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Milene Regeln. Ich kenne sie alle, habe jedoch keine einzige davon befolgt. Unerlaubt bin ich in seine Stadt, in sein Gebiet eingedrungen, jetzt muss ich den Preis dafür bezahlen. Ich soll den eiskalten, berechnenden Don der Cosa Nostra heiraten, den Mann, von dem kaum jemand weiß, wie er aussieht. Und mich für immer an die Mafia binden. Doch als er kommt, um mich abzuholen, stelle ich fest, dass wir uns bereits begegnet sind. Salvatore Ich dachte, mich könnte nichts mehr erstaunen, weil ich schon alles gesehen und erlebt hätte. Doch dann kam sie. Sie ist außergewöhnlich, lebt arm und bescheiden in meiner Stadt, und das ohne meine Erlaubnis. Ich fühle mich stärker zu ihr hingezogen, als ich es mir je hätte vorstellen können. Sie hat mich verzaubert und meine Neugier geweckt. Jetzt will ich mehr als nur ein paar gestohlene Küsse. Ich will sie ganz. Und was Salvatore Ajello will, das nimmt er sich.
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Neva Altaj
STOLEN touches
Der Don
(Perfectly Imperfect Serie)
Übersetzt von Alexandra Gentara
STOLEN touches – Der Don
© 2024 VAJONA Verlag GmbH
Übersetzung: Alexandra Gentara
Lektorat der Übersetzung: Anne Masur
Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel »Stolen Touches«.
Umschlaggestaltung: Deranged Doctor mit Anpassungen durch den VAJONA Verlag
Satz: VAJONA Verlag GmbH, Oelsnitz unter Verwendung von
Motiven von Canva
VAJONA Verlag GmbH
Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3
08606 Oelsnitz
Liebe Leserinnen und Leser, im Buch werden ein paar italienische Ausdrücke benutzt, hier sind die Übersetzungen und Erklärungen dazu:
cara – Liebes, Kosename.
vita mia – »mein Leben«, Kosename.
Hinweis
Dieser Roman behandelt Themen wie blutige Szenen, Missbrauch und grafische Beschreibungen von Gewalt und Folter.
Salvatore
Sieben Jahre zuvor
Ein Hammer kracht auf meine Hand, sein Metallkopf gräbt sich tief in das Fleisch, das sowieso schon nur noch eine geschwollene Masse ist, und Blut spritzt über den Tisch.
Ich warte, bis der schlimmste Schmerz verklungen ist, dann hebe ich mein Kinn und starre den Mann an, der sich vor mir auftürmt.
»Nein«, stoße ich hervor.
Marcello, einer der Capos, beobachtet mich ein paar Sekunden lang, bevor er über seine Schulter einen Blick auf den Don wirft, der rechts an der Wand lehnt. Der Raum ist nur spärlich beleuchtet, die Leuchtstoffröhren an der Decke sind ausgeschaltet. Sie flackern nicht einmal. Das einzige Licht kommt von einer Tischlampe in der Ecke, aber als der Don seine Zigarre anzündet, glüht sein Gesicht von der Flamme beleuchtet rot auf. Er nickt.
Marcello dreht sich wieder zu mir um und verstärkt den Griff um mein Handgelenk. »Ich denke, du solltest dir das noch mal überlegen«, knurrt er und lässt den Hammer erneut mit Wucht auf meine Finger prallen.
Ein stechender Schmerz schießt durch meinen Arm, dringt bis in meine Schulter vor und jagt einen schmerzhaften Blitz bis in meinen Hinterkopf. Das Gefühl setzt sich in meinem Gehirn fest und will sich in meinem Schädel einnisten. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche, es zu verdrängen.
»Fick dich, Marcello«, krächze ich.
Lachend schüttelt er den Kopf. »Na, du bist mir ja einer.«
Marcello legt den Hammer auf den Tisch und zieht eine Pistole aus dem Holster. Ich rechne damit, dass er mir jetzt einfach in den Schädel schießen wird, doch stattdessen richtet er die Waffe auf mein Bein. »Ich glaube, ich habe deiner Hand genug zugesetzt. Wahrscheinlich spürst du sie schon gar nicht mehr. Aber wie sieht es hiermit aus?«
Zwei Schüsse ertönen und ich stöhne schmerzerfüllt auf, als die Kugeln mein Fleisch und meine Knochen durchdringen. Vor meinen Augen tanzen schwarze Pünktchen.
»Letzte Chance, Salvatore«, bellt er.
Ich hole tief Luft, ignoriere den widerwärtigen Bastard und schaue dem Don, der immer noch in der dunklen Ecke steht, direkt in die Augen. Es ist zu dunkel, sodass ich seine Augen nicht wirklich erkennen kann. Da die Tischlampe so dicht an meinem Gesicht steht, bin ich mir jedoch sicher, dass er meine dafür sehr gut sieht. Meine unverletzte Hand ist an die Stuhllehne gefesselt, aber ich kann mein Handgelenk weit genug drehen, um ihm den Mittelfinger zu zeigen. Die Fessel scheuert dabei an meiner Haut.
»Er gibt nicht klein bei, Marcello«, sagt der Don und wendet sich zum Gehen. »Leg ihn einfach um, dann sind wir hier fertig.«
Marcello wartet, bis die Tür wieder zugefallen ist, dann umrundet er den Stuhl, auf den ich gefesselt wurde, und beugt sich vor. Er flüstert mir ins Ohr. »Ich hasse dich schon seit ich denken kann wie die Pest. Ich weiß nicht, was der Don sich dabei dachte, als er dir vor zwei Jahren die Position deines Vaters übergeben hat. Einen Vierundzwanzigjährigen zum Capo zu machen. Als würden wir einen verdammten Kindergarten betreiben oder so was.«
»Ich verstehe, dass dich das verunsichert, Marcello.« Ich hole tief Luft, die schwarzen Punkte tanzen mir immer noch vor den Augen. »Vor allem, weil ich in meinen zwei Jahren als Capo der Familie mehr Geld eingebracht habe, als du es in dieser Position in ganzen zwanzig Jahren geschafft hast.«
»Ich sollte dich hier einfach verbluten lassen.« Er spuckt auf den Boden und jagt noch eine Kugel in meinen Fuß.
Ich keuche auf. »Das wäre … unklug.«
»Warum?«
»Wenn ich nicht sterbe … wirst du dafür sterben.«
Er lacht. »Ja, das Risiko sollten wir nicht eingehen.«
Drei schnelle Schüsse hallen durch den Raum und ich schnappe nach Luft, als ein stechender, brennender Schmerz in meinem Rücken explodiert. Ich schaffe es noch einmal, einzuatmen, dann wird alles um mich herum schwarz.
Kapitel 1
Salvatore
Gegenwart
»Weg da, Sie Idiot!«
Mein Kopf schnellt hoch und ich trete rasch zur Seite, um keinen Ellbogen in die Niere gerammt zu bekommen. Dann starre ich der Frau im Kittel nach, die gerade an mir vorbeigerannt ist. Sie läuft auf ein Auto zu, das wenige Meter vor mir mit quietschenden Reifen zum Stehen kommt. Mitten auf dem Krankenhausparkplatz.
