete die Tür.
»Madame, würden Sie noch kurz warten? Mein Kollege nimmt Ihnen gleich den Wagen ab, ja? Bleiben Sie noch sitzen, nicht dass Ihr wunderschönes Kleid Schaden nimmt.«
Die Frau lächelte ihm augenzwinkernd zu. »Vielen Dank.«
Sofort war Hadi in der Schlange nach hinten gegangen, den Schirm spannte er schon auf, dann öffnete er auf der Fahrerseite des Porsche die Tür. Von drinnen erklang laut klassische Musik. Smetana, immer Smetana.
»Monsieur, willkommen zurück in der Villa Auguste. Es tut mir leid, Sie sehen, es ist viel los, darf ich Sie hineinbegleiten? Dann müssen Sie hier nicht warten. Bitte, kommen Sie.«
Ugo Gennevilliers erhob sich mühsam aus dem Ledersitz, er wusste, dass der Wagen für ihn und sein Alter viel zu sportlich war, der tiefe Sitz hatte ihn schon zweimal zu einem Besuch bei seiner Osteopathin gezwungen.
»Was ist denn das für ein Wetter? Ich habe Paris extra verlassen, um für eine Weile keinen Regen mehr zu sehen.«
»Nun, wir werden Sie dafür entschädigen, Monsieur.«
Zusammen gingen sie zur Tür, Hadi hielt den Schirm aufgespannt und bemühte sich, nicht zu schnell zu gehen, um den Kollegen drinnen ein paar Sekunden mehr Zeit zu geben. Diese Sekunden konnten entscheidend sein: noch mal die Servietten zurechtlegen, den Wein schon entkorken, die Musik ein wenig runterdrehen.
Die Villa Auguste war eine der vier alten Villen im Kolonialstil, die genau auf der Düne lagen, mit Blick auf den Strand und den Ozean, umgeben von Strandgras und viel Sand. Die Terrasse war aus hellem Holz, dann kamen rote Säulen und die schlichte Fassade aus weißem Holz, die Dächer waren mit Schindeln aus einem hellen Rot bedeckt, rund ums Haus gaben bodentiefe Fenster den Blick frei.
Früher waren diese Häuser Jagdhütten gewesen, für sehr reiche Jagdherren, zugegeben. Doch schon seit hundert Jahren war die größte von ihnen im Besitz von Maître Augustes Familie.
Ugo Gennevilliers liebte diesen Anblick, das alte Holz, die wilde Vegetation, den Geruch des Meeres, all das sprach seine einfachsten Instinkte an. Als Kind hatte er oft nicht weit von hier entfernt mit seinen Eltern Urlaub gemacht. Er liebte auch die Einrichtung dieses Restaurants, die noch von Augustes verstorbener Frau ausgewählt worden war: das feudale Edelholz, die großen runden Tische, die bequemen Stühle, die mit violettem Samt bespannt waren, die großen Ölbilder von Jagden aus einer Zeit, als die Herren noch Hut und die Damen Reifröcke trugen. Hach, er war eindeutig zu spät geboren worden.
Er würde seine Freude und die Sympathie, die er für diesen Ort empfand, natürlich niemals offen zeigen oder zugeben. Und er grämte sich sehr, weil es danach aussah, als würde dieser Ort ihm bald sehr fehlen. Wenn Auguste seine Ansage wahrmachte, dass die kommenden drei Sterne seine letzten seien. Ugo Gennevilliers zweifelte keine Sekunde, dass er natürlich wieder drei Sterne vergeben würde – wie noch jedes Mal seit nunmehr zweiunddreißig Jahren. Auch wenn er schon mit dem Gedanken gespielt hatte, nur zwei zu vergeben – schlichtweg, um Auguste dazu zu zwingen weiterzumachen. Allein, es würde einen Skandal auslösen, und niemand würde Ugo glauben, deshalb hatte er diesen scherzhaften Gedanken auch gleich wieder verworfen.
