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Die Frau im Kostüm einer Haremsdame ist die Sensation auf dem Maskenball! Dem smarten Anwalt Tyler gelingt es, die schöne Unbekannten zu erobern und Stunden wie im Rausch mit ihr zu verbringen. Wer aber ist dieses bezaubernde Geschöpf nur?
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Seitenzahl: 214
IMPRESSUM
Stunden wie im Rausch erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Lori Foster Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe 1996 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Umschlagsmotive: abezikus/Thinkstock
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733743109
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Du kannst nicht ewig ein Feigling sein!“
Carlie lachte trotz ihrer Nervosität. „Hör auf, mir zuzusetzen, Brenda. Du wirst mich nicht dazu bringen, mich in diesem Aufzug ins Gewühl zu stürzen!“
„Stürzen? Du bist bereits zehn Minuten zu spät.“ Carlie hatte hinter dem Haus geparkt, in sicherer Entfernung vom Strom der Besucher auf dem Weg zur Party. Bunte Lichterketten beleuchteten den Pool und das Poolhaus, obwohl das Wetter viel zu kühl zum Schwimmen war.
„Das ist deine Schuld. Was hast du dir bloß dabei gedacht, ein Kostüm auszusuchen, das so … so …“ Carlie fand gar keine Worte, um das knappe Haremskostüm zu beschreiben, das ihre beste Freundin für sie ausgesucht hatte. Wenn sie schon unbedingt zu Brendas alberner Halloweenparty gehen musste, hätte sie sich als Kürbis oder Hexe verkleiden können oder als was auch immer. Doch niemals hätte sie selbst ein solch freizügiges Kostüm gewählt.
„Na und? Du siehst fantastisch aus. Was ist so schlimm daran? Ich möchte, dass du heute Abend Spaß hast. Geh einfach mal ein bisschen mehr aus dir heraus, und misch dich unters Volk. Rede mit den Leuten.“
„Mit den Männern, meinst du?“ Carlie schüttelte den Kopf. „Ich bin keine Einsiedlerin, Brenda. Meine Schüler und die Arbeit in der Schule beschäftigen mich mehr als genug.“ Noch einmal schaute sie zweifelnd an sich herab. „Was hast du dir bloß dabei gedacht?“
„Du sagtest, du hättest keine Zeit, dir selbst ein Kostüm auszusuchen.“ Brenda zog die Schultern hoch. „Im Übrigen gibst du eine sehr verführerische Haremsdame ab. Die Junggesellen auf der Party werden dir keine Ruhe lassen. Und dir wird es guttun, einzusehen, wie attraktiv du sein kannst, wenn du dich nicht hinter diesen scheußlichen Faltenröcken und Jacketts versteckst.“
Carlie stöhnte innerlich. Sie fühlte sich alles andere als attraktiv. „Zur Schau gestellt“ war eher der richtige Ausdruck dafür. Vor allem jedoch kam sie sich absurd und lächerlich vor. „Und welche Junggesellen hast du eingeladen, wenn ich fragen darf?“
Brenda winkte ab. „Du kennst sie alle, glaube ich. Jasons Partner, einige Nachbarn, Freunde … und Tyler.“
Carlie erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde, dann runzelte sie die Stirn. „Tyler Ramsey geht auf ein Kostümfest? Ich hätte nicht gedacht, dass dein berüchtigter Schwager sich dafür hergibt, zu einer derart …“
„Mach dich nicht über meine Party lustig, Carlie.“
„Das tue ich auch nicht. Ich dachte bloß, elegante Banketts in teuren Hotels wären mehr sein Stil.“ Carlie konnte sich Tyler nicht verkleidet vorstellen. Er wirkte immer so korrekt … und hatte stets eine sehr kultivierte, sehr elegante Frau an seinem Arm.