Ein Teenager, höchstens fünfzehn, springt durch die Fahrertür hinaus. Er war eindeutig noch nie in einem Krankenhaus, da er auf den Parkplatz gefahren ist und nicht direkt zur Notaufnahme. Er reißt die Tür in demselben Moment auf, als die Krankenschwester gerade das Fahrzeug erreicht. Ein paar Sekunden lang starren beide auf den Rücksitz.
»Ist das … ist das der Kopf?«, stottert der Junge. »Warum ist er schon …? Mom, du hast doch gesagt, wir hätten noch Zeit.«
Das Stöhnen einer Frau ertönt, während der leichenblasse Junge entsetzt und schockiert auf den Rücksitz starrt.
»Junge! Hey!« Die Krankenschwester greift dem Jungen an den Unterarm und schüttelt ihn, aber er reagiert nicht. »Hey, mein Junge! Konzentrier dich!« Sie gibt ihm eine leichte Ohrfeige. »Lauf ins Krankenhaus. Such einen Arzt und hol ihn her.«
»Sind … Sind Sie denn keine Ärztin?«
»Ich bin Krankenschwester. Die Info sagte mir nur, deine Mom hätte leichte Wehen, aber nicht, dass sie schon mitten im Geburtsvorgang ist. Los jetzt! Lauf!«, schreit sie ihn an, dann wendet sie sich dem Auto zu, kniet sich auf den Betonboden und legt ihre Hände auf den Rücksitz. »Alles wird gut, Liebes. Atmen Sie. Es ist okay. Wenn der Schmerz kommt, müssen Sie pressen, ja? Wie heißen Sie?«
Die Frau im Auto wimmert und sagt etwas, das ich nicht verstehe – wahrscheinlich beantwortet sie die Frage der Krankenschwester –, dann schreit sie wieder los.
»Ich bin Milene«, sagt die Krankenschwester. »Sie machen das großartig, Jenny. Ja, atmen Sie. Noch einmal. Das Köpfchen ist schon fast draußen. Nur noch einmal pressen, aber so stark, wie Sie können.«
Die Krankenschwester schaut über ihre Schulter zum Krankenhauseingang und dann zur Seite, bis ihr Blick auf mir landet. »He, Sie da! Der Typ im Anzug!«, ruft sie. »Kommen Sie mal her!«
Ich lege den Kopf schief und betrachte sie genauer. Das Erste, was mir auffällt, sind ihre Augen. Nicht wegen der Farbe, ich bin zu weit entfernt, um diese zu erkennen. Aber ich erkenne eine Mischung aus Panik und Bestimmtheit darin, die meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. In einer anderen Situation hätte ich eine solche Aufforderung einfach ignoriert und wäre weitergegangen. Das Leben anderer Leute interessiert mich nicht im Geringsten. Aber ich schaffe es nicht, meinen Blick von dem Mädchen zu lösen.
Es gehört schon eine Menge Entschlossenheit dazu, in einer solchen Lage einen kühlen Kopf zu bewahren. Langsam gehe ich zu dem Auto, ohne meinen Blick von der Krankenschwester zu lösen, die sich wieder auf die Frau im Auto konzentriert und ihr Anweisungen erteilt. Ihr hellblondes Haar ist zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ein wenig schief hängt.
»Geben Sie mir Ihr Jackett«, sagt sie, ohne mich anzusehen. Die Frau im Auto stöhnt laut auf. »Ja, genau so, Jenny. Genau so! Ich bin bei Ihnen!«
Ihre Stimme zittert nur ein wenig, aber ihr panischer Gesichtsausdruck ist nicht zu übersehen. Ich bin erstaunt, wie gut sie das hier meistert. Und nach all dem, was ich in meinem Leben schon gesehen und getan habe, kann mich nicht mehr vieles überhaupt noch erstaunen.
Plötzlich zerreißt der schrille Schrei eines Babys die Umgebung.
Man sagt, dass der erste Schrei eines Babys sogar die eisigsten Herzen zum Schmelzen bringen kann, doch das trifft auf mich nicht zu. Nicht, dass ich es erwartet hätte. Ich wurde gerade Zeuge davon, wie ein neues Leben geboren wurde, aber der Vorgang löste die gleiche emotionale Reaktion in mir aus wie eine Ampel, die grün wird.
Also gar keine.
Ich ziehe mein Jackett aus und plane, es einfach über die Autotür zu hängen und zu gehen, doch dann fällt mein Blick auf das Gesicht der Krankenschwester und mir stockt der Atem. Sie betrachtet das Baby in ihren Armen, und ihr entzücktes Lächeln bringt ihr ganzes Gesicht zum Strahlen. Sie wirkt so ehrlich und offenherzig, dass ich meinen Blick nicht von ihren Lippen lösen kann. Beim Anblick des angeblichen Wunders des Lebens habe ich gar nichts gespürt, doch plötzlich verschnürt mir ein merkwürdiges Gefühl den Brustkorb, während ich sie betrachte. Und damit einher geht auch noch ein mir unbekanntes Gefühl von … Verlangen. Ich zerknittere das Jackett in meiner Hand und versuche zu entschlüsseln, was es mit diesem unwillkürlichen Bedürfnis auf sich hat, das Gesicht dieses Mädchens zu umfassen und zu mir umzudrehen, damit ihr Lächeln mir gilt. Mir fällt kein passendes Wort ein für das Gefühl, das mich überkommen hat. Vielleicht … Sehnsucht?
Aus dem Augenwinkel erblicke ich zwei Frauen in weißen Kitteln, die aus dem Krankenhaus kommen und in unsere Richtung laufen. Hinter ihnen schiebt ein Krankenpfleger eine Trage.
»Das haben Sie super gemacht, Jenny. Ich lege sie Ihnen jetzt auf die Brust. Knöpfen Sie Ihre Bluse auf«, sagt die Krankenschwester, dann dreht sie sich mit ausgestreckter Hand zu mir um. Ich reiche ihr mein Armani-Jackett und schaue zu, wie sie sich ins Auto beugt und die Jacke über das Baby legt.
»Großer Gott, Milene.« Eine der beiden Ärztinnen, die gerade bei uns ankommen, keucht auf. »Wir übernehmen ab hier, Schatz. Das hast du ganz toll gemacht.«
Die blonde Krankenschwester – Milene – nickt und steht auf. Ihr freudiges Strahlen ist verschwunden und wurde durch Verwirrung ersetzt, als würde sie jetzt erst begreifen, was gerade passiert ist. Ich verspüre den Drang, mir denjenigen zu schnappen, der für das Verschwinden ihres Lächelns verantwortlich ist, und ihn dafür zu verprügeln. Aber es gibt keinen Schuldigen. Es liegt einfach nur an der Situation selbst. Trotzdem verschwindet mein Bedürfnis nicht, jemanden dafür umzubringen.
Die blonde Krankenschwester geht auf den Krankenhauseingang zu, bleibt aber nach wenigen Schritten stehen und lehnt sich an ein geparktes Auto. Mit gesenktem Kopf starrt sie auf ihre zittrigen und mit Blut verschmierten Hände, dann wischt sie sie wie eine Irre an ihrem Kittel ab.
