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Im Rausch, im Bett, im Aufzug - Leon kann von den weiblichen Hinterteilen nicht genug bekommen. Dabei wird ausnahmsweise kein pikantes Detail ausgelassen. Und wer direkte Erotik zu schätzen weiß, der findet, dass das durchaus auch seine Berechtigung hat. Neun lustvolle Lektionen, in denen Leon lernt, dass die wirkliche Welt zwar durchaus genauso geil sein kann wie im Internet, aber nicht immer sein muss. Neun erotische, versaute und direkte Geschichten über Leons lustvollen Versuch, seiner Traumfrau zu zeigen, dass er auch mit dem Kopf denkt. Neun geile Episoden aus dem Leben eines jungen Mannes, der die Leidenschaft für den weiblichen Hintereingang mit zahlreichen Studentinnen teilt, denn geteilte Lust ist doppelte Lust.
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Seitenzahl: 299
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Sara Jacob
Studium durch die Hintertür
Geile Geschichten
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Erste Lektion: Ziele setzen
Zweite Lektion: Lernpartner finden
Dritte Lektion: Finger weg von den Drogen
Vierte Lektion: Flexibel sein
Fünfte Lektion: Auslandssemester einlegen
Sechste Lektion: Immer an die Fakten halten
Siebte Lektion: Ziele überprüfen
Achte Lektion: Nicht ablenken lassen
Neunte Lektion: Nach dem Bachelor kommt der Master
Impressum neobooks
»Das Fernsehen ist doch so stockkonservativ, der Hüter der guten katholischen Werte. Ein Hort der religiösen Heuchler«, sagte der bärtige Student und schien still in sich hineinzulächeln. Gregor wurde Leon gleich noch ein bisschen sympathischer. Er schien mit seinem Mitbewohner wirklich das große Los gezogen zu haben. Gleicher Humor. Gleiches Studium. Gleiche Kurse.
»Welche moralischen Standards spiegeln sich denn da bitteschön wider? Da wird ohne Ende gemordet, schon im Kinderprogramm«, blaffte die verpickelte Studentin, deren struppigen Haare von einer eher undefinierbaren Farbe waren, die weder blond noch braun noch rot zu sein schien. Leon richtete sich auf seinem Stuhl auf und nutzte die winzige Pause, die nach der Frage entstanden war.
»Du sagst es. Aber Sexualmoral, die findest du dort«, sagte er. »Die ganze prüde, überkommene Vorstellung, dass man im Tatort, bei Polizeiruf 110 und in diesen ganzen unsäglichen Geriatriesendungen über ermittelnde Nonnen, frustrierte Bullen oder verkorkste Tatortreiniger nur blutverschmierte Leichen zeigen darf, aber keine nackte Haut.«
Der Dozent setzte sich auf den Schreibtisch.
»Welche Moral steckt dahinter? Und gilt die nur für das Fernsehen oder auch für das Kino?«
»Moment«, mischte sich die schwarzhaarige Studentin ein. Leon hatte sie ins Auge gefasst, seit sie den Seminarraum betreten hatten. Ein fein geschnittenes Gesicht, wippende Titten unter dem engen Top, die gerade die richtige Größe hatten, und als sie sich einen Platz in den Sitzreihen gesucht hatte, war ihm sofort ihr perfekter Hintern aufgefallen. »Diese Behauptung können wir doch nicht einfach so unkommentiert stehen lassen. Kannst du das irgendwie belegen?«
Die sofort einsetzende Erregung schrieb Leon zu gleichen Teilen dem Aussehen und dem Einwand der Schwarzhaarigen zu. Er liebte diese Momente, in denen er gefordert war. Genau das hatte er sich von einem Studium versprochen. Das erste Seminar, ThemaFernsehkultur als Spiegel des gesellschaftlichen Wertewandels,und gleich ein Volltreffer.
»Du brauchst dir doch nur die Krimis anzusehen, dann weißt du, was ich meine. Die Leiche kann nicht detailgetreu genug dargestellt werden. Nackte Brüste siehst du da nicht.«
»Aber es sind doch Krimis und keine Softpornos.«
»Quod erat demonstrandum. Sobald nackte Haut gezeigt wird, ist es gleich ein Softporno. Das ist doch die verlogene Moral. Nackte Haut musst du rechtfertigen, einen Toten nicht. Warum darf eigentlich der Tod im Detail gezeigt werden, aber der Sex nicht?«
Die Schwarzhaarige sah ihn überrascht und zugleich fragend an. Leon spürte, dass er wohl etwas lauter als beabsichtigt gesprochen hatte und nahm sich vor, seine Stimme zu dämpfen.
Ihr Blick war jedoch nicht feindselig, vielmehr hatte er etwas Interessiertes.
Den Moment der Irritation nutzte die Studentin mit den struppigen Haaren.
»Es muss doch aber nicht sein. Sex muss man doch nicht zeigen, das passiert im Kopf, in der Fantasie«, sagte die Struppige. Gregor, den Leon bereits als Filmfreak eingeschätzt hatte, hob gelassen die Hand, als wäre er noch in der Schule, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und bestätigte Leons Einschätzung.
»Aber dann reicht es doch auch aus, von Toten nur die Füße auf dem Boden zu sehen, vielleicht noch eine blutverschmierte Hand und das war es. Stattdessen werden Wunden, Einschüsse und abgetrennte Gliedmaßen immer naturalistischer nachgebildet. Siehe Soldat James Ryan.«
Jetzt mischte sich wieder die Schwarzhaarige ein und Leon konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht lassen. Perfekt. Einfach perfekt. Dazu noch diese Titten und der Hintern.
»Da ist es dramaturgisch notwendig. Das ist der Schock des Krieges, die ganze Brutalität. Aber ich will doch nicht ewig Leuten beim Sex zusehen, in allen Details.«
Gregor warf Leon einen Blick zu, als wollte er sagen: Antwortest du oder ich? Leon übernahm gerne.
