Gardasee Wanderführer Michael Müller Verlag - Florian Fritz - E-Book

Gardasee Wanderführer Michael Müller Verlag E-Book

Florian Fritz

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Beschreibung

E-Book zur 3. komplett überarbeiteten und aktualisierten Auflage 2018. Hach, der Gardasee! Unsere Sehnsucht nach dem Süden findet unmittelbar hinter den Alpen ihre Erfüllung. Endlich Gelassenheit, Sonne, Wasser, Wein, Zypressen und Oliven. Dumm nur, dass man den Lago vor allem im Juli und August mit zwei Millionen anderen teilen muss. Ein Glück für alle, die neben Bikini und Badehose die Wanderstiefel eingepackt haben oder die Hauptferienzeit meiden. Denn Schönheit und Idylle liegen oft nur wenige Meter über den Strandbädern, und die Landschaften mit ihrer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt sind wirklich das ganze Jahr über zum Wandern geeignet. Florian Fritz führt Sie 35-mal durch sein Paradies zwischen 2.200 Meter hohem windumtostem Felsgrat und den sanft plätschernden Wellen unten am See.

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Seitenzahl: 336

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Inhaltsverzeichnis
Wichtige HinweiseWandern am GardaseeWanderregionen am GardaseeWetter und WandersaisonStein- und Felskunde für WandererPflanzenweltTierweltAusrüstung und VerpflegungNotfall und NotfallnummernTourplanung und -durchführungSüdliches SarcatalTour 1: ** Durch das Biotop der Marocche di Dro: artenreiche Mondlandschaft im SarcatalLänge: 5,8 km ■ Gehzeit: 2:30 Std Tour 2: **** Durch Felswände über dem Sarcatal: Sentiero degli Scaloni und Sentiero dell’AngloneLänge: 6,6 km ■ Gehzeit: 3:15 Std Tour 3: *** Auf den Monte StivoLänge: 9,8 km ■ Gehzeit: 4:00 Std Tour 4: ** Steinbrüche und Ritzzeichnungen bei Arco: von San Martino nach PianauraLänge: 5,2 km ■ Gehzeit: 1:55 Std ■ kinderfreundlichTour 5: *** Von Arco auf den Monte Colodri und den Monte ColtLänge: 7,1 km ■ Gehzeit: 3:15 Std Tour 6: * Auf Rilkes Spuren in und um Arco I: zur Eremo di San PaoloLänge: 5,6 km ■ Gehzeit: 1:35 Std ■ kinderfreundlichTour 7: ** Auf Rilkes Spuren in und um Arco II: zur Mühle von VigneLänge: 6,9 km ■ Gehzeit: 2:45 Std Monte-Baldo-MassivTour 8: ** Von Torbole nach Tempesta: auf dem Sentiero Panoramico Busatte – TempestaLänge: 6,1 km ■ Gehzeit: 2:10 Std ■ kinderfreundlichTour 9: *** Von der Bergstation der Monte-Baldo-Seilbahn auf den Monte Altissimo di NagoLänge: 15,7 km ■ Gehzeit: 5:50 Std Tour 10: ** Abstieg von der Bergstation der Monte-Baldo-Seilbahn nach MalcesineLänge: 7,8 km ■ Gehzeit: 2:55 Std Tour 11: *** Durch die Felsabbrüche am Sentiero del VentrarLänge: 4,9 km ■ Gehzeit: 1:45 Std Tour 12: ** Ölbaumterrassen über dem Lago: von Cassone nach Castelletto di Brenzone Länge: 7,8 km ■ Gehzeit: 2:55 Std Tour 13: *** Von der Punta Piaghen über den Monte Luppia zur Punta San VigilioLänge: 13,7 km ■ Gehzeit: 4:15 Std Tour 14: ** Rund um San Zeno di MontagnaLänge: 4,8 km ■ Gehzeit: 1:55 Std Tour 15: *** Rundwanderung von Prada Alta über das Rifugio Fiori del Baldo und die CostabellaLänge: 11,6 km ■ Gehzeit: 4:35 Std Tour 16: ** Rundwanderung vom Albergo Castagneto über die Almen des MonteLänge: 9,3 km ■ Gehzeit: 3:30 Std Tour 17: ** Rundwanderung von Lumini über den Monte BelpoLänge: 5,6 km ■ Gehzeit: 2:00 Std Südlicher GardaseeTour 18: ** Auf die Rocca von GardaLänge: 5,1 km ■ Gehzeit: 1:35 Std ■ kinderfreundlichTour 19: * Am Seeufer von Garda nach Lazise Länge: 9,1 km ■ Gehzeit: 2:40 Std Tour 20: ** Auf die Rocca di ManerbaLänge: 4,3 km ■ Gehzeit: 2:00 Std ■ kinderfreundlichTour 21: ** Dreikirchenrundgang – auf Glaubenspfaden durch einsame Idylle über der Bucht von SalòLänge: 8,9 km ■ Gehzeit: 3:20 Std Westlicher GardaseeTour 22: * Ins Valle delle Cartiere – auf den Spuren mittelalterlicher PapierproduktionLänge: 4,0 km ■ Gehzeit: 1:30 Std ■ kinderfreundlichTour 23: *** Auf den Monte Castello di GainoLänge: 8,8 km ■ Gehzeit: 4:10 Std Tour 24: *** Stille Einkehr und grandiose Panoramen: von Sasso über die Eremo San Valentino auf die Cima ComerLänge: 7,8 km ■ Gehzeit: 4:10 Std Tour 25: *** Von der Cima Rest auf den Monte CaploneLänge: 15,4 km ■ Gehzeit: 5:30 Std Tour 26: ** Von Prabione zur Wallfahrtskirche Santuario di MontecastelloLänge: 4,8 km ■ Gehzeit: 2:05 Std ■ kinderfreundlichTour 27: *** Von Campione auf der