Sie ist noch sehr jung, schätzungsweise Anfang zwanzig. Höchstens zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig. Offenbar war es ihre erste Geburt, doch dafür hat sie sich sehr tapfer geschlagen. Und ich bewundere sie dafür. Als ihre Hände halbwegs sauber sind, stößt sie sich vom Auto ab und geht weiter zur Tür. Auf dem Weg taumelt sie. Sie tritt zur Seite, lehnt sich an das nächste Auto und schließt die Augen.
Ich sollte einfach gehen. Mich umdrehen, in meinen Wagen steigen und nach Hause fahren. Doch das kann ich nicht. Als würde sich meine ganze Existenz nur noch um diese blonde Krankenschwester drehen. Sie wirkt so einsam und verletzlich. Statt also das Vernünftigste zu tun, überquere ich die Distanz zwischen uns und bleibe direkt vor ihr stehen. Plötzlich überkommt mich ein irres Verlangen danach, meine Hand auszustrecken und ihr Gesicht zu berühren, aber ich unterdrücke das lächerliche Gefühl und beobachte sie stattdessen nur. Sie öffnet die Augen und sieht mich an. Sie sind dunkelgrün.
»Der Anzugträger«, sagt sie und schließt die Augen wieder. »Sie können Ihren Namen und Ihre Anschrift an der Rezeption hinterlassen. Dann kümmere ich mich darum, dass Sie Ihr Jackett zurückbekommen.«
Ihre Stimme klingt fest, aber ihre Hände zittern immer noch, ebenso wie der Rest ihres Körpers. Adrenalinabsturz. Ich werfe einen Blick über meine Schulter. Zwischen uns und dem Krankenhauseingang liegen keine dreißig Meter, aber ich bezweifle, dass sie die geringe Entfernung in ihrem Zustand überwinden kann. Ihre Beine zittern so stark, dass ich befürchte, sie werden jede Sekunde unter ihr nachgeben. Sie könnte auf dem Weg zurück ins Krankenhaus hinfallen und sich verletzen. Wobei ich nicht einmal weiß, warum ich mir überhaupt solche Gedanken um sie mache.
Ich bücke mich und hebe ihren kleinen Körper in meine Arme. Ein leiser überraschter Schrei dringt über ihre Lippen, aber sie beklagt sich nicht. Sie legt nur ihre Arme um meinen Hals und schaut mich mit großen Augen an. Erst auf dem halben Weg zum Eingang fängt sie an, herumzuzappeln und bringt mich damit fast aus dem Gleichgewicht.
»Lassen Sie mich runter.« Sie zappelt weiter. »Ich kann selbst laufen, verdammt noch mal.«
Ich gehe weiter mit ihr auf den Armen voran, obwohl sie mit ihrer winzigen Faust gegen meine Brust trommelt und versucht, sich aus meinem Griff zu winden. Sie kann kaum mehr als hundert Pfund wiegen, aber ihr Gezappel macht das ganze Unterfangen etwas anstrengend. Wenn sie nicht damit aufhört, könnten wir beide mit dem Gesicht voran auf dem Gehweg landen.
»Aufhören«, sage ich und das Zappeln stoppt.
Sie öffnet den Mund, als wollte sie mit mir diskutieren, aber ich schlinge warnend die Arme fester um sie. Niemand missachtet meine Anweisungen. Das Mädchen schließt den Mund und rümpft die Nase, sagt aber nichts mehr. Sehr klug. Ich richte den Blick wieder zum Eingang und gehe weiter.
Milene
»War er heiß?«, fragt Andrea, meine beste Freundin.
Ich klemme mir das Handy zwischen Schulter und Wange und hole fürs Abendessen ein paar Reste aus dem Kühlschrank.
»Ich denke schon«, sage ich und stapele das Essen auf meinen Teller. Seit dem Frühstück habe ich nichts mehr zu mir genommen.
»Was ist das denn für eine Antwort? War er jetzt heiß oder nicht?«
»Ja, war er. Groß. Teurer Anzug. Dunkles Haar mit ein paar grauen Härchen hier und da. Und er roch gut.«
Sehr, sehr gut sogar. Ich kann sein Aftershave immer noch an meinem T-Shirt erschnuppern.
»Graue Härchen? Wie alt war der Typ denn?«
»Mitte dreißig oder so. Vielleicht ist er vorzeitig grau geworden.« Ich stelle den Teller in die Mikrowelle und richte den Timer auf eine Minute ein. Nicht mal annähernd genug Zeit, um das Essen ausreichend aufzuwärmen, aber es muss reichen. Ich hab zu großen Hunger, um noch länger zu warten.
»Und er hat nichts gesagt? Nicht mal seinen Namen?«
»Nope. Er hat mich nur in die Lobby getragen und dort abgesetzt, dann hat er sich umgedreht und ist gegangen.«
»Tja, ich kann nicht behaupten, dass mich das überrascht. Du hast ja schon immer die Verrückten angezogen.« Andrea lacht. »Stalkt dich dieser Anästhesist Randy immer noch?«
»Jep.« Ich setze mich mit meinem Teller an den kleinen Tisch in der Ecke und fange an zu essen. »Gestern hat er mir Blumen geschickt. Nelken diesmal. Ich meine, was zur Hölle? Nelken sind doch was für Beerdigungen!«
»Und war wieder so eine gruselige Nachricht dabei?«
»Ja. Irgendwas darüber, dass meine Haut wie der Mond strahlt. Ich hätte kotzen können.« Meine Katze springt auf den Tisch, tunkt ihre Nase in meinen Becher und fängt an, mein Wasser zu saufen. Ich wedle mit dem Geschirrtuch in seine Richtung. »Runter da, verdammt noch mal!«
»Glaubst du, dass dieser Randy gefährlich ist?«, fragt Andrea. »Er stalkt dich jetzt schon seit Monaten.« »Ich glaube nicht. Er findet hoffentlich bald eine andere, der er nachstellen kann. Was ist in Chicago so los?« Ich schiebe mir eine weitere Gabel mit Essen in den Mund.
»Ich hab neulich deinen Bruder getroffen. Er glaubt immer noch, dass du in Illinois bist.«
»Gut. Bitte sei vorsichtig ihm gegenüber und verplapper dich nicht. Angelo rastet aus, wenn er herausfindet, dass ich in New York bin.«
»Du solltest nach Chicago zurückkommen, Milene. New York ist nicht sicher. Was, wenn einer von der Familie in New York herausfindet, dass du dort lebst?« Jetzt flüstert sie plötzlich. »Ajello lässt nicht zu, dass sich die Mitglieder von anderen Cosa-Nostra-Familien auf seinem Gebiet aufhalten. Ohne seine Erlaubnis. Und das weißt du genau.«
»Ich glaube nicht, dass sich der berüchtigte Don Ajello über jemanden wie mich aufregen würde«, murmele ich zwischen zwei Bissen. »Außerdem muss ich erst meine Ausbildung hier beenden. Ich komme zurück, sobald das Anerkennungsjahr zu Ende ist.« Die Katze springt wieder auf den Tisch und klaut ein Stück Fleisch von meinem Teller, dann rennt sie damit in Richtung Badezimmer. »Eines Tages erwürge ich diese Katze.«
»Das sagst du schon seit Wochen.« Andrea lacht.