„Tyler ist gekommen, weil Jason ihn eingeladen hat und er seinen Bruder nie enttäuschen würde. Du weißt, wie nahe sie sich stehen.“ Brenda schüttelte den Kopf. „Weißt du, im Grunde genommen seid ihr beide euch sogar ähnlich.“
Carlie wandte sich ab. „Du träumst, Brenda. Wir leben in zwei völlig verschiedenen Welten.“
„Du verstehst Tyler eben nicht. Auch er hatte eine harte Jugend.“ Rasch berührte sie Carlies Arm. „Aber wenigstens war Jason immer für ihn da.“
„Mein Bruder führte sein eigenes Leben“, sagte Carlie. „Und er hatte ganz recht, meine Probleme waren halt nicht die seinen.“
„Jason würde Tyler niemals abweisen, wenn er Hilfe brauchte.“
„Jason ist ein wunderbarer Mensch. Aber er und Tyler haben kaum etwas gemeinsam.“
„Heute vielleicht nicht mehr, aber früher schon“, erklärte Brenda grinsend. „Bis Jason mir begegnete. Ich glaube, bei Tyler würde es genauso sein. Wenn er jemanden fände, den er lieben könnte …“
Carlie versteifte sich. „Das dürfte ihm schwerfallen, Brenda, solange er seine Beziehungen beendet, bevor er Gelegenheit hat, eine Frau richtig kennenzulernen.“
Brenda schaute Carlie belustigt an. „Du scheinst aber sehr genau über meinen jungen Schwager informiert zu sein!“
„So jung ist er nicht“, entgegnete Carlie und errötete, weil sie sich ertappt fühlte. „Ich meine, er ist ein erwachsener Mann. Mindestens Anfang dreißig … ach, vergiss es.“
„Tyler ist in Ordnung, Carlie. Mag sein, dass er es nie lange mit derselben Frau aushält, aber das liegt daran, dass die Frauen, mit denen er zusammenkommt, sich nur für seinen gesellschaftlichen Status und seine dicke Geldbörse interessieren. Tyler glaubt, er wolle solch lockere Beziehungen, aber ich weiß, dass er nicht glücklich damit ist.“
Carlie hatte das Gefühl, als ob es eher Tylers Aussehen und sein Charme waren, was ihn in den Augen der Frauen interessant erscheinen ließ, aber sie sagte nichts. Brenda sollte nur nicht auf die Idee kommen, dass sie vernarrt in Tyler war.
„Du brauchst Tyler nicht zu verteidigen, Brenda“, meinte sie beschwichtigend. „Was er tut, ist seine Sache.“
„Na schön. Könnten wir dann endlich ins Haus gehen? Ich glaube, es fängt gleich an zu regnen.“
Carlie schaute zum dunklen Himmel und roch die Feuchtigkeit in der Luft. „Geh schon vor, Brenda. Ich komme gleich nach.“
Brenda zögerte, dann nickte sie. „Lass nur nicht zu lange auf dich warten.“
Zu lange? Carlie fragte sich, ob eine Stunde wohl zu lange wäre. Sie hatte wirklich keine Lust, hineinzugehen, obwohl sie sicher war, dass niemand sie erkennen würde. Wer würde in diesem gewagten Kostüm schon Carlie McDaniels, die altjüngferliche Grundschullehrerin, vermuten? Selbst ihr Haar und ihre Augenfarbe waren anders, dank der Perücke und der getönten Kontaktlinsen.
Sie benahm sich wie ein Feigling, das stimmte schon, aber zwei lange Jahre waren seit ihrer Scheidung vergangen, und obwohl das genug Zeit gewesen war, ihre Unabhängigkeit zu erlangen und Ordnung in ihrem Leben zu schaffen, hatten diese beiden Jahre nicht ausgereicht, um ihr Selbstvertrauen als Frau wiederherzustellen. Brenda bezeichnete Carlie als attraktiv und reizvoll, aber Carlies Mann hatte etwas ganz anderes behauptet.