Hochebene von Tremosine nach Pieve di TremosineLänge: 6,9 km ■ Gehzeit: 3:20 Std Tour 28: * Im stillen Hinterland: von Polzone zur Eremo San MicheleLänge: 7,6 km ■ Gehzeit: 2:10 Std ■ kinderfreundlichNordwestlicher GardaseeTour 29: ** Auf dem Sentiero del Sole bei LimoneLänge: 6,9 km ■ Gehzeit: 2:40 Std ■ kinderfreundlichTour 30: **** Höhentour über Limone: von Pregasina über die Punta dei Larici und die Cima BalLänge: 11,3 km ■ Gehzeit: 5:20 Std Tour 31: ** Badespaß und Buchenwälder: rund um den Lago di LedroLänge: 9,2 km ■ Gehzeit: 3:30 Std Tour 32: ** Die Via del Ponale: von Pré nach Riva auf historischen WegenLänge: 8,2 km ■ Gehzeit: 2:50 Std ■ kinderfreundlichTour 33: *** Zur Kapelle Santa Barbara hoch über RivaLänge: 4,6 km ■ Gehzeit: 2:30 Std ■ kinderfreundlichTour 34: ** Auf den Monte BrioneLänge: 6,1 km ■ Gehzeit: 2:05 Std Tour 35: * Rund um den Lago di Tenno und nach CanaleLänge: 4,6 km ■ Gehzeit: 1:25 Std ■ kinderfreundlichÜber dieses BuchPräambelImpressumIndex
Wandern am Gardasee
Der Gardasee, größter See Italiens, ist nicht nur durch den viel zitierten Goethe zum Spiegelbild der Sehnsüchte all jener geworden, die nördlich des Alpenhauptkamms über zu kurze, kühle Sommer und zu lange Winter klagen. Er steht für so gut wie alles, was zwischen Garmisch-Partenkirchen und Flensburg mit Italien in Verbindung gebracht wird: endlose Sonnenstunden, Badespaß, rasantes Surfen und Segeln über zackigen Schaumkronen, delikates Olivenöl, fruchtigen Wein, hohe Zypressen über blauem Wasser. Nicht zuletzt hat er sich in den vergangenen Jahren insbesondere im Nordteil zu einem Mekka der Mountainbiker entwickelt. Auch Kletterfreunde kommen an zahllosen Steilwänden auf ihre Kosten - in Arco fanden sogar schon mehrfach die Kletterweltmeisterschaften statt.
Die Folge der vielfältigen Freizeitmöglichkeiten sind die hohen Besucherzahlen. Weit über zwei Millionen Gäste reisen jährlich an die Gestade des Lago, ein großer Teil davon im Juli und August, wenn die italienischen Sommerferien mit denen vieler deutscher Bundesländer zusammenfallen. Dann heißt es auch: endlose Staus auf den Straßen um den See, überhöhte Preise in Hotels und Pensionen, schlecht gelauntes Personal in Restaurants und auf Campingplätzen.
Und hier kommen diejenigen ins Spiel, für die dieses Buch geschrieben ist: die Wanderer nämlich haben, sofern sie nicht an die Sommerferien gebunden sind, einen großen Vorteil. Der Gardasee eignet sich eigentlich das ganze Jahr über zum Wandern, am schönsten ist es nicht im Hochsommer, sondern im Mai, Juni und Oktober. Während im Frühjahr die Farben und Formen unzähliger Blüten und Blumen beglücken, sind es im Herbst das stabile Wetter, die Färbung der Laubbäume und das entspannte Durchatmen der Nachsaison, das förmlich um den ganzen See herum zu spüren ist.
Die Vielfalt der Landschaft macht die Region zum einzigartigen Wanderrevier. Zwischen 100 m und 2200 m über dem Meeresspiegel finden sich auf engem Raum zahllose Landschaftsformen und eine reichhaltige, oftmals endemische Flora und Fauna. Sonnige Olivenhaine, dichte Buchenwälder, saftige Almwiesen, enge Felsschluchten und zackige Grate lassen das Wandererherz höher schlagen. Und wo sonst lässt sich schon eine Wanderung auf windumtostem Grat zwischen Schneeresten beginnen und wenige Stunden später in wärmender Sonne am Seeufer im Angesicht sanft plätschernder Wellen bei einem entspannten Glas Wein oder einem Cappuccino beenden?
Kleine Namenskunde
Der Gardasee hieß bis ins 11. Jh. lacus benacus. Der römische Name stammt angeblich von der Siedlung Benacum, die einmal an der Stelle des heutigen Toscolano existiert haben soll. Es gibt aber auch die Sage vom Wassergott Benacus, der den lacus benacus für die Bergnymphe Engadina schuf - woraufhin sie ihm das Kind Garda gebar. Der Begriff taucht auch heute an vielen Stellen auf: z. B. im „Giro del Benaco“ oder in „Torri del Benaco“.
Wanderregionen am Gardasee
Die Wanderregionen am Gardasee lassen sich gut anhand geographischer Gegebenheiten einteilen. Von Trento kommend, führt das fruchtbare, von Gletschern geschaffene Sarcatal zwischen den mächtigen Gipfeln Monte Casale, Brento, Monte Bondone und Monte Stivo nach Süden. Es endet schließlich, vom in seiner Mitte einsam aufragenden Monte Brione zweigeteilt, bei Riva und Torbole an den Wassern des Sees.