»Oh, Mademoiselle Florentine.« Noch so ein Grund, sich auf die Villa Auguste zu freuen. »Schön, Sie zu sehen.«
»Monsieur Gennevilliers, hocherfreut«, sagte die junge Frau im dunklen Kostüm. Sie war die Einzige, die seinen Namen nannte, und er konnte nichts dagegen tun, dass er sich darüber freute. »Hatten Sie eine gute Reise?«
»Die linke Spur gehörte ganz mir.«
»Na, ich hoffe, da kommen nicht wieder viele Briefe von der Polizei«, erwiderte sie, und ihr blondes Haar schien ihm der perfekte Rahmen für ihr fröhliches Lachen. Sie ging voraus, und er folgte ihr. »Ihr Tisch, wie immer.«
Die Wand im Rücken und dennoch ein Fenster zum Meer zu seiner Rechten, nur ein Stuhl, perfekt.
»Ich danke Ihnen, Mademoiselle, wie geht es denn Ihrer Familie?« Ach, diese Frau war ihm wirklich ein Jungbrunnen, er plauderte so gerne mit ihr und hoffte, dass sie noch einen kleinen Moment bei ihm stehen bliebe. Und sie tat es, als hätte sie nur diesen einen Gast und als wäre das Restaurant nicht wie stets bis auf den letzten Platz ausgebucht. »Bestens, Monsieur, die Zwillinge wachsen wie verrückt.«
»Sie sind jetzt fünf, oder?«
»Sechs, sie sind schon sechs.«
»Verrückt. Wie die Zeit rast. Wissen Sie schon«, er senkte die Stimme, »was Sie machen, wenn das hier vorüber ist? Ich kann mich sehr gern umhören, Sie wissen, ich kenne alle Gastronomen des Landes.«
Er wusste aber auch, dass Florentine nie ein Problem haben würde, etwas Neues zu finden. Die Chef de Service des besten Restaurants von Frankreichs Südwesten würde von allen umworben werden.
»Wer weiß, wer weiß«, sagte sie und zwinkerte verschwörerisch. Sofort war Ugo hellwach.
»Was meinen Sie, Mademoiselle? Macht er etwa weiter?«
»Fragen Sie ihn doch einfach selbst, er wird Sie ja nachher beehren, nachdem er Sie kulinarisch verwöhnen durfte.« Sie zündete die schlichte Kerze auf seinem Tisch an. »Hat sich an Ihrer Vorliebe beim Wein etwas geändert?«
»Wo denken Sie hin? In meinem Alter ändert sich nichts mehr.«
»Sie sind zu freundlich, als dass ich Ihnen darauf jetzt eine kokette Antwort geben würde. Also, ich bin gleich wieder da.« Und damit entschwand sie, und ihm blieb nur, ihr hinterherzusehen. Eine Schönheit mit außerordentlicher Bildung und berauschender Schlagfertigkeit – sie war wie geboren für diesen Beruf.
Ugo Gennevilliers betrachtete das Treiben im Saal. Der Service hatte vor einer halben Stunde begonnen, ungefähr die Hälfte der Tische war schon besetzt. Die jungen Kellner in ihren blütenweißen Hemden wuselten zwischen den Tischen umher, brachten Brot oder sogar schon den Gruß aus der Küche, einer war eigens dafür zuständig, leere Gläser nachzufüllen, während der Sommelier am Tisch der Bürgermeisterin von Bordeaux, die Ugo nur aus der Zeitung kannte, den richtigen Wein fürs Menü empfahl. Alles hier war so eingespielt wie das sprichwörtliche Uhrwerk, jeder kannte seinen Platz, jeder war eifrig, ohne hektisch zu sein, und jeder hatte ein verbindliches Lächeln im Gesicht, ohne dass es auch nur die geringste Spur aufgesetzt wirkte. Ugo rätselte immer, wie Auguste für diese Hütte am Ende der Welt sein Personal fand, in Paris war nicht mal ein Bruchteil der Servicekräfte so gut ausgebildet.