»Warum nicht, wenn es dramaturgisch notwendig ist? Machen wir uns doch mal den Spaß. Nehmen wir einen Gangsterfilm wieDer Pate. Da wird Sonny von Maschinengewehrkugeln durchsiebt. Du siehst jeden Einschuss, eine Minute lang den Todeskampf. Warum? Um die Brutalität zu zeigen, die im Mafiamilieu herrscht. Ein filmischer Schock. Kapiert. Vielleicht zeigt er auch die Verzweiflung von Sonny Corleone, der merkt, dass er in einen Hinterhalt gelockt wurde und nicht entkommt. Er versucht es noch und doch treffen ihn die Kugeln.«
»Aber wie willst du zeigen, dass jemand erschossen wird, ohne es zu zeigen?«
Immer wieder wanderte Leons Blick zwischen den großen Titten der Schwarzhaarigen und den kleinen Brüsten der struppigen Kommilitonin hin und her. Unauffällig, wie Leon hoffte.
»Dass jemand von Kugeln durchsiebt wird? Vielleicht zeige ich nur die Typen mit den Maschinengewehren, wie sie ihre Magazine leeren? Vielleicht gehe ich hinter das Auto und zeige, wie die Kugeln auf der anderen Seite des Autos wieder herauskommen? Vielleicht zeige ich eine Stunde später das durchlöcherte, blutige Hemd? Das ist doch das, was wir im Film immer bei den Sexszenen zu sehen bekommen. Die beiden Hände, die sich ineinander krallen, die Finger auf dem Rücken oder im Bettlaken. Nimm doch mal einen Film wieBasic Instinct. Da haben die beiden richtig geilen Sex vor der Kamera. Er bei ihr, sie bei ihm.«
Leon wollte lecken sagen und ficken und all die Worte, die zum Sex gehörten, doch er spürte eine Barriere. Das sagt man nicht, nicht vor seinen Kommilitonen, vor anderen, dachte Leon. Das ist allein dein privates Vokabular.
Gregor hatte da weniger Berührungsängste. »OderDer letzte Tango in Paris, die berühmte Butter-Szene. Da ist es tatsächlich wichtig zu wissen, dass sie Analverkehr haben. Aber nichts wird gezeigt. In einem Actionfilm wäre es ein Schuss in den Kopf gewesen. Ganz wichtig, wie beiDer Clou, da wird der auch gezeigt. Und was sehen wir beiBasic Instinctoder Marlon Brando? Nichts. Das geschieht alles nur im Kopf. Das ist die Zwei-Klassen-Penetration. Bei Mord kann man sie sehen, beim Sex nicht.«
Leon hatte genau beobachtet, wie die Struppige bei zwei Worten irritiert blinzelte. Analverkehr und Penetration. Wie überraschend. Sie verstummte. Die Schwarzhaarige übernahm das Wort.
»Was erwartest du dann? Sollen die Schauspieler richtig vor der Kamera poppen, wie in einem Porno, oder wie soll das aussehen?«, sagte sie und sah dabei Leon an, nicht den neben ihm sitzenden Gregor, und Leon spürte, dass da was ging.
»Werden die Schauspieler auch in echt erschossen? Nein, sieht aber so aus. Warum sollte das beim Sex anders sein? Kann man mit digitaler Technik und Prothesen doch alles nachstellen. Das ist nicht das Problem. Wir haben einfach pervertierte Moralvorstellungen. Mord und Totschlag in allen Details auf dem Bildschirm ist okay, Sex in allen Details nicht.«
»Ich weiß nicht. Es muss doch nicht alles gezeigt werden«, mischte sich die struppige Kommilitonin ein. »Ich lass gerne der Fantasie mehr Platz.«
»Und für Mord reicht die Fantasie nicht? Der macht dir nichts aus?«
Die Struppige zuckte mit den Schultern. Leon wollte am liebsten laut lachen, sie bei den Schultern packen und schütteln und fragen, ob sie noch alle Latten am Zaun hatte. Sein Gesicht glühte, tief im Bauch war dieses dumpfe, wütende Grollen.
Der Dozent räusperte sich.
»Nun, das kann ja ein spannendes Semester werden, vielen Dank für Ihre Mitarbeit«, schloss er und klappte sein Notizbuch zu. Die Studenten packten ihre Taschen.
Bevor die schwarzhaarige Studentin den Seminarraum verließ, warf sie Leon noch ein süffisantes Lächeln zu.
Leon hatte keine Zeit zurückzulächeln und sah ihr nach. Sie hatte einen tollen Hintern.
Das kann ja wirklich ein spannendes Semester werden, dachte er.
Als der Bescheid der ZVS gekommen war, hatte sich Leon gerade auf ein weiteres planloses Jahr in Floggersdorf eingerichtet. Bei Sobottke auf dem Hof helfen, mit Tante Jutta, die seit der Scheidung seiner Eltern zum Dauergast geworden war, abends in der Küche über Weltpolitik diskutieren. Und dazwischen am PC abhängen. Counter-Strike spielen. Pornos gucken. Mit den letzten Freunden, die nicht aus Floggersdorf abgehauen waren, sinnlos saufen.
Doch dann kam noch rechtzeitig für das Wintersemester der Schrieb. Leon hatte von heute auf morgen seine Habseligkeiten gepackt. Seine Mutter hätte fast einen Nervenzusammenbruch bekommen. Zum Glück war Tante Jutta in der Nähe gewesen. Die hatte ihn verstanden.
Einzug ins Wohnheim, erste Kurse, neue Gesichter. Vom Abiturienten zum Studenten, aus der deutschen Provinz in eine freizügige Studentenhochburg. Es dauerte einige Wochen, bis er sich eingewöhnt hatte. Seine Kleinstadt hing wie eine Doppelbelichtung über allem, was er sah. Ständig verglich er die neuen Eindrücke mit den Erinnerungen. Studentenkneipe statt Landgasthof zum Grünen Kranz, Tram statt Trecker, Kommilitonen statt Kumpel.