Die kleine Kirche Sant’Apollinare nördlich von Arco (Tour 6)

Hier beginnt der gewaltige Bergrücken des Monte-Baldo-Massivs. Er erstreckt sich mit steil zum Ufer abfallenden Felsflanken an der gesamten östlichen Seeseite entlang und endet erst auf der Höhe von Garda, wo er in sanfte, weinbewachsene Hügel übergeht. Diese fruchtbare, vom früheren Gletscherabraum gebildete Endmoränenlandschaft zieht sich dann um den gesamten, weitläufigen Südteil des Gardasees. Im Südwesten, auf der Höhe von Salò, geht das flache Gelände allmählich wieder in gebirgigere Landschaft über. Der westliche Gardasee wird von zahllosen markanten Gipfeln geprägt. Der nordwestliche Gardasee schließlich besticht durch steile Felswände, die direkt aus dem tiefblauen Wasser des hier schmalen und windreichen Sees in den Himmel emporzusteigen scheinen.

Auf alten Pflasterspuren durch Olivenhaine (Tour 12)

Gardasee in Zahlen
Der Gardasee ist 51,6 km lang. Er misst im Norden zwischen Riva und Torbole nur 4 km in der Breite, im Süden dagegen bis zu 17,2 km. Bei einer Fläche von 370 km² hat er einen Umfang von 160 km. Seine tiefste Stelle liegt mit 346 m vor Magugnano di Brenzone.
Der Gardasee grenzt an drei italienische Regionen: Im Norden bis Tempesta (Ostufer) und kurz vor Limone (Westufer) ist es das Trentino, am Westufer von Limone abwärts die Lombardei und am Ostufer von Tempesta abwärts Venetien. Die Grenze zwischen Venetien und der Lombardei verläuft dabei ziemlich genau in der Mitte des Sees.
Südliches Sarcatal : Inmitten weitläufiger Pflaumen-, Apfel- und Kiwiplantagen windet sich der Fluss Sarca, der im Sommer oft eher einem Rinnsal gleicht, nach Regenfällen aber zum breiten Strom anschwellen kann, am beschaulichen Drò und dem quirligen, geschichtsträchtigen Arco vorbei nach Süden. Das Tal wird im Osten von den mächtigen Monte Bondone und Monte Stivo (→ Tour 3) und im Westen von Monte Casale und Brento begrenzt. Weite, im Frühjahr und Sommer blumenübersäte Almwiesen begleiten den Wanderer am Monte Stivo und lassen nicht vermuten, dass auf der Ostseite mächtige Felsen zum Etschtal hin abbrechen. Die senkrecht aus dem Sarcatal emporsteigenden Felswände südlich des Monte Brento verbergen eine atemberaubende Wanderung mit Kraxelelementen über Eisentreppen und Drahtseilversicherungen (→ Tour 2). Westlich von Arco ragen die berühmten Kletterfelsen des Monte Colodri und Monte Colt empor. An ihrer Westseite zeigen sie sich sanft und bewaldet, so dass man ihre Gipfel auch ohne Kletterausrüstung bezwingen kann (→ Tour 5) - der Grat, der sie verbindet, hat allerdings durchaus einige spektakuläre Abschnitte mit Schwindel erregendem Blick ins Sarcatal!
Trockensteinmauern am Gardasee - Kampf um fruchtbaren Boden
An den Hängen des Gardasees sind terrassierte Anbauflächen bis etwa 500 m Höhe häufig zu finden. In Jahrhunderten wurden diese landwirtschaftlichen Nutzflächen den steilen Hängen abgetrotzt, indem man in aufwändiger Handarbeit Trockensteinmauern errichtete.
Dem Wanderer begegnen diese Zeugnisse bäuerlicher Architektur auf Schritt und Tritt - welche Mühe ihre Herstellung erfordert, wird er sich kaum vorstellen können.
Zur Errichtung einer solchen Mauer wird in 50 cm Tiefe im Erdreich zunächst eine robuste Steinschicht verlegt, die das Fundament bildet. Danach werden die Mauerschichten von außen nach innen schichtweise auf das Fundament gesetzt. Kleinere Steine dienen als Füllmaterial für die Zwischenräume und werden mit dem Hammer festgeklopft. Um Stabilität zu gewährleisten, muss immer wieder ein großer Stein auf zwei kleinere darunter liegende gesetzt werden.
Die Pflege und Reparatur von Trockensteinmauern ist mit einigem Aufwand verbunden. Dennoch sind in den Olivenhainen noch viele von ihnen in relativ gutem Zustand zu finden.
Daneben bietet das Sarcatal ungewöhnliche Talwanderungen, so z. B. durch die felsübersäte Mondlandschaft der Marocche von Dro (→ Tour 1) oder durch Oliven- und Laubmischwälder vorbei an einigen alten Kalksteinbrüchen zu prähistorischen Ritzzeichnungen (→ Tour 4). In Arco weilte zudem im 19. Jh. für einige Wochen der Dichter Rainer Maria Rilke. Er durchwanderte den Ort und seine Umgebung und schrieb seine Eindrücke in Briefen und Gedichten nieder. Auf zwei beschaulichen Wanderungen (→ Touren 6 und 7) folgen wir seinen Spuren und stellen fest, dass trotz vieler Veränderungen manche seiner Eindrücke nichts von ihrem Zauber verloren haben.
Monte-Baldo-Massiv: Der majestätische Gebirgsstock des Monte-Baldo-Massivs zieht sich entlang der gesamten Ostseite des Gardasees. Zunächst steigt er steil zum Gipfel des Monte Altissimo (→ Tour 9) empor und senkt sich dann zur Bocca di Navene und den Cime di Ventrar (→ Tour 11). Dann steigt er wieder an und führt über die Gipfel Cima delle Pozze und Cima Valdritta (mit 2218 m der höchste Punkt des Massivs) bis zur Punta Telegrafo. Diese Region ist durch steile Felsflanken, zackige Grate und endlose Geröllfelder geprägt und vermittelt dem Wanderer hochalpine Erlebnisse mit spektakulären Panoramen. Nach der Punta Telegrafo senkt sich das Massiv hin zum breiten Bergrücken der Costabella und den darunter liegenden weitläufigen Almflächen. Hier faszinieren Wanderungen (→ Touren 10 sowie 15 bis 17) über Blumenwiesen und durch Kastanienhaine, im Sommer begleitet vom Gebimmel unzähliger Kuhglocken.
Wer es mediterraner mag, kann das Massiv des Monte Baldo auch 1000 Höhenmeter niedriger erwandern. Hier ist das Klima milder und die Panoramen sind ähnlich beeindruckend wie oben. Bei Torbole beginnt die Palette mit Höhenwanderungen oberhalb des Seeufers durch Buchenwälder und Olivenhaine, immerzu das glitzernde Wasser des Lago vor Augen. Die Wege ziehen sich in stetem Auf und Ab vorbei an Malcesine, Brenzone und Torri del Benaco bis nach Garda (→ Touren 8, 12 und 13).
Südlicher Gardasee : Der südliche Teil des Gardasees beginnt bei Garda und seiner steil aufragenden Rocca (→ Tour 18). Das Seeufer schwingt sich in weitem Bogen über die quirligen und mediterran anmutenden Ortschaften Bardolino, Lazise (→ Tour 19), Peschiera, Sirmione und Desenzano mit ihren malerischen Häfen bis nach Manerba mit seinem charakteristischen Felsen (→ Tour 20). Das flache Hinterland ist mit Weinreben bepflanzt (erhöhte Bekanntheit erlangte in den letzten Jahren der fruchtige Roséwein Chiaretto) und ansonsten ziemlich zersiedelt.
Nördlich von Manerba ändert sich die Landschaft und auf der Höhe von Salò steigen die ersten Ausläufer der waldreichen südlichen Brescianer Voralpen empor. Hier lässt sich auf einer malerischen Wanderung (→ Tour 21) vorbei an mehreren kleinen Kirchen das einsame Hinterland erkunden.