Aber das eigentliche Uhrwerk schnurrte hinter der elektrischen Schiebetür, die sich alle paar Sekunden öffnete und schloss. Einmal hatte der alte Fontaine Ugo in die Küche gebeten. Sein Meisterwerk.
Der Kritiker hatte nie einen ordentlicheren und saubereren Küchenraum vorgefunden als Augustes.
»Alors, hier ist er.«
Florentine zeigte ihm die Flasche. Der 95er Lacour. Er nickte, dann öffnete sie sie vorsichtig, roch am Korken und goss einen Schluck in ein Glas.
»Ich probiere für Sie, Monsieur, oder übernehmen Sie selbst?«
»Ich probiere gerne.«
Sie reichte es ihm, und er kostete. »Wunderbar. Genau richtig temperiert. Als hätte er auf mich gewartet.«
Sie goss noch ein wenig Rotwein nach, dann sagte sie lächelnd: »Wir haben für Sie das Sechs-Gänge-Menü von Maître Auguste vorgesehen. Natürlich mit der lauwarmen Entenstopfleber von Guillaume Fontaine. Sind Sie damit einverstanden?«
»Sehr einverstanden. Allerdings würde ich, wenn dies wirklich das letzte Mal ist, noch einmal den Hummer nehmen, als siebten Gang sozusagen.«
»Der Chef wird sehr froh sein, das zu hören. Wasser wie stets?«
Ugo nickte.
»Also, Abatilles aus Arcachon ohne Kohlensäure. Ich bin gleich zurück.«
Egal wie schön die wöchentliche Fahrt vom Meer zurück auch war, jedes Mal wenn Guillaume auf seinen Hof einbog, spürte er den Knoten im Bauch. Insgesamt viermal hatten die Schmierfinken sich jetzt schon bei ihnen zu schaffen gemacht, und mit jedem Mal waren die Worte grässlicher geworden. Beim letzten Mal hatten sie Schluss mit der Qual – oder du bereust es auf ihre Wand gemalt.
Er war zu spät gewesen, Corinne hatte schon begonnen es zu entfernen, mit Tränen in den Augen. Sie hatte nicht mehr mit ihm gesprochen, den ganzen Abend nicht. Letzte Woche war das gewesen. Als wüssten diese Kerle, wann er den Hof verließ. Er hatte seitdem aufgepasst wie ein Schießhund, aber er hatte niemanden gesehen, der ihm verdächtig vorkam.
Als er heute nach Hause kam und schon sicher war, trotz der Dunkelheit eine neue Schmiererei zu entdecken, atmete er auf, als er sah, dass die Wand sauber und leer war, ganz die alte rote Backsteinwand, die sein Urgroßvater mit eigenen Händen gemauert hatte.
Ein Glück. Es würde ein ruhiger Abend werden. Sie würden ein Confit de Canard essen wie jeden Freitag und eine Flasche von dem roten Tursan trinken, den er so mochte. Und dann viel zu spät ins Bett gehen. Aber morgen war Samstag, da konnte er auch um sechs aufstehen statt um fünf.
Als er in das alte Bauernhaus hineinging, das sie vor zwei Jahren so modernisiert hatten, dass er sich immer noch sehr darüber freute, hörte er sie schon in der Küche – und sein Knoten im Bauch war sofort wieder da, enger geschnürt als jemals zuvor.
Schnell ging er durch den Salon und in die Bauernküche. Auf dem Boden sah er zuerst die Rotweinlache und das kaputte Glas. Dann erst fiel sein Blick auf Corinne, die in der Ecke an der Spüle stand, in der Hand einen Zettel. Ihr ganzer Körper bebte, und die Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Er ging auf sie zu und wollte sie in den Arm nehmen, doch sie stieß ihn weg.