Auf der ersten Party jedoch, nachdem er sich für Sportkurse eingeschrieben und die Einführungsveranstaltungen besucht hatte, ließ er Floggersdorf langsam hinter sich. Nur in den Träumen ging er immer wieder, verabschiedete er sich von seinen Kumpeln, die nicht verstanden, warum er nicht noch einen Sommer lang die Freiheit genoss, rumhing, Party machte.
Meine Freiheit, wollte Leon ihnen sagen, liegt nicht in Floggersdorf, doch er konnte nicht, oder sie verstanden ihn nicht.
Freiheit. Es war eine ganz besondere Freiheit, von der Leon träumte und die zu finden er immer gehofft hatte, seit er mit 13 auf die Pornos im Internet gestoßen war. Sie hatten sich in seinen Kopf gebrannt und ein Muster geprägt: Ob zu zweit oder zu dritt – wichtig war immer der Hintereingang. Arschficken - darauf schien alles beim Sex hinzulaufen, die anale Penetration war der Gipfel jeder Szene, geliefert in frustfreier Verpackung, mit garantiertem analem Höhepunkt, ohne Wenn und Aber.
Die Mädchen in seiner Klasse konnten ihm diese Befriedigung nicht verschaffen. Es war nicht so, dass er nicht schon früh entdeckte hatte, wohin ihn sein Charme und sein gutes Aussehen bringen konnten, nämlich meist direkt in die Betten seiner Mitschülerinnen. Doch regelmäßig versagte Leon dabei, die Mädchen davon zu überzeugen, ihm ihre Kehrseite anzubieten.
Einmal hatte er Melli den Finger in den Po geschoben, als sie auf ihm geritten war, mit dem Ergebnis, dass sie ihn pervers genannt hatte. Und als er halb scherzhaft Kim gefragt hatte, nachdem sie schon ein halbes Jahr miteinander gegangen waren, doch mal Gleitgel bei Rossmann zu kaufen, dort wo die Kondome hingen, hatte sie ihn angewidert angesehen.
Irgendwie, hatte Leon gedacht, stehe ich auf die falschen Mädchen.
Diese Frustration machte ihn abweisend, ungeduldig und leider in manchen Momenten aggressiv. Seine Mutter hätte es Pubertät genannt, wenn er mit ihr darüber gesprochen hätte, der Sozialarbeiter der Schule nannte es überhöhte Erwartungen durch idealisierte Darstellung von Sex in den digitalen Medien.
Ihm hatte er sich irgendwann anvertraut, kurz vor dem Abi.
Entzug, hatte der ihm geraten, geh auf Entzug und lerne die wirkliche Welt kennen. Lerne eine Welt kennen, in der dein gutes Aussehen und dein Charme dabei helfen, Spaß am ganz regulären, mehrheitsfähigen Verkehr zu erlangen, nicht die Aussicht auf den Zutritt durch den Hintereingang. Lerne eine Welt kennen ohne Arschficks.
Arschficks hatte er zwar nicht gesagt, aber genau das hatte er gemeint. Eine Welt mit Missionarsstellung und geschütztem Geschlechtsverkehr, dafür ohne Cumshots auf Gesichter und ohne Doppelpenetrationen.
Aber ist eine Welt ohne Arschficks bei jedem Sex, hatte Leon gedacht, überhaupt lebenswert? Er hatte sich gefragt, wie er in dieser Welt leben sollte, wie überhaupt irgendjemand es in einer Welt aushalten konnte, in der die Frauen erst umworben werden wollten, bevor sie mit einem Mann ins Bett stiegen.
Vielleicht hätte er nie ausbrechen können, wenn die Zusage der ZVS nicht gekommen wäre.
Kalter Entzug, Neuanfang. Willkommen in der Wirklichkeit.
Leon hatte das Glück, auf Gregor zu treffen, als er seine Zweier-WG in einem der Wohntürme auf dem Campus bezog. Gregor mit dem Sechsmonatsbart, der sich lediglich zu Beginn des Semesters rasierte und argumentierte, er habe Stephen King damit etwas voraus, der würde sich nur einmal im Jahr zu Beginn der Baseballsaison rasieren.
Wieso Gregor sich denn an Stephen King orientiere und ob diesem nicht egal sei, wenn Gregor ihm etwas voraus habe, hatte Leon gesagt, und als Gregor geantwortet hatte, es sei ihm auch egal, ob Stephen King davon wüsste, es sei ihm lediglich wichtig, Stephen King etwas vorauszuhaben, hatten sie gegrinst und Leon hatte gewusst, dass er den perfekten Mitbewohner gefunden hatte.
Zusammen kämpften sie sich durch die ersten Seminare und Pflichtkurse. Sie schrieben gemeinsam an ihren Hausarbeiten und vertrieben sich die Zeit in den Copyshops, um die Reader zu kopieren und auf Erstsemesterpartys den hübschen Kommilitoninnen hinterher zu starren.
Willkommen in der Wirklichkeit, hörte er noch immer die Stimme des Sozialarbeiters, als er mit den steigenden Temperaturen die T-Shirts auf ein Minimum schrumpften und Streifen nackter Haut über Gürteln sichtbar wurden.
Mühsam konzentrierte er sich in den Seminaren auf die Stimme des Dozenten. Wenn er nicht gerade obszöne Bilder in sein Skript malte, die er mit ein paar Strichen zu dreidimensionalen, abstrakten Objekten verfremdete, immer und immer wieder, starrte er seinen Kommilitoninnen auf die Titten, stellte sich vor, wie es unter den Strickpullovern aussah, unter den Cordhosen und Baumwollschlüpfern. Geilheit machte ihn wahllos.