Historische Papierfabrik im Valle delle Cartiere (Tour 22)

Westlicher Gardasee: Der westliche Teil des Gardasees wird vom wald- und gipfelreichen Parco Alto Garda Bresciano dominiert. Oberhalb des mondänen Kurorts Gardone und des etwas zersiedelten Toscolano-Maderno ragen der zerklüftete Monte Castello di Gaino (→ Tour 23) und der mächtige Monte Pizzocolo, mit 1581 m höchster Gipfel im Südwesten, empor. Nördlich schließt sich oberhalb des pittoresken Orts Gargnano die wilde Cima Comer (→ Tour 24) mit ihren unzugänglichen bewaldeten, fast 1000 m hohen Abbrüchen zum Seeufer hin an. Nordwestlich der Cima Comer findet sich im einsamen, dicht bewaldeten Herzen des Parco Alto Garda Bresciano der mächtige Aussichtsgipfel des Monte Caplone (→ Tour 25), eine lange, spektakuläre Bergtour völlig abseits allen touristischen Trubels. Dichte Buchenwälder und weite Hochflächen, Steilhänge und Grate lassen sich dabei erkunden.
Wer es weniger alpin mag und die Nähe des Sees schätzt, kann im Valle delle Cartiere (→ Tour 22) auf historischen Pfaden der Papierproduktion wandeln. Nördlich von Gargnano verläuft die Küstenstraße durch zahlreiche Tunnel. Auf einer kurvigen Serpentinenstraße gelangt der Wanderer ins Dorf Tignale. Von hier läuft man aussichtsreich zu der einem Adlerhorst gleich auf einem Felsen gelegenen Wallfahrtskirche Santuario di Montecastello (→ Tour 26) am Monte Cas. Nördlich des Monte Cas mit seiner zum See hinabstürzenden Felsflanke kauert der frühere Industrieort Campione auf einer kleinen Landzunge am Seeufer. Nur über einen Tunnel erreichbar, ist er Ausgangsort für eine schöne Rundwanderung (→ Tour 27) zur Hochebene von Tremosine. Am westlichen Rand der Hochebene findet sich schließlich eine beschauliche Wanderung im stillen Tal des Flusses San Michele zu einer alten Einsiedelei (→ Tour 28).
Naturparks am Gardasee
Um den Gardasee gibt es zahlreiche kleine Naturparks und Biotope, die sich vor allem durch eine große botanische Vielfalt auszeichnen. In diesem Führer erwandern Sie das Biotop der Marocche von Dro (Tour 1), das Biotop des Monte Brione (Tour 34), das Riserva Naturale Integrale Lastoni Selva Pezzi (Tour 12) sowie den Parco Alto Garda Bresciano (Tour 21-30). Er stellt mit 38.000 ha das bei weitem größte Schutzgebiet und den einzigen Regionalpark am Gardasee dar und verfügt über ein eigenes Besucherzentrum (→ Tour 26 „Besucherzentrum und Museum“).
Nordwestlicher Gardasee: Der nordwestliche Teil des Gardasees beginnt geographisch beim malerischen und quirligen Ort Limone mit seinen zahlreichen verfallenen Zitronengärten. Er liegt am Seeufer unmittelbar unterhalb der gewaltigen Felswand der Cima Mughera. Eine aussichtsreiche Wanderung führt vom alten Hafen im Ort zwischen Zypressen etwas oberhalb des glitzernden Wassers entlang in Richtung Norden (→ Tour 29). Nördlich von Limone verläuft die Straße bis nach Riva zum guten Teil durch Tunnel. Von Riva aus gelangt man mit Auto oder Bus ins Tal des Flusses Ponale, das sich von Pré di Ledro zum Seeufer hin erwandern lässt (→ Tour 32). Dabei läuft man auf einem Teil der spektakulär in den Fels gehauenen alten Ponalestraße - ein einmaliges Erlebnis! Eine prächtige Panoramatour auf einem Grat hoch über dem Wasser verläuft von Pregasina über die Punta dei Larici und die Cima Bal (→ Tour 30). Hier bewegen wir uns auf dem Bergmassiv, das den Gardasee vom Ledrotal trennt. Im Ledrotal und dem weiter nördlich gelegenen Tennotal liegen die „kleinen Geschwister“ des Gardasees, der Lago di Ledro (→ Tour 31) und der Lago di Tenno (→ Tour 35). An ihren Ufern lassen sich gemächliche Wanderungen mit Badegarantie absolvieren.
Hoch über Riva thront als schneeweißer Fleck im scheinbar endlosen Fels der Berge die Kapelle Santa Barbara, die sich in einem schweißtreibenden Aufstieg erreichen lässt (→ Tour 33). Zu guter Letzt ist dem isoliert zwischen Riva und Torbole westlich der Mündung des Flusses Sarca liegenden Monte Brione eine Wanderung gewidmet (→ Tour 34). Sie verbindet spektakuläre Ausblicke auf See und Berge mit einem Wegverlauf zunächst entlang steiler Felsabbrüche und später durch Buchenwald und mediterrane Olivenhaine. So stellt diese Tour gewissermaßen die Essenz der Vielfalt dar, die das Wanderrevier Gardasee zu bieten hat.
Wetter und Wandersaison
Klima und Jahreszeiten: Das Klima am Gardasee ist für all jene, die nördlich der Alpen leben, Ausdruck der immerwährenden Sehnsucht nach besserem Wetter. Die Temperaturen sind ganzjährig mild, da die Berge die kalten Nordwinde abhalten. Die Wassermassen des Sees (366 km2 bei max. 364 m Tiefe) wirken zusätzlich ausgleichend - die Wassertemperatur fällt nie unter 8 °C.
Peler, Ora und Balinot - von wo am Gardasee der Wind weht