»Gestern kam er mit einem verdammten Chickenwing nach Hause. Und vor zwei Tagen mit einem Stück Fisch. Die Nachbarn denken bestimmt, ich hätte ihn darauf trainiert, Essen für mich zu klauen.« Ich gähne. »Ich ruf dich morgen wieder an. Ich kann kaum noch die Augen offenhalten.«
»Okay. Wenn du diesem sexy unbekannten Typen noch mal begegnest, frag ihn unbedingt nach seiner Nummer.«
»Ja, sicher.«
Ich beende das Gespräch und schleppe mich zum Bett auf der anderen Seite des Apartments. Die gesamte Wohnung ist kleiner als mein Schlafzimmer zuhause, aber ich bezahle sie von meinem eigenen Geld und würde sie um nichts in der Welt hergeben. Ich habe es weder Andrea noch sonst jemandem bisher gesagt, aber ich habe gar nicht vor, nach Chicago zurückzukehren. Niemals.
Ich habe die Nase gestrichen voll von diesem ganzen Cosa-Nostra-Scheiß.
Salvatore
Ein lautes Klopfen ertönt an meiner Bürotür. Ich schaue vom Laptop hoch, als mein Securitychef eintritt, und nicke zu dem Stuhl auf der gegenüberliegenden Schreibtischseite.
»Hast du das Mädchen gefunden?«, frage ich.
»Ja. Und du wirst es nicht glauben.« Nino setzt sich und verschränkt die Arme vor der Brust. »Es handelt sich um Milene Scardoni. Die jüngste Schwester von Chicagos Capo Angelo Scardoni.«
Ich lehne mich im Stuhl zurück. Was für eine überraschende Wendung. »Bist du dir sicher?«
»Ja. Sie ist die einzige Milene, die im St. Mary’s Krankenhaus arbeitet. Und ich habe ihre sozialen Medien überprüft.«
Er holt sein Handy hervor, scrollt ein paar Sekunden lang darin herum und schiebt es mir dann über den Schreibtisch zu. »Sie hat nicht viele Fotos gepostet, aber auf zwei Bildern steht sie neben ihrer Schwester. Die, die mit einem Typen aus der Bratva verheiratet wurde. Sie sehen sich sehr ähnlich. Und ich habe mehrere Bilder mit Rossis Schwägerin Andrea gefunden. Sie ist es, Boss.«
Ich nehme das Handy vom Schreibtisch und schaue aufs Display. Das Foto ist schon ein paar Jahre alt, ihre Haare sind darauf kürzer. Sie steht neben einem anderen, etwa gleichaltrigen Mädchen. Milene lächelt und schickt dem Fotografen einen Luftkuss. Sie sieht wunderschön aus, mit ihrer winzigen Nase und den vollen Lippen. Aber es sind nicht allein ihre makellosen Gesichtszüge, die mich so anziehen. Es sind ihre Augen. Diese großen, leuchtend grünen Murmeln, die so wirken, als würden sie direkt in mich hineinsehen. Sie funkeln vor Vergnügen und Schabernack. Ich bewege meinen Daumen über das Display, bis ich ihre Lippen erreiche, und umfahre vorsichtig ihre Konturen.
»Die Schwester eines Capo aus Chicago. Auf meinem Gebiet.« Ich lege das Handy auf den Schreibtisch zurück, aber ich kann meinen Blick nicht von dem Bild lösen. Ihr Lächeln wirkt so aufrichtig. Wie würde es sich anfühlen, wenn jemand mich so anlächeln würde?
»Soll ich jemanden schicken, der sie holt und herbringt?«, fragt Nino. »Oder rufst du Rossi an, damit er sich selbst um das Problem kümmert?«
Ich zwinge meine Augen, sich von dem Display abzuwenden, genervt darüber, dass irgendeine dahergelaufene Frau es hingekriegt hat, so ein ungesundes Interesse bei mir zu wecken. Dann stehe ich auf und gehe zu dem großen Fenster, das die ganze Stadt überblickt. Luca Rossi, den Don von Chicago, anzurufen, wäre sicherlich die beste Idee. Er wird jemanden schicken und sie nach Chicago zurückbringen lassen.
»Nein«, sage ich und starre auf die Straße unten. Vor einer Stunde hat es angefangen zu regnen. Es begann als Nieselregen, hat sich aber inzwischen zu einem echten Schauer entwickelt. Ich frage mich, wie viel dunkler ihre Haare sind, wenn sie nass sind. »Setz jemanden auf sie an. Weißt du, wo sie wohnt?«
»Ich hab es überprüft. In einer Absteige in der Vorstadt.«
»Allein?«
»Sie hat eine Katze.«
»Ich will Kameras installiert haben in ihrer Wohnung«, sage ich. »In der Küche, im Wohnzimmer, in den Schlafzimmern, nur nicht im Bad.«
Nino erwidert nichts, also drehe ich mich zu ihm um. Er starrt mich entsetzt an. Wir kennen uns seit zwanzig Jahren, daher wundert es mich nicht, dass ihn mein Auftrag erstaunt. Ehrlich gesagt, erstaunt er mich sogar selbst.
»Ich konnte von der Feuertreppe aus hineinsehen«, sagt er rasch. »Es ist ein etwa fünfzig Quadratmeter großes Studio. Nur ein Zimmer.«
Was zur Hölle macht die Schwester eines Capo, die sich als Krankenschwester den Arsch aufreißt, in einem schäbigen kleinen Studio in einem Vorort?
»Dann installier zwei Kameras, um den ganzen Raum zu überwachen«, sage ich. »Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden. Und lass die Aufnahmen direkt über meinen Laptop laufen. Niemand außer mir soll Zugang dazu bekommen.«
»Betrachte es als erledigt.« Nino steht auf und will gehen, wirft mir jedoch noch einen Blick über seine Schulter zu. »Wenn ich fragen darf, wo hast du sie eigentlich ausgegraben?«
»Vor dem St. Mary’s. Ich wollte gerade nach dem jährlichen Check-up nach Hause fahren.« Ich drehe mich zum Fenster zum. »Sie hat mich als Idiot beschimpft und fast über den Haufen gerannt, dann hat sie mitten auf dem Parkplatz ein Baby entbunden. Im weiteren Verlauf hat sie dann auch noch mein Jackett konfisziert.«
Nino bricht hinter mir in Gelächter aus. »Tja, jetzt verstehe ich, warum du sie interessant findest.«
O ja. Ich finde Milene Scardoni sogar sehr interessant.
Kapitel 2
Salvatore
Ich lehne mich im Bett zurück, schalte den Laptop ein und klicke mich durch die Überwachungskameras der Wohnung von dem Scardoni-Mädchen. So wie jeden Abend in den letzten Wochen. Am ersten Abend habe ich mir eingeredet, es wäre nur ein harmloses Interesse, überzeugt davon, dass diese Fixierung auf sie schon wieder vorübergehen würde. Ich wollte nur kurz einen Blick auf sie werfen, den Stream ausschalten und schlafen gehen. Doch am Ende habe ich mir die gesamte Aufnahme angesehen. Und das mache ich seitdem an jedem verdammten Abend. Das Bedürfnis, sie zu sehen, ist viel zu stark, um es ignorieren zu können.