Er fand auf einmal sogar die tranige Petra interessant, die jeden Hauptsatz mit mindestens drei Nebensätzen verschachtelte. Hatte sie nicht auch einen ziemlich geilen Arsch in der Hose? Ob ihr Freund, wenn sie überhaupt jemand ertrug, sie von hinten fickte? Bei den Brüsten konnte er sich auch vorstellen, dass sie ihm einen Tittenfick gab. Und am Ende spritzte er ihr ins Gesicht.
Am meisten jedoch faszinierte ihn die schwarzhaarige Studentin aus dem Werksattseminar. Leon verbrachte im Statistikseminar viel Zeit damit, von der Sitzreihe hinter ihr den Ansatz ihres Halses zu studieren, die dunklen Haare, die sie hinter das Ohr gestrichen hatte, die verheißungsvolle Wölbung ihrer Brüste und den geraden Rücken. Erst wenn sie den Kopf drehte, sah man ihre Stupsnase.
Manchmal zeichnete er ihr Profil in sein Heft und träumte davon, sie in der Pause zu ficken. Meistens übermalte er die zum Ende der Vorlesung immer obszöner werdenden Bilder, und aus Brüsten wurden Räder eines Autos, aus einem Hintern wurde ein Herz, aus einem Schwanz ein Tischbein.
In der Pause ging er manchmal ins Klo und holte sich einen runter. Danach konnte er sich eine Dreiviertelstunde lang konzentrieren, und erwartete dennoch atemlos das Ende der Vorlesung.
Er brauchte Sex. Harten, versauten Sex. Er fühlte sich wie ein Sportwagen, der mit angezogener Handbremse auf Hochtouren lief, Gummispuren auf dem Asphalt hinterließ und qualmte, stank, jedoch nicht von der Stelle kam.
Wie er bald herausfand, hieß sie die schwarzhaarige Studentin mit der Stupsnase Natalie und wohnte im gleichen Studentenwohnheim, wo sie sich auch gelegentlich über den Weg liefen.
Ob sie denn auch mal auf Partys gehe, hatte Leon sie irgendwann einmal gefragt, und Natalie hatte mehrdeutig gelächelt und gemeint, man träfe sich bestimmt mal auf einer der Erstsemesterpartys.
Statt Natalie traf er dort Vanessa. Vanessa war ebenfalls in einem seiner Seminare, wühlte ständig in ihrer Tasche suchte einen Stift, einen Zettel, ihre Unterlagen, Essen und stellte dann Fragen, weil sie nicht aufgepasst hatte.
Vanessa stand mit einer Flasche Bier neben zwei Freundinnen. Sie trug ein enges T-Shirt über einem kurzen Jeansrock. Der Bass dröhnte. In der Vorlesung heute, während ihr Dozent verdeutlichen wollte, wie Stochastik funktioniert, war ihr Kopf einmal ganz kurz nach vorne gekippt, als sei sie in einen Sekundenschlaf gefallen. Dabei hatten ihre blonden Haare den Nacken freigelegt. Leon hätte sie gerne dort geküsst.
»Hi«, sagte er und stellte sich dazu. Vanessa sah ihn an, lächelte. Leon prostete ihr zu.
»Nach der heutigen Vorlesung kann man ja nur sagen: War recht wahrscheinlich, dass wir uns hier treffen, oder?«
Sie lachte. Das Eis war gebrochen. Sie stellte ihm ihre Freundinnen vor. Sabrina, Jennifer. Leon sagte bravHallound seinen Namen, auch um sicher zu gehen, dass Vanessa ihn wusste. Den Rest des Abends blieb er immer in ihrer Nähe, verabschiedete sich nur ein oder zwei Mal, weil er Gregor traf, seinen Leidensgenossen, Lernpartner, Mitbewohner. Und wie zufällig tanzte er sie auf der Tanzfläche an, oder er hatte ein Bier zu viel, weil Gregor ihnen ebenfalls zwei mitgebracht hatte.
Sie studierte BWL, so viel hatte er bald gelernt, und sie schimpfte auf einen Araber in irgendeinem Seminar. Der sei aufdringlich und würde sie für eine Schlampe halten, nur weil sie blond sei. Und Leon wusste jetzt, wo er einhaken musste, um zum Ziel zu kommen, und sagte: »Ich mag die laute Art der Araber auch nicht.«
»Außerdem sehen die in deutschen Mädchen nur willige Weiber fürs Bett. Heiraten wollen sie dann aber nur eine Jungfrau. Alles wegen dieser Religion«, prustete sie zwischen zwei Zügen an einer Zigarette und rümpfte ihre Stupsnase. Ihr Lippenstift blieb am Filter kleben. Unter dem nassgeschwitzten T-Shirt wurden die Träger ihres BHs sichtbar. Wenn unter dem BH nicht diese zwei ziemlich hübsch gepuschten Titten gesteckt hätten, wäre ihm herausgerutscht, wo er bei der letzten Bundestagswahl sein Kreuz gemacht hatte.
»Wir sind nun mal ein christlich geprägtes Land.«
»Wenn es nach den Grünen ginge, hätten wir doch längst die Scharia eingeführt. Und ich könnte gar nicht mehr ohne Schleier auf die Straße.«
Leon nickte und fügte spöttisch hinzu: »Scheiß Grüne. Mein Vater ist Richter, was der erzählt über Araber und wie häufig die sich an hübschen Blondinen vergreifen, das ist unglaublich.«
Sein Blick wanderte ganz unauffällig über ihre Schultern, die Wölbung der Brüste, dem blanken Bauchnabel über dem Bund des Jeansrocks.
»Jetzt echt? Dein Vater ist Richter?«
»Aber nur an einem Landgericht, jetzt nicht beim Verfassungsgericht.«
Ihre Augen weiteten sich vor Bewunderung. Sein Vater war Beamter in der Stadtverwaltung in Hölzenheim, wobei man auch Hölzenheim nicht wirklich Stadt nennen konnte. Stadtverwaltung. Nichts lag ihm ferner als Jura, aber das hätte sie nicht hören wollen. Viele andere Frauen, aber nicht sie. Informationen für Zielgruppen.