Über die Winde am Gardasee ließen sich dicke Abhandlungen schreiben - nicht umsonst befinden sich hier einige der bekanntesten Surfspots Europas. Aber auch die Wanderer können die häufig wechselnden Winde durchaus zu spüren bekommen - sei es als willkommene Abkühlung an einem heißen Tag oder als Zeichen, Schutz vor nahendem Unwetter zu suchen.
Peler - auch Nordwind genannt: Es handelt sich um einen Schönwetterwind, der kontinuierlich von Juni bis September im Schnitt jede dritte Nacht zwischen Mitternacht und 3 Uhr morgens einsetzt. Er beginnt auf dem nördlichen und mittleren Gardasee und breitet sich mit dem Sonnenaufgang auf der gesamten Fläche des Sees aus. Er dauert bis zu 12 Stunden.
Ora - Südwind: Dieser bläst aus dem Süden und setzt sich aus sehr vielen kleinen, einzelnen Winden zusammen, die sich auf der Höhe von Gargnano und Brenzone vereinigen. Die Ora beginnt nach abflauendem Peler gegen Mittag und hält bei stabiler Wetterlage bis Sonnenuntergang an. Der Wind bläst das ganze Jahr über, am stärksten allerdings im Sommer, denn er benötigt eine starke Sonneneinstrahlung auf dem Wasser und der umliegenden Bergkette im Norden des Gardasees.
Balinot: Er weht aus dem Tal von Ballino nördlich des Lago di Tenno über das nordwestliche Tal von Riva. Der Balinot setzt meistens nach einem Schneefall in den Bergen oder im Sommer nach starker Abkühlung ein und weht im Gebiet des Peler. Er ist allerdings erheblich stärker als dieser und kann zwei bis drei Tage dauern.
Ponal: Dieser sommerliche Westwind kommt aus dem Ledrotal durch die schmale Ponaleschlucht gefegt und beginnt nicht vor dem Nachmittag. Wenn er sich mit dem Peler vereinigt, deutet dies auf einen Wetterumschwung hin.
Weitere Winde am Gardasee sind der Vènt da Mut bei Gargnano, der Vènt de la Val bei Campione oder als Fallwind nach einem Gewitter bei Limone, der Vinesa am Südufer in Verbindung mit einer Bora (Nordostwind an der Adria), der Fasanella im Golf von Salò und der seltene Wärmegewitterwind Vènt de Tèp in der südlichen Seehälfte.
Der Frühling setzt früh ein. Schon im März blühen am Seeufer die Wiesen. Der Sommer ist heiß, aber durch die häufigen Winde selten drückend. Im Herbst herrscht noch bis in den Oktober warmes, stabiles Wetter. Selbst im Januar kann es sonnige, milde Tage geben - die mittleren Januartemperaturen liegen etwa 2 bis 3 °C über denen in der Po-Ebene. Allerdings können dann nachts Minusgrade auftreten und die Gipfel und Grate der hohen Berge, allen voran der Monte Baldo, sind unter einer Schneedecke verborgen.
Dabei gibt es am See selbst beträchtliche Klimaunterschiede. Besonders mild und mediterran ist es an der Südwestecke. So herrscht in Gardone Riviera das mildeste Klima nördlich des Apennins.
Das Gebiet am Gardasee ist vor allem durch große Höhenunterschiede auf engem Raum charakterisiert: Salò im Südwesten liegt auf gerade mal 75 m, der höchste Gipfel am Monte Baldo, die Cima Valdritta, kommt dagegen auf 2218 m. Dies schlägt sich auch in den mittleren Tageshöchsttemperaturen nieder: Betragen sie z. B. im Juli in Salò 28,5 °C, liegen sie am Stausee Lago Pra de la Stua bei Brentonico am Osthang des Monte Baldo in 1045 m Höhe nur noch bei 21,7 °C (→ Diagramm Tagestemperaturen).
Die Niederschlagsmengen am Gardasee sind in etwa so hoch wie auf der Alpennordseite. Allerdings tritt hier insbesondere im Frühjahr und Herbst eine sog. Südstaulage auf. In diesem Fall presst von Süden wehender Wind die Luftmassen gegen die Alpensüdseite. Es bilden sich kräftige Wolken, die zu heftigem Regen und Unwetter führen können. Solch eine Wetterlage kann über mehrere Tage anhalten und führt auf der Alpennordseite zum berühmten Föhn, der dann - ausnahmsweise - die Wetterverhältnisse einmal umkehrt.
Der Südstau bedingt hohe Niederschlagsmengen, die allerdings häufiger in Form von Platzregen niedergehen, dafür aber an viel weniger Tagen als nördlich der Alpen. Die niederschlagsreichsten Monate sind in Malcesine Juni, August (wegen der Gewitterneigung im Hochsommer) und November. Am Lago Pra de la Stua sind es Mai und Oktober (→ Diagramm Niederschlagsmenge).
Die jährliche Sonnenscheindauer liegt am Gardasee deutlich höher als auf der Alpennordseite. In Malcesine scheint die Sonne im Schnitt 2044 Stunden im Jahr, in Oberstdorf nur 1596 Stunden.
Wandersaison: Es mag auf den ersten Blick überraschend wirken, aber Wandersaison am Gardasee ist eigentlich (fast) das ganze Jahr über. Bedingt durch die großen Höhenunterschiede genießt der Wanderer das seltene Vergnügen, verschiedene Jahreszeiten im Laufe nur einer Tour (z. B. Tour 10) durchwandern zu können. Während am Monte Baldo gerade mal die ersten zarten Schneeglöckchen unter dem Schnee hervorspitzen, kann man bei Malcesine am Ende der Tour schon (fast) ins Wasser springen! Und während sich am Monte Baldo unter Umständen noch die Skifahrer auf den - zugegebenermaßen überschaubaren - Pisten tummeln, wandern wir bei Brenzone (→ Tour 13) oder der Rocca von Garda (→ Tour 18) schon durch blühende Wiesen.