Hastig verdrängte sie die bedrückenden Erinnerungen, nahm ihren ganzen Mut zusammen und wandte sich zur Eingangstür. Sie würde Brenda den Gefallen tun, ungefähr eine Stunde zu bleiben, um dann still und leise wieder zu verschwinden. Der Gedanke an ihr kleines, ordentliches Haus, wo niemand auf sie wartete, erschien ihr plötzlich sehr verlockend.
Tyler Ramsey hasste Partys.
Während er sich leicht belustigt umschaute, war er bemüht, nicht allzu gelangweilt zu erscheinen. Es war immer dasselbe – die Spielchen und die Anmache. Mehrere Frauen, die allein erschienen und ganz offensichtlich auf Männerjagd waren, musterten ihn mehr oder weniger unverhohlen, seit er das Haus betreten hatte. Eine Kleopatra, eine Elfe, ein Indianermädchen – sie alle spielten ihre Rollen tadellos. Es war sein Ruf, was sie an ihm reizte, das war ihm klar. Das Komische daran war nur, dass das meiste, was über ihn getuschelt wurde, gar nicht stimmte.
Sich abwendend, fragte er sich, warum er sich von Brenda zur Teilnahme an der Party hatte überreden lassen. Sicher, er langweilte sich und wusste nichts Rechtes mit sich anzufangen; er brauchte ein bisschen Aufregung und jemanden, der ihn zum Lachen brachte …
Sein Bruder lachte sehr viel in letzter Zeit.
Nicht etwa, dass Tyler eine feste Bindung gesucht hätte. Er war noch keiner Frau begegnet, mit der er den Rest seines Lebens hätte verbringen wollen. Jason konnte sich glücklich schätzen, dass er Brenda gefunden hatte. Doch Frauen wie sie waren rar. Im Haus wimmelte es nur so von Frauen, aber keine vermochte seine Neugier zu erwecken. Sie waren alle gleich. Sie lachten, flirteten, tranken. Ihr Verhalten war in jedem Punkt berechnet und vorhersehbar.
Viele hatten ihn zu seinem Piratenkostüm beglückwünscht und ihm versichert, dass er sehr sexy darin wirkte. Alle wussten, wer er war, weil er keine Maske trug und auch nicht geschminkt war wie die anderen Gäste. Seine einzige Konzession war eine Augenklappe, die er schräg über dem linken Auge trug. Ein weites weißes Hemd und eng anliegende schwarze Hosen vervollständigten das Kostüm. An einem breiten Gürtel um seine Hüfte hing ein Schwert, und er trug schwarze Stiefel, die ihm bis an die Knie reichten.
Gelangweilt setzte er sich auf einen Stuhl und beobachtete teilnahmslos das bunte Treiben um sich herum. Eine blonde Walküre kam zu ihm hinüber und setzte sich mit einem wissenden Lächeln auf seine Knie. Er kannte dieses Lächeln. Es gehörte seiner Exgeliebten, Valerie, und war ein Lächeln, mit dem sie ihre Absicht kundtat. Früher hätte er entsprechend darauf reagiert, doch jetzt löste es nur Gereiztheit in ihm aus. Als sie sich vorbeugte, zwang er sich zu einem höflichen Gesichtsausdruck. Sie hatten eine kurze Affäre miteinander gehabt, die auf Valeries ausdrücklichen Wunsch hin frei von gegenseitigen Verpflichtungen war, und dann hatte sich die Sache im Sand verlaufen.
Valerie hatte einen Mann gewollt, der die Spielregeln kannte, sich das Beste leisten konnte und in bestimmten Kreisen verkehrte – in ihren Kreisen. Sie hatte seinen Sportwagen geliebt, seine gesellschaftlichen Beziehungen und den Sex mit ihm. In dieser Reihenfolge.
Er hatte jemanden gebraucht, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte und der ihm Zerstreuung von seinen Pflichten als Anwalt und der Leere seines privaten Lebens bot. Doch nun war es vorbei.