»Sehr konservativ, schon in der dritten Generation. Reden wir nicht drüber.«
Weit nach Mitternacht gingen sie an die frische Luft, lehnten sich an ein Geländer und atmeten durch. Mein Gott, wie er das Rauchen hasste. In den Ohren piepte es. Sein Hemd klebte am Körper. Und auch Vanessa sah fertig aus. Sie war niedlich und ihre Haut war samtig, und obwohl ihr Becken etwas zu schmal war und die Titten zu klein, fand er die Idee, sie zu ficken, sehr attraktiv.
»Wohnst du auch im Wohnheim?«, fragte sie. Leon nahm einen Schluck vom Bier undr nickte. Inzwischen funkelte die Nacht in bunten Farben. Ein Bier mehr und er wäre zu betrunken. Ob sie noch Lust hatte?
»Bringst du mich nach Hause? Ich glaube, ich bin betrunken.«
Beinahe hätte er gejubelt. »Hast du eine Jacke dabei?«
Vanessa schüttelte den Kopf und klopfte auf ihre kleine Handtasche. Ihr enger Jeansrock war über die Knie gerutscht. Auf dem Weg durch die Nacht zeigte Leon ihr den großen Wagen und riss seinen Lieblingswitz.
»Guck mal, ganz abgefahrenes Profil.«
Sie lachte wieder klirrend. Ihr Blick war nicht mehr ganz sattelfest.
»Wie oft hast du den Witz schon gemacht?«
»Seit Semesteranfang? Noch nicht.«
Leon mochte es, dass sie ihn durchschaute. Totale Transparenz war das Motto der Nacht, sag ihr, was sie hören will. Hauptsache, es erhöht deine Chancen. Über ihnen stand der klare Mond. Man konnte sogar die Krater erkennen, das Meer der Ruhe. Die Tannen warfen scharfe Schatten.
»Apropos – weißt du, wie viele Männer mich seit Semesteranfang nach Hause bringen wollten?«, lachte sie und Leon wusste, dass sie ihm die Antwort gleich selbst geben würde. »Zehn. Und weißt du, wie viele Sex wollten?« Wieder grinste sie ihn an.
»Alle«, sagte Leon. Ob sie ihn schon eingerechnet hatte?
»Und keinen hab ich mein Döschen gelassen.«
Beim Lachen zeigte sie ihre Zähne. Leon seufzte stumm. Vielleicht stimmte das, vielleicht war sie auch einfach nur zu betrunken, um die Gefahr dieser Provokation richtig einzuschätzen. Vielleicht beherrschte sie aber auch irgendeine exotische Kampfsportart.
Hinter einer Kastanie im frischen Grün stolperte sie und ließ sich von Leon auffangen. Unter dem Rock, im fahlen Mondlicht, blitzte ein weißer Schlüpfer. Sein Herz pochte. Die Tasche landete im Gras, er hob sie auf, ganz Gentleman, und gab sie ihr zurück. Leon lachte und behielt die Kontrolle über die Situation.
»Ich bin so froh, dass du mich nach Hause bringst«, nuschelte sie. »Da laufen viel zu viele Irre rum.«
Die alle an dein Döschen wollen? Ich glaube nicht, dachte Leon.
»Zum Glück hast du mich«, sagte er und half ihr hoch. »Aufrecht, katholisch, konservativ.« Weiter stolperten sie über den Weg. Die nächste Straßenlaterne war fern und Gott tot. Noch etwas, das sie von ihm nicht erfahren musste.
»Ich kenne eine Abkürzung«, sagte sie und zog Leon zwischen die Bäume. Er ließ sich ziehen. Ihr Griff an seiner Hand war fest. Ein Ast peitschte ihm ins Gesicht. Ihr blondes Haar funkelte und Leon hoffte, dass diese Abkürzung nur eine Ausrede war. Doch gerade, als er glaubte, sie würde vor ihm ins Moos sinken, brachen sie durch eine Hecke und standen vor dem Wohnheim.
»Na, wunderbar«, sagte Leon und richtete sich schon auf die Handmaschine ein. Vanessa fummelte in ihrem Täschchen nach ihrem Schlüssel. »Dann wünsch ich dir eine gute Nacht.«
Letzte Chance.
»Kommst du noch kurz hoch? Dann fühl ich mich wohler.«
»Klar.« Leon sah den Kurs seiner Aktien wieder steigen. »Aber ich hab keine Briefmarken dabei.«
Sie kicherte, dann schluckte sie das Wohnheim. Sie wohnte im höchsten der Wohntürme. Sieben Etagen. Von oben hatte man bestimmt eine gute Sicht.
»Dein Vater ist Richter«, sagte sie, während sie auf den Fahrstuhl warteten. »Warum studierst du nicht auch Jura?«
»Ich bin ein Rebell.«
Mit einem Bing öffneten sich die Türen. Sie drückte auf die höchste Nummer. Im Neonlicht sah man Pickel auf ihrer Stirn. Plötzlich kicherte sie wieder betrunken.
»Wärste jetzt echt nach Hause gegangen?«
»Klar. Ich schlaf doch nicht im Park.«
2. Stock. Ob um diese Uhrzeit noch jemand im Haus unterwegs war? Sie trat an ihn heran. In ihren Augen funkelte es. »Nein, ich meine, ohne Sex mit mir?«
3. Stock. »Hey, doch nicht beim ersten Treffen. Ich bin doch gut erzogen.«
Ihr Grinsen wurde schelmisch. Und plötzlich spürte Leon eine Hand in seinem Schritt.