Dolce far niente in der Frühlingssonne (Tour 25)

Tageslängen Riva del Garda
Tag
Sonnenaufgang
Sonnenuntergang
Tageslänge
15. Jan.
7.53 Uhr
16.58 Uhr
9:05 Std.
15. Febr.
7.21 Uhr
17.41 Uhr
10:20 Std.
15. März
6.32 Uhr
18.20 Uhr
11:48 Std.
15. April
6.31 Uhr
20.02 Uhr
13:31 Std.
15. Mai
5.45 Uhr
20.41 Uhr
14:56 Std.
15. Juni
5.26 Uhr
21.08 Uhr
15:42 Std.
15. Juli
5.41 Uhr
21.04 Uhr
15:23 Std.
15. Aug.
6.15 Uhr
20.28 Uhr
14:13 Std.
15. Sept.
6.53 Uhr
19.32 Uhr
12:39 Std.
15. Okt.
7.32 Uhr
18.33 Uhr
11:01 Std.
15. Nov.
7.17 Uhr
16.46 Uhr
9:29 Std.
15. Dez.
7.50 Uhr
16.33 Uhr
8:43 Std.
Alle Zeitangaben sind in MEZ bzw. MESZ (Monate April bis Oktober).
Um die weltberühmte Blumenvielfalt des Monte Baldo kennenzulernen, ist der Zeitraum von Ende Mai bis Ende Juni am geeignetsten. Hohe Berge wie der Monte Stivo (→ Tour 3), der Monte Caplone (→ Tour 25) und eben der Monte Baldo (→ Touren 9 bis 11, 14 und 15) können allerdings durchaus bis Anfang Juni noch mit Schneeresten bedeckt sein.
Im Juli, August und bis Mitte September ist es am Gardasee nicht nur sehr voll und ziemlich heiß, sondern es steigt auch die Gewitterneigung. Zudem gibt es dann häufig die Besonderheit, dass der Kamm des Monte Baldo schon am frühen Vormittag von einer Wolkendecke verhangen ist, während am übrigen Gardasee die Sonne scheint. Dies erklärt sich durch die isolierte Lage des Bergmassivs, das an beiden Längsseiten von tiefen Tälern begrenzt wird. So steigt an der Ostseite die feuchtwarme Luft des milden Etschtals an den Bergflanken empor und kondensiert in den kühleren oberen Luftschichten. Dieses Phänomen kann bei einem stabilen Hoch mehrere Tage währen und ändert sich erst, wenn über mehr als einen Tag kräftige Winde zu wehen beginnen. Wegen der Gewitterneigung ist es in den Sommermonaten ohnehin ratsam, früh aufzustehen und seine Touren bis zum Nachmittag beendet zu haben.
Ein herrlicher Wandermonat ist meist der Oktober. Stabiles Wetter, klare Luft und eine spektakuläre Färbung der Buchenwälder prädestinieren ihn geradezu für die hoch hinausgehenden Touren. Hinzu kommt die Ernte der Kastanien, die mit zahlreichen Festivitäten verbunden ist. Allerdings sind im Oktober die Tage kurz, was bei langen Touren unbedingt berücksichtigt werden muss.
In den Wintermonaten lassen sich an schönen Tagen alle Talwanderungen und solche in Talnähe in entspannter Nebensaisonatmosphäre durchführen - während die Lieben daheim entweder im Regen oder im Schneematsch mit ihrem Schicksal hadern ...!
Stein- und Felskunde für Wanderer
Die Berge um den Gardasee sind Teil der Südalpen und wurden durch Verschiebungen der Erdkruste empor gestemmt. Diese Auffaltung endete etwa vor 40 Millionen Jahren. In weiteren geologischen Prozessen, die bis vor etwa 5 Millionen Jahren andauerten, nahm das Gardaseegebiet seine heutige Form an. Da das Adamello-Massiv im Nordwesten des heutigen Sees als Gegenkraft auf die westlich gelegenen Berge wirkte, wurden diese zu einem breit aufgefächerten, komplexen System. Sein höchster Punkt im Norden ist der Monte Cadria mit 2254 m. Im südlichen Teil, den Brescianer Voralpen, dominiert der Gipfel des Monte Caplone mit 1976 m (→ Tour 25). Der Monte Baldo blieb von diesen Kräften verschont und stellt sich daher heute als ein eigenständiges Massiv mit schnurgeradem Kammverlauf dar.
In den folgenden Erdzeitphasen führte eine teilweise Bedeckung der Alpen durch Meere zu Sedimentablagerungen. Mit etwas Glück kann man z. B. am Monte Brione (→ Tour 34) versteinerte Zeugnisse dieser Epoche, wie beispielsweise Muscheln, finden.
Die harten Schichten der Berge am Gardasee bestehen aus Dolomit (der ältesten Gesteinsschicht), Granit und Gneis. Im Südwesten kommt auch der sog. lombardische Splitter aus der Kreidezeit vor, ein weiches, rötliches Gestein, z. B. im Valle delle Cartiere (→ Tour 22). Er enthält zahlreiche kleine Fossilien. Kalk und Kiesel finden sich am gesamten Westufer.
Am Monte Baldo kommen neben Dolomit, Gneis und Granit auch zahlreiche Marmorarten vor. Der Kalkstein späterer Epochen führt dazu, dass die Hänge des Massivs von unterirdischen Höhlen und Grotten durchzogen sind. In diesen verlaufen auch die meisten Wasserläufe talabwärts zum See. Einige Grotten haben einen Zugang von der Oberfläche her und können im Rahmen einer Führung besichtigt werden, z. B. die Grotte von Tanella bei Pai di Sopra (www.speleogarda-coop.eu). So erklärt es sich, dass am Monte Baldo nur sehr wenige Bäche an der Oberfläche bergab fließen.

Versteinerung am Monte Brione

Geschaffen durch Wasser und Wind: Karst am Colodri (Tour 5)

Prähistorische Bergstürze haben einige beeindruckende Felswüsten geschaffen, in denen die tonnenschweren Blöcke in wildem Chaos herumliegen, die sogenannten Marocche (→ Touren 1 und 8).
Der Gardasee selbst ist durch den Ausschliff eines Gletschers entstanden, der durch das Sarcatal nach Süden drängte. Bei seinem Rückzug vor etwa 10.000 Jahren hinterließ er an beiden Ufern Terrassen und Schuttablagerungen bis auf die Höhe von 700 m. Um den südlichen Uferbogen etwa von Salò im Westen bis zur Punta San Vigilio im Osten schuf er Moränenablagerungen, die sich heute als sanfte Hügellandschaft zeigen. Sie verhinderten den Abfluss der Wassermassen und sorgten so dafür, dass der See sich bilden konnte. Sein einziger natürlicher Abfluss ist der Mincio, der sich beim heutigen Peschiera ein Bett durch die Moränenwälle gegraben hat.
Pflanzenwelt
Die Vegetation wird maßgeblich durch die Höhenlage bestimmt. Das wird am Gardasee durch die großen Höhenunterschiede auf geringem Raum besonders deutlich. Während in Ufernähe teilweise submediterrane Vegetation (Palmen, Zypressen, Oliven, Zitronen) vorherrscht, werden die Bergregionen von alpinem Bewuchs (Latschenkiefern, Erika etc.) geprägt.
Submediterrane Region (bis etwa 1000 m): Das milde Sarcatal nördlich des Gardasees ist für seine Fruchtbarkeit bekannt. Dort werden Kiwifrüchte angebaut und die berühmten „Pflaumen von Dro“ geerntet. Auch Weinbau und Apfelplantagen gibt es hier. An den Ufern des Gardasees und in den flachen Seitentälern wachsen Zypressen, Oleander und Zedern, in Ufernähe sieht man auch palmengesäumte Promenaden. Im Süden ab Bardolino und Salò wird ebenfalls Wein angebaut. Bekanntheit hat in jüngerer Zeit insbesondere der Bardolino Chiaretto erlangt, ein fruchtiger Roséwein - perfekt geeignet, um sich nach einer ausgiebigen Wanderung bei einem eiskalten Glas selbst zu belohnen ...
Das westliche und südwestliche Ufer ist für seine Zitronengewächshäuser (Limone, Gardone) berühmt, die bis zum Beginn des 20. Jh. einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor am Gardasee darstellten. Das milde Klima führte auch dazu, dass botanische Gärten wie der Giardino Botanico Hruska angelegt wurden, der bei Gardone Riviera tausende tropischer und suptropischer Pflanzen präsentiert und der seit 1988 im Besitz von André Heller ist (www.hellergarden.com).