»Nein, verdammt, lass mich in Ruhe, was ist das für ein Wahnsinn? Was wollen die von uns? Die machen alles kaputt …« Sie drängte sich an ihm vorbei und warf den Zettel auf den Boden, an der Küchentür drehte sie sich um und wischte sich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht, die Augen rot gerändert.
»Mach, dass das aufhört. Ich kann das nicht, Guillaume. Wenn die weitermachen, dann muss ich hier weg.«
Sie stürmte davon, die hölzerne Treppe hinauf. Guillaume Fontaine bückte sich und nahm den Zettel aus der Weinlache. Es tropfte rot auf den Boden. Die Schrift erkannte er sofort, es war die von der Wand.
Ihr Mörder.
Ihr meint, wir bluffen?
Dann machen wir jetzt ernst.
Wer jetzt noch eure Foie gras isst, dem wird es schlecht ergehen.
Stoppt die Tierqwal,
sonst leidet ihr so wie eure Enten.
Verdammt, diese Irren. Er las die Nachricht noch einmal.
Die Foie gras? Er las den Text noch einmal. Und spürte, wie er zu zittern begann. Was war mit den Stopflebern? Guillaume wollte sofort in Richtung Lager laufen, doch er besann sich und griff zu seinem Handy. Die Nummer kannte er auswendig. Es klingelte, zweimal, dreimal, viermal, sie waren mitten im Service. Er atmete tief durch. Keine Panik, keine Panik. Er musste schnell sein, aber er durfte nicht in Panik geraten. Kurz vor der Warteschleife hob sie ab.
»Willkommen in der Villa Auguste, was kann …«
»Florentine, hör zu, habt ihr die Foie gras schon serviert?«
»Guillaume, ähm, ja klar, das war doch unser Entr…«
»Nehmt den Gang sofort zurück, niemand darf davon essen!«
»Aber die Teller sind raus.«
»Holt sie zurück, denkt euch was aus, aber auf keinen Fall darf irgendwer die jetzt in den Mund kriegen.«
»Mon cher«, er hörte ihn schon von weitem, »mon cher, ça va? So schön, dich zu sehen.« Alle Gäste im Restaurant folgten mit den Augen dem Mann mit der gewaltigen weißen Kochmütze auf dem Kopf und der Schärpe in bleu-blanc-rouge. Die französischen Nationalfarben am Kragen – das bedeutete, dass dieser Koch einmal zum Meilleur Ouvrier de France gewählt worden war, zum besten Koch Frankreichs. Und nun blieb eben dieser Koch vor ihm stehen. Ugo stand auf und umarmte ihn, lang und innig.
»Na, du alter Gauner? Lässt du dich immer noch auf Rechnung ehrbarer Leute verköstigen?«
»So lange deine Gäste noch meine Zeitung lesen …«
»Nun sieh uns an«, flüsterte Auguste Fontaine, »wie sehr wir in die Jahre gekommen sind. Ist das nicht wunderbar – und zugleich eine Katastrophe?«
»Du sagst es. Ich kann abends nur noch eine Flasche Lacour trinken, wenn ich es auf eine zweite ankommen lasse, muss ich bis zum Mittag schlafen.«
»Du Armer.«
»Wie geht es dir, Auguste?«
»Gut. Was soll ich sagen? Sehr gut. Ich dachte, ich erhole mich nicht mehr, nach Sylvies Tod. Aber die Tage haben wieder eine Form.«
»Und dennoch willst du abtreten, und zwar mit meinen drei Sternen.«
Auguste Fontaine nickte, aber er zwinkerte dem Kritiker dabei zu.
»Das ist es, was die Leute sagen.«
»Ach komm, Florentine hat schon so was angedeutet. Raus mit der Sprache.«
»Du sollst nicht mit Florentine flirten, damit sie dir die Geheimnisse verrät, du Gauner.«
»Auguste …«
»Ich habe gesagt, dass ich aussteige«, flüsterte der Koch, wohl wissend, dass immer noch alle Augen auf ihnen ruhten. »Aber das muss ja nicht heißen, dass es hier nicht weitergeht.«
»Sag nicht, dass du die Villa verkaufst.« Unvorstellbar, die Häuser am Meer waren unbezahlbar.
