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Südtiroler Farbtupfer ist eine poetische Annäherung an eine Region im Herzen Europas, die zugleich provinziell und weltoffen, konservativ und innovativ, italienisch, tirolerisch, ladinisch, überfüllt und einsam und vor allem wunderschön ist. Der Autor bereist Südtirol seit seiner Kindheit und hat mehrere Bücher darüber veröffentlicht. Hier wählt er nun die Form des Gedichts, um heiter und ernsthaft, mit einem Augenzwinkern und manchmal ein bißchen satirisch seine Außenansichten, die teilweise auch Innenansichten sind, den Leser*innen nahezubringen. In der neuen, erweiterten Auflage sind einige Verse zum Gardasee hinzugekommen, nicht selten werden beide Regionen in einem Urlaub nacheinander besucht. Spaß dabei!
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Seitenzahl: 40
Unser Südtirol
Sich Südtirol nähern
Am Brenner
Dolomiten
Ötzi
Karthaus
Wosserwasser
Almauftrieb und Almabtrieb
Castelfeder
BikeHike
Die Etsch
Die Sachsenklemme
Tourismus
Pizza Napoletana beim Putzer
Drei Zinnen
Tris
Das Viertelbier
Die Italiener
Ladinien
Täler
Die Alm
Hüttennächte
Kronplatz
Gemeindeleben
Herbert Pixner Projekt
Apfelblüte
Oktoberreben
Grenzstein
Südtiroler Idylle
Schneekanonen
Speck
Käse
Ziegen
Messner
Graun
St. Sisinius in Laas
Die Lärche
Oberfinserhof
Lago di Garda
BikeMania
Unten, oben und anderswo
Zwischen Himmel und Erde
Autogrill
Mautstation
Limone
Gardasee Weihnacht
Prada, Winter, vor dem Regen
Peschiera sul Garda
Canale di Tenno
Wir Deutsche fahren gern dorthin.
In der Region ist alles drin!
Im Winter locken Ski und Schlitten,
im Sommer nette Wanderhütten.
Im Herbst, da duften die Kastanien
und es gibt Sonne wie in Spanien.
Im Frühjahr grüßt die Blütenpracht,
der Knödeltris ist selbstgemacht,
und seht nur, wie ein jeder lacht
im Glanze seiner Sonntagstracht!
Nun ja, es wird schon viel gebaut,
der Bagger gräbt, wohin man schaut,
die Lodge, sie leuchtet in der Ferne:
Fünfeinhalb gezackte Sterne!
Der Bademantel blendend weiß
und nebenbei: der Preis ist heiß!
Am Gipfelkreuz vom Petz am Schlern
da haben sich die Massen gern,
und vielerorts herrscht Parkverbot,
denn der Verkehr ist aus dem Lot.
Doch blickt der Mensch zum Rosengarten,
wo König Laurins Sagen warten
und abends rote Felsen leuchten,
dann fühlt er, wie die Augen feuchten,
und tief im Innern weiß er wohl:
So schön ist’s nur in Südtirol!
Ab Innsbruck schleicht der Zug dahin
durch Felsen, und wir mittendrin.
Ein schmales Tal mit wenig Licht,
das sich an steilen Flanken bricht.
Der Zug, er schnauft und ächzt und rattert
und pfeift und bläst und rauscht und knattert.
Dunkle Tannen, lichte Fichten
könnten allerlei berichten,
Äste, Zweige, Büsche, Stämme,
über steilen Hängen Kämme,
immer wieder Tunnelschwärze.
Neonlicht, gleich einer Kerze
flackert bleich am Deckengang.
Draußen zieht der Alpenhang
ewiggleich und sanft vorüber.
Fast am Himmel, obendrüber,
Brücken, die auf Stelzen stehen.
Nur die Laster sind zu sehen,
kriechen wie ein müder Wurm
aufwärts unter Schnee und Sturm.
Bahn und Autos eint ein Nenner:
Alle wollen hoch zum Brenner.
Welch ein Ort, so voller Mythen,
Einkaufszentren, Plastiktüten,
Gleisen, Lastern, grauen Dächern,
Imbissstuben, Wegwerfbechern,
Menschentrauben, stets im Lauf,
lange hält sich niemand auf.
Zollhaus, Schlagbaum sind Geschichte.
Anekdoten und Berichte,
wie es früher einmal war,
hört man in der Bahnhofsbar.
Wenn der Zug dann weiterfährt,
fühlt man sich so unbeschwert.
Das liegt bestimmt, so glaubt man wohl,
am klaren Licht von Südtirol.
Der Brennerpass ist unterschätzt,
weil jeder Mensch nur drüber hetzt,
und keinem ist mehr wirklich klar,
dass hier einmal die Grenze war.
Kasernen wittern vor sich hin,
das Zollhaus liegt noch, ohne Sinn,
zwischen Hang und Kreisverkehr.
Die Autos fahren kreuz und quer,
und parken hier und parken dort,
der Brenner ist ein Auto-Ort.
Die Menschen, die hier parkend stoppen,
gehen dann im Outlet shoppen,
die Freude drüber im Gesicht.
Zum Bahnhof gehn sie eher nicht.
Dort graut und döst die Brennerwelt,
und Mensch und Zug sind abgestellt.
Sie warten auf die Weiterreise,
glitzerfrei und ziemlich leise.
Die Autobahn in Richtung Norden,
verstopft von deutschen Sonntagshorden,
sie bietet Trost und Rast beim Lanz.
Die Pause lohnt sich voll und ganz.
Es darf ein Cappuccino sein,
das Tramezzino mundet fein,
und ein paar Äpfel, Käse, Wein,
packt man schließlich auch noch ein.
Zum Lokus geht’s in jedem Falle
durch eine lichte, hohe Halle,
und mancher hat sich schon gefragt,
was dieser Tempel ihm wohl sagt?
Durch die Scheiben drängt das Licht,
welches sich auf Kuben bricht,
Schatten wirft und Formen schafft,
grenzenloses Spiel der Kraft
von Natur und Jahreszeiten,
engem Raum und großen Weiten.
Auch dieser Platz, steht heut, für Kenner,
symbolisch für die Ortschaft Brenner.
Felsen, Grate, Kare, Zacken,
Schuhe, die beim Steigen zwacken,
Hütten, Kühe, Blumenwiesen,
Zwerge, Elfen, Götter, Riesen,
Erbe einer Weltkultur,
Größe und Romantik pur.
Wolkentanz und Alpenglühen,
Tropfen, die vom Himmel sprühen,
Adler, Gämsen, Murmeltiere,
heiße Suppen, kühle Biere.
Aber halt auch Menschenmassen,
Gondelbahnen, Pistentrassen,
Gletscherschmelze, Erosion,
Lichtverschmutzung und Beton.
Es bleibt zum Schluss der Blick von oben,
vom höchsten Punkt, vom Gipfel droben.
Da ist man auch nicht mehr allein
und trotzdem lichtet sich das Sein
und lässt des Menschen Blick sich klaren:
Es gilt, die Schöpfung zu bewahren.
Am Anfang war ja nicht mal klar,
ob er ein Südtiroler war.
Das hat man ganz schnell nachgemessen
und damit war der Käs gegessen.