Ich spule die Aufnahme zurück auf heute Morgen, als sie von der Nachtschicht gekommen ist, drücke die Entertaste und lasse das Video abspielen.
Ihre Wohnung ist ein verdammter Schuhkarton, die beiden Kameras reichen tatsächlich aus, um jeden Winkel darin zu überwachen. Ich beobachte Milene, wie sie hereinkommt, beinahe über die schlafende Katze vor der Tür stolpert und dann im Bad verschwindet. Zehn Minuten später kommt sie wieder heraus, in einem überdimensional großen T-Shirt, geht zum Bett und schlüpft unter die Decke. Sie schlingt die Decke wie zum Trost fest um sich. Keine Minute später springt ihre dämliche Katze aufs Bett. Sie ist dürr, grau und ihr scheint ein Stück vom Schwanz zu fehlen. Hat sie das Vieh aus dem Müll gefischt? Die Katze kriecht zum Fußende, tritt sich dort ein und kratzt dabei an Milenes Füßen, die unter der Decke hervorlugen.
Das Video hat keinen Ton, daher sehe ich nur, wie sich Milenes Lippen bewegen, als sie im Bett hochfährt. Und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schreit sie gerade. Die Katze huscht unters Bett. Milene legt sich wieder hin, doch sobald sie die Decke hochgezogen hat, taucht die Katze erneut auf. Sie schleicht auf Milenes Kopf zu, streckt eine Vorderpfote aus und stupst ihre Nase an. Sie reagiert nicht, obwohl die Katze sie noch mehrere Male anstupst. Das verdammte Vieh ist hartnäckig. Milene greift der Katze um den Bauch, zieht sie eng an ihre Seite und vergräbt ihr Gesicht im Kissen.
Ich zoome das Video heran und betrachte ihren schlafenden Umriss, der von der Mittagssonne durch die Fenster angestrahlt wird. Irgendwann hat die Katze sich wohl umgedreht, denn jetzt schmiegt sie ihren Kopf an Milenes Hals.
Warum zum Teufel lebt sie in so einem Loch? Nino hat ihre Konten überprüft. Ihr Bruder überweist ihr jeden Monat eine stattliche Summe, aber sie hebt nie etwas davon ab. Sie benutzt immer nur ihr zweites Konto, auf das jeden Monat ihr Gehalt überwiesen wird. Ich frage mich, ob Scardoni überhaupt weiß, dass sie in New York ist. Wahrscheinlich nicht. Ich hätte ihn sofort anrufen sollten, als ich herausgefunden habe, wer sie ist. Stattdessen spioniere ich ihr Abend für Abend hinterher, und mittlerweile hat es sich zu einer Art Sucht entwickelt. Es ist lächerlich, aber ich kann trotzdem nicht damit aufhören.
Ich versuche, den Phantomschmerz in meinem linken Fuß zu ignorieren, und spule die Aufnahmen vor bis etwa sieben Uhr abends. Milene ist aufgeschreckt und sitzt senkrecht im Bett. Sie starrt eine Sekunde lang zur Wohnungstür, dann schlingt sie die Decke um sich, steigt aus dem Bett und geht zum Eingang. Sie ist schon fast da, als diese dämliche Katze auf sie zurennt, sich einen Zipfel der Decke schnappt, die über den Boden schleift, und zwischen ihre Beine huscht. Milene stolpert. Die Katze springt auf die Kommode und wirft dabei ein Körbchen auf den Boden, zusammen mit einigen Papieren und anderem Kram. Milene schaut auf das Chaos zu ihren Füßen, schüttelt den Kopf und geht weiter zur Tür.
Ein Lieferbote mit einem gewaltigen Strauß roter Rosen in den Armen taucht auf. Sie wechseln ein paar Worte, dann verschwindet er mitsamt den Blumen wieder und Milene geht mit einer Art Notizzettel in die Küche. Sie bleibt neben dem Mülleimer stehen, liest die Notiz und runzelt die Stirn. Am Ende verdreht sie die Augen und wirft das Blatt in den Müll.
Ich nehme mein Handy vom Nachttisch und schicke Nino eine Nachricht. Er soll herausfinden, wer diese verdammten Blumen geschickt hat. Dann schaue ich das Video weiter.
Ich betrachte Milene, während sie ein paar Eier auf dem Herd brät, und trommle dabei die ganze Zeit auf dem Laptop herum. Hat sie die Blumen zurückgewiesen, weil sie keine Rosen mag? Der Gedanke, dass ein anderer Mann ihr Blumen schickt, verätzt mir den Magen. Vielleicht lag es an der Farbe. Ich schnappe mir das Handy wieder und rufe meine Sekretärin an. Als sie abhebt, lasse ich sie wissen, was ich brauche. Schweigen, dann murmelt sie rasch, dass die Floristin mich sofort zurückrufen wird. Nur fünf Minuten später klingelt auch schon mein Telefon. »Mr. Ajello. Hier ist Diana vom Blumenladen. Bitte sagen Sie mir, was Sie brauchen, dann werde ich alles Nötige für Sie arrangieren«, zwitschert sie.
»Ich brauche eine Blumenlieferung für morgen früh.«
»Natürlich. Wünschen Sie etwas Bestimmtes? Wir haben wunderbare rote Rosen aus den Niederlanden und –«
»Ich nehme alles, was Sie haben. Abgesehen von roten Rosen.«
»Was? All unsere Rosen, außer den roten? Aber natürlich. Wohin –«
»Ich sagte, alles, Diana«, sage ich. »Notieren Sie sich die Adresse. Sie sollen um sechs Uhr morgens geliefert werden.«
Nachdem ich das Telefonat mit der Floristin beendet habe, lege ich das Handy auf die Tastatur vor mir und starre es an. Ich habe noch nie jemandem Blumen geschenkt. Woher zur Hölle kommt jetzt also dieser bescheuerte Drang, genau das tun zu müssen?
Milene
»Mist«, murmle ich und fummle am Türschloss herum.
Ich habe vergessen, meinen Wecker zu stellen und fast verschlafen. Endlich dreht sich der Türknauf und ich öffne meine Wohnungstür, um durchs Treppenhaus zu rennen. Doch mitten auf der Schwelle bleibe ich stehen. Durchs Treppenhaus zu rennen, ist heute jedenfalls nicht drin, so viel steht fest. Ich kann von Glück sagen, wenn ich überhaupt die Treppenstufen erreiche, denn es sieht so aus, als hätte ein Lieferdienst es versemmelt. Und zwar gewaltig.
Auf beiden Seiten des langen Flurs, der gut vierzig Meter lang ist, stehen große Schalen und Vasen, die alle bis zum Überquellen mit Blumen gefüllt sind. Jeder Strauß besteht aus einer anderen Blumensorte – weiße Rosen, gelbe Rosen, pfirsichfarbene Rosen, Lilien, Tulpen, Gänseblümchen und noch zahlreiche mehr, die ich gar nicht kenne. Und jeder Strauß hat eine große Satinschleife um die Vase gewickelt, in einer zu den jeweiligen Blumen passenden Farbe.