Er wusste das. Warum wusste sie es nicht?
„Erkennst du mich nicht, Tyler?“
Da auf dem Stuhl kein anderer Platz für seine Hände war, legte er eine Hand auf Valeries Rücken, die andere auf ihren nackten Oberschenkel. „Natürlich. Du bist eine schöne norwegische Göttin.“ Sein legendärer Charme siegte wieder einmal über seine Ungeduld.
Valerie lachte kehlig. „Und du gibst einen sehr glaubwürdigen Piraten ab. Hast du vor, das Haus zu plündern und dich mit weiblichen Gefangenen davonzumachen?“
Tyler war nicht nach Spielchen zumute, und so entschied er sich zu einer Lüge. „So ist es, Sweetheart.“
Schmollend strich sie mit den Fingern durch sein Haar. „Du bist sehr begehrenswert heute Abend, Tyler …“
Er musste sich zusammennehmen, um nicht die Augen zu verdrehen, und der Gedanke, in sein leeres Haus zurückzukehren, erschien ihm auf einmal gar nicht mehr so reizlos.
Als er aufschaute, sah er Brenda, seine Schwägerin, an der Küchentür stehen, wo sie mit einem Mann sprach, der wie ein römischer Soldat gekleidet war. Tyler wollte schon aufstehen, um die Party zu verlassen, als Brenda sich plötzlich mit erwartungsvoller Miene in Richtung Küche umdrehte. Ein hingerissenes Lächeln erschien auf ihren Zügen, und der Römer neben ihr ließ fast sein Glas fallen.
Zum ersten Mal an diesem Abend erfasste Tyler Spannung. Er starrte auf die Küchentür und wartete. Brenda schien plötzlich ungemein begeistert, und er fragte sich, warum. Sie wirkte auf einmal so durchtrieben wie die Fee, als die sie sich verkleidet hatte.
Indem er sich behutsam aus Valeries Umklammerung befreite, erhob sich Tyler neugierig, so vertieft in seine Beobachtungen, dass er Valeries Protest nicht hörte. Sein Blick war auf die Küchentür gerichtet.
Und da sah er sie.
Die Frau, die unsicher neben Brenda stand, schien sich der Bewunderung, die sie erregte, nicht einmal bewusst zu sein. Sie war bezaubernd.
Dunkles Haar fiel ihr in weichen Wellen auf die Schultern, und ihr Kostüm ließ wenig Raum für Fantasie. „Üppig“ war der erste Gedanke, der Tyler bei ihrem Anblick kam.
Sie war nicht dünn, aber ihre Kurven befanden sich an den richtigen Stellen; ihre langen Beine waren wohlgeformt und malten sich verführerisch unter den durchsichtigen Haremshosen ab. Ihre Taille war schlank, ihr Nabel ein heller Schatten in der sanften Wölbung ihres Bauchs. Ihre Schultern, straff und breit für eine Frau, waren stolz gereckt, trotz ihres offenbaren Zögerns; ihre Brüste waren voll, hoch angesetzt und fest. Eine Maske bedeckte ihr Gesicht von der Nase bis zum Haaransatz. Aber das kümmerte Tyler nicht.
Sie beugte sich nun vor und flüsterte seiner Schwägerin etwas zu, worauf Brendas Lächeln verblasste und sie sich hilfesuchend im Raum umschaute. Ihr Blick erfasste Tyler, und als sie seine hingerissene Miene sah, wandte sie sich wieder zu der Haremsdame um, woraufhin diese Tyler ansah.
Selbst aus der Entfernung, die sie trennte, spürte er die Nervosität der Frau. Sie schien verblüfft und ein wenig verärgert über sein Interesse und sah so aus, als ob sie jeden Augenblick die Flucht ergreifen würde.