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Was ist dann dein Plan?« Ugo war außer Rand und Band.
»Wenn es spruchreif ist, bist du der Erste, versprochen. Aber nun genieß erst mal, was ich dir vorsetze. Ich kann dir sagen, einen besseren Steinbutt habe ich seit Monaten nicht mehr gesehen. Du weißt eben, wann du vorbeikommen musst. Bis nachher, mon cher.«
Und damit verschwand er. Ugo sah ihm lächelnd nach. Dann öffnete er sein Buch und blickte auf die beiden leeren kleinen Teller vor sich, bevor er schrieb:
Amuse-Gueule: halber Markknochen mit gedämpftem Pulpo und Wildkräutern aus eigenem Garten: zart, würzig, schmelzend 10/10
Amuse-Gueule: Millefeuille von Pyrenäen-Lachsforelle, perfekt 11/10
Er klappte das Notizbuch zu, auch diese Bewertung würde er niemandem zeigen. Elf von zehn Punkten, ein kleiner Scherz nur für ihn selbst. Aber er musste zugeben, selbst überrascht gewesen zu sein von der Zartheit des Süßwasserfischs, der sicher nicht aus einer Aquakultur stammte.
Der Lautstärkepegel im Restaurant hatte sich in den letzten Minuten verdoppelt, alle Tische waren nun besetzt, und er sah glänzende Augen, die sich über Vorspeisen beugten; die Gläser klirrten, es wurde geredet, der Stress des Tages fiel von allen ab. Egal wie viele Sterne das Restaurant hatte, egal wie teuer das Menü war: Die Entspannung und die Freude über diesen Ort waren mit Händen zu greifen – der schlichte Vorgang des Essengehens wurde in Frankreich gefeiert, zelebriert, und es war der pure Genuss, dabei zuzusehen.
»Monsieur«, ein junger Kellner war an seinen Tisch getreten, »ich darf Ihnen den ersten Gang präsentieren: die Foie gras von Guillaume Fontaine, lauwarm serviert, dazu unser Apfelchutney mit Piment d’Espelette und das selbst gebackene Brot von Maître Auguste. Bon appétit.«
»Vielen Dank«, erwiderte Ugo, nahm noch einen Schluck Wein und widmete sich dann seinem Teller. Er begann immer, indem er jede einzelne Komponente auf dem Teller probierte: Also nahm er erst mal ein Stück von der Entenstopfleber. Er schloss kurz die Augen und spürte die Zartheit und den Schmelz. Dann testete er einmal das tiefrote Chutney, ohne dabei auch vom Fleur de Sel zu nehmen, damit er nicht gleich einen versalzenen Mund hatte. Und schließlich achtete er darauf, alle Komponenten zusammen zu probieren, den sogenannten Akkord herzustellen: Er nahm alles zusammen auf die Gabel. Und schloss wieder die Augen, weil das Ergebnis so fein und gut war, dass selbst er, der legendäre Kritiker, von der Einfachheit, aber Qualität dieses Tellers hingerissen war: Die Foie gras war hauchzart, nicht die Spur dieser quietschigen Konsistenz, die sie in weniger guten Restaurants hatte. Ihr Geschmack war ganz unverstellt und voller Fülle – das Salz störte nicht einmal, es machte alles nur noch besser, genau wie der Apfelgeschmack mit dieser bitterscharfen Note der baskischen Paprika. Es war ein Wunder.
Er wollte gerade noch ein Stück der Foie gras nehmen, da hörte er Schritte von der Seite. Es waren die hohen Absätze von Florentine, keine Ahnung, wie sie das schaffte, den ganzen Abend in diesen Schuhen.
»Excusez-moi, Monsieur Gennevilliers«