»Großer Gott«, murmle ich, starre auf das Blumenmeer und frage mich, wie ich heil zur Treppe gelangen soll, ohne dabei mehrere Vasen umzuwerfen.
»Milene!«, ruft eine raue Frauenstimme.
Ich drehe den Kopf und entdecke meine Vermieterin. Sie steht auf dem oberen Treppenabsatz und stützt die Hände in die Hüften.
»Schaff das Zeug aus dem Flur. Die Leute müssen zur Arbeit«, erklärt sie.
»Das sind nicht meine«, sage ich und betrachte die Farbexplosion vor mir.
»Auf der Nachricht steht aber dein Name.«
Mein Kopf schnellt nach rechts. »Auf der Nachricht?«
Sie hebt ihre Hand, in der sie einen pinkfarbenen Umschlag hält. »Der Lieferbote sagte, den soll ich dir geben.«
»Das muss ein Fehler sein.«
»Dein Name steht drauf.«
Ich trete in den Korridor, wobei ich versuche, nichts umzustoßen, und gehe zu ihr. Ich muss im Zickzack laufen, vorbei an wohl mindestens hundert Blumenvasen.
»Lassen Sie mich mal sehen«, sage ich und beuge mich über einen riesigen Strauß aus weißen Rosen, um mir den Umschlag zu schnappen. Sie hat recht. Mein Name steht drauf. Ich schaue über meine Schulter, starre die unfassbar vielen Blumen an, dann ziehe ich ein Blatt aus dem Umschlag.
Such dir aus, was dir gefällt.
Und verschenk die, die du nicht magst.
Ich blinzle. Lese den Zettel noch einmal. Drehe ihn um. Keine Unterschrift. Wer zur Hölle kauft Blumen im Wert von zig Tausenden von Dollar und erklärt der Empfängerin, dass sie die, die sie nicht mag, einfach verschenken soll? Randy? Das kann ich mir nicht vorstellen. Außerdem besteht die Nachricht nicht aus einem schleimigen Einzeiler, und einen davon benutzt er immer. Ich schaue den Flur hinunter und überschlage kurz im Kopf. Jede dieser Vasen muss etwa hundert Dollar gekostet haben. Mindestens. Das macht insgesamt … Mein Kopf schnellt wieder zu meiner Vermieterin und ich reiße die Augen auf. Heilige. Scheiße.
»Die müssen aus dem Flur raus«, grummelt sie und wendet sich zum Gehen. »Ich gebe dir dreißig Minuten dafür.«
Was zur Hölle soll ich mit dem ganzen Zeug machen? Und welcher Irre hat offenbar einen kompletten Blumenladen aufgekauft? Das ist ein ganz neues Level von Wahnsinn.
Ich zücke mein Handy und rufe Pippy an, meine Freundin von der Arbeit.
»Kannst du mir die Nummer geben von einem der Typen, die in der Krankenhauswäscherei arbeiten?«, frage ich.
»Wäscherei?«
»Jep. Ich brauche einen Gefallen. Und einen Lkw«, sage ich und betrachte die Blumen. »Einen großen.«
Kapitel 3
Salvatore
Ich klappe meinen Laptop zu und betrachte den Mann, der in der Ecke mir gegenüber in meinem Büro kniet. Nino hält ihn an den Haaren fest und schreit ihm ins Gesicht.
»Ich hab gefragt, für wen du arbeitest, Octavio?«, brüllt er und rammt ihm die Faust ins Gesicht. »Hast du uns verpfiffen? Bei der DEA?«
»Das war ich nicht, Nino. Ich schwöre, ich war’s nicht!«
»Wer arbeitet sonst noch mit dir zusammen und verkauft Informationen?« Noch ein Fausthieb. Zwei Zähne fliegen zusammen mit Blut und Spucke durch das Büro und hinterlassen rote Spritzer an der Wand.
»Ich brauche einen Namen, Octavio.« Nino schreit immer noch.
Ich nehme das Handy vom Schreibtisch und öffne die Überwachungs-App, um den Feed aus Milenes Apartment aufzurufen. In der letzten Woche habe ich damit angefangen, ab und zu im Tagesverlauf auch den Livestream anzuschauen. Abends gucke ich immer noch die komplette Aufnahme vom Tag, aber das reicht mir nicht mehr. Ich habe ein unerklärliches Verlangen danach entwickelt, ständig zu wissen, wo sie gerade ist und was sie macht.
Das Display leuchtet auf und Milenes Wohnung erscheint darauf. Sie hat die weißen Rosen und die Gänseblümchen behalten, sie stehen auf ihrem Küchentisch. Ich hatte damit gerechnet, Milene beim Lesen oder beim Fernsehen zu sehen, denn das macht sie normalerweise um diese Uhrzeit, wenn sie keinen Dienst hat. Stattdessen sehe ich sie in schwarzen Spitzendessous durchs Zimmer hin und her eilen. Ich stütze die Ellbogen auf den Tisch, beuge mich vor und zerquetsche das Handy in meiner Hand.
Milene nimmt ein silbernes Kleid von einem Bügel in ihrem kleinen Schrank und ein Paar schwarze High Heels. Zuerst zieht sie das Kleid an. Es ist kurz, eng und glitzert wie eine altmodische Discokugel. Ich umklammere das Handy in meiner Hand noch fester. Selbst die T-Shirts, die sie nachts im Bett trägt, sind länger als dieses Kleid. Es bedeckt gerade eben ihren Hintern. Milene schlüpft in die High Heels und verscheucht die struppige Katze, die auf ihrem Mantel schläft. Dann nimmt sie die Jacke an sich und verlässt die Wohnung.
»Nino, wer beschattet das Scardoni-Mädchen gerade?«, frage ich.
Nino schaut hoch und löst seine Aufmerksamkeit kurz von seiner routinierten Aufgabe ab, Octavio die Finger zu brechen. »Ich glaube, Pietro hat Dienst.«
Ich suche Pietros Nummer raus und rufe ihn an. »Wo ist sie?«
»Steigt gerade in ein Taxi«, sagt er.
»Fahr ihr hinterher. Und lass mich wissen, wo sie hinfährt.« Ich lege auf, nehme meine Pistole und gehe zu Octavio rüber, der immer noch kniet, aber schon halb bewusstlos ist.
»Den Namen des anderen Spitzels, Octavio«, fordere ich.