»Ich dachte, du bist ein Rebell?«
4. Stock. Der Reißverschluss war unten. Sein Lächeln schien ihr zu gefallen, nicht zu triumphierend, nicht zu plump und nicht zu erschrocken. Genau richtig. Ihre Finger drängten sich in seinen Slip und ertasteten weiche, blutgefüllte Haut, holten sie aus dem engen Gefängnis.
6. Stock. »Ich kann dich leider nicht reinbitten. Meine Mitbewohnerin würde petzen. Die kommt gut mit meinen Eltern aus.«
Langsam wichste sie seinen Schwanz. Leon konnte kaum glauben, was sie hier tat. »Was sollte sie petzen?«
7. Stock. »Das hier?« Und noch bevor Leon etwas erwidern konnte, ging sie vor ihm in die Knie. Ihre Lippen waren weich und ihr Griff fest. Vor und zurück ging ihr Kopf. Die Zahlen auf dem Etagenbrett wurden höher. Mit einem Ruck kam der Aufzug zum Stehen.
Mit dem Rücken zur Tür verharrte Leon. Noch eine Sekunde länger, und er wäre in ihren Mund gekommen, ohne Vorwarnung. Vanessa richtete sich schnell auf. Die Türen öffneten sich in den schwach beleuchteten, menschenleeren Flur.
Ohne seinen Schwanz loszulassen beugte sie sich vor und drückte am Etagenbrett aufE. Noch bevor sich die Türen wieder schlossen, küsste sie ihn stürmisch. Dabei zog sie langsam die Vorhaut vor und zurück, so geil, als hätte sie jahrelange Erfahrung, und vielleicht hatte sie die auch.
Ihre Zunge war forsch wie ihre Finger. Leon griff ihr unter das T-Shirt. Der BH war schnell geöffnet, rutschte hoch und legte ihre Titten frei. Mit beiden Händen griff er zu, während der Aufzug seinen Weg nach unten antrat. Ihre Brüste waren fest und weich zugleich, die Haut sanft, die Nippel aufgerichtet. Mit der anderen Hand griff er unter ihren Rock, doch sie hatte andere Pläne. Ihre Hand packte seine Finger und hielt sie kurz vor dem Ziel fest.
»Eines hab ich nicht gesagt«, flüsterte sie. »Das mit dem Döschen war ernst gemeint. Ich hab keinen rangelassen. Ich geh als Jungfrau in die Ehe.«
Oh Gott, schoss es Leon durch den Kopf. Aber auf die muslimischen Männer schimpfen. Ganz klar: eine Irre.
»Ich bin offen für alles«, keuchte Leon, der seine Enttäuschung mit der Aussicht, in ihrem Mund zu kommen, kompensierte.
Vanessa lächelte lüstern. »Weißt du, was die türkischen Mädchen machen, um ihre Jungfräulichkeit zu bewahren?«
»Nur Blowjobs?«, keuchte Leon.
»Die lassen sich in den Hintern poppen«, flüsterte sie. »Schließlich muss man ja nicht auf den ganzen Spaß verzichten.«
Erdgeschoss. Tiefer konnte sie jetzt nicht mehr in seinem Ansehen sinken. Aber auch mit Irren konnte man Spaß haben.
»Und du?«
Bing. Der Aufzug hielt, die Türen glitten auf. Sie verharrten regungslos wie ein Pärchen, dass sich etwas zu intensiv küsste. Nichts Verwerfliches. Ihre Hand wichste ganz sanft seinen Schwanz, abwartend, wie ein im Leerlauf tuckernder Diesel. Seine Hand war noch immer unter ihrem Rock am Höschen, unter dem engen Bund. Fingerspitzen am Schamhaar. Niemand stieg ein.
»Ich seh das genauso«, flüsterte sie. Hoch sollen sie leben, die religiösen Spinner.
Seinetwegen konnten sie noch die ganze Nacht hoch und runter fahren. Sie drückte wieder auf die höchste Etagennummer, die Türen fächerten kratzend auseinander und schlossen die Lücke.
Kaum hatten sie sich mit einem Klicken verriegelt, drehte sie sich um, hob ihren Jeansrock hoch und stützte sich gegen die rückwärtige Aufzugwand. Leon griff in den elastischen Bund und zog den weißen Slip herunter. Ihr Po wölbte, teilte, entblößte sich. Seine Hände zitterten. Sie stieg aus dem dünnen Kleidungsstück, und als sie sich danach bückte, ließ er einen Finger an den Schamlippen entlanggleiten. Sie war nass wie ein vollgesogener Badeschwamm.
Vanessa ging ins Hohlkreuz und zog die Pobacken auseinander. Ihr Hintereingang war ein kleiner dunkler Punkt. Wie in den Filmen, dachte Leon.
»Schieb ihn rein, er ist doch nass genug, oder?«, flehte sie über die Schulter hinweg.
Kein Gel, dachte Leon, war sie denn total bekloppt?
Der Aufzug schaukelte. Das Licht wanderte hinter den Zahlen aufwärts. 3. Stock. 4. Stock.
Sein Herz raste, er ging in die Knie, um den Höhenunterschied auszugleichen. Sie seufzte, als sie die Eichel am Punkt spürte. Sein harter Schwanz spaltete ihren Po. Etwas Druck. Wie oft hatte sie das schon gemacht? Und plötzlich war er drin. Der Muskel gab nach und Leon rutschte in Vanessas Hintern.
Ein drittes Mal öffneten sich die Türen mit einem glockenhellen Ton. Ein drittes Mal starrten sie in den dunklen Flur. Atemlos vor Geilheit.
»Nicht aufhören«, presste Vanessa hervor.
Weiter. Tiefer. Vorsichtig erhöhte er den Druck. Nie hatte er für möglich gehalten, dass er in einem Aufzug seinen ersten Arschfick erleben würde. Vanessa hechelte. Eine Hand an ihrer Möse, an ihrem Kitzler. Ihr Po schmiegte sich an seinen Bauch.