Tyler lächelte nicht, als er seine Augenklappe abnahm und langsam auf die Frau zuging. Mit großen Augen und scheinbar unfähig, sich zu rühren, schaute sie ihm entgegen. Als er sich ihr näherte, fiel ihm auf, dass ihre Augen von einem unnatürlich starken Blau waren. Kontaktlinsen? Als Teil ihres Kostüms?
Neugier erfasste ihn.
Als ihn nur noch wenige Schritte von ihr trennten, trat Valerie ihm in den Weg.
Er warf ihr einen gereizten Blick zu. „Ich muss gehen.“
„Tyler, warte! Ich möchte mit dir reden.“ Ihre Hand glitt seinen Arm hinauf; ihre Stimme senkte sich zu einem verführerischen Schnurren. „Ich brauche einen Begleiter für morgen Abend. Für ein Bankett. Es wird sicher lustig.“
Er hatte keine Zeit für sie. Valerie kam immer dann, wenn sie etwas von ihm wollte. Ganz sicher brauchte sie ihn diesmal, um Zugang zu dem Wohltätigkeitsbankett zu erlangen. Bei Eintrittspreisen von eintausend Dollar musste sie sich ausgerechnet haben, dass einflussreiche Leute anwesend sein würden. Aber er war nicht an ihrem Vorschlag interessiert.
Kopfschüttelnd drehte er sich wieder zu der Frau im Haremskostüm um … und stellte fest, dass sie verschwunden war. Als er sich zur Küche wandte, sah er sie gerade noch aus der Gartentür schlüpfen.
Die verlockende Unbekannte war ganz offensichtlich auf der Flucht. Etwa vor ihm?
Er durfte sie nicht aus den Augen verlieren. Es war zwar lächerlich, wie heftig dieser Impuls war, aber er handelte danach, trotz allem.
Brenda ergriff seinen Arm, als er der faszinierenden Haremsdame folgen wollte.
„Tyler! Willst du mich nicht einmal begrüßen?“
„Was?“, erwiderte er gereizt.
Brenda starrte ihn an. „Was ist los mit dir?“
„Wer war das?“
Mit erhobenen Brauen schaute Brenda sich um. „Oh, nur ein Gast.“
Tyler sah sie forschend an. „Geht sie schon wieder?“
„Nein, sie ist nur ein bisschen schüchtern. Ich musste sie überreden, heute Abend herzukommen, und jetzt hat sie Bedenken.“
„Ich wollte gerade hinausgehen, um ein bisschen frische Luft zu schnappen.“
Brendas Lächeln verblasste. „Es regnet, Tyler. Was willst du …“
Schon halb von ihr abgewandt, entgegnete er: „Keine Sorge, Brenda, ich verspreche dir, nicht in Schlamm zu treten.“ Damit trat er aus der Gartentür und schaute sich rasch um. Ein beleuchteter Weg führte zum Poolhaus, und dort war eine Bewegung zu erkennen.
Tylers Herz hämmerte in seiner Brust, als er mit hastigen Schritten über den nassen Pfad eilte, und seine Muskeln waren so angespannt, dass seine Bewegungen ihm brüsk und ungelenk erschienen. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er zum letzten Mal so begierig gewesen war, eine Frau kennenzulernen.
Ungeduld und Spannung beherrschten ihn, und er zwang sich, vor der Tür des Poolhäuschens haltzumachen. Den Kopf tief in den Nacken gelegt, ließ er den Regen seine erhitzte Haut abkühlen. Er übertrieb. Sie ist schließlich auch bloß eine Frau, sagte er sich beruhigend.
Aber dann dachte er an ihre großen Augen, die ihn erstaunt anblickten, und er spürte, wie sein Magen sich zusammenzog.
Er legte die Hand auf den Türknauf, halb in der Erwartung, dass die Tür verriegelt war. Doch sie war offen, und Tyler blieb einen Moment stehen, damit seine Augen sich an das gedämpfte Licht gewöhnen konnten. Und da sah er sie.