»Ich weiß es nicht, Boss. Ich schwöre, ich …«
Ich hebe die Pistole, schieße ihm einmal aus nächster Nähe in den Kopf und drehe mich zu Nino um. »Ruf den Hausmeister an. Mein Büro muss bis morgen früh wieder sauber sein. Ich hab um acht ein Meeting. Hatte er Familie?«
»Er war verheiratet.«
»Schick der Frau jemanden mit Geld. Hundert Riesen sollten reichen. Und sorg dafür, dass sie weiß, was passiert, wenn sie ihren Mund nicht hält.«
»Okay. Sonst noch was?«
»Lass das da übermalen.« Ich nicke zur Wand hinter Octavios Leiche. »Sein verdammtes Gehirn hat sich überall verteilt.«
»Gehst du noch aus?«
»Ja.«
»Soll ich Verstärkung schicken?«
»Nein«, sage ich und sehe ihn fest an. »Schick mir bloß niemanden hinterher. Ich hab dir doch schon gesagt, dass du diese blöde Angewohnheit sein lassen sollst.«
»Ich bin dein Securitychef. Wie soll ich denn meine Arbeit machen, wenn du mich nicht lässt?«
»Bisher habe ich so getan, als würde ich die Jungs nicht bemerken, die du mir auf den Hals gehetzt hast. Aber heute nicht, Nino.«
»Okay, Boss.«
Als ich auf die Garage zugehe, ruft Pietro an und nennt mir die Adresse einer Bar in der Innenstadt. Ich steige ins Auto ein und überprüfe sie auf dem Handy. Fast eine Stunde Fahrt. Fuck. Nachdem ich einmal kurz mit der flachen Hand aufs Lenkrad geschlagen habe, starte ich den Motor.
Milene
Ich lehne mich an die Theke und hebe mein Glas, um an meinem Drink zu nippen, als ich einen Mann in dunkelblauer Hose mit weißem Hemd bemerke, der gerade hereinkommt. Verdammter Mist. »Um Gottes willen, Pip.« Ich knurre. »Hast du ernsthaft Randy zu unserem Mädelsabend eingeladen?«
»Natürlich nicht.« Pippa folgt meinem Blick. »Vielleicht hab ich es kurz erwähnt. Wir hatten am Mittwoch zusammen Nachtschicht, aber ich hab ihn ganz sicher nicht eingeladen.«
»Na großartig.« Ich stürze einen großen Schluck von meinem Drink herunter, als Randy mit einem breiten Grinsen auf seinem dämlichen Gesicht auf uns zukommt.
»Mädels! Was darf ich euch ausgeben?«
»Wir haben schon, danke«, murmle ich.
Ich habe Randy schon so oft gesagt, dass ich nicht mit ihm ausgehen will, aber er lässt mich einfach nicht in Ruhe. Wenn das noch länger so weitergeht, weiß ich nicht, was ich machen soll. Natürlich kann ich ihm nicht vorwerfen, dass er mir Blumen schickt und mit mir ausgehen will. Das wäre unhöflich. Außerdem ist er Arzt und arbeitet seit fünf Jahren im St. Mary’s, und ich bin nur eine Krankenschwester, die ihre Ausbildung noch beenden muss. Sollte es jemals zu einer öffentlichen Konfrontation zwischen uns kommen, wird sich sowieso jeder auf seine Seite stellen. Anästhesisten sind rar heutzutage.
»Gehst du nächste Woche mit mir ins Kino?«, fragt er.
»Randy, bitte. Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich nicht mit dir ausgehen werde.«
»Ich muss mal.« Pippa springt von ihrem Stuhl auf.
»Jetzt?« Ich starre sie an. Ich will nicht mit Randy allein sein.
»Ich muss ganz dringend. Bin sofort wieder da.«
Sobald Pippa weg ist, legt Randy seine Hand auf meine. »Komm schon, Milene. Nur ein einziges Date.«
»Nein.« Ich ziehe meine Hand weg. »Würdest du mich jetzt bitte in Ruhe lassen?«
»Warum bist du so abweisend? Liegt es daran, dass –«
Randy hält mitten im Satz inne und schaut über meine Schulter. Zur selben Zeit legt sich ein Arm um meine Taille.
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, ertönt ein dunkler Bariton dicht an meinem Ohr.
Mein Körper versteift sich. Ich erkenne diese Stimme. Auf dem Parkplatz hat er nur ein Wort gesagt, aber eine Stimme wie seine vergisst man nicht so leicht. Ich drehe den Kopf und schaue hoch. Der Anzugträger. Ich blinzle ihn erstaunt an.
Als wir uns das erste Mal gesehen haben, war es Spätnachmittag und ich war nicht gerade in der besten Verfassung, daher habe ich ihn wohl gar nicht so richtig wahrgenommen. Diesmal bin ich aufmerksamer, und jetzt schaue ich ihn erst richtig an. Schwarzer Anzug mit schwarzem Hemd. Beides sieht teuer aus. Sein Gesicht ist scharfkantig und konturiert, als wäre es in Granit gemeißelt. Er hat etwas Adliges an sich. Doch, der Anzugträger ist wirklich verdammt heiß.
»Milene?«, fragt Randy. »Wer ist der Typ?«
Ich lächle Randy an. »Das ist Kurt. Mein Freund.«
»Freund?«, fragt Randy und starrt den Anzugmann hinter mir an. »Pippa sagte doch, du hättest mit ihm Schluss gemacht.«
»Wir haben uns gestritten und ich war sauer, aber jetzt sind wir wieder zusammen.« Ich muss grinsen.
Der Arm um meine Taille verfestigt den Griff und auf einmal spüre ich, wie mein Rücken an die muskulöse Brust hinter mir gezogen wird.
»Und wir heiraten im Dezember«, sagt der Anzugträger, während er zu mir hinabschaut. »Nicht wahr, Goldie?«
Kurt und Goldie? Ich kneife die Lippen zusammen und versuche, nicht zu lachen. »Jep. Am ersten Dezember.« Wie kann er nur so ernst bleiben? »Du musst also wirklich aufhören, ständig mit mir ausgehen zu wollen, Randy. Kurt gefällt das ganz und gar nicht.«
Randy schaut den Anzugträger an, murmelt so etwas wie eine Verabschiedung und geht widerwillig zum Ausgang. Der Arm um meine Mitte verschwindet und ich verspüre einen Hauch von Enttäuschung.
»Danke für die Rettung«, sage ich und greife nach meinem Glas, das noch auf der Theke steht. »Wie es aussieht, ist die Welt verdammt klein.«
Der Anzugträger mustert mich kurz, dann kommt er näher und lehnt sich neben meinem Barhocker an die Bar. Er hat mehr graue Haare, als ich dachte, vor allem an den Schläfen, aber auch ganz oben auf dem Kopf. Das ist ungewöhnlich, aber irgendwie betont es sein Gesicht und die hellbraunen Augen vorteilhaft.
»Warum Kurt?«
»Ich hab gestern eine Wiederholung von Tango & Cash geguckt. Deshalb kam mir der Name zuerst in den Sinn.« Ich ziehe die Schultern hoch. »Wie heißt du denn wirklich?«
»Kurt gefällt mir prima, Goldie.«
»Oh. Ein Mann mit Geheimnissen.« Ich hebe mein Glas an die Lippen, aber anstelle meines Drinks sauge ich nur ihn in mich auf. Mit den Augen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Mann mit einer so starken Präsenz getroffen zu haben. Er zieht die ganze Aufmerksamkeit allein durch seine Anwesenheit auf sich, und das liegt nicht allein an seinem Äußeren. »Und, was machst du so beruflich, Kurt?«
»Man könnte sagen, ich bin im Management tätig.« Er legt den Kopf schief und ein seltsamer Ausdruck erhellt seine Augen, als würde er versuchen, mich zu durchleuchten. »Und du? Hast du in letzter Zeit noch mehr Babys zur Welt gebracht?«
»O Gott, nein. Ich muss das erste noch verarbeiten.« Ich nippe an meinem Drink. »Ich habe mich zu Tode erschrocken.«
»Ja, das ist mir aufgefallen.«
»Tatsächlich? Ach, Mist. Ich dachte, ich hätte es ganz gut überspielt.«
Der Barkeeper beugt sich zwischen uns und fragt, ob wir noch etwas trinken wollen. Ich nicke zu meinem Glas, um einen zweiten Drink zu bestellen, während Kurt mit der linken Hand abwinkt. Dabei offenbart er einen schwarzen Lederhandschuh. Gehört er zu den Leuten, die panische Angst vor Bakterien haben? Aber seine rechte Hand liegt ganz entspannt auf der Theke. Ohne Handschuh. Merkwürdig.