Dann der Schock. Die Türen des Aufzugs schlossen sich kratzend. Jemand musste den Aufzug unten angefordert haben. Leon nahm die Bewegungen auf. Vanessas Hand leistete ganze Arbeit zwischen ihren Beinen.
5. Stock. Jetzt wurde es eng. Leon versuchte, sich tiefer in ihren Hintern zu schieben, aber Vanessa zappelte, der Aufzug ruckelte, die Position war unbequem. 4. Stock. In den Pornos war das irgendwie immer anders gewesen. 3. Stock.
»Ich, oh, mein Gott, ich komm gleich«, stammelte Vanessa, die mit ihrer rechten Hand zwischen den Beinen einen klaren Vorteil herbeiwichste. 2. Stock. Leon versuchte zu stoßen und rutschte beinahe heraus. Der Aufzug klapperte, rasselte.
Und plötzlich zuckte sie, die Kabine ruckte, es machte bing und Leon spürte, wie sie kam, mit einer Hand an ihrer Möse und die rechte Brustwarze zwischen den Fingern, als er ebenfalls kam, seinen Schwanz nicht einmal zur Hälfte in ihrem Arsch. Er spritzte ihr die ganze Ladung durch den Hintereingang, und Vanessa schien es nicht zu stören. Kondom? Jetzt auch egal.
Noch während Leon nach Luft schnappte, den Rausch spürte und die weichen Knie, löste sich Vanessa von ihm und ließ den Rock fallen. Leons Schwanz, oder was davon in Vanessas Hintern gesteckt hatte, rutschte aus ihr.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich kratzend. Lachen.
Leon drehte sich zur Wand. Hose hoch. Drei Typen strömten herein. Starrten.
»Na, dann«, sagte Leon und schloss seinen Reißverschluss. Vanessa drehte sich zu ihm, lächelte, rote Flecken auf den Wangen.
»Danke, dass du mitgekommen bist«, sagte sie. Leon drängelte sich an den drei Typen vorbei, die er irgendwo schon einmal gesehen hatte, lächelte unverbindlich und trat aus dem Fahrstuhl.
»Ich habe zu danken«, sagte er. Bevor sich die Türen schlossen, sah er noch, wie Vanessa den Stoff ihres Rocks in den Schritt drückte. Er hob die Hand zum Gruß.
Die drei Typen lachten.
Dreißig Sekunden später blieb der Fahrstuhl stecken.
Schade, dachte Leon, als er das Wohnheim verließ. Das hätte er gerne noch miterlebt.
»In einer Stadt kommen doch mehrere Wirtschaftsfaktoren zusammen. Hier gibt es Märkte, hier gibt es Angebot und Nachfrage, hier sind die Produktionsstätten zusammen. Das ist doch der entscheidende Faktor.«
Natalie sah Leon herausfordernd an. Er konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen, als er sagte: »Und wo ist da die soziologische Komponente? In einer Stadt treffen sich unterschiedliche soziale Interessen. Hier ist der Markt für persönliche Eitelkeiten. Hier treffen sich der Dominante und die Sub. Hier finden sich …«
»Bei dir geht es ausschließlich um Sex, oder?«
»Nein, es geht mir einfach nur um alle Aspekte der Urbanität. In einer Stadt werden Kompromisse gefunden, weil die Stadt ein Organismus ist. Hier findet ständig ein Interessensausgleich statt. Und der betrifft eben auch das Zwischenmenschliche.«
Kopfschüttelnd sah Natalie zu Boden. »Du bist echt ein hoffnungsloser Fall.«
Ob sie wusste, dass Leon sie dabei lächeln sah?
Als Leon aufwachte, lag sie neben ihm auf dem Bauch, ins Kopfkissen sabbernd, ein Arm über ihn gelegt. Die Sonne schien durch das Fenster. Leon streckte sich, sein Herz pumpte Blut, schwer und voller Restalkohol in seinen Kopf. Sofort hatte er das Gefühl, sein Schädel würde platzen. Leon presste die Augen zusammen. Ihm war flau. Ob er überhaupt eine Aspirin im Magen behielt, war noch nicht entschieden.
Neben ihm eine Bewegung auf dem Bett. Kim drehte sich. Immerhin hatte er ihren Namen gleich parat. Wäre nicht das erste Mal.
»Hi«, sagte sie müde und hob den Kopf. Auf der Wange quetschten sich Schlaffalten. Mist. Leon hatte sie sich schön gesoffen.
Langsam ebbte der Schmerz in seinem Schädel ab. »Morgen. Kaffee? Acetylsalicylsäure?«
»Beides bitte.«
Und danach geh bitte nach Hause und lass mich schlafen, dachte Leon, doch die Vorstellung, es zu sagen, war amüsanter, als es tatsächlich zu sagen. Auch wenn es ein guter Weg gewesen wäre, sie loszuwerden. Beim Aufstehen merkte Leon, dass er nackt war. Und vor allem, dass an seinem Schwanz noch ein Kondom hing. Auf dem Weg zur Tür zog er es ab und machte einen Knoten hinein, bevor er es im Papierkorb entsorgte.
»Bin gleich wieder da.«
Leon schlüpfte in die Jeans, die vor dem Bett auf dem Boden lag. In der Küche sah es grauenhaft aus. Gregor war mit dem Abwasch an der Reihe, aber das schien er nicht zu wissen. Leon suchte nach einer sauberen Tasse. Das Vorhaben war natürlich von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Leon machte Kaffee und wusch währenddessen zwei Becher ab. Der Schmerz im Kopf kam und ging in Wellen. In einer Schublade fand er zwei Aspirin. Leon nahm einen Schluck aus dem Hahn und wusch sich über der Spüle das Gesicht. Der Kühlschrank roch nach Käse. Die Milch war nicht einmal sauer, selbst Zucker gab es noch.
Als er in sein Zimmer zurückkehrte, lag Kim noch immer im Bett. Die Decke war über die Hälfte ihres Rückens gerutscht.