Federnelke

Enzian

Berg-Narzisse

Frühlings-Enzian

Weitere Bäume im submediterranen Gebiet sind Steineichen und Eschen. Dazwischen wachsen Rosmarin, Kapernstrauch, Margeriten, Geranien, Oleander. An den Ufern und Hängen des Gardasees gedeihen auch Olivenbäume. Die Haine um Arco sind die nördlichsten ganz Italiens.

Geflecktes Knabenkraut

Weiße Trichterlilie

Filzige Königskerze

Oberhalb von 400 m wachsen Flaumeichen, Hopfenbuchen, Schwarzkiefern und Waldkiefern. Im Buschwald finden sich Lorbeer, Terpentinbaum, Judasbaum, Vogelkirsche, Kreuzdorn, Glockenblumen, Veilchen und vereinzelt Haselnusssträucher, die jedoch in größeren Gruppen eher über 1000 m vorkommen (→ Tour 16).
Auf den Mähwiesen z. B. am südlichen Monte Baldo bei San Zeno, Lumini und Prada wächst eine vielfältige Blumenpracht aus Glockenblumen, Nelken, Lupinen, Hyazinthen, Narzissen, Mohn - je nach Jahreszeit. Eine der spektakulärsten Blumen ist die Feuerlilie, die auf italienisch „Giglia di San Giovanni“ heißt, weil sie um Johanni (24. Juni, Tag der Sonnwende) herum ihre riesigen feuerroten Blütenkelche öffnet.
Auf einer Höhe zwischen 400 m und 900 m gedeihen v. a. an den Hängen des Monte Baldo ausgedehnte Kastanienhaine. Unterschieden wird zwischen Edelkastanien (eher ovale Frucht) und Maronen (eher quadratische Frucht). Zur Zeit der Kastanienernte ab Mitte Oktober pilgern die Feinschmecker zum Fest von San Zeno di Montagna (→ Tour 14).
Gebirgslagen (ab etwa 1000 m): Über 1000 m finden sich um den Gardasee ausgedehnte Buchenwälder. Besonders schön sind sie am südlichen Monte Baldo oberhalb von Prada (→ Tour 15) oder am Monte Caplone (→ Tour 25). Es gibt auch weite Gebiete, in denen sich Buchen mit Weiß- und Rottannen und Kiefern mischen. Ebenfalls weit verbreitet über 1000 m ist die Haselnuss. In höheren Lagen oberhalb von 1500 m finden sich nur noch vereinzelt Buchen, dafür dominieren Latschenkiefern.
Die Almweiden am Monte Baldo und auf den westlichen Gardaseebergen beeindrucken durch reiche Blütenpracht. Pfingstrosen, Lilien, Knabenkräuter, Gelber und Blauer Enzian, Glockenblumen, Anemonen und viele andere tauchen die Berghänge im Frühsommer in ein Farbenmeer. Die Weiden reichen dabei vereinzelt bis auf über 2000 m empor wie z. B. an der Punta Telegrafo.
Während im hochalpinen Bereich keine Bäume mehr wachsen, kommen gerade dort viele geschützte Arten wie das Edelweiß oder die Alpenrose und sogar endemische Arten vor, z. B. die berühmte Ranuncolo di Kerner (Kerners Schmuckblume), die nur an wenigen Stellen des Monte Baldo wächst und Blumenfreunde aus aller Welt anzieht.
Flüssiges Gold vom Lago - Olivenanbau am Gardasee
Einige der Wanderungen in diesem Buch (→ Touren 4-7, 12, 13, 21, 34) führen durch zum Teil ausgedehnte Olivenhaine - die knorrigen Bäume mit den harten Blättern und den kleinen, grünen und später schwarzen Früchten stehen für einen Exportschlager des Gardasees: das native Olivenöl.
Am Gardasee begannen schon Etrusker und Römer mit dem Olivenanbau. Neben der aufwändigen Terrassierung der Hänge durch Trockenmauern verlangt auch die Kultivierung des Ölbaums viel Einsatz. Alle paar Jahre muss er zurechtgeschnitten werden. Wird der Stamm vom Pilz befallen, führen die dann ausgeschnittenen Stellen später zu den bizarren Verformungen, die viele Olivenbäume an Geisterwesen aus einer Sagenwelt erinnern lassen. Zwischen den Bäumen wächst Gras, das früher zur Heugewinnung benutzt wurde und heute als Dünger nach der Mahd liegen bleibt.
Die Oliven werden am Gardasee ab November bis März geerntet. Dazu und zur Pflege werden sogenannte Einbaumleitern („scalini“) benutzt. Das native Olivenöl („extra vergine“) des Gardasees trägt das Gütesiegel D.O.P. (denominazione di origine protetta), welches eine hohe Qualität garantiert. Mehr über den Anbau und die Varianten des Öls erfährt man im Olivenölmuseum bei Cisano (www.museum.it).
Die Pflanzenvielfalt des Monte Baldo war bereits im Mittelalter Gegenstand von Forschungen. Der Veroneser Botaniker Giovanni Pona gab schon 1607 ein umfassendes Bestimmungsbuch zu diesem Thema heraus. Wer sich heute ausführlich über die hochalpine Flora des Baldo informieren will, dem sei der alpine botanische Garten auf der Ostseite des Monte Baldo empfohlen: Der Orto Botanico del Monte Baldo liegt beim Rifugio Novezzina und ist über die Monte-Baldo-Höhenstraße ab Caprino Veronese über Ferrara di Monte Baldo zu erreichen (www.ortobotanicomontebaldo.org).
Tierwelt
Auch endemische Tierarten gibt es zahlreich am Gardasee und insbesondere im Gebiet des Monte Baldo. Allerdings handelt es sich dabei um gemeinhin weniger bekannte Wesen wie eine Unterart des Eismohrenfalters (ein Schmetterling; Erebia pluto burmanni) oder einen Laufkäfer (Cychrus cilindrocollis).
Unter den Vögeln gibt es einige bekanntere Arten zu bestaunen: diverse Schwalben- und Finkenarten, den Specht, den Wiedehopf, den Mauersegler, die seltenere Mönchsgrasmücke. Über den Gipfeln kreischen Bergdohlen, auch Turmfalken kommen vor, sogar der Steinadler zieht vereinzelt seine Kreise. In den Wäldern gibt es Rotwild, Füchse, Marder, Dachse, Hasen, Fasane, Rebhühner und den seltenen Auerhahn.
In der Dämmerung sowie in der Nacht flattern lautlos Fledermäuse, Schleiereulen und manches Mal der Uhu umher.
Auf den Trockensteinmauern huschen oftmals (Smaragd-)Eidechsen, seltener der Feuersalamander entlang.