Sie hatte mit dem Rücken zur Tür gestanden, eine Hand an ihrer Stirn, die andere zur Faust geballt. Aber als die Tür sich mit einem leisen Klicken hinter Tyler schloss, zuckte die Frau zusammen und drehte sich zu ihm um. Sie wich einen Schritt zurück, blieb dann jedoch abrupt stehen und starrte ihn bestürzt an.
Tyler schluckte. Er konnte ihre Nervosität und Unsicherheit spüren und war seltsam berührt. Noch nie zuvor hatte er bei einer Frau so sehr den Wunsch verspürt, ihr Trost zu spenden, sie zu beruhigen. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, sie gehalten und gestreichelt … und sie geliebt.
Mit einem tiefen Atemzug lehnte er sich mit dem Rücken an die geschlossene Tür und zwang sich zu einem Lächeln. „Hallo.“
Carlie war wie erstarrt und unfähig, sich zu rühren. Sie konnte Tylers Blick auf ihrem Körper spüren und hörte jeden seiner Atemzüge. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Er konnte sie unmöglich erkannt haben, und doch schien ihm zu gefallen, was er sah. Sie hatte noch nie einen Mann so reagieren sehen – nicht auf sie. Sie war nicht fähig, etwas zu sagen, ihre Kehle war wie zugeschnürt.
„Sie sind schön“, flüsterte er rau.
Sie traute ihren Ohren nicht. Brenda hatte ihr versichert, dass die Männer sie attraktiv finden würden, aber sie hatte ihr nicht geglaubt. Im Allgemeinen gönnte Tyler ihr niemals einen zweiten Blick, aber er hatte sie ja auch noch nie zuvor in einem solchen Kostüm gesehen.
Ja, das Kostüm war zweifellos ein Fehler gewesen.
Tyler beobachtete sie noch immer, und sie überlegte fieberhaft, was sie sagen sollte. „Und Sie sehen … gefährlich aus.“
Seine Zähne blitzten, als er grinste. „Nicht sexy?“
Verwirrt schüttelte sie den Kopf und fragte leise: „Was ist aus Ihrer Begleiterin geworden?“
Er neigte den Kopf, als müsse er sich anstrengen, sie zu verstehen, und näherte sich ihr langsam. „Sie war nicht meine Begleiterin.“
Lügner, dachte Carlie. Ein Mann wie er würde nicht allein zu einer Party kommen. Ohne selbst etwas dazu zu tun, übte er eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf schöne Frauen aus. Und das war Valerie Rush ganz ohne Zweifel: schön, elegant, kultiviert und ungeheuer selbstsicher. Buchstäblich alles, was Carlie nicht war.
Warum also war Tyler ihr gefolgt? Sie war sich seiner stets bewusst gewesen, denn er war ein Mann, der nicht zu übersehen war, dunkelhaarig, charmant und liebenswürdig. Und vor allem unerreichbar. Zumindest für eine Frau wie sie.
Doch nach ihrer miserablen Ehe wollte sie auch gar keinen Mann mehr haben, nicht einmal Tyler Ramsey.
Er trat einen Schritt vor, als sie schwieg, und sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß.Tyler musterte sie so interessiert und eindringlich, dass ihr ganz anders wurde. Sie erbebte innerlich, seine männliche Ausstrahlung war ihr derart stark bewusst, dass sie sich wie beschwipst fühlte. Sie vermochte den Blick nicht von ihm abzuwenden.
Er trat einen weiteren Schritt vor.
Es regnete jetzt heftiger, die Tropfen prasselten dumpf gegen die Fenster und auf das Dach. Carlie war froh über das dämmerige Licht im Raum, das ihr die Illusion gab, sich in einem Traum zu befinden. Tyler sollte sie nicht erkennen. Noch nicht. Vielleicht sogar nie.