»Kaffee.« Leon setzte sich neben sie. Ihr Hintern war okay gewesen, aber er hatte sie nur mit sanftem Druck dazu überreden können, sich hinzuknien. Dann muss ich dich nicht ansehen, hatte er gedacht, oder nicht? Der Versuch, ihren Hintereingang zu entjungfern, war glorreich gescheitert. Nach nur wenigen Stößen hatte sie sich auf die Seite fallen lassen und sie hatten in der Missionarsstellung zu Ende gebracht, was niemals auch nur annähernd wert gewesen war, aufgeschrieben zu werden.
Leon akzeptierte inzwischen, dass nicht jede Studentin gleich den Hintern in die Luft streckte und danach rief, sein Ding dorthin gesteckt zu bekommen, wo der Acker unfruchtbar war. Abgesehen von Vanessa hatte ihn keine der Kommilitoninnen, die er auf einer der Erstsemesterpartys aufgerissen hatte, hinten ran gelassen. Inzwischen war Leon beinahe davon überzeugt, dass Analverkehr nur eine Randerscheinung in der echten Welt war.
Als sie sich umdrehte, zeigte sie Brust, die ihn daran erinnerte, was ihn auf der Party an ihr so angezogen hatte. Die Verpackung hatte nicht zu viel versprochen. Wenn nur das Gesicht nicht wäre.
Sie trank im Sitzen den ersten Schluck. Die Aspirin spülte sie mit dem Leitungswasser herunter, das er ihr in einem Glas mitgebracht hatte.
»Kommst du wieder ins Bett?«
Lässt du dich diesmal in den Arsch ficken?
»Ich bin verabredet.«
»Ist das ein Rauswurf?«
»Du kannst gerne noch duschen.«
Leon setzte sein Hundelächeln auf, machte große Augen. Sie lachte.
»Und was machst du nach deiner Verabredung?«
Ausreden erfinden. »Ich weiß nicht, ich muss noch an einer Hausarbeit schreiben, vermutlich mach ich das. Kann ich dich anrufen, wenn ich es mir anders überlege?«
»Falls ich es mir bis dahin nicht anders überlegt habe«, lachte sie und nahm noch einen Schluck.
Auf dem Weg nach unten überlegte er, ob er wirklich ein paar Stunden mit dem Rad fahren sollte, um seinen Kreislauf wieder in Gang zu bringen, oder gleich einkaufen und dann tatsächlich an seiner Hausarbeit zu arbeiten, aus Textbausteinen und fahrigen Gedanken etwas zusammenzupfuschen, von dem er hoffte, dass es seinen Tutor irgendwie beeindruckte. Kim erzählte vom regnerischen Wetter. Leon hörte nicht zu.
»Tschüs dann«, sagte Leon vor der Tür und bog zu den Fahrradständern ab.
»In welche Richtung fährst du?«
»Ich die andere.«
»Arsch.« Kim machte auf der Stelle kehrt.
»Entschuldigung«, warf er ihr hinterher, um Ernsthaftigkeit bemüht. Ohne ein weiteres Wort rauschte sie ab. Die letzte Begegnung mit Vanessa auf dem Campus war weit problemloser abgelaufen. Sie hatten sich begrüßt und so getan, als seien sie nur Fahrstuhl gefahren. Der Alkohol, schien auch sie gedacht zu haben, und Leon war ebenfalls klargeworden, wie wenig er von ihr wollte. Sie war mit ihren seltsamen Ansichten ohnehin nicht sein Typ.
Leon wartete, bis Kim verschwunden war, und kehrte nach oben zurück.
Vielleicht war Gregor ja schon wach.
Ansonsten könnte er eine Runde Counter-Strike spielen, um wieder runterzukommen.
Leon war bald in ein schweres Gefecht verwickelt, das die Grafikkarte seines Laptops auf eine harte Probe steckte. Das Klopfen wäre ihm beinahe entgangen.
Und dann starrte Sandra in sein Zimmer. Hinter ihr konnte er Gregor hämisch grinsen und den Daumen in die Luft strecken sehen.
Sandra machte ihm seit Langem schöne Augen, und das war auch schon das Attraktivste an ihr. Sie moppelig zu nennen wäre zutreffend, aber untertrieben gewesen. Sie war wie Kari-Lene, die Leon in der Schule hatte links liegen lassen, weil ihm ihre Nase zu groß und die Titten zu klein gewesen waren. Nur waren hier die Titten zu groß und der Rest zu klein.
Sandra hatte ihn gefragt, ob er mit ihr eine Lerngruppe gründen wolle. Leon hatte sie von Seminar zu Seminar vertröstet, bis er einen Fehler gemacht und ihr einen Grund gegeben hatte, ihn in seinem Wohnheim zu besuchen. Leon hatte beim Warten vor dem Seminar Stadtsoziologie von der Simulation Sim City erzählt, weil ihm das Schweigen in der Gruppe peinlich und Gregor noch nicht aufgetaucht war, und hatte die grundverschiedenen Ansichten der Amerikaner über die Funktionsweisen der Stadt erwähnt, die Sim City seines Erachtens so gut zum Ausdruck brachte: die Trennung von Wohnen und Arbeiten, die fehlende Mitte, Stadtplanung vom Reißbrett, die unterentwickelten öffentlichen Verkehrsnetze und vieles mehr.
»Ist das ein PC-Spiel«, fragte Sandra.
»Aber Achtung, macht süchtig.« Leon hatte am Tag des Kaufs vom späten Nachmittag bis morgens um vier gespielt, ohne zu merken, wie die Zeit verging. Danach hatte er die Finger davon gelassen.
»Kannst du mir das mal ausleihen?«
»Ich verleih ungern etwas.«
»Dann spiel ich das mal bei dir?«
»Mal sehen, vielleicht kann ich dir auch eine Kopie machen.«
Damit war das Problem für ihn gelöst und das Thema erledigt.