Scheckenfalter

Gämse am Monte Altissimo

Die häufigsten Schlangen sind die ungefährliche Glattnatter und die giftige Aspisviper, die beide knapp einen Meter lang werden können. Sie bleiben jedoch in der Regel unsichtbar, weil sie schon die Flucht ergreifen, wenn sie die Erschütterung eines Wanderschuhs wahrnehmen. Der Autor hat im Laufe seiner 35 Wandertouren ganze zwei Mal den Schatten einer Schlange am Wegesrand wahrgenommen.
Die für den Wanderer attraktivsten Tiere finden sich oberhalb der Baumgrenze: es sind die Gämsen („camosci“) und die Murmeltiere („marmotte“). Bei fast allen alpinen Wanderungen dieses Buches (→ Touren 9 bis 11 sowie 15) gibt es durchaus Chancen, sie zu sehen. Dabei galten die Murmeltiere um 1850 am Monte Baldo als ausgestorben. Eine Wiederansiedlung wurde erst 1975/76 mit Hilfe des Alpenzoos Innsbruck und der Region Aostatal begonnen. Sie verlief erfolgreich und trug wesentlich dazu bei, dass auch der Adler sich wieder etablieren konnte.
Sogar Bären haben sich in den weiten Flanken des Monte Baldo schon herumgetrieben. Das bisher letzte Mal wurden im April 2011 von Waldarbeitern Bärenspuren oberhalb von Belluno Veronese in etwa 1400 m Höhe entdeckt - den dazugehörigen Bären haben sie aber nicht gesichtet ...
Ausrüstung und Verpflegung
Ausrüstung: Viele Wanderwege am Gardasee führen über steinigen Untergrund, so dass für die allermeisten Touren knöchelhohe Wanderschuhe mit gutem Profil notwendig sind. Einige Spazierwege in der Ebene (→ Touren 6, 7, 19, 31 und 35) lassen sich mit Turnschuhen oder Outdoorsandalen ebenfalls erwandern, bei allen anderen Touren raten wir nachdrücklich zu passendem Schuhwerk! Ebenso zur Ausrüstung gehören ausreichend Sonnenschutz, Erste-Hilfe-Set, Kopfbedeckung, Regenjacke und ein dicker Pullover bzw. Funktionskleidung nach dem Mehrschichtprinzip (Letztere vor allem im Frühling/Herbst und in Höhenlagen). In den Wintermonaten sind Mütze und Handschuhe sinnvoll. Wanderstöcke sind vor allem bei längeren steilen Auf- und Abstiegen von Vorteil. Bei manchen Wanderungen (→ Touren 19, 31 und 35) sollte man im Sommer die Badesachen einpacken, weil man nahezu an jeder Ecke eine neue Badestelle vor sich hat!

Verdiente Einkehr im La Colombera (Tour 34)

Verpflegung: Nicht sparen sollten Sie beim Getränkevorrat: 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Person sollten es schon sein; Quellen, Brunnen oder Einkehrmöglichkeiten finden sich nur auf einigen Strecken und sind bei den Touren angegeben. Ähnlich verhält es sich mit dem Proviant: Lieber ein paar Müsliriegel oder Sandwiches zuviel dabei haben, als sich die letzten Kilometer mit knurrendem Magen den Berg hinauf zu quälen.
Notfall und Notfallnummern
Ein Handy mit vollem Akku sollte man immer dabei haben, um im Notfall folgende Nummer wählen zu können: Tel. 112, die europaweite Notrufnummer. Unter Tel. 118 sind Notarzt und Rettungswagen zu erreichen, unter der gleichen Nummer kann man sich auch an die italienische BergrettungSoccorsoAlpino (Corpo Nazionale Soccorso Alpino e Speleologico, kurz CNSAS) weiterverbinden lassen. Ein paar Worte Italienisch sind bei diesen Telefonaten von großem Vorteil. Wer kein Handy dabei hat oder sich im Funkloch befindet, das internationale Notrufsignal am Berg lautet: optisches oder akustisches Signal 6x hintereinander mit jeweils 10 Sekunden Abstand dazwischen, danach 1 Minute warten, Notruf wiederholen (6 Signale im Abstand von je 10 Sekunden).
Tourplanung und -durchführung
Unsere ausgewählten Touren sind zumeist Rundwanderungen, z. T. auch Streckenwanderungen, d. h. der Rückweg entspricht dem Hinweg. Dabei können Sie aus einer großen Bandbreite von anstrengenden Tageswanderungen bis hin zu kurzen leichten Touren auswählen. Die jeweils angegebene Dauer der Touren ist als reine Gehzeit ohne Pausen zu verstehen. Mit Kindern wird es möglicherweise etwas länger dauern. Hunde sollten generell an der Leine geführt werden. Grundsätzlich ist ein zeitiger Aufbruch zu empfehlen (→ Tageslängen Riva, Wetter und Wandersaison). So weicht man im Sommer eher der Hitze aus und minimiert das Risiko, in einen Gewitterregen zu gelangen. Zudem ist selbst im Sommer der Verkehr um den Gardasee vor acht Uhr noch erträglich und man kommt dann erheblich schneller zum Ausgangsort.

Farbenfrohes Hafenbecken in Lazise (Tour 19)

Standorte: Der Gardasee besticht nicht nur durch die große Vielfalt und Schönheit seiner Landschaft - auch die ihn umgebenden Ortschaften haben einiges zu bieten. Malerische, verwinkelte Gassen, bunte Häuser mit jahrhundertealter Bausubstanz, würdevolle Kirchen, steinerne Burgen und moderne Museen gehören dazu.
Da die Entfernungen nicht allzu groß sind, ist man in der Wahl der Quartiere vergleichsweise flexibel (wobei der Verkehr auf der Uferstraße und der damit verbundene Zeitverlust nicht unterschätzt werden darf). Eine Anfahrtszeit über 0:30 Std. wird man selten benötigen.

Mediterrane Flora bei Arco (Tour 5)

Im Norden bieten sich für die Touren 1 bis 8 und 30 bis 35 sowohl Arco als auch Riva und Torbole als Standort an. Arco