Ganz unvermittelt streckte er die Hand nach ihr aus, um sie gleich darauf wieder sinken zu lassen. „Kennen Sie mich?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ Denn diesen ernsten, aufmerksamen Mann, der Erotik und Sinnlichkeit ausstrahlte, kannte sie tatsächlich nicht. Die ganze Atmosphäre schien erfüllt von seinem Duft, von seiner Nähe.
Sein Blick glitt erneut über ihren Körper, und dann schaute er ihr eindringlich in die Augen.
Sie wagte nicht, etwas zu sagen. Was gab es auch schon zu sagen? Es war schließlich nicht Carlie McDaniels, die sein Verhalten provozierte, sondern die Nacht, die Atmosphäre und das Geheimnisvolle der Maskerade. Wenn er erfahren hätte, wer sie war, hätte er das Interesse an ihr sehr schnell verloren. Mit dem gleichen höflichen Kopfnicken, mit dem er sie sonst auch zur Kenntnis nahm, hätte er sich abgewandt, um sein Leben fortzusetzen.
Doch so wie es war, kam Tyler weiter auf sie zu, und sie beschloss, dass sie ihm nicht offenbaren würde, wer sie war. Er würde nie herausfinden, wer sich hinter der Maske verbarg.
Sie musste gehen, musste …
Er legte die Hand auf ihren Arm. „Warten Sie. Bitte.“
Zitternd versuchte sie, sich loszureißen.
Er gab sie augenblicklich frei. „Verzeihen Sie.“ Wieder ging ein Zittern durch ihren Körper. „Sie frieren.“
Unsicher, wie sie sich verheilten sollte, wandte Carlie sich ab. Und dann war Tyler plötzlich hinter ihr, und sie fühlte sich, obwohl er sie nicht berührte, von der Wärme seines Körpers eingehüllt. Eine seltsame Hitze stieg in ihr auf und konzentrierte sich in ihrem Bauch. Das Gefühl war fremd und aufregend. Als Tylers Atem ihren Nacken streifte, erschauerte sie.
Seine Handflächen streiften ihre Schultern, linderten Kälte und Feuchtigkeit und wärmten sie. Sie verlor sich in seiner Nähe, seinem Duft.
Seine Berührung war behutsam, zaghaft fast, und als sie sich nicht regte, trat er noch näher, bis sie seine Brust an ihrem Rücken spürte und seine Schenkel an ihren. Wieder ging ein Zittern durch ihre Glieder.
Seine Finger strichen sehr sacht über ihre Arme, und nach einem tiefen Atemzug umfasste er ihre Schultern und zog sie an sich. Als er endlich sprach, klang seine Stimme rau und unsicher.
„Ich will dich … ich habe dich schon im dem Moment begehrt, als ich dich zum ersten Mal sah.“
Sie rührte sich nicht, als seine Lippen sehr sanft über ihren Nacken glitten. „Ich will dich“, wiederholte er. „Bleib bei mir.“
Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie Tyler je solche Worte in den Mund gelegt. Und nun sprach er sie aus … es war unglaublich. Als hätten sich ihre geheimsten Fantasien verwirklicht.
Sie schluckte, schloss die Augen und flüsterte: „Ich will dich auch.“
Tyler atmete langsam aus und versuchte sich zu entspannen. Sie würde bleiben.
Er begriff weder sein eigenes Verhalten noch ihre Reaktion, wusste nur, dass er diese wundersame Schönheit nicht gehen lassen durfte. Im Gegensatz zu den anderen Frauen auf der Party hatte sie ihre Vorzüge nicht zur Schau gestellt, ja, sie schien sich ihrer nicht einmal bewusst gewesen zu sein, trotz des aufreizenden Haremskostüms, das mehr enthüllte, als es verbarg. Und selbst jetzt noch, in diesem intimen Augenblick, kam sie ihm unglaublich verwundbar vor. Und misstrauisch.
Er senkte den Kopf, atmete ihren Duft ein und strich mit der Hand über ihren nackten Bauch. Sie zuckte zusammen und wich zurück.