»Wolltest du schon immer Krankenschwester werden?«, fragt er.
»Jep. Seit der dritten Klasse.«
»Und warum?«
»Gute Frage.« Ich beiße mir auf die Lippe. »Ich weiß nicht genau. Ich wollte es einfach schon immer. Was ist mit dir?«
»Ich führe das Familiengeschäft weiter. Das wurde so von mir erwartet.«
»Ja, ich weiß genau, was du meinst.« Ich leere mein Glas.
Das wurde auch von mir so erwartet. In meinem Fall allerdings hätte es bedeutet, mit einem Mann verheiratet zu werden, den der Don für mich aussucht. Tja, das wird ganz sicher nicht passieren. Meine Schwester hatte Glück. Bianca wurde mit einem Mann verheiratet, den sie wirklich anhimmelt und liebt, aber ich werde auf gar keinen Fall das Risiko eingehen und wieder nach Chicago ziehen, nur um zur Handelsware für die Cosa-Nostra-Familie zu werden.
»Ist der Typ dein Ex oder so was?«, fragt mein mysteriöser Fremder und ich erschauere.
»Randy? O Gott, nein.« Ich verziehe angewidert das Gesicht. »Er ist nur ein gruseliger Arbeitskollege, den ich nicht loswerde. Er schickt mir schon seit Monaten ständig Blumen und peinliche Nachrichten.«
»Was für Nachrichten?«
»In der letzten stand, meine Haare würden ihn an Sonnenstrahlen erinnern.« Ich schnaube.
Seine Hand mit dem Handschuh gerät in mein Blickfeld und mir stockt kurz der Atem, als er eine Haarsträhne von mir nimmt und sie um einen Finger wickelt. Es ist etwas sehr Persönliches, die Haare von jemandem zu berühren, und es sollte mich stören. Doch das tut es nicht. Nicht mal ein bisschen.
»Du scheinst nicht gerade ein Herz für Romantik zu haben, oder, Goldie?«
»Nein, nicht wirklich, Kurt«, sage ich und versuche, meine Stimme unter Kontrolle zu behalten, obwohl mein Herz rast.
Er ist mir so nah, dass ich sein Aftershave riechen kann. Es ist dasselbe, das er vor dem Krankenhaus getragen hat, etwas herb, aber nicht aufdringlich. Ich kann nicht anders und beuge mich ein ganz klein wenig zu ihm vor. Sein Gesichtsausdruck bleibt völlig ungerührt, als er mich fragt: »Und Blumen magst du auch nicht?«
»Ich hab nichts gegen Blumen. Ich bekomme sie nur nicht gern von irgendwelchen Spinnern«, murmele ich in mein Glas. »Und es sieht so aus, als hätte ich mir auch noch einen zweiten Spinner angelacht.«
»Einen zweiten Spinner?«, fragt er und spielt weiter mit meinem Haar.
»Jep. Anfang der Woche hat jemand einen kompletten Blumenladen leergekauft und über hundert Blumensträuße vor meiner Tür hinterlassen.«
»Und Randy war es nicht?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es nicht war. Die Nachricht war auch nicht unterschrieben, und es gab keinen schleimigen Einzeiler. Randy unterschreibt seine Karten immer«, sage ich und sehe ihm in die Augen. »Meine Freundin Pippa sagt, dass ich ständig nur die Verrückten anziehe.«
Er neigt leicht den Kopf. »Und? Glaubst du, sie hat recht damit?«
»Schon möglich.« Ich halte die Luft an und frage mich, ob er mich wohl küssen wird. Die besagte Freundin erwischt genau diesen Augenblick, um von der Toilette zurückzukommen und sich neben mich auf den anderen Stuhl zu setzen. Pippa hatte schon immer ein perfektes Timing.
»Ich sollte besser gehen«, sagt der Anzugträger und stößt sich von der Bar ab.
Ich möchte gar nicht, dass er geht, aber statt zu protestieren, nicke ich nur. »Wir sehen uns.«
Er legt den Kopf schief, fesselt mich mit seinem intensiven Blick und streicht dann flüchtig mit dem Rücken seines Handschuhs über meine Wange.
»Schon möglich.« Dann lässt er mein Haar los und dreht sich um.
Ich schaue ihm nach, während er seine kräftige Statur durch die Menschenmenge navigiert, die sich wie von selbst zu teilen scheint, um ihn durchzulassen. Er humpelt ein klein wenig, wie mir auffällt. Nur ganz subtil. Es ist eher eine Varianz in seinen Schritten, die anderen wahrscheinlich nicht einmal auffällt. Aber ich habe es vorher noch nicht bemerkt.
Ich frage mich, ob er sich wohl noch einmal zu mir umdreht, aber er verschwindet einfach durch die Tür.
»Wow.« Pippa seufzt neben mir. »Wer war das denn?«
»Keine Ahnung«, flüstere ich.
Salvatore
Ich betrete das nur spärlich beleuchtete Wohnzimmer und schaue mich um. Das Haus ist ein einziges Chaos – Klamotten liegen überall auf dem Fußboden verstreut und leere Essensschachteln stehen auf der Küchentheke herum. Die abgestandene Luft klebt mir in den Atemwegen, dick und unangenehm. Als hätte in den letzten Monaten niemand auch nur ein Fenster geöffnet. Die Wohnung ist ekelhaft. Ich gehe zum Esstisch und ziehe einen Stuhl hervor. Dann drehe ich ihn in Richtung der Eingangstür, setze mich und warte.
Zwanzig Minuten später geht die Tür auf und Randy Philips, Milenes Stalker, kommt herein. Er bemerkt mich nicht sofort, weil ich das Licht ausgemacht habe. Als er den Lichtschalter betätigt und mich mitten in seinem Wohnzimmer sitzen sieht, bleibt er wie erstarrt stehen.
»Hi, Randy«, sage ich.
Er reißt die Augen auf und macht einen Schritt nach hinten. »Was machen Sie hier? Wie sind Sie hier reingekommen? Ich rufe die Polizei.«
»Das würde ich dir nicht raten.« Ich lehne mich im Stuhl zurück. »Ich bin hier, um mich ein bisschen mit dir zu unterhalten. Mehr nicht.«
»Was wollen Sie?« Er mustert mich von oben bis unten und kommt langsam näher.
»Ich will, dass du Milene in Ruhe lässt«, sage ich.