Erstaunt über ihre Reaktion, zwang er sich, jegliche Bewegung zu vermeiden. „Pst. Ich werde dir nicht wehtun.“ Sie verhielt sich eigenartig still, obwohl sie am ganzen Körper zitterte, und das brachte ihm zu Bewusstsein, wie unerfahren sie in Wirklichkeit noch war. Alles ergab auf einmal einen Sinn. Sie war misstrauisch, weil sie Grund dazu besaß. Zunächst verwirrte der Gedanke ihn, doch dann löste er Beschützerinstinkte in ihm aus, wie sie ihm bis dahin fremd gewesen waren. Er wollte die Frau nicht erschrecken; sie sollte ihn nicht fürchten.
Behutsam schloss er sie in die Arme. „Hab keine Angst. Ich würde dich niemals verletzen.“
In einer stummen Geste des Vertrauens legte sie ihre Hand auf seinen Arm. Etwas schnürte sich in seiner Brust zusammen. Wirklich erstaunlich, welche Reaktionen sie in ihm erzeugte. Lächelnd rieb er sein Kinn an ihrer Schläfe und drehte sie sanft zu sich um.
Als er ihr Kinn umfasste, sah er das schwache Licht im Raum in ihren großen Augen reflektiert. Langsam, fast schüchtern senkte er den Kopf und berührte ihren Mund mit seinen Lippen. Es war kein leidenschaftlicher, sondern ein sehr sanfter Kuss. Da sie nicht zu wissen schien, was sie mit ihren Händen anfangen sollte, legte sie sie ihm auf die Brust.
Mit einem leisen Stöhnen zog er die betörende Fremde noch näher. „Öffne deinen Mund“, bat er leise.
Als sie es tat, strich er mit der Zungenspitze über ihre Lippen und zog die Konturen ihres Mundes nach.
Nach einer Weile brach er die Liebkosung ab. Ihre Finger umklammerten sein Hemd, sie keuchte leise, und unwillkürlich presste er sie an sich, um sie das ganze Ausmaß seiner Erregung spüren zu lassen. Sie schien verblüfft über seine unverhohlene Begierde, und er sah, wie sie die Augen schloss. Ihre Reaktion entzückte ihn – nichts hatte ihn je zuvor so stark erregt und ihn sich so lebendig fühlen lassen wie ihre unschuldige Akzeptanz.
Ihre Maske war jedoch im Weg, und er schickte sich an, sie zu entfernen. Sofort zuckte sie zurück und schlug entsetzt die Hand vor ihren Mund.
„Ich wollte nicht …“ Tyler zögerte und schüttelte den Kopf. „Entschuldige. Ich dachte nur … es schien mir das Richtige zu sein.“
Sie schüttelte den Kopf. „Du darfst mir die Maske nicht abnehmen.“
Verwundert zog er die Brauen hoch.
„Du sollst nicht wissen, wer ich bin.“
Er trat näher und spürte die Hitze, die sich unter seiner Haut zusammenbraute. Sie war die faszinierendste Frau, der er je begegnet war. Als er versuchte, sie dazu zu bewegen, ihn anzusehen, wandte sie sich ab. Sanft berührte er ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. „Was möchtest du?“
Sie schluckte. „Dich“, flüsterte sie und lehnte sich an ihn.
Tyler schnappte überrascht nach Luft, dann zog er sie zu einem Kuss an sich. Als seine Zunge in ihren Mund vordrang, spürte er, wie sein Verlangen sich ins Unerträgliche steigerte. Aber es war längst nicht mehr nur sein eigenes Begehren, das ihn lenkte, sondern der übermächtige Wunsch, ihr alles zu geben, was sie sich von ihm erhoffte und was sie von ihm erwartete. Sie sollte nicht bereuen, ihm vertraut zu haben.
Sie sollte überhaupt nichts zu bereuen haben.